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enorme Quantitäten Rauch entwickeln dagegen die Italienischen Vulkane nicht nur während der Eruptionen selbst, sondern vorher und noch lange nachher! Tausende von Fussen erhebt sich die Dampfsäule fortwährend in die Lüfte und ist natürlich in weiter Entfernung zu sehen. Nun habe ich aber beobachtet, dass auch der Villarica, von dem ich zwei Eruptionen, wenn auch nur von Weitem, gesehen habe, wenig Rauch zeigte, und nur mit Mühe habe ich an den Vulkanen von Osorno, dem Antuco, dem Hláscar bei Atacama, die freilich ruhig waren, ab und zu ein schwaches Rauchwölkchen aus dem Krater aufsteigen sehen. Es scheint daher eine allgemeine Thatsache zu sein, dass alle Chilenischen Vulkane weit weniger Rauch, d. h. Wasserdampf, erzeugen als die Italienischen, und wenn man berücksichtigt, dass die ersteren in bedeutender Entfernung von der Küste liegen, während das Meer unmittelbar den Fuss der letzteren bespült, so erscheint die Meinung derjenigen Geologen nicht unwahrscheinlich, welche glauben, dass die vulkanischen Ausbrüche dem Eindringen des Wassers zu den unterirdischen Herden der feuerspeienden Berge zuzuschreiben seien.

Ein zweites, wie mir scheint, wichtiges Resultat dieser Reise ist die Feststellung einer Thatsache, die gegen eine bisher allgemein angenommene Meinung streitet, nämlich dass in der Breite von 36° Süd in der Cordillere Gletscher existiren. Wer die Gletscher in den Alpen gesehen hat, wird keinen Augenblick anstehen, die enorme Eismasse, welche die Vertiefung zwischen den drei Gipfeln des Nevado bedeckt und in alle davon ausgehenden Thäler sich hinabsenkt, einen Gletscher zu nennen. Dafür erklärt ihn auch der Schweizerische Konsul in Valparaiso, Herr Schatzmann, der mit den Gletschern seines Vaterlandes vertraut ist und dem auch namentlich die Moränen am Fuss aufgefallen sind. Das Eis ist beinahe so fest und kompakt wie das, welches sich in Flüssen und See'n bildet, und sehr verschieden von dem gefrornen körnigen Firnenschnee, wie er sonst auch in der Cordillere beobachtet wird; es zeigt dieselbe Struktur, voll Spalten und Risse u. s. W., dieselbe Durchsichtigkeit und auch dieselbe schöne blaue Farbe. Allerdings habe ich in demselben wenig Schutt eingeschlossen gefunden, allein diess erklärt sich leicht aus der schwachen Neigung der über den Gletscher hervorragenden Gipfel, von denen aus diesem Grunde wenig oder Nichts herabrollt. Aus diesem Grunde können auch keine bedeutenden Moränen entstehen, und ich muss bekennen, dass sie mir gänzlich entgangen sind, als ich hinaufstieg, und beim Hinabsteigen war ich zu eilig und zu sehr von dem Unglück betroffen, welches meinem wackeren Führer widerfahren war, als dass ich dem unbedeutenden Schuttwall die gebührende Aufmerksamkeit zuwenden konnte.

Ich habe auch nicht auf etwaige Schliffe an dem oben erwähnten Lavakamm geachtet, dagegen habe ich die mehr in die Augen fallenden sonderbaren Erscheinungen gesehen, welche die Besucher der Gletscher so in Verwunderung zu setzen pflegen, ich meine die tiefen Eislöcher und die Gletschertische, von denen mehr zu sagen überflüssig sein dürfte.

Bei dieser Gelegenheit sei mir erlaubt zu bemerken, dass Herr Fr. Leybold, der mit den Tiroler Gletschern sehr vertraut ist, meint, noch weiter nördlich unter dem 35° S. Br. am Descabezado de Maule einen Gletscher gefunden zu haben, was mir, nachdem ich den des Nevado de Chillan gesehen, vollkommen glaubwürdig scheint.

Da es mir von Wichtigkeit schien, die Beobachtungen der anderen Besucher des Vulkans mit den meinigen zu vergleichen, so bat ich die Herren Sievers und Siemsen um Mittheilung der ihrigen, habe aber nur von dem letzteren eine Nachricht über seine von den Bädern aus übernommene Expedition bekommen, mit einem Handriss und ungefähren Profil begleitet, welches Alles um so interessanter ist, als Herr Siemsen Ingenieur und in der Schätzung von Höhen und Entfernungen geübt ist. Der Brief lautet mit wenigen Abkürzungen also:

,,Den 1. November Morgens 8 Uhr trat ich meine Wanderung von den Bädern aus an, nachdem 12 Tage vorher frischer Schnee 2 bis 3 Fuss hoch gefallen war, welcher, Morgens eishart gefroren, das Ersteigen der Höhe nördlich hinter den Bädern sehr erschwerte. Das östliche Ende des südlich vom Alten Vulkan belegenen und von diesem, dem Cerro blanco und dem Cerro negro begrenzten Eisfeldes, welches circa 3 Leguas von Ost nach West lang und 2 bis 4 Legua breit ist, erreichte ich nach einer zweistündigen sehr beschwerlichen Bergsteigung und ging von da in westlicher Richtung dem Bergrücken zwischen dem Cerro blanco und dem Cerro negro, hinter welchem als Wegweiser von Zeit zu Zeit der Rauch des Vulkans sichtbar wurde, in möglichst gerader Linie entgegen Jenen Bergrücken zwischen den beiden vorgenannten Cerros, dem ich wegen seiner Form den Namen „,la Silla", Sattel, beilegte, erreichte ich erst 2 Uhr Nachmittags und fand mich sehr getäuscht, den Vulkan noch immer nicht in meiner Nähe zu haben. Von hier aus erst ersah ich die wirkliche Lage des Vulkans, nämlich am westlichen Fuss des Cerro blanco. Um nun von meinem Standpunkte aus zum Vulkan zu gelangen, musste ich die schroffe, mit vulkanischer Asche und vulkanischem Geröll bedeckte westliche Abdachung des Cerro blanco in schräger, nach und nach absteigender Linie durchwandern, und zwar mehr laufend als gehend, weil bei langsamer Bewegung der Fuss nirgends Festigkeit fand, sondern mit dem losen Geröll bergab

rutschte. Auf solche Weise eine volle Stunde halb rutschend, halb laufend erreichte ich die Nähe des Vulkans und zwar einen sehr gelegenen Punkt südöstlich von demselben, in einer Entfernung von circa 4 Cuadras von ihm (1800 Fuss) und circa 100 Fuss über dem Krater erhaben, von WO aus ich den Vulkan in seinen grössten Eruptionen ungefährdet beobachten und bewundern konnte. Den Durchmesser des Kraters schätzte ich auf circa 50 Varas (d. h. 150 Fuss). In den Hauptentladungen des Vulkans, welche mehr oder weniger von 5 zu 5 Minuten erfolgten, wurden die Schlacken und Steine in eine Höhe bis zu 300 Fuss geschleudert, während in den Intervallen der Auswurf nur 100 Fuss Höhe erreichte. Dieser letztere, der rothglühend war, stieg senkrecht in die Höhe und fiel wieder in den Krater zurück. Weniges, welches nahe am Kraterrande gefallen, hatte bis dahin eine Erhöhung oder Wulst von etwa 10 bis 12 Fuss Höhe mit etwa einfüssiger Dossirung gebildet, welche von dem fortwährend darauf fallenden Feuerregen auch rothglühend aussah. Zwei bis drei Stunden [Minuten, Ph.] vor den grösseren Entladungen des Vulkans trat eine plötzliche Stille ein, worauf dem Krater mit furchtbarem Gesause und Gepolter eine wirre, dem Durchmesser des Kraters gleich dicke Rauchsäule entstieg, welche in der Höhe von 100 Fuss mit dem Getöse der entladenden Breitseite einer Fregatte explodirte, worauf die bis dahin in Dampf und Rauch gehüllte Masse sich garbenartig ausbreitend bis zu 300 Fuss Höhe stieg und in 4 Cuadras Distance und weiter nördlich um den Krater in einem Halbbogen mit Gekrach und Geknister gleich einem Pelotonfeuer herunterstürzte. Diese Beobachtung, dass der sämmtliche Auswurf nördlich fiel, bestimmte mich zu der Annahme, dass der Krater nicht eine senkrechte, sondern eine nördlich emporsteigende. Richtung haben müsse, welches, so weit mir bekannt, eine neue Erscheinung ist. Da der Tag meiner Expedition schön und still war und kein Lüftchen sich rührte, so konnte die nördliche Abweichung des Auswurfes nicht Folge des atmosphärischen Luftzuges sein. Westlich am Kraterrande erhebt sich ein kleiner, stumpf kegelförmiger Hügel etwa 80 Fuss über den Krater, dessen westliche [östliche? Ph.] Hälfte senkrecht weggerissen ist, wahrscheinlich mit der ersten Explosion des Vulkans. Der westliche Fuss dieses Hügels, circa 200 Fuss unter dem Oberrande des Kraters belegen, lehnt sich an ein kleines Eisthal mit nördlichem Gefälle [Valle de Santa Jertrudis, Ph.], woselbst die Lava in einer horizontalen Distance von circa 5 Cuadras (2250 F.) vom Krater zu Tage kommt. Der Lavastrom verliert sich aber augenblicklich in den grotesken Klüften des durch vulkanische Kraft [wohl eher in Folge der starken Neigung des Bodens, Ph.] zerrissenen Eises dieses Thales und zwar,

den aus diesen Spalten aufsteigenden Dämpfen und dem Gefälle des Thales nach zu urtheilen, in nördlicher Richtung. Diess zerrissene Eisthal wird übrigens, wenigstens vor der Hand, unzugänglich bleiben. Nachdem ich im Zeitraum einer halben Stunde von meinem guten Standpunkte aus vorstehende Beobachtungen gemacht hatte und ferner diese, dass ich mich von der Südseite dem Krater am sichersten nähern könne, kroch ich zu demselben bis auf 1 oder 2 Cuadras Entfernung, wo aber schon der Boden so heiss wurde, dass ich nur trippelnd stehen konnte. Nachdem hierselbst ein grösseres glühendes Schlackenstück in gefahrdrohender Nähe vor mir niederstürzte, kehrte ich eilig um, einsehend, dass die weitere Annäherung unmöglich und ohne Interesse sei. Es war nunmehr auch, 4 Uhr Nachmittags, hohe Zeit, an meine Rückkehr zu denken. Nach einer beschwerlichen und gefahrvollen Wanderung, mehr laufend als gehend, erreichte ich um 7 Uhr Abends die bereits in tiefe Finsterniss gehüllten Bäder."

Ich erlaube mir zu diesem Brief einige Bemerkungen. Herr Siemsen hat in Folge des kurz vorher gefallenen reichlichen, aber zu einer festen Masse zusammengefrornen Schnee's alle Gletscherspalten zugedeckt und fest überbrückt gefunden, so dass er die Schwierigkeiten, die mir und dem Nord-Amerikanischen Konsul entgegentraten, gar nicht angetroffen hat; er hat überhaupt den Gletscher wegen der darüber liegenden Schneedecke gar nicht gesehen. Ferner spricht er nur ganz beiläufig vom Rauch des Vulkans, derselbe ist also auch damals nicht sehr bedeutend gewesen. Auch er fand nicht, dass der Boden unter ihm bei den Eruptionen gezittert habe. Dass ein Paar Minuten vor einem grösseren Ausbruch der Krater ruhig wird und selbst die Dampfentwickelung aufhört, kann man sehr schön am Stromboli beobachten, und diess entsteht wohl dadurch, dass sich die Esse, durch welche die Dämpfe entweichen, verstopft, dadurch aber die Tension derselben sich nach und nach dermaassen steigert, dass sie endlich die ihrem Ausweg entgegenstehenden Hindernisse überwältigen und mit aussergewöhnlicher Kraft emporschleudern.

Den 3. März kehrte ich mit Herrn Tocornal nach Chillan zurück, von wo mein Freund sogleich nach Tomé weiter fuhr. Ich blieb einen Tag, um meine gesammelten Pflanzen einzulegen und mich in Stadt und Umgegend umzusehen. Die Stadt selbst, eine der bedeutendsten Provinzialstädte Chile's, bietet nichts Sehenswürdiges als etwa die hübsche Kirche des Franziskaner-Klosters, vielleicht das hübscheste Gebäude seiner Art in Chile. Die jetzige Stadt liegt etwa eine Stunde nördlich von der alten, durch das Erdbeben von 1835 zerstörten Stadt, wo übrigens noch eine Menge Strassen und restaurirte oder neu erbaute Häuser stehen. Chillan führt eigentlich den Namen S. Bar

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tolomé de Gamboa und ist wahrscheinlich bereits von Pedro de Valdivia 1546 gegründet, denn Dokumente sprechen von einem ,,Konvent und Hospiz der Stadt Chillan, welches unter dem Namen S. Ildefonso im J. 1565 richtet ist". Wenn D. Rodrigo de Quiroga den 18. März 1579 die,,Gründung der Stadt Chillan" dekretirte, so ist darunter wohl eine Wiedererbauung nach einer Zerstörung durch die Indier zu verstehen. Südlich vom Nevado de Chillan muss ein bequemer Pass nach Patagonien führen; seit den

ältesten Zeiten kommen auf diesem Wege die Pehuenchen nach Chillan, jetzt friedlich, um Handel zu treiben. Chillan liegt nach Domeyko nur 120 Meter über dem Meer, während ich eine höhere Lage erwartete.

Meine Rückreise zu Land über Talca und S. Fernando in der Kutsche, zum Theil bei Nacht, und per Eisenbahn bot nichts Merkwürdiges dar und führte stets in dem einförmigen grossen Längsthal Chile's entlang.

Notizen über das obere Zab-Ala-Gebiet und Routiers von Wan nach Kotur. Von W. Strecker. (Mitgetheilt von Dr. O. Blau.)

(Nebst Kartenskizze, s. Tafel 9.)

Da ich mit vielen Leuten in Berührung kam, welche einen Theil jener Gebiete am Oberen Zab-Ala, die im Ritter als noch völlig unbekannt dargestellt werden, durchzogen hatten und deren Berichte an vielen Stellen bestimmter ausfallen als manche dort citirte, so habe ich versucht, in dem Folgenden die Aussagen meiner Gewährsmänner zusammenzustellen und nach ihnen die beiliegende unvollkommene Kartenskizze anzufertigen, obschon vielleicht die Resultate neuerer, seit dem Erscheinen von Ritter's Werke unternommenen Forschungen meine bescheidene Arbeit ganz werthlos gemacht haben dürften.

Zur Zeit der Kurden-Aufstände unter Nurullah Beg und Konsorten während der Jahre 1262-1265 und 1267—1268 (1846-1852 christlicher Zeitrechnung) wurden von Seite des Gouvernements verschiedene Expeditionen in das Gebiet der Hikkjari-Kurden abgesandt.

Ein Kommando schlug von Baschkale die folgende Route ein: Man marschirte den ersten Tag bis nach Elassan, am rechten Ufer der vereinigten Flüsse Nehil und Elbag-Su, 8 Stunden von Baschkale gelegen; die Strasse führte Anfangs durch ziemlich ebenes Terrain zu dem Flusse hin, einige Stunden oberhalb Elassan fingen dann die Berge an. Auf halbem Wege fand man rechts an der Strasse unbearbeitete Schwefelgruben. Am zweiten Tage marschirte man in dem nun engen Flussthale auf gefährlichen Pfaden die steilen Uferhänge entlang zu einer Kurdischen Niederlassung, 5 Stunden, doch konnten die dem Kommando beigegebenen Geschütze auf diesem direkten Wege nicht mit fortgebracht werden, sie wurden auf einem Umwege über das Gebirge nach Dschulamerig geschickt, welchen Ort das Kommando am dritten Tage nach einem Marsche von 6 Wegstunden erreichte. Es liegt 2 Stunde vom Flusse auf dessen rechtem Ufer an einem Gebirgsbache und war Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft VII.

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die Residenz des Nurullah Beg; dieser bewohnte einen zweistöckigen, massiv steinernen, circa 150 Fuss im Geviert habenden Konak. Wenige Läden in dem Städtchen, das jetzt Sitz eines Mudir ist, repräsentiren den geringen Handel in jenen Gegenden. Von ihm 4 Stunden nach Baschkale zu, zwischen den oben erwähnten beiden Wegen, liegt Kotschhannes, der Sitz des nestorianischen Patriarchen. Die Artillerieschmiede wurden von Dschulamerig mit einem Begleitungs-Kommando 8 Stunden in der Richtung nach Bitlis zu abgeschickt, um dort einige verschüttete Bleigruben wieder zu öffnen. Sie fanden beim Nachgraben zuerst Eisen, dann Blei und später auch Sirnigh. Ich hielt dieses Metall der Beschreibung nach, da es zum Ablösen der Haare von den Fellen und auch in den Harems benutzt wird, für Schwefelcalcium, erkannte jedoch später, als ich eine Probe aus denselben Gruben zu Gesicht bekam, dass es fertiges Auripigment sei.

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Von Dschulamerig aus setzte das Kommando über eine 40 Fuss lange, sehr hohe Baumbrücke auf das linke Ufer des Flusses über und konnte jetzt natürlich keine bespannte, sondern nur noch von Maulthieren getragene Gebirgsgeschütze mit sich fortbringen. Man erreichte nach 6 Stunden Kurdische Niederlassungen, unweit des linken Flussufers gelegen, und am nächsten Tage ein nestorianisches Dorf, 6 Stunden. Diesseit des Dorfes bezeichnete ein Steinhügel die Stelle, wo vor vielen Jahren ein Romi d. h. hier ungefähr so viel wie Ausländer oder wie Franke bei den Türken erschlagen worden war. Die Kurden (des gestrigen Quartiers) behaupteten, derselbe habe nach Oromar und von dort westlich über Amadia nach Sako gehen wollen und ihr Dorf wohlbehalten verlassen, sei aber jenseit ihres Gebiets von den Nestorianern erschlagen worden.

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Hier machte das Kommando Kehrt, ging bis einige Stunden oberhalb Elassan die alte Route entlang, durchsetzte dort das Elbag-Su, überschritt sich noch ein Mal wendend den von Osten nach Westen zum Flusse sich hinziehenden Tscharderan-Dagh und gelangte nach einem durch die Umwege 8 Stunden langen Marsche von Elassan zu der von ihm 4 Stunden entfernt am rechten Ufer des Nehil liegenden Sserdsche-Kale (Sperlingsveste). Von der Anhöhe, auf welcher diese Veste am Abhange des sich dort circa 3000 Fuss über den Fluss erhebenden Gebirges gelegen ist, und aus ihr selbst schossen Kurden auf das unten vorüberziehende Militär, von welchem sofort ein Detachement entsendet wurde, das die Kurden überwältigte und die Veste nahm und zerstörte. Von dort marschirte man an der 4 Stunden oberhalb gelegenen, vom Sultan Murad Ewwel erbauten soliden Steinbrücke vorüber zu dem 2 Stunden entfernten grossen Armenischen Dorfe Kjapril (Gabriel) und am nächsten Tage in 4 Stunden über die etwas links seit wärts liegenden Dörfer Bölük und Badschirghe nach Dise. Die Geschütze waren oberhalb Sserdsche-Kale durch eine Furth des Nehil auf das jenseitige Ufer geschickt worden, wo eine fahrbare Strasse an den Abhängen des Munsur-Gebirges hinführt, die dann bei Schekitán herabsteigt, wo wieder der Fluss durchsetzt wird.

Von Dise gelangt man in 13 Stunden nach Urumia, über Miro Begin - Kale mit Dorf 11⁄2 Stunden, Ssori-Kale, eine sehr ausgedehnte Festung, 4 Stunden, BadschirgheKale, ebenfalls eine sehr grosse Festung, von Juden angefüllt, zwischen zwei Bächen gelegen, 6 St., Urumia 2 St. Die Strasse geht von Dise durch ein Thal nach Miro BeginKale, von dort ziemlich eben, für Wagen praktikabel, zwischen Anhöhen, reichen, von Kurmandsch-Kurden bewohnten Dörfern und Äckern hin. Von dieser Strasse bleibt Berdassur, das ich auf der Kiepert'schen Karte verzeichnet finde, circa 5 Stunden rechts, d. h. südlich, liegen. Ich habe mich bemüht, die auf der Karte angegebenen Orte auch bei diesen Routiers mit heranzuziehen, doch ist mir das nur sehr selten gelungen, weil meine Gewährsmänner sich nach den Namen der Dörfer, welche für sie kein direktes Interesse hatten, sich entweder gar nicht erkundigten oder aber sie vergassen.

Von Dise wurde eine Kolonne in das gegenüberliegende Gebirge entsendet. Dieselbe marschirte in der Ebene durch ein grosses nestorianisches Dorf mit Kirche, 11⁄2 St.; von ihm rechts 1 St. stromabwärts liegt Schekitán, von Muselmännern und Nestorianern bewohnt. In diesem Orte befindet sich ein grosses Emareth (fromme steuerfreie Stiftung mit Hospital) mit hundert und mehr Mollahs und Derwischen bevölkert, deren Oberhaupt ein grosser Scheich Kalfa, damals Scheich Mehmed Effendi, ist. Eine halbe

Stunde jenseit des nestorianischen Dorfes wurde der Nehil überschritten und 3 Stunden weiter gelangte man, nachdem man seit einer guten Stunde zu steigen angefangen, zu zwei kleinen Forts, an den Ufern eines ziemlich tief einschneidenden, zum Nehil fliessenden Baches einander gegenüber gelegen und Dschenewis-Kaleler genannt. Von ihnen links seit wärts liegen auf dem Abhange des DscheloBerges die Dörfer Ssussian, Kurdisch, 2 St., weiter Dschiwian, 1 St., auch Kurdisch, Kekkran, 1 St., nestorianisch, und Badawa, noch 1 St., sehr grosses Kurdisches Dorf. Dieses ist von Dise 6 Stunden entfernt und so viel beträgt auch ungefähr die grösste Breite der Ebene Gewer. Von den Dschenewis-Forts wurde in dem Thale aufwärts die Kammhöhe des Gebirges, so dass der eigentliche Dschelo-Berg links liegen blieb, erreicht und dann wiederum in dem Thale eines Gebirgsbaches zu den DostekiDörfern hinabgestiegen. Jokari - Dosteki liegt 6 St. von den Forts entfernt und Dere-Dosteki noch 1 St. weiter abwärts. Hier kam es, wie an vielen anderen Orten, wo ich deren nicht weiter erwähne, wieder zu blutigen Kämpfen mit den Kurden, die mit deren Niederlage endeten. Dere-Dosteki besonders ist ein grosses, hübsches Dorf, von schönen Gärten umgeben. Von hier marschirte die Kolonne das Flüsschen, welches sich nun mehr südlich wendet, entlang, überschritt dasselbe auf einer ausserordentlich hohen Brücke aus Baumstämmen und erreichte das 6 St. entfernte Oromar, in einer Distanz von 12 bis 14 St. von Dschulamerig gelegen, und drang dann den westlich gehenden Fluss hinter sich lassend nach zwei beschwerlichen Märschen in dem völlig zerrissenen Gebirge an Dörfern und Niederlassungen vorüber zu dem 14 St. entfernten Ssatt, einem grossen Kurdischen Dorfe, auf einem Plateau gelegen.

Bei Ssatt wurde Kehrt gemacht und bis Dere-Dosteki auf derselben Strasse zurückmarschirt, von dort der Kamm des Gebirges unmittelbar links von dem Dschelo-Dagh erstiegen; von hier 3 gute Stunden abwärts liegt am Fusse des Gebirges an einem Bache Badawa, 10 Wegstunden von Dere-Dosteki entfernt. An dem Wege zwischen diesen beiden Dörfern wurde ein Artillerie-Sergeant bei einem Halt auf einige zusammengeworfene Steine aufmerksam und fragte einen das Kommando als Führer begleitenden Kurden, was dieselben zu bedeuten hätten. Auf dessen Antwort, dass dort Jemand begraben liege, wälzte der Sergeant

wie mir der Lieutenant Mustafa als Augenzeuge erzählt mit einigen Soldaten mehrere grosse Steine zu jener Stelle hin, um einen gehörigen Grabhügel zu bilden, und liess sich von diesem Beginnen nicht abhalten, als der Kurde ihn darauf aufmerksam machte, dass nicht ein Muselmann, sondern ein fremder Gjaur dort beerdigt sei.

Dieser sei, so erzählte der Kurde weiter, vor mehreren Jahren von Dise in diese Gegend gekommen, habe in den Bergen herumgesucht und eigentlich nach Oromar gehen wollen; da ihm dieses aber bedenklich schien, sei er umgekehrt und auf dem Rückwege von den Kurden welche glaubten, er sei abgeschickt, um ihr Land nach Gold zu durchsuchen oder es zu erforschen, um später Soldaten dorthin zu bringen oder es für eine fremde Macht von dem Padischah zu erkaufen erschlagen worden, weil sie eben Böses von ihm fürchteten. Bei dem Ermordeten fand man nichts Werthvolles, viel Papier, Federn und Bleistifte. Weitere Aufschlüsse vermochten mir einige Betheiligte an jener Expedition nicht zu geben, da sie damals kein Interesse hatten, sich genauer zu erkundigen. Von Badawa marschirte man den See rechts lassend und weiter unterhalb den Nehil durchsetzend nach Dise.

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Von Dise nahm ein Detachement die folgende Route nach Baschkale: Dieselbe führte über Ssekran zu einem 4 Stunden entfernten Kurden-Dorfe, eine gute Stunde von dem Ssori des Dr. Auriema links vorwärts liegend; von da nach Resan, 1/2 St. von Manis abwärts an demselben Bache gelegen, 2 St.; von hier zu dem 4 St. entfernten Tscharderan, dem Sitze des Agha der Schikak-Kurden, damals Kelesch-Agha. Eine gute Stunde weiter liegt an der Strasse Jussuf-Pascha Köi; 21 St. jenseit desselben erzeugen 5 bis 6 Quellen grosse Tuffberge von gelblicher Farbe; noch 1/2 St. weiter wird das Elbag-Su auf einer grossen Steinbrücke überschritten, von welcher 2 St. entfernt rechts an der Strasse die sehr umfangreichen Ruinen einer alten (?) Stadt Eski-Kellakum auf einer Anhöhe liegen; von dort 1 St. Jeni-Kellakum, Dorf mit Kale; Ressulan (Ressul Anis des Dr. Auriema), 1⁄2 St.; Baschkale, 1 St.

Von Baschkale ungefähr 18 St. entfernt liegt Kotur, die Strasse folgt grösstentheils dem oberhalb Der ungefähr 1 St. breiten Thale des Elbag-Su. Zwei Stunden von Baschkale liegt das Dorf Charaba, d. h. zerstört, verfallen, wie es auch wirklich ist; seine Äcker werden im Sommer bestellt, ihre Bebauer bewohnen im Winter andere Dörfer (Kiepert's Karawa?, doch liegt das auf der Karte auf dem linken Ufer); 2 St. weiter auf einem Hügel Der (s. Routier des Dr. Auriema), bei welchem ein Bach dem ElbagSu zufliesst, über das hier eine schöne Brücke führt; 1/2 St. weiter links seitwärts von der Strasse Mushingér, darauf Kanispi (d. h. Weissbrunnen), 4 St.; von hier wird auf das linke Elbag-Su-Ufer hinübergegangen nach Kanéresch (Schwarzbrunnen), 1 St.; jenseit einer Anhöhe Elbis, 2 St.; 1/2 St. aufwärts wird der Fluss wieder überschritten und verlassen, Kaschkol, 3 St., von dem Kanik (s. Auriema) ungefähr 3 St. entfernt liegt. Von Kaschkol wird ein hohes Gebirge überstiegen, nach Ghirlewig, 2 St., auf

seinem jenseitigen Abhange; darauf nach Ghiweren in der Ebene, 1 St., an ihm vorbei fliesst das Kotur-Su, welches sich bei Kotur mit dem grösseren Ssatmanis-Su verbindet; Kotur, Marktflecken, zwischen hohen Bergen gelegen, 1 St.

Von Kotur nach Wan besitze ich folgende Routiers: 1/2 St. von Kotur entfernt wird auf das linke Ufer des Ssatmanis - Su, welches im Sommer keine Furth bietet, übergegangen; 1⁄2 St. weiter liegt vis-à-vis der Strasse auf dem rechten Ufer Resa, bei welchem ein Bach in den Fluss geht; von ihm 1 St. aufwärts, auch auf dem rechten Ufer, Chairabet; noch 1 St. weiter durchschneidet die Strasse ein linker Zufluss, das Scharabchane-Su. An ihm theilt sich die Strasse; ein Weg, der, weil an ihm mehrere Dörfer liegen, am meisten benutzt wird, geht im Thale des Scharabchane-Su aufwärts zwischen hohen Bergen, dann über dasselbe und einen circa 2000 Fuss hohen Berg wohl ein Ausläufer des von Kotur nordwärts sich fortsetzenden Gebirgsrückens zu dem Dorf Scharab-Chane (Weinhaus), das von dem Scheidepunkte der Wege circa 1 St. entfernt liegt. Von dort tritt man in die grosse Tschöl-Tschimen- (d. h. Graswüste, so genannt von dem besonders in ihrem südlichen Theile üppigen Graswuchse) Ebene ein und gelangt nach 11⁄2 St. zu dem Dorfe Seraï; 12 St. von ihm kommt von rechts ein Bach, der überschritten wird und lange Zeit der Strasse zur Seite bleibt. Von Seraï 4 St. liegt Kárkale (Schneeveste) und noch 4 St. weiter auf einem Hügel Mollah-Hassan (nicht Mollah-Husseyn), von welchem 14 St. diesseit der Bach wieder überschritten wird, der hier einen linken Zufluss erhält. Jenseit Mollah-Hassan wird der jetzt zum Flüsschen gewordene Bach wieder überschritten und mit ihm in ein tiefes Thal, den Emedik-Boghas eingetreten, in welchem wieder auf das rechte Ufer hinübergegangen wird. Eine Stunde von Mollah-Hassan und 14 St. links. vom Wege ab liegt in den Bergen das Dorf Emedik, jenseit des Flüsschens, welches von ihm den. Namen empfängt. Dieses wird St. unterhalb Emedik wieder überschritten und geht nach rechts in den Ertschek-See, an welchem, 1 St. von Emedik, das Dorf gleichen Namens liegt. Dieser See ist wie der von Wan salzhaltig und steigt wie er permanent 1). Von Ertschek, auch vielfach El-tschek d. h.,,ziehe

1) Ich bin erstaunt, nirgends die den Bewohnern allgemein bekannte Thatsache von dem immerwährenden Steigen des Niveau besonders des Wan-See's erwähnt zu finden. Selbst Herr Konsul Brant, der das Es natürlich gefunden hätte, spricht ausdrücklich das Gegentheil aus. ist faktisch, dass der See jährlich um mehrere Fuss steigt, und viele Reisende, wie Dr. Auriema, Oberst Mehmed Bey, die Majors Mahmuda und Mustafa u. A., versicherten mich, dass sie nach einer Abwesenheit von nur 2 bis 3 Jahren ganz andere Wege am Ufer einzuschlagen genöthigt waren als die früher gewohnten. Die Wasser des See's sind schon bis in die Nähe der Mauern der Stadt gestiegen und in ihm erkennt man bei heiterem Wetter tief auf dem Grunde an verschiedenen Stellen Ruinen von früheren Ortschaften. Es ist also nicht

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