Imatges de pàgina
PDF
EPUB

Gesundheit vollkommen fähig, den üppigen Tropenwald in den Küstenebenen von Chiriqui zu lichten und den Boden mit Erfolg zu kultiviren. Mulatten sind zwar weniger unempfänglich für schädliche Miasmen, können aber gleichfalls ohne Lebensgefahr sich den schwersten Arbeiten unterziehen.

Geologie. Die Studien und Untersuchungen über die petrographische und orographische Beschaffenheit des Bodens, welche der Verfasser mit möglichstem Fleisse auszuführen sich bestrebte, umfassten zwar einen ziemlich grossen Raum, der aber im Vergleich mit dem ganzen Areal der Provinz doch nicht bedeutend genug ist. Die gesammelten Materialien reichen daher nur zu einer allgemeinen Skizze, nicht zu einer speziellen und umfassenden Darstellung der geognostischen Verhältnisse aus 1).

Die bedeutsamste geologische Eigenthümlichkeit des Landes ist das sehr ausgedehnte Vorkommen der wichtigen Steinkohlen-Formation an der Atlantischen Seite; dieselbe besteht aus wechsellagernden Schichten von Schieferthon, groben Konglomeraten, Kohlenkalkstein und besonders sehr mächtigen Sandsteinschichten. Dazwischen liegen wechselnd die Steinkohlenflötze selbst und zeigen sich in Mächtigkeit eben so verschieden wie in der Qualität der Kohlen. Ob die an der südlichen Abdachung (besonders in der Landschaft von Remedios) vorkommenden Kohlenflötze gleichfalls der eigentlichen Steinkohlen - Formation zugehören. oder, wie Dr. Evans meint, jüngeren Ursprungs und vielleicht sogar erst nach der Bildung der älteren Tuffe entstanden sind, ist bis jetzt noch nicht mit Sicherheit er

1) Die Natur des Bodens von Chiriqui, wo über sieben Achttheile mit einer dicken Dammerdeschicht und zum grössten Theil mit üppiger Waldvegetation bedeckt sind, setzt der Beobachtung grosse, zum Theil unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Aufgeschlossenes Terrain ist verhältnissmässig selten. Man kann halbe Tage auf dem Kamm und Abfall der Cordillere wandern, ohne zu Tag tretende Felswände oder nacktes Gestein mit Ausnahme der Flussrinnsale zu finden. An den einzelnen Felsblöcken ist die Verwitterung meist so weit fortgeschritten, dass sich die Gesteinsart nur unsicher erkennen lässt.

Günstig für die Beobachtung sind nur die trocken liegenden Erosionsschluchten (Quebradas), welche von Wildbächen oder früheren Flussbetten herrühren, in vielen Fällen muss man aber wegen der Unzugänglichkeit der schroffen Felswände auf die Beobachtung mit dem Fernrohr sich beschränken. Noch schwieriger ist die Beobachtung in den tief eingefurchten, von Gebirgsflüssen durchrauschten Barrancas, wo zwar sehr oft interessante Querprofile aufgeschlossen sind, die für das Studium der Formationen instruktiv wären, aber die Enge des Flussbettes, die Häufigkeit der Stromschnellen und der schroffe Abfall der Uferfelsen machen eine genauere Untersuchung oft unmöglich. Man muss sich daher häufig auf die Beobachtung der Rollsteine des Flussbettes selbst beschränken, um danach zu erkennen, welche Felsarten in den verschiedenen Höhen vorkommen. Bei meinen grösseren Exkursionen auf die Gehänge und den Kamm der Cordillere, wo ich Wochen lang bivouaquirte, war ich möglichst bemüht, durch meine Indianischen Mozos Rollsteine auch an solchen Stellen der Wildbäche zu erhalten, die ich nicht selbst zu erreichen vermochte. Die zwischen Dolega und der Laguna ab- und zugehenden Eingebornen, meist Lastträger und Sassaparilla-Sammler, brachten mir auch die Geschiebe aus den Quebradas der nördlichen Abhänge und die kompakten Gesteine der Inseln.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft VIII.

mittelt. Am ausgedehntesten und mächtigsten erscheint die Steinkohlen-Formation an der Laguna entwickelt. Dort zieht sich dieselbe um das ganze Doppelbecken vom Kap Valiente der östlichen Landzunge bis zum Rio Changuinola (westlich von der Boca del Drago) in einer Länge von 50 Seemeilen bei einer Breite von 5 bis 14 Seemeilen hin. Dr. Evans, welcher die letzte Nord-Amerikanische Expedition unter Kapitän Engle's Leitung als Geolog begleitete, schätzt die Mächtigkeit sämmtlicher Kohlenflötze des Atlantischen Küstenstriches von Chiriqui auf 731⁄2 Fuss. Die ergiebigsten Flötze und die beste Kohle stehen bei den Esteros an, welche der Ausfluss des Rio Changuinola bildet. Die Existenz dieser merkwürdigen Kohlenflötze ist bereits seit 20 Jahren bekannt. Wheelwright schickte schöne Proben der dortigen Steinkohlen nach New York und London. Da fast in der ganzen Ausdehnung des tropischen Amerika gute Steinkohlen fehlen und die Formation selbst nur sehr sporadisch erscheint, so machte diese Entdeckung eine gewisse Sensation nicht bloss im Staate Panama selbst, sondern bei allen denkenden Nationalökonomen, welche die Wichtigkeit der geographischen Lage dieses Transitlandes zu würdigen wussten und deren Gesichtskreis über ihre engen nationalen Grenzen hinausreichte. Der geistvolle Französische Nationalökonom Michel Chevalier legte auf das Vorkommen dieser Steinkohlen so nahe dem schönsten Hafen von Mittel- Amerika ein besonderes Gewicht und empfahl in seiner Denkschrift über den Isthmus von Panama die Provinz von Chiriqui dem Studium der Forscher und der Beachtung der Staatsmänner auf das Dringendste. Da aber das Vorkommen dieser Steinkohlenlager, über deren orographische Verhältnisse wir einer genaueren Skizze des Dr. Evans mit Verlangen entgegensehen, ganz in die heissfeuchte Küstenregion fällt, so erkannte man bald, dass nur die Afrikanische Race zur lukrativen Bearbeitung der Kohlenlager geeignet sei, daher auch das Projekt des Präsidenten Lincoln und des Senators Pomeroy, eine freie Neger-Kolonie vor Allem an der Chiriqui-Lagune zu versuchen.

Eine zweite geologische Eigenthümlichkeit, welche Chiriqui vor allen anderen Landschaften Central - Amerika's auszeichnet, ist das Vorkommen der jüngeren vulkanischen Gesteinsbildungen am Fusse beider Abfälle der Cordillere, in der Savannen-Zone des Centrums, am Küstenstrich und auf den Inseln beider Oceane. Diese geologische Thatsache ist in mehrfacher Beziehung höchst merkwürdig. Vulkanische Kräfte haben zu der eigenthümlichen horizontalen und vertikalen Gliederung des Landes, zur reichen Entfaltung der Küsten, zur Bildung der Golfe und Buchten das Meiste beigetragen. Wahrscheinlich war auch die jüngste Emporhebung der einstmals durch Rücksenkung in

37

grosser Tiefe liegenden Schichten der Steinkohlen-Formation ihr Werk.

In allen übrigen Gegenden Central-Amerika's scheint das Vorkommen dieser jüngeren Eruptivgesteine auf die Pacifische Abdachung allein beschränkt zu sein. In der Regel gehen sie nicht über die Mitte der Isthmen hinaus und fehlen am Karaibischen Meer entweder ganz oder kommen dort nur sehr selten und sporadisch vor. An der Laguna scheint das am häufigsten aufgeschlossene vulkanische Gestein, welches die Steinkohlenflötze durchsetzt und auf die Beschaffenheit der Schichten und der Kohle selbst mannigfaltig verändernd eingewirkt hat, meist in die Reihe der trachytischen Gesteinsarten zu gehören und mit der häufigsten Felsart der Südseite, welche Professor Blum nach den von mir mitgebrachten Handstücken als Hornblende-Andesit erkannte, identisch zu sein. (Der Englische Geolog Hopkins bezeichnet dieses durch ganz Veragua verbreitete Gestein als Hornblendeporphyr.)

In dem Querprofil der eigentlichen Cordillere folgen bei Übersteigung des Gebirges von Nord nach Süd zuerst verschiedene ältere Kalke und Schieferthone, dann Grauwacken - ähnliche Gesteine. Glimmerschiefer und GneisGranit, der dem bei den Riesen des Berner Oberlandes vorkommenden Gestein ganz ähnlich ist, sind die häufigsten Felsarten der oberen Regionen beider Gehänge und die häufigsten Rollsteine der Flüsse, besonders im Quellgebiet der Rios Santa Clara, Banano u. s. w. Ob die Gipfel der Hauptkette zu diesen älteren krystallinischen Gesteinen oder zu den Trachyten (Andesiten) wie in dem Hochgebirge von Ecuador, Neu-Granada, Guatemala u. s. w. gehören, ist noch nicht ermittelt.

Der grosse Vulkan von Chiriqui, der höchste Berg des Landes, der für sich eine besondere Gruppe von mehr oder minder kegelförmigen Bergen bildet und an den südlichen Abfall der Cordillere sich anlehnt, ist aus mehreren Gesteinsarten zusammengesetzt. Hornblende-Andesit scheint zum Bau derselben das Hauptmaterial geliefert zu haben. Die verschiedenen Bergstufen des Potrero und Boquete bestehen aus den von den Schlammströmen und AschenEruptionen hervorgegangenen Tuffen. Die Laven, welche sich aus Seitenspalten in fächerförmigen Strömen nach der Ebene ergossen haben, sind nach der Untersuchung der von mir mitgebrachten Handstücke Oligoklas-Laven. Die graue glasige Grundmasse derselben enthält Krystalle von Oligoklas und Hornblende mit Olivin'). Aus HornblendeAndesit besteht auch der Höhenrücken der Sierra de San Juan zwischen David und Dolega.

1) S. die ausführliche Beschreibung dieses merkwürdigen Vulkans, mit welchem die Reihe der Central-Amerikanischen Vulkane vom Süden her beginnt, in,,Geogr. Mitth." 1862, SS. 412 und 413.

Weiter nach Süden an den Cerros und Lomas, zwischen der Ebene von David und dem Litoral, besonders in den merkwürdigen, zu elliptischen oder halbkreisförmigen Gruppen vereinigten Hügeln von Cuchara und auf den Inseln tritt bald echter Trachyt auf, bald sieht man Übergänge des Gesteins in Trachy-Dolerit von gewöhnlich schwärzlichgrauer Farbe mit kleinen Krystallen von Oligoklas und Hornblende oder statt der letzteren von Augit. Alle diese schwer zu bestimmenden, in Färbung und mineralischer Mischung oft abweichenden vulkanischen Übergangsgesteine, welche von ausgedehnten Tuffformationen umgeben sind, werden von den Englischen und Amerikanischen Geologen, die es sich in der Petrographie oft sehr bequem machen, „Trapp" oder „Trappporphyr" genannt. Eigentliche Basaltgesteine kommen auf den Inseln, an der Mündung des Chiriqui-Flusses und besonders auf der Insel Morros nahe der Mündung des Rio Salao die älteren Tuffe durchsetzend unter ähnlichen Verhältnissen vor wie bei dem Dorf Paraiso in der Landenge von Panama.

In keinem mir bekannten Theil Amerika's, vielleicht mit alleiniger Ausnahme des Hochlandes der Anden von Quito und der Cordillere von Guatemala und Mexiko, haben die vulkanischen Kräfte aus dem flüssigen Material des Erdinneren mannigfaltigere und grossartigere Bauwerke aufgeführt. Nicht wenig haben dieselben dazu beigetragen, besonders den südlichen Landschaften jenen unvergleichlich pittoresken Charakter zu geben, der an Grossartigkeit der Formen nur von den Umgebungen von Riobamba und Quito, an malerischer Schönheit aber und an Wechsel des Reliefs von keiner mir bekannten Landschaft übertroffen wird.

Die geologischen Vorgänge im Grossen waren hier einfach und sind nicht zu verkennen. Chiriqui und Veragua gehören dem äussersten südöstlichen Ende jenes grossen plutonischen Herdes an, aus welchem die von der meridionalen Richtung der Gebirge Süd- und Nord-Amerika's durchaus verschiedenen und scharf getrennten Gebirgssysteme CentralAmerika's aus schief stehenden Erdspalten mit der Hauptaxenrichtung von Südost nach Nordwest hervorgegangen sind.

Granitische Eruptivgesteine haben das untermeerische Werk der ersten Hebungen begonnen und die krystallinischen Schiefer, die Grauwackenbildungen und die älteren Kalke emporgerichtet. Überall scheinen sie die Grundlage der Central-Amerikanischen Cordillere zu bilden. Bei zunehmender Erkaltung und Dicke der Erdkruste folgten später aus dem tieferen vulkanischen Herd die Durchbrüche und Hebungen schwererer Gesteinsarten von abnehmendem Kieselerdegehalt, die in die Reihe der trachytischen Felsarten gehören und unter denen dem HornblendeAndesit die Hauptrolle zukommt. Wie in den vulkanischen

Gegenden Italiens, Armeniens und Süd-Amerika's ist in der Reihenfolge der jüngeren Eruptivgesteine ein allmählicher Übergang der älteren lichten, feldspathreichen trachytischen Gesteine in die dunkleren, spezifisch schwereren doleritischen Gesteine mit stetiger Abnahme des Kieselerdegehaltes und mit zunehmender Hornblende oder Augit und Eisenoxydul deutlich erkennbar.

Mit dieser Veränderung des vulkanischen Materials fand gleichzeitig eine allmähliche örtliche Versetzung der vulkanischen Thätigkeit Statt. Vom Fuss der Cordillere ausgehend kamen die jüngeren Bildungen an den Punkten des geringsten Widerstandes, also an beiden Rändern des Gebirges zum Durchbruch. Eine allmähliche Versetzung der lateralen Gebilde gegen den Küstenrand ist unverkennbar. Es erfolgten zuletzt die Durchbrüche der basaltischen Inseln im Ocean.

Die erste Erhebung des grossen Vulkans am südlichen Rand der Cordillere, fast im Centrum des Landes, fällt sicher in die trachytische Periode. Aus den verschiedenen Kratern und Seitenspalten des gewaltigen Feuerberges, die eine lange dauernde Verbindung des vulkanischen Herdes der Tiefe mit der Oberfläche nachweisen, erfolgten jedoch die vielen periodischen Eruptionen, welche ungeheuere Massen von flüssigen Laven, Schlackenauswürflingen, Asche und Tuff bildende Schlammströme ringsumher verbreiteten, durch die ganze Reihe der vulkanischen Bildungen von Hornblende- Andesit bis zu den jüngsten, mehr Basaltähnlichen Laven.

Mineralogie. An nutzbaren Mineralien scheint Chiriqui mit Ausnahme der bereits erwähnten Steinkohlen entschieden ärmer als andere Provinzen des Staates, namentlich Veragua und Darien.

Eisen kommt überaus häufig und weit verbreitet vor, eignet sich aber schon der ökonomischen Verhältnisse wegen nicht zur Ausbeute. Kupfer ist an der Nordseite nachgewiesen, doch kennt man davon bis jetzt noch keine bauwürdigen Gänge oder Lager. Platina kommt nur in sehr geringer Quantität vor. Gold ist bis jetzt noch nicht in festem Quarzgestein, sondern nur als Waschgold in den Quebradas der Atlantischen Abdachung, doch nirgends in Menge gefunden worden. Ein fleissiger Goldwäscher kann sich dort 1 bis 2 Dollars täglich verdienen, doch scheint das Vorkommen des Goldes mehr auf die heisse Region beschränkt zu sein und könnte dort wohl einen freien Neger oder Mulatten, aber schwerlich einen Weissen anständig beschäftigen und ernähren.

Auch die Steinkohlenflötze gehören nur der heissen Tiefregion an und würden ohne Negerarbeit nimmermehr bauwürdig sein. Die Qualität der Steinkohle ist nach dem Bericht des Dr. Evans sehr wechselnd. Man findet die

Übergänge von halb-bituminöser bis zur halb-anthracitischen Kohle und dann wieder Lager, die der Braunkohle ähneln. Vulkanische Durchbrüche haben auf die Beschaffenheit derselben mannigfach eingewirkt.

Die

Obschon Dr. Evans im Bericht der Chiriqui-Expedition bemerkt, das Land sei eine reiche Mineralgegend, so unterstützt er diese Bemerkung doch nicht mit positiven Angaben hinsichtlich des Vorkommens der erwähnten Erze. Keine der Spanischen Geschichtsquellen über Central-Amerika erwähnt eines Reichthums an edlen Metallen. Eingebornen, welchen Columbus im Jahre 1502 an der Caribao-Bai (Bahia del Almirante) begegnete, trugen zwar Schmuck von purem Gold und von Guanin (mit Kupfer gemengtem Gold) am Halse, versicherten ihm aber, dass dieses Metall aus Veragua (25 Seemeilen östlich von der Bai) komme. Die späteren Spanischen Reisenden und Geographen sprechen nicht von Minen im Distrikt Chiriqui, sondern nur von denen in der eigentlichen Provinz Veragua, wo zu Ende des vorigen Jahrhunderts nach Alcedo's Bemerkung,,wegen der Terrainschwierigkeit und der Kosten der Indianer nur noch wenige Goldlager als bauwürdig rentirten".

Die goldenen Thierfiguren, die ich aus den Indianischen Guacos (Gräbern) am südlichen Fuss der Cordillere mitbrachte, enthielten nach einer sorgfältigen Analyse Wöhler's in 100 Gewichtstheilen

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

mit einer unwesentlichen Spur von Eisen.

Zwei Jahre nach meiner Abreise von Chiriqui (1860) wurden in anderen angebrochenen Guacos viele ähnliche goldene und kupferne Figuren, welche den Eingebornen offenbar als Schmuck gedient hatten, entdeckt. Dieser Fund machte in Panama grosse Sensation. Mehrere Transporte von Emigranten, die auf der Durchreise nach Kalifornien in Panama angekommen waren, gingen nach Chiriqui. Es bildeten sich in Aspinwall, Panama, David u. s. w. Aktien-Gesellschaften, die in den verschiedenen Flussbetten auf Gold waschen liessen, nirgends aber fand man rentable Quantitäten. Die Goldausbeute der Gräber, deren Werth sich auf mehr als 100.000 Dollars belief, war bald erschöpft. Woher die alten unbekannten Kulturvölker dieser Landschaften das Gold und Kupfer für ihren Schmuck bezogen, ob als Rohmaterial vom nördlichen Veragua oder als fertigen Handelsartikel aus anderen, entfernter liegenden Kulturländern Amerika's, ist bis heute noch eine ungelöste historische Frage.

Flora; Charakter der Vegetation; geographische Verbreitung der Pflanzen in horizontaler und vertikaler Richtung:

Kulturpflanzen. Die Flora hat im Wesentlichen den Charakter des tropischen Pflanzenreichs der östlichen Theile von Süd-Amerika und nur die Höhenflora zwischen 3000 und 9000 Fuss besitzt eine gewisse Anzahl von Arten, welche theils mit den Mexikanischen und Guatemalischen Arten übereinstimmen, theils dem Lande eigenthümlich angehören. In den vorherrschenden Formen ihrer Gattungen aus der Tiefregion nähert sie sich, wie die ganze Central-Amerikanische Flora, am meisten den Floren von Brasilien, Guiana und des Columbischen Küstenlandes von Venezuela und Neu-Granada. Sehr viele Arten hat sie auch mit der Antillen-Flora gemein.

Dieser dominirende Charakter ist einerseits durch die ähnlichen klimatischen Verhältnisse, andererseits durch die Meeresströmungen zu erklären, welche die Artenwanderung in dieser Richtung besonders begünstigten, während der Passatwind gleichzeitig die Invasion leichter Samen durch Luftwanderung von den Antillen her beförderte. Die auffallende Übereinstimmung der Küstenvegetation beider Oceane liefert gleichzeitig einen wichtigen Beweis für die Annahme einer früheren Wasserstrasse (für die auch gewichtige geologische Gründe sprechen) an der Stelle der heutigen Landenge von Panama.

Viel weniger Verwandtschaft zeigen die Chiriqui-Pflanzen mit den Floren von Guatemala und Mexiko und am aller wenigsten mit denen von Ecuador und dem Hochland von Cundinamarca. Araucarien, Cinchonen und ChuquiraguaSträucher, die für die Anden innerhalb des Tropengürtels so bezeichnet sind, kommen in der Cordillere von Chiriqui so wenig vor wie Mexikanische Eichen oder Tannen. Pinus occidentalis, die noch auf den Vulkanen von Guatemala den vorherrschenden Waldbaum der oberen Region bildet, fehlt hier und scheint die äusserste südliche Verbreitungsgrenze an der Fonseca-Bai (unter 13° N. Br.) zu finden. Noch ist in den Gebirgswäldern des Staates Panama nirgend eine an die wirkliche Pinus-Form erinnernde Pflanze aufgefunden worden. Die Zahl der. dem Lande eigenthümlichen Pflanzen-Arten im Vergleich mit den Arten, welche die Chiriqui-Flora mit anderen Floren Amerika's gemein hat, verhält sich annähernd wie 1 zu 22.

Für die geographische Verbreitung der Organismen überhaupt bietet vielleicht kein anderes Land der Welt eine so grosse Anzahl wichtiger Thatsachen dar, da dasselbe einerseits zwischen den beiden Oceanen die am leichtesten zu überschreitende Schranke (in Folge der Depression der eigentlichen Landenge von Panama), andererseits für den Austausch der Thier- und Pflanzen - Arten zwischen den beiden grossen Amerikanischen Kontinental - Hälften die schmale Verbindungsbrücke bildet. Auch der Vergleich der Isthmus - Flora und Fauna mit denen von West-Afrika,

Ost- Asien und den Oceanischen Inseln bietet für die botanische und zoologische Geographie ein ganz besonderes Interesse dar.

Nach der Vertheilung der Flora in horizontaler Richtung sind folgende 3 ziemlich scharf gesonderte Zonen oder Längengürtel für die dominirende Physiognomie des Pflanzenreiches, die auch dem landschaftlichen Charakter ein sehr bestimmtes Gepräge verleiht, besonders bezeichnend: 1. Die Litoral-Zone, die am schmalen Dünenstreifen ausschliesslich auf solche Pflanzen - Arten beschränkt ist, welche einen mit Kochsalz stark geschwängerten Boden zur Ernährung bedürfen. Weiter landeinwärts bis zu einer Entfernung von 4 Seemeilen, namentlich an den Flussufern, folgt auf festem Boden eine gemischte Flora, in welcher gewisse Litoral-Pflanzen, die nur in natronhaltiger Erde gedeihen, mit denjenigen Pflanzen-Arten der heissen Region gemengt sind, welche einen sumpfigen Boden mit stagnirendem brackischen Wasser lieben und für die der starke Salzgehalt des Bodens und der Luft nicht ausschliessend wirkt.

Leguminosen und Euphorbiaceen dominiren unter den Pflanzen des Dünenstreifens. Akacien und Mimosen sind an Individuenzahl besonders vorherrschend. Es sind meist dickstämmige, stattliche Bäume, wie ihre Verwandten im Urwald des Binnenlandes, eine gewisse Verkümmerung verräth die spärliche Nahrung des sandigen Bodens. starke Natrongehalt, dessen sie bedürfen, wirkt wie ein Gift auf andere Arten, die deshalb von ihrer Gesellschaft ausgeschlossen sind und ihnen den Bodenbesitz des äussersten Küstensaumes nicht streitig machen 1).

2. Die Zone des tropischen Hochwaldes mit immergrünen hochstämmigen Bäumen und einem nicht üppigen Unterholz, welche besonders durch vorherrschende Monocotyledonen charakterisirt ist, bildet an der Atlantischen Seite von der Grenze der Litoral-Zone an einen Längengürtel, der im Mittel 20 bis 22 Seemeilen Breite einnimmt. Blatt

1) In wildester Uppigkeit tritt in dieser Litoralzone die kriechende Winde, Ipomoea pes caprae, L., auf, welche ihre Zweige bis zur Länge von 200 Fuss über den Dünensand ausbreitet. Neben ihr ist der giftige Manzanillo-Baum (Hippomane Mancinella) aus der Familie der Euphorbiaceen, der auch auf den Antillen vorkommt, an Zahl vorherrschend. Die Cocos-Palme ist der schönste, stolzeste Baum der Strandzone. Obwohl dieselbe auf losem Dünensand, von der Brandung des Oceans täglich gepeitscht, noch ziemlich wohl gedeiht, so wachsen doch die schöneren Exemplare dieser Palme mehr auf festerem Boden in einiger Entfernung vom Strande, Acrostichum aureum, L., bedeckt aber neben ihr weite Strecken. Crescentia cucurbitina und Paritium tiliaceum bilden um die Cocos-Palmen oft ein schwer durchdringliches Dickicht. An den Flussmündungen sind Rhizophoren und Avicennien, die immer mit einander vorkommen, durchaus dominirend. Der MangleBaum (R. mangle, L.) mit seinen nach allen Seiten ausgebreiteten knotigen vielbeugigen Ästen, welche sämmtlich wie der Stamm eine Menge starker, ihnen ähnlicher, in den Boden herabsteigender Luftwurzeln treiben, bildet undurchdringliche Wälder, die bis 2 Seemeilen von der Mündung landeinwärts reichen.

fall der Bäume sehr selten. Diese Zone steht innerhalb

des Bereiches der feuchten Niederschläge und hat ihre südliche Grenze gegen die Savannen-Zone da, wo die Passatwinde bereits trocken über das Land wegstreichen. Besonders reich vertreten sind in dieser Zone die Familien der Rubiaceen, Myrtaceen, Melastomaceen, Sterculiaceen, Euphorbiaceen, Anacardien, weniger die Palmen, von denen aber einige kleine ausgezeichnete Arten, wie die von Wendlandt in Costa-Rica entdeckten Arten Chamaerodea Friedrichsthaliana, Trithrinax Warzcewizii und Bactris subglobosa, Wendl., mit schönen Arten aus den Familien der Cycadeen, Scitamineen, Cannaceen, Bromeliaceen für das Unterholz besonders bezeichnend sind. Unter den Schmarotzerpflanzen sind die Familien Orchideae, Piperaceae, Bromeliaceae, Loranthaceae der Individuenzahl nach am reichsten vertreten.

3. Die Savannen-Zone, nur der Pacifischen Abdachung eigen, wo sie einen durch die Waldstreifen der Flussufer theilweise unterbrochenen Gramineengürtel von 16 bis 18 Seemeilen Breite zwischen dem Fuss der Cordillere und der Litoral - Zone des Stillen Oceans bildet. Diese Zone verleiht der südlichen Landschaft den herrlichen, gartenähnlichen Charakter. Für die Kolonisation ist sie bei weitem die wichtigste. Die darin vorkommenden Bäume und Büsche erreichen selten und nur an den Flüssen eine ähnliche Höhe und Schönheit wie die Bäume der feuchten Urwaldzone. Es gedeihen nur solche Baumarten, welche starken Lichtreiz und viermonatliche Trockenheit ertragen. Viele Bäume und Büsche verlieren während der trockenen Jahreszeit ihr Laub. Grasfluren (Savannas oder Pampas genannt) mit einer niedrigen, meist kriechenden, nicht dicht gewebten Gramineendecke nehmen etwa zwei Dritttheile des Raumes ein. Die häufigsten der niedrigen Gräser sind Digitaria marginata, Lk., und Paspalum notatum, Fl.; letzteres, im Lande unter dem Namen Jinjiprilla bekannt, ist das verbreitetste Savannen - Gras der Tiefregion und bildet das wichtigste Futterkraut der Heerden. Neben ihnen kommen aber auch noch viele andere Gramineen vor, worunter besonders häufig Paspalum virgatum, Setaria glauca, Panicum maximum, Eragrostis ciliaris, Isolepis junciformis, aus der Familie der Sauergräser Cyperus flavomariscus, Rhynchospora comata, Sceleria nutans.

Die Savannen sind bei Beginn der Regenzeit lichtgrün, später verlieren sie diese Farbe, werden dunkler und während der trockenen Zeit gelblich - braun. Niemals zeigen sie den üppigen Graswuchs und die wechselnden Farbentinten der Europäischen Wiesen. Die Savannen-Blumen sind in der tropischen Zone überhaupt verhältnissmässig nicht zahlreich. Unter ihnen sind die Familien Polygaleae, Sauvagesiae, Papilonaceae, Ericaceae,

Campanulaceae, Euphorbiaceae, Capparideae, Irideae am reichsten vertreten. Die schönsten Savannen-Blumen im Juni und Juli sind Polygala longicaulis, Rth., und Sauvagesia pulchella, Blanch.; das häufigste Unkraut der Savanne ist die berühmte, schon von Linné beschriebene Mimosa pudica, welche, von den Mestizen la Sensitiva genannt, eine ungeheuere Verbreitung hat und in manchen Gegenden nahezu die Hälfte des Savannen - Bodens bedeckt 1).

In der horizontalen Vertheilung der Flora lassen sich an den südlichen Gehängen der Cordillere folgende 4 Hauptregionen unterscheiden:

1. Die Region der immergrünen tropischen Laubbäume, der Palmen, Pandaneen, Cannaceen und Scitamineen, welche an der Nordseite bis 2000 Fuss, an der Südseite bis 1600 Fuss über die Meereshöhe reicht. An Arten sind besonders reich vertreten die Familien Verbenaceae, Rubiaceae, Papilionaceae, Melastomaceae, Euphorbiaceae, Compositae, Clusiaceae, Myrtaceae, Sterculiaceae. Aroideen bilden die prächtigsten Schlingsträucher. Für das Unterholz sind besonders viele Arten der Gattung Heliconia mit saftiggrünen Riesenblättern und grossen, vielgestaltigen, in den herrlichsten Farben prangenden Blumen bezeichnend, neben ihnen viele Arten aus den Familien der Loganiaceen, Smilacineen, Simarubaceen, Bromeliaceen, Compositen. Zu den schönsten und höchsten Bäumen dieser Region gehören der sogenannte Espavé- Baum (Rhinocarpus excelsa, besonders. häufig an den Flüssen), der Ceiba-Baum (Eriodendron anfractuosum) und der Mahagoni-Baum.

[blocks in formation]

1) Unter den,,Savannas" vo von ganz Central-Amerika darf man sich keine kahlen, baumlosen Grasfluren vorstellen, wie in den Prairien NordAmerika's und in den Pampas der Argentinischen Staaten. Gräser und niedrige Pflanzen nehmen nur etwa zwei Dritttheile, in manchen Gegenden kaum die Hälfte des Savannen-Bodens ein. Zahllose kleine und grössere Baumgruppen bilden bald bandartige Waldstreifen, bald inselförmige Bosquets, ähnlich den Oasen der Wüste, und gewähren dem Auge eine unendliche Abwechselung. Am reichsten hinsichtlich der Individuenzahl sind in diesen trockenen Savannen-Wäldern die Familien der Verbenaceen, Dilleniaceen, Melastomaceen und Papilionaceen durch solche Arten vertreten, welchen Lichtreiz und anhaltende Trockenheit nicht schadet. Die häufigsten Baumarten sind: Miconia auriculata, M. impetiolaris, Hirtella racemosa, Duranta Plumieri und Curatella americana; beide letztgenannten Arten, unter den Namen Espina de paloma und el Chumico im Lande bekannt, spielen eine bedeutsame Rolle im Haushalt der Natur; ohne sie wäre die Savanne wahrscheinlich ganz waldlos. Da diese Arten allein die lange anhaltende Dürre selbst an den sonnigsten Stellen vertragen, so rücken sie zuerst vom Waldrand in die Steppe vor und bereiten damit den nachrückenden mehr Schatten bedürftigen Waldbäumen neben ihnen die Stätte. Der Savannen-Wald ist dadurch in fortwährender Verwandlung begriffen.

« AnteriorContinua »