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Heiden, den Islam nahm erst Miara-Ssale, der alte Fürst, welchen Denham besuchte, an und so ist die mohammedanische Religion in diesem Lande jeden Falls nicht über 60 Jahre alt. Auf dem Lande hängen auch noch gegenwärtig die meisten Leute dem Heidenthum an. Bei seiner höchst vortheilhaften Lage an den beiden grossen Strömen Schári und Serbéwel könnte sich das kleine Königreich der blühendsten Verhältnisse erfreuen, würde es nicht von mächtigen, von allen Seiten eindringenden Nachbarn überwältigt und unterdrückt. An Bórnu muss es einen bedeutenden Tribut zahlen, der in keinem Verhältniss zu der geringen Ausdehnung des Landes steht, Baghírmi behandelt es mit der grössten Ungerechtigkeit und unterwirft es nach Willkür allerlei Leistungen, die Fúlbe endlich dringen von A'damaua her immer schwerer auf Lógone ein. Günstiger ist in dieser Beziehung Mándara gestellt; sein in Móra residirender Häuptling zahlt zwar ebenfalls Tribut an Bórnu, aber die schwer zugänglichen Gebirge seines Landes sichern ihm eine gewisse Unabhängigkeit, die er auch zu wiederholten Malen geltend ge

macht hat.

3. Heidnische Grenzländer im Süden von Bórnu. Mittelst Mándara und Lógone grenzt Bórnu im Süden an den nordöstlichsten Theil von A'damaua, an den übrigen Punkten seiner Südgrenze findet man aber noch grosse Landstriche, die von unabhängigén Heidenvölkern bewohnt werden. So im Südosten die Mússgu und Túburi, die nur

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1) Die obigen Hütten, die Dr. Barth in Munghonó in Gam-erghú, zur Zeit Edriss Alaóma's zeitweiliger Residenz des Königs von Bórnu, fand, geben eine Andeutung von der Mannigfaltigkeit der Formen, welche die scheinbar so einförmige Architektur der Afrikanischen Wohnungen darbietet.

Die Paläste des Sultans von Lógone und seines Premierministers oder Keghámma sind ausgedehnte und grossartige Gebäude, wie man sie selten im Sudan findet. Beide bilden die Hauptstrasse — déndal der Stadt. A. Wohnung des Sultans. Der Eingang befindet sich an der Ostseite, an einem offenen, von einigen Bäumen beschatteten Platze. Das ganze ausgedehnte Gebäude ist von einer 14 Fuss hohen Mauer umgeben. a. Grosser Hofraum mit einer Schattenhalle für die Eunuchen und zwei eisernen Kanonen. b. Zweiter Hofraum, gegen 100 Fuss lang und 30 Fuss breit. e. Dritter Hofraum (zwischen den Höfen Vorzimmer). d. Öffentlicher Audienzhof, wo auf einem erhöhten Gerüst der königliche Thron stand, ein roh gearbeiteter und roth angestrichener Sitz, mit einem aus Dielen gezimmerten Baldachin überdeckt. e. Gemach des Sultans. f. Stallung. B. Wohnung des Keghamma. 1. Grosser Hofraum. 2. Treppe, welche nach den oberen Gemächern führt. In diesem oberen Stockwerke befand sich die Dr. Barth angewiesene Wohnung; sein Zimmer hatte nicht weniger als 35 Fuss Länge, 15 Fuss Breite und eben so viel Höhe und erhielt sein Licht durch zwei halbkreisförmige Fensteröffnungen, die natürlich keine Glasscheiben hatten, aber vermittelst eines Ladens von Rohr geschlossen werden konnten. Die Decke war giebelförmig und mit einer Stroh

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lage ausgefüllt. 3. Hofraum. 4. Zweiter Hofraum. 5. Zimmer des Keghámma mit zwei Ruhebänken. 6. Schattendach vor dem Palaste, aus Matten und Pfählen errichtet. 7. Kautschukbaum. 8. Moschee, von einigen Fächerpalmen beschattet.

1) Der obige Grundriss stellt einen Theil des Gehöftes eines MússguHäuptlings dar. Der grosse mittlere Hofraum fehlt hier; an vier Seiten desselben stossen höchst eigenthümliche und reich verzierte Räume (8) an, die von einem Kunst- und Ordnungssinn zeugen, den man bei den heidnischen, durch beständige Raubzüge ihrer Nachbarn in Furcht erhaltenen Mússgu nicht erwarten sollte. Es waren kleine runde Gemächer von etwa 8 Fuss Durchmesser und wenigstens 12 Fuss Höhe, eingeschlossen von dicken, äusserst sauber geglätteten Thonwänden und mit einem ganz engen, etwa 14 Zoll breiten und durch ein vorspringendes Portal verlängerten Eingang von 6 Fuss Höhe versehen. Das Äussere war auf regelmässige Weise höchst eigenthümlich geschmückt, indem Reihen aufspringender Rippen oder Wulste um das Ganze herumliefen, wie der nebenstehende Holzschnitt zeigt. Diese eigenthümlichen Kammern waren nichts als wohlgeschützte Kornmagazine, dienten aber vielleicht auch als Schlafzimmer in der kalten Jahreszeit. Sie fanden sich an allen vier Seiten des grossen Hofes ganz genau von

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Knochen in der Unterlippe eines MússguWeibes).

Kornbehälter der Mússgu ').

Dreizack der Mússgu 2).

durch häufige Raubzüge der Bornauer, zur Erbeutung von Sklaven angestellt, belästigt werden; im Süden die Marghí, Bábur, Sina und andere. Von dem Lande der Marghí ist jedoch nur der kleine Theil zwischen Molgheu und Uba noch unabhängig, während die stammverwandten Bábur oder Bábir noch freie Herren eines ausgedehnten Bezirkes sind. Sie leben wie die Marghí in kleinen Weilern über eine gebirgige Landschaft zerstreut. Dr. Overweg giebt in dem Tagebuche seiner Reise nach Fíka, dem südwestlichen Grenzorte von Bórnu, vier Hauptortschaften der Bábir an, nämlich Kógo oder Kóger, Fadem, Multa und Gim, aber nur ihr Hauptsitz Biú (wahrscheinlich identisch. mit Fadem) scheint von grösserer Ausdehnung zu sein. Südlich von ihnen bis nach dem Benuë hin trifft man die Heidenstämme der Sína, Tschóngom, Démbé, Fánda, Tángalé und U'rgeni, welche A'damaua von den übrigen Provinzen des Reiches Sókoto fast vollständig trennen.

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derselben Bauart, aber im Nordosten war mit diesem Magazin eine andere Räumlichkeit verbunden, die eine schöne Idee eines gemüthlichen häuslichen Lebens giebt. Es war ein rundes, unbedecktes Gemach von etwa 24 Fuss Durchmesser, umgeben von einer 7 Fuss hohen und 1 Fuss dicken Thonmauer, welche oben und an den Ecken sorgfältig abgeputzt war. Sobald man durch den 4 Fuss hohen und etwa 2 Fuss breiten Eingang (1) getreten war, hatte man gleich zur Linken eine mit der Wand parallel laufende und mit ihr einen 2 Fuss breiten Raum abschliessende Thonbank (4), die sich um mehr als die Hälfte des Umfanges des Gemaches herumzog, aber in der Mitte unterbrochen war. Der so abgeschlossene schmale Raum (2) war zur Stallung für drei Kühe bestimmt, deren jede an einen besonderen Pfahl angebunden war. In der Mitte stand eine Schattenhalle (3), durch ein auf vier Pfählen ruhendes Dach aus Rohr und Kräutern gebildet, rechts von ihr die Kochstelle (5), höchst sauber und nett eingerichtet, und zwischen dieser und dem Eingange befand sich ein abgeschlossener Raum für die Wasserurne (6).

1) Eine andere Art Kornmagazin der Mússgu, 12 bis 15 Fuss hoch. Das gewölbte, aus Thon bestehende Dach hat eine aufspringende Mündung, die wiederum von einem kleinen Strohdach geschützt wird.

2) Diese dreispitzige Lanze oder Harpune fand Dr. Barth in einer verlassenen Mússgu-Hütte. Sie war einer gewöhnlichen Heugabel sehr ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass die mittlere Spitze ungleich länger war; auch der Stiel war sehr lang, ungefähr 8 Fuss. Sie diente wahrscheinlich mehr zum Fischstechen, als zur Waffe; übrigens wurde ja auch der Römische tridens zu beiden Zwecken benutzt.

3) Die in die Unterlippe eingesetzten Knochen, bisweilen von ansehnlicher Grösse, sind das Nationalzeichen der Mussguerinnen; ausserdem besteht ihre Tracht in nichts als einer schmalen, runden, seilähnlichen Binde, aus Bast gedreht, die zwischen den Beinen durchgezogen und um die Hüften befestigt wird.

Abbega, ein Marghi, und Dyrregu, ein Haussa-Knabe 1).

1) Die Marghi zeichnen sich durch die Schönheit und Regelmässigkeit ihrer Gestalt aus, die sie dem Beschauer offen darbieten, denn Alle sind unbekleidet, wenn man von einem schmalen Lederstreifen absieht, den sie zwischen den Lenden durchziehen und um die Hüften befestigen. Ihr Gesicht wird nicht durch Einschnitte entstellt und hat bei Manchen durchaus nichts von dem sogenannten Negertypus, obgleich die Lippen bei Allen, jedoch keineswegs übertrieben, aufgeworfen sind und das Haar kraus, nicht wollig, ist. Auffallend ist ihre hohe Stirn. Die Hautfarbe ist bei Einigen ein glänzendes Schwarz, bei Anderen eine helle Kupfer- oder vielmehr Rhabarberfarbe und vergebens sieht man sich nach dazwischenliegenden Schattirungen um; die Kupferfarbe scheint die ursprüngliche des Stammes zu sein, die schwarze Schattirung ist dagegen einer Vermischung mit anderen Nationen zuzuschreiben. Die Frauen, welche eine Bekleidung noch für weniger nothwendig halten, als die Männer, tragen in der Unterlippe als Nationalzeichen eine dünne, dreieckige Metallplatte. Der oben abgebildete Marghi war nebst dem Haussa-Knaben Dyrregu in Dr. Barth's Diensten. Beide waren von Dr. Overweg in Freiheit gesetzt worden und begleiteten Dr. Barth von Kúkaua nach Timbúktu und später nach Europa, wo sie besonders in Gotha recht bekannt geworden sind. Zum Christenthum bekehrt, ist A'bbega am 25. November 1857 mit dem Afrikanischen Postdampfer nach Yoruba abgegangen, während der intelligentere Dyrregu noch einige Zeit unter der Leitung des Herrn Missionärs Schön bleiben wird, den er sehr tüchtig bei der Übersetzung der heiligen Schrift in die Haussa-Sprache und bei der Erweiterung seines Wörterbuchs derselben Sprache unterstützt.

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4. Das Reich Kánem. Kánem ist kaum noch eine Provinz von Bórnu zu nennen. Sämmtliche nordöstlich und östlich vom Tsad liegenden Gaue sind gegenwärtig mehr oder weniger von Wadaï abhängig; der Scheich von Bórnu hat nun zwar zur Wiedereroberung derselben die Überbleibsel des kriegerischen und heimathlosen Araberstammes der Uelád Slimán in Sold genommen, weit entfernt aber, einen regelmässigen Krieg mit Wadaï zu beginnen, begnügen sich diese Leute, welche ohne Frage zu den zügellosesten Räubern in der Welt gehören, damit, die unglücklichen Bewohner des Landes auszuplündern, ja sie gehen so weit, dass sie nicht einmal die wirklichen Unterthanen Bórnu's am nördlichen und nordwestlichen Ufer des Tsad verschonen. Der jetzige Hauptort (wenn dieses Wort sich noch auf ein solches Land, wie Kánem gegenwärtig ist, anwenden lässt) ist Maó oder vielmehr Maó, ein schon zu Edríss Alaóma's Zeit sehr wichtiger Ort. Seine Einwohnerzahl übersteigt wohl nicht 3000 bis 4000, doch soll er noch immer einen beträchtlichen

Umfang haben. Er ist der Sitz eines Chalífa, dessen Macht höchst unsicherer Art ist, da sie gänzlich von der zeitweiligen Oberherrlichkeit von Wadaï oder Bórnu abhängt, wesshalb es gemeiniglich zwei Chalifen giebt, einen, welcher wirkliche Gewalt hat, und einen anderen in der Anwartschaft, jenen bei der ersten Gelegenheit mit Hülfe der ihn begünstigenden Macht zu vertreiben. Der berühmte König von Wadaï, 'Abd el Kerím Ssabún, war es, dem zuerst die Ansprüche zufielen, welche die Bulála, die

Gehöfte von Kanembú-Viehzüchtern.

kelrothen Linien geziert, was sich auf dem schwarzen Grunde sehr gut ausnahm. Gewöhnlich sind diese Art Schilde jedoch nicht, sie dienen vielleicht nur bei besonderen Feierlichkeiten, z. B. Opfern, als Schmuck.

Fürsten der damals von Wadaï eingenommenen Länder Fittrí und Kúka, durch Eroberung auf das Königreich Kánem erworben hatten. Schon in den nördlich von Maó gelegenen Distrikten besteht die Bevölkerung aus einem bunten Gemisch verschiedener Nationalitäten, Tébu, vielen Abtheilungen der Kanembú, Schirí, Worhda, Schitáti, Médelé, el Mállemín u. a., aber weiter im Süden trifft man fast in jedem Orte ein anderes Volk. Geht man von Maó nach Tághghel in genau südlicher Richtung, so findet man in Róyendú eine Abtheilung der Tébu Namens Wguegim, in Belángara die die Kanóri-Sprache redenden Díbberi, in Ghalá die ebenfalls Kanóri sprechenden Kúbberi, in Djékeré einen Stamm der Kanembú Namens Kánku, in Mailo die heidnischen Haddáda oder Búngu, in Tághghel endlich Kadjídi.

z. B.

5. Die heidnischen Bewohner des Tsad-See's. Die Inseln des Tsad werden von den heidnischen Yedína oder Búdduma bewohnt, berüchtigten Piraten, die aber mit den am See angesiedelten Kanembú in ununterbrochenem Verkehre stehen. Ob wir uns unter den Yedína die Nachkommen der Sseu vorzustellen haben, von denen sich ein Theil unter der Regierung des Edríss Alaóma auf diese Inseln zurückzog, oder ob die Sseu nur eine bestimmte Abtheilung der heutigen Insulaner bilden, kann nicht mit Gewissheit entschieden werden; nur ist nicht wahrscheinlich, dass die Inseln vor jener Zeit ganz unbewohnt waren.

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Die Reiche zwischen dem Tsad-See und Kordofan. Der östliche Theil des Sudan zwischen dem Tsad-See und Kordofan war vor Einführung des Islam in den Händen des heidnischen Volkes der Tündjur, welche aus Dongola gekommen sein sollen, wo sie sich von dem wohlbekannten, ursprünglich in Bénesé sesshaften Ägyptischen Stamme der Batálessa abgetrennt hatten. Von Dongola aus vordringend besiegten die Tündjur zuerst die Dádjó, welche damals Dar - Fór beherrschten, und verbreiteten sich im Laufe der Zeit über ganz Wadaï und einen Theil von Baghírmi. Kádama, ungefähr drei Tagereisen südwestlich von Wára und auf halbem Wege zwischen Malám und Kaschémeré gelegen, war die Hauptstadt ihres ausgedehnten Reiches. In Wadaï behaupteten sie ihre Herrschaft, zu Folge der einheimischen Tradition, 99 Mondjahre, während der östliche Theil dieser lockeren Reichsverknüpfung verschiedenartiger Völkerschaften, wie er zuerst erobert worden war, so auch ihnen zuerst entrissen wurde, indem Kúro die Tündjur besiegte und kurze Zeit vor der allgemeinen Einführung des Islam (Anfang des 17. Jahrhunderts) das heidnische Königreich Dar-Fór gründete. Dieser Kúro war der dritte Vorfahr Slimán's, des ersten MoslimFürsten von Dar-Fór. Der mittlere Theil des TündjurReiches wurde dagegen von 'Abd el Kerím, dem Begrün

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einer

sein neues Reich zu Ehren seines Grossvaters Wóda Wadaï. Sein Nachfolger Charút erbaute Wára, das bis in die neueste Zeit Residenz geblieben ist. Ein späterer König, Djóda mit dem Beinamen Mohammed Ssulái (,,der Befreier"), besiegte die Forauer, die unter dem Befehl A'bú 'l Ká-ssem's, des sechsten mohammedanischen Königs jenes Landes, Wadaï mit einem gewaltigen Heere überzogen hatten, um es sich tributpflichtig zu machen, gab seinem Lande den Namen Dar-Ssulái und entriss den Händen des Sultans von Bórnu einen Theil von Kánem durch die Eroberung sowohl von Mandó oder Mondó, der Stadt der Tündjur, als auch von Maó, der Residenz eines vom Sultan von Bórnu eingesetzten Chalífa. Diess war der Anfang der Feindseligkeiten, die noch heutigen Tages zwischen Bórnu und Wadaï bestehen. Sein Enkel 'Abd el Kerím, welcher seinen Vater Ssáleh 1805 vom Throne gestossen hatte, erweiterte die Macht des Reiches durch einen Sieg über Baghírmi, der dieses Land tributären Provinz von Wadaï machte, und durch die Eröffnung einer direkten Verbindung mit der Küste des Mittelmeeres. Er starb 1815 und hinterliess sechs Söhne, die sich gegenseitig die Regierung streitig machten, wodurch es Mohammed Ssáleh, dem Bruder 'Abd el Kerím's, gelang, sich mit Hülfe des Königs von Fór des Thrones zu bemächtigen (Juli 1834). Dieser kräftige Fürst führte glückliche Feldzüge gegen Karká oder Karghá, den aus Inseln und halb versunkenen Wiesengründen bestehenden Sumpfgau im südöstlichen Winkel des Tsad, gegen den räuberischen Stamm der Táma, der seine Wohnsitze in einer bergigen Landschaft vier Tagereisen nordöstlich von Wára hat, und gegen Bórnu (1846), aber in den letzten Jahren seiner Regierung entstanden neue Zerwürfnisse und offene Aufstände, wie es scheint, hauptsächlich durch die eingetretene Blindheit des Königs veranlasst. Er sah sich genöthigt, um seinen öffentlichen und geheimen Feinden zu entgehen, im Jahre 1850 die alte Residenz aller früheren Könige von Wadaï, Wára, zu verlassen und sich nach Abéschr, einem unbedeutenden Dorfe etwa 20 Meilen südlich von Wára, im Gebiete der Kélingen, zurückzuziehen. Im Jahre 1853 wurde er von seinem Sohne Mohammed völlig entthront, jedoch auch dieser soll von einem seiner Brüder gestürzt worden sein. So befindet sich auch dieses junge und vor nicht langer Zeit noch so kräftige Reich durch innere Kriege in sehr geschwächtem Zustande.

Wadai hat seine grösste Längenausdehnung in der Richtung von WNW. nach OSO. und erstreckt sich ungefähr vom 15° Östl. L. von Gr. bis zum 23° und vom 15° bis 10° N. Br. Die Bewohner zerfallen in zwei grosse Gruppen, die einheimischen oder eingewanderten Negerstämme und die Arabischen Stämme. Von den ersteren sind die bedeutendsten die Mába in dem eigentlichen Wadaï oder Dar-Mába mit den Unterabtheilungen der Kélingen, Malánga, Madabá, Madalá und Kodoí; ferner die A'bu Schárib, oder Abií, östlich von den Mába, mit den Táma, Menagón, Mararít, Gnórga, Dárna, Kúbu, Ssungóri u. A.; die östlich an sie angrenzenden Massalít und 'Alí mit einigen kleineren verwandten Stämmen; die Kúka am unteren Laufe des Bat-há und in der Landschaft Fittrí, die Dádjó und im Süden die noch nicht vollständig unterworfenen Ssilla, Bandalá, Rúnga, die ebensowohl an Fór wie an Wadai Abgaben zahlen, Dággel, Gúlla, Fáña, Birrimbírri, Sséli und Kutingára. Fast eben so gross ist die Zahl der verschiedenen Araberstämme, welche seit ungefähr 500 Jahren in Wadaï angesessen sind, meist aber keine bestimmten Wohnplätze haben, sondern ihrer nomadisirenden Lebensweise treu geblieben sind.

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Hinsichtlich der Verwaltung zerfällt Wadaï in vier grosse Provinzen, denen je ein Kamkolák vorgesetzt ist. Die Einwohnerschaft der westlichen Gemarkungen die „Lulúl-endí” — steht unter dem Kamkolák Nehéd in Gosbéda bei Máschek, westsüdwestlich von Wára; die der südlichen Gemarkungen die „Motáy-endí” unter Mohammed in Kúrkutí am Betéhá, zwei Tagereisen südlich von Wára; die der östlichen die,,Talúnt-end"" unter Abákr Velád Méram an der Grenze von Dar-Fór; die der nördlichen Gemarkungen die „Túrtalú” — unter Scheichel-'Arab in Mégeren, 20 Meilen nördlich von Wára. Die einzelnen Ortschaften und Bezirke werden von Agíden verwaltet. Die Abgaben bestehen in Korn, Rindern, Pferden, Kameelen, Sklaven, Elephantenzähnen und Honig. Das Heer zählt etwa 7000 Mann Reiterei.

7. Das Reich Baghirmi. - In Betreff der äusseren Provinzen wurde schon erwähnt, dass Kánem wenigstens zum Theil Wadaï unterworfen ist, aber wegen seines zerrütteten Zustandes keine grosse Bedeutung hat. Wichtiger und geordneter ist Baghírmi. Nachdem Dókkenge, wie erwähnt, vor etwa 300 Jahren dieses Königreich gegründet und der vierte Herrscher nach ihm, 'Abd-Allah, den Islam angenommen und im Lande eingeführt hatte, erhob sich Baghírmi namentlich unter der Regierung von Mohammed el Amín zu bedeutender Macht, welcher die Angelegenheiten des Landes mit grösserer Gerechtigkeit als seine Vorfahren verwaltete, das vormals zu Kánem gehörige, damals aber unabhängige Reich Babaliá unterwarf

und in entgegengesetzter Richtung seine Eroberungen bis nach Gógomí, einer starken und unzugänglichen Niederlassung 7 oder 8 Tagereisen südöstlich von Máseña, ausdehnte. Er genoss jedoch keine vollständige Unabhängigkeit, vielmehr übte Bórnu eine Art Oberherrlichkeit über Baghírmi aus, die unter einem früheren Herrscher begonnen hatte. Erst der Nachfolger Mohammed el Amín's, 'Abd e' Rahmán, versuchte diese Oberherrschaft abzuwerfen, er wurde jedoch von dem König von Wadaï, den der Scheich von Bórnu zu Hülfe gerufen hatte, besiegt (1815) und sein Sohn 'Othmán, der erst nach langen Kämpfen den Thron bestieg, musste sich zur Abgabe eines Tributs an Wadaï verstehen. Dieser alle drei Jahre zu entrichtende Tribut besteht in 100 gewöhnlichen Sklaven, 30 schönen Sklavinnen, 100 Pferden und 1000 Hemden, ausserdem in 10 Sklavinnen, 4 Pferden und 40 Hemden für den Sérma oder Djérma, den Oberaufseher dieser Provinz. 'Othmán hatte fast ununterbrochen heftige Kämpfe mit Wadaï, Bórnu und den Fúlbe in A'damaua zu bestehen, erhielt sich aber bis zu seinem Tode (1844) auf dem Thron. Sein Sohn 'Abd el Káder ist der gegenwärtige Herrscher von Baghírmi. Er zahlt ausser dem obigen Tribut an Wadaï auch 100 Sklaven jährlich an Bórnu. Von beiden Staaten bedrängt lässt er es sich angelegen sein, sein Gebiet nach jener Seite, die ihm allein offen blieb, nämlich nach der Südseite oder den Heidenländern hin, auszudehnen, und er hat diess auch, jedes Jahr mehrere Monate im Felde zubringend, mit Erfolg gethan. Er hat eine grosse Anzahl heidnischer Häuptlinge unterjocht, von denen er einen bestimmten jährlichen Tribut an Sklaven erhebt. In Sklaven besteht daher fast ausschliesslich der Reichthum des Sultans und nur durch diese unversiegbare Hülfsquelle kann sich das kleine, in seiner grössten Länge etwa 240, in der grössten Breite gegen 150 Engl. Meilen messende Königreich gegen seine beiden mächtigen Nachbarn behaupten.

Die Gesammtbevölkerung des Landes scheint kaum die Zahl von 1 Millionen zu übersteigen und die Heeresmacht begreift bei dem gegenwärtigen herabgekommenen Zustande des Königreichs nur etwa 10,000 Mann Fussvolk und 3000 Mann Reiterei, und zwar mit Einschluss der Araberstämme, welche die schwarze Bevölkerung in der Pferdezucht übertreffen. Im Osten, Süden und Südwesten.

ist Baghírmi ganz von Heidenstämmen eingeschlossen, die theils unabhängig sind, theils in einem lockeren tributären Verhältniss zu demselben stehen, so im Osten von dem Gebiete des mächtigen Sultans von Kénga Matáia, der Sárua und Búa, im Süden von dem der Gábberi und Sará, im Südwesten von den Bay und Mússgu; eine genaue Grenzbestimmung ist wegen der Unsicherheit der Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XI.

Herrschaft und der wechselnden Verhältnisse nicht moglich. Jenseits dieser Grenzgebiete nach Süd und Südost ist alles Land im Besitz der gänzlich unabhängigen Heidenstämme, deren Gebiete einen ununterbrochenen Gürtel im Süden der mohammedanischen Staaten des Sudan bilden.

B. DIE FELLA TA-REICHE.

Die Fúlbe (Singular „Pullo") oder Fúla, wie sie von den Mandingo, Féllani (Sing. ,,Bá-féllantschi"), wie sie von den Haussa-Leuten, Felláta, wie sie von den Kanóri, und Fullán, wie sie von den Arabern genannt werden, sind der intelligenteste aller Afrikanischen Stämme. Ihr Ursprung ist wahrscheinlich in der Richtung nach Osten zu suchen, das bezieht sich jedoch auf eine Zeit, die für uns in undurchdringliches Dunkel gehüllt ist, während ihr Eroberungszug sich entschieden von Westen nach Osten bewegte und wahrscheinlich vom Senegal ausging, wie das Verschmelzen der westlichen Stämme, namentlich der Djolof und Wákoré oder Mandingo, mit der Pullo-Nation zu beweisen scheint. Nach Dr. Barth's Ansicht waren die Fúlbe die Pyrrhi Aethiopes des Ptolemäus und die helle. herrschende Bevölkerung von Ghánata. Schon im 16. Jahrhundert waren sie in den Landschaften östlich vom Kuára stark genug, um in den Kämpfen, die sich zwischen den Nachfolgern des ersten Kanta, des Gründers der gleichnamigen Dynastie in Kébbi, entspannen, einen grossen Einfluss zu üben, und bereits im Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir Ansiedlungen der Fúlbe in verschiedenen Ortschaften Baghírmi's. Jedoch eben die Verbreitung über ein so weit ausgedehntes Gebiet war der Grund, dass dieser Stamm, während jede Abtheilung ausschliesslich ihr eigenes lokales Interesse verfolgte, selbst in den locker verbundenen und fast aus eigener Schwäche zusammenstürzenden Königreichen, in denen er eine neue Heimath gefunden hatte, machtlos war. Eine neue Epoche eröffnete sich für ihn erst mit dem Anfang dieses Jahrhunderts (im Jahre 1802), als Báua, der Herrscher von Góber, den Scheich Othmán nebst anderen Häuptlingen der Fúlbe vor sich lud und sie wegen der Ansprüche, welche sie zu machen anfingen, mit Strenge zurechtwies. 'Othman war zu jener Zeit im Dorfe Dághel, unweit des heutigen Wurnó, angesiedelt, wo er bei seinen Landsleuten das Amt eines Imám verwaltete, und hatte schon früher angefangen, ihnen einen neuen religiösen Impuls zu geben, der sie über ihre kleinlichen Privatinteressen erhob. Damals aber mit Unwillen erfüllt über die Art, wie er, der grosse Gläubige, sich von jenen Heiden, den Góberáua, behandelt sah, ward er angespornt, den Versuch zu machen, sich und seinen Stammesgenossen von der Gewalt des eingebornen Landesherrschers Unabhängigkeit zu erwerben. Nachdem er daher

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