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gern beilegen möchte, die höfische Feinheit, kommt bei Feste als Naturell zur Erscheinung. Drum ist er auch überall gut angeschrieben; nur Malvolio, gegen dessen Pietisterei er Front macht, sucht ihn, wenn auch ohne Erfolg, zu discreditiren. Dafür sowohl, als weil dieser steifleinene, sauertöpfische Pedant absolut keinen Spass versteht, spielt er ihm den ergötzlichen Streich als EhrnMathias, womit der Dichter des lustigen Altenglands die damals auftauchende Sekte der Trübsalsbrüder, der Puritaner, ironisirt. Bei alledem ist dieser -Streich, der die Handlung mehr illustrirt, als fördert, so harmloser Natur, dass der Schalk in seiner Gutherzigkeit nicht umhin kann, dem für toll Eingesperrten Tinte, Feder und Papier zu verschaffen, um ihm das Aufsetzen seiner Rechtfertigungsschrift zu ermöglichen.

Feste's witzige Ader geht allerdings nicht allzutief; seine Verlachung der Welt, welche seinem graziösen Wesen nur als ein „Tölpel“ erscheint,*) ist zu heiterer, sonniger Art, als dass sie das Irrationale im Wollen der handelnden Personen prinzipiell aufsuchen und den Schwächen und Grillen seiner Umgebung geflissentlich nachgehen sollte er treibt sein neckisches Spiel eben nur gelegentlich mit Allen, was ihm vorkommt; ihm ist Alles gleich spasshaft. Dies spasshafte Spiel ist aber, wie er es treibt, gleich anmuthig, gleich geistreich. Feste bettelt selbst mit Geist und Anmuth.

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Was das Sympathische dieser Narrenfigur noch besonders hebt, ist Feste's musikalische Begabung. Auch hierin zeigt sich der launige Bursch in allen Sätteln gerecht. Er singt sein Liebeslied so gut wie den Kneip-Kanon, der einem Leineweber drei Seelen aus dem Leibe herauszuhaspeln im Stande ist. Der Herzog hört von ihm mit Vorliebe jene einfache rührende Weise, das alte, schlichte Lied, das die Spinnerinnen in der freien Luft, die jungen Mägde, wenn sie Spitzen weben, zu singen pflegen; und dass er sich auf das Kouplet versteht, das allerdings den damaligen Volkston in würdigerer Weise repräsentirt, als die heutigen Possengesäuge, zeigt er in seinem Epilog. - Kurz Oliviens Hausnarr ist das Urbild der Lustigkeit, des naiven Humors, der geistreichste, liebenswürdigste Hanswurst, den nur die eckige Pedanterie der Malvolios unbequem finden und die Afterweisheit der Gottscheds mit Feuer und Schwert verfolgen kann.

Es bleibt nur noch übrig, zum Schluss hervorzuheben, dass Shakespeare die Rollen seiner Hausnarren mit der entsprechenden

*) Was ihr wollt, Act IV, Sc. 1.

Oekonomie behandelt hat. Der untergeordneten dramatischen Position des Schalks gemäss sind seine Raisonnements und Plaudereien knapp gefasst und bestehen meist nur aus schlagenden, scharf pointirten Bemerkungen, die der Narr zwischen den Dialog der handelnden Personen hineinwirft; nur selten lässt er sich zu einer breiteren Auseinandersetzung herbei, so dass die Rolle des Shakespeare - Fool allerdings, dem Volumen nach, nicht eben bedeutend erscheint. Nichts desto weniger erfordert dieselbe bei dem ästhetischen und ethischen Gewicht der Charaktere eine würdige Repräsentation auf der Bühne und zwar dies um so mehr, als die äusserst styl- und und charaktervolle,, Bedientenprosa", in welche der Dichter die Narrenweisheit seines komischen Chors einkleidet, dem Darsteller so Manches zu denken und zu rathen aufgiebt. Nicht jeder Schauspieler

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selbst vom ersten Fache

ist klug genug, den Narrn zu spielen,

Und das geschickt thun, fordert ein'gen Witz. Nun der Himmel beschere den Komikern immer die nöthige Einsicht, besonders den richtigen Takt im Masshalten und lasse sie noch heutigen Tags beherzigen, was Hamlet dazumal den Tarletons und Kempes einschärfte:,,Und die bei euch den Narrn spielen, lasst sie nicht mehr sagen, als in ihrer Rolle steht; denn es giebt ihrer, die selbst lachen, um einen Haufen alberner Zuschauer zum Lachen zu bringen, wenn auch zu derselben Zeit irgend ein nothwendiger Punkt des Stückes zu erwägen ist. Das ist schändlich und beweist einen jämmerlichen Ehrgeiz an dem Narrn, der es thut."

Nymphidia oder der Feenhof.

Von Michael Drayton.

Uebersetzt

von

H. Freih. von Friesen.

Vorbemerkung.

Gegen die mögliche Frage, wie eine Uebersetzung von Drayton's Nymphidia zur Aufnahme in unser Jahrbuch komme, stelle ich die Ueberzeugung auf, dass dem wahren Verehrer und Freunde Shakespeare's jeder Beitrag zur Erweiterung des Gesichtskreises von Shakespeare's Lebenssphäre willkommen sein dürfe. Michael Drayton (geb. 1563) war in jeder Hinsicht Zeitgenosse Shakespeare's. Möglicher Weise kann er als lyrischer Dichter früher bekannt gewesen sein, wiewohl die erste Sammlung seiner Gedichte erst 1593 herausgekommen sein soll. Dass er aber an den poetischen Erscheinungen seiner Zeit lebhaften Antheil genommen hat, beweisen folgende Gedichte:,,The Baron's Wars", „England's Heroical Epistles" und „The Miseries of Queen Margareth". Auch aus seinem grossen Werke: „, Poly-Olbion" würden sich manche Andeutungen darüber entnehmen lassen, und seine,,Elegies" sprechen sich darüber ausdrücklich aus. Nach einer Stelle in dem Vorwort zu The Barons Wars" könnte man fast versucht werden zu glauben, er habe schon vor 1593 und vor Marlowe's Edward II. einen Theil davon veröffentlicht. Wie dem indessen auch sei, so beweisen doch die angeführten Gedichte, dass sein poetisches Talent in der Sympathie für diese Stoffe mit Marlowe und Shakespeare übereinstimmte. Dazu kommt, dass ich an mehreren Sonetten in Drayton's Ideas eine nähere Verwandtschaft mit Shakespeare wahrzunehmen glaube, als an manchen Sonetten von Daniel, die man doch oft als Vorbilder Shakespeare's für seine lyrischen Dichtungen ansprechen hört. Für die auch sonst wo geäusserte Vermuthung, dass Drayton mit Shakespeare befreundet gewesen sei, liegt also die Wahrscheinlichkeit nahe. In diesem Gedicht ist die Anlehnung an Shakespeare kaum zweifelhaft. Freilich wohl müssen solche Erinnerungen an Elfen und Feen einige Zeit sehr in der Mode gewesen sein, wie dies aus dem in Percy's Reliques Ser. III. B. II. No. 25

mitgetheilten kleinen Gedicht: „The Fairy Queen“ zu vermuthen ist, in welchem zwei Strophen fast genau denselben Inhalt haben, wie zwei andere in Drayton's Nymphidia. Leider haben wir nicht den mindesten Anhalt darüber, von welchem Alter das kleine Gedicht sein könne und wissen daher nicht, ob wir es für älter als Shakespeare's Sommernachtstraum oder wenigstens als Drayton's Nymphidia halten dürfen. Doch hat das Gedicht Drayton's auch deshalb seinen Werth für mich, weil es noch bis in das Jahr seiner Erscheinung (1627) herab die Theilnahme an solchen anmuthigen Scherzen im Sinne des romantischen sechszehnten Jahrhunderts beweist. Nachdem von Seiten der ernsten Kritik schon viel dagegen geeifert worden war, könnte man fast überrascht sein, dass der Dichter auf das Gefallen an diesem abenteuerlichen Stoff und dem leichten Ton desselben noch immer habe rechnen können. Von diesem Gesichtspunkte aus könnte diese Kleinigkeit als eins von den vielen Beispielen des Kampfes zwischen der volksthümlichen Romantik und der Pedanterie der klassischen Richtung gelten, welchen wir schon von der Mitte des 16. Jahrhunderts an beobachten können und der, wenn ich nicht irre, zu Shakespeare's Love's Labour's Lost den wesentlichen Anlass gegeben hat. Als ein Seufzer über die mehrseitige Ungunst gegen solche anmuthige Spielereien ist wahrscheinlich ein anderes Gedicht in Percy's Reliques Ser. III. B. II. No. 26,,The Fairies Farewell" von Dr. Corbet (wahrscheinlich aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts) auzusehen. Ueberdies kann auch Drayton's Nymphidia die Absicht des heitern Spottes über solche Feenmärchen oder, wenn man will, über Turniere und Ritterwesen, wie das bekannte Tournament of Tottenham (Percy's Rel. Ser. II. B. I. No. 4) untergelegt werden.

Herr Chaucer sang von Topas heil,
Rab'lais, der Schalk, von Pantagruel,
Ein Dritter*) dann von Dowsabel,
Um Kurzweil uns zu bringen.
Dem gleich erzählten Andre mehr
Von manchen Dingen kreuz und quer,
Kaum dass sie wussten, was es wär',
Nur weil sie mussten singen.

Ein andrer Schlag darauf verfällt,
Zu schwatzen von der Feenwelt;
Als wär' er dorten selbst vermält,
So kommt er nie zu Ende;

Kein Märchen seinen Durst ihm stillt,
Denn, von Vergnügen selbst erfüllt,
Malt' er euch gern ein Wunderbild,
Wenn er nur Worte fände.

*) Dieser dritte ist Michael Drayton selbst. Cf. Percy's Reliques, Lond. 1839 p. 79.

Da keine Muse war bereit,
Aus alter und aus neuer Zeit,
Zu weisen solche Heimlichkeit,

Noch Bücher es vermögen,
So hat mich meine Mus' ersehn,
Zu sagen, welche Scherz' ergehn
Am stolzen Königshof der Feen,

Drum schenke Zeus mir Segen.

Und du Nymphidia, Fee mild,
Die du, begegnend mir, enthüllt
Mir hast der Heimlichkeiten Bild,
Von denen ich will singen,
Lichtschöne du, phantast'sche Maid,
Zum Beistand, fleh' ich, sei bereit,
Damit, wozu du mich geweiht,

Mag hold in Versen klingen.

Ein Palast steht in Lüften frei,
Dorthin gestellt durch Zauberei,
Dass er geschützt vor Stürmen sei,
Wie immer auch sie wehen.

Gen Süd im Thurm ein Weg sich zeigt,
Auf den man nach dem Monde steigt,
Von dort kann Fee und Elfe leicht
Herab zur Erde gehen.

Von Spinnenbeinen ist die Wand,
Erzfeiner Mörtel der Verband,
Von eines Meisters Wunderhand
Ward dieses Werk gebildet.
Katzaugen sind die Fenster drein,
Das Dach bedeckt statt Ziegelstein
Die Haut von Fledermäusen fein,
Von Mondschein übergüldet.

Wenn Alles ruht in Schlaf und Nacht,
Und Niemand als die Elfen wacht,
Pflegt Oberon, auf Scherz bedacht,

Von dort sich wegzustehlen,

Mit ihm die lust'ge Königin

Der Nacht, Frau Mab, mit schelm'schem Sinn,

Um manche junge Schläferin

Als Nachtmahr arg zu quälen.

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