Imatges de pàgina
PDF
EPUB

geht allerdings nicht ganz dahin, wohin wir erst wollten, weil dort Hungersnoth ist. Wir halten vielmehr vorerst eine westliche Richtung ein, mit etwas südlicher Abweichung nach dem See Yipe und von da weiter, wie es die Umstände erlauben.

Am

darauf

Am Freitag den 3. Oktober brachen wir von Mombas auf. Tage vorher wurden zwei Ochsen geschlachtet und unter die Träger vertheilt, die sich wie die Aasgeier gesammelt hatten. Schon lange vorher war sehr viel zu thun mit den Instrumenten und dem Einpacken, so dafs ich in Mombas an's Briefschreiben so gut wie gar nicht gekommen bin. Die letzten Tage bin ich erst um 1 Uhr zu Bett gegangen und um 5 Uhr wieder aufgestanden. Der Marsch ging erst eine Stunde weit zum andern Ende der Insel, dann war Ueberfahrt in vier kleinen Schiffen nach dem 20 bis 30 Minuten entfernten Festlande. Nach kurzer Rast ging es bei ziemlicher Hitze weiter bis 1 Uhr, wo wir an einem fast ausgetrockneten, kleinen See unter einem herrlichen Baume lagerten. Bald brannten die Feuer, und nach einer Stunde war ein kräftiges Essen bereit. Ich sammelte, jagte und zeichnete ein wenig, bis es finster wurde. Zur nächtlichen Ruhe werden lange amerikanische Baumwollenpackete von 50 Pfund Schwere auf die Erde gelegt und oben ein anderes quer vor, eine wollene Decke und dann legt man sich in die Einsenkungen zwischen zwei Ballen und schläft unter einer wollenen Decke recht bequem. Fliegen hält man durch Rauch ab und vor Regen schützt man sich, nachdem man sich erst einmal hat recht ordentlich einweichen lassen, durch seine Gummidecken. Früh vor Sonnenaufgang ist Aufbruch nach einem Frühstück, bestehend in einer Tasse Thee und einem kleinen Stück Brod. Dann wird marschirt in 1-2 stündigen Märschen, mit je Stunde Zwischenpause, bis 3 oder 4 Uhr, wo Lager und Mittagsessen ist. Bisweilen, wenn man Abends kein Wasser finden wird, ist auch Mittags Rast zum Kochen und Essen und darauf Abends noch einige Stunden Marsch. Das Nachtlager am Sonnabend war an einem halbtrockenen Teiche, am Sonntag in einem verlassenen Flufsbett. Dies Lager war wirklich prächtig und fast romantisch zu nennen; man lag in einer langen, von Bäumen gebildeten Halle, ringsum die Feuer und die Waarenballen und die schwarzen Träger. Am Montag wurde Mittag gekocht in einem Dorfe unter einem herrlichen Mangobaume, und Abends war das Lager auf Meeresboden, der aber nur zur Zeit der Springfluthen bedeckt ist. Der ziemlich volle Mond gofs sein bläuliches Licht überflüssig reichlich aus und Mars mischte sein röthliches Licht darein; Hyänen winselten und Flufspferde grunzten und winzige Mücken belästigten uns in unausstehlicher Weise. Unsere Senkgruben bestanden in Flufspferdspuren, die Fufs tief in dem weichen Boden eingedrückt waren. Frühzeitig

brachen wir auf und gelangten um 12 Uhr hier her. - Ich befinde mich vortrefflich; die kleinen Strapazen der Reise bekommen mir ganz gut. Der Weg ist oft wie unsere Wiesenwege, oft durch Flüsse und Sümpfe und nasses Meeresbett; und dann gehe ich baarfufs. Aber die Hitze war manchmal etwas stark. Der Sand, auf dem wir gingen, war circa 48 Grad R. warm, und das Wasser in einigen Pfützen, die wir durchwaten mussten, war so warm, dafs ich meine nackten Füsse nur mit Schmerz darin erhalten konnte.

III.

Ueber die Einwanderung der Deutschen in die Nordamerikanischen Freistaaten und ihre geographische Verbreitung.

Von Herrn Prof. Th. Spiller.

Das Herz Europa's führt seine mächtigen Pulsschläge über die ganze Erde hin. Kaum irgend ein Land auf ihr zeigte von jeher eine gröfsere Menschenfruchtbarkeit, als Deutschland. Schon im Anfange des fünften Jahrhunderts ergossen sich Ströme germanischer Stämme nach dem westlichen Europa; seit 445 vorzüglich nach Britannien.

In früherer Zeit folgten die Germanen der allgemeinen europäischen Völkerströmung nach Westen, um dort die Kulturvölker auszubeuten und dort zu verdrängen. Nachdem aber in neuerer Zeit die staatlichen Verhältnisse Europa's eine gröfsere Stabilität erlangt hatten, wendete der friedliche Blick der Deutschen sich auf die weitesten Länder aufserhalb Europa, und es ist jetzt wohl kaum ein bedeutenderes Land auf der Erde, in welchem es nicht Deutsche gäbe.

Was führt aber gerade den Deutschen zu diesem Weltbürgerthume? Die Gründe sind, glaube ich, innere und äufsere. Für's erste wird in den deutschen Schulen mehr, als in anderen, schon in dem Knaben durch die gröfsere Sorgfalt, mit welcher die geographischen und naturhistorischen Studien gepflegt werden, der Drang, die weite Welt näher kennen zu lernen, rege gemacht; sodann liefs die Bevölkerungszunahme in Deutschland bei Vielen, besonders nach der Entdeckung des herrlichen Amerika's, den Wunsch rege werden, ohne so bedeutende Mühen, wie in der Heimath, eine gemächlichere Existenz zu finden; dazu kam noch, dafs die früheren Grundbesitzverhältnisse und zum Theil sogar noch die heutigen (ich erinnere z. B. an Meklenburg) viele kräftige

Arme völlig ausschlossen, sich einen eigenen Heerd zu gründen. Eine Zeit lang nach der Reformation waren es auch Verfolgungen wegen religiöser Ueberzeugungen, die eine Menge Deutsche bewogen, sich dem Gewissenszwange zu entziehen; ferner waren die erweiterten Handelsbeziehungen ein mächtiger Antrieb auch für die Deutschen, theilzunehmen an dem Gewinne des Verkehrs, und endlich Unzufriedenheit mit den socialen und politischen Zuständen im Vaterlande. Die Zahl derjenigen, welche wegen gemeiner Verbrechen Deutschland den Rücken kehrten, ist verhältnifsmäfsig sehr gering.

Der Deutsche ist aber auch vor Allen körperlich und geistig geeignet, auf der ganzen Erde eine dauernde Wohnstätte sich zu gründen. Die klimatischen Verhältnisse seiner Heimath befähigen ihn, bedeutendere Temperaturdifferenzen ohne Nachtheil zu ertragen; er kann hier meist nur durch eisernen Fleifs und eine anspruchslose, geregelte Lebensweise sich und die Seinigen erhalten und daher überwindet er auch mehr, als alle anderen Nationen, die natürlichen Schwierigkeiten einer Kolonisation. Wir können aber auch ferner ohne Ueberschätzung behaupten, dafs das deutsche Volk seit dem Untergange der klassischen Völker das bedeutsamste in geistiger Beziehung ist.

Ernst, Tiefe des Gemüthes, Biederkeit, Treue, reges Pflichtgefühl, Festigkeit des Charakters und gediegene Kenntnisse trägt der Deutsche mit sich über Land und Meer.

Ich will hier von den deutschen Einwanderungen nur über die in die nordamerikanischen Freistaaten nach ihrer historischen Entwickelung, ihrer geographischen Verbreitung und ihren Einflüssen in socialer und politischer Beziehung einiges Wenige anführen.

Man kann die gegenwärtige deutsche Bevölkerung in den Vereinigten Staaten nach der Zeit der Einwanderung in drei Klassen eintheilen und zwar:

1) in die von 1680 bis 1735,

2) von da bis zum Jahre 1848 und

3) in die der letzten 14 Jahre.

Die erste Klasse enthält die, welche in geschlossenen Gesellschaften, von ihren Geistlichen geführt, in die Staaten (Kolonieen) Pennsylvanien, New-York und Georgien sich ansiedelten. Sie bestand nur aus Protestanten und ihre zahlreichen Nachkommen haben in kompakten Massen über folgende Landgebiete sich verbreitet.

In ganz Ostpennsylvanien bis zu dem Hauptrücken der Alleghanis enthalten nur die Städte eine aus Deutschen und Angloamerikanern zu etwa gleichen Theilen gemischte Bevölkerung; das flache Land aber ist rein deutsch. Es sind somit dreifsig und einige und zwar die reichsten und volkreichsten Grafschaften fafst rein deutch, und das

Deutsche ist die Mutter-, Kirchen- und seit sechs Jahren auch neben dem Englischen die gleichberechtigte Schulsprache.

Diese Countys enthalten eine Gesammtbevölkerung von 1,500,000 Deutschen oder die Hälfte von der Einwohnerzahl des Staates. Ueber eine Million sind nur deutschredende Deutsche, während noch über Million zwar von deutscher Abstammung sind, das Deutsche aber mehr oder weniger verlernt haben.

In den meisten übrigen Countys dieses Staates leben Deutsche dieser Klasse, deutsch redend, gewöhnlich nur auf dem Lande in kompakten Massen, zerstreut aber in den Städten und angloamerikanischen Ansiedelungen und bringen so die deutsch redende Bevölkerung auf nahe an zwei Millionen, während, wenn man die blos englisch redenden Deutschen mitzählt, an 2,510,000 Deutsche in Pennsylvanien wohnen, also der Einwohnerzahl.

[ocr errors]

Im Staate New York waren es folgende Distrikte, welche zwischen 1690 und 1720 von geschlossenen Gesellschaften kompakt besiedelt wurden: das ganze Mohawk- und das ganze Susquehannathal, die Umgegend der Catskillgebirge und der Alleghanis bis Pennsylvanien hin. Auch zwischen den Holländern am Hudsonflusse liefsen sich deutsche Kolonieen nieder. So sind die Countys Shaharie, Albany, Greene, Ulster u. s. w., kurz fast alles Land zwischen dem Hudson und Susquehannah theils von Holländern, theils von deutschen Bauern auf dem flachen Lande bevölkert. Da sie aber ihre Muttersprache gröfstentheils verlernt haben, SO kann man von ihnen nur etwa 250,000 noch als Deutsche ansetzen.

In Georgia siedelten sich 1735 etwa 8000 vertriebene Salzburger an und ihre Kolonieen blühen bis heute noch, aber sie alle haben das Deutsche verlernt.

Von den oben erwähnten ersten Kolonien der Deutschen wurden wieder andere Kolonien gegründet, nämlich von Pennsylvanien aus im östlichen Theile des Staates Ohio, der sogenannte Ohio-Reseror, etwa Million kompakt wohnender Deutscher, von denen wohl die Hälfte noch ihre Muttersprache verstehen mag. Ferner der westliche Theil der Staaten Maryland und Virginien, wo an 100,000 von ihnen wohnen mögen, die aber sämmtlich das Deutsche kaum noch verstehen.

Von den alten deutschen Kolonien im Staate New-York aus wurden seit 1817 der westliche Theil des Staates reichlich besiedelt, besonders in der Nähe des Eriesees. Diese Deutschen verstehen zum Ganz dasselbe gilt

grofsen Theile nur dürftig ihre Muttersprache. übrigens von den Holländern, die hier zahlreich angesiedelt sind. Einzelne deutsche Kolonien, von Pennsylvaniern u. a. gegründet,

Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. B XIV.

4

finden sich in Texas, in Missouri, in Kentucky, in verschiedenen Theilen der Staaten Ohio, Indiana und Illinois. Sie sind jedoch wenig zahlreich und ist in ihnen das deutsche Element in der Regel untergegangen.

Die ganze deutsche Nachkommenschaft dieser Klasse mag sich auf vier Millionen belaufen, von denen nur noch 2 Millionen deutsch verstehen, freilich ein mit englisch bunt gemischtes Schwäbisch, das nie von der Literatur beeinflusst worden ist.

Diese Bevölkerung hat auch wenig zur geistigen Hebung des Landes beigetragen. Sie sind Muster von Landwirthen, dabei pfiffig, aber ehrlich, sparsam und fleifsig und ein schöner Menschenschlag. In der Geschichte haben sie keinen einzigen glänzenden Namen, aufser etwa Mühlenburg und neuerdings Schenk aufzuweisen, und nur in den Kriegen des Landes spielen ihre zahlreichen Regimenter eine grofse Rolle. Einmal, nämlich 1790, hatten sie es, als eine grosse Mehrheit im Staate Pennsylvanien, in ihrer Gewalt, das Deutsche darin zur Gesetzessprache zu machen, aber es wurde mit einer Stimme Mehrheit, einer deutschen, verworfen. Uebrigens haben sie, die Georgier ausgenommen, nie Sklaven gehalten, und schon 1688 erklärten sie sich auf einem County - Tage in Germantown gegen das Sklavenhalten; die erste derartige Erklärung auf amerikanischem Boden. Die Entdeutschung dieser Leute nimmt gegenwärtig fast gar keinen Fortgang mehr.

Die zweite Klasse von Einwanderern zwischen 1735 und 1848 bestand aus einzelnen Personen und Familien, welche theils von ihren Verwandten in Amerika hinübergerufen wurden, also unter ihnen sich niederliefsen, theils auf's Gerathewohl ausgewandert waren. Viele der letzteren besafsen nicht die Mittel zur Ueberfahrt und mussten sich den Schiffskapitänen verkaufen, welche sie dann in Amerika auf 6 bis 8 Jahre als Sklaven unterbrachten. Viele von diesen blieben sammt ihrer Nachkommenschaft lebenslang Leibeigene, bis die Revolution von 1776 sie frei machte.

Seit der Unabhängigkeit des Landes kamen wieder Kolonisationsgesellschaften, wie die Rappsche zu Economy in Ohio, die Kolonie des Mainzer Vereine in Westtexas im Jahre 1846, die von Philadelphia aus angeregte Kolonie Hermann in Missouri 1838 und eine massenhafte Einwanderung nach St. Louis und Missouri überhaupt, nach Belleville, Illinois und Umgegend zwischen 1834 und 1840. Die meisten dieser Gesellschaften lösten sich bald auf und zerstreuten sich über das Land.

Im Allgemeinen haben alle diese Deutschen, wenn sie länger als 30 Jahre im Lande sind, sowie alle ihre Kinder, das Deutsche nahezu

« AnteriorContinua »