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oder ob überhaupt noch eine weitere Verfolgung desselben in nächster Zukunft zu erwarten ist. Es ist aber erfreulich, dass wenigstens Hr. Dr. Stolze die ihm gebliebene unfreiwillige lange Musse, nächst der photographischen Aufnahme von Persepolis in einer früher nicht entfernt erreichten Vollständigkeit und Ausführlichkeit, auch im geographischen Interesse auf verschiedenen kleinen Gebirgstouren angewendet und uns die vorläufigen Resultate einer derselben schon vor längerer Zeit brieflich mitgetheilt hat, wie denn auch eine von ihm eingesandte, für das grössere Publicum bestimmte, lebendige und anschauliche Schilderung der Reiseerlebnisse auf jener Route und des Lebens in den persischen Städten in der Elberfelder Zeitung (1876, No. 44-53) Aufnahme gefunden hat. Wir begnügen uns damit, aus diesen schon gedruckten Skizzen und aus den Briefen des Reisenden das erforderliche zum Verständniss der miteingesandten Kartenskizze, welche unser Stich im halben Massstabe, aber mit dem vollständigen Detail der Zeichnung wiedergiebt, hier zusammenzustellen, indem wir noch bemerken, dass die Recognoscirung von um so höherem Werth ist, weil sie ein Terrain betrifft, welches seit Dupré (1808) Ouseley (1811) und Aucher-Eloy kaum von einem Europäer, mit Ausnahme der über ihre Beobachtungen durchaus Schweigen bewahrenden Ingenieure der englisch-indischen Telegraphenlinie, betreten worden ist.

Der Antritt der Reise war erschwert durch Zufälligkeiten, wie sie nur in einem solchen Lande barbarischer Zustände möglich sind. Der Häuptling des turkmanischen Stammes der Baharlü, welche als Nomaden in den zu besuchenden Gebirgen S.O. von Schirâz leben, Nasrullah - Chan, war von dem Gouverneur von Schirâz, weil er dessen Erpressungsversuche in der dort üblichen Art der drei- bis vierfachen Steuererhebung bei seinem Stamme zu verhindern suchte, durch List in seine Gewalt gelockt und gefangen gesetzt worden, aber durch einen mit noch grösserer List und Kühnheit ausgeführten Handstreich seiner Stammesgenossen befreit worden und der natürlich ihn sofort treffenden Verfolgung durch die bewaffnete Macht des Gouverneurs, Perser von altbewährter Feigheit*), mit offnem Widerstand entgangen. Nur war die offene Fehde zwischen ihm, der bereits seine Heimath wieder erreicht hatte, und den persischen Autoritäten noch nicht soweit zum Ausbruch gekommen, dass nicht ein schneller Ausflug in

*) Gilt auch für die Räuber, die Europäern, bei denen sie bessere Waffen voraussetzen, nie standhalten. Es giebt genug Beispiele, dass Europäer, die hinter der Karawane etwas zurück geblieben waren, bei einem Angriff gegen dieselben durch ihr blosses Erscheinen auf dem Kampfplatze zehnfach überlegene Banden verjagten!"

die bedrohte Gegend noch ausführbar geschienen hätte; freilich mussten sich die drei Europäer (ausser Dr. Stolze noch der englische Telegraphisten-Arzt Dr. Odling und der spanische Consul Rivadeneyra mit zusammen 8 Dienern) eine kostspielige und obenein wenig Nutzen versprechende Bedeckung von 15 Mann persischer Soldaten gefallen lassen.

„Der Frühling ist in Persien, wie im ganzen Orient, die schönste, wenn auch nicht die gesundeste Jahreszeit. Noch liegt viel Winterschnee auf den Berggipfeln und die Sonne hat nicht alle Feuchtigkeit verjagt. Ueberall, wo natürliche Wasseradern oder Canäle die Thäler durchschneiden, lacht das erfreuliche Grün der Felder und selbst wasserlose Strecken haben einen leichten grünlichen Anflug. Die Berge freilich sind kahl und ihr einförmiges Braun ist nicht eben angenehm; je mehr sie aber vor dem Beschauer zurückweichen, desto schöner werden sie; sie durchlaufen alle Tinten von einem reichen Violet bis zum gesättigsten Blau in den Schatten der Ferne. Darüber ein meist wolkenloser Himmel, von dem die Sonne glühend herabstrahlt, und doch ist die Hitze nicht unerträglich auf der Höhe des Plateaus, und so folgen auf heisse Tage köstliche erquickende Nächte und selbst am Mittag ist es im Schatten kühler, als an heissen Tagen in Deutschland."

Die ersten Tagereisen, von Schirâz nach Fîrûzâbâd, boten nichts sonderlich merkwürdiges; das Vorhandensein von Räubern in den Engpässen des zu passirenden Gebirges wurde nur constatirt durch Begegnung mit einer Karawane, von der zwei Mann und 19 Thiere durch einen Ueberfall von fünf Räubern getödtet, viele verwundet worden waren. Die schwierigste Passage der absolut der Natur überlassenen Klippenwege durch die Wasserstürze des Gebirges war eben für Persien keine neue Erscheinung und nur mit den ausgezeichneten, vor keiner Mühsal zurückbebenden Gebirgspferden des Landes zu überwinden, welche dagegen auf keine Weise dazu zu bringen sind, über das kleinste Hinderniss hinwegzuspringen.

Nicht mehr weit vom nächsten Ziel der Reise trat der Unterschied zwischen dem Einst und Jetzt dieses unglücklichen Landes zu Tage in der Erscheinung mächtiger wohl 4 Kilometer weit sich hinziehender Baureste auf der 400m hohen östlichen Felswand; jeder Vorsprung derselben mit einer Warte gekrönt, in der Mitte eine starke Citadelle [auf der Karte als Kalaï-Dochter Mädchenschloss" bezeichnet], an den Felsseiten deutliche Spuren der einst hinaufführenden Kunstwege, im Thal die Trümmer von drei alten Brückenpfeilern; weiterhin verwitterte Felsenreliefs, alles dem Anscheine nach der Sassanidenzeit angehörig.

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In Firûzâbâd wurden die Reisenden von dem Ilkani, dem Chef des Stammes Gaschgaï (der mit dem Eroberer Timur ins Land gekommen, also wohl türkischer oder mongolischer Abkunft sein soll), äusserst gastfrei in seinem von blühenden Orangen und Dattelpalmen umgebenen Hause aufgenommen. Der Ort selbst,

im Mittelalter eine bedeutende Stadt, war nur noch als ein geringer Flecken zu bezeichnen; das Klima ist bei dem Ausschluss der südlichen Winde durch die vorliegende Bergwand durchaus gemässigt. In der Nähe (11⁄2 St. weit) wurde noch die schon beim Herweg passirte Ruine eines alten Feuertempels besucht, ein massives Bauwerk von 100 X50m, 16 verschieden gewölbte, zum Theil bis 22m hohe Räume enthaltend, aus halbbehauenen Steinen mit Stuck bekleidet, also jedenfalls jüngerer Zeit angehörig, als die altpersischen Bauwerke, obwohl der Styl derselben in den Stuckornamenten wiederzuerkennen war.

Für die Weiterreise musste sich die Gesellschaft von dem Ilkani die Mitgabe einer 50 Mann starken Reiterescorte wegen der zu fürchtenden feindlichen Begegnungen zum Schaden ihrer Börsen trotz alles Protestes gefallen lassen. Die Thäler östlich von Fîrûzâbâd erwiesen sich noch nicht, wie die meisten in Persien, durch die Barbarei der heutigen Bewohner alles Baumwuchses beraubt; namentlich waren weite Strecken mit strauchartigen, jetzt Anfang April in voller Blüthe stehenden Mandelbäumen bedeckt, und in den wohlbewässerten Oasen von Maimân und Bâdindjân erfüllte die Blüthenpracht, besonders der Rose, die Luft mit Wohlgerüchen. Hinter Bâdindjân ein Angriff seitens der Landesbewohner von den sicheren Bergvorsprüngen aus, aber mit so elenden Gewehren, dass keine Kugel auch nur die Hälfte ihrer Bestimmung erreichte; schliesslich Verhandlung mit den Angreifern, die sich damit entschuldigten, dass sie die Karawane selbst für eine Räuberbande gehalten hätten.

Die Ruinen, welche als besonders merkwürdig in diesem Thale von den Fîrûzâbâdern bezeichnet worden waren, erwiesen sich als dürftige Mauerreste, welche den Umweg nicht verdienten. Mehrmals musste hier, stellenweise mit Schwimmen der Pferde ein reissender Strom passirt werden, der nach dem ganzen Zusammenhang der Thalbildungen nichts anders sein konnte, als die Fortsetzung des gleich wasserreichen Flusses, den man im Beginn der Reise bei Kiawal oder Kawar passirt hatte, während ihn ältere Angaben, die ihn an dieser Stelle schon kannten, irrig direkt südlich nach Fîrûzâbâd zu gehen lassen. Nochmals wurden hier die Reisenden durch einen Trupp von etwa hundert Arabern" mit Flintenschüssen empfangen, ohne weiter Schaden zu erleiden, noch bei der üblichen Feigheit ihrer persischen

"

214 H. Kiepert: Dr. Franz Stolze's Reise im südlichen Persien 1875.

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Escorte die Bestrafung des Räubergesindels durchsetzen zu können. Ueberwiegend zeigte sich die Masse der Bevölkerung dieser Gegenden aus Nomaden bestehend, der turkmanischen Race angehörig, wie schon die freie Bewegung des unverschleierten weiblichen Geschlechtes verrieth.

Mitten zwischen Fâsa und Dârâb wurde eine steile Bergkuppe als bedeckt mit höchst wunderbaren alten Ruinen, genannt , das Gefängniss des Isfendiâr", bezeichnet. Die Ersteigung kostete nach zwei Stunden steilen Bergweges zu Pferde noch ein halbstündiges Klettern mit Händen und Füssen an senkrechtem Abhang; die obere Fläche 150 X500m gross, war ganz und gar mit Resten rohen Mauerwerks aus unbehauenen Steinen bedeckt. Ein 10m hoher Kuppelbau und 11 Wasserbassins, zum Theil von bedeutender Ausdehnung und sauber mit sehr festem Mörtel bekleidet, sind noch wohl erhalten, alles offenbar Construction der Sassanidenzeit.

Bei der Annäherung an Dârâb wurden die Reisenden wiederholt von Trupps der eben im Aufbruch zum Kampf gegen den Gouverneur von Schirâz begriffenen Bâhârlü umringt und bedroht; doch gelang es eben noch durch geschickte Unterhandlung, vor wirklichem Ausbruch der Feindseligkeiten sich in Sicherheit zu bringen.

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Dârâb selbst ist ein grosser Ort, der sich durch Sauberkeit der Strassen und zahlreiche Orangen- und Dattelgärten im Orte selbst vortheilhaft vor andern persischen Städten auszeichnet. Das ganze Thal machte den Eindruck grosser Fruchtbarkeit; die dasselbe umgebenden Felsberge sind südlich durch ein breites Thor gespalten, durch welches die Ruinen des alten Dârâb sichtbar wurden. Ein halber Tag musste zur Besichtigung der Alterthümer genügen, um sodann die Rückreise nach Schirâz, nicht wie beabsichtigt war auf dem jetzt von arabischen Aufständischen besetzten directen Wege, sondern wieder über Fâsa mit grösserem Umwege anzutreten. Nähere Beobachtungen, als die allgemeine in der Karte niedergelegten, hinderte diesmal der durch andauernde Diarrhöe aufs äusserste herunter gebrachte Zustand unsers Reisenden, sowie seiner ganzen Gesellschaft.

Die Construction der Route beruht übrigens ausschliesslich auf sorgfältiger Notirung der Distanzen nach der Uhr und der Richtungen nach dem Taschencompass, die Höhenangaben in Metermass auf Aneroïdbeobachtungen.

XI.

Beschreibung einiger wenig bekannten Routen
in Chorassân,

Von A. H. Schindler, General in Persischen Diensten.
(Hierzu eine Karte, Taf. V.)

Der Hauptweg von Teheran ist so gut bekannt, dass ich in dieser Mittheilung nur von den weniger bekannten Wegen sprechen werde, nämlich:

1. Der südliche Weg zwischen Semnân und Damghân.

2. Von Meiomei bis zur nördlichen Ebene und zurück nach Miândascht.

3. Von Miândascht in die Biârdjumand - Ebene im Süden von Miândascht und zurück nach Abbâsâbâd.

4. Von Abbâsâbâd nach Djowein und am Nordrande des Djaghatai-Gebirge nach Sebzewâr.

5. Von Nischapûr nach den Türkisminen und nach Zaferâni.

Die fünf Wege sind nicht von grosser Bedeutung, da sie jedoch bisher selten oder gar nicht von Europäern besucht worden sind, so habe ich eine kurze Beschreibung derselben nicht für überflüssig gehalten. Den Weg von Nischapûr nach den Türkisminen haben viele Europäer zurückgelegt. Ich habe jedoch keine Beschreibung des Weges von den Minen bis Zaferâni gesehen.

Meine Instrumente waren Azimuth (englischer Prismatic-Compass), Aneroïd-Barometer und Thermometer. Mit dem Bau der Telegraphen-Linie nach Meschhed beschäftigt hatte ich immer eine lange gerade Linie zur Basis, konnte daher die Lagen der Berge und Dörfer ziemlich genau bestimmen.

Hie und da habe ich die jährliche Steuer der verschiedenen Dörfer angegeben, woraus sich das Gesammt-Erzeugniss und Eigenthum der Dörfer nahezu berechnen lässt, indem man die Steuer als, höchstens als annimmt. Ein Tomân ist acht Mark, ein Charwâr (buchstäblich Esels-Ladung) fünf Centner. Die Entfernungen sind in englischen Meilen zu 5280 engl. Fuss (69,11 Grad), Höhenmessungen in englischen Fuss, Temperaturen in Graden des Celsius-Thermometers angegeben.

Erste Route: der südliche Weg zwischen Damghân und und Semnân. Erste Tagereise, von Damghân bis Frât, 1834 Miles; ein Paar Miles hart und mit Kies bedeckt, dann sandig. Man braucht in dieser Gegend als Deminutivzeichen das Affix „u“, zum

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