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die Entdeckungen von Burton und Speke und von Speke und Grant diese Illusion eben so vollständig in Betreff der äquatorialen Breiten zerstört haben, wie Livingstone's Reise einer ähnlichen falschen Hypothese in Bezug auf den südlichen Theil dieses grossen Kontinentes ein Ende machte.

Die übrigen allgemeineren Daten, welche, abgesehen von der wahren Quelle des Weissen Nil, durch Speke und Grant festgestellt wurden, sind: 1) Dass die hypothetische Gebirgskette, welche Mondgebirge genannt worden ist und nach Ptolemäus die Äquatorialgegenden Afrika's von Ost nach West durchziehen sollte, keine solche Erstreckung hat, wie Dr. Beke theoretisch folgerte. Nach unseren Reisenden ist sie einfach eine abgesondert im Inneren gelegene Gruppe von Hügeln, denen einige kleine Zuflüsse des Victoria Nyanza entquellen. In der That nehmen die ,,Montes Lunae" von Burton und Speke den höheren Theil der centralen Wasserscheide zwischen Nord- und SüdAfrika ein. Wie sie dem Victoria Nyanza und folglich dem Nil einiges Wasser zuführen, so können sie möglicher Weise Zuflüsse nach dem Congo im Westen schicken, während es jetzt wenig zweifelhaft scheint, dass ihre Gewässer gegen Süden in den Tanganyika-See und von da in den Nyassa Livingstone's fliessen, wie Mr. Francis Galton aus, wie mir scheint, sehr richtigen Gründen bereits gefolgert hatte. 2) Dass die Bewohner der Reiche Karagwe und Uganda im centralen und äquatorialen Theil von Afrika viel civilisirter und weiter fortgeschritten sind als die nördlicher an den Ufern des Nil zwischen dem Victoria Nyanza und Gondokoro wohnenden Stämme, welche zum grossen Theil jene nackten Barbaren, wahrscheinlich die Anthropophagi Herodot's, sind, die zu allen Zeiten das eigentliche Hinderniss für die Expeditionen stromaufwärts. oder von Nord nach Süd abgaben 1). 3) Wir erfahren, dass die Bekanntschaft mit der Sprache der Eingebornen an der Ostküste die Reisenden befähigte, sich mit vielen Leuten in allen den Stämmen und Nationen, zu welchen sie auf der Reise kamen, zu unterhalten, bis sie die erwähnten nördlichen Wilden erreichten, deren Sprache ganz verschieden ist von irgend einem Dialekt Süd-Afrika's. 4) Aus Speke's Notizen über den geologischen Bau der von ihm durchreisten Länder ersehe ich, dass man nicht hoffen darf, irgend einen Theil jener Gegenden goldhaltig zu finden. Ich mache auf diese Thatsache aufmerksam, da eine irrthümliche Ansicht sich eingeschlichen hat, die wahrscheinlich von dem möglicher Weise goldführenden Charakter einiger von Abessinien gegen Süden sich erstreckender Gebirge herrührt und dahin geht, dass eine Goldregion in der Nähe der Nil-Quellen existire.

Ich kann hier nicht den vielen Schriftstellern Gerechtigkeit widerfahren lassen, welche von den frühen Tagen des Herodot bis zu der späteren Periode des Ptolemäus sowohl wie den Autoren unserer Zeit, welche auf Grundlage jener alten Werke oder nach Erkundigungen von Ein

1) Erfahrungsmässig haben jedoch die Bari und über diese ist man überhaupt niemals südlich hinausgekommen den Reisenden keinen Widerstand entgegengesetzt, vielmehr war die Unschiffbarkeit des Weissen Nil bei den Katarakten oberhalb Gondokoro der Hauptgrund, dass man den Oberlauf des Flusses nicht schon früher von Norden her verfolgt hat. A. P.

gebornen den Ursprung des Nil in See'n des inneren Afrika verlegt haben. Im 15. Bande unseres Journals verglich Mr. Cooley mit Geschick alle Nachrichten, die zur Zeit, als er schrieb (1845), über diesen Gegenstand zu erlangen waren, er spricht von zwei grossen See'n, von denen einer 300 Leguas lang sein sollte, aber ihre Gestalt und Lage wurden sehr unbestimmt angegeben. Ferner befindet sich in der Bibliothek der Propaganda Fede zu Rom eine alte Missionär- (?) Karte von Afrika aus dem 16. Jahrhundert, auf welcher zwei südlich vom Äquator gelegene See'n als Quellen des Nil bezeichnet sind. Unsere Aufmerksamkeit wurde auf diese alte Karte durch meinen Freund General Jochmus gelenkt, welcher eine kleine Kopie davon nahm und den Berichten unserer Gesellschaft beigab. Dr. Beke hat, ausser seinen wirklichen Entdeckungen in Abessinien, in unserer Zeit von einem originalen Gesichtspunkt aus theoretisch vorausgesetzt, dass die Quellen des Weissen Nil in der Gegend gefunden werden würden, wo sie jetzt entdeckt worden sind. Aber alle Spekulationen der Geographen in Betreff der Nil-Quelle mussten erst durch wirkliche Beobachtung bestätigt oder verworfen werden. Was die Mondgebirge des Ptolemäus anlangt, so können wir immer noch zweifeln, ob jener Geograph eine feste Basis für seine Angabe hatte, denn wir können unschlüssig sein, diesen Namen unter den Gebirgen des tropischen Afrika mit Burton und Speke der Centralgruppe nördlich vom Tanganyika-See zu geben oder auf der anderen Seite mit Dr. Beke übereinzustimmen, welcher für das Mondgebirge eine nordsüdliche Kette im Osten hält, die, wie er glaubt, die hohen Berge Kilimandjaro und Kenia mit Abessinien verbindet. Selbst diese beiden Ansichten brauchen nicht dieses fruchtbare Feld der Theorie zu erschöpfen, während sie den Geographen gute Dienste als nützliche Anregung für künftige Erforschungen leisten mögen. Bei Erwähnung der Thatsache, dass alle Anstrengungen, den Nil bis zu seiner Quelle hinaufzugehen, erfolglos waren, muss ich jenen Geographen gerecht werden, welche den Weg gezeigt haben, indem sie die Erforschung des Inneren von Afrika von der Ostküste bei Zanzibar und Mombas aus als wünschenswerth hinstellten. Zunächst müssen wir die Bemühungen jener unternehmenden Deutschen Missionäre Krapf und Rebmann im Sinne behalten, welche von Mombas bis zum Fuss des hohen Berges Kilimandjaro vordrangen und die auffällige Erscheinung meldeten (Erhardt unterstützte sie mit einer Kartenskizze), dass diese hohen Berge, obwohl unter dem Äquator gelegen, auf ihrem Gipfel Schnee tragen. Die Richtigkeit dieser Beobachtung ist seitdem vollständig erwiesen worden durch die wirklichen Aufnahmen des Baron von der Decken und des Mr. Richard Thornton. Sodann sprach Colonel Sykes eifrig für die Zanzibar-Küste als eine ausgezeichnete Basis zu allen geographischen Forschungen in dem anliegenden Kontinent. Ferner muss ich anführen, dass schon 1848 Dr. Beke eine Expedition nach der Zanzibar-Küste projektirte, als deren Leiter Dr. Bialloblotsky bestimmt war. Da grosse Vorurtheile damals diesen Plänen entgegenstanden, müssen wir um so mehr jenen von unseren Mitgliedern danken, welche eine Richtung der Forschungen befürworteten, die zuerst zur Expedition von Burton und Speke und endlich zur Entdeckung der wahren Quelle des Weissen Nil geführt hat.

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Geographische Notizen.

Neue Karte von Italien, im Maassstabe 1:3.700.000,

von A. Petermann ').

Nebenkarten: 1. Turin und Umgebung, Mst. 1:500.000;

2. Rom und die Campagna, Mst. 1:500.000;

3. Der Etna und seine Umgebung, Mst. 1:500.000. Bei den neuen Bearbeitungen zu Stieler's Hand-Atlas sollen die Übersichtsblätter nicht blosse Wiederholungen im kleineren Maassstabe von den spezielleren Karten sein, sondern sie sollen gleichzeitig, wo irgend möglich, zur Darstellung von Gegenständen benutzt werden, welche auf jenen ganz fehlen. Das vorliegende Übersichtsblatt enthält deshalb neben den allgemeinen Grundzügen einer solchen Karte und neben drei speziellen Nebenkarten eine Darstellung der Tiefenverhältnisse des Meeres. Im Norden bis zu den nördlichen Grenzen Italiens, im Süden bis Malta, im Westen bis zur Rhône, im Osten bis zu den Westküsten Griechenlands sich erstreckend, basirt es auf denselben Quellen, die den beiden Blättern im grösseren Maassstabe von Oberund Mittel-Italien und Süd-Italien 2) zu Grunde liegen, und ist, so weit diese reichen, nach ihnen gezeichnet. Als Übersichtskarte enthält es von Grenzen nur diejenigen der einzelnen Staaten, von Ortschaften alle über 10.000 Einwohner und von denen unter 10.000 eine Auswahl der wichtigeren, von Kommunikationslinien die Eisenbahnen und Poststrassen.

Was die Veranschaulichung der Tiefenverhältnisse des umliegenden Meeres anlangt, so gestatten die bisherigen Tiefenmessungen noch nicht, ein vollständiges Bild des Meeresbodens zu entwerfen, sondern es sind die meisten Theile der tieferen Becken noch vollständig unbekannt. Der Standpunkt unserer jetzigen Kenntniss mariner Topographie in jenen Regionen erlaubt es, die Tiefenverhältnisse bis 100 Englische Faden aufs Speziellste und Genaueste zu verfolgen, und wir haben demnach die Linien gleicher Tiefe von 10 und 100 Faden auf der Karte näher bezeichnet, alle übrigen Details aber durch Zahlen ausgedrückt. Das Adriatische Meer, der in diesem Gebiete am vollständigsten bekannte Theil, ist in seiner nordwestlichen Hälfte flach, im südöstlichen Theile tief, dort bildet es eine ganz ähnliche, unterseeisch wenig geneigte Platte und von der nämlichen Längenausdehnung wie die Lombardisch-Venetianische Ebene von dem Fuss der Alpen bei Turin bis zur Po-Mündung; noch bei Ancona betragen die grössten Tiefen nur etwa 50 Faden, dann kommt eine tiefere noch nicht vollständig ausgelothete Stelle, in der die grösste bisher gemachte Lothung 170 Faden nachweist, aber erst jenseits, d. h. südöstlich der Insel Pelagosa, beginnt das tiefere Becken des Adriatischen Meeres, in welchem das Senkblei schon 565 Faden oder 3390 Engl. Fuss gemessen hat. Die niedrigste Stelle der Strasse von Otranto ist 116 Faden tief. Das Ionische Meer hat in der Breite der Insel Santa Maura schon 1218 Faden, weiter südlich, in der Breite von Malta, 2000; 15 Deut

1) Für Stieler's Hand-Atlas, Gotha, Justus Perthes, 1863. (Auch einzeln zu haben, kolorirt zu 5 Sgr.)

2) S.,,Geogr. Mitth." 1863, Heft 3, S. 103, Heft 5, S. 191. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft VI.

sche Meilen südöstlich von der Spitze des Etna's ist die Tiefe von 1750 Faden gelothet, also etwa 1000 Fuss tiefer, als der Etna hoch ist, und in der Strasse von Messina ist mit 200 Faden noch kein Grund gefunden. Noch steiler als in seinem westlichen Theil fällt der Boden des Ionischen Meeres in seinem östlichen Theile ab; an den Westküsten der Türkei und Griechenlands, noch mehr an denen der Ionischen Inseln, wird es rasch tief, und schon eine Meile westlich von Corfu sind 403 Faden gelothet.

In dem Theile zwischen Sicilien, Afrika und Malta sind sehr umfangreiche Tiefenmessungen angestellt, die eine interessante unterseeische Topographie vor Augen bringen. Zwei mächtige flache Zungen von durchschnittlich 20 bis 50 Faden Tiefe erstrecken sich von Sicilien südlich und südwestlich weit nach den Afrikanischen Küsten hin, über die beiden Inselgruppen Malta und Pantellaria hinaus, so dass diese topographisch mit Sicilien eng verbunden und dazu zu rechnen sind; die 100-Fadenlinie bildet eine treffliche Grenze dieser Zungen, welche sich wie zwei gewaltige Hörner so ziemlich im rechten Winkel an die beiden Enden der Südwestküste anschliessen. Die flachste Stelle der östlichen Zunge ist Hurds Bank mit 17 Faden, diejenige der westlichen Zunge Adventure Bank mit nur 7 Faden; dazwischen erhebt sich isolirt von beiden die Graham Bank mit 2 Faden. Diese Bank ist bekanntlich vulkanischer Natur und spielte im Jahre 1831 als Vulkan und feuerspeiende Insel unter dem Namen Graham, Ferdinandea oder Nerita eine interessante Rolle durch ihre grossartigen Ausbrüche. Viele Schiffe beobachteten dieses Phänomen, der Englische Kapitän Swinburne machte am 18. Juli eine Aufnahme von der Insel, welche ihre Länge zu 1100, ihre Breite zu 750 und ihre Höhe zu 107 Engl. Fuss herausstellte ); ja am 3. August wurde die Englische Flagge aufgepflanzt, während die vulkanische Aktion keinen Augenblick ruhte; schon im Dezember desselben Jahres sank sie jedoch unter die Oberfläche des Meeres zurück und befindet sich noch jetzt nach den neuesten Lothungen 6 Fuss darunter. Von der 100-Fadenlinie dacht sich der Meeresboden fast überall viel steiler ab, erreicht 8 Deutsche Meilen nordwestlich von der Insel Gozzo die Tiefe von 700 und eben so weit nordwestlich von der Insel Pantellaria und nur 4 Meilen nordöstlich des Afrikanischen Kaps Addar die Tiefe von 722 Faden, die grösste der bisherigen Lothungen zwischen Sicilien und Afrika. Weiter westlich,. beinahe im Meridian von Tunis, erhebt sich der Meeresboden wiederum fast bis zum Meeresspiegel in der SkerkiBank, die einige Stellen von nur 3 Faden aufzuweisen hat.

An der Nordküste Siciliens und an den Küsten SüdItaliens bis Neapel fällt der Meeresboden verhältnissmässig rasch ab, am meisten bei den Liparischen Inseln, bei denen schon in einer Entfernung von / D. Meile vom Ufer Tiefen bis 400 Faden gefunden werden.

Im Allgemeinen sind aber die topographischen Verhältnisse des ganzen Tyrrhenischen Meeres von Sicilien

1) Journal R. G. S. 1831, pp. 258 ff.; Smyth, The Mediterranean, pp. 111 u. 498. (Deutsche Ausgabe von Böttger pp. 142 u. 533.) 30

stützen

bis zur Insel Elba noch ganz unbekannt und nur in der Nähe der Küsten untersucht. Die grösste bisher darin gemessene Tiefe ist 1025 Faden, 14 Deutsche Meilen südöstlich von Cagliari. Ein Gleiches ist vom Ligurischen Meere zu sagen, auch hier, in der Strecke von Toulon bis Genua und Spezia, fällt der Meeresboden rasch ab. Die grösste Tiefe zwischen Elba und Corsika beträgt 450 Faden. Nebenkarten. Die drei Nebenkarten, in demselben Maassstabe gezeichnet, der denen von Neapel und Umgebung, Palermo und Umgebung, Strasse von Messina auf der Karte von Süd-Italien zu Grunde liegt, sich auf die schon früher angeführten Generalstabskarten, auf Moltke's Carta Topografica di Roma, Fournier's Führer durch Rom und die Campagna u. a. Die Karte des Etna und seiner Umgebung reicht von Catania im Süden bis Taormina im Norden, vom Simeto im Westen bis zum ́Alcantara im Osten und ist nach dem klassischen Werke von Sartorius von Waltershausen gezeichnet, welches in dieser Reduktion zum ersten Male einem grösseren Publikum bekannt und zugänglich gemacht werden dürfte. Die Tiefen im Meere sind nach den Englischen Messungen.

Die Melantischen Klippen.

Über die Melantischen Klippen (bei den Alten Mεhárτιοι oder Μελάντειοι πέτραι oder δειραν oder ὅροι, auch ozórλo) hat schon im Alterthume grosse Ungewissheit geherrscht, und auch noch jetzt ist man über ihre Lage nicht im Klaren. Manche Gelehrte nehmen an, dass sie im Süden der Insel Anaphe zu suchen seien, aber Ludwig Ross (,,Reisen auf den Griechischen Inseln des Ägäischen Meeres", erster Band, S. 80) sagt geradezu: „Auf keinen Fall ist bei den Eilanden unter Anaphe an die Melantischen Klippen der Alten zu denken, sondern diess sind die beiden hohen, jetzt và XQuotavá oder die ChristenInseln genannten Klippen südlich von Thera" (oder Santorin). Allerdings finden sich auf der „,Carte générale de la Morée et des Cyclades etc., rédigée au Dépôt général de la Guerre etc. sous la direction de Mr. le Lieutenant-Général Pelet (1833), südwestlich von Santorin oder Thera einige Inselchen mit der Bezeichnung: Christianae (Ascania), und auch die Karte des Königreichs Hellas, gezeichnet und bearbeitet von H. Kiepert, revidirt 1860, hat dort zwei kleine Inseln: Christiana und Askani, aber die Sache ist, wie Ross sie als ausgemacht ansieht, doch nicht ausser allem Zweifel. Schon Isaak Voss war in einer Anmerkung zum Ilegínkovs des Skylax (am Ende der Schrift desselben) einer anderen, freilich nur negativen, Ansicht, die er durch dasjenige begründete und rechtfertigte, was letzterer und was Strabo bemerken und wie beide die Lage der Melantischen Klippen selbst beschreiben. Namentlich muss nach den Worten des Skylax angenommen werden, dass die Melantischen Klippen nicht in solcher Nähe von Thera gewesen seien. Dagegen sagt freilich Ross a. a. O. von Strabo, dass er ,,über die Lage der Melantischen Klippen in der Wirre sei, wie's ihm öfter begegnet, oder er drücke sich wenigstens wunderlich aus".

Zu einer ganz verschiedenen Meinung kommt nun aber der Verfasser einer Abhandlung Περὶ τῶν Μελαντίων σκοπέλων in der Atheniensischen Zeitschrift Νέα Πανδώρα

vom 1. November 1862 (Nr. 303), der gelehrte Grieche J. Sakellion auf der Insel Patmos, der Nämliche, der sich um die Katalogisirung der dortigen Klosterbibliothek verdient gemacht hat und der auch sonst den gelehrten Reisenden in jenen Gegenden nicht unbekannt geblieben ist. Dieser hält sich an die Beschreibungen des Skylax und Strabo und danach ist er über die Lage der Melantischen Klippen nicht weiter in Zweifel. Nun geht aus Skylax hervor, dass derjenige, welcher von der Insel Mykonos aus nach Asien schifft, auf der Fahrt nach der Insel Ikaria die Melantischen Klippen berührt; was dagegen die Beschreibung des Strabo anlangt, so ergiebt sich aus ihr erstens, dass dabei die entgegengesetzte Fahrt vom Trogilischen Vorgebirge in Klein-Asien mitten durch die Cykladen nach dem Vorgebirge Sunium vorausgesetzt wird, und zweitens, dass der, welcher auf diese Weise und in dieser Richtung durch das Ägäische Meer von Klein-Asien fährt, Anfangs Samos, Ikaria und die Korassischen Inseln zur Rechten, die Melantischen Klippen aber zur Linken hat, worauf dann erst die Fahrt weiter durch die Cykladen hindurchgeht. Von den Korassischen Inseln bemerkt Sakellion, dass sie, drei an der Zahl, zwischen Samos, Ikaria und Patmos gelegen seien und dass sie heut zu Tage zusammen Dovovo genannt werden. Die grösste davon führt die jedenfalls aus dem alten Namen entstandene Bezeichnung oi Koovool und ist eine Kolonie der Patmier, die beiden anderen heissen Φήμαινα und Ἅγιος Μηνᾶς. Hiernach sei also klar, dass die Melantischen Klippen im Ikarischen Meere gesucht werden müssten, und der genannte Grieche ist nun der Ansicht, dass es die zwei steilen, hohen und kahlen Felsenspitzen seien, die zwischen Patmos, Naxos, Delos und Ikaria, und zwar in der Nähe der Insel Donusa (östlich von Naxos), ganz nahe bei einander liegen und welche von den Schifffahrern Badia (die Ochsen) genannt werden, vielleicht weil sie von Weitem wie zwei zusammengespannte Ochsen aussehen. Auf der genannten Karte von Kiepert findet sich östlich von Naxos ein Inselchen oder ein Felsen mit dem Namen Voidhi (Badia). Dr. Kind.

Die Inseln Christianá im Griechischen Archipelagus. Die Athenische Zeitschrift Νέα Πανδώρα enthielt in ihrer Nummer vom 15. März 1863 einen Aufsatz über diese Inseln aus der Feder des seit längerer Zeit in Griechenland eingebürgerten De Cigalla, der nun auch, wie er dort mittheilt, der Eigenthümer dieser Inseln geworden ist. Ich entlehne aus dem gedachten Aufsatze, was mir darin auch für das gelehrte Ausland einiges Interesse zu haben scheint.

Es sind zwei Inseln, die diesen Namen führen (rà Xotiarú oder die Christen-Inseln), obgleich sie auf der von Kiepert bearbeiteten und gezeichneten, 1860 revidirten Karte des Königreichs Griechenland nicht diese gemeinschaftliche Benennung haben, sondern die eine, die grössere, den Namen Christianá, die andere den Namen Askani führt. Sie liegen im Kretischen Meere, südwestlich von Santorin (Thera), nördlich von Kreta, nach dem Meridian von London unter dem 43° der Länge und unter dem 36° der Breite. Die kleinere liegt östlich von der grösseren, in

Diese

einer Entfernung von etwa Engl. Meile, sie hat eine
ovale Gestalt und einen Umfang von etwa 11⁄2 Meile mit
senkrechten und steilen Küsten, die sich ungefähr 470 Fuss
über das Meer erheben und welche eine zwar ebene,
jedoch etwas von Osten nach Westen sich senkende Fläche
umschliessen. Sie entbehrt gänzlich des Wassers. Die an-
dere Insel hat die Gestalt eines unregelmässigen Dreiecks
und einen Umfang von etwa 4 Meilen; ihre Oberfläche
neigt sich ebenfalls etwas, jedoch in einem gegentheiligen
Verhältnisse als die kleinere, nämlich von Westen nach
Osten. Ihre höchste Erhebung beträgt 915 Fuss über das
Meer und bildet in ihr einen senkrecht in westlicher
Richtung nach dem Meere zu abfallenden Berg.
Senkung, in Verbindung mit den nach dem östlichen Ab-
hange zu sich findenden Schluchten, und noch mehr die
geologische Beschaffenheit ihrer Erdlager, die an den Kü-
sten aus vulkanischen Gebilden, nämlich aus von Feuer
gebildetem Trachyt, aus Bimsstein, Puzzolan-Erde u. s. w.,
dagegen nach der Mitte zu aus Thonerde und reinem Tra-
chyt bestehen, lässt mit Sicherheit annehmen, dass sie der
Überrest eines durch Erhebung gebildeten Kraters ist und
dass wahrscheinlich beide Inseln einst eine einzige, viel-
leicht die von Plinius Ascania genannte Insel gebildet
haben. Dass die Insel in den ältesten Zeiten und minde-
stens bis zur Zeit der Byzantiner bewohnt gewesen sei,
lässt sich kaum bezweifeln, indem der genannte Besitzer
der beiden Inseln, nachdem er die Kultur der grösseren
begonnen, viele Überbleibsel aus verschiedenen Zeiten
auf ihr gefunden hat. Im Jahre 1850 entdeckte er dort
zwei sehr alte Gräber so wie eine kleine Cyklopische
Mauer von wenigstens 2 Ellen Länge und 1⁄2 Elle Höhe,
ferner im Jahre 1852 3 Tennen, Reste eines kleinen Gar-
tens und 2 Cisternen. Vor 5 Jahren fand er die Trümmer
eines ausgedehnten Wohngebäudes, nämlich eines christli-
chen Klosters, mit 2 Tempeln, von denen der grössere
9 Ellen lang und gegen 4 Ellen breit ist, und unter den
Trümmern ward eine marmorne Schwelle entdeckt, die die
Inschrift trägt:

Παρθενεύων εἴσελθε τὸν νοῦν ἐνθάδε, ναὸς γάρ ἐστι
Ἰωάννου Παρθένου.

Desgleichen wurde dort auch ein irdenes Rauchfass gefunden, auf welchem verschiedene geflügelte Bockhirsche (Toaythago), 2 Pentagramme nebst einigen Worten und zwar auf der einen Seite Owuus, auf der anderen

Ανάπαυσον τὸν δοῦλόν σου Κύριε eingegraben sind. Vor Kurzem fand der Besitzer noch eine irdene Badewanne oder Waschfass, das jedoch die Arbeiter beim Ausgraben zerbrachen, so wie zwei alte Lampen und eine Menge alter zerbrochener Gefässe von verschiedener Gestalt. Er spricht zugleich die Vermuthung aus, dass mit der Zeit vielleicht noch Anderes, namentlich Inschriften gefunden werden könnten, die möglicher Weise über den alten Namen der Insel Auskunft geben und über ihre völlig dunkle Geschichte Licht verbreiten würden.

Der Boden beider Inseln scheint von besonderer Fruchtbarkeit und für alle Gewächse und Sämereien empfänglich zu sein und die vom Besitzer zur Ausstellung Griechischer Erzeugnisse gesendete Puzzolan-Erde nebst dem Korn erhielten einen Preis zur Auszeichnung.

Nordöstlich von der kleineren Insel, gegenüber von

Santorin (Thera) und Anaphe, liegt eine 45 Engl. Fuss über die Meeresfläche sich erhebende Felsenklippe, die unter dem Namen Méquyyas bekannt ist. Sie hatte bisher zwei Spitzen, allein die westliche derselben zertrümmerte im Frühjahr 1862 das Englische Admiralsschiff mit Kanonen, vielleicht weil der Admiral nicht daran dachte, dass, je mehr die Klippen über dem Meere hervorstehen, sie um so weniger gefährlich für die Schifffahrer sind. Der Verfasser des Aufsatzes in der Hardaga spricht schliesslich noch die Ansicht aus, ob nicht vielleicht jene Felsenklippe mit den doppelten Spitzen die alten ,,Melantischen Klippen" gewesen seien, und er hält diess sogar für unzweifelhaft. Indess dürfte wohl gegen diese Meinung das nicht ohne Grund geltend gemacht werden können, was ich in der vorhergehenden Notiz über die ,,Melantischen Klippen" mitgetheilt habe. Dr. Kind.

Schmidt's Exploration des Bureja-Thales im Amur-Gebiet.

Nach mehrjähriger Bereisung des Amur, des Ussuri und namentlich der Insel Sachalin hat die Ost-Sibirische Expedition unter Fr. Schmidt im Sommer 1862 das BurejaThal von den Quellen bis zur Mündung dieses Flusses verfolgt und ist im August nach Blago westschensk zurückgekehrt. Schmidt drang von dem Thale aus an vielen Stellen in das östlich davon gelegene Bureja-Gebirge ein, fand dasselbe aber wegen der Einförmigkeit der GranitArten, aus denen es besteht, in geologischer Beziehung weniger interessant als in botanischer und topographischer. Die Thäler der unteren Bureja sind geologisch viel bemerkenswerther, Schmidt entdeckte daselbst unter Anderem Kohlenlager, welche der Jura-Formation angehören. Die Bureja ist in ihrem oberen Lauf ein reissender Fluss, bekommt aber gegen die Mündung hin eine ruhige Strömung und stilles Wasser. Das ganze Uferland ist nach Schmidt's Ansicht bewohnbar, obwohl er nirgends einen bewohnten Ort antraf.

Dr. W. Radloff's Reise in den Altai, 1861. Das Bulletin der Petersburger Akademie bringt folgenden Bericht vom 12. Dezember 1862:

Auf einer Reise, die ich im Sommer 1860 unternommen, besuchte ich den westlichen Altai, d. h. das Gebiet der Katunja und Tschuja. Die Eingebornen dieser Gegenden, die Altajer (gewöhnlich Altai'sche Kalmücken genannt) und die Dwojedanzen (Doppelzinspflichtige), erkannte ich bald als rein ost-Türkische Stämme und fand, dass ihre Sprache, wenig dem Einflusse fremder Elemente erlegen, sich rein erhalten habe von der Herrschaft des Islam, der alle fremden Bekenner unter das Joch Arabischer und Persischer Gelehrsamkeit und Grammatik schmiedet.

Diesen Altai'schen Dialekt wählte ich daher als Ausgangspunkt für meine Untersuchungen der süd-Sibirischen Tatar-Dialekte und beschäftigte mich während meiner Reise und nach meiner Rückkunft nach Barnaul ausschliesslich mit dieser Mundart, und es gelang mir, ein ziemlich vollständiges Lexikon, Materialien zur Grammatik und besonders reiche Sprachproben zu sammeln.

Die Mittel, die mir vom Kabinet Sr. Kais. Maj. zu

Gebote gestellt waren, erlaubten mir, im folgenden Jahre eine neue Reise zu unternehmen. Da ich nun reiche Materialien für den Altai - Teleutischen Dialekt gesammelt hatte, so beschloss ich jetzt, mich weiter östlich zu wenden, um die Tatar-Dialekte zwischen der Katunja und dem Jenissei näher kennen zu lernen.

Im Anfang Mai 1861 begab ich mich von hier nach Norden in den Salair'schen Kreis, wo ich im Bezirk des Batschat eine grosse Anzahl Teleuten-Dörfer vorfand. Hier verweilte ich nur eine Woche, da die Mundart dieser Teleuten fast nicht von der Altai'schen abweicht, und ich begnügte mich, bei ihnen nur einige Sprachproben zu sammeln und mehrere historische Gesänge zu vervollständigen.

Aus Salair reiste ich über Kusnetsk zum oberen Tom und besuchte den grössten Theil der Tataren-Dörfer von Tom, Mrass und Kondoma. Die Teleuten nennen diese Tataren Schor, sie selbst aber haben keinen allgemeinen Namen, sondern nennen sich nach den Flüssen, an denen sie wohnen: Tom-kishi (Tom-Leute), Mrass-kishi (MrassLeute) u. s. w. Der Dialekt dieser Tataren zeigt bedeutende Abweichungen von der Altai-Teleutischen Sprache, besonders in lautlicher Beziehung, und steht der Mundart der Minusinskischen Tataren bedeutend näher. Es ist hier deutlich zu erkennen, wie ein fremdes Element auf das Lautsystem und den Wortschatz einwirkte. Die Physiognomien und Geschlechtsnamen dieser Tataren stimmen nicht mit den Altai'schen überein. Ich wäre versucht, sie für tatarisirte Jenissei-Ostjaken zu halten. Dass früher hier wahrscheinlich Jenissei-Ostjaken gewohnt, scheint die Benennung der Flüsse zu beweisen, die sich bis in die Tomskische Taiga alle auf sas, säs u. s. w. endigen. (Säs Jenissei-Ostj. Tat. su, Wasser.)

Von hier aus wandte ich mich zum Lebed und folgte diesem Flusse vom Andaba aus bis zu seinem Einflusse in die Bija und ging von dort am rechten Ufer der Bija aufwärts bis zum Teletskischen See.

Die Tataren, welche am Lebed, an der Bija und zwischen der Bija und Katunja wohnen, sprechen verschiedene Mundarten, die in der Mitte zwischen der Schorischen und Altai'schen liegen. Die Mundart der Lebed-Tataren und der Kumandinzen an der unteren Bija stimmt mehr mit der Schorischen überein, aber die Mundart der übrigen neigt sich mehr zum Altai'schen.

Über die Abkunft der am Lebed wohnenden Tschalgandy und der Kumandinzen kann ich nichts Näheres sagen, es werden uns aber die Tatar-Stämme am oberen Abakan über sie am besten Aufklärung geben können.

Die Tataren an der oberen Bija, am Teletskischen See und westlich von der Bija nennen sich Jisch-kishi (Schwarzwald-Leute), die Altajer jedoch nennen sie Tuba-kishi, was wahrscheinlich vom Flusse Tuba abgeleitet werden muss und also auch auf eine Einwanderung von Westen her deutet. Die Geschlechtsnamen dieser Tataren sind ganz anders als die der Altajer.

Auf dem Teletskischen See fuhr ich zu Boot bis zum Tscholyschman. Hier hielt ich mich nicht lange auf, weil die Mundart der hiesigen Tölös (Dwojedanzen) nur sehr geringfügige Abweichungen von der Altai'schen zeigt.

Vom Tscholyschman aus beabsichtigte ich mich nach Osten zu den Sojonen zu begeben und von dort nach Nor

den zum Abakan'schen Karaul. Nach siebentägigem. Ritt erreichte ich einige Jurten am Kara Köl und erhielt vom Sojonischen Beamten die Erlaubniss eines viertägigen Aufenthaltes, so dass ich mich ein wenig mit der Sojonischen Mundart bekannt machen konnte und selbst einige Sprachproben aufzeichnete.

Schon Castrén hat behauptet, dass die Sojonen tatarisirte Samojeden und Jenissei-Ostjaken seien. Ihre Sprache, obgleich ein Tatarischer Dialekt, weicht noch viel mehr vom Altai'schen ab als die Schorische und zeigt deutlich den Einfluss, den fremde Sprachen auf sie gehabt; besonders in letzter Zeit wirkte stark das südlicher befindliche Mongolische Element. Die Sojonen (wenigstens die hier wohnenden) sind zum grossen Theil Buddhisten und viele schreiben und sprechen schon Mongolisch. Bemerkenswerth ist, dass die Sojonen sich hier ebenfalls Tuba-kidji nennen. Auch die Koibalen geben sich diesen Namen. Die Angabe, dass die Koibalen sich Tufa nennen (Castrén, Einleitung zur Koibalischen Sprachlehre), beruht wohl auf einem Irrthum, denn wie dieselbe Sprachlehre besagt, hat das Koibalische nicht den Laut f.

Am fünften Tage reiste ich von hier ab und wandte mich nach Norden. Das grauenhafteste Wetter aber, ununterbrochener Regen und Nebel, versperrte uns die Fernsicht und mein Führer verlor den Weg. So irrten wir in jener riesigen Einöde, auf nie betretenen Oasen, auf den Höhen des Grenzgebirges zwischen Jenissei und Abakan umher, bis endlich die vollständige Ermattung unserer Pferde und der Mangel an Nahrungsmitteln uns zur Rückkehr zwang.

Zum zweiten Male blieb ich bei den Sojonen zwei Tage und es gelang mir diess Mal, ein kleines Wortverzeichniss zusammenzustellen. Da wir bei den Sojonen einigen Proviant kaufen konnten, so blieben wir bei unserer Rückkehr zum Tscholyschman nur zwei Tage ohne Nahrung.

Als ich wieder beim Tscholyschman angekommen war, waren meine Geldmittel vollständig erschöpft, und da mir nur noch 2 Wochen Zeit übrig blieb, so beschloss ich, ungesäumt nach Barnaul zurückzukehren. Nach achttägigem Ritte erreichten wir die Katunja und am 1. August langte ich glücklich in Barnaul an.

Was meine linguistischen Arbeiten betrifft, so hatte ich die Ehre, sie Herrn General Osersky und Herrn Obrist Freese vorzulegen, und werde, sobald ich die Kirgisen und die Tataren des Minusinskischen Kreises untersucht habe, diese ziemlich vollständige Untersuchung der süd-Sibirischen Tatar-Dialekte dann dem Kabinet Sr. Kais. Maj. zur Verfügung stellen.

Was an linguistischen Arbeiten bis jetzt vollendet, ist Folgendes:

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