66 wan vorbei musste. Dann folgten 4 andere Canoes nach und nahmen ihre Richtung auf den Dampfer zu. Die List ging offenbar dahin, den letzteren am Creek von zwei Seiten her ihren Pfeilen und Speeren auszusetzen. Wir dachten nicht", erzählt M'Farlane, „an Rückkehr. Hätten wir uns durch sie abschrecken lassen, so würden sie jedenfalls ein späteres Schiff auf dem Fly mit noch mehr Vertrauen und Energie angegriffen haben. Man musste sie mit der Ueberlegenheit europäischer Waffen bekannt machen und das konnte, zu ihrem eigenen Vortheile, von einem Missionsschiffe aus, welches ihr Leben schonen wollte, am besten geschehen". In jedem der Canoes mochten sich 25-30 Mann befinden. Zwei Dritttheile derselben ruderten, die übrigen standen aufrecht und waren, mit Bogen und Pfeil in der Hand, zum Kampfe bereit. Sie waren mit Helm, Schild und Armschienen costümirt. Einige trugen auf ihren Helmen Federn von Paradiesvögeln, was ihnen ein amerikanisch-indianisches Ansehen gab. Dies waren sicher die Häuptlinge, welche durch Geschrei und wilde Gesticulationen die Ruderer antrieben. Während sie näher kamen, eilte ein kleines Boot voraus, um zu recognosciren. Man veranlasste den an Bord befindlichen Häuptling Mainou, diesem zuzurufen, dass man nicht mit ihnen kämpfen wolle. Aber sie erhoben ein Gelächter und fragten: was man denn in ihrem Lande zu suchen habe. Sie schienen ihres Erfolges gewiss zu sein und sich der zu machenden Beute im Voraus zu freuen. Die Kämpfer kamen nun mit Schreien und Heulen herangezogen und schwenkten muthvoll Bogen und Pfeil. Man feuerte in einiger Entfernung einen Schuss über ihre Köpfe weg, was sie aber nur für einen Augenblick stutzig machte, denn sie näherten sich bald wieder mit erhöhter Wuth. Da schlugen vom Dampfer aus zwei Kugeln in das vordere Ende eines der Canoes ein, und auf der Stelle liessen die Wilden Bogen und Pfeil fallen und erfassten die Ruder, um eiligst die Flucht zu ergreifen. - Wohl niemals zuvor", heisst es im Berichte des Reverend M'Farlane, flogen ihre Canoes schneller über den ruhigen Wasserspiegel dahin, es war wie eine Regatta. Sie besassen ohne Zweifel Ueberlegung genug, um sich zu sagen, dass ein Ding, welches durch eine bretterne Wandung schlägt, auch leicht menschliche Körper durchbohren könne, und um diesem Eindruck mehr Nachdruck zu geben, sandten wir ihnen noch einige Flintenkugeln in für sie sicherer Höhe nach. Als sie eine Mile fortgerudert waren, machten sie Halt, wohl um zu berathen, was zu thun sei. Unser Ingenieur Mr. Smithurst, der ein sehr geschickter Schütze ist, liess dann mit seiner Büchse eine Kugel in ihrer unmittelbaren Nähe in's Wasser fallen, worauf sie die Flucht fortsetzten, bis sie weit davon in einem ein fallenden Creek verschwanden. Ihre Zahl mochte sich auf ungefähr 200 belaufen. Auf unserer Weiterfahrt bemerkten wir, dass mehrere Eingeborene am Ufer uns auf 2 Miles verfolgten.“ Am folgenden Tage, den 9. December, zeigte sich eine vortheilhafte Veränderung in der Vegetation. Hier und da traten Striche grünen Grases auf, verschiedene Palmenarten wurden häufiger, und die wilde Muscatnuss, der Mango- und der Brodfruchtbaum waren nicht allzu selten. Aber Eingeborene kamen uns nicht eher zu Gesichte, als bis man, 24 Miles von dem Orte der letzten Attaque, neben einem kleinen Eilande ankerte, dessen eine Seite gut bewaldet und dessen andere mit Sagopalmen im Ueberflusse bestanden war. Hier ankerte man, um wieder Brennholz zu gewinnen, und der Capitän und Signor D'Albertis begaben sich deshalb mit einigen Matrosen an's Land. Allein kaum waren sie eine Stunde fort, als plötzlich 3 Canoes mit bewaffneten Männern erschienen. Ein auf dem Dampfer gegebenes Alarmsignal rief alle Hände eiligst an Bord zurück. Die Krieger wurden nun stutzig, machten Halt, beriethen mit einander und kehrten dann in ihr Dorf zurück, aber nur um Verstärkung herbeizuholen. Schon nach Verlauf von 2 Stunden kamen 6 Canoes mit 180 Mann, die in ähnlicher Weise, wie die am vorigen Tage, costümirt und bewaffnet waren. Einige blinde Schüsse reichten hin, um sie zu vertreiben. Sie wollten dabei das Eiland umfahren, wahrscheinlich um auf der anderen Seite zu landen und sich im Dickicht zu verbergen. Um dies zu verhüten, wurde ihnen im Schiffsboote, unter Führung des Lieutenant Chester, nachgesetzt, und dabei ward eines der Canoes erobert, welches man zu ihrer Strafe als Brennholz verbrauchte. Die Canoes waren lang, schmal und überaus leicht, aus einer Art Fichtenholz angefertigt, welches zu einer gleichmässigen Dicke von 4 Zoll zerschnitten war. Die Nacht über brannte man auf dem Ellango wan" ein blaues Licht, und liess um 9 Uhr Abends eine Rakete aufsteigen. Am nächsten Morgen, den 10. December, dampfte man mit der Fluth weiter. Nicht weit von dem Dorfe, dessen Bewohner den Tag zuvor hatten angreifen wollen, liessen sich einige Canoes blicken, aber es waren die gewöhnlichen kleinen und nicht die grösseren, welche beim Kampfe verwendet werden, und die Männer darin trugen auch keine Kriegsrüstung. Zwei Canoes kamen ziemlich nahe, und ein Mann schwenkte grüne Zweige, während ein anderer eine Matte in die Höhe hielt und winkte hinzukommen. Dies konnte nicht geschehen, weil man den Canal des Flusses nicht verlassen durfte, und die Eingeborenen selber wollten sich auf nicht mehr als 600 Yards nähern. Es waren bald 20 Canoes zusammen. Mit einem Fernrohr erkannte man indess, dass mehrere Kriegscano es mit bewaffneter Mannschaft am Ufer des Flusses hinaufruderten, wahrscheinlich um einen Vorsprung zu gewinnen, so dass also wohl Verrath im Werke war. Die Eingeborenen folgten dem Dampfer auf 12 Miles und zogen sich dann zurück, jedenfalls weil hier ihr Gebiet endete. Als man diese bevölkerten Districte hinter sich hatte, wurde der Fluss enger und die Ufer, welche an manchen Stellen bis zu 30 Fuss ansteigen, markirten sich besser. Nach einer Fahrt von 28 Miles wollte man an einem Punkte, wo gutes Brennholz zu haben war, Anker werfen, als man einen Lärm von Eingeborenen vernahm, ohne dass Dörfer und Plantagen zu sehen waren. Der Dampfer legte dann, der Vorsicht halber, am entgegengesetzten Ufer an, und man brannte zur Nachtzeit wieder ein blaues Licht und warf eine Rakete auf. Am nächsten Morgen wurde ein ähnlicher Lärm gehört, und bald versammelten sich am schön begrasten Ufer an 100 Mann, alle bewaffnet und die meisten mit Federn von Paradiesvögeln geschmückt. Ein Canoe ging ab um zu recognosciren, wollte aber nicht an's Schiff kommen. Die Eingeborenen hier schienen nicht viel Fahrzeuge zu besitzen und waren auch weniger kriegerisch gesinnt. Es handelte sich bei ihnen wohl nur um eine Defensive. Die Matrosen, welche Holz schlugen, wurden dabei nicht gestört, und der Signor D'Albertis konnte sich mehrere Exemplare aus der Fauna und Flora verschaffen. Ueber diesen Ort hinaus bekam man keine Eingeborene mehr zu Gesichte. Es schien überhaupt, als hätten die Stämme, welche man angetroffen hatte, sich von der Küste aus in's Innere hinauf angesiedelt, und nicht umgekehrt. Nachdem man Brennholz genug gewonnen hatte, brach man wieder auf und fiel bald in einen Archipel von kleinen hübschen Inseln ein, welche mit Palmen und Schlinggewächsen aller Farben und Formen reichlich bedeckt waren. Es erforderte grosse Mühe und Vorsicht, einen Weg durch diesen Archipel ausfindig zu machen, denn oben wurde der Fluss wieder tiefer und seine Strömung heftiger. Am Sonnabend, den 11. December, ankerte man in 7 Faden Wasser und blieb bis zum nächsten Montage liegen. Nachdem man sich frisches Brennholz verschafft hatte, ging die Fahrt weiter. Das Land blieb modrig und sumpfig, wenn schon die Gegend etwas offener wurde und die Ufer sich mit einem langen, groben Grase bedeckten. Der nächste Tag, der 13. December, verfloss ohne besondere Vorfälle, und am Abende ging man an einer scharfen Biegung, welche 150 Miles von der Mündung des Fly entfernt liegt und wo der Fluss eine südwestliche Richtung annimmt, vor Anker. Man fand hier eine Tiefe von 17 Faden (?? soll wohl heissen „Fuss“). Ein anderer Bericht spricht von 4 Faden. -- Während die Matrosen am folgenden Morgen wieder für Holz zu sorgen hatten, ruderten M'Farlane und Lieutenant Chester in einem kleinen Boote den Fly-River noch 6 Miles weiter hinauf, wo sie an ein Eiland kamen, welches sie „Ellangowan Island" tauften. Dies war der entfernteste Punkt, der erreicht wurde. Der Fluss erstreckte sich in nordwestlicher Richtung fort und seine Tiefe blieb dieselbe. 99 "Möglich", sagt M'Farlane in seinem Berichte, dass wir noch 100 Miles hätten weiter fahren können, ohne Gebirgsland anzutreffen, denn wir konnten 60-70 Miles in die Ferne sehen und entdeckten doch keines. Wir waren indess schon über die bestimmte Zeit hinaus auf der Reise, und unsere Lebensmittel fingen an zu Ende zu gehen. Die Europäer auf dem Dampfer litten an geschwollenen Beinen und ein Theil der Matrosen lag am Fieber darnieder. Der Regen wurde häufiger und heftiger, und die Mosquitos und andere Insecten marterten uns entsetzlich, ungeachtet wir uns über und über mit Kerosin bestrichen hatten. Auch wusste ich nicht, ob die London Missionary Society Willens sei, so weit in's Innere hinein Missionen anzulegen, selbst den Fall angenommen, dass wir in höher gelegenerer Gegend bevölkerte Dörfer anträfen. Hatten wir doch in den letzten 4 oder 5 Tagen keine Eingeborenen mehr gesehen und auch nur einmal Spuren von ihnen gefunden." Aus diesen Gründen beschloss M'Farlane die Rückkehr, welche man schon den nächsten Tag, den 15. December, antrat. Nichts von Bedeutung fiel vor, bis man an die früheren Dörfer der Eingeborenen gelangte. Sie schickten zwei Canoes ab, die indess bei noch guter Entfernung umkehrten. Das eine kam dann bald wieder zurück, und darin stand ein Krieger mit dem Bogen in der Hand. Alle Zeichen der Freundschaft wies er mit Entschiedenheit von sich, gesticulirte wie närrisch und schoss einen Pfeil auf den Dampfer zu, ohne diesen zu erreichen. Man erwiederte dies Compliment mit einer Kugel, welche dicht neben dem Helden in's Wasser schlug. Dies gab ihm Veranlassung, seine Waffen niederzuwerfen und viel rascher davon zu rudern, als er gekommen war. Nach seiner Landung wurde noch eine zweite Kugel nachgeschickt, und die ganze dortige Gesellschaft flüchtete in den Busch. Am nächsten Tage gelangte man zu den grossen Dörfern, wo man zum zweiten Male angegriffen wurde. Es waren die grössten, welche man auf der Reise antraf, und die Häuser hatten eine Länge bis zu 500 Fuss. Der Fluss wird hier jedoch viel seichter und enthält zahlreiche Sandbänke. kam bald auf den Dampfer zu, lichen Kampf vorbereitet hatte. Eine beträchtliche Anzahl Canoes wo man sich aber auf einen ernst Ein kleines Canoe recognoscirte. Man hielt Beile, Messer und rothe Tücher in die Höhe und Mainou rief vergeblich in der Kiwai-Sprache zu, dass man nicht als Feinde, sondern als Freunde gekommen sei. Man legte hierauf allerlei Geschenke in ein Boot, welches man am Taue fortgehen liess. Diese nahmen die Männer mit grosser Vorsicht an sich und fuhren dann ab. Als das Canoe zu den übrigen zurückgekehrt war, fand eine Berathung Statt, und darauf kamen sie in Menge bis auf einige 100 Yards Entfernung auf den „Ellangowan" zu. Alle Versuche, sie an den Dampfer heranzubringen, waren indess umsonst, wohl aber folgten sie demselben. Da man nun an die Stelle kam, dessen Untiefe so viel Schwierigkeiten auf der Hinreise verursacht hatte, so hielt man es für gerathen, sich von ihrer Begleitung frei zu machen. Man warf eine Dynamitladung in den Fluss, dessen Explosion das Wasser schäumen und brausen machte und sie selber so erschüttertę, dass die, welche in den Canoes standen, niederfielen, als wären sie getroffen. Natürlich machten sie sich nun eiligst davon. Schon nach Verlauf von kaum einer halben Stunde gerieth man auf eine Sandbank und sass fest. Die Flut fiel sehr rasch, und man musste eiligst starke Stützen, die man bei sich führte, anbringen, damit sich der Dampfer nicht auf die Seite legte. Bei dieser Gelegenheit brach leider der Schaft der Schraube, und man war damit der Dampfkraft für die Weiterreise beraubt. In dieser bedenklichen Lage befand man sich 75 Miles von der Mündung des Flusses und 200 Miles vom Cape York. Die Eingeborenen hatten die Reisenden vom Lande aus fortwährend beobachtet, und als der Unfall eintrat, kamen sie ohne Kriegsrüstung und unbewaffnet in kleinen Canoes herangerudert. Ein Canoe ging an den Dampfer und empfing allerlei Geschenke. Auf Versicherung, dass man nichts Böses gegen sie im Sinne habe, näherten sich dann auch noch andere Canoes. Man zeigte ihnen Beile, Messer und andere Sachen und gab zu verstehen, dass man dafür Schweine, Yams u. s. w. einzutauschen wünsche. Darauf gingen sie vergnügt ein, und ein Boot mit Lieutenant Chester und etlichen Matrosen folgte ihnen an's Land und brachte zwei Schweine und etliche Bananen zurück. Dies waren dieselben Eingeborenen, welche die Reisenden auf ihrer Hinreise angegriffen hatten. Gegen Abend trat Flut ein und das Schiff wurde flott. Nach zweistündiger schwerer Arbeit befand es sich wieder in 3 Faden Wasser, und hier verblieb man die Nacht. Am nächsten Tage brach man mit der Flut auf, machte jedoch, da es völlige Windstille war, wenig Fortschritte. Zwei Canoes brachten die Häuptlinge der beiden grossen Dörfer an's Schiff, die mit dem Rufe Mero! Mero!", d. i. Friede! Friede!" an Bord |