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Unterholzes, besonders die Palmen, Pandaneen, Aroideen und die Gattung Heliconia, nehmen an Arten- und Individuenzahl beträchtlich ab, während die parasitischen Orchideen auf den Bäumen in dieser Region die grösste Mannigfaltigkeit zeigen. Von Kulturpflanzen verschwinden der Kakao-Baum, der Melonen-Baum, die Vanille, der IndigoStrauch, die Sassaparilla. Die Banane gedeiht noch bis 4000 Fuss, verliert aber an Schönheit und Ertrag. Die Familien der Verbenaceen, Piperaceen, Papilionaceen, Compositen bleiben noch eben so reich vertreten wie in der Tiefregion. Aus den Familien der Laurineen, Tiliaceen, Clusiaceen, Apocyneen, Vaccinien kommen eigenthümliche Arten vor, die ausserhalb Chiriqui und Veragua noch nicht gefunden wurden. Darunter sind folgende von Dr. Seemann gefundene und theilweis neu entdeckte Arten besonders merkwürdig: Triumfetta speciosa, Clusia odorata, Sauranja montana, Moschoxylon veraguense und Persea veraguensis, beide letztere besonders schöne und stattliche Bäume des Waldsaumes. Ich entdeckte in derselben Region eine hübsche neue Art der Gattung Artanthe.

3. Region der Rosaceen, Labiaten und Compositen, 3500 bis 4200 Fuss.. Obwohl die meisten charakteristischen Arten dieser Familien schon in der vorigen Region erscheinen, so geben sie doch erst den Bergstufen über 3000 Fuss durch massenhaftes Auftreten am Rande der Wälder eine besondere Physiognomie. In dieser Höhe ist die Flora selbst während des trockenen Verano am blumenreichsten und hat die meiste Ähnlichkeit mit der Gebirgsflora von Mexiko und Guatemala. Viele Gattungen, wie die vorkommenden Pflaumen - Bäume, Brombeer - Sträucher, Stern- und Johanniskräuter, erinnern an Europäische Formen und stehen mit Fuchsien, Salvien und Lupinus-Arten in grosser Zahl gemischt. Eichen treten bereits in ganzen Gruppen auf, gehören aber mehr der folgenden Höhenregion

an.

Natürliche Berg-Savannen, theilweis mit Gramineen oder mit Farnbüschen bedeckt, reichen an vielen Stellen der Südseite den Urwald unterbrechend bis zu dieser Höhe hinan. Ausser den genannten Familien sind hinsichtlich der Arten- und Individuenzahl besonders die Familien der Verbenaceen, Papilionaceen, Ericaceen, Myrtaceen noch reich vertreten.

Zu den besonders charakteristischen Arten, die ich in dieser Region sammelte, gehören: Rubus urticifolius, Seem., Echites veraguensis, Seem., Thibaudia longifolia, Kth., Psidium polycarpum, Lamb., und eine neue schöne, zur Familie der Leguminosen gehörende Art Picramnia Semanniana, Gris. 4. Region der Eichen, der Gebirgserle und der Agave americana, von 4200 bis 8000 Fuss. In dieser Höhenregion treten ähnlich wie in Mexiko in ziemlich beträchtlicher Individuenzahl gewisse Pflanzenformen auf, die an

die gemässigte Zone erinnern und neben den noch zahlreich vertretenen tropischen Typen eine fremdartige Figur spielen. Neben alpinen Palmen, der Agave americana, die ganz dieser Region angehört, und vielen Baumfarnen kommen Eichen und Erlen eben so häufig vor wie der Brombeer-Strauch. Charakteristisch sind für diese Region die von Dr. Seemann entdeckten Eichenarten Quercus glabrescens, Benth., Q. aristata, Hook., Q. bumelioides, Liebm., und eine von mir nahe der Kammhöhe entdeckte, noch nicht beschriebene Quercus - Art. Mit diesen Eichen erscheint besonders an der Grenze der Berg-Savanne eine bis Guatemala verbreitete Erlen-Art, Alnus Mirbelii, welche ganz an die alpinen Erlen Europa's erinnert. Neben ihnen wächst häufig eine von Oerstedt beschriebene Palme, Chamaedorea Pacaya, die in den Barrancas des Vulkans bis zur Höhe von 7000 Fuss reicht.

Unter den Kulturpflanzen sind die beiden BananenArten Musa paradisiaca und M. sapientum (Guinea) die wichtigsten. Erstere wird als Obst und Gemüse gegessen. Grün vom Baum gepflückt ist sie in Wasser gekocht mehlig wie die Kartoffel und eins der gewöhnlichsten Nahrungsmittel der Eingebornen. Reif genossen hat sie einen süsslich-mehligen Geschmack und wird entweder roh gegessen oder in Wasser gekocht. Die Guinea-Banane wird nur reif gegessen. Als ,,Krafterzeuger" steht die Banane in der Reihe der Nahrungsmittel weit hinter den Cerealien und besonders den Bohnen-Arten. Als Gemüse werden in Chiriqui besonders häufig gepflanzt und gegessen: Ignamé (Dioscorea alata, Linn.), Yuca (Manihot utilissima, Pohl), Batata oder Camote (Batatas edulis, Chris.), Papas (Solanum tuberosum, Linn.) und Otó (Arum esculentum, Linn.). Letzteres ist vor allen ein angenehmes, fein schmeckendes Gemüse. Bohnen werden nur deshalb weniger angebaut als in anderen Gegenden Central-Amerika's, weil bei dem Reichthum natürlicher Weiden das Fleisch billig ist. Von Cerealien werden nur Mais und Reis gebaut. Beide gedeihen ausgezeichnet, für den Weizen dagegen scheinen selbst die mittleren Stufen der Cordillere noch eine zu hohe Temperatur zu haben.

An köstlichen Baumfrüchten ist Überfluss, obwohl auch darin die Plateauländer von Guatemala und Costa - Rica reicher bedacht sind. Die beliebtesten tropischen Obstarten, die in den Gärten kultivirt werden, sind: Aguacate (Persea gratissima), mehrere Sapote-Arten, Papayas (Carica Papaya), Mango (Mangifera indica), Granadilla (Passiflora quadrangularis), Ananas (Pinna genannt, von Ananassa vulgaris). Kokosnüsse sind im Überfluss auf dem Markt, so wie auch Orangen, Melonen, die aus Europa verpflanzt sind. Zu den besten tropischen Früchten gehören besonders mehrere Anona - Arten, von denen aber die köstliche Anona

Chirimoya, die Königin der Tropenfrüchte, nur in der milderen Region auf dem Vulkan von Chiriqui gut gedeiht.

Für das Zuckerrohr und den Tabak sind Boden und Klima von Chiriqui ausgezeichnet gut. Kakao gedeiht nur auf der Nordseite in feinster Sorte. Den guten Kaffeesorten fehlt die höhere Plateau-Region. Haupthindernisse der Kultur tropischer Kolonialwaaren sind der zu hohe Taglohn und die zu dünne Bevölkerung.

Zoologie; Charakter und geographische Verbreitung der Fauna. Die Central-Amerikanische Fauna, zu welcher das Thierreich dieser Provinz in zoographischer Beziehung gehört, hat zwar mit der Fauna der westlichen Länder von Süd-Amerika die grösste Charakterverwandtschaft der vorkommenden Familien und Gattungen, aber dagegen ist die Übereinstimmung der gleichen Arten bei den Thieren entschieden minder gross als bei den Pflanzen. Die in der geographischen Verbreitung der Organismen waltenden Gesetze geben eine genügende Erklärung dieser merkwürdigen Thatsache. Meeresströmungen und Winde, welche der Migration der Pflanzen günstig sind, befördern nur sehr wenig die Verbreitung der Landthiere. Der Äquatorial-Strom und die Süd-Amerikanische Küstenströmung, der Passatwind und die einstmalige Wasserstrasse, welche den Amerikanischen Kontinent in zwei grosse Inseln trennte, haben an beiden Oceanküsten zur Verbreitung der Pflanzensamen und der Seethiere mitgewirkt, nicht aber die Verbreitung der schwerfälligeren Landthiere so wie der Süsswasserfische begünstigt.

Für Säugethiere, Vögel, Batrachier und fliegende Insekten waren die Meerengen, welche einstmals die Isthmen von Choco und Panama spalteten, kein Hemmniss der Wanderung. Thier - Arten von anderen Klassen konnten sich auf diesem Wege erst verbreiten, als die vulkanischen Kräfte der Tiefe durch zahlreiche Durchbrüche die alten Meerengen verstopften. Zwischen den beiden Kontinentalhälften musste deshalb der Austausch der Arten bei den Reptilien, Süsswasserfischen, Landmollusken, Arachniden und ungeflügelten Insekten ungleich geringer sein als bei den Pflanzen. Aus den letztgenannten Thierklassen ist die Central-Amerikanische Fauna verhältnissmässig reich an eigenthümlichen Arten, deren Vorkommen in Süd-Amerika noch nicht nachgewiesen ist. Mit der Thierwelt der Antillen hat sie mit Ausnahme einer gewissen Anzahl von Vögeln und geflügelten Insekten nur sehr wenige Species gemein. Aus der Mexikanischen Fauna sind ihr dagegen manche eigenthümliche Typen zugekommen, wie z. B. aus der Klasse der Insekten die höchst bizarr gestaltete Gattung Zopherus, welche, als sie zum ersten Male bekannt wurde, unsere Entomologen in Erstaunen setzte und von der dem berühmten Französischen Entomologen Dejean zur Zeit, als

er seinen Catalogue des Coléoptères publicirte, nur eine einzige Mexikanische Species bekannt war. Seitdem sind in Costa Rica und Chiriqui noch mehrere Arten dieser Gattung, welche jedoch südlich nicht über Veragua hinauszugehen scheint, entdeckt worden. Mit der Fauna Brasiliens und Columbiens einerseits und Mexiko's andererseits verglichen dürfte sich die Zahl der eigenthümlichen ThierArten Central-Amerika's im Vergleich zu den Arten, welche die Fauna mit beiden tropischen Nachbarländern gemeinsam hat, nach annähernder Schätzung wie 1 zu 8 verhalten. Mit der Antillen-Fauna dagegen stimmt kaum ein Zwanzigtheil der vorkommenden Species überein.

Das merkwürdigste Säugethier ist eine noch unbeschriebene Affen-Art der Gattung Chrysothrix. Ausserhalb Chiriqui ist dieser kleine, überaus zierliche Affe noch nicht gefunden worden. Unter den Spanischen Geographen des vorigen Jahrhunderts erwähnt namentlich Alcedo das Vorkommen dieses hübschen Äffchens in Veragua mit der richtigen Bemerkung, dass dasselbe sogar den geringsten Klimawechsel nicht vertragen könne und selbst in dem nahe verwandten Klima von Cartagena nicht heimisch werden konnte 1). Die vorkommenden Arten von Brüllaffen und Klammeraffen (Ateles) scheinen dagegen mit den am Orinoco und Amazonen-Strom lebenden Arten identisch.

Unter den bis jetzt bekannten Carnivoren, die bekanntlich eine sehr weite Verbreitung haben, herrscht die grösste Übereinstimmung in Süd-Amerika. Der südliche Waschbär (Procyon cancrivorus) ist hier an den Flüssen beider Oceane häufig. Eben so sind von den grossen Katzen der Jaguar (von den Kreolen el Tigre genannt) und der Kuguar (el Lion) durch das ganze Land verbreitet. Beide letztgenannten Raubthiere sind indessen mehr Bewohner der Gebirgswälder als der Savanne. Ihr Vorkommen ist nicht häufig und im Gegensatz zu dem Jaguar der Argentinischen Pampas zeigt sich der Central-Amerikanische Tiger sehr scheu gegen den Menschen, dessen Nähe er meidet und vor dem er auf der Jagd gewöhnlich feig entflieht.

Von Beutelthieren kommt Didelphys cancrivora, Gm., von Edentaten der weit verbreitete Bradypus didactylus, von Gürtelthieren Dasypus novemcinctus und D. unicinctus vor.

Aus der Ordnung der Nagethiere ist die Europäische Wanderratte (Mus decumanus) zu erwähnen, die erst mit den Spanischen Schiffen nach dem tropischen Amerika gekommen hier zur Landplage geworden ist. Verschiedene der Central-Amerikanischen Fauna eigenthümliche NagethierArten von den Gattungen Calomys, Habrothrix, Loncheres,

1) Ein lebendiges Exemplar, das ich von diesen Affen nach Panama brachte, erregte dort die Bewunderung der Leute, starb aber schon nach wenigen Wochen. Balg und Skelet desselben befinden sich bis jetzt einzig nur im Zoologischen Museum zu München.

welche Chiriqui mit Costa-Rica gemeinsam besitzt und die von mir schon 1855 nach Europa gebracht wurden, sind neuerdings von Dr. Fitzinger in Wien beschrieben. Der weit verbreitete zierliche Savannen-Hirsch (Cervus rufus) kommt in sämmtlichen Provinzen Panama's eben so häufig vor wie in Mexiko. Von Dickhäutern ist das Nabelschwein (Dicotyles torquatus), welches heerdenweise durch die Wälder irrt, besonders häufig und wenn angeschossen dem Jäger nicht selten gefährlich. Den Tapir (Tapirus suillus) fand ich am Vulkan von Chiriqui bis zur Höhe von 6000 Fuss. Ähnlich wie das Nashorn der Sunda - Inseln hat dieser Riese der Amerikanischen Säugethiere das Bedürfniss, sich nach hoch gelegenen, einsamen waldigen Stellen des Gebirges zurückzuziehen, dagegen scheint die andere Tapir-Art, welche in den Anden von Ecuador und Neu - Granada noch höhere Regionen bewohnt (Tapirus villosus) in CentralAmerika nicht vorzukommen 1).

Die Klasse der Vögel ist bis jetzt noch am wenigsten untersucht, scheint aber in der Mehrzahl ihrer Arten mit den übrigen Theilen Central-Amerika's, in der geringeren Hälfte mit Venezuela und Guiana übereinzustimmen. Viele der für den Süd-Amerikanischen Kontinent bezeichnendsten Vogel-Arten, wie z. B. der von Neu- Granada bis Chile verbreitete Kondor (Vultur gryphus) überschreitet nicht den Isthmus von Panama, während andere Arten hier ihre südliche Grenze finden.

In der Waldzone sind die Ordnungen der Schrei- und Klettervögel (Clamatores und Scansores), in der Savanne die Hühnervögel (Gallinacei) durch ausgezeichnete Arten vertreten. Papageien und Tukane bevölkern in ungeheuerer Zahl die Waldränder, besonders in der Nähe der Flüsse. Unter ihnen ist durch die bunteste Farbenpracht Rhamphastos carinatus ausgezeichnet. In noch schönerem Schmuck des. Gefieders prangt Trogon resplendens, der prächtigste Vogel Amerika's, dessen sporadisches Vorkommen an den Vulkanen von Mexiko, in den Altos von Guatalema und am Vulkan von Chiriqui für die geographische Verbreitung überaus merkwürdig ist. Ich fand diesen schönen und geschätzten Vogel am häufigsten in der Region zwischen 4- und 5000 Fuss. Eigenthümliche Kolibri-Arten derselben Region, deren Vorkommen ausserhalb Chiriqui noch nicht nachgewiesen ist, sind die von dem Britischen Ornithologen Gould beschriebenen und abgebildeten Eutoxeres Glaucis und E. Ruckeri. Unter den Waldhühnern sind die grossen Gattungen Crax und Penelope besonders an den Grenzen

1) Selbst vom Gemeinen Tapir wurde bis in die neueste Zeit bezweifelt, ob er die Landenge von Panama wirklich überschreite. Ich wohnte aber selbst einer Tapirjagd am Vulkan von Chiriqui bei und schickte den Schädel des erlegten Thieres nach München, wo er sich im Zoologischen Museum befindet.

zwischen Wald und Savanne stark vertreten. Die Ordnung der Raubvögel mit Ausnahme der Aasgeier ist verhältnissmässig nicht zahlreich, die der Laufvögel (Cursores) gar nicht repräsentirt.

Aus der Klasse der Amphibien sind unter den Sauriern besonders die Familien der Baum- und Erd-Agamen ausgezeichnet durch eigenthümliche Arten, wie z. B. Chondropleura inornata, Fitz. Auch unter den Schlangen, welche Chiriqui mit Costa-Rica gemeinsam hat, ist die Zahl der eigenthümlichen Arten, deren Verbreitung über den Isthmus von Panama nicht hinauszugehen scheint, besonders gross. Darunter sind erwähnenswerth die von mir gesammelten und von Dr. Fitzinger als neu aufgestellten Arten: Erythrolamprus bitorquatus, Lamprosoma Wagneri, Dipsas Scherzeri, und aus den Familien der Giftschlangen Hecate viridis und eine eigenthümliche Klapperschlangen-Art, Crotalus bifasciatus, deren Vorkommen auf Costa-Rica und Chiriqui beschränkt scheint.

Die Süsswasser - Fauna ist verhältnissmässig arm. In den Gebirgsflüssen der südlichen Abdachung kommen nur 7 Fisch-Arten vor.

Unter den wirbellosen Thieren sind die Ordnungen der Land- und Süsswasserschnecken gleichfalls auffallend arm. Ursache ist wahrscheinlich der Mangel an Kalkformationen und damit an zureichendem Material für Gehäusebildung, besonders in den südlichen Gegenden. Die sehr sparsam vorkommenden Arten von Landschnecken stimmen nicht mit der Süd-Amerikanischen Fauna zusammen.

In der Klasse der Insekten ist unter den Coleopteren besonders die Familie der Cicindeliden durch ausgezeichnete Arten vertreten. Der Riese unter den Käfern ist Dynastes elephas, dessen Vorkommen auf die südlichen Staaten Central-Amerika's beschränkt zu sein scheint. Der häufigste Savannen-Käfer, der dort bei Beginn der Regenzeit noch unendlich zahlreicher als der Maikäfer in Deutschland schwärmt und jeden Abendspaziergang sehr lästig macht, indem er zu Tausenden an den Kleidern hängen bleibt, ist Cyclocephala discolor, Hope. Unter den Gebirgsschmetterlingen verdienen die prachtvollen Arten Apatura Lucasii und A. Laurentia eine besondere Erwähnung. den schädlichsten Insekten gehören verschiedene Arten von grossen und kleinen Ameisen, die in ungeheueren Massen vorkommen und besonders den Maisfeldern schaden. Noch gefährlicher ist das Erscheinen einer dort vorkommenden Wanderheuschrecke, die aber nur in Zeiträumen von 10 bis 20 Jahren massenhaft wiederkommt und dann aus noch unergründeten Ursachen wieder verschwindet.

Zu

Hinsichtlich der geographischen Vertheilung der Fauna ist noch zu bemerken, dass der Gebirgszug der Cordillere das Land in zwei ungleiche zoologische Provinzen trennt.

Nur die geringere Zahl der Arten kommt an beiden entgegengesetzten Gehängen des Gebirges vor. Dem Vorkommen der meisten Thierarten, welchen eine geringe Ortsbewegung eigen, setzt die Erhebung der Cordillere hier eine bestimmte Grenze.

Anthropologie; die Menschenracen. - Das Departement von Chiriqui hatte nach dem Census von 1855 eine Bevölkerung von 17.279 Individuen, welche seit der letzten Einwanderung aus Texas und Jamaika in runder Zahl auf 18.000 zu schätzen ist. Es kommen also 33 Menschen auf die Quadrat-Legua oder 58 auf die Deutsche Q.-Meile.

Selbst im Vergleich mit dem dünn bevölkerten Mexiko, wo durchschnittlich 250 Menschen, und mit dem übrigen Central-Amerika, wo im Ganzen 282 Menschen auf die Quadrat-Meile kommen, ist dieses Bevölkerungsverhältniss auffallend ungünstig und findet seine Erklärung theils in der Abgelegenheit der Provinz Chiriqui, theils in ihrer Armuth an edlen Metallen und in der bisherigen Unzugänglichkeit des waldbedeckten Gebirges.

Von den 18.000 Seelen kommen schätzungsweise auf die weisse Race

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Amerikanische Race (reine Indianer)

2400 4000

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Der übrige Theil der Bevölkerung ist in einzelnen Ranchos, besonders am Gestade der Lagune und am Golfo dulce zerstreut.

Die Europäische Race besteht in der Minderzahl aus Abkömmlingen der Kastilischen Eroberer und der ältesten Spanischen Einwanderer von Andalusien. Die Mehrzahl der Bevölkerung besteht aus später eingewanderten HispanoAmerikanern der verschiedenen Staaten Central- und SüdAmerika's.

Der Ruf der gartenähnlichen Schönheit und Fruchtbarkeit des Landes und besonders der billigen Bodenpreise, so wie die vergleichsweise günstigen klimatischen Verhältnisse der Binnenlandschaften zogen trotz der hohen Temperatur eine gewisse Zahl von fremden Emigranten an. Nächst den Spanischen Kreolen sind die Deutschen gegenwärtig in David und Umgegend am zahlreichsten. Sie beschäftigen sich in der Mehrzahl mit Landwirthschaft, vorzüglich mit Tabaksbau. Amerikaner, Franzosen und EngPetermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft VIII.

länder sind nur in geringer Zahl als Kaufleute und Grundbesitzer angesiedelt.

Obwohl das Binnenland dieser Provinz unter sämmtlichen Tropengegenden der Welt unstreitig eins der gesündesten ist und namentlich von dem tückischen und gefährlichen Klima der Landenge von Panama sich vortheilhaft unterscheidet, so merkt man doch auch hier dem Typus der Europäischen Bevölkerung eine gewisse körperliche und geistige Verkümmerung an. Wenn auch die weissen Ansiedler im Allgemeinen sich wohl befinden, so müssen sie doch während der Hälfte der Tagesstunden die Sonne vermeiden und sind durch die Einwirkung des gleichmässig warmen Klima's ziemlich träge, bequem, ruheliebend und denk faul geworden. Weder in Central-Amerika noch in Süd-Amerika ist mir irgend eine Tropengegend der Tiefregion bekannt, wo die Körperkonstitution des Weissen sich ganz ohne Nachtheil dem Klima akkommodirt hätte.

Die Amerikanische Race besteht aus den zerstreuten Überresten von den drei Hauptstämmen Veragua's, den Doraces (Dorachos), Guaimies und Juries-Indianern, welche die Spanischen Conquistadoren an beiden Oceanküsten, namentlich aber in der südlichen Savannen-Zone fanden. Von den neuen Ansiedlern aus den zugänglichsten und schönsten Landschaften verdrängt zogen sich dieselben mehr auf die Gehänge und Stufen der Cordillere zurück. Man hat in den Dörfern der Südseite, wo nur halb civilisirte Eingeborne leben, selten Gelegenheit, die eigentlich wilden Indianer zu sehen, die näher der Waldzone wohnend mehr von Jagd und Fischfang als von Anbau leben. Die meisten dieser wilden und nackten Indianer leben am nördlichen Fuss der Cordillere. Die Guaimies - Indianer haben ihre Ansiedelungen in der Nähe der Lagune. Die an der Südseite zwischen Remedios und Tolé wohnenden Indianer, welche Dr. Seemann die Savannaries nennt (eine Benennung, welche die Eingebornen selbst nicht kennen), sind halb civilisirt und grösstentheils sesshaft, wenn sie auch nach Umständen zuweilen ihre Ranchos in einem gewissen Umfang wechseln.

Die Eingebornen von Chiriqui und Veragua erschienen mir etwas grösser und schlanker als die Amerikanische Race in Peru, Ecuador und Guatemala. Es sind in der Mehrzahl gut und kräftig gebaute, wenn auch nicht eben „,athletische" Gestalten, von denen Dr. Seemann und Lieutenant St. Clair Morton sprechen. Sämmtliche Individuen, die ich gesehen und gemessen habe (was die Eingebornen nur ungern geschehen lassen), waren unter meiner eigenen nicht hervorragenden Körpergrösse und im Mittel 1 Meter 60 Centimeter hoch 1). Im Allgemeinen haben die Indianer von

1) Das fast gleiche Maass der Körpergrösse fand ich im Mittel bei den Canelos-Indianern im Stromgebiet des Rio de las Amazonas, wäh38

Veragua die physischen Hauptmerkmale mit den übrigen Völkerstämmen des tropischen Amerika gemein, nämlich lohbräunliche Hautfarbe, die nach der Höhenregion ihres Wohnsitzes lichter oder dunkler wird, schlichtes, glattes, etwas dickes Haar von langem und reichlichem Wuchs, dünnen Bart, kräftige Statur, schmale, meist zurückweichende Stirn, schief stehende, längliche Augen. mit einem eigenthümlichen scheuen, stechenden Blick, stark hervortretende Backenknochen, gewöhnlich breit gequetschte, den Mongolen ähnliche Stumpfnase, die aber nach den Stämmen und Individuen auch wieder wechselt, wulstige Lippen, ziemlich grossen Mund, breites Gesicht, dessen Ausdruck aber viel energischer ist als bei den phlegmatischen und stumpfsinnigen Indianern der meisten Hochthäler von Ecuador und Peru.

Eine eigenthümliche Gewohnheit der Eingebornen ist, sich mit dem Roth des Pixa-Strauches und dem Scharlach von Lundia Chicho, Seem., das Gesicht zu bemalen. Häufig kommt auch die Gewohnheit vor, den Schneidezähnen durch die Feile eine pyramidale, ganz spitzige Form zu geben.

Alcedo's Angabe, dass die Veragua - Indianer,,nackt gehen" und wie wilde Bestien leben", ist im Allgemeinen unrichtig. Ganz nackte, mit Muscheln behängte Indianer fand ich nur einzeln unter den umherziehenden Jägerfamilien. Der sesshafte Indianer trägt, wenn er nicht arbeitet, gewöhnlich ein Hemd von Baumwolle und Hosen von Pita-Faden (einer Bromelia-Art, die wie Flachs gewoben wird). Sie fertigen Hängematten aus den Fäden der Agave americana und der Chonta-Palme.

Fast jeder sesshafte Indianer hat eine kleine PisangPflanzung und baut gewöhnlich auch etwas Mais, aus dem er die Chicha bereitet, das berauschende Getränk, welches die Eingebornen bereits zur Zeit der Entdeckung der tierra firme kannten. Von den Mestizen kaufen die Indianer den Branntwein und haben theilweise auch die Reiskultur, besonders aber die Schweinezucht sich angeeignet. Sie leben in Polygamie und sind in der Mehrzahl noch Heiden. Die sesshaften katholischen Indianer beschränken ihren Kultus ganz auf äussere Formen. Wenige Eingeborne haben Feuergewehre. Die Indianischen Neger der Nordseite bedienen sich zum grössten Theil noch des Bogens und der Pfeile, kennen aber nicht das Pfeilgift, welches erst an der Grenze von Darien und Choco bei den Indianern in Gebrauch kommt.

Die Kunst, hübsches Töpfergeschirr zu fertigen, welches ich bei meinen Nachgrabungen in den alten Indianer-Grä

rend ich unter den Indianern von Quito das mittlere Maass der Grösse zu 1 Meter 56 Centimeter, in Tacunga zu 1 Meter 53 Centimeter fand.

bern oder Guacos am Vulkan zahlreich gefunden, so wie Metallschmuck zu bearbeiten, ist unter den Eingebornen verloren gegangen.

Überhaupt sind die Eingebornen auch hier wie in Mexiko und Peru seit der Spanischen Eroberung bedeutend heruntergekommen. Gegen die weissen Ansiedler benehmen sich die Indianer zwar friedlich, aber scheu und zurückgezogen, und selbst als Diener und Träger leisten, sie den Reisenden gewöhnlich schlechte Dienste. Die Alkalden und theilweise selbst die Priester der rein Indianischen Ortschaften sind da, wo der Katholicismus sich unter ihnen erhalten hat, Eingeborne. Die meisten Indianer findet man heute in den Landschaften nordöstlich von Remedios und San Lorenzo. Am reinsten erhalten haben sich die Eingebornen an der Lagune, besonders im Miranda-Thal.

Neger, Mulatten und Zambos wohnen besonders im Atlantischen Hafen Boca del Toro und in zerstreuten Ranchos an der Lagune. In den Dörfern des Binnenlandes ist die Afrikanische Race nur durch wenige Individuen vertreten. Die meisten Neger sind Einwanderer aus Jamaika und Cartagena und haben den bekannten Grundtypus der schwarzen Race aus dem westlichen Afrika.

Die Afrikanische Race besteht in der Mehrzahl aus kräftigen Individuen. Man sieht, dass ihr das feuchtwarme Küstenklima vor Allem zusagt. Der Oberkörper ist in der Regel muskulös gebaut, die Beine sind mager. Der Neger und Mulatte ist der beste Holzfäller im Urwald, der kräftigste Lastträger im Hafen, der gewandteste Schiffer in der Lagune; sicher würde er auch der geeignetste Arbeiter in den Kohlenbergwerken sein. Zur Jagd im Urwald, zu den mühsamen Fussreisen über das Gebirge ist er bei weitem nicht so gut konstituirt wie der Indianer. Für das Klima beider Oceanküsten, namentlich für die Waldzone der Atlantischen Seite ist der Neger gewiss seiner ganzen Natur nach der passendste Ansiedler.

Das Widerstreben sämmtlicher Staaten Central-Amerika's gegen eine massenhafte Neger-Einwanderung aus NordAmerika beruht hauptsächlich auf Racen - Antipathie. In politischer Beziehung wäre eine zahlreiche Neger-Einwanderung allerdings nicht ohne Gefahr für die Herrschaft der Weissen, für den Anbau des Landes selbst aber, namentlich des ganzen Atlantischen Küstenstriches vom HondurasGolf bis zum Golf von Uraba, wo der Weisse nicht für das Klima passt und die sämmtliche Neger - Bevölkerung der Vereinigten Staaten hinreichend Platz fände, könnte eine massenhafte Einwanderung der Afrikanischen Race nur als ein günstiges Ereigniss betrachtet werden. Die Cordillere selbst könnte zur Scheidewand der beiden Racen dienen, wenn die Kreolen und Mestizen der beiden Plateau-Länder

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