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keine Andeutung; doch ist es wohl nicht ganz zufällig, dafs gerade vorher von dem Grabe der Erzväter die Rede ist, welches eine natürliche Ideenanknüpfung zu der Legende von der Zeltstätte, wenn sie auch nicht als gültig angesehen wurde, darbot. Später erfahren wir von der Terebinthe Mehreres. Nach ihr war ein Markt, mercatum terebinthi, benannt, der, vermuthlich mit einer religiösen Gedächtnifsfeier für Abraham verbunden, zu gewissen Zeiten gehalten wurde und zu dem das Volk von nah und fern zusammenströmte; Tausend kriegsgefangener Juden wurden, nachdem unter Hadrian die letzte nationale Erhebung des unglücklichen Volks niedergeworfen worden war, auf diesem Markte als Sklaven verkauft u. s. w. Wie wir aus dem Onomasticon ersehen, hatte sich bis gegen Ende des 4. Jahrhunderts die irrthümliche Ansicht, dafs die Terebinthe den Hain Mamre vorstelle, vollständig Bahn gebrochen, auch die beiden Kirchenväter, die Verfasser des genannten Werks glaubten daran und haben viel zur Verbreitung der eigenthümlichen Confusion beigetragen, welche zunächst die Terebinthe zu der Eiche des Bibeltextes, dann aber die später allgemein mit Mamre identificirte, gegenwärtig sogenannte Abrahams-Eiche zu einer Terebinthe gemacht hat. Hieronymus spricht sein Erstaunen aus über den abergläubischen Eifer, mit dem die Heiden den terebinthi lodas heutige Challet-el-Butmeh verehrten; offenbar war die Stelle ein idumäisches National-Heiligthum und galt demzufolge als ein Haupthindernifs gegen die Ausbreitung des Christenthums im südlichen Palästina. Um diesem Treiben ein Ende zu machen, wurde Eusebius vom Kaiser Constantius beauftragt, einen dort befindlichen götzendienerischen Altar zu zerstören, und wahrscheinlich auch den alten Baum umzuhauen, nachdem schon vorher zur Zeit Constantins eine Kirche daneben erbaut worden war. Den Stamm dieser Terebinthe, die er Eiche nennt, scheint noch im Jahre 700, als die Christianisirung des Landes sich längst vollzogen, der Bischof Artulfus gesehen zu haben; nachher unter muhammedanischer Herrschaft ist nicht weiter die Rede davon, wie denn überhaupt dieser Theil des Gebirges vermuthlich rasch der Verwilderung entgegen ging.

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Wenn nun das Plateau von Ramet-el-Chalil durch seine Lage und den weiten ebenen Raum, den es darbietet, vortrefflich den Erwartungen entspricht, welche man von der Stätte grofser Volkszusammenkünfte zu Religions- und Verkehrszwecken hegen möchte, wenn das Andenken der Terebinthe sich in dem heutigen Namen bewahrt hat, und die an der Stelle wiederholt erwähnte Kirche noch jetzt durch die byzantinischen Baureste repräsentirt wird, wenn man die vielen, zum Theil durch ihre Maafse staunenswerthen, in den Felsen ausgehauenen Cisternen am Nordrande und am Südrande der Hochebene

berücksichtigt, deren Bestimmung nur die Versorgung grofser Menschenmassen mit Wasser sein konnte, und die seit dem Aufhören der Marktversammlungen ihre Bedeutung verloren haben, so liegt es nahe, auch das unvollendete Werk der Umfassungsmauer, das Haus Abrahams der heutigen Legende, den Idumäern zuzuschreiben und es mit den religiösen Uebungen dieses Volks in Verbindung zu bringen. Dals dasselbe unter dem von Eusebius an der betreffenden Stelle im Onomasticon erwähnten Mnema, dem Mausoleum des Hieronymus, zu verstehen sei, kann dem, der die Gegend kennt, keinem Zweifel unterliegen; es war also ein Grabdenkmal, gleich der nach ähnlichem Plane aufgeführten Umfassungsmauer von Hebron, welche von Josephus mit demselben Ausdruck mnema bezeichnet wird. Der Umstand, dafs sich zwischen den äussern und innern Quaderlagen schon Füllsteine vorfinden, deutet auf eine verhältnifsmäfsig späte Anlage dieses Baues, und vielleicht mag es schon die Ueberhandnahme des Christenthums gewesen sein, die seine Vollendung verhindert. Welcher Todte aber durch diefs so grofsartige Monument gefeiert werden sollte, darüber haben die Kirchenväter uns zu belehren unterlassen, und bei dem auf der Geschichte dieser Gebirge während der Idumäischen Periode lastenden Dunkel könnte es misslich scheinen, defshalb auch nur eine Vermuthung aufzustellen. Gleichwohl liegt es nahe, da die Grabstätte Abrahams, Isaaks und Jakobs der allgemeinsten Anerkennung genofs, hier an den Special-Erzvater der Landesbevölkerung, an Esau, zu denken, welcher, gleichfalls zu einem muselmännischen Propheten geworden, noch jetzt, unter dem Namen Nebi 'Aissa, als Localheiliger (Weli) des nur eine Stunde weit entfernten Dorfes Sai'îr verehrt wird. Ein Quaderstein von gewaltigen Dimensionen wurde mir im Jahre 1855 am Ostabhange der die Umfassungsmauer nördlich überragenden Felsenhöhe von einem muhammedanischen Fellah aus Hebron als ein Heiligthum gezeigt, dessen Bedeutung man nicht mehr kenne. Ein merwürdiger, künstlich geebneter Weg führt von dem Mnema den Abhang entland in die Richtung dieses Steins; vielleicht rührt derselbe von dem Altar her, den Eusebius in heiligem Eifer zerstörte, und wohl ohne Zweifel ist es derselbe, den man im Mittelalter als Abrahams Sitz bei der Beschneidung seines Sohnes zeigte.

Nach einstündigem Aufenthalte machten wir uns wieder auf und erreichten bald die gewöhnliche Heerstrafse, die wir indessen zwischen der Dirwehquelle und Beit-Cheiran verliefsen, um einen hoch an der westlichen Abdachung des Bergrückens herlaufenden Weg einzuschlagen, von welchem wir längere Zeit die freie Aussicht über die weit ausgestreckten Vorhöhen, die Gründe der Bibel, dann über die Philisterebene, über den gelben Dünensaum und das sich im Dunst ver

lierende blaue Mittelmeer genossen. Wir passirten da Beit-Ummar, ein grofses muhammedanisches Dorf, welches gelegentliche Felsenarbeiten unwiderleglich zu einer alten Ortslage stempeln, obwohl uns die Mittel fehlen, seinen hebräischen Namen fest zu stellen. Beit - Ummar hat eine Moschee mit weithin sichtbarem Thurme und das Grabdenkmal eines sonst dem Islam unbekannten Weli, Nebi Matta, des Propheten Matthäus, einschliefsend. Wahrscheinlich war hier in der christlichen Zeit Palästinas eine ansehnliche Matthäi-Kirche, welche in derselben Weise, wie St. Abraham die Ortsbenennung Hebron, St. Lazarus die von Bethanien u. a. m. so auch hier den altbiblischen Namen verdrängte. Allerdings kömmt auch noch gegen 90 Jahre nach der Besitzergreifung Jerusalems durch die Muhammedaner in dem etwas verworrenen Dictat des Bischofs Willibald an die Nonne von Heidenheim über seine Reise von Jerusalem nach dem Schlosse von Aframia d. i. Hebron (im Jahre 722) ein Ort St. Matthäus vor, wohin er, wie wir, von der Dirwehquelle (der Stelle, wo Philippus den Eunuchen taufte“), gelangte, und von dem er sagt, es sei da „grosse Herrlichkeit am Sonntage". Willibald besuchte dort die Kirche, verlor aber während der Messe das Gesicht, welches er nach zweimonatlicher Blindheit durch einen Besuch der Kreuzfindungs-Kapelle zu Jerusalem, wie er glaubte, wiedergewann'). Wie es scheint, wurden später die Einwohner sammt und sonders Muhammedaner und da die Kirche in eine Moschee verwandelt wurde, mufste auch der Localheilige, der Protoevangelist, es sich gefallen lassen, hinfort als islamitischer Prophet die Gelübde der Leute in Empfang zu nehmen und ihre Gebete zu

erhören.

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Unterhalb Merrinâ gelangten wir wieder auf die Hauptstrasse und erreichten nach einem scharfen Ritt bald die Teiche Salomons, wo die direct vorausgeschickten Zelte des Prinzen bereits zum Nachtquartier aufgestellt worden waren. Dankbar für die mir so gnädig gebotene Gelegenheit, meine eigene Kenntnifs, und, wie ich hoffe, auch die Wissenschaft um eine wichtige Erfahrung zu bereichern, bat ich, daselbst Abschied nehmen zu dürfen und setzte den Weg nach Jerusalem fort, woselbst ich auch bald nach Sonnenuntergang eintraf.

1) Das Wunder erklärt sich einfach durch eine Ophthalmie, die den Bischof befiel, und welche nach gutartigem Verlaufe von selbst aufhört.

XVIII.

Capt. Speke's Entdeckung des Abflusses des einen Nilarmes aus dem See Ukerewe,

im Zusammenhang mit den ethnographischen Verhältnissen jener Gegend.

(Vortrag gehalten in der Sitzung am 6. Juni.)

Von Dr. Heinrich Barth.

Meine Herren,

Ich will versuchen, Ihnen heute etwas Ausführlicheres mitzutheilen über die grofsartigen Entdeckungen der Kapitäne Speke und Grant im Quellengebiete des Nils. Denn, wenn ich auch kein ausführlicheres Material dazu besitze, als den Bericht des Präsidenten der Londoner Geographischen Gesellschaft in seiner Anniversary Address vom 25. v. M., so liegt mir der wenigstens vollständig vor, ja sogar in zwei Exemplaren, von denen eins vom Präsidenten, Sir Roderick Murchison selbst, das andere vom Honorary Secretary, Herrn Francis Galton, mir freundlichst übersandt worden ist, und diese beiden Herren haben, um den Bericht zu beschleunigen, gemeinschaftlich an ihm gearbeitet. Das eben ist der Grund, wefshalb seine Fassung nicht ganz gleichmässig ausgefallen ist.

Es ist Ihnen bekannt, dafs schon Ptolomaeus den Nil aus zwei Seeen kommen lässt. Diese Seeen setzt er (B. IV. K. 7) bezüglich an unter 57 und 65° der (von ihm, wie bekannt, im Allgemeinen falsch berechneten) Länge und unter 6 und 7° S. Br. Dann giebt er, ganz unabhängig von jener Angabe und an einer anderen Stelle (B. IV. K. 8), auch zwei Endkuppen (zéparα) einer Bergkette an, von deren Schneemassen jene Seeen, aus denen der Nil seinen Ursprung nähme, gespeist würden; und er nennt sie Mond-Gebirge (rò zñs oɛλývns ooos). Diesen Angaben des Ptolomaeus, die in ihrer Allgemeinheit gefafst, abgesehn von genauester mathematischer Beziehung, durch die neuesten Entdeckungen in Ost-Afrika so wunderbare Bestätigung gefunden haben, hat nun der ausgezeichnete, aber mehr als hyperkritische Engl. Geograph W. Desborough Cooley in seinem 1854 erschienenen Buche über Ptolomaeus (Claudius Ptolemy and the Nile or an inquiry into authenticity of the Mountains of the Moon) eine ganz apokryphe Beschaf

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fenheit beigelegt. Herr Cooley sucht nämlich zu zeigen, dass jene beiden Seeen ursprünglich gar nicht als Seebecken des Inneren verstanden worden seien, sondern vielmehr als Sumpfbecken der Meeresküste, und zwar eben jene lagunenartigen Becken, in denen der Webbe ausläuft, der seinen Namen Nil (von Magadoxo) durch das ganze Arabische Mittelalter hindurch bewahrt hat; die Angabe jener Berge aber sei ganz und gar nicht von Ptolomaeus ausgegangen, sondern sei erst in später Zeit, etwa im Anfang des 15. Jahrhunderts, aus Arabischer Umarbeitung in den Griechischen Text des grofsen Alexandrinischen Geographen eingeschoben worden. Die erstere Ansicht sucht Herr Cooley aus allgemeinen Beziehungen wahrscheinlich zu machen und in der That hat er einen gewissen Schein für sich; die zweite Ansicht begründet er einerseits auf das gänzliche Unbekanntsein einer solchen Angabe des Ptolemaeus bei solchen Autoren des Alterthums, die nach seiner Zeit die Natur und das Herkommen des Nils besprachen, andererseits aber auf die Losgerissenheit dieser für die ganze Beschaffenheit des Flusses doch so hoch wichtigen Angabe, bei einem so umsichtigen und systematisch wohlgeordneten Schriftsteller wie Ptolomaeus, ganz aufser allem Zusammenhang mit der übrigen Besprechung des räthselhaften Egyptischen Flusses, nur beiläufig, bei Gelegenheit der Beschreibung der Afrikanischen Ostküste. Zum Schlusse nennt es Cooley den merkwürdigsten Umstand in der gesammten Geschichte der Wissenschaft, wenn jene so bedeutsame und interessante Entdeckung, einmal veröffentlicht, so viele Jahrhunderte hätte unbekannt bleiben können ').

Als Cooley diese Worte schrieb, war weder die Natur der Schneeberge Ost-Afrika's zu völliger und klarer Ueberzeugung aller Gelehrten dargethan, am wenigsten zu seiner eigenen noch war der Zusammenhang der Seebecken des Innern Ost-Afrika's, von denen Mr. Cooley selbst in seiner vortrefflichen Abhandlung über den Niassa 1845, nach den Mittheilungen eines nach England gekommenen einsichtigen Handelsreisenden aus Zanzibar, im Gegensatz zu früheren unkritischen und oberflächlichen Berichten der Portugiesen, die erste umfassendere Beschreibung geliefert hatte, mit dem Becken des Nils dargethan; ja, die Seebecken selbst waren noch nicht durch eigene Anschauung eines Europäers erkannt und ihre eigentliche Natur und genaue Lage berichtigt worden. Jetzt aber, wo sowohl die Natur der Schneeberge, wenigstens des einen derselben, des Kilimandjaro, durch den Herrn von

1) At all events, it may be safely asserted that, if the Mountains of the Moon belong to the genuine text of Ptolemy, then the total suppression of so interesting a geographical discovery for several centuries from the date of the author, is the most remarkable fact in the history of learning. p. 86.

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