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Zugaben den Werth des Buches wesentlich erhöhen. Sie sind im Ganzen recht zweckmässig und gut gezeichnet und ausgeführt und geben an und für sich dem Werke gegen ähnliche einen nicht geringen Vorzug.

2. Der kurze Abriss (403 SS. klein 8°) der elementaren Geographie in Französischer Sprache von Dr. Schweitzer, Direktor der Handelsschule und früher Lehrer am Collége Royal Français in Berlin, soll die Diktate während des Unterrichts vertreten und zur häuslichen Repetition der Schüler dienen. Das Buch zerfällt in vier Kurse für die untern und mittleren Klassen der Anstalt: 1) die nöthigsten Begriffe der mathematischen, physischen und politischen Geographie, allgemeine Topographie der fünf Welttheile; 2) physische und politische Beschreibung von Asien, Afrika, Amerika und Oceanien; 3) Geographie der Europäischen Staaten; 4) die Elemente der Kosmographie und astronomischen Geographie, ausgewählte Theile der physischen Geographie (Oceanographie, Meteorologie). Der letzte Kurs ist eine Vermehrung der vorliegenden zweiten Ausgabe.

3. Das bereits durch eine Reihe von Jahrgängen fortgeführte,,Jahrbuch von Thatsachen" von John Timbs hat denselben Zweck wie David A. Wells',,Annual of Scientific Discovery" (s. Geogr. Mittheil. 1857, S. 228). Wie dieses besteht es aus einer Sammlung kurzer Notizen, Zeitungsartikel, Auszüge aus Vorträgen in wissenschaftlichen Vereinen u. s. w. über neue Entdeckungen und Forschungen im Gebiete der Mechanik, Physik und Chemie, nebst einigen dürftigen Notizen aus der Botanik, Zoologie, Geologie, Astronomie und Meteorologie. Bei weitem das meiste Material ist von den Versammlungen Englischer Vereine, wie der British Association, der Royal Society, der Geologischen, Zoologischen, Botanischen Vereine, hergenommen und wie in dem Jahrbuch von Wells ist auch hier fast ausschliesslich das Praktische berücksichtigt. Es dürfte sich kaum eine einzige,,Thatsache" darin aufgezeichnet finden, die nicht schon auf anderen Wegen allgemein bekannt geworden wäre.

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4. Wir erwähnen das „,Biographisch-literarische Handwörterbuch” von J. C. Poggendorff nicht nur als ein Werk von grossem, allgemein wissenschaftlichem Interesse, welches Jedem eine erwünschte Gelegenheit bietet, sich über die Lebensverhältnisse und wissenschaftlichen Werke derjenigen Männer zu unterrichten, deren Leistungen in die Grenzen seiner Studien fallen, sondern auch in der Absicht, um möglichst Viele unserer Leser zur Unterstützung des Herausgebers durch OriginalBeiträge zu veranlassen. Es sollen in dem Werke nicht nur bekannte Koryphäen, sondern auch alle Männer aufgeführt werden, welche geräuschlos an der Fortbildung der Wissenschaft arbeiteten und sie mit werthvollen Einzelheiten bereicherten. Das Handwörterbuch giebt den Familien- und Vornamen, die amtliche oder bürgerliche Stellung, jetzige sowohl als frühere, Jahr, Tag, Ort der Geburt und eine Zusammenstellung der vorzüglichsten Leistungen, besonders eigne Werke mit Angabe der Jahrszahl und des Verlagsortes, so wie bei Abhandlungen die Denkoder Zeitschriften, in denen dieselben enthalten sind.

5. Prof. Dove hat seine kleineren, in den Schriften der Berliner Akademie, in Poggendorff's Annalen, Dieterici's Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, in dem Archiv für Landeskunde der Preussischen Monarchie und in der Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde zerstreuten meteorologischen und klimatologischen Abhandlungen in einem zweibändigen Werke vereinigt, das Vielen willkommen sein wird, denen nicht alle genannten Schriften zur Hand sind. Zudem sind bei den älteren Arbeiten die numerischen Bestimmungen berichtigt und zum Theil vollständig umgearbeitet worden. Der erste Band enthält folgende Abhandlungen: Über das Klima von Nord-Amerika mit Dove's Temperaturkarte der nördlichen Hemisphäre innerhalb des 40. Parallels; Einige Bemerkungen über die Temperatur der Polargegenden; Über das Klima des Preussischen Staates; Über die Vertheilung des Regens auf der Oberfläche der Erde; Über das Gesetz der Stürme, mit sechs Sturmkarten.

6. Die Statistischen Tafeln über die Kolonial- und andern Besitzungen von Gross-Britannien enthalten Angaben über Areal, Bevölkerung, Einkommen und öffentliche Ausgaben, Schiffsbewegung und Handel, Preise der Lebensmittel und anderer Artikel, so wie des Arbeitslohnes in den verschiedenen Kolonien u. s. w. in sehr abweichender Vollständigkeit. Auffallend ist die Mangelhaftigkeit der Angaben über die Bevölkerung; bestimmte Zahlen fehlen zum grossen Theil, an deren Stelle häufig die Anzahl der Schulen und Schüler, der Geburten, Todesfälle u. s. w. treten. Die Angaben beziehen sich meistens auf die Jahre

1853-1855, gehen jedoch auch weiter zurück. Die höchste Ziffer für den Werth der Ein- und Ausfuhr weist natürlich Öst-Indien auf, für die erstere (1855) 14,770,927 Pfd. Sterl., für letztere 20,194,255 Pfd. St.; dann folgt die Kolonie Victoria mit 12,007,939 und 13,493,338 Pfd. St., Canada mit 8,119,388 und 6,342,404 Pfd. St., Neu-Süd-Wales, Ceylon, Mauritius, Tasmania u. s. w. —

7, 8. Eine sehr voluminöse Sammlung offizieller Dokumente ist die Korrespondenz des Ministeriums des Auswärtigen mit Britischen Konsuin, Agenten, Offizieren u. s. w. und verschiedenen fremdländischen Behörden, betreffend den Sklavenhandel an der West- und Nordküste Afrika's, in den Brasilischen, West-Indischen Gewässern u. s. w. für das Jahr endend mit dem 31. März 1857. Das meiste allgemeine Interesse knüpft sich an diejenigen Berichte, welche sich über die Zustände der Afrikanischen Küste von Sierra Leone bis zur Bucht von Benin verbreiten. Es geht aus denselben unwiderleglich der segensreiche Einfluss hervor, welchen die Unterdrückung des Sklavenhandels auf die Entwickelung jener Länder ausübt. Durch das Aufhören der früher nöthigen Sklavenkriege hebt sich die Nutzbarmachung der natürlichen Bodenprodukte und der legitime Handel_ausnehmend rasch, so dass die statistischen Angaben über den Werth des Exports schon sehr bedeutende Summen nennen. Hauptstapel-Artikel ist bekanntlich das Palmöl, doch hebt sich auch schon die Produktion anderer; so wurden z. B. 1856 über zwei Millionen Pfd. Baumwolle nach Brasilien ausgeführt. Wir finden in dieser Korrespondenz - Sammlung auch einen OriginalBericht Livingstone's, datirt Near Tete, River Zambesi, 15. Febr. 1856.— 9. Der Bericht des Generalsekretärs der Geogr. Gesellschaft zu Paris über die Fortschritte der geographischen Wissenschaft während des Jahres 1857 ist ungleich reichhaltiger und vollständiger, als der für das Jahr 1856 (s. Geogr. Mittheil. 1857, S. 116). Weit entfernt, die eignen Arbeiten der Gesellschaft in den Vordergrund zu stellen, giebt A. Maury diessmal neben einer Übersicht der wichtigsten Reisen in allen Theilen der Erde eine sehr fleissig ausgearbeitete Zusammenstellung der hervorragenderen literarischen Erscheinungen des Jahres 1857 auf dem geographischen Gebiete und besonders der kartographischen Leistungen.

10. Der Jahrgang 1858 der von Direktor Dieterici herausgegebenen ,,Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin" beginnt mit einem Jahresbericht für das Jahr 1857, der eine recht vollständige Aufzählung der in dem genannten Jahre erschienenen Zeitschriften und Werke aus den Fächern der Politik, Staatsökonomie, Statistik, Topographie, Landwirthschaft, so wie von Reisehandbüchern, Schriften über Kolonisation und Auswanderungswesen, über Zollwesen, Handel, Maass- und Gewichtsverhältnisse, Geld- und Münzwesen, Eisenbahnen, Posten, Telegraphen, Genealogie u. s. w. enthält, nicht selten auch begleitet von Bemerkungen über Inhalt und Werth der Schriften.

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12. Der berühmte Orientalist Dr. Aloys Sprenger hat auf seinen Reisen in Ägypten, Syrien und Mesopotamien und während eines 13jährigen Aufenthaltes in Ost-Indien, wo er nach einander die Stellen eines Bibliothekars der Calcutta-Societät, eines Direktors der National-Indischen Universität zu Delhi und eines Bibliothekars zu Lucknow bekleidete, einen grossen Schatz von orientalischen Manuskripten, 1972 an der Zahl, gesammelt und von dort glücklich nach Europa gebracht. Eine der Hauptzierden dieser Sammlung ist eine Arabische Geographie aus dem vierten Jahrhundert der Hedschra,,,die beste Eintheilung der Länder" betitelt und von Abu 'Abdallah Muhamed Ben Ahmed Moqaddasy verfasst. Dieses Werk, das Dr. Sprenger demnächst im OriginalText mit Übersetzung herauszugeben gedenkt, zeichnet sich vor allen anderen Arabischen Geographien durch die scharfe Beobachtungsgabe des Verfassers und seine Originalität aus, da Moqaddasy mit Ausnahme von Sind und Spanien alle Länder und Städte, die er beschreibt, selbst besucht hat.

13. Durch spezielle Studien über Krystallisation ist Sorby zu dem Schlusse gekommen, dass der Granit nicht einfach aus einem feurigflüssigen Zustand zur Krystallisation übergegangen sei, wie eine vulkanische Lava, sondern dass vielmehr bei jenem Prozess auch Wasser mitgewirkt habe unter ähnlichen physikalischen Bedingungen, wie sie in den jetzigen Vulkanen in grosser Tiefe unter der Erdoberfläche existiren. Es wäre diess also eine neue Stütze der von Scrope, Scheerer, Élie de Beaumont und Anderen aufgestellten Ansicht, dass die Anwesenheit von Wasser während der Krystallisation des Granit den Unterschied zwischen diesem und den trachitischen Eruptivgesteinen bedingt habe.]

(Geschlossen am 2. November 1858.)

Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika's.

Eine politisch-geographische Übersicht nach Dr. Barth's Reisewerk.

(Nebst Karte, Tafel 19.)

Auf die überaus reiche Ausbeute, welche Dr. Barth's sechsjährige Reisen und Forschungen im Innern von NordAfrika der Geographie bieten, ist schon so oft hingewiesen worden, dass es jetzt, wo sein Bericht vollständig vorliegt, kaum nöthig sein dürfte, noch etwas über dessen Werth und Bedeutung hinzuzufügen. Welcher Zweig der Geographie uns auch vorzugsweise interessiren mag, sei es die Bodengestaltung, der Lauf der Gewässer, die gegenseitige Lage der Ortschaften, das Klima, die Verbreitung wichtiger Pflanzen und Thiere, die Ethnographie oder politische Geographie, für jeden finden wir Materialien in Fülle. Jetzt, wo man die Gesammtmasse der Barth'schen Forschungen überblicken kann, unterliegt es keinem Zweifel, dass sie als die ausgedehntesten, wissenschaftlichsten und somit wichtigsten zu betrachten sind, welche jemals im Innern Nord-Afrika's angestellt wurden. Um diess in allen einzelnen Stücken nachzuweisen, würde es kein besseres und zugleich nützlicheres Mittel geben, als die Angaben Barth's mit Berücksichtigung aller früheren Forschungen etwa in ähnlicher Weise zu verarbeiten, wie diess mit Livingstone's Werk in dem fünften diessjährigen Hefte dieser Zeitschrift geschehen ist. Dabei würden sich überraschende Resultate von hohem Interesse und Werth herausstellen. Da wir aber für jetzt von einer derartigen Bearbeitung absehen müssen, begnügen wir uns damit, einen Gegenstand herauszugreifen, der die Ausdehnung und Vielseitigkeit von Barth's Arbeiten vorzugsweise erkennen lässt, nämlich die politische Geographie des Sudan.

Dass man gegenwärtig im Stande ist, die Staaten des Sudan nach ihren politischen Verhältnissen im Zusammenhange zu betrachten und ihre Geschichte bis weit zurück zu verfolgen, ist vielleicht der glänzendste Beweis für die Grossartigkeit von Barth's Forschungen; denn es gehört eine ausserordentliche Energie und Selbstverleugnung dazu, der beständigen Beschwerden und Gefahren während der Reise ungeachtet und trotz allen Hindernissen, z. B. den häufig wechselnden Sprachen, unermüdlich Erkundigungen über die nicht selbst betretenen Länder einzuziehen, sie sorgfältig und vorsichtig zu vergleichen, bis eine Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XI.

klare Vorstellung ihrer Hauptzüge gewonnen ist, und sich hierbei nicht mit den gegenwärtigen Verhältnissen zu begnügen, sondern auch noch ihrer historischen Entwickelung nachzugehen. In der That bedingen gerade diese viel umfassenden Erkundigungen, neben der fast beispiellosen. Sorgfalt, welche Dr. Barth auf die Feststellung seiner Reiserouten verwandte, zum grossen Theil den Vorzug, den sein Werk vor früheren und gleichzeitigen hat.

So weit sich die Erkundigungen auf die Topographie beziehen, wurden sie, den Hauptergebnissen nach, auf der grossen, zweiblätterigen Übersichtskarte niedergelegt, die mit dem letzten Bande des Reisewerkes ausgegeben worden ist. Da zu ihrer Konstruktion ausserdem Dr. Barth's wirkliche Aufnahmen, so wie die Arbeiten Dr. Vogel's und Dr. Overweg's benutzt wurden ), so giebt sie bei Vergleichung mit den früheren Karten von Nord-Afrika das beste Mittel zur Erkenntniss dessen an die Hand, was die Geographie durch jene grosse Expedition gewonnen hat. Wir glauben es desshalb denjenigen unserer Leser, welche das Werk selbst nicht besitzen, schuldig zu sein, sie wenigstens mit dem wichtigsten Theile dieser Karte bekannt zu machen. Als solcher ist aber gerade der mittlere Theil des Sudan, zwischen Wadaï und Timbúktu, dem Rande der Wüste und der Bucht von Benín, anzusehen, da er bei weitem am längsten der Schauplatz von Dr. Barth's und seiner Begleiter Thätigkeit war.

Das so umgrenzte Gebiet umfasst in seinen nördlichen Theilen weite Länderstriche, in denen heut zu Tage kein geordneter Staat existirt; sie werden im Osten von den Horden der Tébu oder Téda, im Westen von den nomadisirenden Tuáreg-Stämmen bewohnt, welche das Gebiet des einstmals mächtigen Sonrhay-Reiches durchziehen und sich bis südlich vom mittleren Laufe des Niger ausgebreitet haben 2). Dort lebt neben ihnen noch der Rest der

1) Über die Grundlagen und die Konstruktion der Karte hat Dr. A. Petermann im Anhang zum fünften Bande des Barth'schen Werkes das Nöthige gesagt.

2) S. unseren Aufsatz über die Tuáreg in,,Geogr. Mitth." 1857, SS. 239-260.

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Ein wanderndes Tuáreg-Lager am Niger').

Ein Zelt in einem Lager der Tuareg südlich vom Niger').

Sonrhay-Nation, der bis jetzt seine Selbstständigkeit gegen die erobernden Fúlbe behauptet hat, und weiter östlich haben sich zwischen den Tuáreg im Norden und den Fúlbe

1) Da in diesem Aufsatze von allem Detail in Bezug auf landschaftlichen Charakter der Länder, Lebensweise und Industrie der Eingebornen u. s. w. abgesehen werden muss, so fügen wir eine Anzahl Holzschnitte aus Dr. Barth's Werk ein, um durch die Anschauung die Beschreibung theilweis zu ersetzen und daran gelegentlich einige Bemerkungen zu knüpfen. Die auf das Tuáreg-Land bezüglichen Holzschnitte sind zum grossen Theil im vorigen Jahrgang der ,,Geogr. Mittheilungen", SS. 243-257, gegeben worden; hier bleiben nur noch einige übrig, welche sich auf die Tuareg am mittleren Niger beziehen. Dort leben die Tuáreg fast nur in Lagern, die häufig ihren Platz wechseln. Die Zelte, welche ein solches Lager bilden, bestehen aus einem grossen runden Stück Leder, aus einer Menge kleiner, in viereckige Stücke geschnittener Schaffelle zusammengenäht, während die Ränder des Ganzen absichtlich im rohen, unbeschnittenen Zustande gelassen sind, um die Stangen oder Äste, welche den äusseren Kreis des Zeltes beschreiben, durch die vortretenden Ecken durchgehen zu lassen. Diese Felle sind über drei Paar Stangen gespannt, das mittlere Paar von ansehnlicher Höhe, die beiden andern nicht so hoch und das eine derselben von Gabelform. In dem Zelte befinden sich gewöhnlich zwei Ruhestätten, Diwane, aus einer feinen Art Rohr gemacht und etwa 1 Fuss vom Boden erhaben. Diese Leute wählen nämlich gemeiniglich die sumpfigsten Plätze für ihre Lagerstätten und werden nach einem Unwetter zuweilen mitten in einer grossen Seelache angetroffen. Sie

im Süden die heidnischen Stämme von Marádi, Góber und A'dar erhalten, die den letzteren in tödtlicher Feindschaft gegenüberstehen und sie häufig mit Erfolg bekämpfen. Die eigentlichen Staaten des Sudan aber beginnen wenigstens im mittleren Theile erst mit dem 14° N. Br., indem sie nur am obern Niger bis gegen den 18° N. Br. sich ausdehnen. Der älteste und bekannteste unter ihnen, der zugleich das Centrum des Sudan einnimmt, ist Bórnu').

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A. DIE LÄNDER UM DEN TSAD-SEE.

1. Das Königreich Bórnu. - Bórnu bildete ehemals einen Theil des Reiches Kánem. Dort hatte im 9. Jahrhundert Ssaef, ein Mann aus dem Libyschen Stamme der Berdoa, eine Dynastie über mehrere Stämme, die Berber, Tebu, Kánembú und andere, gegründet, und nachdem seine Nachfolger am Ende des 11. Jahrhunderts zum Islam übergetreten waren, breitete sich das Reich unter DibbalámiDúnama-Ssélmani (1221-59) vom Nil bis zum Kuāra, über ganz Fesán und südlich bis weit jenseit des Tsad

Bald jedoch entstanden innere Kriege, die Tébu einer Seits und die Sseu oder Ssó im Südwesten des Tsad anderer Seits lehnten sich gegen die Dynastie der Ssaefua auf, die Bulála, Nachkommen eines Prinzen des KánemHauses, welcher in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nach der Landschaft Fittrí geflohen war und dort und in dem Thale El Bat-há des späteren Wadaï eine Herrschaft über den Stamm der Kuka gegründet hatte, drangen von Süden gegen Kánem vor und nach langen Kämpfen sahen sich die Ssaefua genöthigt, ihren Stammsitz ganz aufzugeben und die Residenz von Ndjímie, der bisherigen Hauptstadt des Reichs, nach Kaghá, einem Distrikt zwischen Udjé und Gúdjeba in Bórnu, zu verlegen (1396). Längere Zeit war die Dynastie ihrem Untergange nahe, aber dem kräftigen König 'Ali-Dunamámi (1472-1505) gelang es, den Bürgerkrieg zu unterdrücken und das eigentliche Reich Bórnu fest zu begründen; sein Sohn Edríss Katakarmábi (1504-1526) eroberte sogar Kánem wieder, das nun bis zum Anfang unseres Jahrhunderts eine Provinz von Bórnu blieb. Die höchste Blüthe erreichte das

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haben auch ihren eigenen kleinen Comfort, denn auf jeder Ruhestätte liegt ein rundes Lederkissen, wie es auch allerdings höchst nothwendig erscheint, da es überaus unbequem sein würde, den Ellbogen auf die unbequeme und harte Oberfläche dieser Rohrlagerstätten zu stützen. Fast der ganze Hausrath dies er einfachen Leute besteht, ausser einigen wenigen hölzernen Schüsseln und Schalen zum Essen und Trinken, aus Lederschläuchen von ausgezeichneter Arbeit und zuweilen sehr geschmackvoll verziert. In diese Lederbehältnisse stopfen sie sämmtliche Kleidung und Mundvorräthe, und während der Nacht umgeben sie das ganze Zelt mit sehr niedlich geflochtenem Mattenwerk aus einer feinen Rohrart, so dass ein Zelt dieser Art eine ganz behagliche Wohnung bildet.

1) Im Folgenden kann begreiflicher Weise nur das Hauptsächlichste skizzenhaft angeführt werden.

Land unter Edríss-Alaóma (1571-1603), welcher die festen Plätze der heidnischen Sseu zerstörte, Gam-erghú unterwarf, die aufständischen Bewohner der Provinz Kanó demüthigte, die Tuáreg im Nordwesten zum Gehorsam zwang, durch Unterwerfung der Tébu um Bilma die Verbindung mit der Küste wieder herstellte und die heidnischen Grenzvölker der Búdduma, Marghí und Mándara im Süden bezwang. Unter den nachfolgenden friedlichen und luxuriösen Königen sank jedoch die Macht Bórnu's rasch, so dass es den 1808 begonnenen Angriffen der Fúlbe oder Felláta nicht widerstehen konnte. Die Hauptstadt GhasrEggomo, gemeinhin Bírni genannt, welche von 'Ali-Duna

tischen Fúlbe sich des ganzen Landes bemächtigt, aber ein in Bórnu ansässiger Araber aus Fesán, der fromme Fáki Mohammed-el-Amín-el-Kánemi, sammelte am Westufer des Tsad eine kleine Schaar treuer Kanembú und schlug die ganze Heeresmacht der Fúlbe in einer Schlacht bei Ngórnu, südöstlich von Kúkaua. Das Reich war gerettet, aber die Dynastie der Ssaefua ging bald darauf zu Grunde. Mohammed-el-Kánemi liess ihr zwar noch die äusseren Zeichen der königlichen Würde, hatte aber alle Macht in Händen, und sein Sohn 'Omar (seit 1835), der jetzige Herrscher von Bórnu, machte ihr vollends ein Ende, indem er den König Ibrahím im Jahre 1846 ermordete und dessen Sohn 'Ali auf dem Schlachtfeld tödtete.

'Omar residirt in dem von ihm neu erbauten Kúkaua.

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Ansicht von Bírni, der alten Hauptstadt von Bórnu 1). mámi am Komádugu Waube, drei Tagereisen westlich vom heutigen Kúkaua, gebaut worden war, fiel in die Hände der Feinde und der schwache Ahmed-ben-Ali (1793-1810) verlegte, des halben Reiches beraubt, seine Residenz nach Kurnauá. Wenig fehlte, so hätten die thatkräftigen, fana

1) Bírni lag etwa 19 Deutsche Meilen westlich von Kúkaua, nahe am rechten Ufer des Komádugu Waube. Die Stadt hatte eine fast regelmässig ovale Gestalt, aber gegenüber den grossen Übertreibungen früherer Arabischer Berichterstatter, die behauptet haben, dass diese Stadt Kairo an Grösse übertreffe, hatte sie doch nur wenig mehr als 6 Engl. Meilen im Umfang; sie war von einem starken Wall mit sechs oder sieben Thoren umgeben. Der Wall, ursprünglich wohl sicherlich eine regelmässige, ähnlich wie die Befestigung von Kúkaua in Terrassen sich erhebende Mauer, bildet in seinem gegenwärtigen zerfallenen Zustand eine kleine Erhebungskette und scheint deutlich anzuzeigen, dass, als die Stadt von den Fúlbe erobert ward, der Angriff von zwei verschiedenen Seiten gemacht wurde, von der südwestlichen und nordwestlichen, wo der untere Theil des Walles unterminirt ist. Das Innere der Stadt bietet sehr wenig Bemerkenswerthes dar, abgesehen von der interessanten Erscheinung, dass die hauptsächlichsten Gebäude aus gebrannten Backsteinen erbaut sind, während in der jetzigen Hauptstadt nicht der kleinste Versuch gemacht ist, diese solidere Bauweise nachzuahmen. Die Dimensionen des Palastes scheinen sehr gross gewesen zu sein, aber nichts als der Grundriss weiter leerer Räume lässt sich gegenwärtig erkennen.

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1) Dieser Grundriss eines kleinen Lehmhauses in dem westlichen Theile von Kúkaua giebt eine gute Vorstellung von der Einrichtung der Wohnungen in den Städten Bórnu's im Allgemeinen und hat ausserdem noch das spezielle Interesse, dass hier Barth, Overweg und Vogel zu, wiederholten Malen und auf längere Zeit ihr Standquartier aufschlugen. Der Scheich von Bórnu hatte das Haus der Expedition überlassen, so lange als Jemand da sein würde, es in Obhut zu nehmen.1. Vorhalle mit dem Haupteingangsthor. In der Ecke ist eine geräumige, 3 Fuss über dem Boden erhabene Lehmbank. 2. Kleiner offener Hofraum mit einem sehr schönen Gummi elasticum-Baum (3). 4. Ein zweiter kleiner Hofraum mit einem Hühnerhause (5). 6. Innere Vorhalle, wo sich im Anfang die Diener aufzuhalten pflegten, die aber später in einen allerdings sehr einfachen Speisesaal verwandelt wurde. Hier wurden die Wasserurnen im kühlen Schatten aufbewahrt. 7. Kleiner offener Hofraum mit Wasserurne. 8. Inneres Gemach, wo Dr. Barth und später Dr. Vogel zu wohnen pflegte. 9. Grösserer innerer Hof, in dessen Winkel später die Küche eingerichtet wurde. 10. Gemach mit einer breiten Lehmbank, wo Dr. Overweg zur heissen Tageszeit ruhte. 11. Schlafgemach Dr. Overweg's und später der beiden Sappeure Kor

Da er nicht den kriegerischen und energischen Geist seines Vaters geerbt hat, befindet sich sein Land keineswegs in ruhigem und blühendem Zustande. Ohne Unterlass verwüsten raubgierige Horden der Tuáreg die nördlichen Provinzen, die bedeutende Stadt Bárroa, eine Tagereise nördlich vom Komádugu Waube, an der Strasse nach Kánem, und andere Orte mitten in Bórnu müssen sogar eine Art Tribut an sie zahlen, um eine armselige Existenz in leidlicher Ruhe zu fristen. Ganz Kánem ist zum wüsten Wohnsitz weniger unglücklicher Gemeinden und zum wilden Jagdgebiete fortwährender abenteuerlicher Raubzüge aus allen Gegenden geworden, ein grosser Theil steht sogar zeitweise, je nach dem Kriegsglück, unter der Herrschaft Wadai's. Selbst der Kern des Reichs wird durch innere Unruhen erschüttert, denn erst 1853 musste 'Omar auf einige Zeit seinem Bruder 'Abd-e'-Rahmán weichen,

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poral Church und Macguire. 12. Kleiner hinterer Hofraum. 13. Proviantzimmer. 14. Ältere äussere Umfassungsmauer des grossen Hofes, die später weggerissen wurde, als die Reisenden den geräumigen Hof des Nachbars für ihr Vieh und ihre Pferde hinzubekamen. 15. Eine sehr geräumige konische Hütte mit Lehmmauern und Rohrdach. Im Innern zwei breite erhöhte Lehmbänke, eine mit flacher Oberfläche, die andere mit geräumigen Vertiefungen, um werthvolle Gegenstände wegzulegen, und im Hintergrande ein erhöhter Raum für Gepäck oder Korn, durch eine zwei Fuss hohe Mauer abgesondert. Diese Hütte nahm Dr. Barth nach seiner Rückkehr von Timbúktu in Beschlag, indem er vor ihrem Eingange eine geräumige Schattenhalle aus groben Matten errichtete. 16. Hütte, in welcher Mádi wohnte, ein befreiter Sklave, zuerst im Dienst Richardson's, dann Dr. Overweg's und zuletzt Dr. Vogel's Hauptdiener. Er ist im Dienste der Expedition verwundet worden und eine kleine Pension ist ihm gesichert. 17. Hütte eines anderen Dieners, von einem kleinen Kornelkirschbaum beschattet. 18. Vichraum. 19. Ein Brunnen, dessen Platz wegen des sandigen, leicht zusammenfallenden Bodens oft verändert werden musste. 20. Ein viereckiges Lehmhaus mit zwei Gemächern, das später in Ruinen fiel.

1) Guré, die Residenz des Munióma oder Statthalters von Múnio, liegt am südlichen Abhange einer felsigen Anhöhe und wird durch Aufsprünge des Bodens in mehrere einzelne Gruppen getheilt, die zu

Die Stadtmauer von Géssma in Manga ').

seit der Erhebung der Fúlbe, welche gerade diese Provinzen niemals in ihre Gewalt bekamen, sich einen grösseren Grad von Unabhängigkeit angemasst haben, als die in Bórnu selbst. Nach Südwesten dehnt sich seine Herrschaft über die Provinzen Ngússum, Kerrékerré und Ngásir aus, in denen jedoch noch unabhängige Heidenstämme angetroffen werden; im Süden über Gam-erghú und einen Theil des Marghí-Landes; im Südosten über das ehemals selbstständige Königreich Kotokó und die von den SchúaArabern bewohnten Landstriche zwischen Gam-erghú und Mándara. Auch sind ihm die nach dieser Richtung an

sammen eine Bevölkerung von 9- bis 10,000 Einwohnern haben. Der Ort ist mit einer einfachen Umzäunung eingefasst, nur der südwestliche Winkel, der am meisten einem Angriff ausgesetzt ist, wird in eigenthümlicher Weise von einem Labyrinthe von Hecken beschützt, die mehrere Baumwollenpflanzungen und Küchengärten einschliessen.

1) Géssma ist eine kleine Stadt einige Meilen südöstlich von Surrikulo in der Provinz Manga. Sie wird auf der Süd- und Ostseite durch eine Versumpfung vertheidigt, während sich die Mauer durch die Unregelmässigkeit ihrer Zinnen auszeichnet, wenn man hier überhaupt von Zinnen reden kann. Die obige Abbildung giebt davon eine Vorstellung, wo man auch die Eingebornen sieht, wie sie, nur mit einem Lederschurz bekleidet, Klösse feuchten Thones aus der benachbarten Lache auf dem Kopfe herbeischleppen, um die Mauer auszubessern.

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