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lungen u. s. w. Diess hatte ich natürlich Alles so wie die Deckung der Kosten und Anderes auch schon bei meiner ersten Idee erwogen. Ich wollte mich jedoch zuerst nur vergewissern, ob der Gedanke überhaupt Akklamation. finde. Um nun in Bezug auf die Realisirung der Aufgabe weiter vorzuschreiten, bin ich zunächst zu folgenden vorläufigen Entschlüssen gekommen.

1. Ich habe es bei der Kürze der Zeit und der gegenwärtigen Weltlage, bei dem noch nicht beendigten Kriege in Nord-Amerika (von wo in friedlichen Verhältnissen gewiss grosse Theilnahme für meine Vorschläge zu erwarten gewesen wäre) u. s. w., für besser gehalten, die Versammlung und die möglicher Weise damit zu verbindende internationale Schädel-Ausstellung jedenfalls von 1863 schon jetzt vorläufig auf 1864 zu verschieben.

2. Diese zweite Versammlung sollte wieder hier in Göttingen Statt finden und zwar vom 1. bis 8. September. Kommt die projektirte Schädel-Ausstellung zu Stande, so sollte diese in einem geeigneten Raum neben dem Lokale für das Blumenbach'sche Anthropologische Museum, welches eine besondere Abtheilung des Physiologischen Instituts bildet, aufgestellt werden. In Betreff der ersten Auswahl der Schädel habe ich mich in dem berührten Vortrag ausgesprochen und erfahre darüber von den sachkundigsten Seiten Billigung. Es ist meine Ansicht, dass man zuerst über die Konstanz der Schädelformen und allenfallsige Abweichungen bei einer Reihe wirklich differenter und dabei möglichst wenig gemischter, geographisch abgegrenzter, unter heterogenen Klimaten lebender, theils nahe verbundener, theils weit von einander entfernt liegender Völkergruppen zu überzeugenden Resultaten komme, da es immer noch Männer, zum Theil gewiegte Anatomen, giebt, welche an der Existenz typischer Völkerschädel, selbst der grösseren Racentypen, zweifeln und noch heute der Meinung sind, welche genauere Kenner der ethnographischen Osteologie nicht theilen, dass bei allen Völkern alle möglichen Schädelformen vorkommen können, wenn auch einzelne vorherrschend, andere nur sparsam. Ich wünschte daher je 100 oder nahezu so viele Schädel von Lappen und Eskimos (als kraniologisch sehr differenten Boreal-Völkern), Chinesen und Hindus (physisch und sprachlich ganz verschiedenen Kulturvölkern Asiens), Kaffern und Hottentotten mit Buschmännern (als scharf begrenzten Süd-Afrikanern), Neu-Holländern, Papuas und Pelagischen Negern (Negritos der Philippinen, vom Van Diemens-Land und dem Inneren Malacca's) als schwarzen schlichthaarigen, perrückenhaarigen und kraushaarigen Völkern Australiens bei der ersten Ausstellung zur aufmerksamen Vergleichung und Messung dafür vereinigt zu sehen. Die Ausstellung sollte vom 1. Juli bis 1. Oktober Statt finden, also auch während der pro

jektirten Versammlung. Die von mir vermehrte Blumen

bach'sche Sammlung so wie die Sammlung des Anatomischen Instituts unter Prof. Henle werden nebenbei gesondert benutzt werden können.

3. Für das folgende Jahr schlug ich in meinem Vortrag eine Vereinigung Europäischer Schädel mit besonderer Rücksicht auf Mittel- Europäische Völkerverhältnisse und den Zusammenhang der heutigen Bewohner mit denen der historischen Vorzeit und der vorhistorischen Urzeit vor. Eine genauere Überlegung, die grosse Schwierigkeit, Zusammengesetztheit der Frage, die Zerbrechlichkeit der Grabschädel u. s. w. lassen mich aber von dem Projekt einer Aufstellung dafür und einer dritten Versammlung in Göttingen ganz absehen. Es scheinen vielmehr weitere Theilungen der Arbeit nothwendig und so dachte ich daran, vorläufig eine Ausstellung Ost-Europäischer Schädel für das Jahr 1865 in Wien vorzuschlagen. Wien scheint mir aus mehreren Gründen der geeignetste Ort hierzu, als Mittelpunkt von Slawischen Ländern, welche bis dahin noch mehr Material liefern könnten, als sich z. B. im Augenblick in den Österreichischen Museen vorfindet. Ohne dass wir von den lange nicht genug gekannten Schädeln Slawischer Völker (von denen wir bloss die Russen etwas sicherer kennen) ein genügendes Bild, so wie von den Grenzen ihrer Variation, ihres Zusammenhangs z. B. mit Tatarischen und anderen Völkern besitzen, können wir viele wichtige Fragen nicht zur Entscheidung bringen. In Wien lässt sich zugleich die Vereinigung einer reichen Sammlung Germanischer, Magyarischer und anderer Völker erwarten. Da in Wien zugleich eine grosse WeltindustrieAusstellung in Aussicht steht, so würde sich in Betreff der nöthigen Vorsichten für Versendung u. s. w. am besten das Nöthige zugleich mit jener Ausstellung ordnen lassen. Die Zeit für Ausstellung und Versammlung würde wieder dieselbe sein wie für Göttingen, d. h. vom 1. Juli bis 1. Oktober und resp. 1. bis 8. September.

4. Das lebhafte Interesse, welches die Société d'Anthropologie in Paris für meinen Plan ausgesprochen hat, lässt mich hoffen, dass diese höchst thätige, für die Fortschritte der vergleichenden Anthropologie ganz unschätzbare Gesellschaft bereit sein wird, für ein folgendes Jahr, etwa 1866, eine Ausstellung und Versammlung in gleichen Terminen. zu unternehmen, bei welcher die West-Europäischen Völkerschädel, also die der gegenwärtigen Bewohner des Französischen Reichs, der Belgier, der Celtischen Bevölkerungen Frankreichs (Kymris), Irlands und Schottlands, der Basken, der Spanier und Portugiesen, zugleich wo möglich der Schweizer, der alten Rhätier, der Bewohner der grossen Inseln des Mittelmeeres, der Völker am Rande Nord-Afrika's bis zum Atlas und der Canarischen Inseln (Guanchen),

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in möglichst reicher Zahl repräsentirt wären. Es ist in der That die Celten- und Germanen-Frage so wie die nach den angeblichen Resten eines alten brachycephalen Urvolkes in Europa, welche für die Pariser Ausstellung die Hauptbasis bilden würden.

5. Eine weitere Ausstellung und Versammlung in gleichen Terminen würde ich dann für Kopenhagen im J. 1867 vorschlagen, wo die Schädel der alten und neuen Bevölkerungen Skandinaviens und der sämmtlichen Küstenländer der Ostsee mit den Gräberfunden die Hauptgrundlage bilden müssten. Kopenhagen ist diejenige Stadt, wo sich das meiste Material für diese höchst wichtigen geschichtlichanthropologischen Verhältnisse findet, wo zugleich die reichsten antiquarischen Sammlungen vorhanden sind, von wo aus die ersten grundlegenden historisch-kraniologischen Forschungen ausgingen, die ihre Fortsetzung in den Schweizer Pfahlbauten fanden. Dadurch, dass für die Besucher zugleich Mecklenburg nicht allzu abgelegen wäre, wo sich in Schwerin die schönen, von Herrn Lisch angelegten Sammlungen befinden, würde ein weiterer Vortheil gegeben sein. Für Kopenhagen würden sich dann auch wohl Zusendungen zur Ausstellung von Germanischen Schädeln aus dem übrigen Deutschland, aus Holland, aus Stockholm, Petersburg, Dorpat, Helsingfors erreichen lassen.

Alles diess sind von mir nur unmaassgebliche Vorschläge, die ich hier in diesem weit verbreiteten Organe zur Kenntniss bringe, in der Hoffnung, dass bekannte und unbekannte Männer mir hierüber ihre Theilnahme und Zustimmung, ihre Bedenken, ihre Ansichten überhaupt in Zuschriften an mich kund geben. Die Realisirung der Vorschläge hängt, selbst für die erste projektirte Ausstellung und Versammlung, welche ich also vorläufig für 1864 im Auge habe, noch von gar sehr vielen Umständen ab, welche erst geordnet werden müssen. Vor Allem ist es

die politische Weltlage, welche hierbei in Betracht kommt. Wer vermöchte für jetzt nur auf einen Monat voraus den Europäischen Frieden zu garantiren? Sodann sind es die persönlichen Verhältnisse, Gesundheitszustände u. s. W. der zunächst dabei Betheiligten. So erfahre ich z. B. so eben durch die Zeitungen den Tod meines Freundes, des Professor Eschricht in Kopenhagen, auf den ich vorzüglich gerechnet hatte, der allein im Besitz von 40 Eskimo-Schädeln war. Für Lebens- und Sterbensfall vor Allem von meiner Seite Vorsorge zu treffen, halte ich für durchaus nöthig. Es freut mich, anzeigen zu können, dass Herr Professor Welcker in Halle, der sich in so ausgedehnter Weise mit anthropologischen Schädel-Studien beschäftigt, sich bereit erklärt hat, mir für die Ferienzeiten im J. 1864 seinen persönlichen Beistand für die Vorbereitungen zu leisten, erforderlichenfalls auch sonst für mich einzutreten.

Ich benutze diese Mittheilung, um die Leser nahe und ferne zu bitten, sich für die besprochenen Gegenstände in ihren Kreisen zu interessiren. Ich weiss, dass an so vielen Orten in den Händen einzelner Besitzer einzelne Racenund Völkerschädel, ältere Gräberschädel existiren, welche so zerstreut wenig Nutzen bringen. Zu Blumenbach's Zeiten gingen demselben von allen Orten und Enden Sendungen von Schädeln zu. Möchte man das durch diesen Namen ehrwürdig gewordene kleine Anthropologische Museum auch ferner bereichern! Was ich geschenkt bekomme, verleibe ich demselben ein. Dieser eine Zeit lang in der Bewegung der Wissenschaft zurückgedrängte Zweig fängt an, seit der Entdeckung der Pfahlbauten und dem Eifer für Gräber-Archäologie, wieder ein neues und mächtiges Interesse zu gewinnen, das freilich in Deutschland im Augenblick gegen das Ausland noch zurücksteht. Es ist Zeit, dass wir thätig mitgehen.

Göttingen, den 10. März 1863.

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Tag.

3. 6 St. nach Söört, Stadt von 3- bis 4000 Einwohnern, meist Kurden, wenig Armeniern, mit grossem Bazar, 2 St. vom Tigris gelegen.

4. 4,, auf einer Hochebene, die letzte Stunde bergab in ein Kurden-Dorf, wo eben Alles in vollem Aufruhr war.

5. 8,, Anfangs kurze Zeit in der Nähe des Tigris, dann seitwärts in die Berge nach Fyndyk, einem Kurden-Dorfe.

6. 11,, bergab an den Fluss und dann in der Ebene durch nestorianische Dörfer nach Djezireh, unmittelbar am Tigris gelegen, von alten Mauern umgeben, mit Citadelle, Sitz eines Türkischen Mudir.

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in der Ebene nach Lehricoan, nestorianischem Dorf. nach Sacho, offener Stadt auf einer Insel des Sacho-tschai (Chabur) mit 3000 Einw., Kurden, Juden, Armeniern und Nestorianern, Sitz eines Kaimakam.

9. 7,, bergauf durch unermessliche Eichenwälder Fluss seitwärts nach Nawdas.

10. 8

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vom

auf beinahe unwegsamen Pfaden nach Daudieb, einem nestorianisch-katholischen Dorfe auf einer kleinen Hochebene, mit einem kleinen Fort, darin Garnison Artilleristen. Hier noch Reis, Wein und. Obst in Menge.

11. 7,, immer auf steilen Gebirgswegen, hie und da von kleinen Hochebenen wie am vorigen Tage unterbrochen, durch dichte Wälder von Eichen (vorzüglich die Galläpfel tragenden) nach dem schon von Daudieh aus sichtbaren Amadia. Die Stadt liegt auf einem steilen Felsen, zu ihr muss man vom Thale des Baches, welcher dessen Fuss bespült, 1⁄2 Stunde steil emporklettern. Sie ist von alten, halb verfallenen Mauern umgeben, hat circa 2000 Einwohner, meist Kurden, auch Armenier und wenig Nestorianer, und eine Garnison von Baschibozuks und Garnison Artillerie in der Citadelle. In den Mauern befinden sich zwei Thore, das eine gen Sacho, das andere gen Djulamerig.

12. 4,, bergauf über ein Flüsschen zu einem Kurdischen Dorfe; es finden sich noch immer Früchte, selbst Wein.

13. 6,, in den Tiyar Boghas (das wilde, zerrissene Thal des Grossen Zab) eingetreten, zu einem nestorianischen Dorfe Namens Kóptiyar.

14. 4,, das Flussthal aufwärts zu einer nestorianischen Niederlassung; dort viel guter Tabak und Reis, auch Obst und Wein.

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Andere Routen des Dr. Auriema.

2. Von Baschkale nach Dizeh.
Winterstrasse.

6 St. über Ressul Anis, 1⁄2 St. von Baschkale gelegen, nach Tschalderan.

4 St. aufwärts in das Gebirge zu dem Kurden-Dorfe Manis, im Thale eines kleinen Flüsschens gelegen.

4 St. zu dem Kurden-Dorf Ssore auf dem jenseitigen Abhange des Berges.

3 St. weiter abwärts steigend nach Dizeh, Hauptort der Ebene Gewer, Dorf mit Mudir, an einem Bache gelegen, welcher in den Nehil mündet. Die Ebene ist sehr fruchtbar, wird im Frühjahr grösstentheils überschwemmt; 8- bis 10fache Ernte, üppiger Gras- und Schilfwuchs. 2 St. von Dizeh, jenseit des Nehil, eine protestantische Mission aus Urmia.

3. Von Dizeh nach Baschkale.
Sommerweg.

6 St. im Nehil-Thal abwärts zu dem Kurden-Dorfe Morawa. 9 St. nach Baschkale (bei Morawa der Fluss verlassen).

4. Von Van über Chotur nach Kanik.

6 St. nach Eltscheg am gleichnamigen See.

8 St. nach Seraï, einem nestorianischen Dorf.

6 St. nach Chotur, Armeno-Kurdischem Dorf mit Mudir.

1) Dr. Auriema war gezwungen, von Amadia aus die Strasse unmittelbar im Flussthale, resp. auf seinen Hängen, einzuschlagen, weil jene andere Sommerstrasse, welche der Jäger-Major eingeschlagen hatte, im Dezember nicht mehr zu passiren war. Die Winterstrasse ist durchaus für Fussreisende allein praktikabel und Dr. Auriema versichert, oft mit Händen und Füssen marschirt zu sein, um nicht von den gefährlichen Pfaden in die bodenlosen Abgründe zu stürzen, und zwar diess besonders beim Passiren der sogenannten Brücken, welche nur aus 2 bis 3 unbehauenen, quer über den Abgrund gelegten, in den Zwischenräumen mit Reisig bedeckten Bäumen bestehen.

4 St. nach Kanik, elendem Kurden-Dorf. Von Chotur nach Kanik Berge, in welchen dieses auch liegt. Es war 18 Monate Sitz einer Quarantaine, bei welcher Dr. Auriema als Arzt fungirte, später aufgehoben. Spärliches Getreide, viele Schafe, wenig Ochsen und Pferde, gar kein Holz, daher Feuerung mit präparirtem Dünger. Kanik liegt an einem Bach, welcher der Terrain-Formation zufolge nicht nach Chotur gehen kann, wie es nach der Kiepert'schen Karte erscheint, da Kanik von Chotur durch Berge geschieden ist, sondern vielmehr in der Richtung nach Baschkale zu fliesst und

jedenfalls wohl die Hauptquelle des Elbag-Su, resp. des Grossen Zab, ist.

5. Von Chotur nach Baschkale. 19 St.; 5 St. von Baschkale ein grosses Armenisches Dorf mit alter Kirche aus der Genueser Zeit (?), Deri; Dr. Auriema wurde dort durch das Läuten der Kirchenglocken überrascht, das von Alters her erlaubt war, wohl der einzige Fall dieser Art in der Türkei. Über der Kirchthüre befinden sich alte Skulpturen, Bewaffnete zu Fuss und zu Pferde darstellend.

Kaukasische Exkursionen von Nikolai v. Seidlitz, 1862.

2. Aus der Kurà-Ebene

Wenn wir von Tiflis, der Kapitale der Trans-Kaukasischen Provinzen, 80 Werst weit gerade nach Osten vorgeschritten sind, gelangen wir auf der nach Kachethien und Nucha führenden Poststrasse an einen Gebirgsabhang, an dessen Rande sich uns eine weite Überschau der umliegenden Lande eröffnet. Von der Stadt Telàw in WNW. bis zum Lahitsch'schen Distrikte in der Nähe von Schemachà in OSO. zieht sich zu unseren Füssen eine 20 bis 40 Werst breite bewaldete oder mit Getreide bestellte Ebene 210 Werst weit hin. Mitten durch dieselbe schlängelt sich in derselben Hauptrichtung Anfangs der Alasan, zahllose Nebenflüsse fast ausschliesslich von Norden aus dem nahen Hochgebirge empfangend. 35 Werst westlich von Nuchà nimmt dieser Fluss plötzlich eine Südrichtung gegen die Kurà hin an. Hier ergiesst sich in ihn der Airy-tschai (,,der Entgegengesetzte"), sein wie der Name schon andeutet gegenläufiger, aus OSO. kommender Nebenfluss, der wie er auch ausschliesslich von Norden mit Wasser gespeist wird. Über dieser fruchtbaren Ebene, die wir nach ihren charakteristischen Flüssen mit dem Namen der Alasan-Airy-tschai-Ebene bezeichnen könnten, steigt plötzlich aus 1000 bis 2000 Fuss hoher Basis die dieser Ebene parallel streichende Kaukasus-Kette regelmässig zu etwa 8- bis 10.000 Fuss Kammhöhe an. Diesem grossartigen Hochgebirge parallel erhebt sich im Süden der Alasan-Airy-tschai-Ebene ein einförmiges tertiäres Niedergebirge und nimmt den 25 bis 60 Werst breiten Kamm ein, der zwischen dieser Kulturebene und der der Kurà gelegen ist. Die tiefste Stelle der Alasan-Airy-tschai-Ebene befindet sich etwa in der Mitte ihrer Längenausdehnung, wo die beiden einander entgegenströmenden Flüsse sich vereinigen und der Alasan in das tertiäre Niedergebirge eintritt, in welchem er nach etwa 35 Werst Laufes gen

1) Die erste Abtheilung s. im vorigen Heft, SS. 136-143.

nach Nuchà. 1)

Süden die Jora erreicht, um gleich darauf mit derselben in die Kurà zu münden. Jenen hydrographisch wichtigen Punkt, wo die Flussrichtung sich ändert, schätze ich, da der Alasan - Spiegel bei Telàw von Professor Parrot zu 887 Fuss und an der ,,Tifliser Furth", der Befestigung Lagodêchi gegenüber, von der Trans-Kaukasischen Triangulation zu 680 Fuss Meereshöhe berechnet worden ist, als 500 bis 600 Fuss über dem Weltmeere gelegen. Die zwischen dem ostsüdöstlichen oberen und dem südlichen unteren Laufe des Alasan, ferner zwischen der ersterer Strecke parallel strömenden Kurà gelegene, von der Jora mitten durchfurchte Hälfte des öden Steppengebirges werden wir keiner näheren Untersuchung unterziehen, wohl aber die östlich vom Südlaufe des Alasan befindliche bedeutend schmälere Hälfte, die grösstentheils im Bereiche des Nucha'schen Kreises liegt und sich erst an dessen Ostgrenze an die Kaukasische Hauptkette anlehnt. Die erstere, von der Jora mitten durchfurchte Steppenregion führt ausser lokalen Bezeichnungen kleinerer Strecken längs der Kurà den Namen Karajàss, an der Mündung der Jora den Namen Upadàr und nördlich davon bis an den Alasan in der Nähe von Zarskije Kolodzy den Namen Schiràch-Steppe. Es ist diess ein ödes, wüstes Tertiärgebirge, welches stellenweise Salz und Naphtha führt und sich in einzelnen Spitzen fast bis 3000 Fuss über das Meer erhebt. Diese weiten Ebenen und Hügel enthalten südlich von der Tiflis-Nuchà'schen Poststrasse fast gar keine konstanten Einwohner, sondern werden von Tatarischen Hirten - Stämmen zeitweilig auf ihren Wanderungen bewohnt. Erst nördlich von dieser Linie beginnt, bei Annäherung an die Kaukasische Hauptkette, mit völlig verändertem Charakter des Gebirges die reiche Weinlandschaft Kachethien und andere von Grusiern (Georgiern) besiedelte Kulturstrecken. Eben so wenig dauernde Menschensitze wie in der eben beregten westlichen Hälfte dieser Steppen- und Niedergebirgsregion finden sich

in der östlich vom unteren Alasan-Laufe gelegenen kleineren und bedeutend schmäleren Hälfte derselben. Letztere erhebt sich aus der etwa 3- bis 400 Fuss hohen Basis der weiten, allmählich bis zum Meeresniveau hinabsinkenden Kurà-Ebene als deren Nordrand unter dem bezeichnenden Namen Aghdyb (weisser Grund) etwa 1000 Fuss über dieselbe, besteht aus mehreren sehr öden Reihen von Lehmund Grussbergen, die Salz, stellenweise auch Gyps enthalten und ausgedehnte Ebenen begrenzen. Im Westen, wo diese Steppenregion am Alasan eine Meereshöhe von 2800 Fuss erreicht, führt sie den Namen Ssarydshà (die gelbliche), um den Salzsee Adshi-Noûr (Tatarisch für BitterSee) herum die von diesem Gewässer entlehnte Benennung; Turut heisst sie von den Dörfern Dägnä an, die ihr aus der Airy-tschai-Ebene durch den Nordrand dieser Steppenregion durchbrechendes Wasser in der Ebene östlich vom eben genannten Salzsee zu ihren Getreide- und Maulbeerkulturen aufbrauchen; die Turùt-Steppe reicht bis an den Aldshigan-tschai. Vom Aldshigan-tschai dem ersten einer von hier gegen Osten sich findenden Reihe wasserreicher Flüsse, die, in der Hauptkette des Kaukasus entspringend, diese Steppenregion durchsetzen, um gegen die Kurà hin ihr Wasser zum Landbau hinzugeben bis an den Turjan-tschai, ein gleichgeartetes Gewässer, führt die Steppe wieder den Namen Ssarydshà, von dort bis an den Goktschai Düsjänhidshà (düs Ebene, jänhidshà Neuland

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Wachholder-Sträuchern oder Bäumen bestandene Höhe des Aghdyb die Aussicht und nur im Thalrisse, den hier der Turjan-tschai gemacht hat, gewahren wir die Nähe eines Schneegipfels der Kaukasischen Alpen. Besteigen wir aber die nahe Lehmhöhe selbst, so erfreut uns gen Süden nahe und fern ein schönes Landschaftsbild. Im Vordergrunde kündet Dorf bei Dorf in Maulbeer-Wäldern, welche von Rohrstrecken unterbrochen werden, die mächtige gegenwärtige und durch Regulirung des Wasserreichthums noch viel weiter zu entwickelnde Ausdehnung des Seidenbau's im Aresch'schen Distrikte. Hier und da blitzt durch das Grün der Bäume der Anfangs nach Südosten, dann zur Vereinigung mit dem Araxes nach Osten gerichtete Lauf des Kurà - Stromes hervor, dessen Spiegel im Süden von uns bei Sardôb 84 Fuss und bei der Vereinigung mit dem Araxes bei Dshewàt 19 Fuss über dem Weltmeere liegt. Über der weiten Steppenregion an der Vereinigung des Araxes mit der Kurà, wo durch Erneuerung verfallener Kanäle ein mächtiger Landstrich der Kultur wieder zu gewinnen wäre, erhebt sich die schon mit Schnee bedeckte, grossartige, weidereiche Gebirgslandschaft des Karabagh, Elisabethpol's und des Kasàch, der parallel mit dem Kaukasus streicht und daher Russisch mit dem Namen des Kleinen Kaukasus bezeichnet wird. In SSO. taucht, über 100 Werst fern, aus der Mughânischen Grassteppe jenseit des Araxes das Talyschinische Gebirge empor, eine meridionale, dem Westufer des Kaspischen Meeres parallel streichende Kette.

Am Morgen des 24. September verliess ich mit Herrn Alexander Schanschiew, Agronomen der landwirthschaftlichen und industriellen Verwaltung des Kaukasus, die Station Turjan-tschai. In der etwa Werst breiten, flachen Thalsohle des Turjan - tschai ritten wir am linken Ufer des sehr schnell fliessenden klaren Wassers stetig aufwärts gegen NNO. bis zum etwa 10 Werst entfernten kleinen Dorfe Ssawalàn. Auf der stets gleich breiten ebenen Thalsohle stehen hier und da zerstreut viele Ssaky'sBäume Pistacia mutica F. et M., verhältnissmässig sehr dicke Stämme mit rissiger heller Rinde, welche wie die gefiederten Blätter an die Esche erinnert, doch ist ihre Tracht eine andere, da sie in nur 10 bis 15 Fuss Höhe zahlreiche eine dichte runde Krone bildende Äste aussenden, was ihnen bei der geringen Stammhöhe das Aussehen giebt, als wären sie, wie das hier häufig mit vielen anderen Bäumen geschieht, früher gekappt worden. Sie sind hier nicht der 50 bis 70 Fuss hohe, durch dichteste Laubkrone ausgezeichnete Baum, wie ihn E. Boissier in seinen,,Diagnoses plantarum orientalium novarum", Nr. 9, S. 2, beschreibt, der ihn als im ganzen Orient von TransKaukasien durch Klein - Asien bis nach Syrien hinein

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