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p. 599 berichtet, vor einigen Monaten ein zweiter in demselben College hinzugefügt worden ist. Die Leute kommen mit ihren Frauen und Schwestern zusammen, lesen Shakespeare's Stücke und einer oder der andere hält einen kurzen Vortrag über das betreffende Stück, woran sich dann zwanglose Besprechungen knüpfen. Die Einigkeit in diesem Shakespeare-Club ist während der ganzen Zeit seines Bestehens nicht gestört worden, im Gegentheil hat sich derselbe als ein erfreuliches geselliges Bindemittel erwiesen.

H. Staunton hat seine Beiträge zum Athenæum über bisher ungeahnte Verderbnisse des Shakespeare'schen Textes fortgesetzt (s. Shakespeare-Jahrbuch VIII, 365). In einem andern Aufsatze (Athen. Feb. 7, 1874 p. 193 fg.) stellt er die Ansicht auf, dass die bekannte Entschuldigung Chettle's in der Epistel,,To the Gentlemen Readers" vor Kind-Harts-Dreame irrthümlich auf Marlowe und Shakespeare bezogen werde, indem der letztere nicht zu den „divers playwrights" gehöre, an die Greene's Groatsworth of Wit gerichtet worden sei; sie gehe vielmehr auf Marlowe und Nash, welcher letztere ohne Zweifel unter dem "young Juvenal" zu verstehen sei.*)

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Eine interessante, auf den ,,onlie begetter, Mr. W. H." bezügliche Entdeckung hat der durch seinen frühern Shakespeare-Fund**) bekannte Mr. Charles Edmonds gleichfalls im Athen. 1873, II, 528 fg. mitgetheilt. In dem reichhaltigen Lumber Room zu Lamport Hall hat er nämlich ein bis jetzt unbekanntes, leider unvollständiges Werk Robert Southwell's aufgefunden, das weniger wegen der darin enthaltenen Poesie als wegen der mit W. H. unterzeichneten Vorrede bemerkenswerth ist. Das Werk umfasst nämlich vier verschiedene Dichtungen Southwell's (A foure-fould Meditation of the foure last Things &c.), welche dieser W. H. zusammengebracht und zum Druck befördert hat.,,Long have they lien hidden in obscuritie, so berichtet dieser W. H., and happily had never seene the light, had not a meere accident convayed them to my hands." Mr. Edmonds hält es nun für sehr wahrscheinlich, dass Southwell's W. H. und Shakespeare's W. H. ein und dieselbe Person sind; Southwell's Werk wurde nämlich 1606 von G. Eld für Francis Burton gedruckt, während Shakespeare's Sonette nur drei Jahre später aus derselben Offizin hervorgingen. Der räthselhafte W. H., der den Shakespeare - Gelehrten schon so viel Kopfbrechen verursacht hat, war nach Mr. Edmonds,,a man of taste, whose inclinations led him to the rescuing from probable destruction (or as T. T. pedantically expresses it,,begetting", in the sense of ,,obtaining") the floating manuscript poetry, then so common, of the period. The extreme improbability of there existing two distinct individuals engaged in the same pursuits, employing the same printer, and using the same initials, within the short period of three years, is too apparent to need serious refutation." Allerdings hat das Athenæum 1873, II, p. 661 fg. bereits eine Entgegnung auf diese Combination gebracht, dieselbe scheint jedoch näherer Erwägung durchaus werth zu sein. Damit würde freilich der herge

* Vergl. die Erwiderung von Ingleby, Athen. Feb. 28, **) S. Shakespeare-Jahrbuch III, 406 und IV, 364.

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brachten Annahme, dass die Sonette an Southampton oder Pembroke gerichtet seien, die letzte Stütze entzogen. Mr. Edmonds beabsichtigt das kleine Buch, das allem Anschein nach ein Unicum ist, als Nr. 3 seiner Isham Reprints zu veröffentlichen, die nicht nur als typographische Bijoux, sondern auch um ihres literarhistorischen Werthes willen schätzbar sind.

Von noch grösserem Interesse scheinen die von J. O. Halliwell bereits 1870 im,,Lord Chamberlain's Office" entdeckten, aber erst jetzt bekannt gemachten Urkunden zu sein (s. Shakespeare - Jahrbuch VI, 363 fg.). Wir sagen scheinen, denn da Halliwell (unter dem Titel ,,Papers referring to Shakespeare") nur 25 Abzüge hat drucken lassen, die er an Bibliotheken und nahestehende Freunde verschenkt hat, so vermögen wir den vollen Inhalt dieser wichtigen Papiere noch nicht zu übersehen, sondern müssen uns auf einen kurzen Auszug aus dem Berichte beschränken, welchen das Athenæum vom 21. Februar 1874, p. 249 fg. über dieselben gegeben hat; dem grossen Publikum werden sie erst in dem ersten Bande von Halliwell's angekündigten ,,Illustrations of the Life of Shakespeare &c.“ zugänglich werden, der in einigen Monaten erscheinen soll. Es sind im Ganzen sieben Dokumente, sämmtlich aus dem Jahre 1635, welche sich um das Verlangen der drei Schauspieler Robert Benfield, Heliard (oder Eyllardt) Swanston und Thomas Pollard drehen, unter die Shareholders des Globusund des Blackfriars Theaters aufgenommen zu werden. Es ist der alte, stets in neuen Formen wiederkehrende Streit zwischen Arbeit und Kapital. Sie richten zu dem Zwecke eine Bittschrift an den Lord Kammerherrn, den aus der Widmung der ersten Folio bekannten Grafen Philipp von Pembroke und Montgomery, den Bruder des noch bekanntern William, in welcher sie das Verhältniss der Schauspieler zu den Eigenthümern darlegen und die Ansprüche der erstern geltend machen. Die Shareholders des Globus sind: Cuthbert Burbage mit 3% Antheilen, Winifred Burbage (die Wittwe von Richard Burbage) gleichfalls mit 32, Mrs. Cundall (Condell's Wittwe) mit 2, Shanks mit 3 (die er von William Heming, dem Sohne des bekannten Herausgebers, erkauft hatte), Taylor mit 2, und Lowen ebenfalls mit 2 Antheilen. Die acht Antheile am Blackfriars vertheilen sich auf Shanks (2), [Cuthbert] Burbage, Mrs. Robinson (d. i. Winifred Burbage, die in zweiter Ehe den Schauspieler Robinson geheirathet hatte), Taylor, Lowen, Mrs. Cundall und Unterwood mit je einem Antheil. Die drei genannten Bittsteller, deren Einnahme im abgewichenen Jahre Shanks auf je 180 Pfd. Sterl. angiebt, verlangen nun, dass die Burbages und Shanks angewiesen werden sollen, einige ihrer Antheile zu verkaufen, und Graf Pembroke befiehlt ihnen zu willfahren. Die Burbages, Cuthbert, Winifred und ihr Sohn William einerseits, wie Shanks andererseits machen aber Gegenvorstellungen, in welchen sie die Sachlage von ihrer Seite beleuchten. Für unsere Kenntniss der gegenseitigen Stellung von Eigenthümern und Schauspielern, der TheaterVerwaltung, besonders der Kosten- und Einnahme-Verhältnisse sind diese Dokumente allerdings von höchster Wichtigkeit, bezüglich Shakespeare's aber gewähren sie eigentlich nur einen Anhalt zu neuen Combinationen und Hypothesen. Es scheint allerdings daraus hervorzugehen, dass

Shakespeare nicht zu den Shareholders gehörte, sondern von den Burbages engagirt wurde. Die letztern tragen dem Lord Kammerherrn u. a. vor, wie ihr Vater (James Burbage) mit grossem Kostenaufwande die ersten Londoner Theater erbauet habe, wie nach seinem Tode seine beiden Söhne die Erbschaft übernahmen, wie sie mit erborgtem Gelde den Globus erbauten und ,,to ourselves, fahren sie fort, wee joyned those deserveing men, Shakspere, Hemings, Condall, Phillips, and others, partners in the profittes of that they call the House." Bezüglich des Blackfriars-Theaters sagen sie, dass sie die Lease von Evans erkauften: ,,and placed men players (im Gegensatz zu den von Evans beschäftigten Knaben), which were Hemings, Condall, Shakspeare, &c." Shakespeare stand also nicht auf gleichem Fusse mit ihnen. Auch gewinnt es danach den Anschein, als sei Shakespeare später in die Truppe des Lord Kammerherrn eingetreten, als bisher angenommen worden. Doch, wie gesagt, alles das wird sich erst übersehen lassen, wenn die Dokumente vollständig vorliegen und nach allen ihren Beziehungen untersucht sind. Wünschen wir daher, dass der erste Band von Halliwell's Illustrations, der diese Untersuchungen aus sachkundigster Feder bringen wird, nicht mehr lange auf sich warten lassen möge.

Miscellen.

Horaz und Shakespeare.

Ist es denn noch Niemandem aufgefallen, dass der ,,schöne Wahnsinn", dem wir in dem geflügelten Worte aus dem Sommernachtstraum: The poet's eye, in a fine frenzy rolling“,

begegnen, in wunderbarer Weise mit einem horazischen Worte zusammentrifft? Denn was ist Shakespeare's fine frenzy" anders, als jene amabilis insania", von welcher wir den römischen Dichter, in der vierten Ode des dritten Buchs, nach Anrufung der Muse ergriffen sehen?

Was liegt hier vor? Zufälliges Zusammentreffen, unbewusste Reminiscenz oder absichtliche Entlehnung? Die Commentatoren, soweit sie mir zur Hand sind, schweigen darüber: kein einziger hat die merkwürdige Aehnlichkeit (richtiger: die Gleichheit, das Sich decken) der beiden Ausdrücke auch nur bemerkt.

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Reminiscenz oder Entlehnung angenommen, hätte Shakespeare's ,,small Latin" also doch auch hingereicht, ihn den Horaz im Original lesen zu lassen. Denn englische Uebersetzungen der Oden gab es bei Shakespeare's Lebzeiten noch nicht. Nur die Satiren und die Episteln (darunter auch die Ad Pisones) hatten in Thomas Drant (bereits 1566 und 1567) einen Uebersetzer gefunden; eine übersetzte Auswahl aus den Oden, von John Ashmore, erschien erst 1621, fünf Jahre nach Shakespeare's Tode. Eine vollständige Uebersetzung der Oden und Epoden, durch Sir T. Hawkins, folgte dann 1625. Andere später. Die im vorigen Jahrhundert in hohem Ansehn stehende Uebersetzung von Philipp Francis (zuerst: London, 1742) hat,,amabilis insania“ mit pleasing frenzy wiedergegeben. Die jüngste, von Lord Lytton, minder glücklich mit sweet delirium“.

Woher Wieland, der mit Horaz und Shakespeare gleich vertraute, den,holden Wahnsinn" genommen, der in der ersten Stanze des Oberon ,,um seinen entfesselten Busen spielt", braucht uns weiter nicht zu beunruhigen.

F.

Nachtrag zu Wunderbare Schicksale des
Sommernachtstraums".

Das Textbuch zu Einsiedel's Zauberirrungen ist nicht verloren, wie im Shakespeare - Jahrbuch V, 363 fg. angegeben ist, sondern hat sich jetzt (October 1873) auf der Weimarischen Bibliothek gefunden und ist mir von Herrn Dr. Köhler freundlichst zugesandt worden. Der Titel lautet:,,Arien und Gesänge zu dem Schauspiel die Zauberirrungen, nach dem Sommernachtstraum des Shakespeare. Zum erstenmal (sic!) aufgeführt an dem hohen Geburtstag Ihro Durchlaucht der Frau Herzogin Amalie. Die Musik ist von dem Herzogl. Sachsen-Weimarischen Kapellmeister Herrn Wolf. Weimar, 1785“. Das Personenverzeichniss giebt nur die,,Singenden Personen". Diese Herr Grave; Titania Madame Bellomo; Zilia, eine Fee Mad. Ackermann; Piuck Herr Roegglen; Klaus Zettel Herr Metzner." Im ersten Aufzuge sind keine Arien und Gesänge enthalten und das Stück scheint in vier Aufzüge zusammengezogen gewesen zu sein, denn der vierte Aufzug endet mit dem ,,Schlussgesang", dessen Ende ich als Probe buchstäblich mittheile:

sind:,,Oberon

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Unpoetischer und nüchterner lässt sich der Sommernachtstraum, dieses Füllhorn reizendster und sinnigster Poesie, schwerlich schliessen. Darauf folgt noch ein musikalischer Epilog, in welchem Oberon, Titania und der Chor der Herzogin Amalie ihre Geburtstagswünsche darbringen. Der Chor singt zum Beschluss des Ganzen:

Jahrbuch IX.

Lass dies Opfer reiner Triebe,

Gute Fürstin, Dir gefallen!

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