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Städte, mit welchen Ramses II. die Ostgrenze des Deltalandes befestigte. Sie genauer zu identificiren, dazu fehlen die Hülfsmittel, doch ist es mir nicht unwahrscheinlich, und ich theile hierin vollkommen Herrn Chabas Meinung (s. Mélanges p. 50), dafs sie identisch mit der sonst einfach „Ramsesstadt“, biblisch Ra'emses, genannten Oertlichkeit ist, da die altägyptischen Städte und festen Plätze von Bedeutung in den Inschriften in mehrfacher Weise bezeichnet zu werden pflegten.

Es wird heut zu Tage als eine mit Recht anerkannte Thatsache, zu welcher das Studium der Denkmäler in Verbindung mit den unzweifelhaften Angaben der Heiligen Schrift geführt hat, angesehen, dass die Ebräer unter Ramses II. zum Städtebau gezwungen und sonst in jeder Weise gedråckt wurden, und dafs sein Nachfolger der DenkmalUsurpator Menephthes mit dem Beinamen H'ote phim å'a der eigentliche Pharao des Auszuges ist. Diese Thatsache ist so unbestreitbar, dafs die Mehrzahl der Gelehrten, welche sich mit diesen historischen Untersuchungen beschäftigt haben, niemals dagegen Einspruch erhoben

haben.

Scheinbar im Widerspruch mit dieser Ansicht steht es, und die Vergleichung der 'Aåpuruju mit den Ebräern wenig begünstigend, wenn auf einem ägyptischen Denkmale aus den Zeiten nach dem Auszuge und nach der Regierung jenes schwachen Menephthes noch einer Schaar von Ebräern Erwähnung geschieht.

Im Felsenthale von Hamamât, welches die alte Strafse von Coptos am Nil nach dem Hafen Berenice am rothen Meere bezeichnet, von den alten Aegyptern unter der Benennung des Berglandes von Buchen gekannt und als Steinbruch vielfach ausgebeutet, befindet sich unter den zahlreichen Felsentafeln und Stein - Inschriften ein besonderes Denkmal aus der Regierung des vierten (meiner Zählung nach) Ramses, das ich in dem oben citirten Werke und der Histoire d'Egypte, vol. I, p. 200 näher erläutert habe und auf welches Herr Chabas gelegentlich der Ebräer - Frage gleichfalls sein Augenmerk gerichtet hat.

Der lange Text des Denkmales, das aus dem dritten Regierungsjahre des genannten Königs datirt, spricht von Steinarbeiten, welche der König in dem Thale hatte ausführen lassen, bei welcher Gelegenheit eine Uebersicht der dazu verwendeten Kräfte an Menschen in Zahlen (im ganzen 9000 Köpfe) angeschlossen worden ist. Darunter erscheinen 800 Ebräer und zwar wieder in Begleitung einer bewaff

nigs Ramses II., in Palästina, erscheint bereits der Ort unter der Gestalt eines kleinen befestigten Platzes neben einem Brunnen, woher seine zweite Benennung tånum R'a-må'a-men „der Brunnen Ramamen's" (offizieller Name des Sethos),

neten Macht, der altägyptischen Måzåj-Gensd'armerie, welche ursprünglich aus fremden Söldnern bestand und deren Namen sich sogar noch im Koptischen unter der Form MaтOI, und mit der Bedeutung von Soldat erhalten hat. Dafs fünfzig oder noch mehr Jahre nach dem Auszuge eine derartige Erwähnung von Ebräern Statt haben konnte, spricht eher für als gegen die Identität der Ebräer und 'Aåpuraju und ich stimme vollständig den Gründen bei, welche Herr Chabas bei diesem Anlass geltend machte. In der That war es möglich, bemerkt er hierzu, dass nicht alle Juden dem Aufrufe Moses Folge zu leisten im Stande waren, und dafs mufste der Fall bei denjenigen sein, welche die Aegypter nach dem Süden ihres Reiches oder in die Arbeiterstätten der Wüste verbannt hatten. Die Eroberer machten sich einen Ruhm daraus, die Besiegten weit weg aus ihrem Vaterlande zu führen. Als Feinde behandelt, konnten die Ebräer sich durchaus nicht vollständig der unfreiwilligen Versetzung ') entziehen, worauf ihre Herren stolz waren. Man weifs im Uebrigen, dafs die Erinnerung an Aegypten den Juden tief im Gedächtnifs haften blieb und zu Aufruhrscenen Veranlassung gab, welche Moses nur mit Strenge unterdrückte."

Wenn wir annehmen müssen und die vorhergehenden Betrachtungen weisen darauf hin, dafs die ältere Geschichte der Juden in Aegypten nicht zu trennen ist von dem Auftreten der mächtigen Hirtenkönige in Deltalande, deren Residenzstadt die alte Feste TanisAvaris war, so muss man sich andererseits hüten (die manethonischen Auszügler haben wohl den Anfang der Irrungen gemacht), die späteren ägyptischen Schicksale derselben mit der Geschichte der Hirtenkönige zu verwechseln. Als die einheimischen Könige, nach der Erstürmung von Avaris, dem altägyptischen Alexandrien (in den ersten Regierungsjahren des Königs Amosis, des Nachfolgers jenes unglücklichen R'a-skenen, dem Apepj eine diplomatische Falle gestellt hatte) wieder in den Besitz der ungetheilten Herrschaft gekommen waren, wurden die Ebräer mit den übrigen Völkergruppen allmählig über das ganze Land hin zerstreut und unter die Obhut jener Gensd'armen gestellt, welche über ihre Dienstleistungen zu wachen hatten und in mancher Beziehung an die biblischen Frohnvögte erinDer Druck lehnt sich an die Bauten für die ägyptischen Könige an. Die herrlichen Tempelwerke der achtzehnten und neuzehnten Dynastie, deren Reste wir noch heut zu Tage der Nilreisende in

nern.

1) Ich habe in meinen geographischen Untersuchungen über Aegypten den inschriftlichen Beweis geführt, dafs die Pharaonen sich gelegentlich rühmen, die Neger nach dem Norden und die Semiten nach dem Süden verpflanzt zu haben.

Aegypten bewundert, sind Zwangsarbeiten des semitischen Mischvolkes. Die erste Spur dazu liefert die Inschrift der bekannten Felsenstele in den Steinbrüchen des Mokattam (in der Nähe Kairo's) vom Jahre 22 der Regierung des oben erwähnten Amosis, wonach die Aegypter zu dem Bau der Tempel des Ptah zu Memphis und des Amon zu Theben die Kalksteine an dem erwähnten Orte zu brechen anfingen, d. h. durch die Fremden brechen liefsen. Eine Abbildung der thebanischen Tempelbauten unter Thothmosis III. liefert die so interessante Vorstellung eines thebanischen Privatgrabes, die nach der Lepsius'schen Kopie in meiner Histoire d'Egypte (zu S. 106) reproducirt und besprochen worden ist. Gelbhäutige (also der 'Aåmu-Rasse angehörige) bärtige Fremde müssen das Handwerk der Ziegelstreicher ausführen und an einem Tempel bauen. Aegypter, mit Stöcken bewaffnet, führen dabei die Aufsicht. Eine Inschrift bezeichnet die Arbeiter näher als Gefangene (låq.t), welche Seine Majestät zum Bau eines Tempels seines Vaters [Amon] herangezogen hat." Zwischen den Ziegelstreichern befindet sich eine andere des Inhaltes: „das Streichen der Ziegel zum Neubau eines Schatzhauses seines Vaters Amon zu Theben." Zwei neue Inschriften, leider durch zerstörte Gruppen zu sehr unterbrochen, um eine zusammenhängende Analyse zu gestatten, lassen wenigstens nicht verkennen, dafs der Gegenstand, der ihrem Inhalte zu Grunde liegt, sich auf Bauten durch Gefangene und Fremde bezieht.

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Den deutlichsten Beweis zu den allmähligen Vorbereitungen des Auszuges der Ebräer aus Aegypten, scheint mir der ausführliche Friedenstractat Königs Ramses II. mit dem Könige Chetåsar der Chethiter zu liefern. Derselbe, vom 21. Tybi des Jahres 21 der Regierung des ägyptischen Königs datirt, enthält, wie man aus meiner Uebersetzung in dem Recueil de Monuments Egyptiens p. 43 fl. ersehen kann, sehr genaue Friedensbedingungen zwischen dem Könige der Aegypter und dem der Chethiter und ein Schutz- und Trutzbündnifs für alle möglichen Eventualitäten, unter denen auch, gegen den zerstörten Schlufs der Inschrift hin, jedoch nicht zu verkennen, der Fall berücksichtigt wird, dafs Ueberläufer des einen und anderen Staates gegenseitig ausgeliefert werden sollen. Eine derartige specielle Erwähnung setzt, wie mir scheint, Erfahrungen und Besorgnisse voraus, welche durch den allgemeinen Auszug der Ebräer unter dem Sohne des Ramses in der Folge ihre gefährlichste Höhe erreichten.

Meine Untersuchungen über den Bau oder Ausbau der Städte Ramses und Pithom nach den altägyptischen Quellen haben den unbestreitbaren und allgemein anerkannten Nachweis geliefert, dass in der That in den Stein- und Papyrus - Inschriften zwei Städte Pe-r'amses und

Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd.XIV.

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På-chtum aufgeführt werden, deren Bau der grofse Ramses II. ausdrücklich befahl. Beide lagen in dem vierzehnten Nomos Unterägyptens, nach der Zählung und Folge der hieroglyphischen Nomenlisten, in dem Thale, das heut zu Tage den Namen des Wadi Tumilât führt. Die schwere Arbeit, zu welcher die Ebräer beim Bau dieser Städte gezwungen wurden, Frohndienste leistend, findet einen schönen Commentar in der Inschrift auf der Rückseite des Papyrus Anastasi No. 3, pag. 3, deren ich bereits in der Histoire d'Egypte (p. 174) gedacht habe. Obgleich durch manche Lücke unterbrochen liest man deutlich folgende Worte: „Summa der Bauten: 12. [ausgeführt?] von den Leuten, welche um Ziegel zu streichen (sechet debu) aus ihren Hütten (buchennu) herangezogen wurden zu den Arbeiten an dem Hause (oder der Stadt). Sie machten ihre Zahl an Ziegeln täglich, ohne sich auszuruhen von ihren Ziegelarbeiten '), bis dieselben vollendet waren. In solcher Weise ist dem Auftrage Folge geleistet, welchen mein Herr gegeben hat."

Dieser Text schliefst sich einem anderen längeren, aber bei weitem schwerer lesbaren an, der sich eine Seite vorher in demselben Papyrus vorfindet. Auch darin werden Meldungen über Bauarbeiten von einem ägyptischen Beamten seinem Vorgesetzten (meinem Herren") abgestattet, wobei sich die in unserem Texte gebrauchten Ausdrücke zum Theile wiederholen. Dafs diese Bauten, welche auf Befehl des per-'a å "Grofshauses" oder des Pharaos ausgeführt wurden, sich besonders auf den Bau der Stadt Ramses bezogen, erhellt aus der Beschreibung dieser Stadt S. 2 des genannten Papyrus, ganz in der Nähe der Stellen auf der Rückseite, welche mit den oben besprochenen Baunotizen bedeckt sind.

Wenn das altägyptische Material, das ich bisher aus den Denkmälern herbeigezogen habe, mit Fragmenten eines verloren gegangenen Mosaikbildes verglichen werden kann, das nur der gewandte Meister, viele fehlende Theile ergänzend, in geschickter Benutzung des Fragmentarischen zu reconstruiren im Stande ist, so habe ich nur das eine Verdienst, einen Theil jener verloren gegangenen Stücke gesammelt zu haben, in der Hoffnung, dafs ein Meister mit kundigem Sinne dieselben zum vollständigen Gemälde ergänzen möchte. Die Aufgabe ist nicht leicht, aber um so verdienstvoller, sie erfordert Klarheit und Ruhe, keine Voreiligkeit und Ueberstürzung, sonst erhalten wir an Stelle des Originales ein phantastisches Zerrbild. Die ägyptische Denk

1) Es ist mir gelungen die in der Publication meiner Histoire d'Egypte a. a. O. durch Puncte als unlesbar bezeichneten hieratischen Gruppen, seitdem zu entziffern und eine, wie ich glaube, richtigere Auffassung der ersten Worte des Textes gewonnen zu haben. Die Verbesserung ist jedoch für den Hauptgegenstand der Betrachtung beinahe ganz unwesentlich.

mälerkunde, von manchen Seiten her in seltsamer Verkennung ihres eigentlichen wahren Werthes, verächtlich und hochmüthig angesehen, wird nur in dieser Weise Triumphe erringen, welche für die Wissenschaft einen dauernden unvertilgbaren Werth haben, und selbst diejenigen überzeugen, welche sich nicht scheuen Urtheile zu fällen, ohne sich jeder Mühe unterzogen zu haben, die Grundvesten der altägyptischen Studien mit eigener Minerva zu prüfen.

Ich schliefse meine Angaben über Avaris-Tanis und das Ebräerthum mit einer halb philologischen, halb mythologischen Bemerkung, die vielleicht der ganzen Frage weitere, nicht undeutliche Spuren des vergangenen historischen Hintergrundes verleihen wird.

Nach dem berühmten manethonischen Bruchstück der Hyksôszeit, welches sich beim Josephus (contra Apionem Lib. I. c. 14-16) erhalten hat, heifst es vom ersten Hyksôskönig Salatis (var. lect. Silitis, Saetis): Εὑρὼν δὲ ἐν νομῷ τῷ Σαΐτῃ πόλιν ἐπικαιροτάτην, κειμένην μὲν πρὸς ἀνατολὴν τοῦ Βουβαστίτου ποταμοῦ, καλουμένην δ' από τινος ἀρχαίας θεολογίας Αὔαριν, ταύτην ἔκτισεν κ.τ.α.

Also nach einer alten Göttergeschichte sollte Avaris so genannt sein. Was mochte Manethos damit gemeint haben?

Wie in meinen geographischen Untersuchungen über Aegypten Bd. I. S. 86 fl. ausführlicher bewiesen, ist der altägyptische Name für Avaris aus dem Worte hå oder hå.t „Haus, Wohnung, Stadt“ und aus dem Haupttheil u'ar (oder u'al, da r und im Aegyptischen vertauscht werden können), der sich andererseits allein als Bezeichnung einer Landschaft Aegyptens in den Inschriften vorfindet (s. 1. 1. p. 278) zusammengesetzt. Man könnte bei u'ar oder u'al an den Namen des Bal denken, dagegen spricht aber zunächst das ägyptische Determinatif des Beines, welches die phonetischen Zeichen u, a und r am Schlusse begleitet. Uar, um es von vorn herein und in aller Kürze anzudeuten, ist im Aegyptischen ein Verbum mit der Bedeutung von fliehen '), dessen koptische Nachkommenschaft sich in den Formen p boa machen Flucht“, fliehen oder, noch mit dem Artikel dazwischen по „machen die Flucht", effugere, egredi, exire, praeterire, derelinquere, praeter gredi erhalten hat.

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Avaris - Håu'ar hatte demnach die Bedeutung von „Stadt der Flucht". Eine solche Bezeichnung könnte in der vielseitigsten Weise ausgelegt werden, wenn nicht zufällig eine Notiz in der für das Stu

') Man vergleiche z. B. die Stelle im Papyrus Anastasi No. 4, S. 9-10 am Schlusse der Geschichte der unglücklichen Lage eines altägyptischen Lieutenants, wo es wörtlich heifst ,man legt ihn (krank) auf einen Esel, seine Kleider werden von Spitzbuben entwendet und sein Diener entflieht."

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