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oft den Mangel einer eigenen Vertretung bitter fühlen müssen, daran möge Niemand zweifeln.

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Bevor ich schliesse, ist es mir eine angenehme Pflicht, nachdem ich leider in diesem Bericht als Schweizer an den Hohen Schweizer Bundesrath nur in meinem eigenen Namen reden konnte, insbesondere hervorzuheben, dass mein lieber Gefährte, Herr Theodor Kinzelbach aus Stuttgart, an den gewonnenen Resultaten sein volles Theil hat. Die Geographie der durchreisten Gaue hat er astronomisch festgestellt, und wer weiss, wie schwer es ist, ohne Gehülfen zu gleicher Zeit zu beobachten, die Sekunden zu zählen, abzulesen und zu notiren, wer in Rechnung zieht, dass nicht durch seine Schuld unser Sextant zu klein und das Fernrohr zu schwach war, der wird erkennen, welchen Dank er dem Beobachter schuldig ist, der ihm auch nur Eine Länge angiebt, die aber das Resultat von hundert Beobachtungen, langwierigen Rechnungen und durchwachten Nächten ist. Das Barometer hatte lange Jahre in Kairo gelegen, ohne frisch gereinigt und gebunden zu werden. Schon den 20. November 1861, beim Übergang über den Mâreb, bemerkten wir mit Schrecken, dass das Quecksilber durchsickere. Für den Augenblick war nicht zu helfen, für die Zukunft wenig zu hoffen. Mit schwerem Herzen stiegen wir den Abhang, von Ad' Jabo hinan, da wir fürchten mussten, schon jetzt eines zum Gelingen der Reise wichtigen Momentes beraubt zu sein. Wie stolz waren wir aber und wie freudig, als nach einer schlaflosen, aber nicht langweiligen Arbeitsnacht wir unser frisch gebundenes Barometer mit gereinigtem Quecksilber wieder anfüllen konnten!

So war es uns freilich mit ewigem Repariren und Beihülfe des Hypsometers möglich, die absolute und relative Erhebung des durchzogenen Landes sicher zu bestimmen. Ein meteorologisches Tagebuch wurde sorgfältig geführt.

Was Herrn Kinzelbach in hohem Grad auszeichnet, ist ein von tiefem psychologischen Interesse geschärfter Blick in das Leben der Menschen, der sieht und unterscheidet, wo eines Anderen müdes Auge achtlos weggleitet. Unschätzbar war mir endlich sein durchaus reeller, goldener Charakter, gepaart mit einem göttlichen Humor.

Wenn ich nicht mehr wagen darf, die Aufmerksamkeit eines Hohen Bundesrathes in Anspruch zu nehmen, will ich noch persönlich meinen innigsten Dank für das mir geschenkte Vertrauen aussprechen. In der Fremde, wo es dem Manne der Wissenschaft so schwer wird, sich Bahn zu brechen und Engländern und Franzosen Konkurrenz zu machen, und wo so manches Talent elend verkümmert, ist es ungemein wohlthuend, sich wieder einmal an das Vaterland anlehnen zu können. Ich konnte die vergangene Reise nur wieder als eine Vorbereitung ansehen, da es

schwer ist, ein Haus zu bauen, mit dessen Plan man nicht einverstanden ist. Ich hoffe aber, dass ihre Resultate beweisen werden, dass ich zum Reisen die nöthige Auffassungsgabe besitze. Ich werde mich jetzt, so viel es die Zeit erlaubt, in Naturwissenschaften fester machen und dann wäre es möglich, dass ich, so Gott will, in der Ausführung eines alten Lieblings-Projektes werde zeigen können, dass es mir auch an Kühnheit und Ausdauer nicht fehlt.

Bemerkungen zu Munzinger's Bericht von
A. Petermann.

Der vorliegende Bericht des Herrn Munzinger enthält Angaben, zu deren richtigem Verständniss folgende Bemerkungen nöthig sein dürften.

Die Expedition, deren Mitglied Herr Munzinger war, hatte zwei Aufgaben: 1) die Aufklärung über Dr. Vogel's Schicksal, 2) die wissenschaftliche Erforschung, besonders des Gebietes zwischen Chartum und dem Tsad-See. Die erste Aufgabe um in Herrn Munzinger's eigenen Worten zu reden ,,glaube ich durch meine Nachrichten über Dr. Vogel wenigstens theilweise gelöst zu haben." In Bezug auf die zweite Aufgabe sagt er über das Ergebniss seiner Untersuchungen: „Die Reise nach den Marea erweiterte den Blick nach Norden und vervollständigte unsere Kenntniss des niederländischen Flusssystems bis Suakin. Die Reise durch die Kunáma schenkte der Geographie ein neues Land, der Ethnographie ein neues Volk.

Herr Kinzelbach hat die Geographie der durchreisten Gaue astronomisch festgestellt. Es war uns möglich, die absolute und relative Erhebung des durchzogenen Landes sicher zu bestimmen; ein meteorologisches Tagebuch wurde sorgfältig geführt."

Rechnet man zu diesen werthvollen Resultaten die Berichte und Karten Hrn. v. Beurmann's nur über den Anfang seiner Expedition, die umfangreichen Arbeiten v. Heuglin's und Steudner's, von denen zur Zeit nur ein kleiner Theil veröffentlicht ist (dem Comité sind von Heuglin allein 8 sauber ausgeführte, höchst werthvolle Kartenblätter über das Gebiet zwischen Keren und Chartum zugegangen), so kann das Unternehmen ein erfolgloses nicht genannt werden.

Wenn daher Herr Munzinger sagt: „Die Expedition, deren Mitglied ich war, hat den Erfolg nicht gehabt, den man sich davon versprechen konnte", so darf diess nicht auf das Gesammt-Unternehmen bezogen werden, da die Expedition im Ganzen noch gar nicht abgeschlossen ist, ja möglicher Weise noch verschiedene Jahre dauern kann. Sagt doch auch Hr. Munzinger selbst in Bezug auf die erst im vorigen Jahre vom Comité ausgesandte Abtheilung v. Beurmann's, dass er sich von ihm ,,Alles verspreche". Ein

Urtheil schon jetzt über den Erfolg des Unternehmens im Ganzen würde in der That durchaus verfrüht sein, sei es, von wem es wolle.

Herr Munzinger nennt die „,Mehrheit der Theilnehmer" ein Hinderniss und meint, dass zur Fortführung des Unternehmens durch ihn und Hrn. Kinzelbach, nämlich durch die Verfolgung eines anderen Weges nach Wadai (auf dem Bahr el Ghasal),,,die Mittel bei weitem nicht hingereicht hätten".

Was die Zahl der Reisenden betrifft, so wurde das Comité bei Feststellung derselben von der Ansicht und dem Wunsche geleitet, dass das Unternehmen nicht mit einem einzelnen Reisenden fallen solle und dürfe. Die Folge hat denn auch die Richtigkeit und Zweckmässigkeit dieser Ansicht sehr bald dargethan, denn als einige der Reisenden einen durch den Plan des Unternehmens nicht gerechtfertigten Weg einschlugen, konnten zwei sich von ihnen trennen, um zu versuchen, direkt nach Wadai vorzugehen.

Die Zahl der vom Comité gewonnenen Reisenden gestattete ferner die Absendung des Herrn v. Beurmann und gestattete es überhaupt, die Lösung der Aufgaben auf mehr als Einem Wege und in mehr als Einer Weise zu versuchen, gewiss das Beste, was bei einem so schwierigen Unternehmen überhaupt zu thun übrig blieb.

Herr Munzinger sagt ferner, dass zur Verfolgung des Zieles via Bahr el Ghasal,,die Mittel bei weitem nicht ausgereicht hätten". Herr Munzinger und Herr Kinzelbach bekamen vom Comité ab Chartum zu einer Reise nach Wadai die Summe von 2500 Thlr., sie hatten vorher schon in Keren von Herrn v. Heuglin die astronomischen und physikalischen Instrumente und einen Theil der Ausrüstung erhalten, fanden weitere Ausrüstung und Verproviantirung in Chartum vor, erhielten ferner vom Österreichischen Konsul Natterer daselbst einen Kredit auf 2000 MariaTheresien-Thaler (ca. 2800 Thlr. Preuss.) 1) und hatten ausserdem noch den weiteren Rückhalt des Comité's und der Schweiz, welche beide im Falle des erwarteten Erfolgs nicht gezögert haben würden, weitere Gelder nachzusenden. Herr v. Beurmann bekam vom Comité für seine ganze Reise von Deutschland nach Wadai ursprünglich nur 1500

1) Dr. Barth hat für seine ganze grosse Reise, Alles zusammengerechnet, nur 10.000 Thlr. gebraucht und er reiste über 5 Jahre lang im Auftrage des reichsten Landes der Welt, hatte eigene Mittel und die Unterstützung des Königs von Preussen.

Thlr. und 300 Thlr. für Instrumente, welche Summe ihm vollkommen ausreichend erschien für die Reise hin und zurück; als er aber 2 Monate gereist war und in Mursuk ankam, fand er das Gegentheil und seine Mittel erschöpft. Hätte er sich nun daran gestossen, so wäre seine Expedition schon in Mursuk zu Ende gewesen.

Gewiss wären Herrn Munzinger die weiteren Mittel zugeflossen, wie sie Herrn v. Beurmann vom Comité und anderen Seiten zugeflossen sind. Das beisteuernde Publikum hat selbst jetzt noch nicht aufgehört, reichliche Beiträge zu senden, und erst kürzlich hat die Königl. Sächsische Regierung dem Comité die Summe von 1000 Thlr. übermacht, so dass auch in Bezug auf Geldmittel das Unternehmen vor der Hand noch nicht beendigt zu werden braucht.

Wir sind weit davon entfernt, dem Herrn Munzinger durch diese Bemerkungen entgegentreten zu wollen, um ihn in irgend einer Weise zu tadeln, sondern wir hielten dieselben zur richtigen Beurtheilung des Standes der Expedition für nöthig. Wir sind der Ansicht, dass sich Herr Munzinger ein zwiefaches Verdienst in dem Unternehmen erworben hat, indem er abgesehen von den eingezogenen Nachrichten. über Dr. Vogel gezeigt hat, dass es ungemein schwierig und kostspielig, ja vielleicht unmöglich ist, von Osten her nach Wadai zu kommen, und ferner, indem er und sein Begleiter wissenschaftliche Ergebnisse erzielt haben, die allein hinreichend sein möchten, dem Unternehmen zum unvergänglichen Ruhme zu gereichen 1).

1) Die Ansicht des Herrn Munzinger, der in einem so kurzen Berichte manche Punkte nur andeuten konnte (er gedenkt die vollständigen Resultate seiner Reise in zwei Bänden herauszugeben), stimmt gewiss im Allgemeinen mit diesen unseren Bemerkungen überein, wie diess auch aus einem Schreiben von ihm vom 24. April hervorgeht, in dem er sagt: -,,Man muss nicht glauben, ich. habe dem Comité einen Vorwurf machen wollen, als wenn es mir die nöthigen Mittel verweigert hätte. Zu der Reise nach Darfor reichten sie vollständig aus, an die Eventualität einer Reise vom Bahr el Ghasal konnte ich erst in Chartum denken, wo sie uns von Herrn Petherick vorgeschlagen, aber auf mindestens 6000 Maria-Theresia-Thaler veranschlagt wurde. Herr Petherick glaubte diess das Minimum und konnte den Erfolg auch gar nicht garantiren. Nur auf blosse Spekulatien hin uns für eine so grosse Summe an das Comité in Deutschland wenden, das ging gewiss nicht an, da der Erfolg sehr zweifelhaft war.

,,Was die Mehrheit der Theilnehmer betrifft, so ist diess am allerwenigsten persönlich gemeint, da ich meinen Charakter durchaus nicht den anderen vorziehe. Eben so wenig ist sie gegen das Comité gerichtet, denn es folgte darin nur der allgemeinen Meinung in Europa. Meine Privatmeinung steht ziemlich vereinzelt da, obgleich ich sie immer vertheidigen werde; aber ferne von mir, das Comité zu tadeln, eine zusammengesetzte Expedition vorgezogen zu haben: dass auch diese ihr Gutes haben, ist gewiss."

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Für Süd-Italien giebt es nicht so ausgezeichnete und vollständige Aufnahmen und kartographische Quellen als für Ober- und Mittel-Italien, weshalb eine um so sorgfältigere und gewissenhaftere Verarbeitung des vorhandenen Materials nöthig ist. Als die hauptsächlichsten von uns benutzten Quellen sind zu nennen:

1. Cerri, Carta stradale e postale dell' Italia, Mst. 1:864.000. 8 Bl. Mailand. Neue Ausgabe von 1862.

2. Carta Generale della Isola di Sicilia, compilata, disegnata ed incisa nell' Officio Topografico di Napoli, Mst. 1:260.000. 4 Bl. 1826. 3. Lit.-Genrl. Alberto della Marmora, Carta dell' Isola e Regno di Sardegna etc. Mst. 1:250.000. 2 Bl. Turin und Paris 1845. 4. Die Resultate der Englischen, Italienischen und Französischen Küstenaufnahmen, die sich in einer Reihe Englischer Seekarten vereinigt finden.

Je wichtiger und nothwendiger die Benutzung der Küstenaufnahmen in einem so küstenreichen Gebiete wie Süd-Italien, Sicilien und Sardinien, erscheint, desto mehr muss es verwundern, dass keine einzige aller bisher erschienenen Karten davon Gebrauch gemacht hat; selbst die besseren und neuesten Englischen Karten, wie die von Keith Johnston (in seinem Royal Atlas), haben die werthvollen Publikationen der Englischen Admiralität gänzlich ignorirt.

Für die orographischen und politischen Verhältnisse wie für das Eisenbahn- und Wegenetz, die Unterscheidung der Ortschaften in 5 Klassen nach ihrer Bevölkerung haben wir zum Theil dieselben Quellen benutzt wie für die Karte von Ober- und Mittel - Italien 2), ausserdem die auf den Cerri'schen und Orlandini'schen Kartenwerken enthaltenen Höhenangaben, die Messungen von Julius Schmidt u. Für die Zeichnungen der Eisenbahnlinien konnten wir genaue Tracen benutzen.

a.

Von anderen benutzten Quellen werken, die einen geringeren Umfang auf der Karte bezeichnen, sind zu erwähnen:

1. Gran Carta della Napoli (Reale Officio Topografico), Mst. 1: 80.000. (Hiervon sind bis jetzt nur einige Blätter erschienen.)

2. Die Neapolitanische Generalstabskarte der Umgegend von Neapel, Mst. 1:25.000. 15 Bl.

3. Westphal, Carta de Contorni di Napoli, Mst. 1:90.000. 1 Bl. 4. W. Sartorius von Waltershausen, Atlas des Ätna. Weimar.

Von den physikalischen und oro-geographischen Werken müssen die von Julius Schmidt und Roth besonders erwähnt werden.

Von Höhenangaben finden sich auf der Karte folgende eingetragen (in Pariser Fuss):

1) Erscheint in der 21. Lieferung der neuen Ausgabe von Stieler's Hand-Atlas, Gotha, Justus Perthes, 1863. (Auch einzeln zu haben, kolorirt zu 5 Sgr.)

2) S.,,Geogr. Mitth." 1863, Heft III, S. 103.

10171

Mt. Ferru (I. Sard.)

3231

7434

Mt. Cuccio (I. Sic.)

3200

6800

Roccamonfina (Festl.)

3083

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6520 P. Severa (I. Sard.)

3036

Etna (I. Sicilien)
Mt. Polino (Festland)
Mt. Meta (
Mt. Miletto (

Mt. Alto (

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Mt. Madonia (I. Sic.)

Mt. Serino
Sila-Gebirge (

6300 Mt. Salvatore (Liparische Ins.) 2932 I. Stromboli (

) 2899 Mt. S. Nicola (I. Ischia) 2574

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6300

Mti. del Gennargentu (I. Sardinien)

5904

Mt. Albino (Festl.).

2500

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I. Felicudi (Liparische Ins.) 2438

5600

Mt. Lauro (I. Sic.)

2373

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Ariano (Festl.)

2350

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Italienische Expedition nach Buchara.

Wie uns Herr Prof. Negri in Turin mittheilt, hat sich aus Veranlassung der fortdauernden Krankheit der Seidenwürmer in Italien eine Lombardische Gesellschaft gebildet, um aus den Tartarischen Khanaten Central-Asiens, besonders aus Buchara, neuen Samen beizuschaffen. Signor Ferdinando Meazza und Graf Pompeo Litto, zwei junge, kräftige und intelligente Männer aus Mailand, von denen der erstere schon zwei Mal am Aral war, werden mit Erlaubniss und unter dem Schutz der Russischen Regierung über Orenburg und den Aral nach Buchara reisen, um den Plan der Gesellschaft in Ausführung zu bringen. Herr Prof. Negri hatte die Güte, uns Nachrichten über den Verlauf dieser interessanten Reise in Aussicht zu stellen.

Der Kreis Alatau am Issyk-kul.

Ein Dekret vom 25. Dezember 1862, welches das Journal de St.-Pétersbourg am 5. April d. J. veröffentlicht, regelt die Verwaltung des Russischen Ländergebietes am Ili und Issyk-kul 1). Dieses von den Kirghisen der Grossen Horde bewohnte, im südöstlichen Theil der Kirghisensteppe Sibiriens gelegene Gebiet trägt den Namen Kreis Alatau. Seine Grenzen sind im Norden der Kreis Kopal, im Westen der Balkhasch-See von der Mündung des Karatal bis zu seinem Südende, ferner eine gerade Linie bis zum Flusse Tschu bei dem Fort Sala-Kurgan, ferner der Lauf des Tschu bis zu seiner Quelle. Von da wendet sich die Grenzlinie nach dem Fluss Narym bei dem Kokanischen Fort Kurtok, wo sie die Chinesische Grenze erreicht. Die letztere umschliesst den Kreis im Süden und Osten. Die Verwaltung ist einem Militärchef übertragen, der im Fort Wernoje residirt und unter dem Militär-Gouverneur von Semipalatinsk steht.

1) S.,,Geogr. Mitth." 1858, Tafel 16.

Die Paradiesvögel.

Der Naturforscher Alfred Wallace brachte, wie bekannt, im vorigen Jahre ein Paar lebende Paradiesvögel nach England, welche dort nicht wenig Aufsehen erregten. Wie er in den,,Annals of Natural History" erzählt, machte er seit 1856 nicht weniger als fünf Reisen nach Neu-Guinea und den benachbarten kleinen Inseln - denn nur dort sind die Paradiesvögel zu Hause, dennoch konnte er nur fünf von den 13 bis jetzt bekannten Species acquiriren. Mit wenigen Ausnahmen scheinen alle Species jetzt viel seltener zu sein als vor zwanzig Jahren. „Die Natur", sagt Wallace,,,scheint alle Vorsicht angewendet zu haben, damit diese ihre ausgesuchtesten Schätze nicht ihren Werth dadurch verlieren, dass sie zu leicht erreichbar sind. Zuerst finden wir eine offene, hafenlose, ungastliche Küste, der vollen Brandung des Grossen Oceans ausgesetzt, darauf ein rauhes, mit dichtem Wald bedecktes Gebirgsland, welches mit seinen Sümpfen, Abgründen und ausgezackten Kämmen eine fast unüberwindliche Schranke vor den inneren Gegenden bildet, endlich eine Menschenrace von wildestem und grausamstem Charakter auf der niedrigsten Stufe der Civilisation." Die am weitesten verbreitete Art ist die kleine Paradisea regia, die sich auf allen Inseln bei Neu-Guinea, ausgenommen Waigiu, findet; nächst ihr sind am häufigsten Paradisea papuana und Paradisea magnifica. Alle Inseln, auf denen sich wahre Paradiseae vorfinden, stehen durch unterseeische Bänke mit dem Festland von Neu-Guinea in Verbindung und waren vielleicht in einer nicht fernen geologischen Periode mit ihm verbunden. Alle bekannten Species kommen von der Nordwest-Halbinsel von Neu-Guinea, welche am meisten von den Malayischen Handelsleuten besucht wird, und Wallace glaubt daher, dass das ausgedehnte noch unbekannte Gebiet jener grossen Insel andere und vielleicht noch schönere Formen dieser Gruppe von Vögeln beherbergt. Er hofft, dass Reisende und Naturforscher dem bisher so wenig beachteten Lande ihre Aufmerksamkeit zuwenden möchten. In der That giebt es kaum ein Feld für Entdeckungsreisende, welches interessantere Erfolge verspricht als Neu-Guinea.

Eröffnung des Inneren von Süd-Amerika für den
Welthandel.

Der an Ipecacuanha oder Poaïa reichste Distrikt der Brasilianischen Provinz Matto Grosso ist die Gegend zwischen der Stadt Cuyabá und den Städtchen Villa Bella und Diamantino 1), mithin zwischen den Flüssen Guaporé (der mit dem Mamoré den Madeira bildet) und Paraguay, hauptsächlich auf dem rechten Ufer des letztgenannten Stromes. Der Handel mit Ipecacuanha nimmt zwei Wege, den einen nach der Provinz Pará und deren Hauptstadt gleichen Namens, den anderen über Cuyabá auf dem Landoder Wasserwege nach Rio de Janeiro. Auf der letztgenannten Strecke waren die Kosten des ungefähr drei Monate erfordernden Land - Transports bisher fast unerschwinglich, dennoch soll die gedachte Heilpflanze ein so werthvoller Artikel sein, dass sie früher häufig die Auslagen für die Beförderung deckte. Die Eröffnung der

1) Zur Orientirung s.,,Geogr. Mitth." 1857, Tafel 10.

Ströme Parana und Paraguay für den Welthandel seit dem Sturze des Diktators Rosas, so wie die Ergänzung dieser Handels-Eroberung durch die zwischen Brasilien und Paraguay abgeschlossenen Verträge haben auch jenen, oben bezeichneten, wichtigen Theil des Inneren von Süd-Amerika Europa näher gebracht und man darf behaupten, dass in diesen Gegenden sich dem Europäischen Handel eine grosse Zukunft eröffnet. Es kostet indessen stets einige Zeit, bis der Handel die Vortheile ergreift, welche durch derartige Staats-Verträge ihm dargeboten werden, und so erklärt es sich, dass, obwohl die gedachte wahrhaft grossartige Wasserstrasse schon vor einer Reihe von Jahren geöffnet wurde, dennoch erst vor einigen Monaten die erste Schiffsladung Ipecacuanha aus Cuyabá in Montevideo eintraf. Reisende, die von Assuncion aus nach Cuyabá sich begaben, schildern die Fahrt als ausserordentlich interessant. Die nahe zusammentretenden Ufer des Stromes sind mit dichten Urwäldern bedeckt und letztere von verschiedenen Thieren, wie namentlich Kaimans, Wasserschweinen, Tigern, und von einer Menge grosser und kleiner Vögel mit dem herrlichsten Gefieder belebt. Wo die sumpfigen Ufer sich verflachen, finden sich Papyrusstauden und wilde BaumwollenPflanzen in dichter Menge vor, so dass man hätte glauben mögen, letztere seien künstlich angepflanzt. Die grösseren Dampfschiffe fahren nur bis zu dem hoch belegenen Städtchen Corumba; von dort aus nehmen kleinere Dampfschiffe die Reisenden auf, die zwei Tagereisen vor Cuyabá nochmals genöthigt sind, das Schiff zu wechseln, weil die Beschaffenheit des oberen Stromlaufs schmale und ganz flach gebaute Fahrzeuge erfordert. Cuyabá's Nähe kündigt sich an durch die auf beiden Ufern zahlreich vorhandenen Zucker-Plantagen, deren Wohnhäuser und Hütten, in dem Rohr oder Gebüsch halb versteckt, einen sehr freundlichen Anblick gewähren. Schwarze Lastträger nehmen die Ankommenden an dem Landungsplatze in Empfang, von dem aus man von der Stadt Nichts weiter als das Arsenal und einige kleine Häuser erblickt. Sie zieht sich ihres weitläufigen Baues halber weit hin und soll gegen 8- bis 10.000 Einwohner und 2000 Häuser haben. Villa Maria liegt noch ungefähr 50 Leguas von Cuyabá entfernt, es liefert ausser der Ipecacuanha noch Indigo, verschiedene Gummisorten und zahlreiche Farbekräuter. Das Klima ist heiss, aber gesund und weniger schädlich als das Montevideo's. Die Ipecacuanha und deren unzertrennlicher Begleiter, die Borracha oder Guttapercha, könnten für die Provinz Matto Grosso und Brasilien zu wahren Goldquellen werden, wenn nicht die Arbeitskräfte fehlten und vor Allem die südländische Indolenz einem regeren Vertriebe dieser werthvollen Artikel entgegenstände. Indessen scheint die Brasilianische Regierung in richtiger Würdigung ihrer Interessen bemüht zu sein, der Provinz Matto Grosso Auswanderer zuzuführen; sie gewährt den Einwanderern auf den zwischen Cuyabá und Montevideo fahrenden Dampfschiffen freie Hinfahrt, aber nicht freie Rückpassage. Von dieser Freipassage haben einige Europäer neuerdings Gebrauch gemacht und auch Deutsche sind nach jenen fernen Gegenden übergesiedelt. Einer dieser Deutschen hat 5 Leguas von Cuyabá entfernt eine in lebhaftem Betrieb stehende Pulverfabrik eingerichtet.

(Preussisches Handels-Archiv.)

Geographische Literatur.

Vorbericht.

Das Tagebuch Stuart's über seine letzte Reise durch den Australischen Kontinent ist mit einer grossen Karte des nördlichsten, im J. 1862 hinzugekommenen Theiles seiner Route erschienen und reiht sich den Tagebüchern von Wills, Landsborough und McKinlay an. Wir brauchen nicht zu wiederholen, welchen unschätzbaren Werth diese bescheidenen Schriften für die Geographie von Australien haben, schon eine allein würde einen wichtigen Abschnitt in der Entdeckungsgeschichte dieses Landes bezeichnen, wie viel mehr alle vier, die uns binnen weniger Monate mit vier verschiedenen Durch kreuzungslinien Australiens bekannt gemacht haben! Da sich Stuart's Tagebuch, wie zum grossen Theil auch die anderen, auf die trockene Verzeichnung der täglichen Erlebnisse, der Wegerichtung, allgemeinen Beschaffenheit des Bodens, die Angabe und Benennung der angetroffenen Wasserläufe, Höhenzüge u. s. w. beschränkt, so ist es von besonderem wissenschaftlichen Interesse, dass nach uns zugegangenen Nachrichten aus Adelaide vom 24. Februar d. J. Mr. Waterhouse, der Stuart als Botaniker begleitete, im Begriff ist, eine Broschüre über die Reise herauszugeben. Dr. Müller in Melbourne ist mit der Bestimmung der auf der Expedition von Waterhouse gesammelten Pflanzen eifrig beschäftigt.

Die Wüste Atacama, über die uns besonders Dr. Philippi so schöne Aufschlüsse gegeben hat, ist jüngst im Auftrag der Chilenischen Regierung von M. Larroque bereist worden, der kürzlich an die Pariser Akademie über die ersten Resultate seiner Forschungen berichtete und demnächst eine ausführlichere Darlegung einzuschicken versprach. Von allgemeinerem Interesse ist, dass Herr v. Tschudi, wie er uns gütigst mittheilt, mit der Ausarbeitung seiner Süd-Amerikanischen Reisen lebhaft beschäftigt ist, wobei die Reisen von 1860 und 1861 mit denen von 1857 und 1858 verbunden werden sollen.

Über Afrika steht wieder Mehreres in Aussicht. Die ,,Reise des Freiherrn Adalbert von Barnim durch NordostAfrika in den Jahren 1859 und 1860, beschrieben von seinem Begleiter Dr. Robert Hartmann," wird binnen Kurzen mit einem Atlas von 25 grossentheils in Farben gedruckten landschaftlichen und anderen Bildern bei G. Reimer in Berlin erscheinen; die geographischen Ergebnisse der Reise sind indessen wohl ziemlich vollständig in Dr. Hartmann's Aufsatz in der Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde bereits dargelegt. Mr. Winwood Reade ist vom Gabun nach London zurückgekehrt und bereitet seine Reisenotizen für die Presse vor. Der Missionär Herr Hugo Hahn, durch seinen langjährigen Aufenthalt in Süd-Afrika und seine dort ausgeführten Reisen auch unseren Lesern rühmlich bekannt, gedenkt, im Lauf dieses Sommers nach längerem Verweilen in Deutschland nach Afrika zurückzukehren. Er wird sich mit den nöthigsten Instrumenten versehen, um seine ferneren Reisen auch für die Geographie so nutzbringend als möglich zu machen.

Die nachgelassenen Tagebücher, Zeichnungen und Sammlungen Wilhelm von Harnier's sind vor einigen Monaten in seiner Heimath, Echzell im Grossherzogthum HessenDarmstadt, angelangt und wir hoffen dieselben ganz oder Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft V.

theilweis in dieser Zeitschrift zur Publikation zu bringen. W. v. Harnier reiste im Sommer 1860 bekanntlich zum zweiten Mal nach den Nil - Ländern, befuhr im Winter 1860-61 den Weissen Nil von Chartum bis zu den Katarakten oberhalb Gondokoro, bezog dann im März 1861 ein selbstgebautes Hüttenlager an dem Fluss unter 51° N. Br., wo er die Regenzeit bis Anfang September verlebte, siedelte darauf nach der etwas nördlicher gelegenen MissionsStation Heiligenkreuz über und fand in deren Nähe am 23. November 1861 einen gewaltsamen Tod auf einer Büffeljagd. Seine Aufzeichnungen gehen bis kurz vor diesem unglücklichen Tag, sie enthalten interessante Notizen über die Anwohner des Weissen Flusses, mit denen er namentlich während der Regenzeit aufs Friedlichste verkehrte, ferner höchst anziehend geschilderte Jagderlebnisse, abermalige Enthüllungen über das schändliche Treiben der Chartumer Kaufleute in den oberen Nil-Ländern, Beschreibungen von Thieren und Pflanzen u. s. w. und sie zeichnen sich durch unzweifelhafte Treue und Einfachheit der Erzählung vor so vielen auf Kosten der Wahrheit effektvoll zugestutzten Reiseberichten vortheilhaft aus. Den zoologischen Theil der Notizen zu revidiren, hat Herr Dr. Kaup in Darmstadt übernommen, eben so werden die botanischen Bemerkungen mit Erläuterungen von Fachmännern versehen werden. Mit ganz besonderer Liebe hat W. v. Harnier seine Zeichnungen behandelt. Diese treu nach der Natur aufgenommenen Abbildungen von Menschen, Thieren und Landschaften am Weissen Nil bringen vieles noch ganz Neue zur Anschauung, besonders reich sind die ethnographischen Abbildungen. Es sind theilweis fertige, künstlerisch aufgefasste Bilder in Wasserfarben, theilweis nur Skizzen, welche einer Künstlerhand ein reiches Material zu schönen Bildern darbieten.

1

Herr Vivien de Saint-Martin benachrichtigt uns, dass der Druck seiner „,Histoire de la connaissance de l'Afrique chez les anciens", die vor zwei Jahren von der Académie des Inscriptions mit einem Preise gekrönt wurde, nunmehr beendet ist. Sie bildet einen starken Oktavband mit vier Karten. Alle Fragen, welche mit der Geschichte der Afrikanischen Geographie im Alterthum zusammenhängen, die Kenntniss des Herodot, die Afrikanische Geographie des Eratosthenes, Strabon, Mela, Plinius u. s. w., der Periplus des Erythräischen Meeres, der des Hanno und des Polybius, vor Allem des Ptolemäus Geographie von Afrika, deren einzelne Theile Gegenstand so vieler Kontroversen gewesen sind, alle diese Fragen werden in dieser Arbeit von Neuem aufgenommen und so weit als möglich erledigt.

Mit der grössten Erwartung aber erfüllt Alle, die an Afrikanischen Forschungen Interesse nehmen, die telegraphische Nachricht von der glücklichen Ankunft der Kapitäne Speke und Grant in Chartum, die somit zum ersten Mal im Innern des Kontinents den Äquator überschritten haben und zwar an der Stelle, wo das alte Räthsel der Nilquellen zu lösen war. Ob sie es gelöst haben? Leider müssen wir noch Wochen auf die Beantwortung dieser Frage warten.

Dr. Radloff, seit einigen Jahren zu Barnaul in Sibirien angestellt, hat von dort aus mehrere Exkursionen in das Altai-Gebirge zum Zweck linguistischer und ethnographischer Forschungen gemacht. Im Jahre 1860 ging er

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