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geblieben von der Arbeit der Atmosphärilien, namentlich der Verwitterung und Zersetzung des Bodens, des spülenden Regenwassers und des Windes, welche in diesem niedrigen und doch reich gegliederten Terrain, bei den seltenen, aber starken Güssen, bei der fast beständig heftig bewegten Luft eine weit gröfsere Arbeit leisten, als das in Rinnen gesammelte Wasser der Bäche. Betrachten wir die Thätigkeit dieser Agentien in unserem Gebiete etwas näher.

Zunächst äussert sie sich in der Umgestaltung der Bodenstufen. Die Verwerfung, welche Schichten von verschiedener Beschaffenheit durchschneidet, liefert eine mehr oder weniger steile glatte Fläche, welche sogar, wie man dies im Kanal beobachten kann, durch die Reibung der an einander vorbeigeschobenen Massen zuweilen poliert, mit einem Rutschspiegel oder Harnisch versehen, erscheint. Auf denjenigen Teil dieser glatten Fläche, welcher über der Oberfläche ansteht, also in der Stufe, mit welcher die (relativ) gehobene Scholle zu der (relativ) gesunkenen abfällt, beginnt nun die zersetzende Thätigkeit der Atmosphärilien einzuwirken: die chemische Zersetzung durch die Luft und die Feuchtigkeit, die mechanische durch die Temperaturkontraste, den Wind und das spülende Regenwasser. Diese Agentien greifen die weniger widerstandsfähigen Schichten stärker an als die widerstandsfähigen, verwandeln daher die glatte Verwerfungsfläche in eine unebene. Nun bestehen in unserem Gebiete, wie wir gesehen haben, die meisten Stufen aus weichen Mergeln oder Sandmergeln unten, aus mehr oder weniger verkitteten Schottern und Konglomeraten oben. Die Folge ist, dafs die weichen Mergel unter der harten Decke der Konglomerate hinweggespült werden, letztere ragt daher als Überkragung, als eine Art Gesims über die Mergel vor. Bei der beständigen Abtragung dieser bröckelt die harte Decke allmählich nach, sie wird an der Front der Stufe durch glatte, senkrechte Abbruchsflächen begrenzt. Unter diesem Gesims folgt dann eine Einschnürung, die sich zuweilen bis zur Bildung von geräumigen Höhlen steigert. Darunter folgt die Mergelwand, flacher abfallend als die Konglomerate; ihr Fufs hüllt sich in den Schutt der herabgestürzten und herabgespülten Mergel- und Konglomeratteile, welcher eine flache, allmählich mit der vorliegenden Ebene verschwimmende Halde bildet. So erscheint das Profil der in beständiger Rückwärtsverlegung von der ursprünglichen Linie der Verwerfung her begriffenen Bodenstufe.

Aber nicht blofs das Profil, auch die Gestaltung der Stufe in der Horizontale unterliegt einer Veränderung. Ursprünglich erscheint die Verwerfung in der Horizontalprojektion als eine grade oder schwach gebogene Linie; denselben Verlauf zeigen unsere Bodenstufen im grofsen und ganzen. Im einzelnen aber weichen sie davon ab, und dies ist wieder das Werk der Atmosphärilien. Das herabrinnende Regenwasser arbeitet kleine Rillen an dem Gehänge aus, wie wir an

jeder Böschung beobachten können; diese Rillen vereinigen sich zu gröfseren Rinnen und bilden so verzweigte Systeme, welche das Bild von Flüssen mit ihren Nebenflüssen im kleinen nachahmen. Die Hauptrillen eilen in ihrer einschneidenden Thätigkeit den anderen voraus, einige von ihnen werden durch kleine lokale Abweichungen in der Gesteinsbeschaffenheit begünstigt. So kerben sie den Steilrand ein; je tiefer die Kerbe vorschreitet, desto gröfser wird der Raum, von dem sie Wasserzufuhr erhält. Die Bodenstufe gewinnt also mit der Zeit einen gekerbten, sozusagen krenulierten Verlauf. An den meisten. Stufen des Isthmos, besonders an den höheren, ist diese Eigenschaft zu sehen.

Aber nicht blofs die Bodenstufen, auch alle ebenen Flächen sind, wenn auch in geringerem Masse, der Schauplatz der Zersetzung. Das Gestein liefert als feines chemisches und mechanisches Zersetzungsprodukt den Humus oder Verwitterungslehm. Wir sind in unserer Heimat gewöhnt, alle nicht allzu steilen Flächen mit mehr oder weniger mächtigem Humus, dem Ernährer einer üppigen Vegetation, bedeckt zu sehen. In dem Klima Griechenlands findet aber die Humusbildung in viel geringerem Mafse statt. Es fehlt hier die fast beständige Durchfeuchtung des Bodens, welche bei uns und noch mehr in feuchtwarmen Tropenländern die Zersetzung begünstigt. Ferner ist das Pflanzenkleid der Erde ein viel geringeres; die Pflanzen sind aber nicht allein, wie bekannt, eifrige Zersetzer des Bodens und daher Humusbildner, sondern sie halten auch den gebildeten Humus an Ort und Stelle fest. In Griechenland vermag selbst der Wald, besonders der Kiefernwald, wie er am Isthmos herrscht, nur wenig in diesem Sinne zu wirken, denn die Stämme sind klein und licht gestellt, jedes Unterholz fehlt, sodafs Wind und Regen ungehindert den Boden treffen. Aufserhalb des Waldes aber findet man nur niedrige, vereinzelt gestellte Büsche. Kräuter und Gräser, die bei uns den Humus vorzugsweise bilden und festhalten, erscheinen in Griechenland nur in sehr geringer Zahl, und auch diese verschwinden im Sommer. Auch die Ackerflächen werden nach der Aberntung (Ende Mai) völlig vegetationslos. Aber am Isthmos ist aufser dem Klima und der Vegetation auch noch die Beschaffenheit des Untergrundes der Lehmbildung ungünstig. Sowohl die Konglomerate als auch die sandigen Mergel sind selbst Residuen einer früheren Zersetzung und bieten daher nur wenig der Zersetzung zugängliches Material; die Konglomerate leisten meist der Zertrümmerung durch ihre feste Verkittung Widerstand und bilden daher nackte Felsflächen; die Mergel bedecken sich an der Oberfläche mit einer harten zementartigen Kruste, die keine Pflanzenwurzel durchdringen kann. So ist besonders das,,Centralmassiv" am Kanal, wo der Mergel ohne Decke von Konglomerat ansteht, fast ohne jeden Humus. Der Isthmos besitzt daher einen sehr wenig fruchtbaren Boden. Der wenige

gebildete Humus fällt, wo er nicht gleich durch das Wasser fortgespült wird, was, wie wir sahen, am Isthmos wenig in Betracht kommt, während der trockenen, vegetationslosen Sommermonate den Winden zur Beute. Der ausgetrocknete Lehm, den glühenden Strahlen der Sonne schutzlos preisgegeben, zerfällt in einen feinen Staub; dieser wird von den beständig wehenden heftigen Winden erfafst, zu dichten Wolken aufgewirbelt, und dann in raschem Tempo davon geführt. Entweder wird er weit hinweg getragen, um endlich ins Meer zu fallen oder in einer der üppigen Vegetationsoasen, welche in Griechenland den Lauf des fliefsenden Wassers begleiten, die aber auf dem Isthmos fast völlig fehlen, abgelagert zu werden, oder aber er trifft schon in der Nähe auf eine Unebenheit des Bodens, an der er sich niederlassen kann. Dies letztere ist auf dem Isthmos reichlich der Fall. Den Dienst solcher staubfangenden Unebenheiten versehen dort jene oft erwähnten Bodenstufen.

Der staubbeladene Wind kann eine Bodenstufe in zweierlei Richtung treffen: entweder weht er von der höheren Scholle her über die Stufe hinunter nach der tieferen Scholle, oder von der tieferen hinauf zur höheren. In beiden Fällen ist das Resultat dasselbe, der Wind läfst einen Teil seiner Last an der Bodenstufe fallen. Kommt er von der oberen Stufe her, so trifft er hinter der Stufe in deren Schutze eine ruhige Luft; er lagert daher dort am Fusse des Abfalls seinen mitgeführten Detritus ab, wie ein Flufs, der in das ruhige Wasser eines Sees sich ergiefst, dort seine Sedimente fallen läfst. Es ist dasselbe Spiel, wie wir es an Dünen bemerken: der Seewind treibt den Sand an der Seeseite der Düne hinauf und lässt ihn auf dem jenseitigen vor dem Winde geschützten Abhang fallen. Bläst aber der Wind über die tiefere Scholle her gegen die Stufe, so mufs er seine horizontale Bewegung an dieser lokal in eine vertikale verwandeln; er verliert dabei an Transportkraft und läfst ebenfalls einen Teil seines Staubes am Fufse der Stufe zurück. Das Resultat dieses Vorganges ist, dass, während die Kanten und die denselben zunächst gelegenen Flächen der einzelnen Schollen von dem Winde fortwährend benagt und erniedrigt werden und daher dort das kahle Gestein zu Tage steht, im Gegenteil am Fufse der Bodenstufen eine Ablagerung von Staub und Lehm stattfindet, die noch einen beträchtlichen Zuschufs erhält durch den von der Stufe selbst herabfallenden Schutt. Wenn wir uns daher quer über eine der verworfenen Neogenschollen des Isthmos bewegen, so gelangen wir zunächst der Kante auf einen nackten unfruchtbaren Gesteinsstreifen; je mehr wir uns der Stufe nähern, die zur nächst höheren Scholle hinaufführt, desto reicher wird die Bedeckung des Bodens durch Lehm und Ackererde, desto üppiger die Vegetation; das Maximum der Fruchtbarkeit finden wir unmittelbar am Fufse der Stufe. (Fig. 12 s. Karte.) Sie wird dort noch begünstigt durch

die reichlichere Bodenfeuchtigkeit, die sich auf diesem Striche ansammelt. Eine der auffallendsten dieser humusreichen Mulden ist diejenige, welche der Kanaleinschnitt beim vierten Kilometer durchschneidet; aber fast an jeder der höheren Stufen findet man am Fusse eine lehmige flache Mulde mit besonders fruchtbaren Feldern, so besonders am Fufse der Plateaustufe von Isthmia, beim Weingute des Tripos u. a. a. O. Diese Abtragung der Kante und die Ansammlung von Lehm am Fufse der Stufe kann sich bis zur völligen Ausgleichung der Stufe steigern. Eine ganze Anzahl von Verwerfungen, die im Kanaleinschnitt sichtbar sind, kommen daher an der Oberfläche gar nicht zum Vorschein; man sieht sie oben ausgeebnet durch einen viele Meter mächtigen roten Lehm, der die ganze Hohlkehle von Kante zu Kante ausfüllt. Besonders zeigt sich dies an den Treppenverwerfungen. (Nr. 13, 14 und 16.) Andere Verwerfungen bilden an der Oberfläche viel niedrigere Bodenstufen, als ihre Sprunghöhe beträgt.

Neben dem neogenen Schollenlande, dass, wie eben geschildert, nicht blofs die Gestalt der Oberfläche, sondern auch die Beschaffenheit des Erdbodens durch das Zusammenwirken des inneren Baues und der klimatischen Bedingungen aufgeprägt erhält, kommen auf dem Isthmos noch die Ablagerungen des fliefsenden Wassers in Betracht. Ist die Erosion des fliefsenden Wassers hier gering, so genügt sie doch, um mit dem durch sie fortbewegten Materiale kleinere Landstrecken. aufzubauen. Neben den wenig entwickelten Thalauen, welche hier und da die Bachläufe begleiten (z. B. den Bach von Neukorinth, den Bach von Kenchreä und den Bach 7 nördlich vom Kanal) zählen hierhin die flachen Schuttkegel, welche am Fufs des Gebirges von den Bächen erzeugt werden. Wie in Griechenland überhaupt, so tragen auch am Isthmos diese Gebilde den Charakter von im Verhältnis zur Höhe der Gebirge und der Gröfse des Baches sehr ausgedehnten, äusserst grobkiesigen, steinigen Anhäufungen. Es ist dies wiederum eine Folgeerscheinung des Klimas. Die geringe Humusbildung liefert den Bächen. weniger feines Material als in unserem Klima. Die Heftigkeit der Regengüsse, welche die meist ruhenden Torrenten in kurzer Zeit mit einer mächtigen, wild herabtosenden Wassermasse füllt, hat zur Folge, dafs die vorhandenen feineren Bestandteile mit grofser Macht ergriffen und sofort, bei der grofsen Nähe des Meeres, bis in dieses hinein befördert werden, ohne auf dem Lande zur Ruhe zu kommen. Daher sieht man nach solchen Güssen das sonst tiefblaue Meer in der Nähe der Bachmündungen weithin gelb gefärbt. In Mitteleuropa vermag dagegen der stetigere, gleichmäfsigere Flufs mittlerer Wassermengen fast beständig gröfsere Massen feineren Sedimentes mitzuführen, und hier und da auf der Laufstrecke des Gewässers abzulagern. Hier in Griechenland dagegen geschieht die Thätigkeit der Gewässer in einzelnen, katastrophenartigen Rucken. Der plötzlich angeschwollene Bach reifst

die durch die Verwitterung abgesprengten groben Bestandteile, zum Teil von sehr grofsem Umfange fort, diese kommen naturgemäss leichter zur Ablagerung, als die feinen. Sie häufen sich daher schon auf dem Lande an geeigneten Stellen an, während der feinere Lehm weiter getragen wird. Solche steinigen Schuttkegel sind durchgehends. von äusserster Unfruchtbarkeit. Die grofsen Schuttkegel an der Küste der Krommyonia liefern Beispiele hierfür; in unserem Gebiet kommt von ihnen nur in Betracht der Kegel des Baches von Kalamaki, der den östlichen, unbebauten Teil der Ebene dieses Ortes bildet. Ferner befinden sich grofse Schuttkegel im östlichen Teil der Ebene von Lutraki, aufgebaut durch die von der Geraneia herabkommenden Bäche a und Sarandapotamos. Diese sind freilich nicht ganz unfruchtbar, sondern von niedrigem Buschwerk überzogen.

Ausserdem kommen aber auch echte Alluvialebenen, aus feinerem Sand und Lehm, zur Ausbildung, allerdings in kleinem Umfange. Sie schliefsen sich gern an die inneren Winkel der Meeresbuchten an, denn bei ihrer Entstehung wirken höchst wahrscheinlich die Meeresströmungen und die Meereswellen mit, welche die dem Meere überlieferten feineren Flufssedimente im Verein mit den von ihm selbst losgearbeiteten Strandgeröllen an solchen geschützten Stellen zur Ablagerung bringen. Leider fehlen Beobachtungen der Meeresströmungen in unserem Gebiete gänzlich, wir können sie also nur vermutungsweise hier heranziehen. Die Alluvien dieser Ebenen, wo sie angeschnitten sind, bestehen aus wechselnden Lagen von Lehm und kleinerem Schotter. So die kleine Ebene von Neu- Korinth, welche eine Höhe von 2-5 m über dem Meere besitzt und daher von dem Bache in einer steilwandigen, kleinen Schlucht durchschnitten wird. Sie stöfst gegen das Meer in einer niedrigen Steilböschung von 1-2 m Höhe ab, die beständiger Unterspülung und Anfressung unterliegt. Nach Westen flacht sie sich zu einem schmalen niedrigen Küstensaume ab, welcher in der Nähe des Meeres von Strandkieseln und Flugsand bedeckt ist. Einen viel gröfseren Umfang besitzt die Ebene, welche von dem inneren Winkel der Bucht bei Neu-Korinth bis nach Lutraki die Westküste des Isthmos bildet, nach Norden an Breite zunehmend. Sie läuft im Gegensatz zu der vorigen ganz flach zum Meere aus und ist in einem breiten Streifen an der Küste entlang von Flugsand bedeckt, in dem auch einige kleine, flache Dünen auftreten. Weiter landeinwärts ist sie dagegen ziemlich fruchtbar. Auf der Ostküste finden sich zwei kleine Schwemmland-Ebenen, beide in flachem, bogenförmig geschwungenem Kiesstrand zum Meere auslaufend: die Ebene von Kenchreä und die von Kalamaki.

Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Küsten, deren Beschaffenheit sich aus dem Vorhergehenden leicht ergiebt.

Die Westküste des Isthmos, von der steilen Bergwand bei Lu

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