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309.

Flächeninhalt und Küstenlänge:

ein stehender Missbrauch beim Vergleich derselben durch Zahlen - Angaben.

Von Oberlehrer Dr. Keber in Aschersleben.

Seit einigen Dezennien ist es üblich geworden, die Küsten - Entwickelung so wie das Verhältniss von Rumpf und Gliedern durch Zahlen auszudrücken. So weit man nun die kontinentale Hauptmasse eines Erdtheils mit seinen Halbinseln, also Fläche mit Fläche vergleicht, ist Nichts dagegen einzuwenden und es ist eine eben so richtige wie instruktive Angabe, dass sich z. B. bei Europa Rumpf und Glieder wie 4 zu 1, bei Asien wie 5 zu 1 verhalten 1). Die jetzt gebräuchlichen Zahlenangaben aber über ein Verhältniss zwischen Flächeninhalt und Küstenlänge muss ich für völlig unstatthaft erklären. Diess mit Gründen zu belegen, ist der Zweck dieser Zeilen.

Es soll also in Asien auf 100 Quadrat-Meilen 1 Meile Küstenlänge, in Afrika auf 150 Quadrat - Meilen 1 Meile Küstenlänge kommen. Diess lässt sich allerdings eher hören, als wenn, wozu die Versuchung nahe liegt, daraus gemacht wird: Bei Asien verhält sich Flächeninhalt zu Küstenlänge wie 100 zu 1, bei Afrika wie 150 zu 1, so dass also Fläche mit Linie verglichen wird; nichts desto weniger ist aber auch jene obige, wie es scheint, ganz einfache Thatsache ein Unding. Afrika hat also, nehmen wir möglichst runde Zahlen, 600.000 Quadrat - Meilen und 4000 Meilen Küstenlänge, das giebt das Obige: 150 und 1. Wie nun aber, wenn wir denselben Erdtheil statt mit Geographischen mit Englischen Meilen messen? Der Kürze halber die Geographische Meile zu 5 Englischen gerechnet, beträgt dann sein Flächeninhalt 600.000 × 25, d. i. 15.000.000, Q.- Meilen und seine Küstenlänge 4000 X 5, d. i. 20.000, Meilen und es kommt auf 750 Quadrat-Meilen 1 Meile Küstenlänge. Soll ich denn nun, um die eigenthümliche plumpe Gestalt Afrika's in Zahlen auszudrücken, sagen, dass es 150 oder dass es 750 Quadrat-Meilen gegen 1 Meile Küstenlänge habe? Und bei Asien, wo sich durch eine gleiche Operation die 900.000 Quadrat-Meilen (,,gegen 900.000 Quadrat-Meilen" Daniel) und 9000 Meilen Küste in 22.500.000 Q.-Meilen und 45.000 Meilen verwandeln, was ist richtiger, was instruktiver: 100 gegen 1 oder 500 gegen 1? Die Antwort bleibt aus, aber ein Resultat ist hiermit gewonnen, nämlich dass aus der Angabe, wie viel Q.-Meilen auf 1 Meile Küstenlänge kommen, wenn

1) Vollkommen genügt diess auch nicht, denn welchen Unterschied in Bezug auf Küsten-Entwickelung und die daraus zu ziehenden Folgerungen macht es, ob ein solches nur nach seinen Quadrat-Meilen zählendes Glied eine Halbinsel von der Gestalt Vorder- Indiens oder Kaliforniens ist! Doch würde es uns zu weit von unserem Thema abführen, auch hierauf näher einzugehen.

sie nur für Einen Welttheil gemacht wird, sich gar Nichts ergiebt, dass diess nur scheinbar ein Zahlenbegriff ist und dass nur dann etwas Begreifbares, Anschauliches gewonnen wird, wenn man zwei Welttheile mit gleichem Maassstabe gemessen in solcher Weise einander gegenüberstellt. Ändern sich auch, wie wir gesehen haben, die Zahlen je nach dem gewählten Maassstabe und mit diesen auch der Exponent des Verhältnisses bei dem einzelnen Welttheile (ich kann nicht anders sagen als Verhältniss, obgleich es nun wohl einleuchtend genug ist, dass es zwischen Fläche und Linie kein Verhältniss giebt), so bleibt sich doch das Verhältniss der je zwei Exponenten der gegen einander gestellten Welttheile bei jedem Maassstabe gleich. So hatten wir für Asien und Afrika zuerst, bei der Geogr. Meile, To gegen, bei der Englischen Meile gegen ;

1 Meile, die 10 einer Geographischen betrüge, würde ergeben 10 gegen 100 und ein anderes imaginäres Längenmaass von 10 Geogr. Meilen gegen.

Nun gehe ich aber einen Schritt weiter; auch den geringen Gewinn für geographische Anschauung und Auffassung, welchen ich vorhin jenen Berechnungen vindicirt habe, muss ich als illusorisch bezeichnen. Dass nämlich obige Angaben von 100 zu 1 gegen 150 zu 1 der Wirklichkeit, der unbestreitbaren Lehre des Augenscheins entsprechen oder wenigstens nicht zu merkbar zuwiderlaufen, liegt nur daran, dass es sich um zwei Länder von nicht gar zu verschiedener Grösse handelte; wäre Afrika nicht 23, sondern oder noch etwas Geringeres von Asien, so würde bei sonst ganz gleicher Gestalt seine Küsten - Entwickelung in Zahlen ausgedrückt weit günstiger erscheinen und umgekehrt Europa mit seinen 30 Q.-Meilen gegen 1 Meile Küstenlänge träte in ein weit unvortheilhafteres Licht, wenn es bei eben solcher Küsten-Entwickelung statt 170.000 300.000 Q.-Meilen. Flächeninhalt hätte. Je kleiner nämlich ein Land ist, diess soll unser zweites Resultat sein desto günstiger erscheint in Zahlen ausgedrückt seine Küsten - Entwickelung. Diess zu beweisen, ist nicht schwer. Stellen wir uns 5 Länder oder Inseln in Form eines Quadrats vor, A, B, C, D und E, die Seitenlänge von A sei 100 Meilen, von B 10 Meilen, von C 5 Meilen, von D 2 Meilen und von E 1 Meile, so ist unbestreitbar, dass bei allen fünf die Küsten-Entwickelung ganz gleich ist, und doch lautet dieselbe in Zahlen ganz verschieden, nämlich bei A 10.000 Q.-Meilen gegen 400 Meilen Küstenlänge, bei B 100 gegen 40, bei C 25 gegen 20,

bei D 4 gegen 8 und bei E 1 gegen 4. Nimmt man statt der Quadrate Kreise, so zeigt sich dasselbe. Man könnte hiergegen einwenden, diess sei so unrecht nicht, in einem Lande wie E liege wirklich jeder einzelne Punkt, auch des Inneren, der Küste weit näher als bei D. u. s. w.; hierauf entgegne ich aber, dass wir hier nur Küsten-Entwickelung, nicht praktische Interessen, Handel u. dergl. im Auge haben, und zweitens, dass eine so grosse Veränderung des Exponenten, eine totale Umkehr des Verhältnisses wohl hinlänglich darthut, dass hier etwas Anderes vorgegangen ist als eine Übertragung eines Begriffs in Zahlen, nämlich eine völlige Verschiebung bei der Zahlenoperation; eine solche Verschiebung ist unausbleiblich, weil die verwendeten Faktoren ganz verschiedener Natur sind, nach ganz verschiedenen Gesetzen wachsen oder abnehmen. Was hier von regelmässigen Figuren nachgewiesen wurde, trifft leicht begreiflich bei jeder beliebigen Gestalt der Ländermasse ein, die kleinere erscheint weit mehr bevorzugt, als sie es ist. Nehmen wir ein Quadrat von 3 Meilen Seitenlänge und daneben folgende Figur,

deren volle Seitenlänge 5 Meilen betrage, auf jeder Seite sei aber 1 Q.-Meile ausgeschnitten. Der Flächeninhalt derselben beläuft sich dann auf 254, d. i. 21, Q.-Meilen, der Umfang auf 20+ 8, d. i. 28, Meilen und so bekommt diese Figur mit sehr

günstiger Küsten-Entwickelung, letztere durch Zahlen ausgedrückt, das Zeichen: 21 Q.-Meilen gegen 28 Meilen Küsten-Entwickelung, d. i. zu 1, ganz gleich dem plumpen Quadrate mit 9 Q.-Meilen Fläche und 12 Meilen Umfang, das sich auch auf zu 1 reducirt. Ein noch kleineres Quadrat, etwa von 2 Meilen Seitenlänge (also 4 zu 8), bekommt sogar einen bedeutenden Vorsprung. So trügerisch war also hier die Zahlen-Operation.

Letztere gewährt nur dann ein richtiges Ergebniss, und das ist unsere dritte Behauptung wenn die zu vergleichenden Länder gleiche Grösse, aber verschiedene Gestalt haben. Obige Figur also zeigte die Zahlen 21 zu 28. Ein Quadrat aber von ebenfalls 21 Quadrat-Einheiten, also von 4 Einheiten Länge (ungefähr), hätte 21 zu 18, ein Rechteck, welches schon etwas vortheilhafter gestaltet ist, bei einer Seitenlänge von resp. 3 und .7 21 zu 20, von resp. 10 und 2 21 zu 24 und so lang gestreckt, dass die Länge 21 gegen 1 Höhe betrüge, gar 21 zu 44, womit also, der Wirklichkeit und dem Augenschein entsprechend, das Land von oben gezeichneter Gestalt weit überholt wäre.

So ist denn wenigstens Eines gerettet. Im Ganzen aber ist das Resultat dieses Aufsatzes ein durchaus negatives, doch muss ich mich dabei beruhigen, dass, wenn auch, wie man sagt, Einreissen leichter ist als Aufbauen, doch erst eingerissen werden muss, ehe aufgebaut werden kann.

Geographische Notizen.

Neue geographische Arbeiten in Russland. Der Chef des K. Russ. Kriegstopographischen Dépôts, General v. Blaramberg, hatte die Güte, uns folgende Nachrichten zu schreiben:

Den 21. März d. J. fand, wie es gewöhnlich in der 6. Fastenwoche geschieht, die alljährliche Ausstellung unserer im Jahre 1862 ausgeführten geodätischen, astronomischen, topographischen und kartographischen Arbeiten in zwei grossen Sälen des Kaiserl. Winterpalastes Statt und wurde von Sr. Majestät mit vielem Interesse besichtigt. Besonders waren es die photo-, photolitho- und chromophotolithographischen Karten, welche die Aufmerksamkeit unseres Kaisers in Anspruch nahmen, denn etliche hundert Messtischblätter (Planchetten) unserer vorjährigen Aufnahmen in den Gouvernements Nowgorod, Orel, Kursk und im Königreich Polen, welche an Ort und Stelle gezeichnet erst Ende Februar und selbst Anfang März dem KartenDépôt zugeschickt wurden, waren von dem Maassstabe 1:42.000 zu dem von 1:126.000 photographisch reducirt neben den Originalen ausgelegt und die Klarheit, Nettigkeit so wie auch die Schärfe des Terrain - Ausdrucks der photographischen Kopien gewannen allgemeinen Beifall,

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2) Eine neue Generalkarte vom Europäischen Russland und dem Kaukasus, in drei Farben chromolithographirt, 12 Bl. im Maassstab von 1:2.100.000.

3) Eine neue Karte von Central-Asien, 4 Bl. auf Kupfer gestochen, Maassstab 1:4.200.000.

4) Der 24. Band der Mémoiren des Karten-Dépôts, 4o, 318 SS.

5) Der neue Katalog von 17.240 im Russischen Reiche durch unsere Geodäten und Astronomen bis 1860 ihrer Lage nach bestimmten Punkten nebst den resp. Höhenmessungen, wo solche Statt fanden, 4o, 1230 SS. Diesem Katalog geht eine Einleitung voraus, enthaltend eine Übersicht aller in den letzten 45 Jahren ausgeführten trigonometrischen, astronomischen und topographischen Arbeiten in Russland, Sibirien, Central-Asien, dem Kaukasus, Persien

und der Türkei. Dieses grosse und, wie ich mir schmeichle, gediegene Werk, unter meiner Leitung entworfen und zusammengestellt, kostete dem Chef der geodätischen Abtheilung des Karten-Dépôts, Oberst Schwarew, drei Jahre Arbeit und Anstrengung.

Unsere geodätischen Arbeiten zur Vermessung des 52. Parallel-Bogens schreiten voran. Im Laufe dieses Sommers sollen bei uns alle trigonometrischen Vermessungen zu diesem Zwecke so wie auch vier Basis - Messungen bei Jeletzk, Wolsk, Buzuluk und Orsk unter der Leitung des Oberst vom Generalstab v. Forsch beendigt werden.

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grosse Seltenheit ist, wenn man einmal auf einen Walfisch stösst. Deshalb haben sich in den letzten Jahren einige Rhederei - Gesellschaften im Oldenburgischen, welche den Robbenschlag betrieben, aufgelöst, so dass mir nur noch ein einziges Schiff bekannt ist, welches unter Oldenburgischer Flagge auf den Robbenschlag ausgeschickt wird. Die Rheder dieses Elsflether Schiffes,,Alliance" haben sich vor einiger Zeit dafür erklärt, dasselbe nach dem Meere nördlich von Spitzbergen zu schicken, für das gegenwärtige Jahr ist der Beschluss jedoch ohne Wirkung geblieben, weil die Matrosen schon nach den Grönländischen Gewässern angenommen waren und von der gewöhnlichen Richtung der Fahrt nicht abweichen wollten. Die auf den Walfischfang ausgehenden Oldenburgischen sogenannten Südsee - Fahrer gehören meines Wissens sämmtlich Einer Rhederei - Gesellschaft (Visuogis).

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Lasten.

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470

3 310

880

?

880

1846 Oldenburg 6 900 1847 Oldenburg 4 615 1848 Oldenburg

6 9550 3 240 8 12100 3 240 ? 3 8980 3 245

? 4100

6100

8 19000 4 370

415

1

1849 Oldenburg 3

415

9400 5 480 5200

1850 Oldenburg 3

380

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5 480 370 ?

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Lasten.

5437 1101

3225 1101

2350 1101

770

310

1857 Bremen . 2

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3940 4 674

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(Oldenburg 1

1859 Bremen
(Hannover
(Oldenburg

1860 Bremen

3 599

3 640 31 5354

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Die alte Stadt Dodona in Albanien.

Im J. 1862 erschien in Jannina, der Hauptstadt von Epirus, eine kleine Schrift in Griechischer Sprache über Dodona. Ihr Verfasser, P. Arabantinos, der bereits im Jahre 1856 eine auf guten Studien und zum Theil auf Selbstanschauung beruhende Χρονογραφία τῆς Ἠπείρου” in zwei Theilen in Athen herausgegeben hatte, die reich ist an historischen, geographischen und statistischen Aufschlüssen über das eben so wichtige als eigenthümliche Land Albanien (das alte Epirus), stellt in jener Schrift die vielen sich widersprechenden Zeugnisse der Alten und Neueren über Dodona gewissenhaft zusammen und unterwirft sie dann einer kritischen Prüfung. Zugleich unter

lässt er nicht, auch seine eigene Ansicht über Dodona und dessen eigentliche Lage auszusprechen und zu begründen. Er versetzt, auf Grund der an Ort und Stelle selbst gemachten Forschungen und Untersuchungen, die alte Stadt Dodona auf den jetzigen Berg Kastritza im Süden des See's von Jannina und 1 Stunden östlich von letzterer Stadt und den Tempel von Dodona setzt er in die Nähe des jetzigen Klosters der heil. Paraskevi (15 ȧyías IIapaOxεvis Too Haripov), dagegen das eigentliche Orakel oberhalb desselben. Zugleich behandelt der Verfasser einige damit in Verbindung stehende Fragen über die hof und den alten Tónapos und ist schliesslich der Meinung, dass Nachgrabungen wohl Inschriften und ähnliche Denkmäler des Alterthums zu Tage fördern würden, die vielleicht geeignet wären, seine Ansicht in ein besseres Licht zu setzen und zu bestätigen. Auf diesem Wege könnte die in vielen Beziehungen wichtige Frage wohl am sichersten entschieden werden. K.

Besiedelung der Kalmücken - Steppe im Gouvernement Astrachan.

In der St. Petersburger Börsen - Zeitung vom 5. Februar 1863 und anderen Russischen Blättern lesen wir Folgendes:

,,Nach Allerhöchstem Befehl ist die Besiedelung der Kalmücken - Steppe in Meiereien (Chutor) von je 15 bis 20 Höfen durch Reichsbauern aus den inneren Gouvernements wie auch aus dem Astrachan'schen Gebiete ent

schieden worden, und zwar erstreckt sie sich zunächst auf 15 bestimmte Punkte in dem Sommernomaden - Aufenthalt der Kalmücken - Stämme von der Stadt Astrachan bis an die Grenze des Gebiets der Donischen Kosaken. Jeder männliche Ansiedler erhält auf der Strecke von Astrachan bis zum See Jaschkul 60 Desjatinen (à 4 Preuss. Morgen) zu Viehzucht geeigneten Landes, diejenigen aber, welche sich in Meiereien auf den übrigen Punkten, d. h. vom See Jaschkul bis zum Dorfe Krestowoi (auf dem Karawanenwege von Zaritzin über Sarepta nach Stawropol), niederlassen, erhalten nur 30 Desjatinen, gleichwie die Bauern auf dem ganzen Karawanenwege. Die Ansiedler zwischen Astrachan und dem See Jaschkul werden zur Jandikow'schen, die übrigen zur Krestow'schen Gemeinde gezählt."

Das Vorstehende beweist, dass man auch an maassgebender Stelle in St. Petersburg mehr Gewicht auf die Berichte des Staatsraths Bergsträsser als auf die ,,Resultate" der Kostenkoff'schen Expedition legt, oder sollte Herr Kostenkoff selbst, welcher ja die Kalmücken-Steppe zu jeder Ansiedelung durchaus untauglich erklärte, jetzt, wo er OberVormund der Kalmücken-Horden ist, zu so ganz entgegengesetzter Ansicht gekommen sein? Jedenfalls kontrastirt es seltsam mit seinen früheren Behauptungen, dass gerade die Hochsteppe, welche doch den meisten salzhaltigen Boden und den geringsten Wassergehalt haben muss, zuerst besiedelt und unter seiner Leitung die erste Meierei in der Nähe der drei Salzsee'n Muchur-Bai-Kuzuk, welche vorzügliches Salz enthalten (s.,,Geogr. Mitth." 1858, S. 105), angelegt wird 1).

Der Krater des Vulkans Bromo

im Tengger-Gebirge, Ost- Java, bestiegen im September 1858 von Emil Stöhr in Zürich.

In seinem grossen Werke über Java giebt Junghuhn dort, wo er das Tengger - Gebirge so eingehend behandelt (Bd. II, S. 395 ff.), bei Beschreibung des heute noch thätigen Vulkans Bromo eine Aufzählung der neuen Ausbrüche bis zum Jahre 1848 und beschreibt die verschiedenen Veränderungen in seinem Krater bis zu dieser Zeit. 1848 war der Bromo ganz ruhig geworden, indem er nicht einmal mehr Rauchwolken entsendete, und erst im März 1858 fand ein neuer Ausbruch Statt. Ein furchtbares unterirdisches Brüllen, auf 8 bis 10 Palen (Englische Meilen) Abstand deutlich wahrnehmbar, leitete am 4. März den Ausbruch ein; am dritten Tage stiegen dicht geballte Rauchsäulen auf, einzelne Steine mit sich reissend, welche Rauchsäulen am vierten Tage plötzlich verschwanden, wo dann aus dem Krater eine grosse Masse bimssteinartiger Lava mit solcher Vehemenz ausgeworfen wurde, dass einzelne Steine 1 Pal weit flogen und die Asche bis über 10 Pale weit. Einige Monate nach diesem Ausbruche, am 20. September 1858, besuchte ich den Bromo und es soll im Folgenden ganz in Kürze angegeben werden, wie ich den Krater fand; im Oktober 1858 fand ein weiterer Ausbruch Statt.

1) Eine weitere Genugthuung ist Herrn Bergsträsser dadurch geworden, dass fast zu gleicher Zeit mit der obigen Entscheidung über die Besiedelung der Kalmücken-Steppe seine Erhebung zum Wirklichen Staatsrath erfolgte.

Bekanntlich umschliesst das Tengger-Gebirge einen ungeheuern, alten Kraterboden, die Dasaro der den Sandsee, eine ringsum von 1500 bis 2000 Fuss hohen schroffen Bergwänden, den alten kolossalen Kratermauern, umgebene, über 1 Deutsche Meile im Durchmesser haltende, fast vegetationslose vulkanische Sandwüste. Die Ringmauer der Berge ist nur an Einer Stelle spaltenartig durchbrochen und auch diese Spalte mit einem niederen Querdamme geschlossen. Mitten aus dieser Sandwüste erheben sich die Eruptionskegel der erloschenen Krater Widodarin und Segoro weddi so wie der niedrigere jetzt noch thätige Bromo und etwas seitwärts davon der isolirte, ebenfalls erloschene Kegel des Batok. Unvergesslich wird jedem Beschauer das dort sich bietende Landschaftsbild bleiben, wo auf dem düsteren, öden, rings von hohen Wänden umschlossenen weiten Sandsee die unheimlichste Stille lagert und die tiefe Ruhe nur durch das Aufsteigen der Rauchsäulen des Bromo unterbrochen wird. Nur dunkelen Farben, braun oder tief schwarz, begegnet das Auge auf dem Sandsee und dem aller Vegetation baren Bromo, wie auch die dunkelen schroffen Ringmauern nur spärlich mit Gebüschen und Casuarinen bewachsen sind. Damit kontrastirt wunderbar das Grün der erloschenen Berge Widodarin, Segoro weddi und Batok, die, zum grössten Theil mit Gebüschen und selbst hohen Casuarinen bewachsen, aus der öden Wüste aufsteigen, theilweise aber auch noch ganz kahle Sandflächen entsenden.

Den Bromo selbst fand ich bei meinem Besuche zum Theil mit einer röthlich-braunen, etwas festen Aschenrinde bedeckt, welche rothbraune Farbe jedoch den Totaleindruck nicht beeinträchtigen konnte, indem der Berg von Weitem gesehen völlig schwarzbraun erschien, wie er denn auch meist von schwarzem Sande bedeckt war, wohl dem Reibungsprodukte der aus dem Krater aufwirbelnden bimssteinartigen Lavamassen. Solche mehr oder weniger poröse Lavabrocken und Bomben, oft von ziemlicher Grösse, lagen überall umher, ebenfalls schwarz von Farbe, selten grau oder röthlich, häufig weisse Feldspathkörner oder selbst solche Krystalle einschliessend. Der etwa 600 Fuss über dem Sandsee befindliche, fast kreisförmige, zackige und sehr scharfkantige Kraterrand fiel mit 50, 60, ja selbst mehr Graden nach innen steil ab bis zu dem an 500 Fuss tiefer liegenden Kraterboden. Dort, in der Mitte des Kraterbodens, befand sich eine etwas über 200 Schritt im Durchmesser haltende, fast kreisrunde Ebene, aus Sand und Lapilli bestehend, aus der keine Dämpfe aufstiegen, an deren Peripherie aber aus einzelnen Spalten solche empordrangen, und es war dort Alles von Schwefelbeschlag gelb gefärbt. Dicht unter meinen Füssen, hart am Rande, war auf dem Kraterboden an seiner Nordseite eine wohl 20 Fuss im Geviert haltende Öffnung zu bemerken, aus der mit grosser Vehemenz Rauch und Dampf hervorquollen; der Hauptschlot befand sich jedoch an der Ostseite, wo eine mächtige Rauch- und Dampfsäule ununterbrochen mit Zischen emporwirbelte und wo man, wenn zeitweise der Wind die Dämpfe zur Seite trieb, in einen wohl über 60 Fuss im Durchmesser haltenden unergründlichen Schlund hineinsah. Feuererscheinungen habe ich nicht bemerkt und es waren die dichten Rauch- und Dampfwolken, die mich oft ganz einhüllten, wenig beschwerlich und schienen mir meist nur aus Wasserdämpfen zu bestehen, wie denn

auch der Geruch von schwefliger Säure relativ ganz unbedeutend war. Zum Kraterboden selbst hinabzukommen, war unmöglich, doch konnte man bei den nicht allzu grossen Entfernungen von oben Alles recht deutlich beobachten; eigenthümlich erschien mir, dass auf der kleinen Ebene in Mitte des Kraterbodens, an deren Peripherie die Dämpfe aufstiegen, sich von Sand und Lapilli ein kleiner Auswurfskegel zu bilden begonnen hatte, damals schon 6 bis 8 Fuss hoch.

Nachrichten über Baron von der Decken's dritte Reise in Ost-Afrika.

Auf seiner zweiten Reise von der Zanzibar - Küste aus ins Innere (s. ,,Geogr. Mitth." 1863, SS. 99-102) ist es dem Baron v. d. Decken und seinem Begleiter, Dr. Kersten, zwar gelungen, den Kilimandscharo abermals zu erreichen, doch war ihm ein weiteres Vordringen unmöglich. Er ging von Wanga an der Küste in 14 Tagen zum See Jipe, vervollständigte seine Aufnahme desselben, bestieg die etwas über 5000 Fuss hohen Ugono - Berge, wandte sich dann nach den Aruscha-Bergen und wollte von da in das MasaiLand eindringen, wurde aber von den Wa - Masai daran verhindert. Er ging nun nach den Djagga-Bergen, besuchte Uru und Mossi, zwei kleine Königreiche, und erstieg von letzterem aus den Kilimandecharo bis zu einer Höhe von 13.000 Fuss.,,Ich wäre". schreibt er an Dr. H. Barth 1) ,,noch höher gekommen, wenn meine Begleitung nicht durch die zu dünne Luft gehindert worden wäre, sich auch nur in der langsamsten Weise fortzubewegen. Nachts schneite es tüchtig und am anderen Morgen sahen wir den Schnee zur Rechten und Linken unterhalb unseres Standpunktes liegen. Somit wird die Schneenatur dieses Berges jetzt wohl nicht einmal mehr von dem obstinaten Geographen Cooley in Zweifel gezogen werden." 2) Über den See Jipe, die Bura- und Endara - Berge kehrte er am 26. Dezember nach Mombas und am 31. Dezember nach Zanzibar zurück. Er machte seitdem auf einem Englischen Kriegsschiff eine Seereise nach verschiedenen Punkten der Ostküste, Ibo, Kap Delgado, Lamu, und begab sich dann nach der Insel Réunion, um von da aus Madagaskar zu besuchen. Sein Begleiter, Dr. Kersten, der von seinem Chef als guter Arbeiter im Observiren u. s. w. gerühmt wird, schrieb von Réunion aus im Juni d. J. über diesen und die weiteren Pläne des Barons an Prof. Dr. Erman in Berlin:

,,Nachdem ich die Zeit von Januar bis Anfang April mit Rechnen und Kranksein verbracht hatte (ich bin aber wieder eben so gesund als vorher), entschloss sich Herr Baron, um die Zeit auszufüllen, bis er seinen kleinen Dampfer bekommt (bis Ende des Jahres), eine Tour nach Madagaskar zu machen. Wir reisten am 10. April mit einem kleinen Postdampfer von Zanzibar nach den Seychellen, wo wir drei Wochen lang auf den grossen Post

1),,Zeitschrift für Allgem. Erdkunde", Mai 1863, SS. 348–351.. 2) Im Gegentheil, Herr Cooley zeigt noch weit mehr Ausdauer im Festhalten an seiner vorgefassten Meinung als Baron v. der Decken im Widerlegen derselben; im Athenäum vom 18. Juli 1863 bringt er wieder einen langen Artikel, worin er die Arbeiten des Barons auf das Unverschämteste verdächtigend seinen negirenden Standpunkt abermals zu vertheidigen sucht.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft VIII.

dampfer der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company warteten, der uns dann Ende Mai nach St.-Denis brachte. Dem Herrn Baron blieb auch hier sein Unglück treu: die erste Nachricht, die wir über Madagaskar empfingen, war die von der Erdrosselung des Königs und dem Umsturz des bisherigen Regiments. Ob unter solchen Umständen noch die beabsichtigte Reise Statt finden kann, werden wir bei der Rückkunft des sofort nach Madagaskar geschickten Kriegsschiffes (in etwa 5 Wochen) erfahren. Lauten die Nachrichten ungünstig, so wird Herr Baron sofort nach Europa reisen, um den Bau seines Schiffes und das Engagement der Bemannung zu betreiben. Res. crescunt, wie Sie sehen! Herr Baron hatte der Preussischen Regierung 100.000 Thlr. anbieten lassen, wenn sie ihm ein kleines Kriegsschiff bauen und zur Disposition stellen wollte, das nach Beendigung der Expedition der Preussischen, eventuell Deutschen Flotte gehören sollte. Man schlug es aus. Nun wird er sich die Kriegsflagge auf das Schiff, das jetzt gebaut wird, von England geben lassen müssen. Ich hoffe zu Gott, dass wir mit unseren so grossen Mitteln auch Grosses erreichen; möge mein verehrungswürdiger Chef endlich den verdienten Lohn finden für seine unwandel-* bare Ausdauer bei allen Widerwärtigkeiten, die bis jetzt nicht nachliessen. Die Absicht ist, nächstes Jahr in den Dana- und Jub - Fluss einzudringen. Der Dampfer wird 18 Zoll tief gehen. Es werden in der Nähe einige KohlenStationen angelegt. Auf diese Art so weit als möglich eindringend werden wir leichter die Kenia-Schneeberge und die Vulkane jener Gegend erreichen können. Herr Baron ist der Ansicht, dass es mehr Nutzen bringt, die völlig unbekannten Küstenstriche aufzuschliessen, als eine Reise in das Innere zu machen, deren Hauptzweck nur ist, möglichst weit gekommen zu sein."

Vegetation des Felsengebirges.

Die,,Botanische Ztg." enthält nach C. C. Parry's physiographischem Abriss (im ,,American Journal") über den Theil des Felsengebirges an den Wasserquellen des South Clear Creek und östlich des Middle Park folgenden Aufsatz:

Mit Ausnahme weniger vereinzelter Gipfel und hoher Bergrücken, die in Verbindung mit den Apalachischen Gebirgen stehen, welche nirgends eine Höhe von 7000 Fuss über dem Meeresspiegel, erreichen, ist die wahre alpine Vegetation des Nord-Amerikanischen Kontinents auf die entfernte Gegend der Felsengebirge beschränkt. Hier allein innerhalb der temperirten Breiten treffen wir Bergzüge, auf denen die Sommersonne von schneeigen Einöden wiederstrahlt und in denen Gipfel vorkommen, die eine Erhebung über 12.000 Fuss haben.

Unsere bisherige Kenntniss von den allgemeinen äusserlichen Erscheinungen und der besonderen Vegetation dieses alpinen Bezirks haben wir aus den Untersuchungen verschiedener Forscher hergeleitet, welche eiligst über diese bisher unwirthbare Region gereist sind, die hervorragendsten Merkmale von den Schauplätzen längs der gewöhnlichen Reisewege verzeichneten, Länge und Breite von verschiedenen bestimmten Orten ermittelten, die Richtung der Wasserläufe aufnahmen, die am meisten hervortretenden Bergketten abzeichneten und selten (wie es von Ja

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