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deutet an, dass sich dort heisse Quellen befinden, und so ist es auch in der That. Von Figig bis an die Französische Grenze hat man nur noch einen Tagemarsch. Nach einem fünftägigen Aufenthalt in Snaga reiste ich mit einer grossen Karawane ab und am zweiten Tage

befand ich mich auf Französischem Grund und Boden. Obgleich noch mehrere Tagereisen von Geryville entfernt, enthalte ich mich doch, das Land weiter zu beschreiben, da dieses Terrain schon andere Schriftsteller vor mir gefunden hat.

Neue Mittheilungen aus der Provinz Chiriqui in Mittel- Amerika.
Von Dr. Moritz Wagner.

Der Goldfund in den Indianischen Gräbern. Die Deutsche Einwanderung.

Aus diesem schönsten Tropenland Amerika's liegen mir verschiedene neuere Mittheilungen vor. Ausser den Briefen meines Freundes Dr. Joseph Kratochwil in Panama von etwas älterem Datum erhielt ich neuerdings einen ausführlichen Bericht über Alles, was in Chiriqui seit meiner Abreise vorgegangen, durch die mündliche Mittheilung des Herrn Ludwig Frick, vormaligen Kolonisten in dem Städtchen David, der seitdem in Erbschaftsangelegenheiten nach seiner Heimath Ebhausen in Württemberg zurückgekehrt ist.

Obwohl Herr Frick gesonnen ist, seinen Wohnsitz vorläufig wieder in seinem Vaterland zu nehmen, so spricht derselbe doch noch mit Liebe, ja fast mit Sehnsucht von jener herrlichen Provinz am Stillen Ocean, über welche die Natur ihren reichsten Segen ausgeschüttet hat und die mit dem Nachbarstaat Costa-Rica auch das Glück einer vollkommenen politischen Ruhe und Sicherheit seit vielen Jahren theilt. Ich entnehme der Schilderung des Herrn Frick hier vorläufig nur das, was Ihre Leser am meisten interessiren dürfte, nämlich Einzelheiten über die Deutsche Einwanderung und über den merkwürdigen Goldfund in den alten Gräbern bei Bugaba.

Als ich im Sommer 1858 einen längeren Aufenthalt auf den südlichen Vorstufen des Vulkans von Chiriqui benutzte, um in dem alten Indianischen Friedhof der Hacienda del Boquete, Eigenthum des Señor Lorenzo Gallegos, Nachgrabungen anzustellen, hatte ich keine Ahnung davon, dass mein damaliger Fund verschiedener goldener und kupferner Thierfiguren, die meine mich begleitenden Mozos neben zahlreichen wohl erhaltenen thönernen Gefässen in verschiedenen Gräbern 8 bis 10 Fuss unter der mit glatten Steinen gedeckten Oberfläche herausgruben, Anlass zu einer Entdeckung geben würde, welche nicht nur für die Archäologie und Ethnographie Amerika's, sondern auch für die ökonomischen Verhältnisse der Provinz Chiriqui wichtige Folgen, wenn auch nur von vorübergehender Art, haben würde.

Der von mir in den Guacos (Gräbern) ganz zufällig gemachte antiquarische Fund hatte schon damals (1858)

die Gewinnsucht der indolenten Kreolen in David aufgestachelt. Man erinnerte sich, dass in den Umgebungen von Bugaba, Boqueron und selbst am Golfo dulce alte Indianische Friedhöfe von noch grösserer Ausdehnung vorhanden seien. Verschiedene Guacos, deren sorgfältige Bepflasterung mit grossen Steinplatten auf die Ruhestätten vornehmer Verstorbenen schliessen liess, wurden angebrochen. Noch bevor ich Chiriqui verliess, hatte ich Gelegenheit, in David und Boqueron sieben andere Alterthümer von Guanin (mit Kupfer gemischtem Gold), worunter auch eine seltsam missgestaltete menschliche Figur, anzukaufen. Andere Figuren wurden nach New York verkauft.

Die tropische Indolenz liess diese Nachgrabungen bald einschlafen, weil der Werth der gefundenen Goldfiguren den hohen Arbeitslohn nicht ganz deckte. Einzelne Mestizen in Bugaba fuhren jedoch von Zeit zu Zeit fort, neue Guacos anzubrechen. Im Frühjahr 1860 wurde bei der Ansiedelung Bugabita (Umgebung von Bugaba) in einem einzigen Grab ein beträchtlicher Goldfund gemacht, dessen Werth sich auf etwa 1000 Pesos (2500 Gulden) belief. Diese Nachricht wirkte plötzlich wie ein Zauberschlag. Von allen Distrikten der Provinz eilten goldlüsterne Kreolen und Halb - Indianer nach Bugabita. Aus Panama kamen Kalifornische Goldsucher, die, theils auf der Reise nach San Francisco begriffen, theils von dort zurückgekehrt, eben die Landenge passirten. Unter den Deutschen Ansiedlern in Texas hatten schon früher die Berichte der in Chiriqui angesiedelten Methodisten Hornburg und Körner hinsicht lich der Fruchtbarkeit und Schönheit dieser Provinz in den Deutschen Zeitungen von Austin und Neu - Braunfels Aufsehen erregt und eine um so grössere Auswanderungslust nach Chiriqui erweckt, da Texas sich mehr und mehr als eins der ungünstigsten Länder für Deutsche Kolonisten erwies.

Im Juli 1860 waren schon über 1500 Goldgräber bei Bugaba angesiedelt, meist Eingeborne aus den verschiedenen Departements des Staates Panama. Die alten Gräber,

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deren es dort viele Hunderte giebt, liegen in einer Ebene. Die einzelnen Guacos sind entweder an der Oberfläche oder in einer Tiefe von 1 Fuss unter der Humusdecke mit theils flachen, theils gerundeten Steinen belegt. In einer Tiefe von 5 bis 15 Fuss unter der Oberfläche findet sich das eigentliche Grab, durch bearbeitete Steinplatten und grosse Steine bezeichnet, die in länglichem Viereck einen hohlen Raum umgeben. In den meisten Gräbern hat man thönerne Gefässe, allem Anschein nach zum Hausgebrauch bestimmt, hübsch und sauber gearbeitet und oft von sehr zierlicher Form, gefunden, daneben steinerne Werkzeuge, Beile, Meissel, Schleudersteine u. s. w. Auch von menschlichen Gebeinen waren hie und da noch Reste erhalten, doch keine ganz gut erhaltenen Schädel.

Goldene und mitunter auch kupferne Figuren und Schmucksachen wurden nur in einzelnen Guacos entdeckt. Die meisten dieser Figuren stellen Vögel mit ausgespannten Flügeln, Alligatoren und Frösche dar. Auch kleine, hübsch gearbeitete goldene Schüsselchen und Glöckchen waren darunter, am häufigsten aber Goldplättchen von 3 bis 6 Zoll Länge. Fast jede Thierfigur hat ein ringförmiges Anhängsel, welches zeigt, dass dieselbe bestimmt war, durch eine Schnur am Körper als Schmuck getragen zu werden. Die Thongefässe wie der Metallschmuck lassen auf eine keineswegs niedrige Kulturstufe des Volks schliessen, von welchem sie stammen.

Die erste wichtige Frage, die sich bei diesem Fund aufdrängt, ist das Alter und die Heimath des Ursprungs dieser Central-Amerikanischen Kunst- und Industrie-Erzeugnisse. Stammen sie von dem gleichen Volk, welches Columbus bei der Entdeckung von Veragua fand, oder von älteren Kulturvölkern? Deutet die auffallende Ähnlichkeit sowohl in der Art der Mischung als der Bearbeitung des Metalles mit den Alterthümern von Mexiko und Neu-Granada nicht auf ein altes historisches Band des Kulturverkehrs der beiden Kontinentalhälften Amerika's, welches von dem Plateau Anahuac durch den ganzen Central-Amerikanischen Isthmus zog und bis auf die Peruanischen Hochebenen, an die Ufer des Titicaca - See's reichte, von welchem die alte Inca-Kultur ausgegangen ist?

Im Durchschnitt ergab sich bei den Nachgrabungen in Chiriqui, dass unter 20 bis 25 Guacos nur eins den ersehnten Goldschmuck enthielt und auch dann in sehr ungleicher Menge. Merkwürdiger Weise fehlte gerade in solchen Gräbern jede Spur von menschlichen Gebeinen. Sollten es ältere Gräber sein als die übrigen und war der Brauch, den Todten ihren Schmuck mit in das Grab zu legen, vielleicht bei den späteren Bewohnern erloschen? Oder hat man die Leichen der Häuptlinge verbrannt und nur ihre Asche begraben, während in den übrigen schmucklosen

Gräbern nur die gemeinen Todten ruhen? Unter den thönernen Gefässen befanden sich viele, die wie Aschenkrüge geformt waren.

Für die ökonomischen Verhältnisse der Provinz Chiriqui war die durch die Goldentdeckung hervorgerufene Einwanderung von Deutschen und Nord-Amerikanern, die auf dem Weg nach Kalifornien begriffen waren, wichtiger als die Goldausbeute selbst, denn diese fand sich bald erschöpft. Nachdem an Goldschmuck für einen Werth von etwa 200.000 Pesos (500.000 Gulden) ausgegraben war und die lukrativen Resultate immer seltener wurden, erlahmte auch der Eifer. Die Einwanderer zerstreuten sich im Land, theils um in den Steilschluchten der Barrancas und Quebradas nach natürlichem Gold zu suchen, theils um als Farmer sich anzusiedeln.

Die meisten unruhigen und wanderlustigen Emigranten zogen aber nach Kalifornien weiter, nicht weil ihnen das schöne Land Chiriqui missfiel, sondern weil sie sahen, ,,dass man hier nicht schnell genug reich werden könne". Immerhin war es aber für Chiriqui wichtig, dass so viele Nord-Amerikaner die Schönheit, Fruchtbarkeit, günstige Lage und leichte Zugänglichkeit dieser bisher fast ganz unbeachtet gebliebenen Provinz kennen gelernt hatten. Chiriqui hat vor allen übrigen leicht zugänglichen Provinzen im Westen von Central-Amerika, namentlich aber vor Costa-Rica die Billigkeit der Bodenpreise voraus.

Die Mehrzahl der Deutschen Einwanderer hat sich in den westlichen Gegenden der Provinz bei Solano, Bugaba und Divala angesiedelt. Unter ihnen ist Dr. Stapf ein besonders thätiger Kolonist, welcher 500 Acres Land besitzt, dabei einen Platanal (Bananen-Pflanzung) von 15.000 Bäumen, eine Zuckermühle und etwa 300 Stück Vieh. Er hat diesen ganzen Besitz für die ausserordentlich billige Summe von 1600 Dollars gekauft. Der bei Solano angesiedelte Kolonist Trötsch befindet sich in noch viel günstigeren ökonomischen Verhältnissen, da er nicht wie Dr. Stapf den Fehler beging, sein ganzes mitgebrachtes Baargeld in Landkauf zu stecken. In seiner nächsten Nachbarschaft sind die Kolonisten Burkhard und Rohrmoser angesiedelt und befinden sich in recht guten Verhältnissen. Andere Einwanderer, worunter der Kolonist Studer aus Texas, haben sich im Norden von Dolega nahe dem Fusse des Vulkans niedergelassen. Das Savannen - Land ist dort Eigenthum der Gemeinde und fast umsonst zu haben, scheint aber nicht ganz so fruchtbar zu sein wie der feste Humusboden bei Solano.

Mais, Reis und Bananen geben bei Solano und Bugaba reichliche Ernten und liefern den Ansiedlern die Hauptnahrungsmittel. Mit ganz besonderem Erfolg ist von den Deutschen Kolonisten der Tabaksbau versucht worden, der

vorher in Chiriqui beinahe unbekannt war. Der Tabak wird im Oktober gesäet und im Februar geerntet, die Qualität ist vortrefflich. In Panama wurde von eingesandtem Chiriqui-Tabak der Centner mit 14 Pesos, in Hamburg mit 34 Pesos bezahlt. Mit der Baumwolle sind die Versuche bis jetzt weniger gelungen. Viehzucht ist bei dem Überfluss an natürlichen Weiden einträglich, ganz besonders aber die Schweinezucht. Nach Panama ist die Ausfuhr von Schweinen stark im Zunehmen.

Auch im Städtchen David und in dessen Umgegend hat sich die Zahl der Deutschen Kolonisten vermehrt. Zwar haben die Methodisten Körner und Hornburg, welche früher für die Auswanderung nach Chiriqui in Texas so vielfach agitirten, das Land verlassen, ersterer ist jetzt am Rio Bayano in der Zucker-Hacienda des Dr. Kratochwil angesiedelt, aber dafür sind Andere an ihre Stelle gekommen. Ein Deutscher Prediger aus Texas hat das Landgütchen

des Herrn Körner und ein Herr Wassmer hat die Hacienda von Hornburg angekauft. Der Kolonist Sagel besitzt bei David eine Vieh-Hacienda. Auch verschiedene Franzosen waren eingewandert, doch finden sich darunter selten solide Kolonisten und Landbauer, die sich vor allen Anderen für Chiriqui eignen. Für Handwerker ist das Land wegen seiner noch zu dünnen Bevölkerung vorläufig nicht empfehlenswerth.

Bei dem beständigen Ab- und Zugehen der Emigranten lässt sich die Zahl der Deutschen Kolonisten in Chiriqui nicht genau bestimmen. Wichtig ist nur, dass die Deutsche Ansiedelung überhaupt dort festen Fuss gefasst hat; sie wird eben so wie in dem schönen Nachbarland CostaRica bei Fortdauer der geordneten und ruhigen Zustände des Landes eine grössere Einwanderung vorbereiten; alle übrigen Provinzen des Staates Panama sind aus natürlichen Gründen der Deutschen Ansiedelung nicht zu empfehlen.

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Die Verwandtschafts-Verhältnisse einiger Central-Afrikanischer Völker und Sprachen.

Herr Dr. H. Barth verspricht, am Schlusse seiner,,Sammlung und Bearbeitung Central - Afrikanischer Vokabularien" die Gruppirung der Völkerschaften im Inneren Nord-Afrika's und die Zusammenordnung ihrer Sprachen übersichtlich abzuhandeln und durch ein Kartenblatt zu erläutern, jedoch in Erwartung dieser für die Ethnographie NordAfrika's voraussichtlich höchst bedeutenden Arbeit dürfte es vielen unserer Leser erwünscht sein, wenn wir schon jetzt aus der Einleitung zu den beiden bisher ausgegebenen Abtheilungen der oben genannten Vokabularien das Wichtigste von dem kurz zusammenstellen, was Dr. Barth über die Verwandtschafts- Verhältnisse der verschiedenen Central- Afrikanischen Völker und Sprachen sagt.

1. Das Kanúri und Tédā. Während man bis in die neueste Zeit im Allgemeinen an der Ansicht festgehalten hat, dass die Tebu oder richtiger Téda in der östlichen Sahara der grossen Familie der Berber angehörten, beweisen die sprachlichen Arbeiten Dr. Barth's ganz entschieden, dass jenes Volk nicht von Berber - Ursprung ist, sondern in enger verwandtschaftlicher Beziehung mit den Kanúri, den Leuten von Bornu, steht. Diese beiden Völkerschaften sind nur Bruchstücke eines grossen Stammes, dessen gemeinsame Sitze wir vorläufig im Nordosten von Kanem annehmen können. Mit anderen Sprachen, wie dem Temaschirht oder den Dialekten der Berber - Sprache, dem Hausa, Lógone, Wándala, Bágrimma oder der Sprache von Bagirmi, hat die Téda-Sprache nur einzelne Berührungspunkte, aber durchaus keine innere Verwandtschaft.

2. Das Hausa. Die formenreiche, wohlklingende HausaSprache herrscht nicht nur in den gleichnamigen Landschaften zwischen Bornu und dem Niger, sie wird auch in dem nördlicheren Berglande Asben vorwiegend gebraucht. Diess war der frühere Wohnsitz des Hausa - Volkes seit den ältesten historischen Zeiten und noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts begegnet man ihm daselbst. Herodot setzt 10 Tage westsüdwestlich von den Sitzen der Garamanten (Téda) mit den Salzlagern (von Bilma) einen Stamm, den er Atárantes nennt, erklärt aber selbst, dass diess kein National-Name sei, sondern ,,den Versammelten" (aλéo) des Volkes zukomme. Nun heisst tāra in der HausaSprache,,versammeln" und a-tāra, das Participium Passivi, ‚versammelt"; aus der Form a-tāra bildete der Grieche die Singular - Form Atāras (arάous) und die Plural - Form Atarantes (arάourTES). Da spätere historische Zeugnisse die Hausa - Nation in Asben und selbst weiter nördlich nachweisen, so ist kein Zweifel, dass sie Herodot vor 2300 Jahren unter dem Namen Atarantes daselbst kannte. Dieser Umstand ist selbst in linguistischer Beziehung von grosser Wichtigkeit, er erklärt wohl am einfachsten einige Berührungspunkte, welche die Hausa-Sprache unleugbar mit dem Alt-Ägyptischen hat. In Asben und weiter nördlich hat die Berber - Sprache einen grossen Einfluss auf das Hausa ausgeübt, da die Hausaua dort mit den Berbern etwa schon seit dem 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in lebendige Berührung und wohl selbst in nationale Vermischung traten. Dagegen hat die Hausa-Sprache auch wieder auf die

grammatische Ausbildung des Kanúri eingewirkt, doch erst in bezüglich junger Zeit und beide Sprachen sind ihrem Grundelemente nach nicht verwandt.

von

3. Das Fulfulde. Die Fulbe (Singular Pulo), von den Mandingo,,Fulah", von den Hausaua,,Féllani", den Kanúri „Fellata" genannt, haben sich bekanntlich vom Senegal aus, wo sie mit den Wolof in einer gewissen verwandtschaftlichen Beziehung stehen, ostwärts weit über den Sudan verbreitet und in neuerer Zeit die grossen Staaten Massina, Gando, Sokoto und Adamaua errichtet, in denen. sie über die eingeborne Bevölkerung herrschen. Ihre Sprache, das Ful oder Fulfulde, hat zwar mit dem Hausa viele Übereinstimmungen in einzelnen Ausdrücken u. s. w., doch erweisen sie sich fast alle als spätere Adoptionen, die den auf früherem Hausa-Gebiet gesprochenen Dialekten angehören, während sie den westlicheren Dialekten, besonders dem westlichsten von Futa - Dschalo, wo eine solche Berührung mit dem Hausa - Volk nicht Statt fand, ganz unbekannt sind. Noch geringer sind die Berührungen mit dem Kanúri und dem Sonrhai am mittleren Niger, aber unzweifelhafte Beziehungen hat das Ful, ausser mit dem Jolof, mit dem Kadschāga, der Sprache des ehemaligen weit umfassenden Reiches Ghánata, deren Aser genannter Dialekt in Wádan und Tischīt gesprochen wird. In Bezug auf die Kulturgeschichte ersieht man aus diesen sprachlichen Beziehungen, dass die Fulbe nicht allein die Kultur der Baumwolle und des Reises von jenem allen anderen Afrikanischen Stämmen in gewisser Macht und Bildung weit vorausgeschrittenen Stamme der Kadschāga erhielten, wenn auch in Bezug auf Reiskultur die Sonrhai den Kadschaga noch voran gingen, sondern sogar die Rinderzucht, die sie selbst erst bei den meisten östlichen Stämmen bis zum Tsad-See auf ihren östlichen Wanderungen einführten, haben die Fulbe wahrscheinlich von den Kadschāga angenommen. Die Übereinstimmung einiger Zahlwörter der Ful-Sprache mit den entsprechenden einiger Süd-Afrikanischen Sprachen hat zu allerlei verfänglichen Schlüssen geführt, seitdem besonders Richard Lander diesen Stamm in vielen Punkten mit den Kafirn Süd-Afrika's verglich. Aber obgleich Dr. Barth noch einige weitere sprachliche Berührungspunkte hinzuzufügen hat, hält er doch diese Ähnlichkeiten, wenigstens zum Schluss auf örtliche Berührung dieser Stämme, für durchaus der Gültigkeit derjenigen nachstehend, die den entschiedenen Gang der Wanderungen der Ful-Nation in historischer Zeit von Westen nach Osten darstellen; da aber dieser merkwürdige Stamm in seinen westlichen Sitzen am Senegal nicht einheimisch und noch im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, zum Theil wenigstens, in den südlichen Oasen von Marokko und in Tauat angesessen war, so mögen diese Berührungen

mit den Süd- Afrikanischen Stämmen in die graue Vorzeit zurückreichen; jedenfalls sind sie älter als die Ansiedelung des Berber - Stammes in Nord- Afrika.

4. Das Sonrhai. Die Sprache der Sonrhai, jener am mittleren Laufe des Niger gegenwärtig in keinem grösseren Staatsverband lebenden Nation, welche vom 11. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts ein mächtiges, weit ausgedehntes Reich bildete, steht in Bezug auf Verwandtschaft mit anderen Sprachen sehr vereinzelt da, nur die HausaSprache hat von ihr in sehr alter Zeit viel entlehnt, wie auch die bedeutendsten Artikel des Handels und der Industrie, schwarze Baumwollwaaren und Kola-Nüsse, und in Folge dessen Zahlausdrücke u. s. w. von den Sonrhai zu den Hausaua gekommen sind.

5. Das Lógone. Viel näher als das Sonrhai schliesst sich die Sprache des kleinen, zwischen den beiden Armen des Schari gelegenen Ländchens Lógone an das Hausa an, sie hat mit diesem so intime Beziehungen, dass es deutlich einleuchtet, dass die beiden Völkerstämme einst nahe bei einander angesessen gewesen sein müssen oder wenigstens den engsten geistigen Verkehr unter einander hatten, und es ist dabei sehr interessant, dass wir auch einige Beweise einer nahen Berührung zwischen der Lógonē- und Galla - Sprache finden, die zwar meist durch das Hausa vermittelt wird, aber in einzelnen Fällen auch ohne diese Vermittelung Statt findet. Ausserdem steht das Lógone in verwandtschaftlicher Beziehung zu den übrigen Idiomen der grossen Masa-Gruppe, die Dr. Barth im Zusammenhang mit den kleineren Vokabularien seiner Sammlung abhandeln wird, und zu dem Kanúri, doch fast nur in so weit, als die Kanúri eine Anzahl Ausdrücke für mit einem gewissen Grad von Bildung verbundene Gegenstände von den in der Kultur ihnen weit vorangeschrittenen Bewohnern des in frühere Zeiten zurückreichenden Reiches Kotoko entlehnt haben. In gleicher Weise sind in das Wándala und Bágrimma ziemlich zahlreiche Ausdrücke für Gegenstände grösserer geselliger Bildung aus dem Lógone übergegangen.

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6. Das Wandala. Die Sprache des Gebirgsländchens Wándala, das uns in der Kanúri - Form Mándara zuerst durch Denham bekannt wurde, hat verschiedene Ausdrücke, welche auch dem Kanúri, Lógone und Bágrimma gemeinsam sind, so wie mehrere, welche sich ausserdem nur in der einen oder anderen dieser Sprachen wiederfinden, aber in Bezug auf ursprüngliche Begriffe scheint sie keine Gemeinschaft mit einer derselben zu haben; diess ist dagegen der Fall mit dem Hausa, es scheint, als habe in bezüglich früher Zeit wenigstens ein enger Verkehr zwischen der Wándala- und Hausa-Nation obgewaltet.

7. Das Bágrimma. Eine gewisse Anzahl von Wörtern.

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hat die Sprache von Bagirmi mit dem Kanúri, Téda, Lógon Hausa, Wándala und anderen Sprachen allerdings gemem, aber es sind nur äusserliche Entlehnungen, bei denen die Priorität der einen oder anderen Sprache oft nicht entschieden werden kann, dagegen öffnet sich ein weites Feld der Spekulation durch die augenscheinlichen, schon bei beschränktem Material zahlreichen Punkte ursprünglicher Berührung des Bágrimma mit der Sprache der weit entfernten Dōr, die am Bahr Djur, einem westlichen Zufluss des Bahr ghasal, in 8° N. Br. und 26° Östl. L. v. Gr. wohnen. Unter den von Petherick angeführten 114 Wörtern der Dōr-Sprache sind etwa 30 ganz identisch mit den entsprechenden von Dr. Barth's Bágrimma-Vokabular oder können vermittelst desselben leicht und natürlich erklärt werden, während die Dōr - Sprache wiederum nicht ohne Berührungspunkte mit anderen Sprachen der oberen Nil-Länder, besonders mit dem Dinka ist.

8. Das Maba. Der Name Maba scheint gegenwärtig nicht mehr von einem Volksstamme gebraucht zu werden, er bezeichnet nur die Kern- oder Kronländer von Wadai, in welchem die grösste Mannigfaltigkeit der Sprachen herrscht, und die Maba-Sprache wird als das offizielle Idiom jenes ganzen Reiches betrachtet. Ihre verwandtschaftlichen Berührungspunkte mit anderen benachbarten Sprachen sind keineswegs zahlreich, sie hat einige Wörter mit dem Téda, Kanúri, Bágrimma, Wándala, der Sprache von Für und einigen anderen Sprachen gemein, aber eine innigere Verwandtschaft zeigt sich nur mit dem Dinka am Weissen Nil. Diese sprachlichen Beziehungen zwischen Lógonē und den Galla-Ländern, zwischen Bagirmi und den Dōr, zwischen Wadai und den Dinka sind in Bezug auf die historischen Vorgänge im oberen Nil-Becken vom höchsten Interesse und werden weiter verfolgt gewiss zu bedeutenden Resultaten führen. Mit Bezug hierauf giebt Dr. Barth in einem Aufsatz über Capt. Speke's jüngste Entdeckungen 1) einige wichtige und anregende Andeutungen.

Wie Speke berichtet, gehört die herrschende Race in den Königreichen Karague, Uganda und Unioro westlich und nordwestlich vom Ukerewe-See (Victoria Nyanza) der Galla-Nation an, und zwar nimmt Speke an, dass sie von Nord oder Nordost über den Nil herüber aus Abessinien dahin gekommen sei. ,,Diese Meinung aber" sagt Dr. Barth ,,ist unzweifelhaft irrig und ich führe folgende Gründe an, die auf das Bestimmteste darzuthun scheinen, dass diese Galla-Stämme nicht von Nord oder Nordost, sondern vielmehr von Ost und Südost gekommen sind, eben aus dem um die hohen Schneekuppen des Kenia und Kilimandjaro umher gelagerten Gebirgslande, wo wir

1),,Zeitschrift für Allgem. Erdkunde", Juni 1863.

noch jetzt die echten kriegerischen Galla-Stämme der Wakuafi und Masai finden. Denn dass diese Stämme hier nicht eingewandert, sondern altheimisch sind, ergiebt sich unwiderleglich aus ihrer religiösen Verehrung wenigstens des ersteren jener beiden Berge, des Kenia, der überhaupt der bedeutendere zu sein scheint, zu dem sie noch immer Wallfahrten machen und dem sie Opfer bringen. Und ganz in derselben Weise waltet in den Sagen der von Beke auf seiner Abessinischen Reise besuchten entfernteren GallaStämme im Norden, die die genaue Tradition jener Urheimath vergessen haben, der Tulu walal vor, d. h. der (hoch gefeierte, aber in seiner genauen Lage) unbekannte Berg, an den sich ihre frommen Erinnerungen anlehnen. Ganz in derselben Beziehung ist es von der allergrössten Bedeutung, dass diese Stämme den Anwohnern des oberen Nil, besonders den Kuenda, unter dem Namen Fa-dongo allgemein bekannt sind und so den Europäischen Reisenden in jenen Gegenden genannt wurden; fa-dongo aber heisst,,der Bergbewohner" von dem Galla - Wort dongo, doengo, doenyo,,,der Berg". Es wären danach diese Wahuma, Orma oder Galla, deren Eroberungszüge im Anfang des 16. Jahrhunderts das ganze centrale Afrika von Süd bis Nord und von Ost bis West auf das Tiefste erschütterten und die gewaltigsten Völker - Wanderungen, StaatenUmstürzungen und Neugründungen hervorriefen, eben jener jetzt sich erschliessenden Gebirgslandschaft entsprungen. Ganz natürlich ist es, dass diese Eroberer oder Raubhorden unter dem Namen Djagga den Europäern an den Küsten, besonders den Portugiesen, bekannt wurden. Djagga ist noch heut zu Tage der Name des um das Alpenhorn des Kilimandjaro umher gelagerten Gebirgslandes, wo allerdings jetzt nach den mir von Herrn von der Decken ganz kürzlich eingesandten Sprachproben des Ki-djagga ein dem Galla meist fremder Dialekt gesprochen wird. Eine solche Erscheinung erklärt sich aber ganz von selbst, indem an die Stelle der durch eben jene Revolution ausgewanderten Stämme neue, früher hier nicht angesessene, einrückten; auch haben sich die Galla an vielen Orten mit anderen Stämmen vermischt. Betrachten wir Alles zusammen, so ist Nichts wahrscheinlicher, als dass eben eine ungeheuere vulkanische Erschütterung dieser Gegend, wovon sie die deutlichsten Spuren an sich trägt, jene grossartige VölkerRevolution zur Folge gehabt hat.

,,Durch diese mehr als wahrscheinliche Annahme erklären sich auch eine Menge anderer Erscheinungen, die sonst räthselhaft bleiben würden. Wir finden nämlich, dass um eben jene Zeit, als diese Djagga südlich vom Äquator das gewaltige Reich Uniamesi fast zertrümmerten und sich erobernd und verheerend einestheils nach West, anderntheils nach Nord ergossen, im Norden ein bis dahin

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