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Die provisorische Generalkarte in ihrer gegenwärtigen Form erfordert in Bezug auf das Detail des Meeres noch viele Ergänzungen; dieses Detail wird nach Maassgabe der Ansammlung der betreffenden Materialien eingetragen werden. Die weniger als 10 Saschen betragenden Tiefen (mit Ausnahme des nördlichen Theiles) so wie die an den Ufern vorkommenden Sandbänke werden wegen des kleinen Maassstabes dieser Karte gar nicht bezeichnet werden.

Bezüglich der Nomenklatur bemerke ich, dass ich bemüht war, auf den Karten nach Möglichkeit jene Benennungen wiederzugeben, welche von den dortigen Bewohnern und den Mannschaften der das Kaspische Meer befahrenden Schiffe gebraucht werden. Doch waren diese Bedingungen nicht so leicht zu erfüllen, wie es etwa ⚫ auf den ersten Blick erscheinen möchte, weil ein grosser Theil der Kaspischen Küsten theils verödet, theils von Völkerschaften verschiedenen Stammes und verschiedener Sprache, so wie von Nomaden und Halbnomaden bewohnt

ist. Wenn gleich das Meer nur von Russischen Schiffen befahren wird, so sind doch die Matrosen dieser Schiffe (dort Musuren genannt) zum grössten Theile entweder Perser, Tataren oder Kalmücken. Die Russische Bevölkerung befasst sich zumeist mit Fischerei und Fischhandel an dem nördlichen Theile so wie in der Nähe der Mündungen des Terek und der Kura.

In Folge dieser Sprachverschiedenheit der Küstenbevölkerung und der Stammesverschiedenheit der Kaspischen Seefahrer herrscht in den Benennungen der Uferobjekte ein ausserordentliches Chaos, in welchem man sich nur schwer zurecht finden kann. Indessen halte ich es bei diesem so kurzen Mémoire nicht für möglich, mich weiter über diesen so wie über ähnliche andere Gegenstände zu verbreiten, und behalte mir vor, bei der Vollendung des ganzen neuen Atlas des Kaspischen Meeres auf die bezüglichen Einzelnheiten näher einzugehen.

Beitrag zur Ethnographie Kurdistans und Mesopotamiens.

Von Dr. A. Schläfli.

1. Die Kurdischen Stämme des Dschebel Tôr. Gleichsam als eine Verlängerung der Mardindagh-leri oder des Karadscha-Dagh zieht sich zwischen dem Dschebel Sindschar und dem Tigris die Kette des Dschebel Tôr entlang, der von den Kurden Tschia-resch und von den Türken Mava oder Karadagh (beides ,,Schwarzer Berg" bedeutend) genannt wird. Bis in die neueste Zeit ist uns dieses mit zahlreichen Jakobitischen, Kurdischen und Jesidischen Ortschaften bevölkerte Gebiet ziemlich unbekannt geblieben und jeder noch so kleine Beitrag zur näheren Kenntniss dieses in so vielen Beziehungen interessanten Landes muss der Geographie erwünscht sein.

Während meiner vorjährigen Reise (1861) durch Kurdistan hatte ich Gelegenheit, einige, wenn auch sehr unvollkommene, Erkundigungen über die Kurdischen Stämme des Dschebel Tôr einzuziehen, die ich Ihnen hier mittheile.

Fast alle Kurdischen Bewohner des Tschia-resch gehören zu dem grossen Stamme der Aschyta, dessen Dialekt bedeutend von dem der Sasa- und Bohtan-Kurden abweicht. Dieser Hauptstamm zerfällt in mehrere Unter-Tribus, die, trotzdem dass das Tansimat auch in diesen Gegenden seinen wohlthuenden Einfluss ausgeübt hat, in fort währender Fehde unter einander verwickelt sind.

Von jenen Unter-Stämmen wurden mir folgende ge

nannt:

1. Arabia. Ihre Ortschaften erstrecken sich vom Tigris bis in die Nähe von Mediat. In Kerburan wohnt ihr Aga, der mit einem von Konstantinopel ernannten Kadi die Gerichtsbarkeit ausübt. Ihre 32 Dörfer heissen :

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Germav (am Tigris) Schattra (jetzt zerstört)

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Arba Schemsi Denge Guher

Moël (am Tigris). Dscherik

Daingisch (zerstört)

15 Kerben Abkömmlingen des 60-80 5-6 Propheten bewohnt)

Bei Germero, einem ungesunden Fieberneste, welches 4 Stunden von Tschelik entfernt liegt, entspringt aus einem Felsen bassin der Bach Nahar, der Stunde unterhalb des letzteren sich in den Tigris ergiesst. Zwei Stunden unterhalb Germero, an demselben Bache liegt Mischdi, von Christen bewohnt, die sich mit Weben von weissen Baumwollenzeugen beschäftigen. Eine Stunde von Mischdi und von Tschelik entfernt, ebenfalls am Nahar gelegen, befindet sich Sev. In seiner Nähe zeigen sich die Ruinen einer alten Stadt, die einen Umfang von bis 2 Stunden haben soll. Ihr heutiger Name ist Bati, was aber wohl wie das Türkische,,charabe" nur ein Ausdruck für „,zerstört" oder „,verwüstet" sein mag. In Kerburan wohnen viele Jakobiten.

Die Arabia-Kurden stellen bei Stammes-Fehden 5- bis 600 mit Flinten bewaffnete Männer und sind in immerwährendem Kriege mit den Basgyly und Schilia-Kurden, welche letztere am nördlichen Tigris-Ufer wohnen.

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Die Madan, auch Mädan, Medan oder Meidan 1) genannt, bilden abwärts von Bagdad und der Babylonischen Landschaft die zahlreichsten Araber-Stämme, welche die Dschesireh oder das Land zwischen Euphrat und Tigris bevölkern. Doch auch westwärts, im Rücken des alten Babel, haben sie sich in den Sümpfen, in die sich der grosse Kanal von Hindieh verliert, in beträchtlicher Anzahl angesiedelt. Die Madan sind ein eigentlich Sumpf bewohnendes Volk und überall, wo sich auf jenem Landstriche Sümpfe vorfinden, können wir sicher sein, auch Madan anzutreffen.

Ob sie die reinen Nachkommen jener Maaddeni sind, die nach christlichen Chroniken 2) um das Jahr 772 nach Chr. Geb. vom Inneren Arabiens in Mesopotamien einfielen, oder eine Vermischung derselben mit den früheren Bewohnern, welche doch nicht alle so ohne Weiteres von der Erde verschwanden, kann jetzt wohl nicht leicht entschieden werden. Bei den heutigen Madan existiren keine Traditionen über ihren Ursprung. Nur geht unter einem

1) Das Wort Mädan oder Mädi wird häufig von den Städtern angewendet, um einen groben, dummen, ungeschlachten Menschen zu bezeichnen.

2) C. Ritter, Erdkunde, X. Theil (West-Asien), III. Buch, S. 1141.

Stamme derselben, den Dualim, die Sage, dass ihre Vorfahren die Mörder des Imam Ali gewesen seien. Zur Jetztzeit sind alle Madan eifrige, selbst sehr fanatische Anhänger der Sekte des grossen Imam.

Überall, wo die Abkömmlinge Arabischer Race ein Land dauernd eroberten, drückten sie demselben ihren Stempel auf. Das Umgekehrte fand bei den Madan Statt. In dem von ihnen gewählten Landstriche waren die Naturverhältnisse kräftiger als ihre hergebrachten Gewohnheiten, sie mussten dieselben der neuen Heimath anpassen, sich selbst und ihre Lebensweise modificiren.

Was dem Beduinen der kahle, trockene Wüstenboden, das Kameel und das Wollenzelt, das sind dem Madan die Sümpfe, der Büffel und die Schilfhütte. Wie der erstere ein ausgezeichneter Reiter, Fussgänger, Jäger und Räuber, ist der letztere zu einem vortrefflichen Schiffer, Schwimmer, Fischer, Reisbauer, Dieb und Pirat geworden. Es ist wirklich merkwürdig, wie komplet diese Transformation der Sitten und der Lebensweise eines Menschenstammes, der früher die Wüsten oder Gebirge des kahlen, wasserarmen Arabiens bewohnte, im Verlaufe der Jahrhunderte vor sich gegangen ist. Dialektologisch unterscheidet sich der Madan von den anderen Arabern des Irak auch durch seine rauhere Sprache und eine geringe Abweichung in seiner Bekleidung.

Von Jugend auf an das Leben in den Sümpfen gewöhnt empfindet der Madan von diesen keine nachtheiligen Einflüsse. Im Gegentheil bilden sie für ihn ein Lebenselement und sind zu seiner Existenz unentbehrlich, denn in den Sümpfen pflanzt er seinen Reis, die einzige vegetabilische Nahrung, welche er geniesst, auf sie treibt er die reichlich Milch gebenden Büffel zur Weide; die Sümpfe liefern ihm den Brennstoff und das Baumaterial, Binsen und Schilf, zur Konstruktion seiner Wohnung und seiner Schiffe, als Nahrungsstoff eine Menge schmackhafter Fisch

arten.

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Die Natur des Madan ist gewissermassen amphibisch geworden und hat sich vollkommen dem Sumpfleben angepasst; denn woher kommt die ausserordentliche Entwickelung seiner unteren Extremitäten, als weil er den ganzen Tag über in den seichten Gewässern wie ein Storch herumwatet? woher das aussergewöhnlich scharfe Auge, dessen Blick das trübste Wasser zu durchdringen scheint?

Die Madan sind fast ohne Ausnahme Ackerbauer, weniger Hirten und noch weniger eigentliche nomadische Beduinen. Ihre den Landesverhältnissen angepasste Kultur beschränkt sich aber fast nur auf den Anbau von Reis, seltener und nur in trockener gelegenen Gegenden auf Weizen und etwas Gerste. Eben so geschickte Fischer als Schiffer durchschiessen die Madan auf ihren leichten, kaum

einige Pfund schweren Schilfbooten die zahlreichen Kanäle und Wasserflächen, welche ihr Land nach allen Richtungen hin durchziehen, und entgehen leicht den Verfolgungen ihrer Feinde. Auch hatten die Türken keine geringe Arbeit, bis sie sich einen Theil derselben unterthan gemacht hatten.

Frei oder unterjocht sind die Madan immer ein kriegerisches, tapferes, aber ungastliches und diebisches Volk, stets zur Empörung gegen den fremden Unterdrücker bereit. Wenn auch zum grössten Theil Ackerbauer erhält sich unter ihnen der kriegerische Geist durch die immerwährenden Fehden, die sie unter sich oder mit anderen Arabern führen. Viele Stämme besitzen zahlreiche Reiterschaaren.

In den jetzigen Verhältnissen ist es geradezu unmöglich, die Gesammtzahl der Madan auch nur annäherungsweise zu bestimmen. Sie zerfallen in eine Menge kleinerer oder grösserer Tribus, welche namentlich längs der beiden Stromläufe zum Theil unter der Herrschaft der Türken, zum Theil unter der der Montefiks stehen oder die sich, wie in dem schwer zugänglichen Inneren der Dschesireh, bis auf den heutigen Tag selbstständig zu erhalten wussten.

Das nachstehende Verzeichniss der einzelnen Stämme der Madan beruht meist auf den Erkundigungen, die ich während meines Aufenthalts im unteren Euphrat - Gebiete einzog. Es macht durchaus nicht auf Vollständigkeit Anspruch. Nur da, wo ich einigermaassen über die annähernde Genauigkeit der Anzahl der Familien gewiss war, habe ich dieselbe beigesetzt. Die Angaben über manche Stämme differirten oft so stark, dass ich es vorzog, ihre Anzahl gar nicht beizusetzen, während ich von anderen Stämmen nicht einmal eine ungefähre Schätzung erfahren konnte. Bei der herrschenden Polygamie und der grossen Fruchtbarkeit der Madan-Frauen scheint es nicht zu hoch, wenn wir für die Familie 5 bis 6 Personen annehmen.

Dem Verzeichnisse beigefügt sind die Namen einer Anzahl Araber-Stämme (keine Madan), die unter der Botmässigkeit des Scheichs der Montefiks stehen und ebenfalls meist im Gebiete der Dschesireh oder längs des Euphrat wohnen; ferner eine Liste jener Araber-Tribus, die sich zwischen Diala und Tigris im Distrikte von Chalys in festen Wohnsitzen als Ackerbauer niedergelassen haben. Die Familienanzahl der letzteren ist ziemlich exakt, da sie auf den Schätzungen der Regierung beruht.

a. Madan-Stämme unter der Herrschaft des den Türken tributären Scheichs der Montefiks.

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Anzahl der Familien od. Zelte.

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a. Beradschä.

B. Al-schebe.

7. Elbu-Hussein.

19. Elbu-nail (in der Nähe von Diwanieh) auf der Dschesireh ? 20. Omariän (beim Kanal von Dagara)

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Geographische Preisfrage.

Geographische Notizen.

Die Geographische Gesellschaft zu Leipzig macht Folgendes bekannt: -,,Die Erdkunde hat neben ihrer wissenschaftlichen auch eine praktische Bedeutung, welche für alle am Weltverkehr theilnehmenden Nationen eine Übersicht des auf ihrem Gebiete Geleisteten, entweder im Allgemeinen oder nur zu bestimmten. Zwecken, von Zeit zu Zeit wünschenswerth erscheinen lässt. Unter den praktischen geographischen Fragen aber ist die auf die Auswanderung bezügliche eine der wichtigsten. Die Ansiedelungen im Auslande können der Geographie dienstlich sein, wie den ersteren weitere Fortschritte durch die letztere in Aussicht stehen.

„Der Verein von Freunden der Erdkunde zu Leipzig hat sich daher veranlasst gesehen, in der Sitzung vom 22. November 1862 folgende Preisfrage zu stellen:

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welche Länder empfehlen sich hiernach am meisten für eine wohl organisirte Deutsche Kolonisation?”” ,,Es wird bei Bearbeitung dieser Aufgabe nicht nur auf Klima, Bodengestaltung, Bewässerung, Kulturfähigkeit, Produkte und Bewohner der betreffenden Länder, sondern auch auf die Verbindungswege mit dem Mutterlande so wie auf die physikalisch - geographischen Verhältnisse, welche auf den Verkehr mit Deutschland fördernd oder hemmend einwirken, Rücksicht zu nehmen sein.

,,Der ausgesetzte Preis beträgt 100 Thaler. Die Bearbeitungen müssen in Deutscher Sprache abgefasst sein und bis spätestens am 30. November 1863 bei dem Schriftführer des Vereins, Dr. Henry Lange in Leipzig (Bosenstrasse 4), eintreffen, an welchen sie portofrei in der Weise anonym einzusenden sind, dass jede derselben mit dem nämlichen Motto wie das den Namen und die vollständige Adresse des Verfassers enthaltende versiegelte Couvert versehen wird. Die Veröffentlichung der motivirten Urtheile erfolgt im März 1864.

,,Gemäss dem vom Vereine aufgestellten Preisfragen

Regulativ wird das Manuskript jeder mit dem Preise oder einem Accessit gekrönten Arbeit Eigenthum des Vereins, jedoch so, dass es dem Vereinsvorstande frei steht, jede solche Arbeit entweder ganz oder auszugsweise oder theilweise drucken zu lassen, ohne dass der Verfasser noch auf Honorar Anspruch zu machen hätte; doch ist der Vereinsvorstand befugt, dem Verfasser eine anderweitige Veröffentlichung seines Werkes im ersten Falle nach Jahresfrist, im zweiten und dritten Falle sofort zu gestatten."

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Prof. Dove über Andrau's Theorie der Wirbelstürme. Dr. Prestel schreibt uns: ,,Nach Zeitungsberichten hat sich Herr Professor Dove in der am 13. Dezember vorigen Jahres abgehaltenen Sitzung der Geographischen Gesellschaft in Berlin gegen die von mir in den „,Geogr. Mittheilungen" 1862, Heft XI, vertretene Theorie der Wirbelstürme erklärt. Es heisst daselbst:,,,,Dove erklärte sich in der letzten Sitzung der Geographischen Gesellschaft am 13. Dezember gegen die von Prestel in Petermann's ,,Mittheilungen" aufgestellte Theorie der Stürme, indem er nachwies, dass eine in Drehung befindliche Luftmasse sich anders verhalte als ein sich drehender fester Körper, weil bei diesem die grösste Schnelligkeit in der Peripherie, bei jener im Centrum liege."" Dass eine in Drehung befindliche Luftmasse sich in mehrfacher Beziehung anders verhält als ein sich drehender fester Körper, ist sehr wahr, aber weder durch diese Wahrheit, noch auch durch den Nachsatz, dass bei den Wirbelstürmen die grösste Schnelligkeit in der Peripherie liege, wird die von mir vertretene Theorie auch nur im Geringsten getroffen. Ich vermuthe daher, dass das Referat in den Zeitungen über den Vortrag des Herrn Professor Dove unvollständig ist und die Erklärung gegen die Theorie der Stürme noch durch andere Gründe als die in den Zeitungen veröffentlichten gestützt ist. Die Unzulässigkeit der von mir vertretenen Theorie kann nur durch Versuche oder Erfahrungen oder durch Konstruktion oder durch den Kalkul nachgewiesen werden. Ich werde der Erste sein, der jede Nachweisung der Unzulässigkeit der aufgestellten Theorie anerkennt, wenn letztere physikalisch und mathematisch begründet ist.

,,Ich mache nur noch darauf aufmerksam, dass sich durch Hülfe der Feuerwerkerkunst auch durch Versuche nachweisen lässt, dass eine sich drehende Masse, bei welcher die grösste Geschwindigkeit im Centrum liegt, sich auf eine Weise fortbewegt, welche der genau entspricht, von welcher bei der in unserer Abhandlung vertretenen Theorie der Stürme ausgegangen wird."

Die Riesengletscher von West-Tibet. Captain Montgomerie, der Chef der Britischen Aufnahmen im westlichen Tibet, welcher bereits in einer früheren Zuschrift an die Asiatische Gesellschaft von Bengalen auf die Häufigkeit und bedeutende Grösse der Gletscher in den westlichen Theilen des Himalaya so wie in dem Mustagh- und Karokorum-Gebirge aufmerksam gemacht hat (s.,,Geogr. Mitth." 1862, S. 147), giebt einige nähere Nachweise über denselben Gegenstand in einem Memorandum, welches das „Journal of the Asiatic Society of Bengal" (1862, Nr. 2) im Auszug mittheilt.

Die Länge der sehr zahlreichen Gletscher in der Nähe der Wasserscheide des westlichen Himalaya, am Brahma, Kun und Nun (Ser und Mer), in Zanskar u. s. w., wechselt zwischen 5 und 15 Engl. Meilen; der grösste ist der Drung-Drung von 15 Engl. Meilen, dem sich andere in Zanskar von mehr als 11 Meilen Länge, der Brahma-Gletscher von 11 Meilen in Wurdwan, der Purkutsi-Gletscher von 7 Meilen in Sooroo und eine Menge kleinerer anreihen. Der bemerkenswertheste der ganzen Gruppe ist vielleicht der Purkutsi gunri (oder Gletscher), da er sich aus der Nähe des über 23.000 Fuss hohen Gipfels des Kun in einem Strome zertrümmerten, mit Spitzen besetzten Eises herabwälzt; obwohl er an Länge anderen Gletschern der Umgegend etwas nachsteht, so gewährt er doch einen herrlichen Anblick, da man von Einem Punkte aus eine grosse Eismasse auf ein Mal übersehen kann.

Zu den Gletschern des Mustagh übergehend erwähnt Captain Montgomerie zunächst die Gruppe im Saltoro- und Hushe-Thal an den prachtvollen Gipfeln von Mashabrum und den benachbarten, über 26.000 Fuss hohen Bergen. Die bemerkenswerthesten Gletscher im Saltoro-Thal sind von Ost nach West der Sherpogong-Gletscher von 16 und der Koondoos von 24 Engl. Meilen Länge; im Hushe-Thal messen der Naug-Gletscher 14, die Atosir-Gletscher 13 und 11 Engl. Meilen in der Länge. Ferner berichtet er über die zum Mustagh gehörige Gruppe an den Braldo- und Basha - Zweigen des Shigar - Flusses. Der Braldo rühmt sich des Baltoro-Gletschers von nicht weniger als 36 Engl. Meilen Länge und einer Breite von 1 bis 2 Meilen, der Punmah- und Nobundi Sobundi-Gletscher, deren längster 28 Meilen misst, und des Biafo gause (oder Gletschers) von 33 Meilen Länge, ungerechnet die oberen Arme. Der Biafo gause bildet mit einem Gletscher am entgegengesetzten Abhang nach Miggair zu einen zusammenhängenden Eisstrom von 64 Meilen Länge, der in einer fast geraden Linie verläuft und ausser den gewöhnlichen Gletscherspalten keine Unterbrechung in seiner Kontinuität zeigt. Er erhält seine Nahrung zum grossen Theil von einem mächtigen Eis- und Schnee-Dom, der ungefähr 180 Engl. Quadrat-Meilen umfasst und nur von wenigen hervorspringenden Felsspitzen unterbrochen wird. Weiter gegen Westen bietet das Hoh-Thal einen schönen, 16 Engl. Meilen langen Gletscher. Das Basha-Thal enthält den KeroGletscher von 11 Meilen Länge, den 29 Meilen langen Chogo-Gletscher nebst vielen Armen und kleineren Gletschern. In der That findet man in den Braldo- und BashaThälern eine solche Anhäufung von Gletschern wie in keinem anderen Theile der Erde, die Polar-Gegenden ausgenommen.

Der Baltoro mit seinem 36 Meilen langen Hauptgletscher und dessen 14 grossen, zwischen 3 und 10 Meilen langen Tributär-Gletschern würde für sich allein zu seinem genaueren Studium mehrere Sommer erfordern. Eine Zeichnung, welche Captain Austen von ihm entwarf, zeigt auf Einen Blick die wunderbare Anzahl riesiger Moränen, welche den Baltoro-Gletscher streifenförmig in 15 Linien aus verschiedenem Gestein, wie grauem, gelbem, braunem, blauem und rothem in verschiedenen Schattirungen, überziehen, aber nur auf dem oberen Theil des Gletschers ganz getrennt von einander lagern, während sie am unteren

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