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blicklich an Berichten von Reisenden, welche selbst in dieser Oase gewesen sind, nur noch in Betracht zu ziehen die Reisebeschreibung von Ahmed ibn el Hassan el Matjŭwi, die von René Caillié und meine eigene.

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Ahmed ibn el Hassan el Matjuwi, dem Gott geneigt sein möge, hat diese Reise von Fes nach der Gegend Tafilelt unter der Regierung des Beherschers der Gläubigen Muley Mohammed, Sohnes des Muley Abdallah, Sohnes des Muley Ismail des Hassanischen Scherifs, zurückgelegt im Jahre 1201 der Hidjra (1787 n. Chr.)"

Aus seiner Route, welche aus dem Arabischen von dem seiner Zeit bedeutenden Jenenser Orientalisten Prof. Dr. Paulus ins Lateinische übersetzt wurde, von welcher lateinischen Version uns die französische Uebersetzung Walkenaer's vorliegt, entnehmen wir, dass der Name Sigilmâsa schon Ende des achtzehnten Jahrhunderts nicht mehr vorkommt. Am 11. Tage" sagt Ibn el Hassan: nous arrivâmes ensuite à un village, nommé Tsetzimi (Tissimi); c'est là que commence le territoire de Tafilet." Er erwähnt sodann der Orte Sabbah, Daroubbeida (mein Dar-elbeida) sowie Erisani (mein Rissani) und sagt dann: qui porte aussi le nom d'Ebou-Amm" (mein Abuam).

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René Caillie hat ebenfalls nichts und nirgends etwas von Sigilmasa gehört, seine übrigen Ortsnamen sind gut und mit geringen Abweichungen wie die meinen. Er besuchte Tafilet 1824, also 37 Jahre später als Ibn el Hassan und etwas über 100 Jahre später als Mula Ahmed.

Gräberg von Hemsö berichtet sodann von einem spanischen Architekten D. Blas Aquilar, den er selbst in Tanger kennen gelernt hat, dass derselbe in Sigilmâsa gewesen sei; nach diesem sei Sigilmâsa aber mehr der Name einer Provinz als der einer Stadt. Indem Gräberg mit Jackson streng Tafilet von Segelmesse oder Sugilmasa oder gar Siginmesa trennt, und sagt, es sei früher die Hauptstadt eines besonderen Reiches gewesen, heute aber nur Stadt eines Distriktes in Tafilet, wendet er sich zugleich gegen Walkenaer, welcher zu beweisen gesucht hatte, dass Tafilet und Sigilmâsa eine und dieselbe Stadt seien.

In einer eigenen Sedjelmâca" betitelten Abhandlung (in Vol. IX. p. 31 ff. der Exploration scientifique de l'Algérie) hat nun Berbrügger versucht, aus den Tagebüchern Aïaschi's und Mula Ahmed's folgende Schlüsse zu ziehen:

, Mr. Walckenaer hat ganz richtig die Identität der Thäler Tafilelt und Sedjelmâça festgestellt und Mr. Avezac hat neue Beweise, diese Ansicht zu stützen, beigebracht. Es erübrigt also nur noch die Lage, der letzten Stadt im Ouad Zis zu präci

siren: ich glaube, sie war südöstlich in geringer Entfernung von Tafilet".

Indessen der Thatsache gegenüber, dass die beiden Namen Tafilet und Sigilmâsa nunmehr seit länger als hundert Jahren zur Bezeichnung einer und derselben Localität dienen, können die von Berbrügger für die Existenz zweier räumlich getrennter Städte beigebrachten Beweise nicht als genügend angesehen werden. Und wenn er p. 35 sagt: d'ailleurs si ces deux villes eussent été identiques (er meint die Stadt Tafilet mit der Stadt Sigilmâsa) comme localité, Moula-Ahmed n'aurait pas dit qu'il avait pris congé de ses amis de Tafilelt aux portes de Sedjelmâça“, so muss hier eine kleine Ungenauigkeit Berbrügger's constatirt werden. Denn wie ich schon angeführt habe, erwähnt nach seiner Rückkehr Mula Ahmed nirgends mehr das Wort Sigilmâsa, sondern nach der eigensten Uebersetzung Berbrügger's sagt er blos: ,, nous prîmes congé de nos amis de Tafilelt", aber von aux portes de Sedjelmâça" ist nicht die Rede.

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Wir bekämen durch Berbrügger's Vorstellungen von dieser Gegend des Sis-Thales ein Bild, wie Gräberg von Hemsö es auf der seinem Werke beigegebenen Karte dargestellt hat.

Aus allem dem, was wir aber bis jetzt über Sigilmâsa und Tafilet erfahren haben, können wir Folgendes entnehmen:

Es existirte einst vor der Zeit Leo's eine Stadt Namens Sigilmâsa, nach welcher auch das ganze vom Sis durchströmte Thal seinen Namen hatte; besonders aber das Gebiet südlich von Tissimi bis zum Daya el Daura. Die Stadt wurde zerstört, das Gebiet behielt während längerer Zeit den Namen.

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Als im Anfange des 16. Jahrhunderts die Scherîfe zur Regierung kamen, wurde ihnen Sigilmâsa unterworfen, ihre Hauptmacht war in einem Ort, welcher Gasr el Filâl, Castrum Filalense, oder Tâfilalt die Veste Filâl oder die Veste der Völkerschaft Filâl hiess. Die Berbersprache drückt nemlich die bei Ortsnamen überaus häufige Feminalbezeichnung durch das Praefix td zusammen mit dem Suffix t aus. Im Arabischen lautet der Name daher Tâfîlâlt, und so geschrieben findet er sich auch in Flügel's Handschriften-Catalog der k. k. Bibliothek in Wien, Bd. II. S. 424, wo eine von Franz von Dombay herrührende Copie des oben erwähnten Reiseberichts des Matjuwi beschrieben wird. Von diesem Namen sind Tâfilelt und Tâfilet nur abgegriffene Formen; wir haben uns in der gegenwärtigen Abhandlung der letzteren bedient, da sie der heutzutage im Lande selbst gebräuchlichen Aussprache entspricht.

Wie sich früher der Name der Stadt Sigilmâsa aufs ganze Land übertrug, so auch später der von Tafilet. Das Ereigniss,

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Gerhard Rohlfs: Sigilmâsa und Tâfilet.

dass die Scherife von Tafilet den Thron von Marokko bestiegen, war wohl die Veranlassung, dass zuerst die Stadt und Umgebung, in welcher jenes Gasr lag, Tafilet genannt wurde, dann aber auch das ganze Sis-Thal.

Wir dürfen uns keineswegs darüber wundern, wenn Aïaschi und Mula Ahmed auf der Hinreise von Sigilmâsa reden; diese beiden gelehrten Männer bedienten sich einfach des Namens, den das spätere Tafilet in den alten historischen und geographischen Schriften der Araber hat, und der ihnen aus der Lectüre der Ueberreste dieser Literatur geläufig worden war. So sprechen auch wir von einer Stadt Babylon, obgleich dieselbe im Lande selber nur el-Hilla heisst, desgleichen von Jerusalem, Damaskus, Byzanz, obgleich diese Städte seit langen Zeiten el-Kodes, Schâm und Stambul heissen.

Auch mit den dortigen Gelehrten werden die beiden Reisenden nur von Sigilmâsa gesprochen haben. So bald sie dann aber weiter ziehen, und nun selbst mit dem Volk aus der Oase in Verkehr treten, ist nicht mehr von Sigilmâsa, sondern von Tafilet die Rede. Der gemeine Mann wird schon zu ihrer Zeit nichts mehr von Sigilmâsa gehört haben.

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Sie sprachen nun nicht mehr von den Leuten von Sigilmâsa, sondern von Tafilet. Wir verabschiedeten uns von unsern Leuten von Tafilet“, sagt Mula Ahmed. Ibn-Hassan, René Caillié und ich selbst haben nirgends mehr den Namen Sigilmâsa vernommen; er ist ganz ausser Brauch gekommen, er hat der Benennung Tafilet vollkommen weichen müssen.

Als ich daselbst weilte, legte ich der Sache keine Wichtigkeit bei und unterliess es leider darnach zu forschen, aber ich bin überzeugt, dass man von den dortigen Schriftgelehrten leicht Auskunft darüber bekommen, oder aber aus den Chroniken ersehen würde, wann der Name Tafilet den von Sigilmâsa verdrängt habe. Da schon zu Ibn el Hassans Zeit keine „Stadt" mehr, sondern nur noch eine „Gegend" Tafilet bestand, so ist vermuthlich auch dieser Ort zerstört worden. Das grosse Ruinenfeld von Amra aber ist höchst wahrscheinlich das alte Sigilmâsa und zugleich das spätere Tafilet.

Dies grosse Ruinenfeld liegt etwas westlich von Rissani, also nördlich von Abuam, es hat zwei Stunden im Umkreis. Die grossen Moscheentrümmer, die riesigen Bauten, alles stempelt diese Ueberbleibsel als Reste der alten Hauptstadt.

XVI.

Die Colonie Victoria in Australien.

Von Henry Greffrath.

Der grosse Insel - Continent Australien vertheilt sich auf fünf von einander unabhängige und auch in ihren staatlichen Einrichtungen sich wesentlich unterscheidende Colonien. Selbst in den Zollverhältnissen haben sie sich gegenseitig streng abgesperrt, indem in der einen Colonie, namentlich in Victoria, sehr hohe Schutzzölle bestehen, in der andern wieder mehr oder weniger dem Freihandel Rechnung getragen wird. So z. B. lässt NeuSüd - Wales alle fertigen Schuhwaaren zollfrei ein, während sie Süd-Australien und Queensland mit 5%, West-Australien mit 10% und Victoria mit 25% Eingangszoll belasten.

Das grosse Dreieck, welches sich von ungefähr 34° südlicher Breite bis zum antarctischen Meere und von 1410*) bis zum 150° östlicher Länge Gr. erstreckt, macht die goldene Colonie Victoria aus. Im Norden wird sie durch den Murray R. von dem zur Colonie Neu-Süd-Wales gehörigen sogenannten Riverina - Districte getrennt **). Die geographische Lage würde Victoria weit eher zu der Benennung „Süd-Australien“

*) Die Grenze zwischen Victoria und der Colonie Süd-Australien bildet eine 242 geographische Miles lange Linie, welche vom Murray R. bis zum Meere hinabläuft und nach der britischen Parlamentsacte 4 und 5 William IV, c. 95, genau in 141° östlicher Länge Gr. liegen soll. Eine Grenze in diesem Sinne ward in den Jahren 1847 bis 1849 durch Marken regulirt, welche damals von beiden Colonien als richtig anerkannt wurden. Eine spätere sehr genaue Vermessung mittelst voltaischer Signale, die Victoria vornehmen liess, hat nun ergeben, dass diese Colonie einen Strich Land von Süd-Australien besitzt, der 1 Miles breit und 242 Miles lang ist und ein Areal von über 360 Quadrat - Miles umfasst. Die factische Grenze zwischen den beiden Colonien lag nämlich nicht in 141°, sondern in 140° 58′ 7.26′′ östlicher Länge Gr. Süd-Australien verlangte nun eine Grenzberichtigung, welche jedoch Victoria aus verschiedenen Gründen zurückwies. Man kam zuletzt überein, die Angelegenheit vor den Privy Council in Londen zu bringen. Dies geschah denn auch im Jahre 1874, aber bisjetzt ist noch keine Entscheidung erfolgt. Fast scheint es, als solle die Sache, welche in der That von wenig practischer Bedeutung ist, dort begraben werden.

**) Der reiche Pastoraldistrict Riverina ist wegen seiner Lage und der besseren Communicationswege nach Süden zu, mit seinem ganzen Verkehrsleben auf die Colonie Victoria hingewiesen. In Folge dessen wird in diesem Districte schon seit Jahren für Lostrennung von Neu-Süd-Wales und Anschluss an Victoria eifrigst agitirt und darauf hingearbeitet, dass der Murrumbidgee R. die politische Grenze zwischen beiden Colonien bilden soll.

berechtigen, als die so heissende Schwestercolonie an der östlichen Grenze. Von ihrem äussersten nördlichen Punkte bis zur See misst sie ungefähr 260, in ihrer weitesten Ausdehnung von Osten nach Westen gegen 420 und in ihrer Küstenlinie nahezu 600 englische Meilen. Der Flächeninhalt stellt sich auf 88,198 Quadrat-Miles oder 56,446,720 Acres. Das ist nahezu der vierunddreissigste Theil des Continents. Victoria würde damit so ziemlich die Grösse von Grossbritannien (89,644, mit Ausschluss der Inseln) erreichen. Die höchst gelegenen Punkte über dem Meeresspiegel bilden Mount Bogong 6,508, Mount Feathertop 6,303, Mount Hotham 6,100, Mount Cop 6,015 und Mount Wills 5,758 englische Fuss, sämmtlich im County of Bogong gelegen, ferner Mount Buller 5,911 und Mount Tamboritha 5,381 Fuss im County of Wonnangatta, Mount Gibbo 5,764 Fuss im Counnty of Benambra, Mount Cobbler 5,342 Fuss im County of Delatite. Wenn gleich in territorialer Beziehung die kleinste unter den australischen Colonien, ist Victoria doch die bevölkertste und überhaupt auch die wichtigste und einflussreichste, wiewohl sie in der neusten Zeit durch Missregierung in ihrem fortschreitenden Laufe wesentlich behindert wurde.

Capitain Cook's Entdeckungen im Jahre 1770 beschränkten sich auf die Ostküste Australiens. Von dem Gebiete der jetzigen Colonie Victoria kam ihm nur Cape Everard in 37° 49' S. B. reite und 149° 17′ O. L. Gr. in Sicht, welches er damals nach einem seiner Officiere Point Hicks" benannte.

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Mitte Februar 1797 litt das Schiff Sydney Cove" auf seiner Fahrt von Indien nach Sydney bei den Furneaux-Inseln Schiffbruch. Funfzehn Personen der Besatzung suchten sich in einem Boote nach Sydney zu retten, wurden aber bei Cape Howe in 37° 31′ S. B. und 149° 50' O. L. Gr. ans Land getrieben. Es blieb ihnen nun nichts anderes übrig, als die Reise nach Sydney über Land zu wagen, allein nur ihrer drei unter ihnen der Supercargo Clarke trafen dort wirklich ein, während die Uebrigen den Strapazen erlagen. Diese müssen als die ersten Weissen angesehen werden, welche den Grund und Boden von Victoria betraten. Zu Anfang des Jahres 1802 wurde der Lieutenant der Kriegsbrigg Lady Nelson" John Murray von Sydney aus beordert, die unbekannte Südküste des Continents zu vermessen, und er entdeckte am 15. Januar die geräumige Wasserbucht, an deren Spitze jetzt die City of Melbourne, die Metropolis der südlichen Halbkugel, liegt. Er benannte sie nach dem damaligen Gouverneur von NeuSüd-Wales, Port King". Im Jahre 1801 erhielt Capitain Matthew Flinders, Commandant des Kriegsschiffes Investigator", von der englischen Regierung den Auftrag, die Küsten von Australien zu

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