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löst, dass dieses Thal keine Strasse bis zur Vereinigung beider grossen Winterbäche je durchschnitt. Von Bettir hinauf gen El-Hasan, um etwa hier einzulenken, geht es steil und besteht einer der schlechtesten Wege, während die Jerusalem-El-Chadher-Strasse, sich sorgfältig an die Wasserscheide haltend, starke Steigung vermeidet oder umgeht.

Hingegen konnte eine Strasse durch den Wâdi Dêr Jâsîn, im Wâdi Sâtâf, Wâdi Ismaîn und Wâdi Sarâr in der Richtung nach Askalân oder Ghaseh angelegt sein. Die Strasse über Abu Ghôsch und Ramleh ist die heute weitaus am meisten besuchte.

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Wir gehen jetzt über zur Verbindung der Meeresküste mit Jerusalem. Für diese Stadt ist eine möglichst kurze und eine gute Verbindung mit einem Meereshafen von unendlichem Werthe. Die in unsern Tagen gebrauchteste Strasse vom Bâb Wâdi Ali bis Jerusalem ist zu allen Zeiten des Jahres schlecht, besonders setzt sie Kräfte und Muth des schwachen Geschlechts auf die Probe, und wenn man auf den Meeresfluthen die Leiden überwunden, warten auf den Pilger und die Pilgerin noch andere, oft noch grössere; von Lâtrûn abwärts bis Jâfa ist bei stark anhaltendem Regen die Strasse, wenn nicht geradezu ungangbar, doch ungemein beschwerlich. Ja, es kann der Fall eintreten, dass man in Jerusalem oder Jâfa auf bessern Weg Tage lang warten muss, und man mag sich wohl die peinliche Lage dort oben vorstellen, wenn man in der Küstenstadt gerade auf ein Dampfschiff eintreffen sollte. Wir kennen zwei Hauptstrassen zwischen Jerusalem und Jâfa, die über Abu Ghôsch und Ramleh und die im Wâdi Soleiman über Lidd. Die erstere ist in der Gebirgsgegend durch zwei Querthäler eingeschnitten, durch das eine von Bêt Hanîna und durch das andere von Bêt Nakûba. Dieser Umstand hat zur nothwendigen Folge, dass es doppelt Steigungen und Gegensteigungen, und zwar von bedeutendem Belange, giebt. Die Pilgrime, man möchte behaupten, alle ohne Ausnahme, ziehen diese Strasse vor. Sie bietet allerdings den Vortheil der Kürze. Die andere oder nördliche Strasse zieht nördlich von Ed-Dschib vorbei, dann im Wâdi Soleimân weiter, ohne eine Gegensteigung, ziemlich gleichmässig fallend, nach Lidd und gegen Jâsûr. Nach eigener Anschauung könnte ich die nördliche, wahrscheinlich beachtenswerthe, Abzweigung über Bethoron nicht beurtheilen. Stark beladene Kameele treibt man noch am liebsten durch den Wâdi Soleimân. Der Aus

gangspunkt ist bei diesen Strassen Jâfa; allein es könnte, wie auch in ältern Zeiten, andere Ausgangspunkte geben, als: in Cäsarea, Jamnia (diess am bequemsten für die Benutzung des Wâdi Rubîn), Askalon. Der Menschenstrom hat sich jedoch, zwischen den verschütteten und versandeten Häfen, seit vielen Jahrhunderten so beharrlich auf Jâfa gewälzt, dass man vorläufig da stehen bleiben muss, ohne in Abrede stellen zu wollen, dass eigentlich nichts Ganzes denkbar, keine rationelle Durchführung möglich ist, bis die Hafenfrage nach sorgfältiger Untersuchung und Prüfung entschieden sein wird. Bei allen Bemühungen, die Jerusalem den Europäern für das Gedeihen der Stadt verdankt, kann man sich (und doch sollte man sich) bei der partikularistischen Zerfahrenheit kaum wundern, dass noch keine gewöhnliche Fahrstrasse alles Ernstes angestrebt und in Angriff genommen wurde; das Projekt über eine Eisenbahn wird aus dem Grunde nicht besprochen, weil es zur Zeit mehr abenteuerlich erscheint. So lange keine Strasse kunstgerecht gebaut ist, so lange sind an die Erreichung der Heil. Stadt von der Küste aus unleugbare Mühseligkeiten gekettet, so lange bleibt der Franke vom Fellachen, welcher die Preise theilweise diktirt, abhängig... Ja dann erst, wenn eine gute Strasse, am zweckmässigsten wahrscheinlich über das mit Unrecht in Schatten gestellte Lidd und durch den Wâdi Soleimân, hergestellt wäre, würde Jerusalem, seiner Weltstellung gemäss, neu aufblühen durch einen ausserordentlich erleichterten Verkehr zu allen Jahreszeiten, durch vermehrten Zufluss neugieriger und frommer Reisender.

Mein Rückblick wird wohl einleuchtend machen, dass in Palästina noch Manches aufgeräumt werden sollte. Ich wählte nicht gerade die ergiebigste Gegend. Der Strich von Nâbulus abwärts gegen das Mittelländische Meer mit dem ganzen Karmel würde beispielsweise dem suchenden Geographen weit mehr versprochen haben, während dieser dem Naturforscher die Freude an den nahe bei Kaifa in der Wildniss lebenden Tigern, Leoparden und Hyänen nicht missgönnte und den Dr. Johannes Roth für seinen Neufund des Krokodils beglückwünscht 1).

1) Aufmerksam gemacht durch Roth, frug auch ich diesem Thiere nach. Nach mehrseitiger Erkundigung hält sich das Krokodil, das nicht einmal selten sei und dort auf Arabisch temsâh genannt wird, im Fluss Tamûr auf, der in der Nähe von Tantûra vorbeifliesst. Einer der Erzähler sah selbst das Ei von einem Palästinischen Krokodil.

Der Tschu-kiang, Canton- oder Perl-Strom, von Canton bis Macao und Hongkong. Nach neueren Untersuchungen.

(Mit Karte, s. Tafel 2.)

Es war um das Jahr 1556, also bereits vor 300 Jahren, als Europäer sich zum ersten Male an einem Punkte des Chinesischen Reiches, und Ost-Asiens überhaupt, fest niederliessen. Das waren die Portugiesen und ihre Ansiedlung und Festung Macao, belegen an der grossen, meerbusenähnlichen Mündung des heut zu Tage gewöhnlich nach der Stadt Canton benannten Stromes. Macao, wenn auch sein Glanz längst verblichen, bildete die erste Basis aller nachherigen Beziehungen der Europäer zu den Chinesen, und am frühesten vom ganzen Chinesischen Reiche erhielten Europäische Geographen genaue Kenntniss von Macao's Umgegend und dem Canton-Strom. Auch jetzt noch kennen wir keine Gegend von China innerhalb des blossen Küstenrandes so genau als die Strecke von. Macao bis Canton, was etwa mit der Elbe-Strecke von Cuxhafen über Hamburg hinaus bis Lauenburg korrespondirt. Doch würde man vergeblich in der Mehrzahl der besten und neuesten unserer Atlanten nachschlagen, wollte man sich eine einigermassen ausreichende Vorstellung dieser Gegend zu verschaffen wünschen. Da uns nun ganz neue Materialien zur kartographischen Darstellung dieses Theiles der Erde vorliegen, und das Bedürfniss einer solchen Arbeit

besonders einer speciellen, ausreichenden und dabei handlichen Karte immer dringender wird, so halten wir es für eine angenehme Pflicht, den Lesern dieser Zeitschrift durch Karte und Text einen Überblick vorzulegen von dem, was man von diesem Theil des Chinesischen Reiches im Lichte der Gegenwart weiss.

Die

Die Englischen Aufnahmen des Canton-Stromes. ersten genauen Aufnahmen des unteren Tschu-kiang, der grossen Bai, in die er sich ergiesst, und der zahllosen Inseln, welche die letztere in Ost, Süd und West umgeben, wurden von den Kapitäns Ross und Maughan ausgeführt und erstreckten sich aufwärts bis zur Zweiten Bar-Pagode. Vervollständigt wurden sie später durch die von Kapitän James Horsburgh, dem berühmten Hydrographen der OstIndischen Kompagnie, während vieler Reisen nach Canton angestellten Vermessungen und durch die Aufnahmen der östlich von Lintin gelegenen Küsten und des Lintin-Sandes durch Kapitän Blakely und andere Offiziere der OstIndischen Kompagnie. Über die Strecke von der Zweiten Bar-Pagode bis Canton gaben zuerst die Arbeiten der Kapitäns Newell, Auber und Moffat bestimmteren Aufschluss, doch bezogen sie sich nur auf den nördlichsten, die WhamPetermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft I.

poa-Insel einschliessenden Arm, der früher ausschliesslich zur Kommunikation zwischen Canton und seinem Hafen Whampoa benutzt wurde. Alle diese frühern Aufnahmen, bis etwa zum Jahre 1830, wurden von Berghaus in seinem,,Atlas von Asia" dem Blatte Nr. 16 zu Grunde gelegt, welches bisher als die speciellste. und beste der in Deutschland erschienenen Darstellungen des Canton-Flusses gelten durfte.

Im Jahre 1840 führte Sir E. Belcher seine umfangreiche Vermessung des Canton-Flusses und der vorliegenden Inseln aus, auf der hauptsächlich die neueren Englischen Admiralitätskarten beruhen; doch blieb das Gewirre zahlreicher Arme und Anastomosen, welches der Fluss in der Umgebung von Canton bildet, bis auf den nördlichsten Arm grössten Theils unbekannt. Erst im Verlaufe des Kriegs von 1841 entdeckten die Engländer einen südlichern Arm, die sogenannte Blenheim-Passage, die sich den Faktoreien bei Canton gegenüber abzweigt, die Honan-Insel umgiebt und sich unterhalb Whampoa wieder mit dem nördlichen Arm vereinigt; zugleich wurden sie mit einem westlich von der Stadt von Norden nach Süden verlaufenden Gewässer bekannt, das sie Nemesis-Reach') nannten. Überhaupt haben die Aufnahmen der Engländer während der Kriege von 1841 und 1847 zur Vervollständigung und Berichtigung der Belcher'schen Karte sehr viele Beiträge geliefert, und namentlich befuhr die „,Nemesis" im Jahre 1841 den grössten Theil des Hong-shang oder BroadwayFlusses, eines schmalen und seichten Armes, der nordwestlich von Macao mündet und dessen zahlreiche Verschlingungen auf den Engl. Admiralitätskarten vorzugsweise nach einer Chinesischen Manuskriptkarte niedergelegt sind. Auch der gegenwärtige, im Herbst 1856 begonnene und durch die Vorgänge in Indien nur unterbrochene Krieg hat wieder manche Aufschlüsse zur Folge gehabt, besonders weil die Engländer dabei flach gehende Kanonenboote benutzen, mit denen sie selbst in die seichteren Arme und kleineren Passagen, die Schlupfwinkel der Chinesischen KriegsDschunken vorzudringen vermögen. So verfolgten im Mai 1857 die Kanonenboote unter Commodore Elliot mehrere der Mündungsarme des Tong-kiang aufwärts bis zur Stadt

1) Wir haben auf der Karte wie im Texte fast immer die Englischen Bezeichnungen und die Orthographie der Engl. Admiralitätskarte beibehalten. Reach bedeutet eine Flussstrecke; unter dem ebenfalls häufig vorkommenden Creek versteht man einen kleinen, seichten Flussarm.

2

Tungkuan, und im Juni gelangte Commodore Keppel mit Booten bis in die Nähe der Stadt Fatscham auf dem schmalen, seichten Arm, der südlich von der Gough-Insel mündet. Die grosse Belcher'sche Aufnahme des Canton-Stromes wurde von der Britischen Admiralität bereits im Jahre 1846 auf fünf Blättern grössten Karten-Formates (Double Elephant) in Kupfer gestochen und zu 15 Schill. (5 Thaler) publicirt. Von diesen Blättern ist vor ein paar Monaten eine neue Ausgabe erschienen, die viele Nachträge und Berichtigungen enthält. Diese fünf Blätter liegen unserer Karte zu Grunde, und zwar enthält sie, mit ein paar Ausnahmen, alles Detail des Englischen Originals. Doch sind selbst auf diesen neuesten und besten Kartenblättern des Canton-Flusses nicht sämmtliche Resultate neuester Forschungen zu finden, wie z. B. die des Commander Elliot in den bedeutenden östlichen, nach der Stadt Tungkuan führenden Abzweigungen des Stromes. Wir haben dieselben nach einem Original-Bericht des Commander Elliot in den Illustr. London News, 15. August 1857, benutzt, und sie erscheinen unseres Wissens in dieser Arbeit zuerst in einer genauen Karte. Ausserdem benutzten wir mehrere andere Quellen, unter denen wir bloss aufführen wollen die Karte des Missionärs Winnes vom Sinon-Kreise in dem sauber ausgeführten,,Atlas der Evangelischen Missions-Gesellschaft zu Basel", von J. Josenhaus.

Dass der Canton

Das Flussgebiet des Canton-Stromes. Fluss für die Beziehungen China's zu den auswärtigen Mächten von der grössten Bedeutung ist, geht schon daraus hervor, dass ihn die Engländer, gestützt auf ihre rasch emporblühende Kolonie Hongkong, in allen Konflikten mit dem Chinesischen Reiche zur hauptsächlichsten OperationsBasis machten. Er gestattet den Zugang zu einer der bevölkertsten Städte des Reichs, übt den grössten Einfluss auf den ausserordentlichen Handelsverkehr derselben aus und bildet den Centralpunkt des ganzen südlichen China. In ihm vereinigt sich der Tschu-kiang (Tschu-Fluss), der, in Yun-nan entspringend, die Provinzen Kwangsi und Kwangtung von Westen nach Osten durchläuft, mit dem Pi-kiang und Tong-kiang, welche die Gewässer der nördlichen und östlichen Theile von Kwangtung sammeln; sein Flussgebiet erstreckt sich also im Norden bis an die Bergzüge, welche die südliche Wasserscheide des Yang-tsekiang bilden, im Westen bis in die Gebirge Yun-nans, im Osten bis nach Fokien hin. Wenn daher die Beherrschung des Canton-Flusses durch eine fremde Macht auch nicht in der Weise an das Herz des grossen Reiches herangreift, wie etwa eine Besitzergreifung der Provinz Kiangsu, welche die Mündungen der beiden grössten Ströme China's, des Yang-tse-kiang und Gelben Flusses, in sich fasst und durch den grossen Kaiser-Kanal sogar mit den nördlichsten Pro

vinzen und Peking in Verbindung gesetzt ist, so hat sie doch eine ungleich grössere Bedeutung, als die Herrschaft über die meisten andern Küstenpunkte, welche dem auswärtigen Handelsverkehr geöffnet sind.

Der Canton-Fluss ist nach Robert Fortune „einer der imposantesten Gegenstände, die der Reisende in China antrifft". Das Meer ist in der Nähe seiner Mündung über und über mit zahllosen Inseln besetzt, von denen die meisten gebirgig sind, riesige Felsenmassen zeigen, aber nur eine spärliche Vegetation tragen. Von Osten nach Westen finden wir hier Hongkong und Lamma, die grosse Insel Lantao, umgeben von dichten Gruppen kleiner Inseln und Felsen, und südlich von Macao die Inseln Montanha, Koko, Macarina und Typa; in südlicherer Reihe schliessen die Lema-, Kypong- und Ladronen-Inseln nebst Lingting, der Samun-Gruppe und Aichau diesen Archipel gegen das offene Meer ab. Die bemerkenswerthesten Punkte sind hier die alte Portugiesische Besitzung Macao im Westen und das im Jahre 1841 von den Engländern okkupirte Hongkong im Osten.

Macao.,,Macao", sagt W., Heine (Reise um die Erde nach Japan, 1856), „,war zur Zeit der Blüthe Portugals ein Hauptstapelplatz des Chinesischen Handels und in Folge dessen erhielt die auf einer Halbinsel gelegene Stadt schnell eine bedeutende Ausdehnung. Die beherrschenden Höhen sind mit Forts gekrönt und für den Zustand des Befestigungswesens in jener Zeit ihrer Erbauung jedenfalls stark zu nennen. Eine Menge Kirchen, Klöster und andere hervorragende Gebäude, meist sehr pittoresk gelegen, zieren die Stadt, deren geräumige, gut gepflasterte und reinlich gehaltene Strassen den Eindruck grosser Behäbigkeit machen. Auf Promenaden, öffentliche Brunnen, grosse Freitreppen und dergleichen ist gleichfalls viele Aufmerksamkeit verwendet und der heimathliche Baustyl der Portugiesen mit seinen Maurischen Anklängen, zu denen hier noch einige Anwendung der in China üblichen Farben kommt, eignet sich ganz vortrefflich zur Umgebung. Die Bevölkerung erschien mir gesellig und von ziemlicher Bildung, das Leben erträglich und keineswegs kostspielig, kurz, in dieser Beziehung schien mir Alles ganz gut zu stehen. In Allem jedoch, was die Vorzüge eines Handelsplatzes und Hafens der Neuzeit betrifft, entspricht Macao den Bedürfnissen nur auf höchst unvollkommene Weise. Des seichten Wassers wegen müssen selbst die kleineren Schiffe viel weiter vom Lande abliegen, als in Hongkong, die grösseren sogar sechs Englische Meilen; die Güter müssen in kleinen Dschunken verladen werden, um ans Land zu gelangen, was die Geschäfte um so mehr erschwert, als noch dazu der Ankergrund gänzlich ungesichert gegen Winde ist, und so die Arbeit des Aus- und Einladens

oft Tage lang unterbrochen wird'). Hongkong scheint dem hiesigen Handel den letzten Todesstoss zu versetzen; die bedeutendsten Handelshäuser siedeln dahin über."

Hongkong. -,,Diese Insel kann nämlich, wie alle von den Engländern in der Neuzeit in Besitz genommenen Häfen, in Bezug auf die für einen solchen erforderlichen Eigenschaften kaum günstiger gewählt sein. Die Lage von Victoria auf der Nordseite einer, etwa 18 bis 20 Engl. Meilen im Umkreis messenden, gebirgigen Insel, inmitten eines ebenfalls gebirgigen Archipels, gewährt dem sehr geräumigen Hafen den Vortheil zweier sich gegenüber liegender Eingänge, so dass beinahe bei jedem Winde gefahrlos eingelaufen werden kann. Das Meer ist beinahe durchgängig bis dicht an die Ufer sehr tief, so dass Schiffe von 15 Fuss Tiefgang in ganz geringer Entfernung vom Lande ankern können, ja selbst Schiffe von 25 Fuss ankern nur 300 bis 400 Yards (900 bis 1200 Fuss) weit. Ein weicher, zäher Lehmboden giebt guten Ankergrund bis dicht an die Küste, und ein Schiff, das seine Anker schleppte oder verlöre und auf die Küste getrieben würde, dürfte kaum wesentlichen Schaden zu befürchten haben, wenn nicht schon überhaupt die 800 bis 1800 Fuss hohen Berge, welche das Hafenbassin umgeben, nach allen Seiten hin genügenden Schutz gegen den, im Herbst und Winter in diesen Gewässern grosse Verheerungen anrichtenden, Typhun gewährten. Eben so vortrefflich ist die Lage in Bezug auf Vertheidigung; einige wenige Landbatterien im Verein mit einigen Kriegsschiffen, Kanonenbooten oder schwimmenden Batterien in den beiden Einfahrten würden vollkommen hinreichen, um jedweden Angriff zurückzuweisen. Trinkwasser liefern die Granitberge der Insel in bester Qualität, aber in Bezug auf Nahrungsmittel ist die Insel auf Einfuhr angewiesen. Was für grosse kommerzielle Vortheile Hongkong bietet, lässt sich aus dem wunderbar schnellen Aufblühen des Platzes 2), den zahlreichen und trefflichen öffentlichen Bauten, den schönen, geräumigen Häusern, dem regen Leben in den breiten Strassen und dem überall ersichtlichen Wohlstande hinreichend schliessen. Durch die Terrainverhältnisse bedingt, hatte Victoria noch vor wenigen Jahren nur eine einzige, parallel mit dem Ufer laufende Strasse; jetzt sind deren schon drei, theils neben, theils über einander laufend, durch viele Querstrassen, an manchen Orten mit Stufen,

1) Die östlich von Macao gelegene Rhede, von der Heine hier spricht, hat nach den Englischen Seekarten erst in der Entfernung von fast 2 Naut. Meilen eine Tiefe von 3 Faden, 11⁄2 Naut. Meilen weiterhin wird sie 4 bis 41⁄2 Faden und abermals 4 Naut. Meilen weiter 5 Faden tief, so dass grosse Kriegsschiffe nur verhältnissmässig weit von Macao ankern können. Der schmale Eingang zu dem inperen, westlichen Hafen ist nur 134 Faden tief, gestattet also auch gewöhnlichen Handelsschiffen die Einfahrt nicht.

2) Victoria zählt schon etwa 15,000 Einwohner.

unter einander verbunden. Selbst kleine Schluchten zwischen den Bergen und einzelne vorspringende Abhänge sind bereits mit monumentalen Bauwerken nicht unmalerisch bedeckt."

Unter solchen günstigen Bedingungen ist Hongkong rasch der Hauptstützpunkt der Englischen Macht in China geworden; dort haben die obersten Behörden, welche den Verkehr zwischen Gross-Britannien und China vermitteln, ihren Sitz, dort befinden sich die bedeutendsten Magazine und Arsenale und von dort nahmen alle kriegerischen. Operationen ihren Ausgang, zu denen die schwierigen kommerziellen Beziehungen mit China so häufig Veranlassung gegeben haben.

Nähert man

Das äussere Bassin des Canton-Flusses. sich, die äusseren Inselgruppen verlassend, der Mündung des Canton-Flusses, so gelangt man zunächst in das grosse Becken, das von den Engländern,,Outer Waters" (Äusseres Bassin) genannt wird. Es dehnt sich durch etwa einen halben Breitengrad (22° 15′ bis 22° 45′ N. Br.) von dem Lantao-Archipel bis zur Bocca-Tigris aus, wird im Osten vom Festland, im Westen von grossen, durch den Hongshan insclartig abgetrennten Landstrichen, namentlich der Macao-Insel, begrenzt und schliesst mehrere kleinere Inseln ein, wie die Lintin- und Kee-ow-Insel, die Inseln der Tyshan-Bai, Lankeet, Sampan-chow oder Boot-Insel und andere. Auch diese Küsten und Inseln sind zum Theil gebirgig, doch trifft man auf ihnen, namentlich an den Ufern, auch ausgedehnte Niederungen, die mit Reisfeldern bedeckt sind und in denen man hie und da einige hübsche, von Bäumen und Gebüschen umgebene Häuser oder Hütten gewahrt. Das friedliche Ansehen der Wohnungen, die Fülle des üppig wachsenden Reises und der Reichthum an Fischen in diesen Gewässern könnten zu dem Glauben verleiten, dass die Bewohner ein stilles, glückliches Leben führten, aber gerade jene anscheinend friedlichen Dörfer beherbergen die zahllosen Räuberbanden, welche seit langer Zeit durch ihre Keckheit und Grausamkeit den Canton-Fluss und dessen Umgebungen berüchtigt gemacht haben, die noch in der Jetztzeit sehr häufig kleine Schiffe überfallen, die Mannschaft morden und die Waaren rauben, die sich in dem vorjährigen Kriege selbst bis dicht unter die Geschütze der Englischen Kriegsschiffe wagten.

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Anunghoy-Insel einspringende Anson-Bai, wird aber bald von Neuem eingeengt und überdiess durch die beiden Wantong-Inseln in zwei Passagen geschieden. Ehe man die Bocca verlässt, hat man noch das östliche Kap der Tiger-Insel zu umfahren, das in seinen Umrissen einige Ähnlichkeit mit dem Kopf eines Tigers zeigt und dadurch der Insel und der ganzen Mündung den Namen gegeben hat. Oberhalb der Mündung erweitert sich der Fluss beträchtlich und bietet den Anblick eines Binnensee's. Die Landschaft wird jetzt schön und pittoresk, die ausgedehnten kultivirten Ebenen längs der Ufer werden in der Ferne von Bergen umsäumt, die zwar der Vegetation entbehren, aber einen hübschen Hintergrund zu dem Gemälde bilden. Sowohl auf den Inseln im Fluss als auf den Niederungen des Festlandes wachsen grosse Mengen Reis. Die Fluth wird von den Feldern durch Deiche abgehalten, auf denen die Bewohner Pisang ziehen. Auch Zuckerrohr wird hier in ausgedehnter Weise angebaut. Ausserdem wächst auf den Ebenen in der Nähe des Flusses eine grosse Anzahl der gewöhnlichen Fruchtbäume des Landes, wie der Manglebaum, die Guava, Cookia punctata, Leechee, Longan, Orangen, Citronen und Pumelows; ferner sieht man häufig Cypressen, Thuja, Bananen, Feigen, Bambus, eine Art Trauerweide und andere Bäume. Längs der Ufer wird Lotus in grosser Menge gezogen und ähnlich wie die Reisfelder durch Deiche eingehägt. Flussarme und Kanäle durchschneiden die weiten Ebenen in den verschiedensten Richtungen; an mehreren derselben liegen Dörfer und Ortschaften, entweder auf etwas erhöhtem Terrain und von soliderem Material erbaut, oder in der Niederung und nur von Bambus und auf Pfählen errichtet. Wenn dann die steigende Fluth die Felder unter Wasser setzt, liegen die Ortschaften gleich kleinen Inseln in denselben. Bei der sogenannten Zweiten Barre zieren eine grössere und eine kleinere Pagode das linke Ufer. Von Osten her münden hier die Arme des Tong-kiang, der fast alle Gewässer des östlichen Theils der Provinz Kwangtung in sich vereinigt. Bis zu der nördlichsten dieser Mündungen behält der Fluss seine nordnordwestliche Richtung stetig bei, von da an wendet er sich aber mehr nach Westen und wird zugleich durch die Erste Bar-Insel, die Sechs Flachen Inseln und die Dänen-Insel in zwei Arme getheilt, von denen der nördliche nach Whampoa, der südliche in die BlenheimPassage führt.

Whampoa, der Vorposten Cantons.,,Von Whampoa", heisst es in Heine's Werk,,,ist wenig Bemerkenswerthes zu sagen, als dass es den Stapelplatz für den Canton-Handel bildet, wie Cuxhafen für Hamburg und Bremerhafen für Bremen; denn da das seichte Wasser den grösseren Schiffen nicht verstattet, den Fluss weiter hinaufzugehen,

so müssen die Güter hier in Dschunken und Boote umgeladen werden. Der Ort selbst mag mehrere hundert Häuser aus Bambus enthalten, mit im Verhältniss ziemlich zahlreicher Einwohnerschaft, und eine eben so grosse Anzahl lebt ganz und gar auf Booten. Der Ankergrund für Schiffe ist gut, sicher und geräumig, die Verbindung mit dem Lande und Canton leicht; doch soll von den täglich zweimal durch die Einwirkung der Ebbe und Fluth überschwemmten Reisfeldern das Klima höchst ungesund sein und das Wasser des Flusses, hier das einzige Trinkwasser, leicht Kolik und Dysenterie erzeugen. Mosquitos sind hier vorhanden, so viele das Herz nur wünschen mag, und einige unserer süssblutigen Midshipmans sahen am Morgen ganz getigert aus."

Die

Der Ort Whampoa liegt auf der gleichnamigen schmalen und gegen vier Nautische Meilen langen Insel, die durch den Whampoa-Kanal vom Festland, durch Fiddler's Reach von der grossen Honan-Insel getrennt wird. letztere begrenzt im Norden der kurze, seichte Arm, der gewöhnlich zum Verkehr zwischen Canton und Whampoa benutzt wird, im Süden zieht sich dagegen bogenförmig die im Jahre 1841 von den Engländern entdeckte Passage um sie herum. Diese hat den allgemeinen Namen Blenheim-Passage erhalten, trägt jedoch ausserdem in verschiedenen Theilen noch andere Namen; so heisst der die Franzosen- und Haddington-Insel von Honan abtrennende Arm Elliot-Passage und der nordwestliche Theil, oberhalb der Mündung des Fatscham-Creek, Macao-Fort-Passage. Von ihrem südwestlichen Winkel zweigt sich der Hongshan ab. Die so gebildeten Inseln sind, wie auch das anliegende Festland, flach, zum grossen Theil angebaut und mit vielen Dörfern und hohen Pagoden besetzt. Zahllose kleine Wasserläufe und seichte Kanäle, meist noch ganz unbekannt, durchziehen sie nach allen Richtungen und machen sie zum Reisbau vorzüglich geeignet.

Canton, Fluss und Stadt. Bei Canton ist der Fluss breiter als die Themse bei London Bridge und bis vier Faden tief. Die Scenerie in der Umgegend der Stadt und dem anliegenden Lande ist reich und mannigfaltig, bietet aber nichts Grossartiges. Im Norden und Nordosten der Stadt ist das Land hügelig und sogar gebirgig; im Süden bedeckt, so weit das Auge reicht, Wasser in zahlreichen Flussarmen und Kanälen einen beträchtlichen Theil, vielleicht der ganzen Oberfläche. Reisfelder und Gärten nehmen die niedrigen Landstriche ein, hie und da von einigen kleinen Hügeln und Baumgruppen unterbrochen, welche Abwechselung in die sonst einförmige Fläche bringen.. Als bemerkenswerther Punkt auf der Honan-Insel ist die grosse Pagode zu nennen, die Heine in seinem Werke so ausführlich beschrieben hat.

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