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bewohnen die Küste des Rothen Meeres südöstlich von Massawah und dehnen sich bis Tadschura aus. Sie sind Kaufleute, Schiffer, Fischer und beschäftigen sich viel mit Seehundsfang (sic! *) und Perlfischerei. Nominell sind die in der Nähe von Arrho wohnenden von Massawah abhängig, während sie früher in einem gewissen Abhängigkeitsverhältniss zum Gross-Scherif von Mekka durch den Naibs von Harkiko (Arkiko) standen. Nachdem Mohammed Ali die Städte Gedda (Ghadda) und Mekka genommen hatte, wurden sie Unterthanen der egyptischen Behörden in Massawah, blieben aber in einer Art freundlicher Geschäfts- Abhängigkeit von dem mächtigen Araber - Cherif zu Mocha, weniger aber von dem türkischen Gouverneur dieser Seestadt, auf welchen dieser Cherif mit echt arabischem Stolz herabsieht. Diese nähere Verbindung

der Danakils mit Arabien ist wegen der Lage des Landes und der gleichen Abstammung eine natürliche und zugleich nothwendige und nur dorthin, nach Hodcida und Mocha, treiben sie Handel. Als Schiffer sind sie gewandt und bedienen sich eigenthümlicher, sehr kleiner, langgeschnäbelter Fahrzeuge, welche sie selbst bauen. Weil wenig beobachtet treiben sie mit Beihülfe der Araber gewöhnlich erfolgreich Schmuggelhandel. An den arabischen Küstenplätzen kaufen sie indische Baumwollenzeuge, Kupfer, Zink, Eisenwaaren etc., was theilweise auf Schleichwegen nach Abyssinien gelangt, und bringen dagegen nach Arabien abyssinische Producte und Sklaven. Nördlich von Arrho leben keine Danakils, und der Handel der in unmittelbarer Nähe von Arrho wohnenden ist ein sehr unbedeutender.

Die Tältals sind ein degenerirter Zweig der Adāl Gallas, die sich bis jetzt wohl wenig mit den Abyssiniern vermischt haben, obgleich sie sich vor vielen Jahrhunderten bei diesen eingeschlichen haben. Ihre religiösen Begriffe, obgleich vor Zeiten zum Christenthum bekehrt, stehen auf dem niedrigsten Standpunkt, es herrscht bei ihnen ein Gemisch von Christenthum und Muhamedanismus. Ihrer Raub- und Mordsucht wegen liegen sie mit den benachbarten Abyssiniern stets in offener Fehde. Möglich dass in neuester Zeit dieses feindliche Verhältniss sich in etwas gebessert hat, da der gegenwärtige König Aethiopiens die Tochter eines Tältals zur Frau genommen hat, aus welcher Ehe ein Sohn ent

*) Wahrscheinlich meint der Verf. den Dugong (Halicore cetacea), der im Süden des Rothen Meeres, sowie an der Somal-Küste häufig vorkommt und dort mit der Harpune gejagt wird. Sein Fell wird hauptsächlich zur Anfertigung von Sandalen benutzt, während aus den Zähnen Messerhefte, Ringe und Perlen für Rosenkränze gearbeitet werden. Vergl. v. Heuglin, Reise in Nordost-Afrika. Bd. II. 1877 p. 135 ff., wo sich Ausführlicheres über den Dugong findet. Redaction.

sprang, der gegenwärtig etwa das 8. Lebensjahr erreicht hat und unter Vormundschaft die Provinz Enderda regiert. In Folge dessen haben sich dort Tältals eingenistet und die schon lockeren Sitten der Tigriner noch mehr verschlechtert. Es ist überhaupt erstaunlich, wie sehr im Laufe der letzten zehn Jahre das TigrinerVolk moralisch und geistig gesunken ist. Diese Tältals sind aber

nicht zu verwechseln mit einem dicht benachbarten kleinen Volksstamme, der zwar in physischer und geistiger Beschaffenheit mit den Tältals nahe verwandt, jedoch eines anderen Ursprungs ist und eine andere Sprache redet. Dies sind die

Schohos, welche den kleinen Landstrich zwischen Harkiko (Arkiko) und der abyssinischen Provinz Akullogussai innehaben. Auf diesem kleinen, eine Tagereise von N. nach S. und von O. nach W. messenden Terrain, einer vegetationsreichen Wildniss, ziehen die Schohos als Nomadenhirten auf den Höhen und in den Thälern des nördlich abfallenden Hochgebirges umher. Eine andere bleibende Stätte sich als Aufenthalt zu erwählen ist den Schohos nicht gestattet, wenn auch einige derselben schon seit längerer Zeit in dem nördlichen Theil des Hochlandes Akullogussai sich festgesezt haben und dort die schon auf einer niedrigen Stufe stehende Bevölkerung noch mehr demoralisirt haben. Aehnlich den Tältals sind auch die Schohos Räuber und Mörder. Sie wurden von den alten Aethiopiern als ein verruchtes Fremdengesindel in die Schluchten der Wildniss gejagt, wo sie noch heute leben. Der Sage nach sollen sie die Ueberreste jener asiatischen Völker sein, welche c. 500 Jahre v. Chr. Aethiopien überschwemmten. Abhängig sind sie 1. zeitweise von dem aegyptischen Gouverneur in Massawah; 2. von dem Naib in Harkiko, einem Zwitterding von Gouverneur auf dem Festlande bei Massawah, dessen Würde in seiner wenig erhabenen Familie erblich ist und der gleichzeitig aegyptischer und abyssinischer Vasall ist; derselbe gehört nicht zum Schoho-Stamme, ist aber eine Art Titular-Oberhaupt desselben und hat über denselben einen allerdings begränzten Einfluss. 3. hängen die Schohos von dem zeitweiligen Gouverneur Tigre's mittelst der Person des Naib ab, der die Geschäfte des Tigriner Gouverneurs, die selten von einiger Bedeutung sind, nach aussen hin besorgt, wofür ihm die Nutzniessung einiger kleiner Dorfdistricte im Hochlande Tigre's gestattet ist. Die Schohos gehören mithin Allen und deshalb Keinem an und leben daher in wilder Ungebundenheit. Obgleich nur gering an Zahl erheben die Schohos doch von jedem Abyssinier, der seinen Weg nach Harkiko durch ihren District nimmt, an der Grenze des Hochlandes einen Zoll von 1⁄2 Thaler, wofür der Reisende einen Führer erhält, den er aber zu ernähren hat, weshalb die sonst nur einen Tag in Anspruch nehmende Durch

wanderung des Schoho-Gebiets sich gewöhnlich auf drei Tage ausdehnt. Für den Rückweg hat der Reisende eine gleich hohe Taxe zu entrichten; geht er ohne Führer, so wird er verfolgt, beraubt oder auch ermordet. Grössere Handelscarawanen zahlen 2-10 Thaler für die eigentlich vollkommen unnützen Führer. Erst seit einigen Jahren schlagen die Abyssinier, um diesen Plackereien zu entgehen, den Umweg nach Massawah über Hamassän (Hamassyn) und Ailet (Ailat) ein.

VI.

Reise von Cochabamba an den Chapare und Chimore in den Monaten Mai und Juni 1876.

Von Herman von Holten.

(Hierzu eine Karte, Taf. III.)

Längst von dem Wunsche beseelt die Ostseite der Cordilleras kennen zu lernen, benutzte ich die Gelegenheit mich mehreren Freunden anzuschliessen, die eine Geschäftsreise nach dem Puerto am Coni zu machen hatten, und fasste dabei zugleich den Entschluss eine Explorationsreise damit zu verbinden, und zwar das Land zwischen dem Chimore, von dessen Schiffbarkeit an, bis nach Bandiola zu untersuchen, um mich persönlich davon zu überzeugen, ob ein Weg in dieser Richtung nicht bedeutende Vortheile über den jetzt existirenden bieten würde.

Die Reise von Cochabamba nach dem Puerto wird für die schwierigste Tour gehalten, die überhaupt zu machen ist, was bei den hiesigen Begriffen von Wegen gewiss viel sagen will, und ist überhaupt nur möglich während der trocknen Jahreszeit, also nur von Mai bis October; ausser dieser Zeit ist der Weg durchaus unpassirbar.

Unsere Gesellschaft bestand aus Don Ignacio Bello aus Trinidad, Don Juan Francisco Velarde, Agent der Madeira und Mamore Railway Company, Don Juan Soenz, Carrijidon der Provinz Securo, Mr. Charles Benedict, einem der alten California Pioneer (von 1846), der die Absicht hatte, hier wieder einmal als Pioneer aufzutreten und sich am Chimore anzusiedeln, und mir; auch Don Francisco entschloss sich die Reise von Chimore nach Bandiola mitzumachen, da solche möglicher Weise von grossem Interesse für seine Compagnie sein konnte. Wir rechneten allerdings immer auf eine Reise

unter normalen Verhältnissen, worin wir leider, zumal ich, wie der Leser später sehen wird, auf das bitterste getäuscht wurden.

Am 12. Mai, Morgens 9 Uhr, nachdem wir ein ordentliches Frühstück zu uns genommen hatten, machten wir uns also auf den Weg, fröhlich und guter Dinge, nicht ahnend was wir noch durchzumachen haben würden. Dem Wege an der Nordseite des Sacabathales folgend kamen wir denn auch ohne besondere Abenteuer nach Sacaba, einer kleinen niedlichen Stadt, 21⁄2 Leguas von Cochabamba, wo uns Freund Garrebito mit einem substantiellen Lunch erwartete, so dass wir erst um 11⁄2 Uhr unsere Reise fortsetzen konnten. Der Weg von Sacaba aus, allmälig ansteigend, war sehr gut gehalten, und nachdem wir den Sacabafluss, einen der Zuflüsse des Rio Grande, überschritten hatten, erreichten wir Ocuebi, eine Rancheria*), am Fusse der Cordillera; die Steigung ist durchaus nicht steil, und nach einer Distanz von ca. 2 Leguas erreichten wir die Abra **) oder den Uebergang, auf einer Höhe von 12300 engl. Fuss. Fast unmittelbar auf der Abra entspringt am östlichen Abhang einer der Zuflüsse des Punataflusses, der sich im Thal wieder nach Süden wendet und durch eine tiefe Quebrada ***) sich ins Clizathal ergiesst. Die Bajada †) in das Colomithal war ebenfalls in gutem Zustande und nach ungefähr einer halben Legua liessen wir den Weg nach Tiraqui, auf dem ich später zurückkehrte, zur Rechten. Im Thal angekommen, änderten Don Francisco und ich, die wir ziemlich voraus geritten waren, unsere Route, indem der Administrador von Colomi, Don Andre Guzman, den wir unten trafen, uns freundlichst einlud die Nacht bei ihm zu bleiben, und obgleich das Haus ca. 4 Leguas von unserm Weg entfernt lag, nahmen wir doch das Anerbieten gern an, denn es war jedenfalls für längere Zeit das letzte wohnliche Nachtquartier. Unsere Freunde, die zurückgeblieben waren, zogen es jedoch vor keinen Umweg zu machen, und übernachteten in Cuchi-Canchi. Am nächsten Morgen, nach einem guten Frühstück, brachen wir rechtzeitig auf, denn wir mussten wieder die 4 Leguas zurück machen, um auf unsern Weg zu kommen, der uns erst durch die Rancheria von Cuchi-Canchi und dann direct bergauf führte; endlich gegen 9 Uhr erreichten wir die Abra de Malaga, 12900 Fuss, die hier den Uebergang über die Cordilleras bildet. Merkwürdiger Weise bildet die Abra de Malaga die Wasserscheide von zwei Flüssen, die hier in ganz entgegengesetzter Richtung laufen, sich jedoch

*) Rancheria, von rancho, Hütte, vereinzelte Häuser.

**) Abra wird der Pass genannt, wenn auf dem Gipfel eine Vertiefung ist, durch die derselbe geht.

***) Quebrada, Gebirgsschlucht.

†) Bajada, Niedergang.

später wieder vereinen, des Corani und des Malaga; beide haben ihre Quellen fast unmittelbar auf der Höhe. Ueberhaupt habe ich mehrfach in den Cordilleren die Beobachtung gemacht, dass fast unmittelbar auf dem Gipfel der Berge Quellen entspringen. Der Corani nimmt seinen Lauf in südwestlicher Richtung durch CuchiCanchi, wendet sich alsdann nordwestlich durch das Thal von Colami, geht hierauf in nördlicher Richtung durch die Cordillere, und vereinigt sich später mit dem Paracti. Der Malaga hingegen nimmt seinen Lauf nördlich und bleibt für diesen Tag unser steter Begleiter. Beim Ersteigen der Cordillere hatten wir ziemlich von Kälte zu leiden, und als wir die Abra erreichten, fühlten wir uns wirklich ungemüthlich, ein Umstand, dem wir durch einen tüchtigen Schluck Cognac abzuhelfen suchten. Leider hatten wir keine Fernsicht, da der Nordost die Wolken in wirrem Gewühl in die Quebrada hineinjagte, und als wir nun hinunterblickend, eine förmliche Treppe aus regellos hingeworfenen Steinen, und unsere Freunde, die vor uns Cuchi-Canchi verlassen hatten, fast senkrecht in einer Tiefe von 1500 Fuss unter uns sahen, da erschien uns dies als ein willkommenes Mittel, unsere durch die Kälte erstarrten Glieder wieder zu beleben; gleichzeitig machten wir beide den Vorschlag, die Cuesta *) zu Fuss hinabzusteigen, weniger, wie gesagt, der Gefährlichkeit des Weges halber, als um die Füsse zu erwärmen. Und doch was war diese unschuldige Cuesta gegen das, was uns noch bevorstand! Den Malaga also zu unserer Rechten lassend, begannen wir unsere Fusswanderung, wobei wir oft recht tüchtige Sprünge zu machen hatten, die allerdings unsere Füsse gut erwärmten, unsere Beine aber auch ermüdeten, so dass wir denn bald zu dem vernünftigen Entschluss kamen, lieber auf unseren Reitthieren den Abstieg zu vollenden.

Wirklich auffallend war die Veränderung der Vegetation auf dieser Seite der Cordillere. Unmittelbar an der Abra war das Gras schon anders und mit Feldblumen untermischt und nach ca. 1500 Fuss begann schon der Baumwuchs; allerdings anfangs nur grösseres Gestrüpp, schnell jedoch zu Bäumen übergehend, Alles dicht mit Moos bedeckt. Der Weg war allerdings höchst schwierig, nach hiesigen Begriffen jedoch nicht gefährlich, denn mussten auch unsere Maulthiere oft genug Sprünge von zwei Fuss auf dieser allerdings sehr unregelmässigen Treppe bergab niachen, so war für die Thiere doch wenigstens immer noch so viel Platz da, um die vier Füsse hinzusetzen; somit ging also die Sache noch ganz gut. Bald erreichten wir denn auch unsere Freunde, die Halt

*) Cuesta, Abhang.

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