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Golfes1). Breit öffnet sich dagegen der Golf von Ägina, der nur die Hälfte der Länge des korinthischen erreicht, zum Ägäischen Meere; in wechselvollem, sanftgeformtem Relief dacht sich das Land von beiden Seiten ab zu dem breiten Wasserspiegel, der nur geringe Tiefen) verhüllt und aus dem sich ein ganzer Archipel von Eilanden erhebt, während der Golf von Korinth nur unbedeutende Küsteninselchen aufzuweisen hat. Aber wir finden noch einen anderen, wichtigeren Unterschied beider Golfe. An der Südwand des Golfes von Korinth sehen wir das Gebirge eingehüllt in mächtige, lockere Ablagerungen der jüngsten Tertiärzeit, teils Mergel, teils Konglomerate. Sie erreichen stellenweise eine Meereshöhe von nahezu 1800 m, sind von zahlreichen dem Golfe parallelen Verwerfungen zerschnitten und bilden so eine Riesentreppe, die in gewaltigen Stufen von den blauen Fluten des Binnenmeeres hinaufführt bis zu den zehn Monate mit Schnee bedeckten grauschimmernden Kalkfelszinnen der nordarkadischen Gebirge. Auf der Nordseite dagegen finden wir keine Spur von diesen jungen Ablagerungen - mit Ausnahme engbegrenzter, beckenförmiger Binnenformationen. Unmittelbar erheben sich hier die steilen Gebirge der Kreideformation aus den Gewässern des Golfes. Es zeigt sich also, dafs am Golf von Korinth noch in, oder sogar nach der jüngsten Tertiärzeit Niveauverschiebungen der gröfsten Art vor sich gegangen sind, dafs diese aber die beiden Seiten des Golfes in ganz verschiedener Weise betroffen haben). Ein auffälliges Analogon hierzu sehen wir in der Meeressenke, die Euböa vom Festlande trennt. Hier finden wir ganz dasselbe Verhältnis zwischen SW- und NO-Seite. Es sei hier übrigens bemerkt, dass aus meinen, später zu veröffentlichenden Untersuchungen im Peloponnes mit grofser Wahrscheinlichkeit hervorgeht, dafs wir uns die Brüche des Golfes von Korinth nicht nachträglich ein fertig vorhandenes Faltengebirge durchsetzend und abschneidend zu denken haben, sondern dafs sie in ihrer ersten Vorbereitung schon mit dem Bau des Gebirges selbst verknüpft sind, wenn auch die

1) Der Boden des Golfes von Patras ist nach den Lotungsangaben der britischen Admiralitätskarten eine ziemlich ebene, wenig tiefe Fläche. Im breiten Eingange des Golfes finden wir Tiefen von nur 50-60 m, weiter hinein bis zu 125 m, in der Enge von Rhion wieder nur 65 m, dann aber sinkt der Boden nach dem Inneren des Golfes von Korinth schnell zu bedeutenden Tiefen ab. Leider sind in diesem Golf die Lotungen sehr sparsam; im östlichen Teil fehlen sie fast ganz. Die grösste verzeichnete Tiefe liegt südlich von Galaxidi in der Mitte der Breite und beträgt 750 m.

2) Der Golf von Ägina bedeckt einen seichten, ziemlich ebenen Meeresboden, der nach SW allmählig abfällt zu einer tieferen Rinne, welche die Küste der Halbinsel Argolis in geringem Abstande begleitet; hier findet sich die Maximaltiefe des Golfes zwischen Epidauros und Methana mit mehr als 400 m.

3) Näheres hierüber bleibt einer späteren Publikation vorbehalten.

I.

Der Isthmos von Korinth.

Eine geologisch-geographische Monographie von Dr. Alfred Philippson.

Einleitung.

Die vielgestaltige Gebirgswelt Mittelgriechenlands wird im Süden abgeschnitten durch einen langen, tiefen und schmalen Graben. Jenseits desselben erhebt sich, völlig von den Gebirgen des eigentlichen Hellas getrennt, die nicht minder vielgestaltige und hoch aufragende Masse des Peloponnes. Dieser Graben, der zwei, bei allen Verschiedenheiten des Baues im einzelnen, doch untrennbare und in Struktur, Entwickelungsgeschichte und Oberflächenplastik zusammengehörige Gebirgsländer durch seinen tiefen, steilwandigen Einschnitt scheidet, indem er sie auf eine Länge von 250 km senkrecht zu ihrer Hauptlängsrichtung durchzieht, reicht mit seinem Boden fast in seiner ganzen Länge unter den Meeresspiegel hinab. Er bildet einerseits den Golf von Korinth, andrerseits den Golf von Ägina. Zwischen beiden. Meeresteilen ist die einzige Stelle, wo sich die Tiefenlinie des Grabens über das Meeresniveau, und zwar an der niedrigsten Stelle des Scheiderückens nur um 75 m, erhebt. Hier, im Isthmos von Korinth, besteht daher eine trockene Verbindung Mittelgriechenlands und des Peloponnes, die letzteren zur Halbinsel macht. Und zwar ist es keine zufällige Erhebung des Meeresbodens, diese schmale, aber so unendlich bedeutungsvolle Landbrücke, sondern ein Gebilde von tiefer geotektoni scher Begründung. Denn die beiden Golfe, die sie von einander scheidet und welche zusammen jenen Trennungsgraben bilden, sind sehr verschiedenartigen morphologischen Charakters. Der Golf von Korinth, mit seinem Vorhof, dem Golf von Patras, bildet einen langgestreckten schmalen, schwach gekrümmten Meeresarm, der sich in der Mitte zu einer nur 1,9 km breiten Enge zusammenzieht. Steil stürzen die hohen Gebirge beider Seiten hinab zu den bedeutenden Tiefen des schmalen

Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk. Bd. XXV.

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Golfes1). Breit öffnet sich dagegen der Golf von Ägina, der nur die Hälfte der Länge des korinthischen erreicht, zum Ägäischen Meere; in wechselvollem, sanftgeformtem Relief dacht sich das Land von beiden Seiten ab zu dem breiten Wasserspiegel, der nur geringe Tiefen 2) verhüllt und aus dem sich ein ganzer Archipel von Eilanden erhebt, während der Golf von Korinth nur unbedeutende Küsteninselchen aufzuweisen hat. Aber wir finden noch einen anderen, wichtigeren Unterschied beider Golfe. An der Südwand des Golfes von Korinth sehen wir das Gebirge eingehüllt in mächtige, lockere Ablagerungen der jüngsten Tertiärzeit, teils Mergel, teils Konglomerate. Sie erreichen stellenweise eine Meereshöhe von nahezu 1800 m, sind von zahlreichen dem Golfe parallelen Verwerfungen zerschnitten und bilden so eine Riesentreppe, die in gewaltigen Stufen von den blauen Fluten des Binnenmeeres hinaufführt bis zu den zehn Monate mit Schnee bedeckten grauschimmernden Kalkfelszinnen der nordarkadischen Gebirge. Auf der Nordseite dagegen finden wir keine Spur von diesen jungen Ablagerungen mit Ausnahme engbegrenzter, beckenförmiger Binnenformationen. Unmittelbar erheben sich hier die steilen Gebirge der Kreideformation aus den Gewässern des Golfes. Es zeigt sich also, dafs am Golf von Korinth noch in, oder sogar nach der jüngsten Tertiärzeit Niveauverschiebungen der gröfsten Art vor sich gegangen sind, dafs diese aber die beiden Seiten des Golfes in ganz verschiedener Weise betroffen haben3). Ein auffälliges Analogon hierzu sehen wir in der Meeressenke, die Euböa vom Festlande trennt. Hier finden wir ganz dasselbe Verhältnis zwischen SW- und NO-Seite. Es sei hier übrigens bemerkt, dafs aus meinen, später zu veröffentlichenden Untersuchungen im Peloponnes mit grofser Wahrscheinlichkeit hervorgeht, dafs wir uns die Brüche des Golfes von Korinth nicht nachträglich ein fertig vorhandenes Faltengebirge durchsetzend und abschneidend zu denken haben, sondern dafs sie in ihrer ersten Vorbereitung schon mit dem Bau des Gebirges selbst verknüpft sind, wenn auch die

1) Der Boden des Golfes von Patras ist nach den Lotungsangaben der britischen Admiralitätskarten eine ziemlich ebene, wenig tiefe Fläche. Im breiten Eingange des Golfes finden wir Tiefen von nur 50-60 m, weiter hinein bis zu 125 m, in der Enge von Rhion wieder nur 65 m, dann aber sinkt der Boden nach dem Inneren des Golfes von Korinth schnell zu bedeutenden Tiefen ab. Leider sind in diesem Golf die Lotungen sehr sparsam; im östlichen Teil fehlen sie fast ganz. Die grösste verzeichnete Tiefe liegt südlich von Galaxidi in der Mitte der Breite und beträgt 750 m.

2) Der Golf von Ägina bedeckt einen seichten, ziemlich ebenen Meeresboden, der nach SW allmählig abfällt zu einer tieferen Rinne, welche die Küste der Halbinsel Argolis in geringem Abstande begleitet; hier findet sich die Maximaltiefe des Golfes zwischen Epidauros und Methana mit mehr als 400 m.

3) Näheres hierüber bleibt einer späteren Publikation vorbehalten.

letzten und bedeutendsten Bewegungen an ihnen noch bis in eine Zeit hinein fortdauerten, in welcher die Bildung des Faltengebirges selbst schon abgeschlossen war. Der Golf von Ägina zeigt das gerade entgegengesetzte Verhalten. Am Isthmos von Korinth finden wir die jungtertiären Ablagerungen schon in viel tieferem Niveau. Sie begleiten dann noch eine kurze Strecke weit die Nordküste des Golfes von Ägina, zu mäfsiger Höhe erhoben, um halbwegs zwischen Kalamaki und Megara zu verschwinden. Weiterhin treten, aufser Brack- und Süfswasserbildungen bei Megara und in Attika, marines Tertiär auf der Nordseite des Golfes nur noch auf am Piräus und bei Trachonaes (südlich von Athen). Diese Vorkommnisse scheinen jedoch einer älteren Stufe anzugehören, als dasjenige von Korinth (Mio-Pliocän nach Fuchs1). Ob die in Ägina beobachteten jungen Marinbildungen Quaternär oder Tertiär, und ob sie in letzterem Falle den Schichten von Korinth oder denen von Trachonaes entsprechen, ist nicht bekannt. Jedenfalls stehen alle diese Ablagerungen an Ausdehnung und Mächtigkeit weit zurück hinter denen, welche den Golf von Korinth begleiten. Die Südseite vollends des Golfes von Ägina, an der wir auch die gröfsten Tiefen desselben finden, weist gar keine jungtertiären Bildungen auf! Dazu kommt, dass im Golfe von Ägina bedeutende Eruptivmassen, Trachyte, auftreten, deren Eruptionen in der Pliocänzeit begonnen und wahrscheinlich noch in die historische Zeit hinein gereicht haben. Poros, Methana, Ägina, Kulantziki und Kalamaki 2) sind die Punkte, an denen vulkanische Massen in der Umgebung des Golfes von Ägina zu Tage treten. An den Küsten des Golfes von Korinth ist dagegen kein einziges Vorkommen von Eruptivgesteinen bekannt.

Es ergiebt sich also eine durchgreifende Verschiedenheit in der Gestaltung, dem geologischen Verhalten uud der Entwickelungsgeschichte der beiden Golfe, welche den grofsen Trennungsgraben, der Griechenland durchschneidet, bilden. Es kann dieser Gegenstand hier nur angedeutet werden. Auf der Grenze zwischen diesen beiden verschiedenen Gebilden erhebt sich nun der Isthmos von Korinth. In ihm müssen wir die Stelle suchen, an welcher die verschiedenen, jene beiden Senkungen verursachenden geotektonischen Erscheinungen in Interferenz treten. Wir werden sehen, dafs dies in der That der Fall ist. Ist das geologische Studium der Landenge also vom höchsten Interesse, so kommt hinzu, dafs durch die begonnene und schon be

1) Sitzungsber. k. Akad. d. Wiss. Wien. 73. Bd. I. Abt. 1876. p. 75 ff. 2) Über die beiden letzteren vergl. meinen vorläufigen Bericht in den Verhandl d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin, XV. 1888. S. 201 ff. Dort ist bei einem ersten flüchtigen Besuche ein rundes, kesselartiges, abflufsloses Thal irrtümlich als Krater aufgefafst worden. Bei näherer Untersuchung hat sich herausgestellt, dass die eine Seite der Umrandung nicht aus vulkanischem Material, sondern aus neoge. nen Mergeln und Opalfelsen besteht.

deutend vorgeschrittene Durchstechung derselben ihr innerer Bau in vorzüglicher Weise aufgeschlossen, dafs auf ihr in hohem Grade die. Oberflächengestaltung, und somit auch das ganze organische Leben, die Menschen und ihre Geschichte eingeschlossen, von diesem inneren Bau bedingt und beeinflusst ist, dafs aufserdem dieses kleine Stückchen Erde in der Geschichte der Menschheit eine hoch bedeutsame Rolle gespielt hat, um in dem Isthmos von Korinth ein, wie wenige, lohnendes Objekt physikalisch geographischer Forschung erblicken zu lassen.

Ich habe mich dieser Untersuchung im Anschlufs an gröfsere Arbeiten im Peloponnes unterzogen. In dieser Abhandlung sollen meine Resultate wiedergegeben werden, soweit sie sich auf den eigentlichen Isthmos beziehen, da dieser ein wohlbegrenztes Gebiet von besonders augenfälliger Bedeutung ist.

Es sei hier zunächst zusammengestellt, was wir bisher über die geologische Zusammensetzung und die physikalische Geographie des Isthmos von Korinth besitzen:

Fiedler, Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland. I. Leipzig 1840. S. 229 ff. (Kurze Notizen über die warmen Qellen. von Lutraki, die mögliche Durchstechung des Isthmos, die Quellen von Kenchreä u. a. m.)

Hoernes, Notes sur les espèces marines subfossiles de Calamaki. Bulletin de la Soc. géol. de France. Sér. IIo, t. XIII. 1856. p. 575. Gaudry, Animaux fossiles et Géologie de l'Attique. I. Paris 1862. p.441ff. (Kurze Notizen über die am Isthmos auftretenden Schichten.) Fuchs, Studien über das Alter der jüngeren Tertiärbildungen. Sitzungsberichte d. Wiener Akad. d. Wissensch. Math.-naturw. Kl. 73. Bd. I. Abt. 1876. p. 75 ff.

Fuchs, Studien über die jüngeren Tertiärbildungen Griechenlands. Denkschr. d. Wien. Akad. d. Wiss. Math.-naturw. Kl. 37. Bd. 1877. (Beobachtungen über die Schichten, ihre Fossilien, ihr Alter und ihre Lagerungsverhältnisse.)

Neumayr, Über den geologischen Bau der Insel Kos. Denkschr. d. Wien. Akad. d. Wiss. Math.-naturw. Kl. 40. Bd. 1880. (Diskussion auf Grund der Arbeiten von Fuchs.)

Fuchs, Bemerkungen zum vorigen. Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Wien 1881. p. 173 ff.

Schmidt, J., Studien über Vulkane und Erdbeben. Leipzig 1881. (Über Erdbeben und Quellen.)

Fuchs (Ingénieur), Rapport sur la constitution géologique de l'isthme de Corinthe. Flugblatt der Société international du Canal maritime de Corinthe. Paris 1887.

Saussure, Le Canal de Corinthe. Globe. (Genève.) 1887. p. 142. (Kurzer Bericht über den Kanalbau und die Geologie des Isthmos). Philippson, 3. Bericht über seine Reisen im Peloponnes. (Der Isthmos

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