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die Tschǎi, sollen vergiftete Pfeile führen. Der obere Lauf des Sobat (wohl der Fluss Dschibbě) soll an den Ufern schöne Waldungen zeigen, deren Bäume als Wölbung den Flusslauf beschatten, so dass die Sonne niemals hindurchscheint.

Vorstehende Notizen, die ich während einer auf Stunden zu bemessenden Zeit meines Aufenthaltes am oberen Sobat zu machen Gelegenheit fand, stehe ich nicht an, hier wiederzugeben, so unvollkommen sie mir auch selbst erscheinen. Mögen meine Angaben recht bald geläutert und berichtigt werden. Möge der künftige Forscher wo möglich rechtzeitig als Pionier einer Invasion ägyptischer Soldaten diesen vorausgehen. Durch richtiges Benehmen wird er über Feindseligkeiten der Eingeborenen eher Herr werden, als unter Deckung und Begleitung einer militärischen Expedition, deren schrankenlose Soldateska häufig genug Zwecke verfolgt, die dem Reisenden fern liegen müssen.

II.

Die neuesten Reisen des Reverend S. M'Farlane,
des Mr. Ernest Giles u, Anderer.

Mitgetheilt von Henry Greffrath.

Der Reverend S. M'Farlane ist uns durch seine Erforschung des Baxter- oder, wie die Eingeborenen sagen, Mai-Kassa-Flusses auf Neu-Guinea, in 9° 8' südlicher Breite und 143° 18′ östlicher Länge Gr., ein bekannter Name geworden. Man vergleiche unsere Berichte in Jahrgang XI., Seite 13 ff. dieser Zeitschrift. M'Farlane steht der von der London Missionary Society in Somerset, Cape York, Nordspitze von Queensland, gegründeten Missionsanstalt vor, welche sich von da aus die Bekehrung der Eingeborenen in der Torresstrasse und an der Küste von Neu-Guinea angelegen sein lässt. Gegenwärtig existiren dort schon 10 Missionsstationen.

Diesem gebildeten Missionär liegt ausser seinem Berufe auch die Erforschung des noch wenig bekannten Neu-Guinea am Herzen. Glücklicherweise ist er auch in der Lage, diesem von ihm gefühlten Bedürfniss mit Leichtigkeit genügen zu können, denn der Missionsdampfer, Ellangowan" steht ihm zu jeder Zeit zur freiesten Verfügung. Wir haben nun wieder über zwei recht interessante Forschungsreisen zu berichten, welche dieser um die Geographie hochverdiente Missionär in letzter Zeit auf Neu-Guinea ausgeführt hat.

I. Die Fly-Reise.

Die Reise auf diesem Flusse, welcher an der Spitze des Gulf of Papua mündet, wurde zu Ende des Jahres 1875 glücklich beendet. Der Fly-River war bisher nur auf seinem untersten Laufe von einem Boote des britischen Kriegsschiffes „Fly" befahren worden, und es war dabei unentschieden geblieben, ob es wirklich ein Fluss sei oder nur ein weiter Meerbusen, der tief in die Küste hineinreicht. Dem Reverend S. M'Farlane gebührt das Verdienst, diese Frage gelöst zu haben. Seine Reise hat ergeben, dass der Fly ein schiffbarer Fluss ist, der sich hunderte von Miles ins Inland hineinzieht, aber dabei leider auch festgestellt, dass bis zu dem Punkte, welcher erreicht ward, das anliegende Terrain ein grosses Sumpfland mit den nie fehlenden Mangroven bildet, und dass Berghöhen, so weit das Auge reichen konnte, nirgends in Sicht waren. Hatte man auf Weide- und Agriculturland gehofft, so war dies eine Täuschung. Europäer werden sich hier nie ansiedeln können. Dagegen zeigte sich im Gegensatz zu der Erfahrung auf der Baxter-Reise die bereiste Strecke, wenigstens auf den ersten hundert Miles, von Malaien und Papuas, die gegen einander feindlich gesinnt waren, stark bevölkert. Der Reverend M'Farlane gab unter solchen Verhältnissen sein Vorhaben, eine Missionsanstalt am Fly anzulegen, auf.

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Dies war das allgemeine Resultat dieser Reise, in deren Einzelheiten wir nun näher eingehen wollen.

M'Farlane verliess Somerset am 29. November 1875. Der Dampfer, Ellangowan" stand unter Führung des Capitän James Runcie und des Ingenieur Smithhurst. Es begleiteten den Missionär der Lieutenant Chester, Magistratsperson in Somerset, und der verdienstvolle italienische Naturforscher Signor L. M. D'Albertis, déssen wir im XI. Jahrgange dieser Zeitschrift, Seite 19 und 20, schon gedacht haben. Nachdem man zunächst mehrere Missionsstationen in der Torresstrasse und an der Küste besucht hatte, begab man sich am 3. December nach dem Fly-River. Aus den Dörfern Katau und Turituri auf Neu-Guinea hatte man die beiden Häuptlinge Mainou und Ante mitgenommen, weil sie mit den Eingeborenen an der Mündung des Fly befreundet waren und als Dolmetscher dienen sollten.

Man hatte Katau kaum fünf Minuten verlassen, als man schon auf eine Bank gerieth, von der man jedoch nach Verlauf einer halben Stunde bei steigender Fluth loskam. Am 5. December erreichte man die Inseln Bampton und Bristow. Man hatte Mühe, 8 Fuss Wasser für den Dampfer aufzufinden, die Tiefe nahm aber allmählig zu, und in der Mündung des Fly-River stieg sie auf 5 Faden.

„Die Katau-Leute", berichtet M'Farlane, schilderten uns die Eingeborenen am Fly als sehr zahlreich und als grosse Krieger,

und versicherten, dass sie sich vor ihnen mehr fürchteten als vor den Weissen, wenngleich Letztere im Besitze von Schiesswaffen wären. Wir fanden diese Aussage bald bestätigt. An der Ostseite des Ausflusses des Fly sahen wir zwei grosse Dörfer mit Häusern von 300-400 Fuss in der Länge, gerade wie sie Jukes in seinem Berichte über die Reise des britischen Kriegsschiffes, Fly" beschreibt."

Der Fluss ist an der Mündung 5 Miles breit und erweitert sich, 10 Miles weiter hinauf, noch mehr. In der Entfernung von 30 Miles, wo er sich in gewaltigem Umfange nach Osten zu ausbuchtet, ist seine Weite schwer zu bestimmen. Es mag dies eine zweite Mündung des Fly, die mit der anderen parallel läuft, andeuten, oder dies grosse Wasserbecken mag sich in zahlreiche Ausflüsse in den Golf auflösen. Die Spitze des letzteren scheint überhaupt durch Flüsse und Buchten zerklüftet zu sein.

Man ankerte die erste Nacht an der Seite einer kleinen Insel, welche 16 Miles von der Mündung liegt, in zwei Faden Tiefe. Auf der Fahrt dahin kam man auf sehr seichte Stellen und gerieth auf den Grund, die eintretende Fluth machte aber den Dampfer wieder flott. Es erschienen bald 2 kleine Canoes nichts als ausgehöhlte Baumstämme

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eigentlich weiter unter Segel mit befreunde

um die

ten Eingeborenen aus Katau, welche nachgefolgt waren, Bewohner am Fly über die Absicht der Reisenden zu unterrichten. Nicht lange darauf kamen noch 5 andere Canoes in Sicht, mit 6 Mann in jedem, welche grüne Zweige, das Symbol des Friedens, führten; sie konnten jedoch der starken Fluth wegen nicht ans Schiff gelangen.

Am nächsten Morgen, den 8. December, stellten sich wieder 5 Canoes mit derselben Bemannung ein, unbewaffnet und mit grünen Zweigen. Sie kamen an Bord und vertauschten ihre Yams gegen Alles, was man ihnen anbot. Auf der Weiterfahrt wurde der Fluss auf's Neue sehr seicht und sank bis auf 61⁄2 Fuss. An einer kleinen Insel fand man bald tiefes Wasser und ankerte, um Brennholz für den Dampfer zu schlagen. Mainou und die Einsassen des anliegenden Dorfes, welche sich zahlreich am Schiffe versammelten, wollten den Reisenden weiss machen, dass der Fly weiter hinauf so flach werde, dass „nothing bigger than a canoe could float“. „Aber“, bemerkte M'Farlane, „man weiss schon, was das zu bedeuten hat. Sie suchen immer durch allerlei falsche Angaben Fremde zu verhindern, über ihr Dorf hinaus zu reisen. Wir kehrten uns also nicht weiter daran."

Als man am 9. December ungefähr 6 Miles gefahren war, sah man, wie 5 grosse Kriegscanoes mit bewaffneten Leuten von einer Insel, welche wenig Miles vor uns lag, abstiessen. Sie ruderten über den Fluss und in einen Creek ein, an welchem der „Ellango

"

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wan" vorbei musste. Dann folgten 4 andere Canoes nach und nahmen ihre Richtung auf den Dampfer zu. Die List ging offenbar dahin, den letzteren am Creek von zwei Seiten her ihren Pfeilen und Speeren auszusetzen. Wir dachten nicht", erzählt M'Farlane, an Rückkehr. Hätten wir uns durch sie abschrecken lassen, so würden sie jedenfalls ein späteres Schiff auf dem Fly mit noch mehr Vertrauen und Energie angegriffen haben. Man musste sie mit der Ueberlegenheit europäischer Waffen bekannt machen und das konnte, zu ihrem eigenen Vortheile, von einem Missionsschiffe aus, welches ihr Leben schonen wollte, am besten geschehen“.

In jedem der Canoes mochten sich 25-30 Mann befinden. Zwei Dritttheile derselben ruderten, die übrigen standen aufrecht und waren, mit Bogen und Pfeil in der Hand, zum Kampfe bereit. Sie waren mit Helm, Schild und Armschienen costümirt. Einige trugen auf ihren Helmen Federn von Paradiesvögeln, was ihnen ein amerikanisch-indianisches Ansehen gab. Dies waren sicher die Häuptlinge, welche durch Geschrei und wilde Gesticulationen die Ruderer antrieben.

Während sie näher kamen, eilte ein kleines Boot voraus, um zu recognosciren. Man veranlasste den an Bord befindlichen Häuptling Mainou, diesem zuzurufen, dass man nicht mit ihnen kämpfen wolle. Aber sie erhoben ein Gelächter und fragten: was man denn in ihrem Lande zu suchen habe. Sie schienen ihres Erfolges gewiss zu sein und sich der zu machenden Beute im Voraus zu freuen.

Die Kämpfer kamen nun mit Schreien und Heulen herangezogen und schwenkten muthvoll Bogen und Pfeil. Man feuerte in einiger Entfernung einen Schuss über ihre Köpfe weg, was sie aber nur für einen Augenblick stutzig machte, denn sie näherten sich bald wieder mit erhöhter Wuth. Da schlugen vom Dampfer aus zwei Kugeln in das vordere Ende eines der Canoes ein, und auf der Stelle liessen die Wilden Bogen und Pfeil fallen und erfassten die Ruder, um eiligst die Flucht zu ergreifen.

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,Wohl niemals zuvor", heisst es im Berichte des Reverend M'Farlane, flogen ihre Canoes schneller über den ruhigen Wasserspiegel dahin, es war wie eine Regatta. Sie besassen ohne Zweifel Ueberlegung genug, um sich zu sagen, dass ein Ding, welches durch eine bretterne Wandung schlägt, auch leicht menschliche Körper durchbohren könne, und um diesem Eindruck mehr Nachdruck zu geben, sandten wir ihnen noch einige Flintenkugeln in für sie sicherer Höhe nach. Als sie eine Mile fortgerudert waren, machten sie Halt, wohl um zu berathen, was zu thun sei. Unser Ingenieur Mr. Smithurst, der ein sehr geschickter Schütze ist, liess dann mit seiner Büchse eine Kugel in ihrer unmittelbaren Nähe in's Wasser fallen, worauf sie die Flucht fortsetzten, bis sie, weit davon in einem ein

fallenden Creek verschwanden. Ihre Zahl mochte sich auf ungefähr 200 belaufen. Auf unserer Weiterfahrt bemerkten wir, dass mehrere Eingeborene am Ufer uns auf 2 Miles verfolgten."

Am folgenden Tage, den 9. December, zeigte sich eine vortheilhafte Veränderung in der Vegetation. Hier und da traten Striche grünen Grases auf, verschiedene Palmenarten wurden häufiger, und die wilde Muscatnuss, der Mango- und der Brodfruchtbaum waren nicht allzu selten. Aber Eingeborene kamen uns nicht eher zu Gesichte, als bis man, 24 Miles von dem Orte der letzten Attaque, neben einem kleinen Eilande ankerte, dessen eine Seite gut bewaldet und dessen andere mit Sagopalmen im Ueberflusse bestanden war. Hier ankerte man, um wieder Brennholz zu gewinnen, und der Capitän und Signor D'Albertis begaben sich deshalb mit einigen Matrosen an's Land. Allein kaum waren sie eine Stunde fort, als plötzlich 3 Canoes mit bewaffneten Männern erschienen. Ein auf dem Dampfer gegebenes Alarmsignal rief alle Hände eiligst an Bord zurück. Die Krieger wurden nun stutzig, machten Halt, beriethen mit einander und kehrten dann in ihr Dorf zurück, aber nur um Verstärkung herbeizuholen. Schon nach Verlauf von 2 Stunden kamen 6 Canoes mit 180 Mann, die in ähnlicher Weise, wie die am vorigen Tage, costümirt und bewaffnet waren. Einige blinde Schüsse reichten hin, um sie zu vertreiben. Sie wollten dabei das Eiland umfahren, wahrscheinlich um auf der anderen Seite zu landen und sich im Dickicht zu verbergen. Um dies zu verhüten, wurde ihnen im Schiffsboote, unter Führung des Lieutenant Chester, nachgesetzt, und dabei ward eines der Canoes erobert, welches man zu ihrer Strafe als Brennholz verbrauchte. Die Canoes waren lang, schmal und überaus leicht, aus einer Art Fichtenholz angefertigt, welches zu einer gleichmässigen Dicke von Zoll zerschnitten war. Die Nacht über brannte man auf dem Ellango wan" ein blaues Licht, und liess um 9 Uhr Abends eine Rakete aufsteigen.

3

Am nächsten Morgen, den 10. December, dampfte man mit der Fluth weiter. Nicht weit von dem Dorfe, dessen Bewohner den Tag zuvor hatten angreifen wollen, liessen sich einige Canoes blicken, aber es waren die gewöhnlichen kleinen und nicht die grösseren, welche beim Kampfe verwendet werden, und die Männer darin trugen auch keine Kriegsrüstung. Zwei Canoes kamen ziemlich nahe, und ein Mann schwenkte grüne Zweige, während ein anderer eine Matte in die Höhe hielt und winkte hinzukommen. Dies konnte nicht geschehen, weil man den Canal des Flusses nicht verlassen durfte, und die Eingeborenen selber wollten sich auf nicht mehr als 600 Yards nähern. Es waren bald 20 Canoes zusammen. Mit einem Fernrohr erkannte man indess, dass mehrere Kriegscanoes mit bewaffneter Mannschaft am Ufer des Flusses hinaufruderten, wahrscheinlich um

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