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Handels an und für sich immerhin interessant, zudem sind es die gesündesten Länder Afrika's und sicher zu bereisen, und wenn es auf meinen Geschmack angekommen wäre, so hätte ich die Reise über Gondar nach Kaffa und von dort den Sobat-Fluss hinunter auf den Weissen Nil und endlich nach Chartum viel lieber gemacht, als die Reise durch die quasi Europäischen Städte Kassala, Chartum und El Obed in das langweilige Darfor und Wadai; denn selbst wenn wir dahin gehen dürfen, so wissen wir positiv zum Voraus, dass wir daselbst lange aufgehalten und als Gefangene, wenn auch anständig, was Wohnung, Nahrung und Behandlung betrifft, betrachtet und überwacht werden, so dass von Beobachtungen-Machen u. s. w. keine Rede sein kann. Seit die hiesigen Chevaliers sehen, dass wir ordentliche, anspruchslose und gefällige Leute sind, nicht mit Firmans prahlen oder uns als Europäische Beys u. s. w. ausgeben, wie Andere es schon gethan haben, machen sie uns gern und häufig Besuche, was für Munzinger sehr wichtig ist, da er immer wieder neue Aufschlüsse über die Nachbarländer erhält. Der Schingeti z. B. (resp. ein Mann aus Schinget zwischen Marokko und Timbuktu), den der Sultan von Darfor vor einigen Jahren als Gesandten an Said Pascha abgeschickt hatte und der gegenwärtig in Chartum .wohnt, daselbst angesehen ist und als erste Autorität für Auskünfte über Darfor und Wadai gilt, den natürlich auch Munzinger häufig besuchte und als den einzigen Menschen (von Kairo bis El Obed) fand, der uns nicht deswegen auslachte, weil wir nach Darfor wollen, vielmehr uns noch hierzu ermuthigte, wird hier als Verrückter bezeichnet, der, als er vom Sultan von Darfor die Erlaubniss erhalten, nach Wadai zu gehen, im letzteren Land gegen seinen Freund und Gönner (den Sultan von Darfor) intriguirt habe und bei seiner Rückkehr nach Darfor, wo man seine Handlungsweise indessen erfahren hatte, nur mit vieler Mühe sein verwirktes Leben retten konnte und Darfor für immer verlassen musste; auch sagten uns Kaufleute, die in Darfor und Wadai waren, dass selbst für sie der Aufenthalt daselbst ein beschwerlicher sei, dass sie ein und zwei Jahre hingehalten würden, ehe sie ihre Geschäfte abwickeln könnten, und dass die Einwohner ein schlechtes Gesindel seien. Wenn nun wir die hiesigen schon für solches halten, wie müssen es erst die in Darfor und Wadai sein! Von Vogel, als dem ersten Europäer, der Wadai betreten haben soll, behaupten sie Nichts gehört zu haben.

In Deutschland glaubt man, es werde günstig für uns wirken, dass wir beim Sultan von Darfor u. S. w. als Hauptzweck unserer Durchreise das Besuchen des Grabes unseres in Wadai verstorbenen Verwandten (Vogel) und das Aufsuchen seiner Hinterlassenschaft angeben können; allein die vernünftigen Leute in Chartum und hier warn

ten uns sehr, auch nur ein Wort von Vogel verlauten zu lassen. Unter den dortigen wie den meisten Völkern Afrika's herrscht Blutrache; gesetzt nun, Vogel wäre wirklich ermordet worden, so würden die Wadaili sich sehr hüten, das Faktum zuzugeben, aus Furcht, wir wären hauptsächlich nur deshalb gekommen, um an den Schuldigen Rache zu nehmen. Die Mekka-Pilger von Wadai u. s. w. bringen denn doch einige Begriffe von der Macht der christlichen Staaten von Europa mit und zudem ist diesen Leuten das Rechtsgefühl, dass es Pflicht und Ehre den Verwandten gebiete, den Ermordeten zu rächen, inhärent. Ich glaube indessen, dass unser Freund, der Faki, bei der Er-. forschung und Aufklärung über Vogel's Schicksal uns sehr nützlich sein möchte. Man glaubt ferner, ein Brief Said Pascha's an den Sultan von Darfor und Wadai werde uns von Nutzen sein, namentlich wenn darin angedeutet wäre, es würden Angriffe auf unsere Freiheit oder unser Leben zunächst mit Gleichem an den Kaufleuten und Pilgern von dort, die sich in Ägypten aufhalten, vergolten; hier weiss man aber, dass ein Gesandter Said Pascha's in Darfor seit 2 Jahren gefangen gehalten wird; man hat ihm Frauen, Diener und ein Haus gegeben und versorgt ihn mit hinreichenden und guten Lebensmitteln, er darf aber sein Haus nicht verlassen, und doch ist dieser mit reichen Geschenken gekommen, ist Oberst-Lieutenant und aus einer angesehenen Ägyptischen Familie, und es haben sich verschiedene Freunde des Sultans, auch unser Hausherr, für seine Freilassung verwendet. Hieraus sieht man, wie wenig der Sultan von Darfor Said Pascha respektirt und seine Drohungen respektiren würde und wie gut er von der dermaligen Schwäche desselben unterrichtet ist. Herr v. Heuglin hat indessen einen solchen Brief von Said Pascha erhalten, jedoch nur auf seinen Namen ausgestellt, so dass wir im Falle einer Erlaubniss quasi als eine Art Gefolge und Diener figurirt hätten oder ganz abgewiesen worden wären. Der Schreiber des Österreichischen Konsuls in Chartum, ein sehr gebildeter und unterrichteter muhammedanischer Theolog, schrieb im Namen des Konsuls ein Meisterstück von einem Brief an den Sultan von Darfor, worin er ihm alle Stellen im Koran aufführte, die von Reisen und Reisenden handeln, und ihm damit beweisen wollte, wie er als guter Moslim moralisch gezwungen sei, uns gut aufzunehmen. Er bezeichnete uns als ganz einfache bürgerliche Reisende, die keinen anderen Zweck verfolgten, als fremde Länder und Leute zu sehen und Freundschaft mit denselben zu schliessen. Da Araber fremde Namen nicht lieben, so taufte sich Munzinger Hanna Jussuf, ich mich Tedros (resp. Übersetzung unserer Taufnamen) und so wurden wir in allen Briefen genannt. Im gleichen Sinne wurden auch die Briefe des Bey's von Kordofan, des Sochayrun Effendi und

Munzinger's selbst an den Sultan von Darfor abgefasst, so dass selbst Sochayrun wenigstens in neuerer Zeit es als seine Überzeugung ausspricht, dass wir günstige Aufnahme finden würden, und dazu noch eher, als man zu warten gefasst ist.

Ich sagte früher, ich wäre lieber nach Kaffa gegangen, denn nach den neuesten Mittheilungen, die Munzinger im Vertrauen aus Kaffa gemacht wurden, und zwar von bester Seite her, wäre die Reise mit Befolgung angegebener Vorschriften eine verhältnissmässig ungefährliche gewesen und wir hätten von dort aus eben so ungefährlich den Fluss Sobat hinunter fahren und mit nicht übermässigem Zeitverlust nach Chartum kommen können, denn gerade das Wichtigste in obiger Mittheilung ist, dass es dem braven Bischof Massaja in Kaffa gelungen ist, freundliche Beziehungen mit den Ufer-Bewohnern des Sobat anzuknüpfen.

Am Morgen des 17. Mai kam Sochayrun mit einem Briefe vom Sultan von Darfor zu uns, worin derselbe unsern Hausherrn ersuchte, nächstens durch passirenden Leuten und Gütern von ihm zur schnellen Weiterreise nach Chartum behülflich zu sein. Ich erwähne diess, um zu zeigen, wie angesehen unser Hausherr ist und wie fruchtlos weitere Bemühungen von uns aus bleiben müssen, wenn dessen Rekommandation den Sultan nicht zum Erlaubnissgeben bewegt. Bei meinen Beobachtungen waren und sind die Eingebornen am meisten neugierig und bedenklich, wenn ich mit dem Sextanten-Fernrohr in den schwarzen Spiegel (künstlichen Horizont) hineinschaue., Selbst die Besseren lassen es sich nicht nehmen, dass ich Zukunftsbilder darin sehe, und halten mich doch für einen Zauberer.

In unserer jetzigen Behausung befinden wir uns ganz wohl, wir haben 4° R. weniger während des Tages, als der Schatten im Freien zeigt, und diese 4° spürt man sehr. Wenn ich aber zwischen 10 und 3 Uhr nach dem Hause unserer Diener und Bagage zu gehen habe, so wickle ich ein längeres weisses Tuch turbanmässig um meine Filzmütze und lege darüber ein Handtuch, das unter dem Kinn geknüpft wird, und wenn ich meine Sonnenhöhen nehme, wobei ich doch immer Alles in Allem eine Viertelstunde den Sonnenstrahlen direkt ausgesetzt bin, so ziehe ich einen Winterrock an, und wenn ich nicht von selbst schon an der Stirn schwitze, trinke ich zuvor etwas heissen Thee; so Kopf und Arme tüchtig geschützt und mit Schweiss auf der Stirn thut es mir selbst Mittags 12 Uhr nicht das Mindeste; ich bin natürlich erst nach und nach auf diese Maassregeln gekommen. In Folge des fast kontinuirlichen Schwitzens (die Temperatur unserer Hütte fluktuirt zwischen 29° und 24° R. für Tag und Nacht) und der in Afrika nothwendigen steten Bedeckung des Kopfes gehen mir die Haare bedeutend aus und ich werde seiner

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Vom 24. bis 28. Mai war ich wieder vom Fieber geplagt; bei solcher Gelegenheit bin ich wenigstens 5 Tage marode und zu allem Anderen unfähig, als auf meinem Schragen in Trübsal zu liegen. Wie wünsche ich an den Fiebertagen, dass der Sultan von Darfor uns abschläglich bescheiden möchte! Vom 1. Juni an können wir jeden Tag Antwort erwarten. Wie Sochayrun meint, wird unsere Sache dort im Geheimen Rath und schnell verhandelt werden; letzterer bestehe ausser dem Sultan aus seiner ersten Frau, seiner Schwester und dem Gross-Vezier. Mit Pferden will es uns immer noch nicht glücken, täglich werden uns eins oder zwei vorgeführt, allein entweder sind sie zu klein oder, wenn gross, für uns zu theuer; der Preis für die kleinen beträgt zwischen 26 und 32 Thaler, der der schönen grösseren 50 bis 80 Thaler; wir passen auf ein Mittelpferd; indessen scheint auch in Darfor trotz seines Reichthums an Pferden der Preis für schöne und gute hoch zu sein, denn Darforer Kaufleute haben unlängst mehrere hier zu 70 und 75 Thlr. ohne viel Handeln weggekauft. Von einem guten Pferde verlangt man hier anständige Höhe (die Dongola-Pferde sind fast wie die Mecklenburger) und einen natürlichen schnellen Schritt, wenn auch sonst an der Schönheit der Formen Manches mangeln mag. Dieser Schnellschritt ist freilich viel werth, da man auf der Reise nur diesen zu reiten hat; ich hatte mit meinem Maulthiere von Mayscheka aus immer von Zeit zu Zeit viel traben und galoppiren müssen, um Munzinger, der ein eigenes sehr gutes Maulthier ritt, wieder einzuholen, was mir äusserst lästig wurde, denn auf der Reise will man Ruhe haben und sorglos reiten. Da unser Hausherr seither sein Haus voll vornehmer muhammedanischer Gäste aus Mekka u. S. W. hat, so mögen wir ihn nur selten um seine Thiere zum Ausreiten ersuchen und doch würde uns gerade dieses Ausreiten früh Morgens und Abends sehr zuträglich sein und bei mir die Fieber auf längere Zwischenräume verbannen, denn Fieber muss man ja doch in allen diesen Ländern bis Bornu jenseit Wadai ausstehen. Wir haben seither Briefe aus Europa bekommen (nur 2 Monate unterwegs), die uns besagen, was Ihr natürlich vor uns wusstet, dass Herr v. Beurmann auf dem direkten Weg von Bengasi nach Wadai nicht reisen kann, theils weil auf dem Wege

Unsicherheit herrscht, theils weil der Sultan von Wadai jeden Christen tödten lasse. Wir sind hier näher an Wadai als Herr v. Beurmann in Bengasi, die Verbindung zwischen hier und dort existirt und wir haben auch schon Wadaili hier gesprochen; Darfor grenzt unmittelbar an Wadai und beide sind freundlich zusammen. So sollte man denken, Leute, die in Darfor waren oder die durchreisenden Darforli selbst müssten von Wadai Eins oder das Andere wissen, allein von einer derartigen feindseligen Gesinnung des Sultans gegen alle und jede Christen und Franken haben wir nie Etwas gehört, wohl aber, dass zwischen Wadai und Tripoli Streitigkeiten bestehen. Indessen mag immerhin Etwas daran sein. Wie man in Europa zu sagen pflegte, Kaiser Nikolaus wäre der einzige Nichtdieb in Russland, so sagt man hier, der Sultan von Darfor sei der einzige ordentliche und verlässliche Mensch in Darfor, auch lasse er sich von seinem Gross-Vezier und weiterer Umgebung in seinen Entscheidungen nicht beeinflussen und sei sehr gefürchtet und geachtet. Wir könnten nun, eben weil wir näher an Wadai sind, noch viel leichter als Herr v. Beurmann Jemanden dahin schicken, um sich für uns und gegen Bezahlung um Auskunft über Vogel umzuthun, allein wer wird glauben, was ein Solcher ausgekundschaftet zu haben vorgeben möchte? Wie uns Sochayrün neulich mittheilte, erwartet er bis gegen Ende Juni den Gross-Vezier des Sultans von Wadai, noch dazu einen Anverwandten, in El Obed als seinen bereits angemeldeten Gast. Der Vezier ist nämlich vom Sultan beauftragt, reiche Geschenke nach Mekka zu bringen; wir werden wohl um diese Zeit noch hier sein und Sochayrün hat uns versprochen, sein Möglichstes zu thun, um von dem Vezier, der, wenn Vogel jemals in Wadai war, jedenfalls von ihm gehört haben muss, das Gewünschte herauszubringen; auf dessen Aussage könnte man sich noch am ehesten verlassen.

5. Juni. Endlich haben wir zwei Pferde, Munzinger einen prächtigen Goldfuchs für 32 Thlr., ich einen Rappen zu 48 Thlr. Der Fuchs ist noch nicht ausgewachsen und fertig dressirt und sein ehemaliger Herr, ein liederlicher Effendi, brauchte schnell baar Geld, weshalb er ihn so wohlfeil hergegeben. Sochayrün bot nach dem Kauf, den er selbst vermittelte, Munzinger 40 Thlr. an, für mein Pferd ist nahezu der volle Werth bezahlt; das Thier ist etwas hoch, ein guter Schnell-Schrittler und sehr gehorsam; wir reiten natürlich seitdem täglich wenigstens ein Mal aus. Das Futter, bestehend in Stroh und einer Art Hirse, kommt hier für jedes Pferd täglich auf circa 12 Kreuzer.

Gestern ist endlich der Gouverneur hier angelangt, den wir erwartet hatten, um einen Ausflug in das Land Tekele zu machen. Leider ist es nun zu spät, da es uns 14 Tage

kosten würde und wir fast schon von heute an Antwort von Darfor erwarten müssen, wie denn auch ein Courier vom Gouverneur sich im Lager der Darforer Hammer-Beduinen schon seit einigen Tagen befindet, um so schnell als möglich eine etwaige Antwort hierher zu bringen. Wie gefährlich es wäre, nach Darfor ohne spezielle Erlaubniss, Garantie und militärische Begleitung einzudringen, beweist uns wieder die vollständige Plünderung einer sehr grossen und reichen Karawane (auf Darfor'schem Boden), die vor circa 12 Tagen von hier aus abging; von 35 Mann Begleitung entkamen 19 hierher, die anderen wurden niedergehauen.

22. Juni. Also 64 lange, langweilige und heisseste Tage hier zugebracht und nun wissen wir nur, dass unsere Bittschriften in die Hände des Sultans von Darfor gelangt sind. Eine Haupt-Aufgabe, die Aufhellung von Dr. Vogel's Schicksal, ist indessen meinem Freunde Munzinger zu lösen gelungen und der authentische und detaillirte Bericht ging mit dieser Post nach Gotha. Der Mann, der uns die Auskunft gab, ein Schingeti, hatte Dr. Barth und Dr. Vogel in Bornu kennen gelernt, war später noch mit Vogel (auf dessen Reise nach Wadai) in Baghirmi zusammengetroffen und kam selbst circa 1 Monat nach Vogel's Ermordung in der Residenz Bésché (nicht Wara) an, wo es ihm brühwarm von allen Leuten, selbst von dem Vezier Germa, erzählt wurde. Da Vogel ganz Arabisch gekleidet reiste, so hielt ihn das Volk für einen Scherif aus Marokko und interessirte sich deshalb dafür. Schlimm für uns soll dieser Herr von Germa (bei dem wir indessen nicht einkehren werden) auch heute noch der einflussreichste Mann in Wadai sein und wird von den muhammedanischen Kaufleuten und Pilgern selbst als ein höchst bösartiger und habsüchtiger Mensch geschildert. Die Geschichte von der Karawanen-Plünderung, die Herr v. Beurmann erzählt, soll unter dem jetzigen Sultan (und auch dem damaligen) für Reisende durchaus keine Rache-Folgen haben. Der Vezier von Wadai, Freund unseres Hausherrn, den ich früher erwähnte, wird erst im Monat Juli erwartet, ist aber nicht, wie ich ihn dort bezeichnete, Gross-Vezier (das ist Herr von Germa), sondern ein Klein-Vezier; es ist indessen (oder soll sein) eine Karawane von Sochayrun's Bruder in Darfor hierher unterwegs, die Ende dieses Monats erwartet wird und auch uns Privat-Nachrichten über unsere Angelegenheit bringen soll; hoffentlich werden wir in unseren Erwartungen nicht getäuscht, damit wir im abschlägigen Falle nicht vielleicht noch Monate lang hingehalten werden. Die ungünstige Antwort fängt schon an, wahrscheinlich zu werden, eben weil noch keine gekommen ist.

22. Juni. Seit dem 27. Mai bin ich mit Fiebern verschont geblieben, trotz der wirklich unausstehlichen Hitze,

dafür aber jetzt mit Einbruch der Regenzeit mit Schwären auf Brust und Rücken, Stirn und rechtem Arm reichlich beschert.

Ich habe seither auch wieder ein Bischen Arabisch gelernt. Munzinger spricht, schreibt und liest Arabisch wie Deutsch und nur dadurch war es ihm möglich, die Nach

richt über Vogel u. S. W. so gründlich zu erhalten; die Araber sprechen Stunden lang und gern mit ihm, was nie der Fall sein kann, wenn Einer Arabisch nur so spricht, wie er's auf der Reise etwa erlernt, denn das habe ich schon gemerkt, Arabisch zu lernen ist ein Handwerk, das viele Jahre mit Fleiss betrieben werden muss.

Eduard Vogel's Tod bestätigt durch seinen überlebenden Diener.

Aller energischen und vielseitigen Bemühungen zur Aufklärung von Eduard Vogel's Schicksal ungeachtet war bisher kein sicheres Resultat erzielt worden; die zu diesem Zweck nach Afrika abgegangenen Expeditionen von R. v. Neimans, Dr. Cuny, Th. v. Heuglin und Munzinger, M. v. Beurmann haben trotz der Opfer an Menschenleben, die sie gefordert, eben so wenig als die von Tripoli und Mursuk aus angestellten Nachforschungen mehr erreicht, als die Wahrscheinlichkeit festzustellen, dass Vogel in der ersten Hälfte des Jahres 1856 in der Hauptstadt von Wadai einen gewaltsamen Tod gefunden habe. Erst jetzt nach Verlauf von 7 Jahren erhalten wir, ganz unerwartet, zuverlässigen und genauen Aufschluss über die näheren Umstände von Vogel's Tod durch einen Augenzeugen.

Der Britische General-Konsul in Tripoli, Oberst G. F. Herman, erwähnte in einem Briefe vom 1. Dezember 1862 (s. Ergänzungsheft Nr. 10 zu den ,,Geogr. Mitth.", S. (95)), dass ein Bornu-Prinz mit der Nachricht von M. v. Beurmann's Ankunft in Bornu in Mursuk eingetroffen sei und in Tripoli erwartet werde. Diese fürstliche Person war, wie es sich nachträglich herausstellte, ein verbannter Prinz von Wadai, Namens Edrisi, ein naher Verwandter des jetzigen Sultans, der als Kronprätendent auftritt und sich zu diesem Zweck mit der Türkischen Regierung in Verbindung setzen will. Er kam Ende Januar d. J. nach Tripoli mit einem Empfehlungsbrief an Oberst Herman von M. v. Beurmann, mit welchem er am 12. August 1862 beim Brunnen Agadem (zwischen Bilma und Bornu) zusammengetroffen war, und in seiner Begleitung befand sich. ein aus Bornu gebürtiger Mann Namens Mohammed ben Sliman, der die Reise nach Tripoli zu dem Zweck unternommen hatte, um Bericht über Eduard Vogel's Tod zu erstatten, bei dem er als Dieper Vogel's zugegen gewesen zu sein behauptete.

Obgleich es verdächtig schien, dass dieser Mann sich seiner Pflicht erst so spät entledigte und auch nach seiner Ankunft in Tripoli, wo er im Hause des Herrn Gagliuffi sich einquartiert hatte, nicht eher auf dem Britischen Konsulat erschien, als bis man ihn nach Verlauf mehrerer Wochen dahin beschied, so haben doch die sorgfältigen Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft VI.

Untersuchungen Oberst Herman's ausser Zweifel gestellt, dass Mohammed ben Sliman die Reise Vogel's von Kukaua nach dem Benue als Diener mitgemacht und später denselben nach Wadai begleitet hat. Das Schweigen nach seiner Ankunft in Tripoli namentlich erklärt Oberst Herman durch den Einfluss des genannten Gagliuffi, der ihn ausdrücklich daran verhindert hat, dem General-Konsul seine Aussagen zu machen, wie letzterer behauptet, damit Gagliuffi's frühere Behauptungen, wonach Vogel in Folge der in Bengasi erfolgten Beschlagnahme der Karawane des Königs von Wadai von diesem aus Rache getödtet worden sei, keine Widerlegung fänden.

Diese Details so wie das in Englischer Sprache abgefasste Protokoll über die erste Vernehmung des Mannes auf dem Britischen Konsulat zu Tripoli theilt Dr. Barth nach den an ihn gerichteten Briefen des Oberst Herman in der so eben publicirten Nummer der „,Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde" vom März und April 1863 mit und kommt nach speziell eingehenden Erörterungen zu dem Schlusse, dass diese Aussagen unbedingten Glauben zu verdienen scheinen".

Das Protokoll lautet in Deutscher Übersetzung mit den von Oberst Herman beigefügten Anmerkungen wie folgt:

Es war Ihrer Majestät General-Konsul, Oberst Herman, gemeldet worden, dass vor ungefähr 14 Tagen ein Neger in Tripoli angekommen wäre, welcher aussagte, dass er früher ein Diener Dr. Vogel's und wirklich zugegen gewesen sei, als sein Herr auf Befehl des Herrschers von Wadai getödtet worden. Er wurde daher gestern nach dem Konsulat gebracht, wo er angab, der Zweck seiner Reise nach Tripoli sei, Ihrer Majestät General-Konsul die Art von Dr. Vogel's Tod zu enthüllen.

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Frage von Oberst Herman:
Ihr Name? Mohammed ben Suleiman.
Ihr Geburtsort? Kuka in Bornu.
Geben Sie an, was Sie mitzutheilen haben.

Seine Erzählung.

Ich brach von Kuka nach Wadai mit Dr. Vogel und drei anderen Dienern auf. Die Richtung unseres Marsches

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Wir waren, einschliesslich kurzer Halte, 26 Tage unterwegs. Am Morgen nach seiner Ankunft machte der Doktor dem Sultan seine Aufwartung, der ihn sehr freundlich empfing und Befehl gab, für ihn und sein Gefolge im Hause des Hagig1) Kheighama, eines Mannes von Rang und des Chefs der Reiterei in Wara, Quartier zu bereiten.

Vom Sultan nach dem Zweck seines Besuchs befragt sagte ihm der Doktor, dieser sei einfach, das Land zu sehen. Am 14. Tag nach unserer Ankunft schickte der Sultan nach dem Doktor und zeigte ihm an, er müsse augenblicklich sein Land verlassen. Dr. Vogel kehrte daher in sein Quartier zurück und begann Vorbereitungen zur Abreise zu machen, als der Diener des Sultans kam und uns befahl, das Haus nicht zu verlassen. Darauf entschloss sich der Doktor, zum Sultan zu gehen, und steckte einen Revolver in seinen Gürtel, was ich ihm widerrieth. Wir gingen darauf zu dem Sultan, welcher Befehl gab, die drei anderen Diener 2) des Doktors vor ihn zu bringen. Bei ihrer Ankunft sagte er dem Hagig Kheighama: „Wir müssen diesen Christen tödten", dem widersetzte sich jedoch Kheighama.

Der Sultan gab nun Befehl, uns Allen die Hände auf den Rücken zu binden, und Dr. Vogel fiel, zwei Mal von einer Lanze durchbohrt, mit einem tiefen Seufzer heftig zu Boden und sein Kopf wurde augenblicklich abgeschlaSeine drei Diener theilten dasselbe Schicksal. gen 3). Ein ähnliches Loos war mir selbst vorbehalten, nachdem ich aber mit meinem wieder frei gewordenen Arm drei Säbelhiebe parirt hatte, beschwor der Hagig Ruhma, da er mich noch am Leben sah, den Sultan, mein Leben zu schonen.

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Da rief der Sultan aus:,,Lasst ihn fortschaffen und als Sklaven verkaufen." Danach blieb ich einige Monate in Wara, bis meine Wunden geheilt waren, worauf ich an einen Hirten verkauft wurde, der mich nach einem 4 Tage von Wara entfernten Ort schickte, um seine Heerden und Schafe zu weiden. Nach Verlauf von 5 Monaten stahl ich einen Ochsen oder eine Kuh) und entfloh auf dem Thiere. Nach 8 Tagen liess ich das Thier im Stich, damit seine Fussspuren meinen Weg nicht verrathen sollten. Nachdem ich einige Zeit in der Wüste gewandert war,

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1) Hagig ein Caid.

2) Masahoud, Dunkout und Maddi.

3) Nach diesem Bericht muss Dr. Vogel um die Mitte des Februar 1856 den Tod gefunden haben.

4) Die Erzählung von dem Ochsen mag unglaubhaft erscheinen, aber Edressi, der jetzt hier befindliche Bruder des Sultans, sagt mir, dass es in Wadai eine Art Ochsen giebt, die so schnell wie Pferde sind und beschlagen werden.

mich von Wurzeln nährend, erreichte ich endlich Bornu, wo ich seitdem gewohnt habe.

Verhör durch Oberst Herman.

Standen Sie in Dr. Vogel's Diensten, ehe Sie ihn nach Wadai begleiteten? Ja, ich hatte ihn nach Mandara nach Adamua begleitet, bis er vom Sultan zurückbeordert wurde, und nach Jacoba, wo wir zu einer grossen, von einer hohen Mauer mit Graben umgebenen Stadt kamen, deren Sultan dem Doktor einen merkwürdigen, von diesem nie zuvor gesehenen Fisch 1) schenkte.

Wie stark war des Doktors Gesellschaft beim Aufbruch nach Wadai? Sie bestand aus 5 Personen, zwei beritten und drei zu Fuss.

Beschreiben Sie Dr. Vogel's persönliches Aussehen. Kleine Figur, sehr helle Gesichtsfarbe mit hellem Haar und blauen Augen.

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Nein,

Nein.

Versuchte er, den Hügel heimlich zu besteigen? Was waren nach Ihrer Meinung die Gründe des Sultans, ihn zu tödten? Da Bornu und Wadai damals in Krieg begriffen waren, mochte er glauben, Dr. Vogel sei 1) Die Stadt,,Salia", erwähnt in seiner Depesche vom Dezbr. 1855, die von der Beschreibung des hier gemeinten Fisches begleitet war. 2) Als er die Mütze erwähnte, nahm Mr. Frederick Warrington, der als Dolmetscher fungirte, eine einfache, blaue, Mr. Casalaina gehörige Mütze und fragte ihn, ob sie wie diese aussah. Er sagte,,nein". Darauf wurde ihm meine Fouragirmütze (wie sie für den Stab vorgeschrieben sind) mit ihrer breiten Goldborde und reich gesticktem Prak (?) gezeigt, wobei er ausrief,,ja, wie diese". Nun war die Mütze, welche der Doktor trug, eine der meinigen, die ich Mr. Frederick Warrington gegeben hatte; da sie sich für diesen zu klein erwies, gab er sie dem Doktor. Auch der bordirte Rock, den er trug, wurde hier nach dem Muster eines mir gehörigen Rockes angefertigt, denn wie alle Deutschen Studenten hatte der arme Vogel eine Leidenschaft für Schmuck und Stickerei.

3) Nach Edressi's Beschreibung kann Wara streng genommen nicht eine Stadt genannt werden, es ist vielmehr ein Aggregat von Pflanzungen und Dörfern wie die Meschia von Tripoli.

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