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im Anschluss an die Züge Alexanders d. Gr. und an die. Herrschaft seiner Nachfolger zu einer unerwartet häufigen Aufgabe wurde. Was man in dieser übermächtigen Zeit zu lösen sich getraute, geht aus dem Plane hervor, den der Architekt Deinokrates dem grofsen Könige vorgelegt haben soll, nämlich den ganzen Berg Athos in die Gestalt Alexanders umzubilden und ihr in die eine Hand eine Stadt zu geben, in die andere eine Schale, aus der sich die Gewässer des Athos in das Meer ergössen. Sonst ist im Gegenteil die Devise bei der Platzwahl dieser letzten Epoche die Bequemlichkeit. Aber vielleicht thut man Unrecht, da so schlechthin von einer „,Wahl" zu sprechen: ungezählte Orte, die es bei den Anforderungen der früheren Epochen nicht zu einer Stadt zu bringen vermochten, sind eben im III. und II. Jahrhundert v. Chr. einfach zu Städten eingerichtet worden, da ja nun bei veränderten Zeitläuften ein linder Abhang im Binnenlande, ein kleiner Hügel am Meere für eine Stadtlage vollkommen ausreichend erschien, d. h. sie wuchsen mit Leichtigkeit hinein in die neue geänderte Stadtrolle.

Als lehrreiches Beispiel einer solchen Diadochenstadt im Binnenlande sei hier ein vom Verf. im Jahre 1874 aufgenommener Plan der phrygischen Stadt Apamea gegeben (Fig. 9): auf dem hohen Hügel thronte die ältere Niederlassung Kelaenae, die jüngere Stadt, von Antiochos Soter angelegt und nach seiner Mutter Apama benannt, stieg aus der unbequemen Lage herab, benützte einen mässigen Hügel als Burg (s. besonders den Durchschnitt) und breitete sich darunter in der Ebene aus, von wasserreichen Flufsläufen durchfurcht, eine Erscheinung, welche für Babylon bezeugt ist, die ja auch im früheren griechischen Altertum nicht völlig fehlt, aber wegen der damit gelegentlich verbundenen Gefahren damals nicht beliebt war.

Für die Kultur liegt ja hierin, wie in der gröfseren Bequemlichkeit überhaupt ein Fortschritt ausgesprochen, weil es die erhöhte Sicherheit der Existenz erweist, aber die enge Verbindung von Natur und Stadt erscheint wiederum gelöst, und wiederum müssen künstliche Mittel eintreten für Befestigung und Anlage, wo die Natur versagt, wie einst bei jenen wurzellosen Städten im Orient; so berühren sich immer Anfang und Ende der Entwickelungen. Und wie jene Städte, so sind auch diese letzten griechischen zum gröfseren Teil klanglos versunken. Wir haben es schon einmal bemerkt, nur die im Boden gleichsam verankerten, mit dem Boden und aus dem Boden erwachsenen, haben Anwartschaft auf dauernden Bestand. Dies ist nicht so zu verstehen, als ob sie nun ununterbrochen dasselbige Leben führten: es giebt Zeiten, in denen auch solche natürlichen Städte veröden und die Alten haben daher selber vom Sterben der Städte gesprochen (Luc. Charon 23. Cic. ad Fam. IV 5, 4), was sie freilich nicht gethan hätten, wenn sie ihnen nicht als lebende Wesen erschienen wären, wie sie in Wahrheit sind. Wir sehen jetzt, dafs das nur ein Scheintod war, und

können hier vielmehr wieder von Unsterblichkeit naturgewordener Städte sprechen. Es findet freilich der Verfall der antiken Welt, das Eindringen feindlicher Mächte gerade in den Stadtlagen einen sehr sprechenden Ausdruck: aber sie verschwinden nicht; die verkehrstüchtigen Städte fliehen ins Binnenland, die bequemen klimmen wieder die Höhen hinauf, kurz das uralte Besiedelungslied setzt aufs neue ein. Und die uralte Stätte wird wie zu einem Asyl, um in unbeachteter Stille neue Daseinskraft zu sammeln.

In einzelnen und gerade sehr bedeutenden Fällen liegt der ganze Lebensprozefs klar vor uns: Akrokorinth, erst eine feste Burg, erhält an seinem Fufse eine Stadt; dann werden mit dieser die Häfen durch Mauern verbunden (s. Fig. 7). Im Laufe der Geschichte wird diese Verbindung gelöst; und beinahe wir haben es noch erlebt, dafs Korinth wieder beschränkt war auf die alte Veste, die im Freiheitskampfe mit zuerst von den Griechen genommen wurde und noch jetzt das überaus malerische Bild einer zerstörten Türkenstadt bietet. Und nicht anders ist es bei Athen selber; wenn nun aber diese Stadt jetzt immer weiter sich ausbreitet unter seiner Burg, die Verbindung mit den Häfen aufs neue immer fester wird, so erkennen wir darin die alte gesetzmäfsige Entwickelungsbahn und ein untrügliches, gleichsam topographisches Symptom neuer Blüte. Ausdehnung und Zusammenziehung, im Wechsel einander ablösend, sind wie die Atemzüge im Leben der Städte, aber auch nur der Städte, welche wirklich leben, natürlich geworden und gewachsen sind, nicht der willkürlichen Schöpfungen. Und gerade diese werden daran erkannt, dafs sie vergehen können, ohne eine Spur zu hinterlassen. Bei diesen ist auch die Wanderung Willkür, bei jenen. eine Notwendigkeit, die aus der geschichtlichen Entwickelung folgt. Bei diesen bedeutet Bewegung Tod, bei jenen Leben.

Mittel- und Unteritalien kommen dem Städte gründenden Menschen in ganz ähnlicher Weise entgegen, wie der griechische Orient. Ich kann hier nicht näher darauf eingehen, so lehrreich es z. B. wäre, bei Rom von vornherein die abweichende und auffällige Wahl des Platzes gegenüber den anderen Städten zu charakterisieren. Norditalien mit seinem grofsen Strom und dessen Nebenflüssen bietet weniger streng determinierte Plätze und verweist die Städte auf den Wasserschutz wie in Nordeuropa.

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Noch in allen Stadtlagen des Mittelalters ist die Rücksicht auf das Schutzbedürfnis als ein leitendes Motiv zu erkennen. Jedes Reisehandbuch kann darüber belehren. Zum ersten Mal in unserer Epoche lösen sich die alten Formen: niemals hat es ein friedlicheres Städtetableau gegeben, als heutzutage, und wenn wir genauer zusehen, so sind es merkwürdiger Weise gerade die gesteigerten Kriegsmittel, die diesen friedlichen Charakter veranlassen. Es hat heutzutage weder Sinn, noch erscheint es überhaupt thunlich, mehr als eine kleine

Zahl von Orten wirklich so zu befestigen, wie die neue Kriegskunst und das Hantieren mit so gewaltigen Kräften und Massen es verlangen. Wie sehr derjenige irren würde, der etwa einmal in einem kommenden Jahrtausend daraus auf den Weltfrieden unserer Zeit schliefsen würde, das wissen wir leider! Bis in dieses Jahrhundert hinein hat die Stadtentwickelung in den Bahnen der Natur wandeln müssen. Spätere Geschlechter werden bei Betrachtung unserer Zustände und der zukünftigen auch den Kampf der mechanischen Mittel gegen die Natur oder den Ersatz dieser durch jene heraus zu rechnen und zu würdigen haben. Und eben weil wir, wie wir nun erkennen müssen, an einem Wendepunkte stehen, schien es mir nützlich, einmal die bisherige historische Entwickelung rein formal herauszuschälen.

XII.

Die Geschlechtsgenossenschaft und die Entwickelung

der Ehe.

Von Dr. A. Achelis.

Von den zünftigen Wissenschaften, die auf eine lange, manchmal nach Jahrhunderten zählende Geschichte mit einem gewissen Stolz zurückblicken können, wird es der modernen Ethnologie öfter zum Vorwurf gemacht, dafs sie noch mit einem gar zu unfertigen Material operiere, mit Hypothesen, die sehr mangelhaft begründet seien, ja gradezu mit offenbaren Irrtümern. Wir wollen im Interesse der Sache hoffen, dass das letzterwähnte Moment auf Übertreibung beruht und sich aus einer einseitigen, durch die vielfach revolutionäre Wirkung der überraschenden Ergebnisse seitens der vergleichenden Völkerkunde erklärlichen Voreingenommenheit der älteren, besser accreditierten Disziplinen herschreibt, obschon auch die Wichtigkeit des Irrtums für die Entwickelung wissenschaftlicher Untersuchungen nicht zu sehr unterschätzt werden sollte. Hypothesen aber kann keine Wissenschaft entbehren, selbst nicht die auf ihr Wissen und ihren weitreichenden Einflufs mit Recht stolze Naturwissenschaft man braucht gar nicht einmal an manche phantastische Descendenztheorien zu denken sie müssen sich nur jeder Zeit als solche kennzeichnen und nicht etwa den Anspruch auf festbegründete, unerschütterliche Wahrheiten machen. Und dafs dieselben gerade in der Ethnologie vor der Hand nicht entbehrt werden können, ist wesentlich durch den unaufhörlichen Flufs des bezüglichen Materials bedingt, wodurch eben die Lösung manches völkergeschichtlichen Problems sich verändert. Dennoch lassen sich

gewisse grofse Grundzüge in der Entwickelung der menschlichen Rasse heutigen Tags von keiner historischen Forschung, die ganz besonders der Ethnologie wenig Wohlwollen entgegen brachte, mehr in Zweifel ziehen, wenn auch manches Detail noch vorläufig unklar bleiben mag. Unter diesem Vorbehalt dürfte es nicht uninteressant sein, mit Berücksichtigung der neuesten Forschungen die Geschichte der verschiedenen ehelichen Formen von der sogenannten Urzeit bis auf unsere Tage in kurzen Umrissen zu verfolgen.

Es bedarf keiner besonderen Rechtfertigung, weshalb wir für die Lösung unserer Aufgabe die Erörterung über den Bau der Geschlechtsgenossenschaft vorangestellt haben; ist doch in dieser Keimzelle der ganze Plan der späteren, so unendlich abweichenden ethnischen Bildungen enthalten. Daran nämlich das gehört zu den ursprünglichen Axiomen der Untersuchung läfst sich jetzt schlechterdings nicht mehr zweifeln, dass uns die historische Forschung mit ihrem patriarchalischen Königtum nicht mehr an den Anfang der sozialen Entwickelung führt (soweit überhaupt in diesen Dingen von einem Anfang geredet werden kann), sondern dass dieser Zeit die Periode geschlechtsresp. friedensgenossenschaftlicher Organisation vorangeht. Die freundliche Idylle des heroischen Patriarchentums, wie es uns die Bibel und die homerischen Gesänge in einem so verklärenden Lichte zeigten, ist als angeblicher Ansatzpunkt der sozialen Entwickelung rettungslos dahin und gehört dem Schatz der Dichtung an, nicht mehr der Wissenschaft. Obschon der historischen Kritik so viel zuzugestehen ist, dass wir zur Zeit auf Erden keine derartige primitive Association mehr antreffen, so vermag doch die Ethnologie durch Rückschlüsse aus eigenartigen bedeutsamen Überresten (den sogenannten survivals), wie durch Benutzung entsprechender literarischer Berichte sich etwa folgendes Bild von ihnen zu entwerfen. Es sind wahrscheinlich nicht sehr umfangreiche Verbindungen, zu gegenseitigem Schutz und Trutz gegründet, und zwar auf der Basis einer gemeinsamen, durch die Stammesmutter repräsentierten Abstammung; charakteristisch ist ihnen ferner ein für unsere Anschauung befremdlicher Kommunismus, der sich zunächst auf das Eigentum bezieht, vielleicht auch auf die Frauen und Kinder. Wir geben nunmehr einem Forscher, der sich speziell um diese Verhältnisse verdient gemacht hat (die Schrift:,,Über die Geschlechtsgenossenschaft und den Ursprung der Ehe" ist geradezu epochemachend gewesen), das Wort, nämlich A. H. Post, dessen genaue Schilderung so lautet:,,Der Parens und seine Nachkommenschaft leben, so lange sie zusammenbleiben, im wesentlichen nach allen Seiten hin in einer vollständigen Gemeinschaft. Sie bilden nach innen und aufsen eine abgeschlossene soziale Gruppe, in welcher sich die Genossen gegenseitig Leben, Leib und Gut garantieren. Die Losung dieser Gruppe ist nach innen Frieden, nach aufsen Krieg. Der Genosse ist Freund, der Un

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