Imatges de pàgina
PDF
EPUB

die Hand zurück" genannt, erreicht man in 6 guten Stunden Wan (jedoch ohne, wie es nach der Karte scheinen dürfte, einen hohen Gebirgsrücken ersteigen zu müssen; eine gute halbe Stunde diesseit Wan beginnt man [nach Mustafa, Mahmuda, Dr. Auriema u. A.] eine Anhöhe herniederzusteigen). Von dem oben erwähnten Scheidepunkte am ScharabchaneSu erreicht man auf der weniger frequenten, einsamen Sommerstrasse Mollah-Hassan in ungefähr 9 Stunden. Diese geht noch 1 Stunde das Ssatmanis-Su entlang, welches dann links bleibt und an welchem 2 Stunden aufwärts und 1 Stunde vom Wege ab das Dorf Ssatmanis liegt. Von dort geht die Strasse direkt durch Tschöl-Tschimen nach Mollah-Hassan.

Route von Wan nach Baschkale. Sie geht über Kurubasch, 1 Stunde, übersteigt dann den hohen NörkjachDagh, auf dessen jenseitigem Abhange Nörkjach (Kurdisch: Nurtschuk) liegt, 3 Stunden. Von hier führt sie abwärts in eine kleine Ebene, in welcher sie nach 24 Stunden auf den von rechts kommenden Choschab-Tschai trifft, dessen Laufe sie aufwärts einige Stunden folgt. Eine halbe Stunde aufwärts ist eine steile zerklüftete Felshöhe zu überschreiten, wie alle ähnlichen Formationen ein Lieblingsplatz der Kurden für ihre Räubereien, denen man jedoch dadurch Einhalt gethan hat, dass man an diesem Der-bent (d. h. schliesse die Thür, den Weg) einen Wachtposten etablirte. Die Strasse führt hier über eine in neuerer Zeit von Mustafa Pascha erbaute Steinbrücke auf das jenseitige Ufer und in einem weiten, von hohen Bergen eingeschlossenen Thale nach Choschab-Kale, einem Dorfe mit grosser zerfallener Festung, einst Sitz mächtiger KurdenHäuptlinge - jetzt eines Mudir- und Schauplatz vieler Kämpfe der Regierungstruppen wider dieselben. In ChoschabKale wird über eine schöne, solide steinerne Brücke aus der Genueser-Zeit (?) auf das rechte Flussufer hinübergegangen; 1 Stunde weiter hat der Fluss einen Zufluss von links; darauf geht es auf den sehr hohen Tschuch-Dagh aufwärts, dessen Gipfel 3 Stunden von Choschab-Kale ent

bloss als Sage zu betrachten, wenn die Bewohner von Erdjisch das seitdem selbst halb unter Wasser steht - dem Konsul Brant erzählten, dass sich einst vor ihrem Orte eine grosse Ebene zu dem Seeufer hin ausdehnte, oder wenn dem Konsul Rich von den Ruinen einer sehr grossen Stadt in der Nähe von Adeldschiwas gesprochen wurde. Viele wirkliche, aus alten Zeiten überlieferte Sagen, die in den Nebenumständen variiren, in der Hauptsache aber übereinstimmen, erzählen, dass der See früher einen südlichen Abfluss hatte, derselbe sei, wie die eine Tradition behauptet, einst von naseweisen Nomaden, die sehen wollten, wo das Wasser nachher hinfliessen würde, verstopft worden. Als sie nach einiger Zeit wieder zurückkehrten, fanden sie das Niveau des See's schon weit über den früheren Ausfluss gestiegen und alle ihre Versuche, denselben wieder zu öffnen, blieben ohne Erfolg. Jedenfalls rufen diese Sagen die Beschreibungen des Plinius u. A. in das Gedächtniss zurück, welche den Tigris aus dem Thospites-See hervorbrechen lassen. Sollte sich nicht aus alten Schriftstellern etwas Bestimmtes über die Lage z. B. des Kastells über dem See in alten Zeiten oder zur alten Stadt feststellen lassen können?

fernt ist und von welchem 2 Stunden abwärts in einem durch einen Gebirgsvorsprung gebildeten Querthale das Dorf Tschuch liegt; aus diesem Thale geht ein Bach, das Ghüsel-Dere-Su, nach links und später bei Der in das Eĺbag - Su; von Tschuch wird ein etwas niedrigerer Berg überschritten und in 4 Stunden Baschkale über Elenjan, 1/2 Stunde diesseit, erreicht.

-

Es ist hiernach als sicher anzunehmen, dass der ZabAla aus dem Zusammenflusse zweier grösserer Quellflüsse, des Nehil und des Elbag-Su, entsteht. Letzteres entspringt aus einigen Bächen bei Kanik, dessen Gewässer durchaus nicht, wie die Kiepert'sche Karte angiebt, nach Kotur zu fliessen können, da es in einem von hohen Bergen eingeschlossenen Thale liegt, das einen geneigten Ausgang nur eben auf der südwestlichen Seite hat, aus welcher das Elbag-Su austritt. Es durchfliesst darauf ein circa 1 St. breites Thal, das sich oberhalb Baschkale mehr erweitert und östlich von den Vorbergen der an der Persischen Grenze vom Tscharderan-Dagh nordwärts sich hinziehenden hohen Gebirgskette von welcher sich bei Kanik-Kaschkol ein Rücken westwärts nach Wan hin abzweigt westlich von den Ausläufern jenes sehr hohen Gebirges, von dem ein Theil in dem Routier Wan Baschkale als Tschuch-Dagh bezeichnet ist, begrenzt wird. Die Anhöhen zu beiden Seiten nöthigen den Fluss zu einem sehr gekrümmten Lauf. Vier bis 5 Stunden unterhalb Baschkale verengt sich das Flussthal zwischen dem Tscharderan-Dagh östlich und nördlich vorspringenden Bergen des Dschulameriger Gebirgsstockes westlich. Hier vereinigt sich nun das Elbag-Su mit dem aus Südosten kommenden Nehil (diese Benennung ist wohl ein in die Breite gezogenes nehr, nehir, d. h. Strom). Er entsteht aus dem Zusammenfluss einer Masse Gebirgsbäche, welche von den Höhen der die Ebene Gewer einschliessenden, zum Theil über die Schneeregion hinausragenden und nur von Dise an der Persischen Grenze stromaufwärts niedrigeren Berge herniederstürzen und dem Nehil besonders zur Zeit der Schneeschmelze selbst in der Ebene Gewer liegt im Winter 6 bis 8 Fuss hoher Schnee sehr viel Wasser zuführen, weshalb derselbe trotz eines etwas kürzeren Laufes als das Elbag-Su doch breiter und tiefer als dieses ist und bei grösserem Gefälle auch eine grössere Geschwindigkeit hat. In Folge davon behält der vereinigte Fluss auch weiter abwärts seinen Namen bei. Die von ihm durchflossene Hochebene Gewer hat bei einer Breite von 3 bis 6 Stunden eine Längenausdehnung, in der Richtung ungefähr von NW. nach SO., von circa 16 Stunden. Sie ist sehr reich an Getreide und Graswuchs (s. Auriema's Routier), enthält einige dreissig Dörfer und wird in den Niederungen im Frühjahr regelmässig unter Wasser gesetzt. Eine Stunde

-

oberhalb Dise befindet sich in ihr ein kleiner See, weithin von versumpftem Lande und wahren Schilfwäldern umgeben.

Der vereinigte Fluss durchbricht nun jene gewaltigen Gebirgsmassen, in welchen tapfere und wilde, freie Kurdische und nestorianische Stämme hausen, in einem schmalen, von schroffen Bergen begrenzten Thale, das sich später noch mehr zu dem schauerlichen Tijar Boghas verengt. Schmale Pfade führen in ihm an den Hängen der steilen Thalwände hin, manchmal herniedersteigend bis an das Flussbett, dann wieder in ungeahnt gefährlicher Weise emporklimmend, bis eine senkrechte Felsmasse das Vorwärtsschreiten auf dem einen Ufer unmöglich macht. Da führt denn eine Teufelsbrücke hoch über dem brausenden Strom auf das jenseitige Ufer; dieselbe besteht aus einigen langen unbehauenen Bäumen, durch einen Reisigverband neben einander und auch der Länge nach da eine Baumlänge nicht von einem Ufer bis zum anderen ausreicht mit einander verbunden. So ist die von der Natur angezeigte Hauptkommunikation beschaffen. Ausser ihr existiren im Inneren nur sehr wenige gebahnte Pfade, da die Einwohner die Fähigkeit besitzen, überall, wo es ihr augenblickliches Bedürfniss erfordert, durchzukommen.

-

Diese Gebirge sind wild, scharf und zerrissen, aber überall, wo es ihre Gestaltung erlaubt, hoch hinauf mit dichten Wäldern kräftiger Eichen, vorzüglich der Galläpfel tragenden Art, und schönem Nadelholz, selten Cedern, bestanden. An den Hängen der Berge oder zwischen ihnen auf ganz kleinen Ebenen oder Plateaux oder in den engen Thälern der Gewässer sind einzelne Strecken Landes für die Kultur gewonnen. Gerste, Weizen, Obst, Wein, Honig, Tabak, Reis und Maulbeeren giebt es dort, mit Ausnahme der am höchsten gelegenen Gegenden, in Fülle 1). An ihnen liegen, meist von Obstgärten umgeben, die Niederlassungen der Bewohner, grösstentheils kaum Dörfer zu nennen, selten aus mehr als 12 bis 16 Häusern, manchmal mit einer Kirche oder Moschee, bestehend, oft nur einzelne Häuser oder Mühlen im tiefen Grunde am rauschenden Felsbach. Heerden von Ziegen und Schafen auch Kühe giebt es viele, selbst Pferde sind nicht selten, Maulthiere noch weniger bilden den Hauptreichthum der Bewohner. Die unerträgliche Hitze treibt im Sommer Alles noch höher hinauf auf die Jailas, in die Nähe der Schnee region, über welche hinaus von den mir bekannt gewordenen einige Partien des Munsur-, dann des Dschelo- und des Bertschalan-Gebirges welches sich einige Stunden von Dschulamerig entfernt hinzieht und dessen Kamm mit dem Tschuch

1) In den die Ebene Gewer östlich begrenzenden Bergen wird der Gewen (Astragalus, Tragant) Strauch zum Baume und erreicht eine solche Stärke, dass Artilleristen an einen einzigen 15 Pferde anbinden konnten.

[ocr errors][merged small]
[ocr errors]

Die Bewohner sind Kurden von den Hikkjari - Stämmen und Nestorianer. Letztere tragen weite Röcke von schwarzem Abba-Tuch mit kurzen Entaris von schlechtem Shawl darunter und auf dem Kopfe Filzfezs von schwarzen Tüchern umschlungen. Sie besitzen treffliche, meist von ihren eigenen Büchsenschmieden gefertigte, lange, gezogene Gewehre. Sie sind tapfer und gute Schützen und besonders den Tijaris sollen Räubereien noch mehr Vergnügen machen als selbst den Kurden. Sie leben noch heute an vielen Orten in offener Fehde mit den Kurden, doch fochten auch viele während jener Kämpfe der Regierungstruppen gegen diese in deren Reihen. Ihr Patriarch hingegen in der Volkssprache Marschum genannt war sehr zuvorkommend gegen die Truppen und machte ihnen alle möglichen Lieferungen. Wie man mir mittheilt, zerfallen sie in drei Stämme, die Dscheloi, um das gleichnamige Gebirge herum sesshaft, die Tijari auf dem rechten Ufer des Flusses und die Tuhubi an dessen beiden Ufern weiter abwärts (ihre Kassaba ist in der Route des Jägermajors erwähnt). Von anderer Seite gab man mir wieder die Sitze der im Ritter erwähnten Berwari in einer Entfernung von circa 10 Stunden vom Dschelo-Gebirge südöstlich, der Neroi jenseit Dschulamerig nach Bitlis zu und der Liwihni gleichfalls auf dem rechten Flussufer noch weiter nach Dschisereh zu an, wodurch die ersteren Angaben etwas verwirrt werden und ich auf die Vermuthung gebracht wurde, dass die letzteren vielleicht nur Unterabtheilungen der ersteren sein und deren noch mehrere existiren dürften, wofür eine neuerdings erhaltene Mittheilung spricht, der zufolge die Liwihni ganz bestimmt zu den Tijari gehören sollen. Es ist die ganze Landschaft in Kreise getheilt, deren Vorstände, die Mudirs, im Namen des Oberherrn und nach dem im übrigen Reiche herrschenden Usus das Land verwalten sollen. Dass diese, ohne eine bewaffnete Exekutivmacht zur Seite zu haben, unter jenen wilden Stämmen nur sehr mittelmässig reüssiren, liegt auf der Hand. Doch sind die Zustände seit 15 Jahren sehr verändert und ein Reisender für wissenschaftliche Zwecke dürfte, da jetzt auf so vielen Punkten Türkische Beamte, denen meist nur ein passiver Widerstand entgegengesetzt wird, etablirt sind, wenigstens nicht mehr den ausserordentlichen Gefahren begegnen wie früher.

Die übrigen in den Routiers vorkommenden Gebirgszüge unterscheiden sich von den eben besprochenen dadurch, dass sie fast gar nicht bewaldet, grösstentheils nicht so hoch, steil und zerklüftet sind als diese und zwischen thren niedrigen Vorbergen sich mehr kulturfähiges Land vorfindet als in diesen. Ihre Bewohner sind grösstentheils

Kurden, doch giebt es dort auch viele Armenische Dörfer. Zwischen Kotur und Ssatmanis wohnen die Milláhni-Kurden, zwischen diesem Orte und Mollah - Hassan und in der Tschöl - Tschimen aufwärts die Mugri, jenseit derselben nördlich die Haideranli. Einer der zahlreichsten Stämme ist der der Schikáki, welche das Terrain von Tscharderan bis Kotur aufwärts, also das eigentliche Elbag-Gebiet inne haben, doch wechseln sie ihre Wohnsitze und ziehen nomadisch und als gefürchtete Räuber in den TürkischPersischen Grenzdistrikten umher. Zwischen Tscharderan (ich habe neuerdings hier erfahren, dass dieses Wort so und nicht Tschalderan geschrieben wird; Tscharderan soll Persisch,,Vierpforten", ,,Vierkirchen" heissen und es hat das Dorf früher, als es noch ein rein Armenisches war, wirklich 4 Kirchen besessen) und Kjapril wohnen die Dérghasanli.

In der Tschöl-Tschimen finden sich einige kleine See'n. Der Kasly-Göl, d. h. Gänse-See, ist jedoch wohl auf der Kiepert'schen Karte in der Nähe von Kotur falsch placirt, da ein See dieses Namens nur 5 bis 6 Stunden südlich von Bajezid, zwischen hohen Bergen gelegen, vorhanden sein soll 1).

Ich füge noch einen kurzen und freilich auch etwas einseitigen Routier bei, den ich von einem eben aus Dschisereh zurückgekehrten Stabs-Chirurg erhalten habe.

1) S. Dr. Blau's Karte,,,Geogr. Mitth." 1863, Tafel 7. A. P.

selbe begleitete ein von dort in das Bochtan-Gebirge entsendetes starkes Rekrutirungs-Kommando.

Von Dschisereh marschirte man nördlich einen kleinen Bach aufwärts nach Derghil, 5 St.; 1 St. von Dschisereh beginnt der Derghil-Boghas, in welchem vis-à-vis die Ruinen zweier Burgen liegen, die denselben früher beherrschten. Auf einer kleinen Ebene in diesem Thal wurde einst die Armee Omar Pascha's von Beder Chan Bey überfallen, welcher den Sommer hindurch meist in Derghil und Dschunejit, 1⁄2 St. von jenem entfernt, den Winter in Dschisereh wohnte. Jetzt lebt derselbe bekanntlich auf Kreta in der Verbannung und hat sich dort vor zwei Jahren während der Aufstände ausgezeichnet, er ist ein Seiten

stück zu Abd-el-Kader.

[ocr errors]

Von Derghil nach Tschirnak weiter in das BochtanGebirge hinein, Sitz eines Mudir, 4 St.

Von Tschirnak nach Güwan, etwas östlich, 12 St. Hier sind die Kurden noch weit unabhängiger als in den vorigen Gegenden.

Von Guwan nach Külor, 5 St., noch mehr östlich gelegen; von hier einige Stunden beginnt auf der einen Seite das Tijari- und südlich das Sako-Gebiet.

Auch der Bochtan ist ganz mit Eichenwäldern bedeckt und bietet dieselben Bodenerzeugnisse, wie sie oben bei Dschulamerig erwähnt wurden, doch werden von hier die meisten Galläpfel exportirt. Die Kaufleute kommen schon vor der Ernte an und leisten den Einwohnern, um sie sicher zu haben, Vorschüsse auf die künftige Ernte.

Charakteristik von Neu-Fundland).

Neu-Fundland hat vom Meere aus ein wildes, rauhes Aussehen, das Nichts weniger als einladend ist. Von seinem Inneren kennt man sehr wenig, da es nur zum kleinen Theil erforscht wurde. Solche Theile, die von Leuten besucht wurden, die eine genügende Beschreibung zu geben im Stande waren, fand man vielfach von Gewässern durchschnitten; See'n und Sümpfe, Felsen und verkrüppelte Bäume bilden die Haupt-Charakterzüge.

Neu-Fundland ist vorherrschend ein rauhes und grösstentheils ödes Land. Hügel und Thäler wechseln beständig ab, die ersteren erheben sich aber selten zu Bergen, die letzteren breiten sich eben so selten zu Ebenen aus. Die Hügel, von verschiedener Höhe, variiren sehr in ihrer Beschaffenheit. Bisweilen bilden sie lange, flachrückige Höhenzüge, hie und da runde und isolirte Erhebungen mit

2) Aus Moses H. Perley's ,,Observations on the geology and physical characteristics of Newfoundland" in ,,The Canadian Naturalist and Geologist" (Oktober 1862).

scharfen Gipfeln und schroffen Abstürzen. Eben so verschieden sind die Thäler. Manchmal werden sie zu tiefen Bergschluchten und äusserst wilden Ravinen, während andere aus Einsenkungen mit sanft geneigten Abhängen bestehen, an deren tiefster Stelle stets Wasser fliesst.

Die Küstenklippen besonders zwischen St. John und Kap Race, von da westwärts zwischen Kap Race und Kap Ray und von da nordwärts längs der Westküste und Bonne Bai sind fast überall steil und hoch, mit tiefem Wasser dicht an ihrem Fuss.

Losgetrennte Felsen von allen Grössen und riesige Blöcke sind über das ganze Land zerstreut, sie erhöhen die allgemeine Rauheit der Scenerie und geben ihr einen abstossenden Charakter.

Diese rauhe und zerrissene Oberfläche ist von drei verschiedenen Arten von Vegetation bedeckt, welche drei Distrikte bilden. Die Bewohner von Neu-Fundland geben diesen verschiedenen Distrikten die Namen,,Wälder, Mar

schen und Haiden (barrens)". Die Wälder findet man gewöhnlich an den Abhängen der Hügel oder an den Thalwänden, wo ein natürlicher Ablauf des überflüssigen Wassers Statt findet. Aus diesem Grunde kommen die Wälder, wenn man sie so nennen kann, am häufigsten vor und bestehen aus den grössten Bäumen in der Nähe der Seeküste, der See'n und Flüsse, wenn der Boden und die übrigen Umstände günstig sind. Neu-Fundland ist oft als ein dicht bewaldetes Land beschrieben worden, aber mit Unrecht. Die Bäume sind hauptsächlich Tannen (Abies nigra und Abies alba), Birken (Betula excelsa und Betula populifolia) und Lärchen (Larix americana); aber was man in Neu-Fundland für einen grossen Baum hält und als Bauholz bezeichnet, würde von einem Neu-Braunschweiger Holzschläger verlacht und nicht des Fällens werth erachtet werden. An der östlichen oder Atlantischen Küste findet man nur wenig Holz von einigem Werth, es taugt nur zu Brennmaterial und zum Bau von Fischerbooten. In dem nördlichen Theil der Insel, auf der Kalkstein-Formation, sollen früher ausgedehnte Wälder gestanden haben, die grössten Bäume wurden aber, wie man sagt, durch mächtige Brände zerstört und andere, schlechtere und viel kleinere Arten sind an ihre Stelle getreten.

Zum grösseren Theil ist der Wald von niedrigem und verkrüppeltem Wuchs, er besteht meist aus Tannen von etwa 20 bis 30 Fuss Höhe und nicht mehr als 3 bis 4 Zoll Durchmesser. Gewöhnlich wachsen diese unansehnlichen Bäume dicht bei einander, so dass ihre Äste und Zweige sich vom Gipfel bis zum Boden unter einander verflechten. Die endlose Masse abgestorbener Bäume, verrotteter Stümpfe und Zweige und kürzlich umgefallener Stämme bilden mit den jungen Schösslingen und dem verwirrten Unterholz sehr häufig ein fast undurchdringliches Dickicht. Oft sind die Bäume mit Flechten bedeckt und Büschel weissen, trockenen Mooses hängen wirr an den Zweigen. Andere grüne und weichere Moose breiten sich über den Boden aus und verbergen die knorrigen, gewundenen Wurzeln der stehenden Bäume zugleich mit den spitzen Stümpfen der gefallenen, den scharfen Kanten und höchst schlüpfrigen Flächen der zahlreichen Felsblöcke und Steine und den Löchern und Fallgruben zwischen denselben. Jeder Schritt in den Wäldern und Wildnissen Neu-Fundlands ist mühsam und gefährlich, es erfordert beständige Aufmerksamkeit, nicht zu fallen, und unablässige Arbeit, einen Platz zum Stehen zu finden. Klettern, Kriechen und jede andere Weise der Bewegung muss angewendet werden, um vorwärts zu kommen. Man muss beständig die Richtung wechseln, um Stellen zu finden, durch die man sich langsam den gewundenen Weg erzwingen kann. Während der Hitze des Sommers oder

dessen, was man in Neu-Fundland so nennt, schliesst die Dichtigkeit der niedrigen, verkrüppelten Bäume jeden Luftzug aus, während sie an den Spitzen nicht dick genug sind, die sengenden Strahlen der Sonne abzuhalten. Und diese erhitzte Atmosphäre wird noch unangenehmer durch den starken Geruch nach Terpentin, der aus jeder Pore der strauchartigen Tannen ausschwitzt.

Diess sind die vorherrschenden Eigenthümlichkeiten dessen, was man in Neu-Fundland den Wald nennt. Eingebettet in die Wälder findet man in den Thälern und niederen Gegenden grosse offene Striche, welche Marschen heissen. Wohlverstanden, diese Marschen sind nicht immer niedrig gelegenes oder selbst sehr ebenes Land, im Gegentheil findet man sie häufig in beträchtlicher Höhe über dem Meere und oft auf welliger Oberfläche. Grünes, weiches, schwammiges Moos bedeckt sie bis zur Höhe von mehreren Fuss und ist umschlungen von einzeln stehendem Gras und verschiedenen Sumpfpflanzen. Der unebene Boden hat eine Menge Löcher und Höcker, oft überzieht den Gipfel der letzteren ein kurzes, trockenes, krauses Moos.

Die verschiedenen Farben der Moose geben den Marschen ein eigenthümlich üppiges Ansehen, namentlich wenn man sie aus der Ferne betrachtet, und ein mit dem Lande nicht Vertrauter könnte zu der Meinung verleitet werden, es eigne sich sehr gut für den Ackerbau. Die Marschen sind ausser nach lange andauernder Dürrung oder hartem Frost stets nass und unfähig, das Gewicht einer darüber hingehenden Person zu tragen. Ein Gang von 3 bis 4 Engl. Meilen über eine Neu-Fundländer Marsch ist eine höchst ermüdende Sache, besonders wenn eine Last auf den Schultern getragen werden muss, denn man sinkt bei jedem Schritt immer bis an die Knöchel, oft auch knietief in das Moos ein. Diese dicke Moosdecke verhält sich genau wie ein grosser über das Land ausgebreiteter Schwamm. Bei der Schneeschmelze im Frühling wird sie durch und durch mit Wasser gesättigt, das sie lange Zeit zurückhält und bei jedem Regenfall erneuert. Die ausserordentliche Feuchtigkeit der Marschen ist fast ausschliesslich durch die schwammige Natur des Mooses bedingt, denn die Neigung des Bodens ist fast in allen Fällen zum Abfluss des Wassers an der Oberfläche gross genug. Entfernt man das Moos der sogenannten Marschen, so findet man darunter meist trockenes Gerölle abgerundeter Steine oder kahlen Fels.

Wir kommen nun zu den „Haiden" Neu-Fundlands. Diess sind ausgedehnte Distrikte auf den Scheiteln der Hügel und Rücken und auf anderen erhöhten und ausgesetzten Lagen, zum Theil bedeckt mit einer dünnen, ärmlichen Vegetation, die aus Beeren tragenden Pflanzen und zwerghaftem Gebüsch besteht. Kahle Stellen mit Kies Steingerölle und zerbröckelnden Felsstücken trifft man häufig

in den Haiden und meist sind sie ganz von vegetabilischer Erde entblösst. Nur mit Hülfe dieser Haiden, dieser steinigen, sterilen Striche, können grössere Theile des Inneren von Neu-Fundland besucht und erforscht werden, denn trotz ihrer oft zerrissenen, rauhen und jäh abstürzenden Oberfläche sind sie doch angenehm zu begehen, nachdem man über die beschwerlichen Sümpfe gekommen oder durch die verwickelten Wälder sich durchgearbeitet hat.

Bisweilen trifft man in den Senkungen der Haiden und an anderen Stellen, wo die Zersetzung der Felsen ein wenig Erde erzeugt hat, eine Gruppe zwerghafter Lärchen. Diese verkrüppelten Bäume werden in Neu-Fundland,,tucking bushes" genannt, sie wachsen etwa bis Brusthöhe, haben starke, rechtwinkelig vom Stamm abgehende, steif verflochtene Zweige und ihre Kronen sind oben so flach und eben, als wären sie abgehauen worden. Diese Büsche sind so steif, dass man an manchen Stellen fast auf ihnen gehen kann, aber da diess nicht ganz ausführbar ist, so kostet das Durchdringen durch solche Gruppen eine Arbeit, von der sich diejenigen, die es nicht selbst versucht, kaum eine Vorstellung machen können.

[ocr errors]

Die Wälder, Marschen und Haiden" haben keins für sich an irgend einem Orte eine grosse Ausdehnung, vielmehr wechseln sie im Laufe einer Tagereise beständig mit einander ab.

Die auffallendste Eigenthümlichkeit Neu-Fundlands ist die ungeheuere, kaum glaubliche Menge von See'n jeder Grösse, die alle ohne Unterschied ,,ponds" (Teiche) genannt werden. Man findet sie überall über das ganze Land, nicht nur in den Thälern, sondern auch auf den höchsten Erhebungen, selbst in den Einsenkungen auf den Gipfeln der Höhenzüge und auf der äussersten Spitze der höchsten Hügel. Es ist kaum möglich, in irgend einer Richtung eine Engl. Meile weit zu gehen, ohne an Teiche zu kommen. Sie wechseln in der Grösse zwischen Lachen von 150 Fuss Durchmesser und See'n von mehr als 30 Engl. Meilen Länge und 4 bis 5 Engl. Meilen Breite. Die Zahl derer, die mehrere Meilen Ausdehnung haben, muss im Ganzen einige hundert betragen, während die kleineren absolut zahllos sind. Man schätzt, dass in Neu-Fundland der von Süsswasser bedeckte Boden ein volles Drittheil

der Insel ausmacht, und diese Schätzung scheint noch eher zu gering zu sein.

Bei diesem merkwürdigen Überfluss an See'n und TeiIchen ist die Armuth an schiffbaren Flüssen fast befremdend. Die coupirte, wellenförmige Natur des Landes mit seinen schroffen Hügeln und tiefen Schluchten ist ohne Zweifel eine Ursache der Abwesenheit grosser Flüsse, während kleine felsige, polternde Wasserläufe in zahllosem Überfluss vorhanden sind. Jeder See oder jede kleine Reihe von Teichen steht mit dem Meere durch ein eigenes Thal von grösserer oder geringerer Ausdehnung in Verbindung, durch dieses Thal senden sie ihr überflüssiges Wasser in einer Rinne hinab, die nur für einen Bach gelten kann. Die durchschnittliche Unbedeutendheit dieser Bäche neben der grossen Menge der Teiche rührt von der geringen Ausdehnung jedes Flussgebiets und von der mächtigen Moosdecke her, welche weit und breit den Boden überzieht. Von jedem bedeutenderen Niederschlag durch Regen oder bei der Schneeschmelze wird der grösste Theil des Wasvon diesem riesigen Schwamm absorbirt, der Rest füllt die zahlreichen Teiche bis zum Rand und diese entleeren sich allmählich durch die Bäche. Grosse periodische Fluthen, welche die Flussrinnen ausfegen und vertiefen würden, sind ganz unmöglich wegen der fast unendlichen Zahl kleiner, einzeln in das Meer fallender Gewässer; diese werden niemals so mächtig, dass sie die Schranken, welche sie von einander trennen, durchbrechen oder überströmen und so ihre Gewässer vereinigen könnten.

sers

Bei trockenem Wetter, wenn das Wasser in den Teichen abzunehmen beginnt, kommt ihnen der langsame und allmähliche Abfluss aus den Marschen zu Gute, wo das Wasser wie in einem Reservoir zurückgehalten wurde, um abgegeben zu werden, wenn es gebraucht wird. So bleiben viele Teiche von geringer Tiefe, welche sonst ausgetrocknet werden würden, auch in den trockensten Zeiten voll Wasser und nur bei den grössten und am längsten andauernden Dürrungen, wenn die Marschen selbst auszutrocknen beginnen, fällt das Wasser in den Teichen viel unter das gewöhnliche Niveau.

Über die Flüsse Birma's.

Von Dr. Adolf Bastian.

Die ultra-Indischen Länder sind vulkanischer Boden. Eine Reihe thätiger Vulkane lässt sich verfolgen von den Schlammbergen der Insel Ramree bis nach Sumatra und

andere Schlammvulkane sind noch jetzt thätig in der Nähe von Memboo, Mergwe gegenüber. In Chittagong sind grosse Landveränderungen aus dem vorigen Jahrhundert bekannt,

« AnteriorContinua »