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Lytel > little.

§ 319. Die entwickelung von lytel (lyt) zu little geht der von mare (ma) zu more anfangs parallel.

Lytel heisst zunächst nichts als 'klein' und hat sich zum unterschied von more diesen sinn bis heute erhalten: a little child, a little while.

Und wenn es auch in seiner beliebten verbindung mit singularen von stoffnamen, abstrakten und kollektiven den sinn 'wenig' gelegentlich zu entwickeln scheint, so giebt es doch, genau besehen, seinen ursprünglichen sinn nicht völlig auf.

Die keimkonstruktion aus der mycel mare mæst etc., ihre attributive verwendung und damit ihren neuen sinn entwickeln, ist allerdings bei lytel schon im AE. vorhanden: Do lytel sealtes to Herb. 2, 19 'thu ein kleines (= ein bisschen) salzes dazu'. Auch der artikel, der heute dies little meist begleitet, findet sich im AE. schon fakultativ: Ymbe an lytel ge me ne geseop and eft ymbe lytel ge me geseop John 16, 16.

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§ 320. Die vollendung dieser entwickelung, das heisst seine attributive verwendung und sein sinn 'wenig', lässt sich bei lytel erst vom Frme. an nachweisen:

a lutel ater OEH. p. 23, þer forðfareð lutel folc ib. p. 179, an lutel eordlich lond Kath. 2148.

me. a luitel seluer Piers Pl. A. pass. III 199, a luitel pruyde ib. X 99. ne. und mod. a little silver, a little money, a little water, little silver etc. etc.

§ 321. Diesen sinn 'wenig (ironisch = garnicht!)' hat es auch in einer noch heute beliebten ausdrucksweise, in der es als adverb erscheint.

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frme. Mani man seið: Hwa recho of pine, pe scal habben ende?' Litel, wat he, hwet is pine, and litel he hit icnawed etc. Poema M. 137.

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me. Arcite .. That litel wiste how nyh that was his care Ch. II 46, God wot he wolde have trowed it ful lite ib. 47, This Troilus is clomben on the staire, And litel weneth that he schall descenden id., IV 116, they gonnen hire conforten Of thynge, God woot, on which she litel thoughte ib. 329.

ne. lytel he thought that it had ben Gerames that fought with hym Berners' Huon p. 198.

mod. etwa little did I expect to find you here.

$322. Auch bei dem so oft als substantiv gebrauchten adverb lyt ist die entsprechende keimkonstruktion reich zu belegen, wenn auch, zum unterschied von ma, das auch singulare abstrakta regieren durfte, nur in verbindung mit genitiven pluraler appellativa.

ae. is swide lyt monna dæt ne sy mid dæm sumum besmiten L. E. 131, wop was wide, worulddreama lyt Caedm. 144, lyt freonda id. 124, hæfde wigena to lyt El. 63, wergendra to lyt prong ymbe peoden Beow. 2882, dat lyt manna þah ib. 2836.

§ 323. Freilich lässt sich die pluralische auffassung des lyt erst vom Frme. an am verbum erweisen.

frme. pe middel sti bituhhe riht and luft, þat lut cunnen halden OEH. p. 257, þær after com swulke monqualm p lute hær cwike læfden Laz. I 166, ähnlich ib. 172.

me. Lit ben pat pus understonden .... god OEH. II 123.

§ 324. Dies ist aber wahrscheinlich nur zufällig, d. h. aus der unzulänglichkeit unseres materiales erklärlich, da in einem falle wenigstens die neue konstruktion, in welcher der sinn des lyt nun nicht mehr 'wenig' sein kann, sondern 'wenige' sein muss, bereits für das AE. als erreicht sich belegen lässt.

ae. he mid lyt wordum his hæle begeat Be Domes D. 61.

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frme. lut ger he leouede Laz. I 11, nis nan kinelond .... þat ne bið sone inomen, zif þær bid to lute gumen Laz. II 133, ze muwen þauh siggen mid lut wordes hwat ze wulled A. R. p. 70, pe reue leup for hihde wid lut men into a bat Jul. p. 77.

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$325. Während nun, nach den vorgängen bei more zu urteilen, an diesem punkte der entwicklung der kampf des lytel gegen lyt beginnen und mit der aufsaugung und verdrängung des letzteren durch das erstere enden müsste, verschwindet in unserem falle lyt von der bildfläche fast ohne

kampf und gegenwehr, d. h. ohne irgendwelche sichere spur eines einflusses seinem gegner zu hinterlassen.

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Die erscheinung erklärt sich folgender massen. Durch seine eigentümliche entwicklung aus einem adverb 'wenig' zu einem adjektivischen indefinitum = 'wenige' war lyt in den machtbereich eines konkurrenten eingebrochen, der stärker war als es selbst. Das indefinitum feawe hatte funktion und sinn 'wenige' von ältester zeit her gleichsam in erbpacht, und da es hieraus nicht zu verdrängen war und lyt sich zu einem adverb nicht wieder zurückbilden konnte, anderseits aber aus der grundbedeutung 'wenige' eine neue nüance zu entwickeln nicht im stande war, so musste es der ökonomie der sprache, die nichts unnützes duldet, zum opfer fallen.

§ 326. Als anzeichen der der entgiltigen erdrückung vorausgehenden umklammerung lyt's durch feawe, könnte man aufzufassen versucht sein, die bei lyt gelegentlich auftretende flexion, sowie den bei ihm nicht selten sich zeigenden artikel. Allein in der neubildung lyte haben wir wohl einen ähnlichen vorgang vor uns wie bei hise, bei dem einen wie bei dem anderen wirkte wohl ausschliesslich der systemzwang der adjektivflexion. Was aber den unbestimmten artikel angeht, so dürfte derselbe noch weniger durch den einfluss von a few sich eingestellt haben. Denn in der zeit, aus der unsere belege von a lyte stammen, hatte a few noch die form ane fewe, und dies ane müssten wir doch in dem angenommenen falle in dem einen oder anderen belege erwarten, wenn nicht geradezu in allen.

frme. ich wile giu senden þe heuenliche frefringe wið-innen a lit dages OEH. II 117, al hit was awai iflozen buten a lite wifmen Laz. II 65, a softe rein of a lut teares A. R. p. 246.

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Ein frme. in ane lut wordes Hali M. p. 37 giebt es allerdings, aber dies bietet wohl an in der dativform des singulars; sieh oben § 19.

§ 327. Wir haben hier also vielmehr den einfluss von little vor uns und die obigen belege sind demgemäss anzeichen des beginnenden kampfes zwischen little und lyt, der, wie wir sahen, durch das mächtige eingreifen feawe's so schnell zu gunsten des ersteren beendet oder besser verhindert wurde.

Die gelegentliche verbindung mit dem demonstrativ allerdings scheint lyt in der that seinem synonym feawe zu verdanken.

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frme. hwa mei pence be hehscipe of be mede pat tis ilke lut wordes bicluppen abuten? Hali M. p. 19, we wilen perof cupen giu pese lit word OEH. II 105. Der singular des demonstrativs zeigt, dass auch noch am anfang des 13. jahrhunderts gelegentlich die alte konstruktion richtig verstanden, d. h. lut als regens des folgenden nomens erkannt wurde. Das 'word' im zweiten belege ist natürlich die alte pluralform.

§ 328. Ganz ohne gegenwehr, wie oben gesagt, scheint lyt doch nicht vom kampfplatz verschwunden zu sein. Die me. belege für lut als attribut singularer abstrakta und stoffnamen, wenn sie nicht die letzten reste einer alten konstruktion sind (bei ma ist diese verbindung bereits gut-ae., sieh § 310), würden einen zweifellosen übergriff auf das gebiet von little bedeuten.

me. lute zeme he nom to be wordle St. Dunst. 29, Hou scholde we So manie men fulle, ase here beoz, mid so luyte brede? Leb. Jesu 12, he is.... Of moche thogt, of lute speche Pop. Sc. 274.

Anm. Auch auf adjektivischem gebiete zeigt sich lyt's einfluss auf lytel. So findet sich im ME. gelegentlich a lute child, a lute hous und ganz gewöhnlich moche and lite = 'grosse und kleine' 'arme und reiche'.

Læsse (læs) > less.

§ 329. Eine ähnliche entwicklung wird der komparativ von lytel (lyt) durchgemacht haben, wenn sich auch in folge. mangels an belegen die einzelnen stadien dieser entwicklung nicht genau übersehen lassen. Ausserdem werden die verhältnisse hier noch besonders undurchsichtig dadurch, dass nach dem abfall der flexion die formen lesse und les in der kompromissform less zusammenfallen.

Das substantivierte neutrum læsse haben wir in:

ae. Gaderodon sum mare sum læsse Ex. 16, 17 aus collegerunt alius plus alius minus.

frme. p ha nowder ne ete lesse ne mare tweolf dahes fulle Kath. 1550, Mon (c)lensed his fleis hwenne he him gefed lutel to etene and lesse to drinke OEH. p. 147. Einem ae. flektierten lassan entspricht es in: Sum is strong, sum is unstrong 7 mei ful wel beo cwite 7 paie god mid lesse A. R. p. 6.

me. Ful litel he drank and les ete Laud Troy B. 7905.

§ 330. In verbindung mit einem nomen war dies læsse bisher nicht zu belegen und schon im Frme. ist es unmöglich zu entscheiden, ob in lasse das attributive adjektiv oder das substantivierte neutrum (als regens oder als attribut) vorliegt.

frme. sume per habbet lasse murhde, and sume habbed more OEH. p. 181. Anm. Shaksperes seltsames wanted less impudence Wint. III 2, 57, a beggar without less quality Cymb. I 4, 23 : = wanted more imp. bezw. without more qu. scheint aus einer kreuzung zwischen diesem und had less imp. bezw. with less qu. entstanden sein. Mehr belege

dafür wären sehr erwünscht.

§ 331. Leichter belegen lässt sich das als substantiv verwendete adverb las in verbindung mit genitiven pluraler appellativa.

ae. swa pe wyrtweard his wyrta geornor sette 7 plantode, swa he hira læs funde Dial. Greg. I 3, p. 23, 29 aus Cumque ille multa plantaret, quae minus inveniret; gif læs manna beo Ex. 12, 4, swa man mare sprycð swa

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