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Schluss erlaube ich mir die Bemerkung, dass ich das Land (d. i. vom Roper nach dem Adelaide und von dort bis an die Seeküste) ganz passend für die Ansiedelung von Europäern halte, da das Klima in jeder Hinsicht zuträglich und das Land von ausgezeichneter Güte und grosser Ausdehnung ist. Holz Stringybark, Eisenbaum, Gummibaum u. s. w. mit 50 bis 60 Fuss hohen Bambus an den Ufern der Flüsse ist reichlich und in guter Lage vorhanden. Das Land wird in jeder Richtung von Quellen und Wasserläufen durchschnitten, und obgleich ich auf meiner ganzen Tour keine Gewitter oder andere schwere Regen erlebte, so war ich doch im Ganzen nur zwei Nächte ohne hinreichendes Wasser. Diess zeigt zur Genüge die Beständigkeit der Wasserläufe und ich sehe durchaus keine Schwierigkeit, zu irgend einer Jahreszeit eine Heerde Pferde über den Kontinent zu führen, und ich kann erwähnen, dass Mr. Thring, einer meiner Begleiter, bereit ist, solches zu übernehmen. Meine Gefährten haben sich auf der langen

Reise und unter schwierigen Umständen völlig zu meiner Zufriedenheit benommen und ich will hier besonders der Herren Keckwick und Thring rühmend gedenken, die mich ja schon auf meinen früheren Reisen begleiteten. Während meiner Krankheit habe ich von allen Beweise der Sympathie erhalten und ich nehme die Gelegenheit wahr, ihnen hier meinen besten Dank zu sagen. Die Namen meiner Gefährten sind: Wm. Keckwick, zweiter Offizier; W. Thring, dritter Offizier; Stephen King, John Billiatt, James Frew, Heath Nash, W. P. Auld, Gehülfe; J. McGorery, Schmied; J. W. Waterhouse, Naturalist der Gesellschaft.

Schliesslich dankt Stuart noch der Regierung für die Hülfe, welche dieselbe der Gesellschaft gewährt hat, erwähnt der Dienste des Polizei-Inspektors Hamilton in lobender Weise und beklagt, dass John Chambers nicht mehr die Verwirklichung seines Lieblingswunsches - dass einer seiner Leute oder Freunde den Kontinent kreuzen möge erlebt habe.

Neue Karte von Australien

Geographische Notizen.

im Maassstabe von 1:10.000.000, von A. Petermann 1). Die Geographie Australiens hat sich in dem letzten Jahrzehnd so erstaunlich entwickelt, wie uns kein ähnliches Beispiel in der ganzen geographischen Entdeckungsgeschichte der Erde bekannt ist; nicht weniger als vier verschiedene Expeditionen haben diesen Kontinent in den letzten zwei Jahren vollständig durchschnitten. Die vorliegende Karte nun vereinigt die Resultate aller bisherigen Expeditionen, Forschungen und Aufnahmen, und enthält so viel absolut Neues, was zum Theil hier zum ersten Mal verzeichnet ist und selbst auf den neuesten speziellen und offiziellen Englischen und Australischen Karten fehlt, dass wir in dem Umfange dieser kurzen Notiz nur einige Andeutungen über den Inhalt machen können.

Da in den noch nicht vollständig vermessenen und nur zum Theil besiedelten Landestheilen Australiens die Routen einzelner Erforschungs- und Entdeckungsreisenden unsere einzige Kenntniss ausmachen und deshalb von der grössten Wichtigkeit sind, so sind dieselben in allen solchen Theilen auf der Karte näher bezeichnet; es möge genügen, eine Liste dieser Routiers zu geben:

1. Eyre's Reise in den Jahren 1840-41. (Wichtig als die einzige bisher zwischen Ost-Australien und West-Australien ausgeführte, auf ihr wurde das Torrens-Seebecken entdeckt.)

2. Leichhardt, 1840-41. (Von Moreton-Bai nach Port Essington.)
3. Sturt, 1845. (Bis zur Reise Stuart's im J. 1860 die am weitesten
ins Innere reichende; hauptsächlich aus den Resultaten dieser
Reise zogen Theoretiker den irrigen Schluss, dass das Innere
Australiens eine vollkommene Wüste sei.)

4. Gebrüder Gregory und Helpman, 1846. (West-Australien.)
5. Kennedy, 1847. (Aufnahme des Barcu- oder Victoria-Flusses.)
6. A. C. Gregory, 1848. (West-Australien.)

7. Kennedy, 1848. (York-Halbinsel, Nordost-Australien.)

1) In der 20. Lieferung der neuen Ausgabe von Stieler's HandAtlas, Gotha, Justus Perthes, 1863. (Auch einzeln zu haben, kolorirt zu 5 Sgr.)

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft IV.

8. Roe, 1848-49. (West-Australien.)

9. A. C. Gregory, 1852. (West-Australien.)

10. Austin, 1854. (West-Australien.)

11. A. C. Gregory, 1855-56. (Erforschung des Victoria River und Sturt Creek in Nordwest-Australien und Reise vom Victoria R. nach Moreton-Bai.)

12. F. Gregory, 1858. (Erforschung der Flussgebiete des Gascoyne River und Murchison River.)

13. Stuart, 1858. (Westlich vom Torrens-Becken.)

14. Babbage, 1858. (Westlich vom Torrens-Becken bis zum Lake Eyre.) 15. Stuart, 1860. (Erste grosse Reise durch das Innere.) 16. Morton, 1860. (Zwischen Darling und Lachlan.)

17. F. Gregory, 1861. (Erforschung der Flussgebiete Fortescue, Sherlock, Yule, Strelley, de Grey.)

18. Stuart, 1861. (Zweite grosse Reise durch das Innere.)

19. Gebrüder Dempster, Clarkson und Harper, 1861. (W.-Australien.) 20. Burke und Wills, 1860-61. (Von Melbourne zum Carpentaria Golf. Erste Durchschneidung des ganzen Kontinentes.)

21. Neilson, 1861. (Am Parru-Fluss.)

22. Walker, 1861. (Von Rockhampton, Queensland, zum CarpentariaGolf. Wichtig für die Kenntniss der Flussgebiete Flinders, Thomson u. s. w.)

23. Landsborough, 1861. (Vom Carpentaria-Golf südwestlich gegen das Centrum des Kontinentes.)

24. McKinlay, 1861-62.. (Von Adelaide über Lake Hope zum Carpentaria-Golf. Zweite Durchschneidung des ganzen Kontinentes.) 25. Landsborough, 1862. (Vom Carpentaria-Golf über Fort Bourke nach Melbourne. Dritte Durchschneidung des ganzen Kontinentes.) 26. Howitt, 1862. (Im grossen Seegebiet des Inneren.)

27. Stuart, 1862. (Von Adelaide über Newcastle Water zum Indischen Ocean, seine dritte grosse Reise durch das Innere. Vierte Durchschneidung des ganzen Kontinentes.)

Die Territorial-Verhältnisse und Abgrenzungen der einzelnen Kolonien sind nach den neuesten Bestimmungen der Englischen Regierung, wie uns dieselben offizieller Seits aus London mitgetheilt wurden, eingetragen. Danach sind Queensland und Süd-Australien bedeutend erweitert worden, so dass letztere Kolonie auch eben so gut den Namen Central- und Nord-Australien verdient. Nach diesem Bestande der Grenzen haben wir das Areal der Australischen Kolonien auf Grund unserer Karte planimetrisch aufs Genaueste berechnet und zu folgenden Werthen gefunden:

20

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In einem Carton enthält die Karte einen Plan von Sydney und Port Jackson im Maassstabe von 1:150.000, nach den Englischen Admiralitäts-Aufnahmen und anderen Quellen.

Die vorliegende, Karte ist nach einem sehr umfangreichen Quellen-Material bearbeitet worden, welches wir bei andern Gelegenheiten ausführlich specialisiren werden '). Zwar will heut zu Tage jede der zahllosen neuen KartenPublikationen zum mindesten,,nach den neuesten und zuverlässigsten Quellen" bearbeitet sein und ,,genau dem gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft" entsprechen. Aber das gebildete Publikum wird besonders bei Karten ausser - Europäischer Länder z. B. bei einem Vergleich. des vorliegenden Blattes mit andern neuesten Karten von Australien auf Einen Blick schon selbst erkennen, welche von ihnen wirklich nach,,Quellen" bearbeitet sind und welche nicht.

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Der Getreidebau in Schottland 2).

Die Weizendistrikte von Schottland umfassen die östlichen und inneren Theile des Landes nördlich bis Rossshire und die Westküste südlich vom Firth of Clyde, weiter nördlich im westlichen Theil des Landes, so wie auf den Shetland- und Orkney-Inseln fehlt der Weizenbau ganz und auf den Hebriden wird er nur in sehr geringer Ausdehnung betrieben. Die Höhe über dem Meere, in welcher er noch gedeiht, ist im Süden des Landes unter gewöhnlichen Umständen 500 Fuss, vermindert sich aber allmählich mit der wachsenden Breite, bis im äussersten Norden die vertikale Grenze seines Anbaues nur wenig über dem Meeresspiegel liegt. An einzelnen Lokalitäten, wo Lage und sonstige Umstände besonders günstig sind, erzielt man auch in mehr als 500 Fuss absoluter Höhe noch ein gutes Produkt, so wird z. B. zu Danskine in Haddingtonshire Weizen in 750 Fuss Höhe mit Erfolg kultivirt.

Die besseren Sorten der Gerste erfordern eine ziemlich eben so hohe Sommertemperatur als der Weizen, die geringeren Sorten aber wachsen und reifen zugleich mit Hafer und Roggen auf den Shetland-Inseln und bis zur äussersten vertikalen Grenze jeden Anbaues in Schottland. Hafer gedeiht in Dumfriesshire und in den Pentland-Hügeln noch bei 1250 Fuss Höhe, in Aberdeenshire zu Tomantoul und Cairnside bei 1500, zu Glen Lui bei 1600, zu Strathdon bei 1570 Fuss, Gerste an letzterem Orte zwischen 1400 und 1500 Fuss. Dass der Ackerbau in Aberdeenshire mit Erfolg bis zu einer grösseren Höhe betrieben wird als im übrigen Schottland, erklärt sich durch die grössere Länge der Tage, die höhere und ausgedehntere ScheitelFläche der Hügel und die dadurch bedingte höhere SommerTemperatur der darüber befindlichen Luft, so wie durch die grössere Trockenheit und Klarheit der Atmosphäre, die daher entsteht, dass die Südwest winde einen grossen Theil ihrer Feuchtigkeit bereits in den Hügeln abgegeben haben, ehe sie Aberdeen erreichen.

1) Für einen Theil Australiens ist dieses auch bereits geschehen, z. B. bei Gelegenheit der Publikation unserer Karten von Südost- und West-Australien, s.,,Geogr. Mitth." 1862, SS. 112 u. 113, u. 1863, Heft I, SS. 27-32.

2) Aus dem ,,Report of the Meteorological Society of Scotland" für das 2. Quartal 1862.

Nach Boussingault erfordert der Weizen von der Zeit seines ersten Wachsens im Frühling bis zur Reife 8248° F., die Gerste 6969° F. Diese Wärme muss auf dem Europäischen Festland so vertheilt sein, dass dem Weizen eine mittlere Sommer-Temperatur von 58° F. zu Gute kommt. In Schottland genügt aber schon eine geringere mittlere Sommer-Temperatur, weil bei der höheren Breite die Tage länger sind. Die mittlere Sommer-Temperatur Schottlands nördlich bis zum Moray - Firth beträgt 58° bis 57° F., am Pentland-Firth nur 56° F., und da nach der AgrikulturStatistik der Weizenbau hier seine nördliche Grenze erreicht, so geht daraus hervor, dass Weizen in Schottland noch bei einer mittleren Sommer-Temperatur von 56° F. reift. Was die erforderliche Gesammtwärme betrifft, bestätigen die Beobachtungen in Schottland die Boussingault'schen Untersuchungen:

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Kartographischer Diebstahl am Unteren Euphrat. Die im vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift von uns publicirte Karte des Unteren Euphrat (s. Tafel 16 und S. 428, wie auch S. 319 des Jahrgangs 1861) war uns als die Arbeit eines Herrn Oberst-Lieutenant Julius eingeschickt worden. Wir werden durch den wackeren Reisenden Dr. Schläfli eines Besseren belehrt und beeilen uns, dessen eben empfangene Mittheilung aus Bagdad vom Anfang Oktober 1862 unseren Lesern vorzulegen:

,,Sie publicirten im VII. Heft des Jahrgangs 1861 Ihrer ,,Geographischen Mitth." eine Notiz von einem gewissen ,,Oberst-Lieutenant" Julius, betreffend die Veränderungen im Gebiete des Unteren Euphrat, der in einer der folgenden Nummern eine Karte desselben „,Autors" folgen sollte. Dieselbe ist mir nie zu Gesichte gekommen. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie so spät darauf aufmerksam mache, dass sie nichts Anderes als ein literarischer Diebstahl ist, der mit der Zeit schon ans Sonnenlicht gekommen wäre.

,,Seit mehreren Jahren sind die Offiziere des bei Bagdad stationirten Englischen Kriegsdampfers von dem Indischen Gouvernement mit der trigonometrischen Aufnahme Unter-Mesopotamiens beauftragt. Ihre bisherigen Arbeiten sind auf drei vortrefflich und sorgfältig gezeichneten Karten im Maassstabe von Zoll auf die Englische Meile eingetragen. Das bis zum Herbst 1862 aufgenommene Terrain umfasst den Lauf des Tigris von Ctesiphon und Seleucia bis zu den Ruinen von Soweya, den Lauf des Euphrat von Kalât Feludsche bis oberhalb der zerstörten Ortschaft Lemlun mit dem dazwischen liegenden Theile der Dschesireh, ferner das westwärts des Euphrat sich befindende Gebiet der Sümpfe und Kanäle von Hindieh und Nedschef.

,,Die Schwierigkeiten des Survey, um den sich Captain

Selby und Lieut. Collingwood ein besonderes Verdienst erworben haben, bestanden hier weniger in Terrain-Verhältnissen als in dem unsicheren, ungeordneten Zustande der Bevölkerung. Für die frühere Geschichte Mesopotamiens sind diese Aufnahmen von ungemeinem Werthe und hoffentlich wird das Gouvernement von Bombay nicht mehr lange mit ihrer Publikation zurückhalten. Ich mache Sie vorläufig nur auf die veränderte Lage Babylon's, auf die ungeheuere, neu entdeckte Ruinenstätte von Tell Ibrahim und die aufgefundene Heeresstrasse Alexander's des Grossen von Babylon nach Susa aufmerksam.

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Dem im Herbst 1861 abgesetzten Statthalter des Irak-iarabi, Achmet Pascha, wurden die Originale obiger Karten auf Verlangen mitgetheilt und Herr Julius war von demselben beauftragt, eine Kopie davon zu nehmen. Letztere haben Sie als seine eigene Arbeit erhalten.

,,Abgesehen davon, dass Herr Julius kaum im Stande ist, eine trigonometrische Aufnahme zu machen, kam genannter Herr während seines Aufenthaltes im Irak-i-arabi nie aus Bagdad heraus, wie Jedermann hier weiss. Sie können sich das Erstaunen und den Unwillen jener Offiziere denken, als ihnen Ihre Notiz bekannt wurde."

Th. v. Heuglin's und Dr. Steudner's Reise nach dem Lande der Njamnjam.

Herr v. Heuglin berichtete schon in einem seiner früheren Briefe aus Chartum über das Projekt der Madame Tinne ), mit einem von ihr gemietheten Dampfer den

1) Über diese Dame und ihre Reise nach Gondokoro findet sich in der Leipziger Illustrirten Zeitung vom 14. März 1863 folgende Notiz: Im November vorigen Jahres veröffentlichten die,,Times" unter dem Titel,,Lady Travellers on the White Nile" die Erzählung der Forschungen dreier Ladies, die auf einem Dampfschiffe, das sie zu diesem Zwecke ausgerüstet hatten, auf dem Weissen Nil bis jenseit Gondokoro in Central-Afrika und gegen 1000 Engl. Meilen oberhalb Chartum, beinahe bis zum 4° Nördl. Breite vom Äquator, vorgedrungen waren. Erst jetzt erfahren wir die Namen jener muthigen reisenden Damen. Die älteste derselben, Madame Tinne und ihre Schwester, die Baronesse van Capellen, sind Töchter des berühmten Holländischen Admirals van Capellen, der dem Lord Exmouth bei der bekannten Einnahme von Algier im Jahre 1816 beistand. Die jüngste dieser Damen ist Miss Alexandrina Tinne, eine geborne Engländerin, die sich schon früher durch die Befreiung einer Neger-Familie, die zu einer Ladung Sklaven gehörte und ihrer Heimath durch jene Marodeurs entrissen worden war, die als Kaufleute von Chartum verkleidet Dörfer ausplündern und niederbrennen und Weiber und Kinder in Gefangenschaft schleppen, ehrenvoll bekannt gemacht hat.

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Die Damen sind von ihrer Reise wohlbehalten nach Chartum zurückgekehrt und in ihrem letzten Briefe spricht Madame Tinne sich in folgenden Worten über die Umgebung von Gondokoro aus: ,,Ich habe Ihnen nicht erzählt, dass es uns die Krankheit Alexinens abgerechnet in Gondokoro sehr gut gefallen hat. Es gab dort eine sehr schöne Terrasse, die zu dem Hause gehörte, das die Tiroler Missionäre erbaut und in Folge von Erkrankungen verlassen haben. Was für schöne Citronen- und Tamarinden-Bäume! Ehe Alexine erkrankte, machten wir eine Exkursion 4 Stunden weit nach dem Berge Belenia, wie die Eingebornen ihn nennen, über eine reiche Ebene mit schönen Bäumen, zahlreichen Heerden von Kühen, Schafen und Ziegen und vielen Dörfern mit Negern, die, so lange ihr Mais dauert, Tag und Nacht singen. Sie haben in jedem Dorfe nach der Reihe ein Fest. Sie sind eine schöne, kriegerische Race, doch etwas streitsüchtig. Wir machten auch eine kleine Exkursion mit dem Dampfschiff, um zu sehen, ob es wahr sei, dass der Fluss oberhalb Gondokoro nicht weiter schiffbar sei. Wir fuhren mit Dampf ungefähr 5 Stunden weit, doch

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Bahr el Ghasal hinaufzufahren und von dort zu Lande gegen Westen vorzudringen, auch erwähnte er, dass er Hoffnung habe, sich dieser Expedition anschliessen zu können 1). In späteren, bis zum 23. Januar d. J. reichenden Briefen meldet er nun definitiv, dass er sowohl wie Dr. Steudner an der Tinne'schen Reise Theil nehmen und wahrscheinlich Jahr und Tag im Lande der Njamnjam sich aufhalten werden. Haben die Reisenden einigermaassen Glück, so ist kein Zweifel, dass sie dort Erhebliches für die Wissenschaft leisten werden. Gerade vom Bahr el Ghasal aus gegen West und Süd erscheint jetzt ein Vorrücken in den unbekannten Kern Central-Afrika's am leichtesten ausführbar. Herr v. Heuglin schreibt:

,,Etwa den 24. Januar reise ich positiv nach dem Ghasal und nach Westen ab. Der Tag der Abreise ist noch nicht ganz sicher, da es fast unmöglich ist, die Leute zur bestimmten Stunde bereit zu halten. Es gehört mehr als Geduld dazu, mit all' diesem Volk von Dienern und Schiffsleuten auszukommen. Madame Tinne hat noch ein viertes Schiff für Lastthier-Transport gemiethet und will nun noch drei oder vier Kameele kaufen. Ich selbst habe mir ausser meinem guten Jagdpferd, das ich von Abd el Woháb Efendi erkaufte, der es vom Sultan Hussein von Darfur als Geschenk erhielt, ein ganz vortreffliches Maulthier eingethan und werde für meine Zwecke noch vier bis sechs Esel erstehen. In Bezug auf die Kosten der Reise habe ich mich sehr getäuscht, trotz aller möglichen Vortheile, die wir durch Madame Tinne geniessen, musste ich heute nochmals 300 Thaler aufnehmen.

,,Dr. Steudner hat vor einigen Tagen 140 Maria-Theresia-Thaler von seiner Mutter erhalten und wird mich nun begleiten, doch weiss ich nicht, wie er sich mit einer solchen Summe ausrüsten kann. Zur Rückreise nach Kairo würde sie natürlich auch nicht zur Hälfte hinreichen und hier kann er keine 2 bis 3 Monate davon leben. Er hat noch sein altes Abessinisches Maulthier, von dem ich zweifle, dass es die Reise aushalten wird, obgleich es einst sehr kräftig war.

,,Trotz aller Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten fehlt uns der gute Muth noch nicht und ich hoffe, die Lust zur Rückreise wird, wenn uns nicht Umstände nöthigen, nicht so bald kommen. Einen eigentlichen Plan habe ich mir nicht gemacht, aber ich denke mindestens weit in das Land der Njamjam vorzudringen. Ist dort eine Lücke nach Westen offen und bleiben mir Mittel und einige

dann wurde das Wasser zu seicht, und da wir nicht weiter fahren konnten, so kehrten wir nach Hause zurück.

,,Was das Auffinden der Quelle des Nil betrifft, so lachen die Leute hier darüber. Wenn man erst über den Fluss Sobat hinaus ist, so ergiessen sich hundert kleine Flüsse in den Nil. In Gondokoro regnet es jährlich 6 bis 8 Monate lang täglich, nicht etwa fortwährend, aber in solchen Güssen, dass gar keine weitere Quelle für den Nil erforderlich zu sein scheint. Was die Berge betrifft, so giebt es deren einige weiter oben und wir sahen sie in der Ferne, doch sie boten durchaus nichts Ergreifendes dar, Nichts, was einer grossen Europäischen Gebirgskette gleicht. Sie erheben sich jählings aus einer sandigen oder mit Wasser bedeckten Ebene."

Die Royal Geographical Society in London, der die Briefe der Damen von einem nahen Verwandten derselben und Mitglied der Gesellschaft, dem Herrn John A. Tinne, mitgetheilt worden sind, wird dieselben in ihren Berichten veröffentlichen.

1) S.,,Geogr. Mitth." 1863, Heft III, S. 106.

Leute, so wollen wir sehen, was von dort aus zu thun ist; möglicher Weise gar Nichts, aber ich bin zufrieden, wenn ich etwa ein Jahr bei den Njamjam bleiben und den Meridian von Darfur nach Westen passiren kann.

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,Wir werden möglichst viele und möglichst genaue Beobachtungen zu machen suchen, namentlich auch Längenbestimmungen. Mit guten Uhren sind wir versehen, da ich eine Sekundenuhr kaufen konnte und die Damen mehrere besitzen. Ausserdem werde ich noch einen grossen Azimuthal-Kompass bekommen und ein Log, das auf dem Gouvernement deponirt sein soll; findet es sich nicht, so fabriciren wir ein solches. Ich hoffe, Ihnen schon von den Req aus eine vollständige Karte über den Lauf des Weissen Nil und Ghasal einsenden zu können. Obgleich meine beiden Barometer unbrauchbar gemacht sind, bin ich doch in Zweifel, ob ich das Aneroid der Expedition mitnehme oder nicht. Ich halte das Instrument für Landreisen ohne Beihülfe eines guten Barometers für ganz unbrauchbar. Das Einsammeln von Naturalien werde ich ohne Zweifel wieder in grösserem Maassstabe betreiben, namentlich wenn es mir möglich ist, die Regenzeit über in den Neger-Ländern zu bleiben.

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Die Inseln der Bass-Strasse und ihre Bewohner.

Über die selten erwähnten kleinen Inseln, welche sich von der Nordostspitze Tasmaniens über die Bass-Strasse nach dem Festland von Australien in eng geschlossener Reihe hinziehen, giebt eine Australische Zeitung einige Nachrichten von allgemeinerem Interesse 1).

Alle diese kleinen Inseln eignen sich zu Ackerbau und Viehzucht, auch sind viele bewohnt. So ist die FlindersInsel, die grösste und wahrscheinlich auch fruchtbarste, von Captain M. L. Smith gepachtet, der sie mit seinen Söhnen anbaut, eben so sind die Badger-Insel, Long-Insel, Clarke-, Moody-, Dog-, Vansittart-, Waterhouse-Insel und andere von Kolonisten besetzt; nur die Chappell-Insel mit ihren Guano-Lagern hat die Regierung reservirt. Der Guano liegt hier unter einer Erdschicht von ungefähr 10 Fuss Dicke, seine Gewinnung ist ziemlich mühsam und seiner chemischen Zusammensetzung nach steht er dem der ChinchaInseln nicht gleich, doch wird er in der Kolonie Victoria hoch geschätzt.

Die Zahl der Europäischen Bewohner der Inseln beträgt zwischen 100 und 150. Sie sind grösstentheils Ackerbauer und Viehzüchter und besitzen zusammen etwa 8000 Schafe, 700 Rinder, 2000 Schweine und eine geringe Anzahl Pferde. Ausserdem aber leben auf diesen Inseln zerstreut sogenannte,,Robbenschläger" (sealers), eine in mehrfacher Hinsicht interessante Mischlingsrace. Sie haben ihren Namen

1) Zur Orientirung s. die Karte von West-Australien, Tasmanien und Neu-Seeland (Nr. 50*) in der neuen Lieferungs-Ausgabe von Stieler's Hand-Atlas, Gotha, J. Perthes, 1863.

aus einer Zeit überkommen, als noch Schaaren von Seehunden dort ihr Wesen trieben und ihr Fang ein gewinnbringendes Geschäft war; jetzt aber, wo nur selten eins dieser Thiere als Fremdling in der Bass-Strasse sich sehen lässt, besteht die Hauptbeschäftigung jener,,Robbenschläger" in dem Fang der Sturmtaucher (mutton bird, Puffinus), die ein sehr werthvolles, schön blassrothes Öl liefern. Wie auf den Orkney- und anderen Britischen Inseln leben diese Vögel in Löchern am Boden. Zu Hausgenossen haben sie in ihren unterirdischen Wohnungen häufig eine grosse Menge meist giftiger Schlangen, aber unbekümmert um diese gefürchteten Reptilien, welche mit den ,,Robbenschlägern" auf ganz besonders freundschaftlichem Fusse stehen müssen, da sie noch niemals einen derselben gebissen haben sollen, ziehen diese mit der Hand den Vogel aus seinem Versteck hervor, drücken ihm Brust und Hals, indem sie den Schnabel über ein Gefäss halten, und pressen so das Öl heraus, das sich in den ersten Verdauungswegen aus der Fischnahrung gebildet hat. Ein einziger Vogel giebt bisweilen Pinte Öl. Nach dieser Procedur wird der Vogel wieder freigelassen, er kehrt sofort in seine Höhle zurück und in sehr kurzer Zeit sammelt sich aufs Neue eine Quantität Öl in ihm an. Der ganze Vorgang lässt sich daher dem Melken der Hausthiere vergleichen und hat den Vortheil, dass die Vögel nicht ausgerottet werden, wie diess auf einigen der Britischen Inseln, z. B. auf Calf of Man südlich von der Insel Man, geschehen ist. Übrigens werden die Sturmtaucher auch als sehr fette, aber gesunde Nahrung von den Insulanern verspeist oder eingesalzen in Launceston auf Tasmania zu Markt gebracht.

Die heutigen,,Robbenschläger" stammen von Ansiedlern ab, welche hier den Seehundsfang betrieben und sich mit eingebornen Frauen aus Tasmania, Victoria und Neu-SüdWales auf den Inseln niederliessen. Noch sind einige dieser Frauen am Leben und wissen von den mächtigen Häuptlingen ihrer Stämme zu erzählen, denen sie durch die gesetzlosen Insulaner entführt wurden; die meisten jener ursprünglichen Ansiedler sind aber längst gestorben. Ihre Nachkommen bilden eine eigenthümliche Mischlingsrace. Sie haben von ihren Europäischen Eltern die Intelligenz und den kräftigeren Körperbau geerbt, die Männer namentlich sind gross, stark und muskulös, die Frauen hübsch und gut gewachsen. Sie kommen wenig mit Anderen in Berührung, gehen nur unter einander Verbindungen ein, sind offenherzig und fast unbekannt mit den Lastern der Civilisation. Besonders wird die Tugend der Frauen gerühmt, die ohne Ausnahme in regelmässiger Ehe leben. Die ganze Kolonie dieses interessanten Völkchens zählt, Frauen und Kinder mit eingerechnet, nicht mehr als etwa 100 Köpfe.

Über die Existenz von zwei Wind-Polen auf der nördlichen Hemisphäre.

Von A. Mühry.

Die geographischen Verhältnisse der beiden atmosphärischen Cirkulations-Ströme, der beiden Passate, auf dem ektropischen Gebiete unserer Halbkugel näher kennen zu lernen, ist anerkannt eine Aufgabe der Meteorologie, deren

Lösung zunehmend dringender gefordert wird; letztere ist eben so wichtig für die Theorie wie für die Anwendung auf Land und Meer. Auch das gerade jetzt so eifrig gesuchte Verständniss der Stürme kann kaum auf Erfolg hoffen, wenn nicht bis zu einem gewissen Grade eine richtige Vorstellung der normalen Vertheilung der Winde als Grundlage vorher erworben ist. Der Verf. dieser Notiz, frühere Untersuchungen fortsetzend, welche besonders an einen im Jahrg. 1861, Heft VIII, dieser Zeitschrift mitgetheilten Aufsatz:,,Die Meteorologie der nördlichen Polarzone", sich anschliessen, hat versucht, einigermaassen die Beantwortung dieser Frage durch komponirende Zusammenstellung und Ordnung zahlreicher Thatsachen zu fördern. Die Ergebnisse, von ihren Belegen begleitet, werden binnen sehr kurzer Zeit in einem Hefte veröffentlicht werden unter dem Titel: „,Beiträge zur Geo-Physik und Klimatographie. H. I.” Hier mögen sie nur in einigen Sätzen zur Kenntniss gebracht und der Beachtung und Nachsicht empfohlen werden.

1. Wie und da wo in der geographischen Vertheilung der Temperatur, welche ja die Gesetzgeberin der ganzen Erd-Meteoration ist, zwei Winterkälte-Pole sich ergeben haben, nämlich in der Mitte der polarischen Kontinentalitäten, ein Asiatischer und ein Amerikanischer, sind auch zwei Pole mit dem grössten Luftdruck zu erwarten; die von der Theorie aus den Eigenschaften der Winde zu folgernde Zunahme des mittleren Barometerstandes nach dem Pole hin wird nicht gefunden, wenn man, wie öfters versucht ist, die einzelnen örtlichen Werthe in der Richtung der Meridiane auf den beiden Oceanen verfolgt, was eher eine Abnahme dahin ergiebt, weil man hier ein BarometerThal entlang geht; aber zwei Barometer-Pole finden sich auf den angedeuteten beiden Räumen.

2. Auch für die Richtung der beiden Passate, des Polar-Stroms und des Äquatorial-Stroms, muss man nun auf das Vorhandensein von zwei centrischen Gebieten als Ausgangs- und Rückkehrspunkten schliessen, also auf zwei Wind-Pole, welche zusammenfallen mit jenen zwei Kälteund barischen Polen; wirklich findet man, dass die Achsen der ganzen meteorischen Windrosen (am stetigsten die der barischen) jene beiden Gebiete strahlenförmig umkreisen.

3. Was das räumliche Vorherrschen des einen oder des anderen der beiden Passate betrifft, so ergiebt sich, dass das Vorherrschen des Äquatorial-Stromes nur auf den beiden Oceanen, Europa mit eingeschlossen, gültig ist, dass dagegen auf den beiden grossen Kontinenten der PolarStrom es ist, welcher an Häufigkeit, Dauer und wahrscheinlich auch an Stärke vorherrscht.

4. Die beiden grossen Cirkulations-Ströme haben das Streben, nach rechts zu drängen, wie die Flüsse, in Folge der Erd-Rotation, und in solcher Weise erfolgt abwechselnd ihr Verschieben; das Drehungsgesetz bezieht sich auf die Windfahne, welche es befolgt, während die beiden Passate bei ihrem Wechsel nur pendelartig sich verschieben.

5. So sind zwei gesonderte Wind- und Wetter-Systeme auf dem ektropischen Gebiete der nördlichen Hemisphäre zu denken, eins für Asien und Europa, ein anderes für Nord-Amerika.

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