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334 Gustav Hirschfeld: Zur Routenkarte im südlichen Kleinasien.

Die Nordbegränzung der Burlu-Ebene ist wiederum ein gestreckter Kamm, über den ein zum Theil mühseliger Pfad in die lange fruchtbare Tschylowassi führt, den alten Campus Metropolitanus, wo im Orte Tatarly. Reste der alten Stadt Metropolis erhalten sein mögen *). Andere antike Trümmer in den zahlreichen Orten zeugen für die Existenz einer starken Bevölkerung auch im Alterthum; es hat dort wohl wie jetzt zahlreiche kleine Ackerbau treibende Ansiedelungen gegeben. Die Tschylowa steht nun östlich mit den grösseren Ebenen von Bulwaden (Polybotus) und damit Akschehr (Philomelium) in einem anscheinend wenig unterbrochenen Zusammenhange, denn der Emir- und Sultandagh werden von hier aus als die ersten höheren Erhebungen nordöstlich erblickt. Nördlich zieht sich im Gumalardagh, wiederum bis gegen Dineïr (Apameia) ein Zug hin, der nun seinerseits mit dem nördlichen Gebirge in einem directen Zusammenhange zu stehen scheint. Es ist da in gewissem Sinne für die Betrachtung ein Centrum der Formation.

Auf der Tschylowa trat die definitive Umkehr nach Westen ein, zunächst nach Apameia, der alten Hauptstadt Phrygiens, über welche an einem anderen Orte ausführlicher gehandelt ist**)."

Von Apameia bin ich dann in fast südlicher Richtung am Nordende des Tuzgoels vorüber zum Südende des Buldur-Sees gezogen. Zwischen beiden Seen steigen Jandagh und Elesdagh noch zu beträchtlicher Höhe auf. Von hier führte der Weg in südöstlicher Richtung im Thale des Gebrenflusses über ein paar ansehnliche, auch im Alterthum durch Culturstätten bezeichnete Ebenen (von Eïnês und Gebren) am Fusse von Bergen hin, welche nach Lykien hinunterstreichen und mit den nördlichen Bergen des Maeandergebietes zunächst demjenigen von Chonas (Kolossai) durch den Eschlerdagh in Verbindung stehen. Ueber diesen führt ein malerischer Weg in die grosse Ebene von Karayükbazar, welche südlich nach Lykien hineinleitet, während die hohe Erhebung des Bozdagh sie westlich von Karien trennt. Dieses Gebirge, das nur sehr wenige und rauhe Durchlässe bietet, wurde auf einem bisher unbekannten Passe, dem Aladynpasse überschritten, nicht ohne auch hier die Reste von ein paar antiken hochgelegenen Orten zu berühren.

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In Karien ward zunächst Aphrodisias aufgesucht, um von dort durch einen grossen südwestlichen Querschnitt bis Stratonikeia, die Routen Schönborns und Kieperts kreuzend, die Formation des inneren Kariens im Zusammenhange kennen zu lernen. Der Kern des Landes erwies sich als ein von Bergen umschlossenes, aber

*) Liv. 38, 15.

**) Abhdlgn. der Berl. Akad. philos.-histor. Cl. 1875. S. 1ff. mit Plan.

von ansehnlichen Strömen durchfurchtes und gegliedertes Hochplateau, das in Terrassen nach Nordwesten abfällt. Der unwirthlichste Theil im Südosten stösst an die hohen Bozdagh und Sandirasdagh, zwischen welchen nur ein schwieriger Pass nach Lykien führen soll. Nördlich und westlich nach aussen hin

ist die Formation viel milder: dort schliesst unterhalb des Maeanders der Madarasdagh das Plateau, an welchen sich die südöstlich zum Sandiras streichenden Kämme (Schabandagh u. a.) ansetzen. Diese schliessen das innere Karien vom äusseren ab, das gänzlich ein Küstenland ist, ganz verschieden gebildet und entwickelt, allen äusseren Einflüssen auf bequemen Verbindungsstrassen leicht zugänglich. Den inneren Rand dieses Kariens bezeichnen die Städte Stratonikeia, Lagina, Alabanda. Diese hat auf mehr oder weniger bekannten Wegen die Reise zuletzt berührt, und dann jenseits des Maeander in Aidin (Tralles) welches durch eine Eisenbahn mit Smyrna verbunden ist, geendet.

XV.

Sigilmasa und Tâfilet.

Von Gerhard Rohlfs.

So viele Vermuthungen über Sigilmâsa laut geworden sind, so verschieden ist der Name geschrieben worden. Die arabischen Schriftsteller schreiben ihn alle übereinstimmend: L, was nach dem Transcriptionssysteme der Deutsch-morgenl. Gesellschaft Sigilmâsa lauten würde; die französische Schreibweise ist Sedjelmâça. Wenn Leo Africanus Segelmessa schrieb, so muss man die Aussprache des italienischen g im Auge behalten. Aber wie Dapper, wahrscheinlich de la Croix oder Marmol nachahmend, Sugelmesse schreiben kann, ist um so unerklärlicher, als die ganze Dapper'sche Darstellung auf Leo fusst.

Es steht wohl unzweifelhaft fest, dass die Römer nach Sigilmâsa oder Tafilet nicht gelangt sind. Wenigstens sind auf uns Ueberlieferungen eines solchen Zuges nicht gekommen, und so lange man nicht römische Bauten, oder gar Inschriften wie z. B. in Rhadâmes entdeckt, müssen wir uns mit diesem negativen Ergebniss beruhigen. Nach Plinius ging nur ein gewisser Suetonius Paulinus (den Plinius als Consul gekannt haben will) einige Meilen über den Atlas hinweg: Der untere Theil sei mit dichten und

hohen Wäldern bedeckt, die Bäume seien von ganz unbekannter Art, sehr hoch, glatt und glänzend und mit einer zarten Wolle überzogen, aus welcher die Kunst ebenso wie aus der Seide gute Kleider verfertigen könne. Die Gipfel der Gebirge seien auch im Sommer mit hohem Schnee bedeckt; erst nach 10 Märschen sei er durch Einöden voll schwarzen Sandes, aus welchem hin und wieder Felsen hervorragten, die wie ausgebrannt aussahen, und durch Gegenden gekommen, welche der brennenden Hitze wegen auch im Winter unbewohnbar seien; weiterhin habe er einen Fluss mit Namen „Ger" erreicht. So weit Plinius (Buch VI.) Da wir heute noch auf dem gangbarsten Pass, welcher über den Atlas führt, auf den Ger stossen, so haben wir keineswegs Ursache, irgendwie an der Wahrheit der Erzählung des Plinius zu zweifeln.

Als ich den Atlas auf einem seiner höchsten Punkte überstieg, zweigten sich bei Tisint el Rint zwei Wege ab, der eine direct nach Tafilet gehend, welchen ich nahm, der andere nach Ued Ger, welchen Suetonius Paulinus genommen hat, und den man ihn wahrscheinlich absichtlich einschlagen liess, damit er nicht mit seinen Cohorten den fruchtbareren und bevölkerten Landstrich überzöge. Hätte er den westlichen Weg genommen, wäre er nach Tafilet gekommen, und vielleicht hätten wir dann Kunde, wie damals diese grosse Oase geheissen hat.

Denn so stetig manche Ortsnamen auch sind, wie Ger beispielsweise zeigt, so häufig verändern sie sich auch, oder verschwinden gänzlich von andern verdrängt. Und das ist bei Sigilmâsa der Fall. Heutzutage weiss im Volke Niemand mehr, was Sigilmâsa ist. Es erging ihm wie dem antiken Volubilis, was doch unter den Römern eine der bedeutendsten Städte im Innern von Marokko war, aber im Lande selbst keinerlei Erinnerung zurückgelassen hat; sogar der Name Valili hat dem von Serone weichen müssen.

Wie lange Zeit Sigilmâsa, welches im Jahre 140 der Hidjra (757 n. Chr.) entstanden sein soll, der Name Tafilet's gewesen sei, lässt sich nicht nachweisen, dass aber der Name Tafilet später ist und dann gleichzeitig mit Sigilmâsa angewandt wurde, dass endlich der Name Sigilmâsa ganz verdrängt und obsolet wurde, dies setzen die verschiedenen Reiseberichte ausser Zweifel.

Die älteren arabischen Schriftsteller erwähnen nämlich nur den Namen Sigilmasa. Bekri, welcher 1094 starb, kannte nur diese Bezeichnung, ebenso Iacût, Edrîsi und Abulfeda. Ibn Hauka! erwähnt Sigilmâsa häufig, aber Tafilet niemals. Ibn Batuta *),

*) Voyage d'Ibn Batoutah, texte arabe, accompagné d'une traduction française par Defrémery et Sanguinetti. Paris 1858.

der 1377 starb, spricht Tom. IV. p. 376 von der Stadt Sigilmasa, aber gleichzeitig findet sich bei ihm auch das Wort Filâli, was einen Mann bezeichnet, welcher aus Tafilet stammt. Es ist dies, so viel ich habe in Erfahrung bringen können, die früheste Erwähnung Tafilet's.

Die ausführlichste Beschreibung Sigilmâsa's finden wir in Bekri's Kitâb el-Magrib, Beschreibung des Abendlandes" *); andere werthvolle Nachrichten über diese Stadt giebt uns 400 Jahre später Leo Africanus, welcher Ende des fünfzehnten und Anfang des sechszehnten Jahrhunderts seine Reisen machte. Er erwähnt den Namen Tafilet oder Tafilelt nicht.

Leo sagt **): Segelmessa ist eine Provinz, die den Namen von ihrer Hauptstadt hat; sie liegt am Flusse Ziz***), nimmt ihren Anfang mit dem Passe bei der Stadt Gerseluin †) und gehet 120 arabische Meilen weit nach Süden bis an die Grenze der Libyschen Wüste. Sie hat verschiedene barbarische Völker, die Zeneta, Zanhadscha und Hoara zu Bewohnern. Ehedem hatte sie einen eigenen Herrn, hernach kam sie an den König der Luntuna, Joseph, darauf an die Muahidin, und dann unter die Gewalt der Merinischen Könige; endlich empörten sich die Einwohner, was die Zerstörung der Stadt zur Folge hatte; sie ist auch bis auf den heutigen Tag verlassen. Die Einwohner haben sich wieder gesammelt und zwischen den Ländereien und Dorfschaften der Provinz einige grosse Schlösser oder Flecken gebaut, welche theils frei theils den Arabern unterthan sind."

Nachdem Leo so im Allgemeinen von Sigilmâsa gesprochen hat, nennt er die Landschaft Cheneg, welche in gleicher Breite mit der eben erwähnten am Gers gelegen ist, aber vom Sis durchströmt sich weiter nach dem Süden zieht. Dass dem so ist, ersehen wir aus den heute noch bestehenden Namen. Aber heute heisst nur der nördlichste Theil Cheneg, " die Länge dieser sich ungefähr 40 Meilen weit erstreckenden Landschaft“ ††) nennt man jetzt Tialali oder Telalein. Dass das Cheneg Leo's unmittelbar an sein Segelmesse grenzt, oder vielmehr ein Theil desselben ist, geht deutlich aus den Worten †††): von den Einwohnern stehen einige unter den Arabern, andere unter der Stadt Gerseluin" hervor.

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*) Description de l'Afrique septentrionale par Abou Obeid el-Bekri, Texte arabe, publié par le Baron de Slane. Algèr 1857.

**) Johann Leo's des Africaner's Beschreibung von Afrika, übersetzt von Lorsbach. Herborn 1805.

***) Von mir als Sis notirt.

†) Gers ist ein in den Sis fliessender Fluss, Gerseluin eine Ortschaft am Gers. ††) Worte Leo's.

ttt) Lorsbach a. a. O. p. 454.

Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk. Bd. XII.

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Sodann aber finden wir den von mir erwähnten Ksor Tamaroks wohl wieder in Leo's Tamarakrost.

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Leo, in der Beschreibung fortfahrend, sagt dann: „Matgara, eine andere Landschaft, grenzt gegen Süden an die vorige, liegt ausserhalb des Passes und hat viele Schlösser am Flusse Ziz. Sodann beschreibt der Afrikaner eine Landschaft Namens Retel, die an Matgara stösst, und sich am Flusse Ziz ungefähr 50 Meilen nach Süden bis zum Gebiete Segelmesse erstreckt.

Es unterliegt natürlich keinem Zweifel, dass Leo's Matgara und Retel durchaus dem Namen, der Lage, ja der von ihm bis dahin beobachteten Reihenfolge nach den von mir beschriebenen Oasen Mdaghra und Ertib entsprechen.

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Wenn nun aber Leo p. 455 fortfährt: Von der Provinz Segelmesse habe ich zwar das Merkwürdigste in aller Kürze oben schon gemeldet; ich muss aber doch noch Einiges von ihrem Gebiete hinzusetzen. In demselben (es erstreckt sich von Norden nach Süden 20 Meilen am Flusse Ziz) sind ausser den kleinen Dörfern ungefähr 350 grössere oder kleinere Schlösser oder Flecken", so entspricht das ganz noch den heutigen Verhältnissen. So wie man heute ein Tafilet kennt, welches alle Landschaften längs des Sis-Stromes von dessen Quellen an bis Daya el Daura umfasst, zugleich aber speziell unter Tafilet die südlichste Landschaft versteht, so war es zu der Zeit, als Leo diesen Oasencomplex beschrieb, auch, nur dass damals der Name Sigilmâsa gäng und gäbe war.

Als Leo den Atlas überstiegen hatte, sagte man ihm, jetzt habe er am Gers und Ziz Sigilmâsa erreicht; als er dann südwärts von Mdaghra das eigentliche Tafilet erreichte, sagte man ihm nochmals, jetzt habe er Sigilmâsa erreicht. Jedermann, der unter Arabern Reisen gemacht hat, weiss, wie confus in dieser Beziehung die Aussagen selbst der Gebildetsten unter ihnen sind. Man nennt alles Land bled el Fes, dann aber auch die Eine Stadt, man nennt die ganze Türkei bled Stambul, sowie blos die Stadt etc. etc. Und so ging es ja mir auch, als ich nach Tafilet kam. Als ich den Pass Tisint el Rint hinter mir hatte, sagte man mir, jetzt habe ich Tafilet erreicht, als ich darauf nach einander Mdaghra, Ertib etc. etc. durchwandert hatte, dann erreichte ich erst das eigentliche Tafilet.

Es ist auch keineswegs ein Druckfehler, wenn Leo p. 453 sagt, dass Sigilmâsa 120 Meilen lang, p. 455 aber angiebt, es erstrecke sich von Norden nach Süden bloss 20 Meilen am Flusse Sis. Bei der ersten Angabe hat man an das weitere, bei der letzteren an das engere Tafilet zu denken.

Von den von Leo aufgeführten Städten lässt sich sein Tenegent (auszusprechen nach italienischer Art, also Tenedjent) leicht

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