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Ansetzung einer runden Zahl von ganzen Tausenden für die Häuser gerade des hauptstädtischen Bezirkes, für welchen man im Gegenteil am ehesten eine spezialisierte Ziffer erwarten sollte, noch mehr aus dem aller Erfahrung widerstreitenden, vom 1 fachen bis öfters zum nahezu oder mehr als 3 fachen steigenden Verhältnis zwischen den Zahlen der Häuser und der steuerpflichtigen, d. h. über sechszehnjährigen männlichen Bevölkerung, womit die Möglichkeit ausgeschlossen ist, mit auch nur annähernder Wahrscheinlichkeit aus jenen Zahlenreihen die Gesamtkopfzahl zu berechnen. Eine Vergleichung mit den viel bescheideneren Zahlen, welche die griechischen Autoren nach kirchlichen Nachrichten und der mit jener administrativen Anordnung

nur unvollständig deckenden kirchlichen Einteilung angeben, führt um so weniger zu sicheren Ergebnissen, da die Zählungen, auf welchen sie beruhen, vielleicht schon vor vielen Jahrzehnten gemacht sind, indem die weit höheren Ziffern der Steuerlisten von 1883 (deren Ursprungsjahr uns unbekannt bleibt) auf eine erhebliche inzwischen eingetretene Bevölkerungszunahme hindeuten.

Triandaphyllides rechnet zum unmittelbaren Sprengel des Metropoliten von Trapezunt, welchem nahezu die Distrikte 1, 2, 8, 9, 10 entsprechen, nur 4600 griechisch-orthodoxe Haushaltungen, zu dem vom Metropoliten von Rhodopolis abhängigen Gebiete der drei Bergklöster (= Matschka, no 7 der türkischen Liste) 3100 Häuser, wobei also die derselben Kirchenprovinz zugehörigen Bezirke Jomura, Of und Rîze nicht mitgerechnet sein können, endlich zu dem von Chaldia (12 und 17—21 der Listen) nur 1900, wie es scheint ausschliesslich diejenigen, in welchen jetzt noch griechisch gesprochen wird.

Andererseits ist das Gebiet der griechischen Sprache auch heute noch viel weiter ausgedehnt, als das des orthodoxen Bekenntnisses. Der unerträgliche Druck der erst durch Sultan Mahmud's Reformen in diesem Jahrhundert beseitigten erblichen türkischen,,Thalfürsten" (Derebey's) hatte, besonders in den Jahren 1680-1700, Tausende von Griechen zu einer wenigstens äufserlichen Annahme des Islam gezwungen, von denen nach dem durch europäische Intervention herbeigeführten Aufhören jenes Zwanges bereits eine erhebliche Zahl, namentlich seit dem Jahre 1860 fast die ganze Bevölkerung von Krom und Torul wieder sich öffentlich zum christlichen Kultus zu bekennen gewagt haben, ohne dem Vernehmen nach bisher darin gehindert worden zu sein. In anderen Bezirken scheint der Islam fester eingewurzelt, namentlich in Tonia und dem stark bevölkerten Of, während das Volksleben seit der Zeit, wo hier noch das griechische Christentum herrschte, durch jenen Wechsel kaum berührt worden ist: es wird ausdrücklich hervorgehoben, dafs nicht allein die Familiensprache ausschliesslich die griechische ist, sondern auch die griechischen Kirchenfeste von den äufserlichen Muslims mitgefeiert, die christlichen Wallfahrtsorte besucht

330 H. Kiepert: Die Verbreitung d. griech. Sprache im pont. Küstengebirge. werden, die Frauen durchweg unverschleiert gehen. Unser Autor schlägt die Gesamtzahl dieser Kryptochristen in Of auf 12000, in Tonia auf 2000, im Matschka auf 1000 Familien an, während Ioannides die gesamte Kopfzahl der äufserlich den Islam bekennenden, aber nach Sitte und Sprache noch griechischen Bevölkerung auf 70000 erheben möchte. Dadurch würde nach seiner Schätzung die Gesamtzahl der innerhalb des Trapezuntischen Wilajets der griechischen Sprache Angehörigen auf mehr als 300 000 Köpfe, unter einer Gesamtbevölkerung von weniger als einer vollen Million sich erheben.

XIV.

Bericht über eine Reise durch Nord- und Mittel

Griechenland.

Von Dr. Alfred Philippson.

(Mit einer Karte: Tafel 6.)

Nachdem der Verfasser in den Jahren 1887-89 den Peloponnes behufs geologisch-geographischer Erforschung durchwandert hatte1), durchreiste er in diesem Frühjahre (1890), allerdings nur flüchtig, Nord- und Mittelgriechenland (Thessalien und das eigentliche Hellas). Die auf dieser Reise gesammelten Beobachtungen sind in dem folgenden Berichte niedergelegt.

Zunächst ist es mir eine angenehme Pflicht, sowohl der Kaiserlich deutschen Gesandtschaft in Athen, als der Königlich griechischen Regierung für die mir bei dieser, wie bei meinen früheren Reisen in Griechenland mit der gröfsten Bereitwilligkeit gewährten wirksamen Empfehlungen zu danken. Der griechischen Regierung fühle ich mich besonders verpflichtet für die Stellung militärischer Geleitmannschaft auf dem gröfsten Teile meiner diesjährigen Reiseroute.

Es sei mir gestattet, an erster Stelle den Zweck und das Hauptergebnis der Reise in kurzen Worten hervorzuheben.

Während der Peloponnes seit den im Jahre 1833 veröffentlichten, jetzt veralteten Arbeiten der „Expédition scientifique de Morée" nicht wieder eingehender geologisch untersucht war, haben eine Anzahl österreichischer Geologen in den siebenziger Jahren Mittelgriechenland, Euböa, sowie Teile Thessaliens, Macedoniens und anderer Ägäischer Küstenländer aufgenommen und ihre Resultate, begleitet von geologischen Karten, im 40. Bande der Denkschriften der Wiener Akademie der Wissenschaften (Math.-naturw. Klasse, 1880) niedergelegt. Während also der Peloponnes dringend einer Neubearbeitung bedürftig war, konnte man besonders Mittelgriechenland, das von zwei ausgezeichneten Beobachtern, von Bittner und dem allzu früh verewigten Neumayr erforscht worden, zu den geologisch am besten bekannten Ländern des Orients rechnen. Doch ergab sich bei meinen Unter

1) S. die vorläufigen Berichte in den „,Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin", Bd. XIV, XV u. XVI.

Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk. Bd. XXV.

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suchungen im Peloponnes in einer wichtigen geologischen Frage ein Widerspruch mit den Resultaten von Bittner und Neumayr.

Es war dies die Frage nach der Altersstellung des im Peloponnes auftretenden Rudisten-Nummulitenkalkes und damit der ganzen ihn überlagernden Schichtfolge von Schiefern, Sandsteinen und Plattenkalken die Frage nach dem Verhältnis dieser Schichten zu den von Bittner und Neumayr sämtlich der Kreideformation zugesprochenen Schichten Mittelgriechenlands.

An und für sich war die Frage nach dem Alter der peloponnesischen Schichten nur durch genaue paläontologische Untersuchung ihrer Fauna zu entscheiden. Bevor diese letztere möglich war, habe ich sie vorläufig der Kreide zugezählt (zu welcher sie bisher immer gerechnet. worden waren), weil die Analogie mit den in Mittelgriechenland auftretenden Gesteinen überaus grofs war. Die den Westen der Landschaft Ätolien einnehmende Zone von Schiefern und Sandsteinen, mit der uns Neumayr bekannt gemacht hat, setzt nämlich in der Richtung ihres Streichens jenseits des Golfes von Patras in den Peloponnes hinein fort und überlagert dort Nummulitenkalk; die oberen Kalke Ätoliens entsprechen, nach Neumayr's Schilderung, genau den oberen Plattenkalken (Olonoskalken) im Peloponnes kurz, waren die Gesteine des westlichen Mittelgriechenland Kreide, so mufsten es auch die peloponnesischen Gesteine sein!

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Die paläontologische Untersuchung der peloponnesischen Nummulitenfauna, die Herr C. Schwager in München auszuführen die Güte hatte, ergab aber mit Entschiedenheit das eocäne Alter dieser Fauna; sonach waren sowohl die dieselbe beherbergenden Kalke, als auch die darüber lagernden Schiefer, Sandsteine und oberen Plattenkalke dem Eocän zuzurechnen. Es gab also nur zwei Möglichkeiten: entweder war die Übereinstimmung der peloponnesischen Formationen mit den mittelgriechischen nur eine scheinbare oder aber die Bittner-Neumayr'sche Auffassung der mittelgriechischen Formationen krankte an einem Fehler und ein Teil Mittelgriechenlands bestand ebenfalls aus Eocän. In letzterem Falle kam wesentlich der Westen Mittelgriechenlands in Betracht; wenn es dort gelang, im Liegenden der Sandsteinformation denselben Nummulitenkalk, wie im Peloponnes, aufzufinden und zugleich festzustellen, dafs die dortigen Sandsteine und oberen Plattenkalke nicht identisch seien mit den Schiefern und oberen Kalken des östlichen Mittelgriechenland, in welch letzteren bei Livadia eine unzweifelhaft kretacische Fauna auftritt dann war das Rätsel gelöst und das Verhältnis der peloponnesischen zu den mittelgriechischen Formationen klar gestellt. - Das Vorhandensein von Nummulitenkalk im westlichen Mittelgriechenland war um so wahrscheinlicher, als in dem ganzen Gebirgszuge, der den Westen der Balkanhalbinsel einnimmt, von Istrien bis Epirus überall sich Nummu

liten führende Gesteine vorfinden. Speziell in Epirus ist das häufige Auftreten von Nummulitenkalk von Boué1) und Visquenel2) konstatiert.

was

Um diese Frage zu entscheiden, unternahm ich eine Reise durch Mittelgriechenland, und wie wir sehen werden, wurde dieser Zweck völlig erreicht, indem ich feststellen konnte, dafs alles, Neumayr im westlichen Mittelgriechenland (in Ätolien und Akarnanien) als „unteren“ und „mittleren Kreidekalk" bezeichnete, nichts anderes ist als der im Peloponnes auftretende Rudisten-Nummuliten-Kalk; dafs ebenso die darüber liegenden Sandsteine, Hornsteine und Plattenkalke den gleichartigen Gebilden im Peloponnes entsprechen - dafs sich also die im Peloponnes beobachteten Lagerungsverhältnisse hier genau wiederholen dafs ferner dieser Sandstein und Plattenkalk nichts mit den unzweifelhaft kretacischen Schiefern und ,,oberen Kalken" des östlichen Mittelgriechenland gemein haben, sondern dass sie an einer gewissen Linie von den Kreidekalken des Ostens unterteuft werden.

Es ist demzufolge fast der ganze westliche Teil Mittelgriechenlands, ebenso wie fast der ganze Peloponnes, von der Kreideformation auszuscheiden und dem Eocän zuzurechnen3).

I. Reise von Belgrad nach Salonik.

Am Abend des 4. März (neuen Stils) reiste ich von der serbischen Hauptstadt ab, um nach dreiundzwanzigstündiger Eisenbahnfahrt am folgenden Abend in der berühmten Hafenstadt einzutreffen. In der Nacht vom 1. zum 2. März war in Ungarn und Serbien starker Schneefall eingetreten, so dafs bei meiner Durchreise eine fufstiefe Schneedecke die ungarische Pufsta, die stellenweise gefrorene Donau und das serbische Gebirgsland bedeckte. Bis über die Wasserscheide zwischen Morava und Wardar hielt die Schneedecke an und erst in der Nähe von Üsküb löste sie sich in dünne Flecken auf, um schliefslich bei dieser Stadt selbst gänzlich zu verschwinden. Doch blieb die Temperatur winterlich frisch, so dafs man die Heizung der Coupés nicht hätte vermissen mögen, bis der Zug nach Durchfahrung des letzten Engpasses in die macedonische Küstenebene eintrat und uns ein lauer Wind vom Meere her entgegenschlug. Auch hier konnte man den ungemein erwärmenden Einfluss des Mittelmeeres im Winter an seinen nördlichen Küsten trefflich beobachten, einen Einflufs, der sich hier fast ebenso geltend macht, wie bei Überschreitung des Apennin bei Genua oder des Karst bei Triest! In Salonik herrschte am Tage eine solche Sonnenhitze, dafs das Umhergehen am sonnigen Quai nicht

S. 277.

1) Die europäische Türkei. Wien 1889. I. Bd. S. 154. 2) Mémoires Soc. Géol. de France. 2e Ser., T. I. 1844. 3) Vgl. hierüber meinen Aufsatz: Über die Altersfolge der Sedimentformationen in Griechenland. Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellsch. 1890, S. 150 ff.

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