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die Höhe der Victoria-Fälle giebt Livingstone zu 100 Fuss an, es bleiben also für den Fall des Flusses von Linyanti bis 8 Meilen unterhalb der Mündung des Kafue (etwa 500 Engl. Meilen) 1950, und wenn wir die Stromschnelle Kansala zu 50 Fuss annehmen, 1900 Fuss übrig, also fast 4 Fuss auf 1 Engl. Meile. Der Fluss hat also keineswegs nöthig, bergauf zu laufen, und kann sich vollständig den physikalischen Gesetzen unterordnen. Was den Kafue betrifft, so äussert zwar Livingstone an einer Stelle (S. 566), dass er an dem Punkte, wo er ihn überschritt, ziemlich in gleicher Höhe mit Linyanti liege, dem widersprechen aber seine Messungen auf das Bestimmteste. Er ermittelte nicht die Höhe des Wasserspiegels des Kafue, sondern die eines benachbarten Hügels (bei Semalembue's Dorf gelegen), und fand dessen Gipfel 4079, dessen Fuss 3288 Engl. F. über dem Meere. Wenn wir nun auch den Spiegel des Kafue in gleiche Höhe mit dem Fuss des Hügels setzen wollen, obwohl er auch beträchtlich niedriger sein kann, so liegt Linyanti immer noch 233 Fuss höher als der Kafue. Sodann bleibt allerdings noch ein Gefälle von 1717 Fuss auf die Strecke von der Übergangsstelle bis 8 Engl. Meilen unterhalb des Zusammenflusses mit dem Zambesi (etwa 60 Engl. Meilen) oder von 28 bis 29 Fuss auf 1 Engl. Meile, was jeden Falls die Schiffbarkeit des unteren Kafue unmöglich macht. Aber abgesehen davon, dass Livingstone die Höhe des Kafue selbst bei der Furth nicht angiebt, diese also möglicher Weise viel niedriger liegen kann, als der Fuss des benachbarten Hügels, spricht er auch keineswegs mit solcher Bestimmtheit von der Schiffbarkeit des Kafue, wie Cooley annimmt. führt an, dass ihm Sekwebu die warme Quelle Nakalombo, 22 Tagereisen westlich von Semalembue's Dorf, als einen Lieblingsaufenthalt des Sebituane bezeichnet und gesagt habe:,,Wäre Sebituane noch am Leben, so würde er Sie dorthin bringen, um mit ihm da zu leben. Sie würden an dem Ufer des Flusses sein und mit Kähnen sogleich zum Zambesi hinabfahren und die weissen Leute am Meere besuchen" (S. 568). An derselben Stelle berichtet er aber auch, dass die Furth über den Kafue unterhalb Semalembue's Dorf wenigstens 250 Yards breit, aber felsig und seicht sei und dass der Fluss dicht bei dem Dorfe in eine enge Schlucht trete, die er nach einem benachbarten Hügel Bolengwe-Schlucht nennt; und an einer früheren Stelle (S. 483) sagt er: Wahrscheinlich kann man den Kafue mit Kähnen hinabfahren, obwohl er viele Katarakten enthalten soll."

Er

Was, fragen wir endlich, sollte aus dem Liambye werden, wenn er nicht in den Zambesi überginge? Cooley macht sich die Beantwortung dieser Frage sehr leicht, er nimmt an, der Fluss verliere sich bald unterhalb der Vie

toria-Fälle im Sande. Er sagt (Athenaeum, 13. Februar 1858):,,Um die Möglichkeit eines solchen Endes zu beweisen, brauchen wir nur auf den Zuga hinzudeuten, den Livingstone eben so wie den Liambye „einen herrlichen Strom" nennt und der dennoch 300 Engl. Meilen vom Ngami-See im Sande der Wüste verschwindet. Und was namentlich hier von Wichtigkeit ist, die Gewässer des Zuga und Ngami sind durch Quer-Kanäle mit denen des Liambye verbunden, das Schwinden (wasting) des Zuga ist also zugleich das Schwinden des ganzen Systems. Der Liambye ist zwar ein bedeutenderer Fluss als der Zuga, aber er wird unzweifelhaft bei den Fällen abgedämmt, so dass nur ein, vielleicht verhältnissmässig kleiner, Theil des Wassers darüber hinaus geht. Das ganze System dieser Gewässer des Innern ist offenbar aus sehr schlecht entwickelten Flüssen zusammengesetzt, deren Wasser sich zum grösseren Theil verliert. Wenn wir also den herrlichen Fluss, den Zuga, 300 Engl. Meilen unterhalb des Ngami-See's in dem Sande verschwinden sehen, warum sollten wir da die Möglichkeit oder sogar Wahrscheinlichkeit leugnen, dass der grössere, aber viel mehr aufgehaltene (impeded) Liambye in ähnlicher Weise 300 Engl. Meilen unterhalb Sescheke endet?" Zu einer solchen Argumentation hat sich Cooley sicherlich nur durch das Bestreben verleiten lassen, seine Ansicht von der Verschiedenheit des Liambye und Zambesi zur Geltung zu bringen; denn es kann ihm unmöglich entgangen sein, dass zwischen dem Zuga und Liambye auch nicht die mindeste Analogie besteht. Jener ist ein periodischer, nur während und einige Zeit nach der Regenzeit und am Rande der Wüste fliessender Strom, dessen Zufluss, der Tamunakle, schon aufhört, Wasser zu führen, ehe das Bett des Zuga bis zum See Kumadau vollständig ausgefüllt ist. Der Liambye aber ist ein mächtiger, das ganze Jahr hindurch unausgesetzt fliessender Strom, der selbst zur Zeit des niedrigsten Wasserstandes bei den Victoria-Fällen 400 Yards (1200 Engl. Fuss) breit und 3 Fuss tief ist, und der von einer grossen Anzahl bedeutender und ebenfalls beständig fliessender Nebenflüsse genährt wird. Von einer Abdämmung desselben bei den Victoria-Fällen giebt Livingstone, der einzige Berichterstatter, nicht die geringste Andeutung, das Wasser stürzt im Gegentheil mit grosser Schnelligkeit den Fällen zu und verfolgt hier tobend und schäumend seinen Weg durch eine feste Basaltspalte, wo es sicher keine Gelegenheit hat, sich im Sande zu verlieren. Ein Zusammenhang des Systems des Zuga und Ngami mit dem des Liambye ist höchst problematisch und kann höchstens in der Weise Statt finden, dass sich zur Zeit der Überschwemmungen vorübergehende Verbindungen bilden oder dass der Embarrah einen oder einige Arme nach dem Liambye oder

Tschobe sendet; denn nähme er oder der Tso umgekehrt aus dem Liambye oder Tschobe Zuflüsse auf, so müssten sie nothwendig eben so das ganze Jahr hindurch Wasser führen, wie der Liambye selbst. Die Behauptung, das Verschwinden des Zuga im Sande habe zur nothwendigen Folge das Versiegen des Liambye-Systems, ist demnach durchaus nicht gerechtfertigt 1).

Ist es also nicht wohl anzunehmen, dass der Liambye im Innern des Landes versiegt, so dürfte es auch schwer halten, für ihn einen anderen Ausweg zu finden, als den Zambesi. Dass er nicht in den Limpopo übergeht, hat Moffat's Reise bewiesen, und die Unwahrscheinlichkeit seines Zusammenhanges mit dem Sabia wurde schon oben gezeigt, diese beiden sind aber die einzigen bekannten grösseren Flüsse, die südlich vom Zambesi in den Indischen Ocean münden. Hält man diess mit den oben angeführten Gründen für die Verbindung des Liambye mit dem Zambesi zusammen, so kommt man zu dem Schlusse, dass die Annahme dieser Verbindung die einzige haltbare ist nach Allem, was wir gegenwärtig über jene Gegenden wissen.

Die Erkundigungen, welche Livingstone über den Lauf des Liambye oberhalb der Mündung des Lieba (wo er den Namen Kabompo annimmt) eingezogen hat, sollen später angeführt werden; jetzt wollen wir kurz zusammenfassen, was sich auf die Frage seiner Schiffbarkeit bezieht. Von der Mündung des Lieba, der bis zu einem Katarakt oberhalb Nyamoana's Dorf für Boote schiffbar ist, bis hinab zu den Mosioatunya-Fällen giebt es viele lange Strecken, wo ein Schiff wie die Themse - Dampfer, die zwischen den Brücken hin- und hergehen, eben so frei sich bewegen könnte, wie jene auf der Themse. Er ist oft, selbst bei der Mündung des Lieba, eben so breit als jener Fluss bei London Bridge, aber ohne genaue Messung der Tiefe kann man nicht sagen, welcher von beiden mehr Wasser enthält. Dagegen stellen sich einer ununterbrochenen Schifffahrt auf Hunderte von Meilen viele und ernste Hinder

nisse entgegen. Etwa 10 Engl. Meilen unterhalb der Einmündung des Loeti z. B. giebt es viele grosse Sandbänke in dem Strom; von da bis zum Simah hat man etwa 100 Engl. Meilen, wo ein Themse-Dampfer zu allen Jahreszeiten gehen könnte; die Strecke zwischen dem Simah und Katima-molelo (,,ich löschte Feuer"), wo sich der Fluss

1) Eben so wenig stichhaltig ist Cooley's Behauptung (Inner Africa laid open, p. 137), dass, wenn der Liambye wirklich einen Ausfluss nach der See hätte, das Innere nicht ein so unentwickeltes Flusssystem mit Sümpfen und Salzlachen zeigen könnte, sondern bald trocken gelegt worden wäre. Unentwickelt ist aber vorzugsweise das System des Ngami und Zuga, die keinen Abfluss haben, nicht das des Liambye; und dafür, dass ein vollkommen entwickelter Fluss doch ausgedehnte Sümpfe und Lachen in seinem Gebiete dulden kann, lässt sich als eklatantes Beispiel der La Plata mit den Sümpfen von Xarayes anführen.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft V.

nach Osten wendet, hat aber wieder 5 bis 6 Stromschnellen und Katarakten. Bei hohem Wasser sind die Schnellen nicht sichtbar, die Katarakten von Nambwe, Bombwe und Kale, jeder 4 bis 6 Fuss hoch, müssen dagegen immer gefährlich bleiben, und ein noch ernstlicheres Hinderniss sind die 30 Fuss hohen Fälle von Gonye, wo die Kähne über eine Engl. Meile weit zu Lande weiter getragen werden müssen. Zwischen diesen Stromschnellen und Katarakten sind Strecken tiefen, ruhigen Wassers von mehreren Meilen Länge. Jenseits Katima-molelo bis zur Mündung des Tschobe hat man wieder fast 100 Engl. Meilen eines in derselben Weise wie im Barotse - Thal schiffbaren Flusses. Der Strom ist hier in der That prächtig, oft über eine Engl. Meile breit und mit vielen Inseln von 3 bis 5 Engl. Meilen Länge geschmückt; nur bei Sescheke finden sich viele Sandbänke in dem Flusse, wonach die Stadt auch ihren Namen (,, Weisse Sandbänke") erhalten hat. Den Tschobe befuhr Livingstone von Linyanti bis zur Mündung mit Booten. Bei dem ersteren Orte verzweigt er sich in eine grössere Anzahl Arme, nachdem sich diese wieder vereinigt haben, ist er aber ein breiter und tiefer Strom. Unterhalb der Zabesa oder Zabensa genannten Stelle, wo er sich in einen kleinen See ausbreitet, behält er immer eine Breite von 100 bis 120 Yards und trocknet nie so ein, dass man ihn durchwaten könnte. Der Punkt, wo beide Flüsse zusammenkommen, lässt sich schwer bestimmen, da der Tschobe wie der Liambye sich hier in mehrere Arme theilen. Etwa 10 Engl. Meilen unterhalb Sescheke, bei der Insel Nampene, beginnen die Stromschnellen, welche sich bis zu den Victoria-Fällen fortsetzen. Die Strömung des Liambye beträgt im Allgemeinen 33 Engl. Meilen auf die Stunde, eine sehr geringe Schnelligkeit im Vergleich zu dem bedeutenden Falle desselben, was sich aber aus den Stromschnellen und Katarakten erklärt. Von der unbekannten Strecke zwischen diesen Fällen und der Mündung des Kafue wissen wir nur, dass der Fluss sich noch 30 bis 40 Engl. Meilen jenseits der Fälle durch eine enge, tiefe Spalte fortwindet, dass er von Sinamane's Gebiet bis zu den Stromschnellen Kansala einen ruhigen Verlauf hat und dass diese letzteren ein ernstliches Hinderniss für die Schifffahrt sein sollen.

Nach der Vereinigung mit dem Kafue, der bei Semalembue's Dorf über 200 Yards breit ist, wird der Strom viel breiter, als er oberhalb der Victoria - Fälle war, so dass die Reisenden vergebens versuchten, ihre Stimme bis an das andere Ufer ertönen zu lassen. Er enthält hier viele Inseln und die Strömung ist reissender, als bei Sescheke, oft 42 Engl. Meilen in der Stunde. Bei Zumbo wird er von dem an der Mündung über 1⁄2 Engl. Meile

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breiten Loangwa verstärkt. An der Übergangsstelle unterhalb Mpende's Dorf war er von Ufer zu Ufer 1200, das tiefe Wasser 700 bis 800 Yards breit, die Schnelligkeit der Strömung betrug hier 334 Engl. Meilen in der Stunde. Etwa 60 Engl. Meilen oberhalb Tete kommt man wieder zu einer Stromschnelle, der ersten seit Kansala. Livingstone war genöthigt gewesen, schon weiter oben, dem Pinkwe-Hügel gegenüber, vom Zambesi abzubiegen, weil die durch den Regen gefüllten kleinen Nebenflüsse nur näher an ihren Quellen zu überschreiten waren und weil er mehrere Häuptlinge vermeiden wollte, die den Durchreisenden schweren Tribut abfordern; er sah desshalb diese Stromschnelle nicht und erfuhr ihre Existenz erst in Tete. Sie befindet sich in dem Distrikte Tschicova, trägt den Namen Kebrabasa und wird als eine Anzahl Felsen beschrieben, die quer über den Strom laufen. Diese Felsen sind wahrscheinlich die Fortsetzung der Basaltgänge, die Livingstone südlich davon antraf. Bei Tete beträgt die Breite des Zambesi etwas über 1000 Yards. Die Lupata-Schlucht ist gewunden und 200 bis 300 Yards breit. Der Fluss soll hier überall sehr tief sein. Livingstone schien es, als könnte ein Dampfer in vollem Laufe hindurchfahren. Unterhalb der Schlucht breitet sich der Fluss über zwei Engl. Meilen aus, ist jedoch voller Inseln, die meist mit Rohr bedeckt sind. Nach den Aussagen der Portugiesen bleibt auch beim niedrigen Wasserstand immer ein Kanal tiefen Wassers, und obwohl dieser sehr gewunden und veränderlich sein soll, so glaubt Livingstone doch, dass ein kleiner, flach gebauter Dampfer das ganze Jahr hindurch bis Tete hinauffahren könne. Ende April, als er selbst von Tete hinabfuhr, hätte auch ein grosser Dampfer ohne Hinderniss gehen können 1).

Über das Delta des Zambesi und seine Verbindung mit dem Quilimane-Fluss haben wir nur Einiges zu dem hinzuzufügen, was schon bei einer anderen Gelegenheit in den ,,Geogr. Mittheilungen" gesagt wurde 2). Der verstorbene Kapitän Hyde Parker, der den Luabo bis Mazaro hinaufging, beschreibt die zwei Engl. Meilen breite Mündung dieses Hauptarmes des Zambesi als von zwei Barren verschlossen, die nur eine enge Passage zwischen sich lassen. Quer über diese Passage entsteht bei Ebbe eine Brandung und ein grosser Theil der Bänke ist dann unbedeckt, an manchen Stellen ragen sie 7 bis 8 Fuss über den Wasserspiegel empor. Auf den Bänken sieht man zu allen Zeiten Brandung, aber bei Fluth und schönem Wetter kann

1) Nach Kapitän Th. Boteler (Narrative of a Voyage of Discovery to Africa and Arabia, London 1835) ist die Fahrt von Senna bis Tete wegen der beständig starken Strömung immer schwierig und erfordert wenigstens 6 Wochen.

2) S. Geogr. Mitth. 1857, SS. 107 und 108.

sie ein Boot in der Nähe der Ostspitze kreuzen. Bei Springfluth steigt das Wasser an der Mündung 20 Fuss, so dass zu dieser Zeit jedes Schiff einfahren kann'). Ebbe und Fluth wird bis 25 oder 30 Engl. Meilen aufwärts wahrgenommen; jenseits dieses Punktes läuft der Strom in der trocknen Jahreszeit 11⁄2 bis 21⁄2 Engl. Meilen in der Stunde, aber in der Regenzeit viel schneller. Der Mutu, d. i. der Kommunikations-Kanal zwischen dem Zambesi und Quilimane-Fluss, war im Oktober ganz ausgetrocknet, 30 bis 40 Yards breit, mit Bäumen und Gras überwachsen und wenigstens 16 bis 17 Fuss über dem Niveau des Zambesi gelegen 2). In der Regenzeit muss das Steigen des Flusses nach den Marken, die Kapitän Parker sah, fast 30 Fuss betragen und sein Wasservolumen enorm sein. Die Fahrt bis zum Mutu dauerte 7 Tage, obwohl sie in 4 Tagen zurückgelegt werden könnte; die Rückfahrt bis zur Barre führte Parker in 22 Tagen aus.

Die Wasserscheide des Zambesi ist bis jetzt nur an zwei Punkten genauer bekannt, gegen den Limpopo hin durch Moffat (siehe oben) und gegen den Kasai hin durch Livingstone. Die letztere wird von der Hochebene in der Gegend des Dilolo-See's gebildet, und zwar soll hier das eigenthümliche, obwohl auch in anderen Ländern bisweilen vorkommende, Verhältniss obwalten, dass der See einen Theil seines Wassers durch den Zambesi nach dem Indischen und einen anderen Theil durch den Kasai nach dem Atlantischen Ocean entsendet. Nachdem Livingstone auf der Rückreise von Angola die Ebenen zwischen dem Kasai und Dilolo-See überschritten hatte, kreuzte er den Lotembwa, nordwestlich vom Dilolo. Der Fluss war hier etwa 1 Engl. Meile breit (im Juni) und 3 Fuss tief, voll von Lotus, Papyrus, Arum, Schilf und anderen Wasserpflanzen. „Ich beobachtete", erzählt der Reisende,,,nicht die Richtung des Laufes beim Übersetzen, sondern da ich früher den Lotembwa auf der anderen Seite des Dilolo-See's nach

1) Lieut. A. H. Hoskins, welcher zu derselben Zeit wie Parker die Mündungen des Zambesi besuchte, theilte Livingstone mit, dass der Fluss fünf Hauptmündungen zu haben scheine, von denen der Luabo der südlichste und für die Schifffahrt geeignetste sei. Zwischen diesem und dem Quilimane-Fluss lägen der Cumana und zwei andere. Die Springfluth auf der Barre des Luabo steige 22 Fuss, und da in der Passage bei der niedrigsten Ebbe nie weniger als 4 Fuss Wasser seien, so wäre der Eingang im Durchschnitt von genügender Tiefe für Handelszwecke. Die Schaluppe,,Grecian", welche diese Küste im Jahre 1852/53 besuchte, bestimmte die Position der Mündung des Luabo zu 18° 51′ S. Br. und 36° 12′ Östl. L. v. Gr. Auch fand sie noch zwei grössere Mündungen Namens Majudo (18° 52′ S. Br. und 36° 12′ Östl. L.) und Catrina (18° 50′ S. Br. und 36° 24′ Östl. L.).

2) Selbst im Mai bei hohem Wasserstande, als sich der Zambesi zum Theil durch den Mutu ergoss, war dieser so seicht, dass Livingstone die von Tete mitgebrachten Kähne zurücklassen und etwa 15 Engl. Meilen über Land gehen musste, bis zur Einmündung des Pangazi, der von Norden kommt und dessen Wasser den Kanal schiffbar macht. Ein anderer Fluss, der Luare, füllt ihn noch mehr an und zuletzt kommt noch der Likuare hinzu, so dass diese drei zusammen mit der Fluth den Quilimane-Fluss bilden.

Süden hatte fliessen sehen, vermuthete ich, dass diess eine einfache Verlängerung desselben Flusses über den Dilolo hinaus sei und dass er in dem grossen Sumpflande entspringe, welches wir auf unserem Wege nach Nordwesten nicht gesehen hatten. Als wir aber zu dem südlichen Lotembwa kamen, erfuhren wir von Schakatwala, dass der von uns überschrittene Fluss in entgegengesetzter Richtung fliesse, nicht in den Dilolo, sondern in den Kasai. Die Erscheinung eines Flusses, der nach zwei entgegengesetzten Richtungen fliesst, kam selbst seinem Geiste sonderbar vor, und obgleich ich die Strömung nicht beobachtete, einfach weil ich es für ausgemacht hielt, dass er dem See zufliesse, so zweifle ich doch nicht, dass seine Aussage, die auch von Anderen bestätigt wurde, korrekt ist und dass der Dilolo wirklich die Wasserscheide zwischen den Flusssystemen bildet, die nach Osten und Westen fliessen. Ich würde zurückgekehrt sein, um diesen höchst interessanten Punkt sorgfältiger zu untersuchen, aber ich war von Krankheit befallen und hatte ausserdem keinen Grund, Zweifel in das Zeugniss der Eingebornen zu setzen; die Entfernung zwischen dem Dilolo und den Thälern, welche nach dem Kasai führen, beträgt nur 15 Engl. Meilen und die zwischenliegende Ebene ist vollkommen flach. Ich befand mich demnach auf der Wasserscheide oder dem höchsten Punkte dieser beiden grossen Systeme und doch nicht höher als 4000 Fuss über der Meeresfläche, also 1000 Fuss niedriger, als der Gipfel des westlichen Höhenzugs, den wir bereits überschritten hatten. Statt hoher Schneeberge hatten wir hier ausgedehnte Ebenen, über die man einen Monat lang reisen kann, ohne etwas Höheres als einen Ameisenhügel oder einen Baum zu sehen."

Die meisten Nebenflüsse des Zambesi scheinen das ganze Jahr hindurch Wasser zu führen, denn auch bei den kleineren, wie dem Lefuje (,,der Schnelle"), dem Lokalueje, Nuana Kalueje (,,Kind des Kalueje"), Mona Kalueje (,,Bruder des Kalueje"), Tschifumadze u. a., deuteten die auf ihnen liegenden Kähne darauf hin. Dagegen sind alle von dem Höhenzug zwischen dem Liambye und Kafue herabkommenden Flüsse mit einziger Ausnahme des Kalomo periodische, eben so wie eine Anzahl kleiner Flüsse, die Livingstone südlich von der Stromschnelle Kebrabasa überschritt, der Nake, Kapopo, Ue, Due u. s. w.

Im Vergleich zu dem Zambesi ist über die anderen grösseren Stromsysteme Süd-Afrika's in neuester Zeit nur sehr wenig neues Thatsächliches bekannt geworden. Die überaus schätzbaren Arbeiten der Missionäre in Zanzibar beruhen grössten Theils auf Zeugnissen der Eingebornen, ihre eigenen Beobachtungen erstrecken sich kaum einige Längengrade in das Innere. Major Gamitto's Tagebuch seiner in den Jahren 1831 und 1832 unter Major Mon

teiro ausgeführten Reise von Tete zum Muata Cazembe 1) giebt leider nur sehr verwirrte und widersprechende Andeutungen über den einzigen dabei berührten grösseren Strom, den Lueña. Die Forschungen Wahlberg's im Gebiete des Limpopo und Embarrah, den er bis Libebe (nach ihm in 17° 40' S. Br.) hinaufging, werden vielleicht für immer der Wissenschaft verloren sein. Vom mittleren und oberen Lauf des Cunene 2) haben wir noch immer keine bestimmteren Nachrichten, aber man kann solche mit Sicherheit in nächster Zeit erwarten, da Ladislaus Magyar im Begriff steht, ein Werk über seine ausgedehnten Reisen zu veröffentlichen 3). Über das grosse System des Congo haben zwar die vortrefflichen Arbeiten Cooley's viel Licht verbreitet, bekannt ist aber ausser dem untersten Theile des Laufes nur eine Reihe Quellflüsse, die Livingstone überschritt 1). Der Kasai, Kasye oder Loke ist an den Stellen, wo er ihn sah, ein sehr schöner Fluss, ähnlich

1) Das Tagebuch erschien in Portugiesischer Sprache zu Lissabon im Jahre 1854. Unter dem Titel,,Der Muata Cazembe und die Völkerstämme der Maravis, Chevas, Muizas, Muembas, Lundas und andere von Süd-Afrika" hat Prof. W. Peters einen ausführlichen Auszug daraus geliefert in der ,,Zeitschrift für Allgem. Erdkunde", Bd. 6, 1856, begleitet von einer Reduktion der Originalkarte und einer Nebenkarte, auf der sich Dr. H. Kiepert bemüht hat, die Route der Rückreise vom Cazembe nach Tete festzustellen.

2) Von einer Portugiesischen Expedition, welche im Jahre 1854 von Mossamedes aus die Mündung des Cunene besuchte und diesen Fluss eine kurze Strecke aufwärts verfolgte, ist uns ein Bericht von Fernando da Costa Leal zugegangen, der in einem der nächsten Hefte der,,Geogr. Mittheilungen" publicirt werden wird. Das wichtigste Resultat war, dass die Mündung durch eine Sandbarre vollständig verschlossen wird und dass der Fluss bis 21 Meilen aufwärts (so weit drang die Expedition vor) eng, gewunden, voll Wasserfälle und daher unschiffbar ist. Die im Berichte enthaltenen Angaben wurden auf Tafel 7 benutzt.

3) Die Expedition der Missionäre Hahn und Rath, die Ende Mai 1857 von Otjimbingue im Damara-Land aufbrachen, um nach Libele und dem Cunene zu gehen, ist leider den neuesten Nachrichten zu Folge gescheitert. Sie sahen sich genöthigt, den Weg über Nangoro's Residenz in Andongo zu nehmen und hatten hier dasselbe Schicksal wie Galton und Andersson: der Häuptling verweigerte ihnen die Weiterreise. Am 30. Juli begaben sie sich daher auf den Rückweg, wurden aber von den Ovampos hinterlistig angegriffen und entkamen nach einem förmlichen Gefechte nur mit genauer Noth. (South African Commercial Advertiser, 4. März 1858.)

4) Über die Widersprüche, welche die früheren Karten Livingstone's in Bezug auf den Lauf des Tschikondo, Tschikapa, Tschihombo u. s. w. enthielten (s. Geogr. Mitth. 1856, Tafel 17), spricht er sich in seinem Werke folgendermaassen aus:,,Da wir jetzt (auf dem Wege nach Cabango) diese Flüsse beträchtlich weiter unten überschritten und viel weiter nach Osten uns fanden, als da wir sie zuerst kreuzten, so kann kein Zweifel sein, dass sie denselben Lauf nehmen wie die anderen, nämlich in den Kasai, und dass ich im Irrthum war, wenn ich sagte, dass einige von ihnen nach Westen fliessen. In der That wurde es mir erst um diese Zeit klar, dass alle westlichen Zuflüsse des Kasai, mit Ausnahme des Quango, zuerst von Westen nach dem Centrum des Landes fliessen und dann sich allmälig mit dem Kasai selbst nach Norden wenden, und dass nach dem Zusammenfluss des Kasai und Quango eine ungeheure Wassermasse, aus allen diesen Armen gesammelt, ihren Weg aus dem Lande mittelst des Flusses Congo oder Zaire an der Westküste findet." Wie neueste Nachrichten melden, ist der sehr befähigte Amerikanische Reisende Dr. Chaillu in Gabun von Kap Lopez aus nach dem Quellgebiet des Zaire oder Congo aufgebrochen; weitere Nachrichten sind jedoch nicht eingelaufen.

dem Clyde in Schottland, und 100 Yards breit. Der Uferrand ist etwa 500 Yards hoch und schön bewaldet; der Fluss windet sich langsam von einer Seite zur anderen in dem schönen grünen Thal, eingefasst von üppigen Wiesen, die mit Waldvegetation abwechseln. Der Tschikapa war in der Regenzeit 40 bis 50 Yards breit und beträchtlich tief, wogegen er den grössten Theil des Jahres hindurch so seicht sein soll, dass man ihn durchwaten kann. Eine halbe Engl. Meile unterhalb der Furth (10° 22' S. Br.) stürzte er mit grossem Geräusch über einen Felsenkatarakt. Der Quango ist östlich von Cassange 150 Yards breit und sehr tief, sein Wasser war schmutzig, was Livingstone bei keinem Flusse in Londa oder dem Makololo-Lande gesehen hatte; zwei kleine Nebenflüsse desselben, der Lui und Luare, enthalten salziges Wasser.

Was endlich den Coanza betrifft, so haben wir durch Cooley's Bearbeitung von Graça's Reise ) manche wichtige Anhaltspunkte erhalten, und es steht zu erwarten, dass auch Ladislaus Magyar über ihn schätzenswerthe Aufschlüsse geben wird. Livingstone hat nur seinen unteren Lauf zum Theil festgestellt. Er hat bei Massangano cine Breite von etwa 150 Yards; grosse Kähne können ihn von der Barre an seiner Mündung bis Cambambe, 30 Engl. Meilen oberhalb Massangano, befahren und täglich passiren 10 bis 12 solcher Kähne, mit Landesprodukten beladen, Massangano. Ein kleiner Dampfer würde mit Leichtigkeit. auf dem Flusse gehen können, aber die Barre verschliesst seinen Eingang. Ein schöner Wasserfall bei Cambambe verhindert die Schifffahrt weiter hinauf. Sein Nebenfluss Lucalla ist etwa 85 Yards breit und für Kähne von der Mündung bis 6 Engl. Meilen oberhalb der Einmündung des Luinha schiffbar.

Da es hier darauf ankam, das Thatsächliche zusammenzustellen, so übergehen wir die auf den Aussagen der Eingebornen oder subjektiven Ansichten beruhenden Angaben über den Verlauf und die Beschaffenheit solcher Flüsse, die nicht von Europäern untersucht wurden, indem wir uns vorbehalten, in dem letzten Abschnitt, welcher die von Livingstone eingezogenen Erkundigungen enthalten wird, darauf zurückzukommen.

III. KLIMATOLOGIE.

Sowohl zur Erklärung des oben erwähnten periodischen Steigens und Fallens der Flüsse Süd-Afrika's, als auch um eine Grundlage für die nachfolgende Darstellung der geographischen Verbreitung der Pflanzen und Thiere daselbst zu gewinnen, ist es nöthig, hier zunächst dasjenige zu berühren, was man gegenwärtig von den meteorologischen und klimatologischen Erscheinungen Süd-Afrika's weiss.

1) S. Geogr. Mitth. 1856, SS. 307-320 und Tafel 17.

Vollständige, wenn auch nur ein Jahr umfassende, Reihen meteorologischer Beobachtungen sind nur von sehr wenigen Punkten Süd- Afrika's bekannt. Nach Maclear, dem Astronomen der Kapstadt, werden in der Kap-Kolonie solche nur auf seinem Observatorium und zu Graham's Town angestellt, letztere sind aber noch nicht veröffentlicht. Dove hat in seinen Temperaturtafeln (Berlin 1848) zwar von sieben Orten der Kap-Kolonie Reihen von Thermometer - Beobachtungen zusammengebracht, doch liegen diese Orte sämmtlich südlich vom 32. Breitengrad und die Beobachtungen scheinen wenig zuverlässig zu sein, da die aus der Kapstadt erhaltenen von den sorgfältigen 14jährigen Beobachtungen Maclear's) bedeutend abweichen. Er giebt z. B. als mittlere Jahrestemperatur für die Kapstadt 15,320 und 15,72° R., Maclear dagegen 13,2o R. Aus dem ganzen weiten Gebiete zwischen Graf Reynet und dem Äquator konnte Dove für keinen einzigen Punkt irgend vollständige Temperatur - Beobachtungen erhalten. Auch bis jetzt sind dergleichen nur noch von D'Urban in Natal bekannt geworden. Es ist zwar anzunehmen, dass in den Portugiesischen Besitzungen, namentlich zu Loanda, Tete und Quilimane, so wie in Zanzibar wenigstens in einzelnen Jahren regelmässige meteorologische Beobachtungen angestellt worden sind, es ist aber unseres Wissens nichts davon zur Öffentlichkeit gelangt. Eine sorgfältige Durchsicht vieler älterer und fast sämmtlicher neuerer Reisewerke, der Schriften der Geographischen Gesellschaften und anderer geographischer Journale, der MissionsBerichte und kompilatorischen Werke hat nichts ergeben, als ganz vereinzelte Angaben, die sich noch dazu meistens auf ungewöhnliche und auffällige Phänomene beziehen und keinen Schluss auf die gewöhnliche Beschaffenheit der Atmosphäre erlauben. An einer einigermaassen zureichenden Grundlage zur Bearbeitung der Klimatologie SüdAfrika's fehlt es daher noch gänzlich und es könnten sich namentlich die Missionäre und Kolonial-Beamten, die sich Jahre lang an demselben Orte aufhalten, mit geringer Mühe ein hohes Verdienst um die Meteorologie erwerben, wenn sie regelmässige Beobachtungen anstellen und veröffentlichen wollten.

Die Temperatur - Beobachtungen von Maclear in der Kapstadt (1842-1855) und die von Ecroyd in D'Urban 2) (1851) ergaben folgende Mittelwerthe:

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