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die Walfischfänger im Suchen nach ihrer immer seltener werdenden Beute in allen Richtungen durchkreuzen", seine Entdeckung gemacht habe, da der Kurs an den MacdonaldInseln vorbei gegenwärtig gewiss von allen einsichtsvollen und praktischen Seeleuten eingehalten wird und in der That als die grosse Fahrstrasse nach Australien angesehen werden kann. Es ist desshalb auch nicht zu Verwundern, wenn binnen drei Tagen drei verschiedene Schiffe dicht bei den Inseln vorübersegeln, wie es mit den von den Kapitänen Hutton, Attwaye und Rees geführten der Fall ist, über die wir im Obigen berichtet haben.

Es ist uns leider bei dem beschränkten Raum dieser Zeitschrift nicht gestattet, auf die einzelnen Angaben der sieben von uns vorgeführten Anfahrten und Besuche bei den Macdonald - Inseln speciell einzugehen, dieselben zu zergliedern und wo möglich in Einklang zu bringen. Wir haben aber, zur schnellern und bequemern Übersicht des Lesers, sechs kleine Kartenskizzen (s. Tafel 1) entworfen, welche die Beobachtungen und Beschreibungen von Heard, Macdonald, Hutton, Attwaye, Rees und Neumayer graphisch darstellen, und haben ausserdem, in der allgemeinen Skizze im untern Theil der Karte, das allgemeine Resultat, welches sich bei einer Vergleichung der verschiedenen Beobachter ergiebt, anzudeuten versucht. Wenn man bedenkt, dass alle unsere Berichterstatter ihre Bestimmungen und Beobachtungen nur en passant machten, so kann man sie im Wesentlichen als ziemlich übereinstimmend ansehen. Es geht aus ihnen hervor, dass diese Inselgruppe hauptsächlich aus zwei Inseln besteht, einer grössern, östlich liegenden, und einer kleinern, westlich davon. Die grössere erstreckt sich von Nordwest nach Südost und trägt in der Nähe ihres Nordendes einen hohen Berg; sie scheint 30 bis 40 nautische Meilen (71⁄2 bis 10 Deutsche Meilen) lang zu sein, ist also etwa noch einmal so gross als Bornholm. Nach der einstimmigen Aussage der Beobachter erheber sich die Inseln bedeutend über das Meeresniveau; eine wirkliche Messung scheint indess nur Neumayer an der kleineren Insel angestellt zu haben. Er fand ihre Höhe zu 286 Fuss, während sie Rees zu 400 bis 500 Fuss angiebt. Noch abweichender sind die Schätzungen der Höhe des Piks auf der grossen Insel; denn wenn ihm Neumayer nur etwa 1000 Fuss Höhe giebt, erschien er Heard (der ohne Zweifel die grössere Insel sichtete) 5000 Fuss, und Hutton vergleicht ihn sogar mit dem Pik von Pico (Azoren), der sich 7860 Fuss über das Meer erhebt. Der letztere stellt auch das Plateau am Südost-Ende der grossen Insel dem Tafelberge (3590 F.) gleich. Ausserdem haben wir hinsichtlich des Reliefs der Gruppe nur noch die Angabe von Neumayer, dass die kleine Insel eine sattelförmige Gestalt habe, und

die von Rees, dass der zuckerhutförmige Felsen im Westen derselben höher als die Insel selbst sei. Dieser Felsen liegt nach Attwaye und Rees 1 Meile westlich von der kleinen Insel, womit auch Neumayer's Positionsbestimmungen in Einklang stehen; ob das Felsenriff, welches Cameron 40 bis 42 Meilen West bei Nord von dem Nordende der grossen Insel sah, derselbe zuckerhutförmige Felsen war, oder ein anderer, noch weiter westlich gelegener, ist aus den vorliegenden Berichten nicht zu ersehen; doch ist es wahrscheinlich, dass die Gruppe noch von mehreren kleinen Inselchen und einzelnen Felsen umgeben ist, da Cameron viele solcher kleinen Inseln gesehen haben will. Jedem Zweifel überhoben ist, wie es scheint, die Existenz zweier Felsen in der Nähe der Nordwestspitze der grösseren Insel. Die von Neumayer an der Südwestküste dieser letzteren gesehene Bucht wurde auch von Attwaye wahrgenommen, und eine ähnliche fanden Rees und Rogers an der Nordostküste. Rogers' kleiner Bach würde nach seinen eigenen Positions-Angaben auf der kleineren Insel zu suchen sein, doch stimmt damit der ganze Bericht über seine Exploration nicht, vielmehr befand er sich danach an der Südwestküste der grossen Insel, was auch Church's Beobachtung zu bestätigen scheint. Auf die klimatischen und naturhistorischen Verhältnisse der Insel brauchen wir hier nicht näher einzugehen, da die Aussagen darüber klar und übereinstimmend sind. Die Beobachtungen erwiesen auch bei diesen Inseln, wie in allen anderen arktischen und antarktischen Gegenden, eine ausserordentliche Entwickelung des Thierlebens im Gegensatz zu einer höchst geringen Vegetation.

Was bei den Neumayer'schen Angaben über die Macdonald-Inseln besonders neu ist, oder wenigstens von den übrigen Angaben abweicht, ist die bedeutende Erstreckung der grossen Insel nach Süden. Doch ist dieselbe sehr fraglich und hat auch bei der Britischen Admiralität, der sein Bericht bekannt ist, keine Berücksichtigung gefunden. Dieselbe hat in ihrer Generalkarte vom Indischen Ocean, Nr. 2483 (ausgegeben am 15. April 1857) westlich der beiden Macdonald-Inseln eine dritte verzeichnet und dieselbe,,Meyer, 1857" benannt; doch muss sie auf die Position nicht viel Werth legen, da ein D (= doubtful, zweifelhaft) dabei steht. Ein grosses Verdienst um die Kunde dieser Inseln würde sich Neumayer erworben haben, wenn er gelandet wäre und eine Aufnahme oder Erforschung derselben bewerkstelligt hätte.

Nicht unmöglich ist es, dass eine genaue Aufnahme der Macdonald-Inseln Englischer oder Amerikanischer Seits bereits vorgenommen ist, obschon wir darüber noch nichts erfahren haben. Vielleicht dass die Österreichische Novara-Expedition, die besonders auf Oceanische Entdeckun

gen und Forschungen ausgegangen ist, diese interessante Gruppe bei ihren Arbeiten berücksichtigen wird.

II. KERGUELEN-INSEL.

Ungleich genauer, wenn auch noch sehr mangelhaft, ist die von den Macdonald-Inseln über 250 nautische Meilen oder 60 Deutsche Meilen nordwestlich liegende Insel Kerguelen bekannt, welche wegen ihrer ausgezeichneten Häfen und reichen Kohlenlager von Wichtigkeit ist und desshalb auch wohl eine vollständige Aufnahme und genauere Erforschung verdient Am 13. Januar 1772 entdeckte der berühmte Französische Seefahrer Kerguelen die an der Westseite dieser Inseln belegenen Fortune-Inseln (s. Tafel 1) und bemerkte östlich davon ein Land, das er für einen grossen südlichen Kontinent hielt. Wegen stürmischen Wetters konnte er die Küste nicht erreichen und kehrte nach Mauritius zurück. Seine Entdeckung machte aber so allgemeines Aufsehen, dass er beordert wurde, mit zwei Kriegsschiffen, „Roland" und „L'Oiseau”, das Land genauer zu untersuchen. Im Dezember 1773 kam er abermals in Sicht der Haupt-Insel und benannte das nordöstliche Vorgebirge Cap Français, wurde aber wieder durch Stürme an der Landung verhindert. Kapitän Rosnevet vom „L'Oiseau" fuhr jedoch am 6. Januar 1774 in den südlich von Cap Français belegenen Hafen ein und nahm von der Bai und dem ganzen Lande im Namen des Königs von Frankreich Besitz. Kapitän Cook bereitete sich gerade auf seine dritte und letzte Reise vor, als die Nachricht von dieser Entdeckung nach England kam. Die Admiralität instruirte ihn desshalb, auf seinem Wege nach Tasmania genauere Nachforschungen darüber anzustellen. In die Nähe des neuen Landes gekommen, fand er zunächst zwei Inseln von beträchtlicher Höhe und 8 bis 9 Engl. Meilen Umfang, die er Cloudy- (Wolkige) Inseln nannte, und bald darauf einen augenfälligen hohen Felsen, Bligh's Cap, dem schon früher Kerguelen den Namen Isle de Réunion gegeben hatte. Am Weihnachtstage ankerte er in der Bai des „L'Oiseau" und seitdem hat dieser vortreffliche Hafen den Namen Christmas(Weihnachts-) Hafen behalten. Eine genaue Aufnahme desselben und eine allgemeine Rekognoscirung der Nordostküste der Insel vom Cap Français bis Cap George waren die Früchte des Besuchs jenes grossen Seefahrers. Die Illusion, dass das neue Land ein Theil eines ausgedehnten südlichen Kontinentes sei, wurde durch das LogBuch des Kapitän Furneaux, der Cook auf dessen zweiter Reise begleitete, vernichtet, denn aus ihm ging hervor, dass die ,,Adventure" im Febr. 1773 den Meridian der Insel etwa 50 Engl. Meilen südlich vom Cap George gekreuzt hatte.

Nach Cook wurde die Nordostküste der Insel von Kapitän Rhodes im Jahre 1799 genauer erforscht. Dieser

treffliche Seemann lag acht Monate lang mit seinem Schiffe ,,Hillsborough" im Winter-Hafen in der Hillsborough-Bay und untersuchte während dessen auf Booten über funfzig Buchten und Baien der benachbarten Küste. Ihm verdankt man fast ausschliesslich die Kenntniss von der Gestaltung der wunderbar zerrissenen Umgebungen der Hillsborough- und Whale Bay (Walfisch - Bai), so wie des Busens, der zwischen Port Palliser und Howe's Vorgebirge in die Insel einschneidet und in der Tiefe durch einen Isthmus von nur 34 Engl. Meilen Breite von der Walfisch-Bai getrennt wird. Die Südost-, Süd- und Westküste sind dagegen bis jetzt nur nach den allgemeinsten Umrissen bekannt, wie diess die im Jahre 1855 von der Britischen Admiralität herausgegebene Karte zeigt, welche unserem Carton (auf Tafel 1) zu Grunde liegt. Eben so weiss man von dem Innern der Insel noch so gut wie nichts, da nur ein sehr kleiner Theil im Norden durch die Expedition des Sir James Clark Ross untersucht wurde. Eine Abtheilung dieser Expedition ging nämlich im Jahre 1840 von der Cumberland-Bai quer über das Land nach der Westküste, hatte aber mit unsäglichen Beschwerden zu kämpfen und konnte desshalb nur wenige Beobachtungen anstellen. Auch dort, wie in der nächsten Umgebung von Christmas-Hafen, bestand der Boden aus vulkanischen Gesteinen, so dass man zu der Annahme berechtigt ist, Kerguelen-Insel verdanke eben so vulkanischen Kräften ihren Ursprung, wie die anderen Inseln dieses Theils der Erde, die Crozet-, Prinz Edward-, Macdonald-Inseln u. s. w. Sir James Clark Ross hielt sich 68 Tage im ChristmasHafen auf und machte von diesem und seiner Umgegend eine genaue Aufnahme. Eine grössere Ausdehnung seiner Forschungen verhinderte das ausserordentlich stürmische Wetter; dafür haben aber die Offiziere der Expedition und namentlich der berühmte Botaniker Dr. Hooker viele höchst interessante Beobachtungen angestellt, die über die Naturbeschaffenheit der Insel und die meteorologischen Erscheinungen des südlichen Indischen Oceans die wichtigsten Aufschlüsse geben. Da durch sie auch die oben angeführten Berichte über die Natur und das Klima der Macdonald-Inseln eine weitere Bestätigung und Ergänzung erfahren, so wollen wir einige Haupt-Resultate kurz anführen.

Das Nordende der Insel ist ganz und gar vulkanischen Ursprungs; die kühnen Vorlande der Kaps Cumberland und Français gewähren einen auffallenden Anblick von der See aus, da das Trap-Gestein, aus dem sie bestehen, eine Reihe fast horizontaler Terrassen bildet, welche eine grosse Ähnlichkeit mit geschichtetem Sand- oder Kalkstein haben. Basalt ist das vorherrschende Gestein, er tritt in prismatischer Form auf und geht häufig in Grünstein und die verschiedenen Modifikationen von Amygdaloid und Porphyr

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über. Die allgemeine Richtung der Bergketten ist von Südwest nach Nordost, ihre Höhe variirt zwischen 500 und 2500 Fuss. Viele Hügel werden von Trapp-Adern durchsetzt. Einige derselben, mit kraterähnlichen Gipfeln, sind augenscheinlich einst vulkanische Öffnungen gewesen. Drei oder vier eigenthümliche, isolirte Hügel in der Cumberland-Bai bestehen aus Fragmenten eines vulkanischen Gesteins, durch die an manchen Stellen die Hauptmasse in prismatischen Säulen hervorbricht, und haben sehr sanfte Umrisse. Die ungeheure Menge Trümmergestein, die sich an ihrem Fusse aufgehäuft hat, erreicht an vielen Punkten die Höhe von 200 bis 300 Fuss und giebt einen schlagenden Beweis von der raschen Verwitterung, welcher die Felsen hier bei dem häufigen und plötzlichen atmosphärischen Wechsel unterworfen sind. Die merkwürdigste geologische Erscheinung der Insel ist das Vorkommen von fossilem Holz und Kohlen. Das erstere, meist stark versteinert, findet sich im Basalt eingeschlossen, während die Kohle in Lagern von wenigen Zoll bis 4 Fuss Mächtigkeit in den Schluchten zu Tage tritt, in engem Kontakt mit dem darüber liegenden Porphyr- und Amygdaloid-Grünstein. Die Oberfläche der ganzen Insel scheint von zahlreichen kleinen See'n und Wasserläufen unterbrochen zu sein. Von den heftigen Regenfällen angeschwellt, welche mit Schnee und Frost abwechseln und von starken Windstössen begleitet werden, rauschen die letztern den Abhang der Berge und längs der Schluchten in unzähligen wilden Bächen hinab, an vielen Stellen schöne schäumende Kaskaden bildend, waschen die Gesteine aus und bestreuen die Ebenen und Thäler mit Gerölle und fruchtbarem Alluvium.

Die Vegetation von Kerguelen - Insel ist entschieden antarktisch, obwohl die Insel in einer verhältnissmässig niederen Breite liegt. Aus einiger Entfernung hat sie das Ansehen vollkommener Sterilität und die, Scenerie verbessert sich kaum, wenn der Reisende näher herankommt. Ein schmaler Gürtel grünen Grases zieht sich längs der Ufer des Hafens hin, untermischt und weiterhin verdrängt von grossen rundlichen Massen von schmutzig-grüner oder rostbrauner Farbe, die aus einer merkwürdigen, dem Bo-lax oder Balsam-Bog der Falkland-Inseln verwandten Umbellifere gebildet werden. Höher an den Hügeln hinauf besteht die Vegetation nur in zerstreuten Büscheln derselben Pflanzen, die die niedere Ebene bewohnen, und in der Höhe von 1000 bis 1200 Fuss hört sie fast ganz auf. Selbst Kapitän Cook's Beschreibung bleibt noch hinter der Wahrheit zurück, wenn er, Anderson's Journal citirend, sagt:,,Vielleicht bietet kein bis jetzt entdeckter Punkt unter demselben Parallel in beiden Hemisphären ein für den Naturforscher so kärgliches Feld, als dieser öde Fleck"; Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft 1.

Die

denn er hätte für die südliche Hemisphäre noch 10, für die nördliche über 20 Breitengrade hinzunehmen können als die Grenzen, innerhalb deren eine solche Armuth an Pflanzen-Species nicht weiter vorkommt. Selbst auf Spitzbergen giebt es fast dreimal mehr Phanerogamen als hier1). Die Zahl der während Cook's Aufenthalt auf der Insel entdeckten Species war, einschliesslich der Kryptogamen, 18; diese fand Dr. Hooker, mit Ausnahme einer Flechte, alle wieder und brachte durch neu aufgefundene Species die Flora der Insel auf etwa 150 Arten, nämlich 18 Phanerogamen, 3 Farren, 25 Moose, 10 Jungermannien, einen Schwamm, gegen 100 Flechten und Algen. Monokotyledonen verhalten sich zu den Dikotyledonen wie 1 zu 2, das niedrigste Verhältniss, welches bis jetzt aufgefunden wurde. Am nächsten kommt hierin die MelvilleInsel im Arktischen Meere, für die sich auf Kapitän Parry's erster Reise das Verhältniss von 2 zu 5 herausstellte. Von den 18 Phanerogamen gehören zwei zu Gattungen, welche der Insel eigenthümlich zu sein scheinen, eine merkwürdige Kohl - Pflanze (Pringlea antiscorbutica) und eine Portulacee. Die erstere, welche an der Küste in Menge wächst und auch an den Hügeln bis zu deren Gipfel hinauf vorkommt, diente während 130 Tagen der Mannschaft der Expedition als Gemüse, und in dieser ganzen Zeit stellte sich keine Krankheit an Bord ein. Von den übrigen 16 Phanerogamen bewohnen 10 auch das antarktische Amerika und 4 sind neue Species von Gattungen, die daselbst gefunden werden. Sechs trifft man auch auf der Auckland- und Campbell-Insel und zwei sind in der ganzen gemässigten und kalten Zone beider Hemisphären gemein. Von den Kryptogamen kommen die meisten in höheren südlichen Breiten häufig vor, viele sind Bewohner der Europäischen Alpen und noch mehr der nördlichen Polar-Regionen, etwa zwanzig scheinen aber der Insel eigenthümlich zu sein. Das Verhältniss der mit Pflanzen bedeckten Oberfläche ist ungefähr dasselbe wie auf Spitzbergen und der Melville-Insel, doch steht die relative Zahl der Species zu den Individuen weit zurück; denn während die Flora der Melville-Insel 67 und Spitzbergen 45 phanerogame Species hat, besitzt Kerguelen-Insel deren nur 18 und von diesen bedecken nur acht einen irgend beträchtlichen Theil der Oberfläche. Das Klima der Insel, obwohl rauh, gestattet doch eine perennirende Vegetation und kaum kann eine der Pflanzen, selbst von den Gräsern, unter die einjährigen gezählt werden.

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Landthiere wurden nicht gesehen, dagegen ist die See in der Nähe der Insel reich an animalischem Leben. Die

1) Weihnachts-Hafen liegt in ziemlich derselben Breite als Paris oder Stuttgart.

See-Elephanten (Morunga elephantina) und Seehunde sind zwar durch die beständige Verfolgung während einer langen Reihe von Jahren fast ausgerottet, aber Walfische finden sich in grosser Menge, so dass 1843 noch 5- bis 600 Walfischfahrer hier versammelt waren und meist eine volle Ladung erzielten. Eine grosse Menge von Fischen, darunter viele neue Species, wurden von der Expedition beobachtet. Fünfzehn verschiedene Arten Seevögel wurden in dem Hafen und längs der Küsten geschossen, unter anderen verschiedene Sturmvögel, Pinguine, zwei Meven, eine Ente, ein Seerabe, eine Meerschwalbe, eine merkwürdige Chionis, ein russfarbiger Albatros (Diomedea fuliginosa). Namentlich der letztere, so wie Enten und Pinguine waren in grosser Menge vorhanden. Aus der Klasse der Insekten fand man nur vier Species, einen Rüsselkäfer, eine Motte und zwei Fliegen.

Das Wetter war im höchsten Grade unfreundlich. Während 45 Tagen von den 68 (12. Mai bis 20. Juli), welche die Expedition in dem Christmas-Hafen zubrachte, herrschte ein oft zur Heftigkeit eines Sturmes sich steigernder und meist in plötzlichen starken Stössen auftretender Wind, und nur an drei Tagen fiel weder Schnee noch Regen. Die Temperatur scheint dagegen eine ziemlich gleichmässige zu sein; denn als Cook mitten im Sommer (Dezember und Januar) die Insel besuchte, fand er sie mit Schnee bedeckt, und als Sir James Clark Ross im Winter sich daselbst aufhielt, sank das Thermometer selten unter den Gefrierpunkt und der Schnee blieb nie länger als zwei bis drei Tage auf den niederen Ebenen liegen.

III. DIE INSELN ST. PAUL UND NEU-AMSTERDAM.

Von den übrigen Insel-Gruppen des südlichen Indischen Oceans sind nur noch St. Paul und Neu-Amsterdam cinigermassen genau bekannt, auch ist besonders in Deutschland in neuester Zeit die allgemeine Aufmerksamkeit von Österreichischer Seite auf sie hingelenkt durch die beabsichtigte nähere Erforschung derselben durch die NovaraExpedition und durch eine der K. K. Geographischen Gesellschaft zu Wien am 13. Oktober 1857 vorgelegte Abhandlung von A. E. Zhishman, Professor an der K. K. Nautischen Akademie zu Triest1). Da diese Abhandlung, die zum grossen Theil aus etwas veralteten und gelhaften Quellen geschöpft ist, mit den Worten schliesst: ,,Erfreuend aber ist es, zu wissen, dass unserem Vaterlande die erste genaue wissenschaftliche Erforschung der Eilande vorbehalten blieb, und dass zu diesem Zweck

man

1) Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft zu Wien, 2. Heft, SS. 146 bis 156.

vielleicht in dem gegenwärtigen Momente ein Österreichisches Kriegsschiff dort vor Anker liegt", so könnte man glauben, diese Inseln seien bisher nur von unwissenschaftlichen Seefahrern besucht worden. Indess ist besonders die interessantere der beiden Inseln, St. Paul, in neuerer Zeit wiederholt von ausgezeichneten SeeOffizieren genau aufgenommen worden, einmal von Kapitän E. P. Blackwood im Jahre 1842 und nach ihm von den Offizieren des berühmten Vermessungs-Schiffes Herald" unter Kapitän Denham, im Jahre 1853. Die Arbeiten beider Offiziere sind unbegreiflicher Weise von Prof. Zhishman gänzlich ignorirt worden. Eben so hat derselbe die Resultate der interessanten und umfangreichen Nachforschungen, welche im Jahre 1854 in den Archiven der Britischen Admiralität und des Britischen Museums in London, der Ost- und West-Indischen Kompagnie in Amsterdam über die Entdeckung und rechtmässige Benennung der beiden Inseln angestellt wurden, nicht berücksichtigt, sondern bringt neue Verwirrung in die Benennung beider Inseln, während die,,Geographischen Mittheilungen" bereits vor etwa drei Jahren über diesen Gegenstand eine Notiz1) enthielten, welche die endliche Entwirrung" dieser Frage in weiterm Kreise anzuzeigen zum speciellen Zweck hatte.

-

Bei ihrer günstigen Lage auf der Route vom Kap der Guten Hoffnung nach dem Indischen Archipel konnte ihre Existenz nicht lange verborgen bleiben, und es unterliegt keinem Zweifel, dass schon vor 1633 wenigstens die eine derselben, St. Paul, bekannt war. Während nämlich allgemein Van Vlaming (1696) als Entdecker der beiden Inseln angenommen wurde, hat das im Jahre 1854 in Amsterdam durch L. C. D. van Dyck aufgefundene Log-Buch des Schiffes,,Nieuw Amsterdam" dargethan, dass der berühmte Seefahrer Van Diemen 1633 die auf damaligen Karten bereits angegebene Insel St. Paul besuchte und nördlich von ihr eine neue, nach seinem Schiffe Neu-Amsterdam benannte Insel entdeckte. Er setzte St. Paul in 38° 35', Neu-Amsterdam in 37° 30′ S. Br. Es liegt hierin auch ein fernerer Beweis, dass die südliche, mit. einem Kraterbecken versehene Insel St. Paul, die nördliche Neu-Amsterdam genannt werden muss und dass die Verwechselung beider Namen, so wie die Benennung Amsterdam statt Neu-Amsterdam durchweg als Irrthum zu betrachten ist 2). Nach der Auffindung jenes Log-Buches

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ist auch erklärlich, dass Père Gui Tachard die Insel NeuAmsterdam auf seiner zweiten Reise im Jahre 1687, also 9 Jahre vor Van Vlaming, als bekannt erwähnt. Zuerst betreten wurden die Inseln jedoch von Van Vlaming, und die ersten, freilich sehr unvollkommenen, Messungen von St. Paul finden sich in dem Atlas zu Lord Macartney's Chinesischer Gesandtschaftsreise, während welcher die Engländer 1793 zwei Tage auf der Insel verweilten und hauptsächlich das Kraterbecken untersuchten. Später sind beide

unter einem und demselben Meridian liegenden zwei Inseln ursprünglich (schon am Ende des 17. Jahrhunderts) die südliche St. Paul, die nördliche Amsterdam benannt wurde. Der Entdecker Vlaming gab der ersteren die Breite von 38° 40', der zweiten 37° 48' im Süden des Aquators. Diese Benennung und Ortsbestimmungen kommen merkwürdig mit dem überein, was ein Jahrhundert später D'Entrecasteaux auf der Expedition zur Aufsuchung von La Pérouse gefunden hat (Voyage, T. I, p. 43-45), nämlich für Amsterdam nach Beautemps-Beaupré 37° 47′ 46" (long. 75° 51'), für St. Paul 38° 38'. Eine so grosse Übereinstimmung muss für Zufall gelten, da die Beobachtungsörter gewiss nicht ganz dieselben waren. Dagegen hat Kapit. Blackwood auf seiner Admiralitätskarte von 1842 für St. Paul 38° 44' und long. 75° 17'. Auf den Karten, welche der Original-Ausgabe der Reisen des unsterblichen Weltumseglers Cook beigegeben worden sind, z. B. der der ersten und zweiten Expedition (Voyage to the South Pole and round the World, London 1777, p. 1), wie der dritten und letzten Reise (Voyage to the Pacific Ocean, publ. by the Admiralty, London 1784, in 2d ed. 1785), ja selbst aller drei Expeditionen (A general Chart, exhibiting the discoveries of Capt. Cook in this 34 and two preceeding voyages, by Lieut. Henry Roberts), ist die Insel St. Paul sehr richtig als die südlichere angegeben, aber in dem Texte der Reise von D'Entrecasteaux (T. 1, p. 44) wird tadelnd erwähnt (ob mit Recht, bleibt mir bei vielem Nachsuchen der Ausgaben auf den Bibliotheken von Paris, Berlin und Göttingen mehr als zweifelhaft),,,dass auf der Specialkarte der letzten Cook'schen Expedition die Insel Amsterdam südlicher als St. Paul gesetzt sei". Wenn eine eben solche Umkehrung der Benennungen im ersten Drittel des jetzigen Jahrhunderts, z. B. auf den älteren verdienstlichen Weltkarten von Arrowsmith und Purdy (1833), ganz gegen den ursprünglichen Willen des Entdeckers, Willem de Vlaming, häufig ist, so haben wohl mehr noch als eine Specialkarte von Cook's dritter Reise dazu gewirkt: 1) die Willkür auf den Karten von Cox und Mortimer; 2) der Umstand, dass in dem Atlas der Reise von Lord Macartney nach China die schön und rauchend abgebildete vulkanische Insel zwar sehr richtig St. Paul, unter lat. 38o 42', genannt wird, aber mit dem bösen Beisatz:,,commonly called Amsterdam", und dass, was noch schlimmer ist, in der Reisebeschreibung selbst Staunton und Dr. Gillan diess ,,Island still in a state of inflammation" immerfort Amsterdam nennen, ja sogar p. 226 hinzusetzen (nachdem sie p. 219 die wahre Breite gegeben),,,that St. Paul is lying to the northward of Amsterdam"; 3) die gleiche Verwechselung der Namen durch Barrow (Voyage to Cochinchina in the years 1792 and 1793, p. 140-157), der die Rauch und Flammen gebende südlichere Insel, welcher er ebenfalls die Breite von 38° 42' beilegt, auch Amsterdam nennt. Malte-Brun (Précis de la Géographie universelle, T. V. 1817, p. 146) beschuldigt Barrow mit Recht, aber sehr irrig Mr. de Rossel und Beautemps-Beaupré. Die letzteren beiden geben der Insel Amsterdam, die sie allein abbilden, 37° 47', der Insel St. Paul, weil sie 50′ südlicher liegt, 38° 38' (Voyage de D'Entrecasteaux 1808, T. I, p. 40-46); und zum Beweis, dass die Abbildung die wahre Insel Amsterdam von Willem de Vlaming vorstellt, fügt Beautemps-Beaupré in seinem Atlas die Kopie des viel bewaldeten Amsterdam aus Valentyn hinzu. Weil der berühmte Seefahrer Abel Tasman 1642 neben Middelburg, in der Tonga-Gruppe, die Insel Tonga tabu Amsterdam genannt hat (Burney, chronological history of the Voyages and Discoveries in the South Sea or Pacific Ocean, Part III, p. 81 und 437), in lat. 21, so ist wieder aus Missverständniss bisweilen Tasman als Entdecker von Amsterdam und St. Paul im Indischen Ocean aufgeführt worden; s. Leidenfrost, histor. Handwörterbuch, Bd. V, S. 310."

Inseln sehr häufig von wissenschaftlich gebildeten Seefahrern besucht worden und schon seit langer Zeit dienen sie als Meilensteine auf einer der frequentesten Strasse im Indischen Ocean. Trotzdem bietet aber dieser Fels gewiss noch einen schönen Punkt näherer Untersuchung und Beobachtung für so eifrige Forscher wie diejenigen des Schiffes Novara.

Auf unserer Karte (Tafel 1) haben wir die beiden genauesten der bisherigen Aufnahmen der Insel St. Paul, die von den Englischen Kapitänen Blackwood (1842) und Denham (1853) ausgeführten, in gleichem Maassstabe neben einander gestellt, erstere bloss im Küsten-Umriss, weil sie lediglich zum Vergleich mit der spätern dienen soll. Wenn beide Aufnahmen unter sich einige Verschiedenheit im Detail zeigen, so stimmen sie in der allgemeinen Gestaltung und den Grössenverhältnissen genau genug, um die Unrichtigkeit der Karte zu Macartney's Reise aus dem vorigen Jahrhundert, die im Journal der Wiener Geographischen Gesellschaft') reproducirt ist, darzulegen.

Da die neuesten Untersuchungen der St. Paul-Insel so wenig bekannt zu sein scheinen, so können wir nichts Besseres thun, als einen Auszug des Denham'schen Berichtes zu geben 2).

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,Von unserem Ankerplatz in 31 Faden und feinem schwarzen, Schiesspulver ähnlichem Sande lag der Südpunkt der Insel SW. W., 1 nautische Meilen entfernt. Bei Südwest- und Nordwest-Wind ist diess eine gut geschützte Lage und bei einem Sturm von Osten erlaubt sie das Entkommen auf das offene Meer; aber sie ist den grossen Wogen ausgesetzt, welche um die Süd- und Nordspitze herumlaufen und bei vorherrschendem Westwind das Schiff schwanken machen. Unsere Bekanntschaft mit dem Charakter des Wetters und dem Gange dieser Wogen ermuthigte uns jedoch, in grösserer Nähe, in 14 Faden und feinem schwarzen, dichtem Sande, vor Anker zu gehen, von wo der Kegelfels (Nine Pin Rock) Meile nordwestlich und die Eingangsspalte des Kraters etwa

Meile westlich lag. Wir hatten Grund, die grössere Variation der Magnetnadel an der Küste im Vergleich mit der aus Azimuthal-Beobachtungen an Bord gefundenen einer magnetischen Störung in der heterogenen Struktur dieser vulkanischen Insel zuzuschreiben; in der That zeigte sich eine Anziehung, wenn ein Stück der umgebenden Felsenmassen, wie z. B. von dem Eingang zwischen der See und dem Krater, auf 6 Zoll weit an die Nadel gehalten wurde. Der Nordwind bringt hier trübes Wetter und erschlaffende Luft, der West- und Südwestwind

1) Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft, Heft 2, Tafel 3. 2) Nautical Magazine, 1854, p. 68-75.

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