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2. Die Darstellung der Neugestaltung Österreichs bildete ursprunglich einen Theil des grossen ethnographischen Werks des Herrn von Czoernig, welches wir S. 298 dieses Jahrgangs ausführlich besprochen haben. Bei dem grossen Interesse des dargestellten Gegenstandes ist der besondere Abdruck dieses Theils ein höchst dankenswerthes Unternehmen, zumal es dem Herrn Verf. Gelegenheit gab, das früher Geschriebene zu vervollständigen und sein Thema bis auf die neueste Zeit zu erschöpfen. So liegt uns denn eine vollkommen abgerundete Darstellung jener langen Reihe von Reformen in den verschiedensten Zweigen der Gesetzgebung und Verwaltung Österreichs vor, welche während der letzten neun Jahre ausgeführt wurden, so wie der dadurch bedingten Einrichtungen und der bisher erzielten Erfolge, und zwar nicht in einer trockenen schematischen Aufzählung, sondern in einer lebensvollen Schilderung, die es nicht verkennen lässt, dass sie aus der genauesten Kenntniss der einzelnen Verwaltungszweige, so wie der gesammten volkswirthschaftlichen Thätigkeit des Staates geflossen ist. Gerade diese zuletzt genannte Eigenschaft, die zur Durchführung des umfangreichen und schwierigen Unternehmens unumgänglich nöthig war, dürfte so leicht kein anderer Gelehrter Österreichs in dem Grade besessen haben wie Herr v. Czoernig. Das Werk umfasst 728 Seiten gross Oktav.

3, 79. Das Büchlein von Merklas: Gemälde von Prag u. s. w., ist ein zum Gebrauch für Fremde bestimmter kurzer Abriss des Sehenswürdigen in der Stadt und Umgegend. Dasselbe bildet die siebente Auflage von Gerie's Prag und ist mit einem Titelkupfer und einem mit Terrainzeichnung versehenen Situationsplan der Stadt ausgestattet.

4. Indem wir bei Erwähnung dieser zweiten Auflage von B. Cotta's Deutschlands Boden auf das verweisen, was im Allgemeinen über dieses sehr verdienstliche Werk in den,,Geogr. Mitth.", Jahrg. 1855, S. 235 gesagt worden ist, bemerken wir nur, dass in dieser neuesten Bearbeitung die geologische Beschreibung von Deutschland und die Lehre vom Einfluss des Bodenbau's auf das Leben der Menschen schärfer von einander gehalten worden ist, als es in der ersten Auflage der Fall war; jene wird allein in dem ersten Theil behandelt, der daher bei dem vierten Abschnitt der ersten Auflage abbricht und dann nur noch die vervollständigten und in Eins zusammengestellten sehr werthvollen Literaturbeilagen enthält, übrigens aber nur geringe Umgestaltung erfahren hat. Der Inhalt des zweiten Theils dagegen, welcher den Einfluss des Bodenbau's auf das Leben der Menschen erörtert, scheint in bedeutenderem Maasse umgearbeitet und vermehrt worden zu sein. Jeden Falls aber hätte der sonst so sorgsame Herr Verf. einige Ungenauigkeiten in den topographischen Angaben verbessern können, auf welche frühere Besprechungen seines Werks aufmerksam gemacht haben.

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5, 6. Die obigen Lieferungen der geschätzten, von W. Dunker und Herm. v. Meyer herausgegebenen Palaeontographica enthalten den zweiten Theil der Beiträge zur Kenntniss der vorweltlichen Flora des Kreidegebirges im Harze von August Wilhelm Stichler, welcher die Flora des Langebergs bei Quedlinburg behandelt und mit vier lithographirten Tafeln ausgestattet ist, und eine Abhandlung von R. Ludwig über die fossilen Pflanzen aus der jüngsten Wetterauer Braunkohle mit sieben lithographirten Tafeln. Aus dem sechsten Bande derselben Zeitschrift liegt uns ein luxuriös ausgestatteter besonderer Abdruck von H. v. Meyer's,,Reptilien aus der Steinkohlen-Formation in Deutschland" in Folio - Format vor. Den Hauptinhalt dieses Werkes bildet eine detaillirte Beschreibung des merkwürdigen Archegosaurus, von welchem der Verfasser die Bruchstücke von 271 Individuen untersuchen konnte,,,ein Material, wie es sich kaum je wieder in Einer Hand zusammen finden wird". Hierdurch war der Verf. in den Stand gesetzt, neben der fast vollständigen Ergründung seines Baues die Entwickelung von der Zeit an, die gleich nach Beendigung des Fruchtlebens eintrat, durch alle Stufen hindurch bis zum ausgewachsenen Thier zu verfolgen, was man bei einem Reptil aus der ältesten erdgeschichtlichen Periode kaum für möglich halten sollte. Kürzer sind der Sclerocephalus Häuseri und Apateon pedestris beschrieben. Sechzehn zugehörige lithographirte Tafeln enthalten etwa 125 sehr schön und deutlich ausgeführte Abbildungen dieser Reptilien, wobei nur zwei die beiden letztgenannten, alle übrigen den Archegosaurus betreffen. Wir können nur wünschen, dass sich solche gediegene und treffliche wissenschaftlichen Arbeiten auch lohnen mögen.

7. Das Werk der Herren Speyer (378 SS. gross Oktav) ist augenscheinlich mit grossem Fleisse ausgearbeitet. Das geographische Areal, dessen Schmetterlings - Fauna hier zur Betrachtung kommt, sind die Deutschen Bundesstaaten mit Einschluss der Preussischen Provinzen Preussen und Posen, der Schweiz und des Elsass. Die Herren Verf. behandeln ihren Gegenstand nach einer zweifachen Richtung, indem sie

ein Mal den eben bezeichneten Raum in allen seinen lepidopterologischen Verhältnissen schildern, eine möglichst vollständige Aufzählung der Arten, Gattungen u. s. w., die ihn bewohnen, und der Art und Weise geben, wie sie über ihn vertheilt sind, dann aber auch insofern die Grenzen dieses Raumes überschreiten, als sie die Verbreitung der Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz über diese Länder hinaus und möglichst über die ganze Erde verfolgen. Ferner bemühen sie sich, die Beziehungen, welche zwischen den Verschiedenheiten des Klima's, Bodens und der Vegetation und dem Vorkommen der Schmetterlinge in jenem Gebiete existiren, so wie den ursächlichen Zusammenhang zwischen beiden zu erörtern. Es konnte jedoch vor der Hand 'nur die Bearbeitung der Rhopaloceren, Schwärmer und Spinner unternommen werden, weil nur diese Familien mit einer für jenen Plan einigermaassen hinreichenden Vollständigkeit erforscht worden sind. Das Werk, wenn vollständig, wird ein schätzenswerther Beitrag zur physikalischen Geographie sein.

8, 80. Das Werkchen von C. F. Mosch enthält auf 371 SS. klein Oktav eine ansprechende Schilderung jenes viel besuchten Gebirges, ohne etwas Anderes als ein Reiseführer für Touristen sein zu wollen, welchem Zweck dasselbe auch vollkommen entsprechen dürfte. Einer kurzen Einleitung, welche die Grenzen des zu beschreibenden Bezirks und in allgemeinsten Umrissen die geologische Zusammensetzung des Gebirges angiebt, folgt im ersten Abschnitt die Schilderung des Hochgebirges im Ganzen, seines äusseren Anblicks, seiner meteorologischen u. a. Eigenthümlichkeiten, seiner Pflanzendecke, der Bewohner u. s. w. Die spezielle Beschreibung geschieht nach den einzelnen Thälern. Die Vorberge im Norden und Nordosten und das als eine Fortsetzung des Riesengebirgs an seinem Nordwestende erscheinende Iser-Gebirge füllen die beiden andern Abschnitte. Der Anhang endlich bildet einen Wegweiser für einige dreissig Gebirgstouren. Das Buch ist gut illustrirt und mit einem Kärtchen im Mst. von 1:400.000 ausgestattet, das sich weniger durch charakteristische Zeichnung als dadurch auszeichnet, dass seine Ausführung auf chemitypischem Wege Anerkennung verdient.

Nr. 9 ist ein besonderer Abdruck des gleichlautenden Aufsatzes in der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Jahrgang 1857, Bd. XI, Heft 4, und in den ,,Geogr. Mitth." S. 483 d. J. ausführlich besprochen.

10, 81. Ein Werk, welches die Beachtung aller wissenschaftlichen Fachmänner in hohem Grade verdient, ist die Beschreibung der Württembergischen Landesvermessung durch Prof. Kohler. Diese letztere zeichnet sich durch zweckmässige Anlage und Ausführung aus, so dass sie die Vergleichung mit anderen derartigen Vermessungen nicht nur auszuhalten vermag, sondern auch manche derselben an Genauigkeit übertreffen dürfte. Die historische Einleitung entwickelt die Veranlassung zu dem Unternehmen, die gepflogenen Berathungen über dasselbe, die Vorarbeiten, Hülfsmittel, so wie den bei der ganzen Arbeit eingehaltenen Geschäftsgang, und in den darauf folgenden 15 Abschnitten wird die Beschreibung der Arbeit selbst in ihren verschiedenen Phasen dargestellt. Ausser den Vorarbeiten des 1831 verstorbenen Prof. v. Bohnenberger blieb die Ausführung der Hauptaufgabe dem Verf. überlassen. Die dem Werke beigegebenen Karten und Tafeln bestehen in einem vom Verf. gezeichneten Haupt- und SekundärDreiecksnetz des Königreichs im Mst. von 1:500.000, der Darstellung der Detailaufnahme des Oberamts Heidenheim im Mst. von 1: 2.500, einem Längenprofil der Basis zwischen Solitude und Ludwigsburg und drei geologischen Landesdurchschnitten, in denen neun verschiedene Formationen graphisch unterschieden werden.

11. In dem Aufsatz von Dr. J. G. Egger, praktischem Arzte in Ortemburg, handelt es sich um das Vorkommen des Jura - Kalkes in jenem Dreieck zwischen Inn und Donau, dessen Schenkel die eben genannten Flüsse, dessen Spitze die Vereinigung derselben und dessen Basis eine Linie ist, die von Vilshofen an der Donau nach Neuhaus, oder Schärding, am Inn gezogen werden kann. Längs dieser Basis liegt jener Kalk in einer, in ihrer grössten Breite zwei Meilen weiten, Bucht, die von Südwest nach Nordost in die südlichen Ausläufer des Bayerischen Waldgebirges sich eindrängt. Die geognostischen (paläontologischen) Verhältnisse der hier auftretenden, in Rede stehenden Formation setzte Dr. Egger ursprünglich im ersten Jahresbericht des Naturhistorischen Vereins in Passau für 1857 auseinander; die vorliegende Broschüre ist ein Separatabdruck dieses Berichtes.

12, 82. Unter den Schriften, welche wir in neuerer Zeit dem mit Eifer und Geschick betriebenen Studium der Volks- und Landeskunde Deutschlands verdanken, nimmt das Werk von Aug. Becker, die Pfalz und die Pfälzer, eine hervorragende Stelle ein. Wenn ein anderer namhafter Schriftsteller diesen schönen und historisch so merkwürdigen

Theil unseres Vaterlandes zum Gegenstand seiner kulturhistorischen Forschungen machte, um an diesen seine volkswirthschaftlichen Ideen zu entwickeln, so beabsichtigte Hr. Becker, nur das Thatsächliche im Auge, die Pfalz und die Pfälzer einfach darzustellen, ohne sie zu Objekten einer systematisirten kulturgeschichtlichen Doktrin zu machen; er will dem Einheimischen eine Pfälzer Landeskunde, dem Touristen einen Wegweiser durch und für die Schönheiten der vormaligen stolzen Pfalzgrafschaft am Rhein und Winke über die Eigenthümlichkeiten ihrer Bewohner geben. Der eine Theil, die allgemeine Kunde vom Land und seinen Bewohnern, ist gegen den andern, die spezielle Beschreibung der einzelnen Örtlichkeiten, freilich sehr kurz gehalten und nur in die Einleitung verwiesen, findet aber später durch manche Einschaltungen immer noch ergänzende Nachträge und ist auch wohl an und für sich schon ausreichend, um wenigstens einen Totaleindruck von Land und Leuten zu geben. Der Verf. beginnt denselben mit der Darstellung der Gliederung in den Terrainverhältnissen, welche durch die von Süden eintretenden Vogesen herbeigeführt wird. Diese, indem sie das Land nach Norden durchziehen, theilen dasselbe in zwei Theile voll landschaftlicher, topographischer und ethnographischer Gegensätze die sanftere, in hoch wellenförmiges Land übergehende westliche Hauptabdachung, das Westrich, und die östliche, jäh in die Rheinebene abfallende Abdachung, die Vorderpfalz, bis sie etwa in der Mitte des Landes mit dem 2100 Bayerische Fuss hohen Eschkopf einen Knotenpunkt bilden, in welchem sämmtliche die natürliche Gliederung des Landes bestimmenden Gebirgsäste zusammenlaufen, von wo die Hauptthäler und fast alle grösseren Bäche ihren Ausgangspunkt finden und strahlenförmig nach allen Richtungen hin abfliessen. Nach Charakterisirung der einzelnen Glieder der ganzen Landschaft giebt der Verfasser eine kurze Notiz über die geologischen Verhältnisse und geht dann zur Volksdichtigkeit, die im Durchschnitt 10,000 S. und im Weinland der Haardt zwischen 12- bis 16,000 S. auf die Quadr.-Meile beträgt, auf die Vertheilung der Bodenfläche in Bezug auf landwirthschaftliche Benutzung, Art und Menge der Produkte u. s. w. über. Hieran reiht sich eine Charakteristik der Bewohner, bei denen die Gegensätze in Wesen und Sprache sich im Ganzen ziemlich streng nach der angedeuteten natürlichen Eintheilung des Bodens gruppiren, wenn auch in diesen Abtheilungen der Volkscharakter sich verschiedenartig nüancirt. Den Schluss dieser Charakteristik bilden einige Bemerkungen über die Sprache; auch hier bildet die First der Wasserscheide eine strenge Grenzlinie für die östlichen und westlichen Dialekte, deren Grundcharakter jedoch das Rheinfränkische Idiom bleibt, mit Beimischung Alemannischer Elemente im Süden und Südwesten. Eine Übersicht der Landesgeschichte schliesst diesen Theil des Buchs ab. Es würde uns hier zu weit führen, wollten wir Herrn Becker auch in die Einzelnheiten der zweiten und Hauptabtheilung seines Buches folgen, die mit der Schilderung der Rheinebene beginnt, an die sich diejenige der Haardt, des Wasgau's das Land zwischen Queich und Lauter-, des Westrichs Westabhang der Vogesen und des Nahegau's nebst dem Donnersberg, der Nordwestecke der Pfalz, anschliesst. Wenn auch, wie schon oben angedeutet, hier noch manche für die allgemeine Landeskunde wichtige Angabe eingeschaltet ist, so ist das Ganze doch mehr mit Berücksichtigung der Bedürfnisse des Touristen abgefasst. Der Verf. wünscht, dass seine Heimath eins der besuchtesten Länder Deutschlands werde, was sie gewiss auch verdient, und führt desshalb den Fremden von Ort zu Ort, ihm die Schönheiten der Landschaft, die historischen und volksthümlichen Merkwürdigkeiten oft mit poetischem Schwunge, immer aber mit der Liebe schildernd, wie sie nur eine echt Deutsche, treue Anhänglichkeit an seine Heimath ihm geben kann. Neben den zahlreichen Illustrationen wäre dem empfehlenswerthen Buche wohl die Beigabe einer ausführlicheren, auch das Relief des Bodens vor Augen führenden Karte statt der unbedeutenden, übrigens ausserordentlich gelungen in Holz geschnittenen, Skizze zu wünschen ge

wesen.

13, 83. Herr K. Müller (wenn wir nicht irren, der Verf. des auf S. 489 dieses Jahrgangs rühmend erwähnten,,Buchs der Pflanzenwelt") scheint seine Reisebeschreibung durch die Alpen Salzburgs, Kärnthens, Tirols und durch Vorarlberg an den Bodensee desshalb ein Lehrbuch für Alpenreisende zu nennen, weil er der Laienwelt zeigen will, welchen Genuss der naturwissenschaftlich Gebildete aus einer solchen Reise ziehen kann, der die nöthige,,Einsicht in Komposition, Styl und Technik hat, um die Tausende von Gemälden zu verstehen und zu geniessen, welche er in den Alpen zur Entzifferung vorfindet". Ferner hält um die auf diese Weise angeregte ,,grosse geistige Reaktion zu vollenden, die Geschichte des Landes und seiner Bewohner für das nächste Mittel; daraus gehen Bilder hervor, deren grösster Vorzug

er,

darin besteht, in einem Lichte zu erglänzen, welches einen Blick in das ewige Wechselleben zwischen Menschheit und Natur erlaubt――". Dieses sind etwa die hauptsächlichsten Sätze es folgt noch eine Reihe anderer etwas schwülstiger Redensarten, in welchen der Verf. in der Vorrede die Gesichtspunkte bezeichnet, aus denen er seine Alpenreise reproducirt - eine Arbeit, die er als einen Anfang zu einer ,,ethisch-naturwissenschaftlichen Reiseliteratur" betrachtet wissen will. Demgemäss soll das Ziel seiner Naturbetrachtung nicht das Wissen allein sein, sondern dieselbe soll,,durch das Wissen zum Wahren und Schönen, zum Erkennen und Empfinden führen". An und für sich ist gegen ein solches Streben beim Abfassen eines Reiseberichts und ganz besonders über eine Alpenreise gewiss nichts einzuwenden, nur müssen wir im vorliegenden speziellen Fall und im Hinblick auf andere treffliche Eigenschaften des Buchs bedauern, dass der Verfasser in der Wahl der Mittel zur Erreichung dieses Ziels uns häufig geirrt zu haben scheint. Es ist, als wolle er den Leser par force dahin bringen. Mit oft überschwenglicher Empfindsamkeit schildert er alle seine Gedanken und Gefühle (Verf. hört sogar ,,sofort den ganzen Unterschied beider Hälften unseres Vaterlandes" aus dem Blasen eines Nord- oder SüdDeutschen Postillons), was ihn leicht wieder zu einer breiten, fast geschwätzigen Art zu erzählen verleitet; an anderen Stellen ist der ruhige Leser nicht im Stande, seinen nie enden wollenden ,,Jubel" zu theilen, der bei jedem neu entdeckten Pflänzchen, bei jedem weiteren Schritt die Alpen aufwärts oder hinab ins Thal sich erneut. Abgesehen von dieser forcirten Empfindsamkeit ist die Darstellungsweise ansprechend und oft voll Laune und ganz gewiss wird durch das Hereinziehen naturwissenschaftlicher Betrachtungen das Interesse erhöht. Die eingehenden Mittheilungen über das Pflanzenleben der Deutschen Alpen, das der Verf., Schritt vor Schritt botanisirend, nach den vorzüglichsten Repräsentanten und der topographischen Verbreitung schildert, sind bei wissenschaftlicher Haltung allgemein verständlich und anziehend und bilden gewiss den Hauptvorzug des Buchs. Auch noch zahlreiche andere naturgeschichtliche und physikalische Verhältnisse der Alpen werden wenn auch nicht nach eigenen Beobachtungen erwähnt. Gute Holzschnitte, meist Abbildungen von Alpenpflanzen, dienen nebst einer Karte zur Illustration. Letztere ist sehr detaillirt und reichhaltig als Beigabe zu einem solchen Werk, aber das farbig, eingedruckte Terrain zu matt und monoton, um plastisch su sein oder irgend einen bestimmten Zweck zu erfüllen, ausser vielleicht, dass es die anderen Züge der Karte um so deutlicher lässt.

14. Der gelehrte Verf. der kleinen Schrift über die Thüringischen Ortsnamen, Herr Prof. Paulus Cassel, vormaliger Sekretär der Akademie der Wissenschaften zu Erfurt, übergiebt in derselben dem Publikum den zweiten Abschnitt seiner Untersuchungen über Deutsche und ins Besondere über Thüringische Ortsnamen. Nach einigen allgemeineren Erörterungen geht derselbe zur Erklärung der Ortsnamen auf mar über und weist nach, dass die Bedeutung der Endsilbe mar (mêre, maer, woraus mersch, marsch) die sei, dass damit feuchte, sumpfartige Gegenden, nasse Niederungen und Gründe, Wiesen an überströmenden Bächen und Flüssen, die urbar gemacht zur Weide und auch zum Anbau dienlich werden, bezeichnet worden wären. Frühere Erklärungen von mar als markt, mark u. s. w. verwirft der Verfasser.

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15, 84. Die kleine interessante Schrift von G. Weigelt ist zunächst auf das Bedürfniss gebildeter Badegäste in dem sich jährlich hebenden Seebad Wyk auf Föhr berechnet. Der Verf. will sich jedoch nicht allein auf das vor Augen Liegende beschränken was ja nur die dürftigen Ruinen einer längst versunkenen grossen Land- und Inselmasse sind, die von einem ebenfalls bis auf geringe Reste untergegangenen zahlreichen, kräftigen und reichen Volksstamm bewohnt wurde dern er will dem fremden Besucher den ganzen alten Bau in seiner früheren Ausdehnung und Herrlichkeit vorführen. Nachdem er daher den Reisenden von Husum nach der Insel Föhr geführt, in den zwischenliegenden Inseln und Hallingen orientirt, Föhr und die Eigenthümlichkeiten seines Seebades, Amrum und Sylt beschrieben hat, versucht er eine Rekonstruktion der alten Friesischen Aussenlande (Uthlande), von der Schilderung der noch übrigen Fundamente des alten Landes, der Watten, bis zur historischen Feststellung der früheren Küstenlinie. Dieses führt ihn zunächst auf eine erklärende Darstellung der Ebbe und Fluth, als der nächsten Ursache der zerstörenden Einwirkung des Meeres auf jene Länder, und auf eine Beschreibung derjenigen Sturmfluthen, durch welche die wirkliche Zerstörung herbeigeführt wurde. Das letzte Kapitel endlich giebt einen Abriss der Geschichte der Friesischen Inselbewohner und eine Charakteristik derselben. Das Werkchen, 180 Oktavseiten stark, ist mit zwei guten Kartenbeilagen versehen, deren eine die Insel Föhr, die andere den früheren und jetzigen

Umfang der Friesischen Aussenlande darstellt; letztere ist auf das alte beschreibende Kartenwerk von Joh. Meger und Kasp. Dankwerth aus dem Jahr 1652 basirt.

16, 17, 18. Wenn wir hier die neuesten Auflagen einiger der allbekannten Handbücher für Reisende von Bädeker aufführen, so thun wir diess in der vollen Überzeugung, dass dem unermüdlichen Verf. in diesem Zweige der geographischen Literatur unbedingt der erste Preis zuerkannt werden muss und dass schon die reiche Ausstattung der einzelnen Bände mit meist saubern, dabei sehr praktischen und nützlichen Karten und Plänen eine besonders rühmende Erwähnung verdient. Hr. Bädeker hat es namentlich in den Abtheilungen, welche beschränktere Bezirke behandeln, z. B. die Rheinlande, meisterhaft verstanden abgesehen von allen nützlichen Winken für Reisende, in der gedrängtesten Form eine so anziehende und vielseitige Schilderung der betreffenden Landschaften zu geben, dass diese Bändchen nicht minder zur belehrenden Lektüre überhaupt als zur Benutzung auf Reisen dienen können.

19, 85. Die mit erläuterndem Text und Tabellen versehenen Karten, eine Hauptkarte im Mst. von 1:900.000 und drei Nebenkärtchen, Mst. 1:3.000.000, auf welchen der durch Fleiss und geschickte Darstellung in gleicher Weise sich hervorthuende Schweizer Geograph Herr J. M. Ziegler die Gewerbthätigkeit seines Vaterlandes, dessen Volksdichtigkeit, Viehstand und die Zahl der Einleger in Sparkassen (zur Bezeichnung des sittlichen Momentes) zur Anschauung bringt, sind in der zweiten Auflage erschienen. Die Veränderung, welche die Hauptkarte (gesammte Gewerbthätigkeit) erfahren hat, besteht in einer Abgrenzung und Numerirung der Verbreitungs-Kreise der verschiedenen Schweizerischen Rindviehschläge. Gewiss eine willkommene Zugabe. So übersichtlich trotz des mannigfachen Kolorits und der zahlreichen Signaturen die Hauptkarte immer noch ist, so können wir doch im Interesse grösserer Deutlichkeit für einzelne Theile den Wunsch nicht unterdrücken, Hr. Ziegler möchte bei einer abermals erneuten Auflage das Eine oder Andere aus derselben ebenfalls auf Nebenkärtchen besonders darstellen.

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Nr. 20 ist eine weitere Ausdehnung der ,,Geographischen Karte mit Text" desselben Verfassers. Der Zusatz zu dem Text besteht in einer allseitigen Erörterung des Schweizerischen Eisenbahnsystems, ein Mal in handelsgeographischer Beziehung auf den Anschluss an die Bahnen der Nachbarländer und zweitens in Hinsicht auf die aus dieser Betrachtung zu ziehenden Schlüsse in Rücksicht auf den Ausbau des Schweizerischen Netzes, beziehungsweise auf die passendste Vereinigung (Fusion) einzelner Gesellschaften. Es bilden also diese Zusätze einen Beitrag zur Schlichtung einer während der letzten Jahre in der Schweiz lebhaft ventilirten Frage, in welcher sich kantonale, bundesstaatliche und allgemein kommerzielle Interessen in sehr störender Weise kreuzten. Die Vermehrung der Karten besteht in dem Hinzukommen der Karten 4 und 5. Um die Bahnnetze ausserhalb der Schweizer-Grenzen näher ins Auge zu fassen, hat Hr. Z. in Nr. 4 diejenigen Staaten in Deutschland, welche Staatseisenbahnbau eingeführt haben, nach ihren Grenzen kolorirt und die Schienenrichtungen durch schwarze Linien eingetragen. Im Gebiete Frankreichs hingegen, wo Gesellschaftsbau Statt gefunden, ist jede Gruppe durch eine besondere Farbe von den Nachbarn unterschieden, um die Bewegungskreise dortiger Gesellschaftsthätigkeit zu veranschaulichen und mittelst Vergleichung das Verständniss der Schweizerischen Fusions - Versuche zu erleichtern. In gleicher Weise ist auf Karte 5 das Schweizerische Eisenbahnnetz dargestellt, auf der man ausserdem die bevölkertsten Ortschaften in ihrer gegenseitigen Lage und ihrer Stellung zum Schienenweg überschauen kann. Es sind desshalb alle Orte mit 1000 Seelen und darüber, auch einige unter dieser Zahl, so eingetragen, dass deren Grösse nach einer gleichmässigen Skala mittelst erweiterten Kreises ihrer Positionen und durch verschiedene Farben auf Einen Blick zu unterscheiden ist, wodurch das Bild der Strömungen des Verkehrs und die Lokalisirung der Mittelpunkte desselben nach ihrer stufenweisen Bedeutung sich rasch vergegenwärtigt. Die Einwohnerzahl ist jedoch mit Hinzuzählung derjenigen benachbarten Ortschaften bestimmt, die ihre Bevölkerung zum täglichen Verdienst nach der betreffenden Stadt senden. Ausserdem zeigt Karte 5 die Verbreitung der Banken und ihrer Filiale. Karte 4 ist im Mst. von 1: 12.000.000, Karte 5 von 1:1.900.000 entworfen. Die übrigen Karten, 1, 2, 3 und 6, sind dieselben wie in Nr. 19.

21. Eine zwar gedrängte, aber fleissige und für den im Titel angegebenen Zweck vollständige historisch-geographisch-statistische Schilderung des Kantons Luzern hat Dr. K. Pfyffer geliefert, von welcher der erste Band bisher erschienen ist. Nach einer geschichtlichen Übersicht folgt im ersten Abschnitt die Beschreibung des Landes, im zweiten die des Volks. Jener enthält eine ziemlich eingehende Darstellung der phy

sischen Verhältnisse des Kantons, dieser den gegenwärtigen Stand und Gang der Bevölkerung, so wie die hierher gehörigen Zahlenangaben seit Anfang dieses Jahrhunderts, die natürliche, bürgerliche, kirchliche Verschiedenheit der Bewohner, die körperlichen Eigenschaften (in welcher Hinsicht in diesem Jahrhundert eine wesentliche Verbesserung gegen früher sichtbar sein soll), so wie eine allseitige Darstellung der gewerblichen und sozialen Verhältnisse und des Standes der geistigen (intellektuellen, ästhetischen) Kultur. Dem Buche vorausgeschickt ist ein Verzeichniss der über den Kanton erschienenen Literatur, Landkarten u. s. w. Der zweite Band wird die Beschreibung des Staats, der Kirche und einzelner Ortschaften enthalten und das Ganze einen Theil des von Huber & Comp. in St. Gallen und Bern begründeten Bildersaals der SchweizerKantone ausmachen.

22, 86. Die zweite und dritte Lieferung von Dr. Staring's,,Ehemals und Jetzt" (s. S. 433 d. Jahrg.) schliessen das ganze Werk ab. Die einzelnen Aufsätze dieser beiden Lieferungen sind: Das Einsinken des Bodens; Verlust und Anwachs von Land in den Niederlanden mit einer ausführlichen Liste der durch Eindeichung gewonnenen Landstrecken (impolderingen); die Gewässer Niederlands, und die Veränderungen des Bodens durch den Menschen. Diesen Aufsätzen sind drei sauber in Farbendruck ausgeführte Kärtchen beigegeben; Nr. II dient zur Erläuterung der vorweltlichen und diluvialen Bildungsperioden, Nr. III und IV zur Veranschaulichung des Landzuwachses. —

23. Das unter den Auspicien des Präfekten Migneret erscheinende Werk über das Departement Niederrhein scheint eine sehr allseitige Monographie dieses Theiles des alten Elsass werden zu sollen. Der vorliegende erste Band, 720 Seiten gross Oktav, enthält zunächst eine historische Einleitung, welche in eine ziemlich ausführliche Geschichte des Landes und seiner Institutionen, SS. 1—415, ein reichhaltiges Verzeichniss aller im jetzigen Departement des Niederrheins gedruckten wichtigern Werke und der über dasselbe erschienenen Karten, SS. 416516, und in einen Auszug aus einem Mémoire zerfällt, welches der Marquis de la Grange, von 1674 bis 1698 Präfekt der Provinz Elsass, über den damaligen Zustand des Landes verfasst hat. Die Verfasser der beiden erstgenannten Abschnitte sind der Archivar Louis Spach und der Buchhändler F. G. Heitz. Mit S. 559 beginnt die Beschreibung des Bodens, den die ,,1ère Partie" des ganzen Werkes schildern wird. Der gegenwärtige Band schliesst mit dem ,,Natürlichen Zustand" des Bodens (Topographie, Géologie, Statistique minéralogique, Notices générales de Météorologie) ab, so dass die künstlichen Veränderungen der Bodenoberfläche (Routes et voies ferrées, Canaux, Ouvrages hydrauliques etc., Desséchements, Défrichements, Travaux militaires) in dem folgenden Band zur Darstellung kommen werden. Die 2de Partie wird die Beschreibung der ,,Bevölkerung", die dritte endlich die ,,Produkte und die Verwendung der physischen und intellektuellen Kräfte" enthalten. 24. Rev. Jenyns hat in seinen Beobachtungen über Meteorologie die Resultate zusammengestellt, welche er seit 1823, vorzüglich aber während der letzten 19 Jahre in seinem Wohnort Swaffham Bulbeck in der Grafschaft Cambridgeshire, England, erhalten hat. Diese Untersuchungen beziehen sich auf Temperatur, Wind, Luftdruck und verschiedene wässerige Phänomene der Atmosphäre, wie Verdunstung, Thau, Wolken, Nebel, Regen, Hagel, Schnee u. s. w., mit besonderer Berücksichtigung der erklärbaren Ursachen des Witterungswechsels und der Veränderungen der Richtungen des Windes. Ein besonderes Kapitel widmet er der möglichen Vorausbestimmung des Wetters und schliesst mit einer Darstellung der klimatischen Verhältnisse der Grafschaft Cambridgeshire, wobei er besonders die verschiedenen jährlichen Entwickelungsperioden der einheimischen Vegetation ins Auge fasst. Nur wenig Aufmerksamkeit hat der Verf. den optischen und magnetischen Phänomenen und denjenigen geschenkt, welche aus der atmosphärischen Elektrizität hervorgehen. Das Buch enthält über 400 Oktavseiten und dürfte einen beachtenswerthen Beitrag für die Meteorologie Englands bilden. 25. Hr. W. White, dem Englischen Publikum durch mehrere andere Schriften ähnlicher Art, z. B. On foot through Tyrol, als Tourist bekannt, führt den Leser auf einer Fusstour in verschiedenen Richtungen durch die grösste der 40 Englischen Grafschaften, Yorkshire, die sich besonders auch durch die grosse Mannigfaltigkeit der Bodengestaltung auszeichnet. Von Hull ausgehend wanderte derselbe der Küste entlang bis zum Ausfluss des Tees; von hier wendete er sich in die hügeligen Landschaften im Nordwesten und Westen der Grafschaft, durchstreifte die obern Gewässer der Flüsse Tees, Swale, Ure, Wharfe, Aire und ihre zu den anmuthigsten Englands gehörenden Thäler, gelangte so abermals in den Osten der Grafschaft und beendigte seine Wanderungen über die grösseren Städte, York, Leeds, Sheffield, im Südwesten derselben. Seine Schilderungen sind gefällig und anziehend und gewähren ein an

schauliches Bild der ländlichen Verhältnisse in diesem Theile Englands. Er kommt unter Anderm zu dem Schluss, dass es dem Tagelöhner dieses Landes bei weitem besser ergehe, als dem Grund-besitzenden Bauer in Deutschland.

26. Unter dem Titel: The cruise of the Betsey etc. sind die hinterlassenen Manuskripte des jedem Naturforscher bekannten Schottischen Gelehrten Hugh Miller von Hrn. W. S. Symonds herausgegeben worden. Wie schon der Titel sagt, beschäftigte sich Miller auf den hier beschriebenen geologischen Wanderungen vorzugsweise mit den Petrefakten-führenden Deposita Schottlands und der Hebriden; indessen ist das Buch nicht in rein wissenschaftlicher Form geschrieben, sondern die Resultate jener Forschungen sind in eine höchst anziehende Reiseschilderung eingeflochten, so dass das Werk ebenso wohl als eine hervorragende Erscheinung der geologischen als der Reiseliteratur des vergleichungsweise immer noch das Interesse der Neuheit beanspruchenden nördlichsten und nordwestlichsten Theils der Britischen Inseln zu betrachten sein dürfte. Das Ganze ist genau in der Form wiedergegeben, wie es von dem Verstorbenen für die von ihm redigirte Zeitschrift,,The Witness" vorbereitet worden war, in welcher derselbe sich bei den Streitigkeiten der Free und der Established Church of Scotland betheiligt zu haben scheint, wie denn der ernste religiöse Sinn des Verf. manchen Theilen seines Buchs eine entsprechende Färbung gegeben hat, so besonders bei der Schilderung historisch merkwürdiger Lokalitäten oder der Zustände der Bewohner der besuchten Inseln und Theile des Britischen Kontinents.

27. Forester's Beschreibung seiner Wanderungen in Korsika und Sardinien ist ganz im Touristen-Styl gehalten. Den grössten Theil des Buchs nimmt die Schilderung des Aufenthalts in Korsika in Anspruch, mit dessen klimatischen Verhältnissen sich der Verf. in Kapitel X näher beschäftigt, an welcher Stelle er auch die Erhebung der verschiedenen Zonen in Bezug auf den Vegetations-Charakter der Insel festzustellen sucht. Bei Sardinien beschäftigen ihn die Abstammung der Bevölkerung, welcher er einen orientalischen Ursprung zu vindiciren sucht, so wie die hierauf hindeutenden Alterthümer am meisten. Das Buch ist mit vortrefflichen Tondrucken, einer grossen Anzahl sauber ausgeführter Holzschnitte nebst einer Karte der beiden Inseln ausgestattet.

28, 87. Die geologische Beschreibung der Halbinsel von Sorrento ist ein besonderer Abdruck aus dem Bullet. de la Soc. Géolog. de France, zweite Serie, Bd. 14, S. 294. Der Gegenstand dieser eingehenden geologischen Abhandlung (49 Oktavseiten), in welcher der Verf. besonderes Gewicht auf seine neuen Beobachtungen über die vorkommenden Dolomite legt, ist die Bergkette, deren Mittelpunkt der 4371 Par. Fuss hohe Monte San Angelo ist, der dieselbe in zwei in orographischer und geologischer Hinsicht mannigfach verschiedene Theile theilt. Die StreichungsLinie dieser Kette weicht von der allgemeinen des Reliefs von Italien ab, indem dieselbe WSW. und ONO. ist. Bei Punta della Campanella endet die Kette im Meere, um mit der Insel Capri noch einmal aus demselben emporzusteigen, während sie an der Landseite durch ein Querthal, welches die Ebene von Campanien zwischen la Cava und Vietri mit dem Golf von Salerno verbindet, von den Gebirgen des Hauptlandes abgeschnitten wird. Nach dem eben genannten Golf ist der Abhang steil, nach dem von Neapel allmäliger. Die Hauptmasse des Gebirges besteht aus Kreidekalk, nur der südliche Theil ist mit einer dünnen Decke Macigno (eocener Schichten) überlagert, welche jedoch überall in den Einschnitten des Gebirges den Kalk hindurchtreten lässt. In den Ebenen und den zwischen eben diesen Kreidebergen eingesenkten Thälern finden sich vulkanische Tuffe, die jedoch in dem östlichen Theile der Halbinsel weit weniger entwickelt sind. Dagegen zeichnet sich dieser durch bedeutendere Ausdehnung der Kalkbreccien und vulkanischer Modifikationen aus. Das sauber ausgeführte Kärtchen zeigt im Farbendruck sechs verschiedene Formationen nebst einem ebenfalls geologisch kolorirten Längen-Profil.

29. Das Buch des Hrn. Grafen d'Escayrac de Lauture über die Türkei und die muselmännischen Staaten im Allgemeinen besteht aus 184 grossgedruckten Oktavseiten voll leerer Deklamationen, aus denen die Welt nichts, Neues erfährt. Es ist eine Art Kritik des jetzigen Zustandes des Türkischen Reichs, an deren Ende der Verf. zum Schluss gelangt: La Turquie, c'est une arbre qui doit tomber; dann kommt noch die Vertheilung der Erbschaft. Kurz, das Buch ist nutz- und zwecklos; die Geschichte wird unbekümmert um dasselbe ihren Gang gehen und der Hr. Graf würde besser gethan haben, anderes Holz zu spalten, als jenen Baum.

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30. In dem Jahresberichte der K. Geogr. Gesellschaft in St. Petersburg wird der Stand derselben und die wissenschaftliche Thätigkeit für das Jahr 1857 in gewohnter Weise zusammengestellt (vergl. Geogr. Mitth. 1857. S. 533). Obgleich die Zahl der Mitglieder im Ganzen sich

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auf 824 vermehrt hatte, hatte doch diejenige der wirklichen Mitglieder sich bis auf 464 vermindert. Die Zahl der auswärtigen korrespondirenden und Ehrenmitglieder betrug 45. Was die Veränderungen des Vorstandes anbetrifft, so trat seit März Hr. E. Kovalevsky an die Stelle des Hrn. A. Leoschine als Adjunkt des Präsidenten und Hr. K. v. Bäer als Ausschussmitglied an die Stelle des Hrn. H. v. Helmersen, welcher statt des Hrn. A. Osersky Präsident der Sektion für physische Geographie wurde. Für diese letztere Abtheilung, so wie für die statistische Sektion übernahmen die Herren v. Buchen (neben Hrn. P. v. Semenow) und V. Veschniakoff die Funktionen eines Sekretärs. Die Einnahmen betrugen 29,647 Rubel, die Ausgaben 27,711, das gesammte Vermögen am 1. Dezember 1857: 96,445 Rubel. Die Bibliothek hatte sich um 207 Druckwerke vermehrt. Was die wissenschaftliche Thätigkeit der Gesellschaft anbetrifft, so war dieselbe auch noch im Jahr 1857 hauptsächlich auf die Erforschung des östlichen Sibirien gerichtet. Über die Arbeiten der hiermit betrauten Expedition unter der Leitung des Hrn. Schwartz lag ein ausführliches Exposé desselben vor, welches im Detail mitgetheilt wird. Es wird hier unter Anderem auch eine Reihe von Positionsbestimmungen aufgeführt, welche Lieut. Rochkoff an den Ufern des Amur, am Liman dieses Flusses und an der Küste der Insel Sachalin ausgeführt hatte. Es wurde ferner in Beziehung auf diese Expedition die eigentlich mit dem Jahr 1857, dem dritten ihres Bestehens, zu Ende gehen sollte beschlossen, dass die mathematische Sektion derselben auch noch den Sommer des Jahrs 1858 zur Ausfüllung mancher Lücken verwenden sollte. Über die weiteren Expeditionen des Jahres 1857 ist kurz Folgendes zu erwähnen: Die Forschungen des Hrn. P. v. Semenow wurden zu Ende gebracht (die Resultate derselben wurden unsern Lesern a. a. O. mitgetheilt); die Expedition unter Hrn. v. Bäer zur Untersuchung der Fischereien am Kaspischen Meer ist beendet und mit reichem Material zurückgekehrt; ein Theil davon wenigstens wird durch die Gesellschaft veröffentlicht werden. Von dem Finnischen Ethnographen Europäus, der eine Reise nach den Ufern des Tersk (Lappland) unternommen, waren noch keine zusammenhängenden Berichte eingegangen, eben so wenig von der nach den Minenbezirken des Altai abgegangenen Expedition zur Herstellung einer topographischen Karte derselben. Endlich theilt der Jahresbericht noch Näheres über Plan, innere Einrichtung u. s. w. der Expedition nach Khorassan mit, so wie über die Entwickelung der Beziehungen der Gesellschaft zu ähnlichen Instituten und Gelehrten des Auslandes, und in Bezug auf die kartographischen Unternehmungen die Details über die projektirte General - Karte von Russland im Mst. von 1:1.680.000. Was die laufenden Publikationen der Gesellschaft anbetrifft, so waren in dem Erscheinen der Mémoiren der Sibirischen Sektion durch die Abreise des Redakteurs, Sekretär Lamansky, zum Statistischen Kongress nach Wien und in dem Fortschreiten der Russischen Bearbeitung von Ritter's Asien durch die Reise des Hrn. P. v. Semenow nach Central-Asien Störungen eingetreten. Als besondere Arbeiten wurden das Werk des Hrn. V. Besobrasoff: Études sur le Commerce intérieur de la Russie

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und das des Hrn. P. Koeppen: Tableau des Colonies étrangères en Russie aufgeführt. An Kartenwerken wurde die Herausgabe des Geodätischen Atlas des Gouvernements Twer vollendet und diejenige einer vierwerstigen Karte des Gouvernements von Riasan vorbereitet. Anlangend die zu vertheilenden und wirklich vertheilten Preise, so fand sich kein wissenschaftliches Werk, das würdig gewesen wäre, mit der Konstantinischen Medaille geschmückt zu werden. Der Schukoff - Preis wurde einem von dem Senator und Geheimrath J. Funduckley veröffentlichten Werk: Description statistique du gouvernement de Kiew, zuerkannt. Das Werk wurde bereits 1852 in den Druck gegeben und soll ursprünglich von dem 1856 verstorbenen Gelehrten D. Schuravsky herrühren.

31, 88. Bei Erwähnung des grossen Struve'schen Werkes über die Russisch-Skandinavische Breitengrad-Messung kann hier von einem Eingehen auf die Sache selbst, die es behandelt, abgesehen werden, da die ,,Geogr. Mittheilungen" hierüber schon einen längeren Aufsatz gebracht haben (1857, SS. 315-321 u. Tafel 14). Die beiden bis jetzt vollendeten Bände enthalten die spezielle Darlegung der astronomischen und geodätischen Operationen in allen Einzelheiten, die Beschreibung der Instrumente und Methoden, die Vergleichung der Längenmaasse, die Basismessungen, die einzelnen Triangulationen, Kompensationsrechnungen, Azimuthbeobachtungen u. s. w. und ihr Werth besteht daher hauptsächlich in der Förderung der Geodäsie. Das Endresultat, welches die Geographie am meisten interessirt, wird erst in dem dritten Bande publicirt werden, aber Einzelnes findet sich auch in den beiden ersten Bänden, was sie spezieller angeht, wie namentlich die kurzen, aber trefflichen Schilderungen des Terrains und der physischen Beschaffenheit überhaupt der

einzelnen Abtheilungen des ganzen Bogens (I, SS. 3—10, u. II, SS. 4-9), so wie die Bestimmungen der Höhe und astronomischen Position von einer grossen Anzahl Punkte. Der zugehörige Atlas besteht aus einer ,,Carte générale des triangles de l'arc du méridien mesuré entre le Danube et la Mer Glaciale depuis 1816 jusqu'en 1855" in drei Blatt und im Mst. von 1:1.440.000, in 18 Spezial-Karten der einzelnen Abtheilungen der Triangulation auf fünf Blatt im Mst. von 1:720.000, und in zwei Tafeln mit Abbildungen der Instrumente. Auch die vom KriegsDépôt herausgegebene Höhenkarte der während der Meridianmessung bestimmten Punkte mit Profil im Mst. von 1:1.753.000, von welcher die beiden ersten Blätter im Jahr 1851 vom General-Lieutenant Tutschkow, das dritte, nördlichste, im Jahr 1857 vom General-Major Blaramberg zusammengestellt wurde, gehört eigentlich hierher.

32, 89. Als wir vor etwa einem Jahre über den hohen Werth der Materialien uns aussprachen, welche in den Mémoiren des Kaiserl, Russ. Kriegs-topographischen Dépôt niedergelegt sind (s. Geogr. Mitth. 1858, Heft I, S. 48), erwähnten wir der freudigen Aussicht, bald ein Werk zu besitzen, das ihre Benutzung durch Übertragen aus der Russischen in die Französische Sprache und durch übersichtliche Bearbeitung erleichtern würde. Unsere grosse Erwartung, die schon durch den Namen des Verfassers, des um die Geographie des Russischen Reiches so überaus verdienten Generals von Schubert, gerechtfertigt war, ist nun weit übertroffen worden, denn General von Schubert giebt nicht nur eine Verarbeitung des in jenen Mémoiren Publicirten, sondern er fasst sämmtliche astronomische und geodätische Arbeiten Russlands, die in einer grossen Anzahl von Schriften zerstreut und zum grossen Theil in den für das Publikum unzugänglichen Archiven der Topographischen und Hydrographischen Dépôts begraben waren, in einen für den Gebrauch sehr bequem eingerichteten Quartband zusammen. Die Tabelle sämmtlicher im ganzen Russischen Reiche, so wie der in den angrenzenden Ländern (Persien, Klein-Asien, Türkei, China u. s. w.) durch Russen astronomisch und geodätisch bestimmten Punkte, welche den Haupttheil des Werkes bildet (SS. 190—877), umfasst nicht weniger als 14,531 Nummern, die, nach der geographischen Breite geordnet, mit dem Dorfe Aradan in Persien (35° 14′ 35′′ N. Br.) beginnen und mit dem Vorgebirge Nassau auf Nowaja Semlia (76° 33′ N. Br.) enden. Ausser Länge und Breite, sämmtlich nach den neuesten Bestimmungen der Sternwarten korrigirt, auf die sie sich beziehen, und belegt mit Angabe des Beobachters, des Jahrs der Beobachtung, der angewendeten Instrumente und Methoden, und der Quelle, aus welcher sie geschöpft wurden, wird, wenn möglich, der Beobachtungspunkt an jedem Orte und das Land, das Gouvernement oder der Distrikt aufgeführt, zu welchem er gehört. Um eine Kontrole zu ermöglichen und eine wenigstens historisch interessante Vollständigkeit zu erzielen, sind die verschiedenen Resultate der Bestimmungen, wo deren mehrere von verschiedenen Personen ge-、 macht wurden, und die ursprünglichen, nicht korrigirten Angaben ebenfalls beigesetzt. Damit kein Irrthum in Bezug auf die Namen vorkommen und die Tabelle in Russland selbst leichter benutzt werden kann, wurden alle Namen derselben, mit den betreffenden Nummern bezeichnet, in Russischer Schreibart als besonderes Supplement zusammengestellt (168 Seiten in Quart). Diese grosse Anzahl von Ortsbestimmungen, welche mit wenigen Ausnahmen aus dem jetzigen Jahrhundert stammen, da die im vorigen Jahrhundert durch die Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg ausgeführten oder veranlassten wegen der Unvollkommenheit der in Anwendung gebrachten Instrumente oder Methoden keine bleibende Geltung hatten, giebt das glänzendste Zeugniss für die ungemeine Thätigkeit Russlands auf dem geographischen Gebiete und namentlich kann man nicht genug bewundern, was in dieser Beziehung von dem Topographischen Dépôt geleistet worden ist, von welchem die geodätischen und astronomischen Arbeiten hauptsächlich ausgingen und welchem General v. Schubert so lange Jahre vorstand. Mehr von historischem und allgemeinerem Interesse ist der übrige Theil des Werkes, welcher lehrt, wie die in der Tabelle niedergelegten Resultate erhalten wurden. Zuerst finden wir hier eine gedrängte Geschichte der astronomisch geodätischen Arbeiten in Russland (SS. 329), die mit den Arbeiten der Akademie im 18. Jahrhundert beginnt, die wichtigsten Einrichtungen, Verbesserungen der Methoden, Bogenmessungen, Triangulationen, Expeditionen u. s. w. und die Verdienste der vorzugsweise dabei betheiligten Männer erörtert und mit einer Übersicht dessen schliesst, was für die nächste Zeit noch zu thun übrig bleibt. Hierauf folgt (SS. 3390) eine detaillirte Darlegung, wie die Positionen der als Ausgangspunkte zu betrachtenden Observatorien und sonstigen sicher bestimmten Punkte (34 an der Zahl) gewonnen wurden. Daran schliesst sich die Beschreibung der grossen geodätischen Arbeiten, der Triangulationen und chronometrischen Expeditionen in Russland von 1816 (General Tenner's Aufnahmen) bis 1855, nebst Angabe der später ange

brachten Korrektionen, und den Beschluss dieser Abtheilung macht die Beschreibung der ausserhalb dieser grossen zusammenhängenden Operationen fallenden Expeditionen, Reisen, Nivellements und einzelnen Bestimmungen, namentlich unter Iwanoff und Bereznych am Eismeer (1821-1828), Lütke an den Küsten von Nowaja Semlia (1821-1824), Lütke und Reinecke am Eismeer (1821-1832), Dittmar in den Türkischen Ländern (1828-1832), Fuss in China (1830-1832), Fedoroff in Sibirien (1832-1837), Wronczenko in Klein-Asien (1834-1835), Fuss, Sawicz und Sabler zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer (1836-1837), Wasilieff im Orenburgischen Lande (1838-1840), Lemm in Persien, der Kirghisen - Steppe und dem Europäischen Russland (1838-1854), O. Struve im Europäischen Russland (1842), Krusenstern an der Petschora (1843), Wronczenko in Riasan, Tambow, Wladimir und Orel (1847), Szidlofski in Charkoff, Woronez, Poltawa und Kursk (1847-1848), Kowalski im nördlichen Ural (1847-1849), Draszusoff im Gouvernement Wladimir (1848), Schwartz in Trans-Baikalien (18491852), Szwareff im Gouvernement Nishnij-Nowgorod (1853), Döllen und Hübner im südlichen Ural (1855-1856). Diese Beschreibungen (SS. 147-180) sind zwar sehr gedrängt gehalten und beschränken sich fast nur auf die Mittheilung der wichtigsten Resultate, sie haben aber trotzdem in dieser Zusammenstellung einen hohen Werth und bieten ein nicht gewöhnliches Interesse. Zu dem Abschnitt über die grossen geodätischen Arbeiten gehört eine sehr klar und übersichtlich ausgeführte Karte des Europäischen Russland und Kaukasiens in 6 Blättern, auf welcher sich alle Dreiecksnetze der ersten Ordnung, so wie alle astronomisch bestimmten Punkte angegeben finden. Da die Arbeitsgebiete der verschiedenen Chefs auf ihr durch Flächenkolorit unterschieden sind, so gewinnt man mit Einem Blick eine Übersicht der Ausdehnung der unter der Leitung eines jeden ausgeführten Arbeiten und der Verbindungen, in welchen sie unter einander stehen.

33. Der 19. Band der Mémoiren (Sapiski) des Kaiserl. Russischen Kriegs-topographischen Dépôts, der erste, welcher unter der Redaktion des jetzigen Direktors, General - Major Blaramberg, erscheint, enthält 1) eine Übersicht der während der Jahre 1855 und 1856 in Russland ausgeführten astronomischen, trigonometrischen, topographischen und kartographischen Arbeiten; 2) eine Übersicht der Aufnahmen im Orenburgischen Ländergebiete, incl. der Kirghisen-Steppe bis zu den Grenzen von Kokan, von 1830-1856, nebst einer Berechnung der Kosten dieser Aufnahme; 3) eine Übersicht der astronomischen Arbeiten, welche durch den bekannten Astronomen Schwartz während der Jahre 1849-1853 in den Transbaikal - Ländern ausgeführt wurden; 4) die genaue Beschreibung und die Resultate der grossen trigonometrischen Vermessung NeuRusslands und des Gouvernements Charkoff in den Jahren 1849-1854, mit einer Karte, auf welcher die gemessenen Dreiecksnetze aufgezeichnet sind, und einem Plan der Umgegend von Nowo-Czerkask mit Angabe der daselbst vermessenen Basis, Endlich enthält der Band auch etwas Kriegsgeschichte, nämlich die Beschreibung der Schlacht bei Pultava, 27. Juni 1709, mit dem Facsimile des damals dazu gestochenen Planes, so wie auch die Beschreibung des Feldzugs Peter's des Grossen zum Pruth im Jahre 1711. Die Materialien hierzu, in den Jahren 1709 und 1711 niedergeschrieben, befanden sich als Manuskript in dem Archiv des Kais. Russ. Generalstabs. Der folgende Band soll, wie uns gütigst mitgetheilt wird, u. A. die Beschreibung und die Resultate der TransKaukasischen trigonometrischen Vermessung enthalten.

34. Die neueste Arbeit Koeppen's ist eine sehr spezielle BevölkerungsStatistik des Gouvernements Tula, welche die Zahl der Bewohner jedes einzelnen Ortes, nach Klassen geordnet, für das Jahr 1857 angiebt. Das ganze Werk (213 Seiten) ist tabellarisch eingerichtet und die Zahlenangaben beruhen auf den Listen, die in jedem Kirchspiel geführt werden. Die Hauptsummen sind folgende:

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