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Verzeichnissen, nur mit dem Unterschied, dafs die Grenzorte der Diöcesen, gewöhnlich vier an der Zahl, oft aber mehr, hinzugefügt sind, welche in den übrigen Verzeichnissen fehlen. Einige Abweichungen. von dem sonst bekannten im Ganzen und Einzelnen lassen sich in der That als absichtliche Interpolationen erweisen; aber dafs Pelagius für die sämmtlichen etwa 80 Diöcesen Spaniens und des dazugehörigen narbonensischen Galliens die Grenzorte vollständig erfunden haben sollte, ist an sich kaum glaublich. Gelingt es nun Herrn Guerra, wie er mit Zuversicht hofft (S. 54 ff.), diese Orte sämmtlich als entweder noch mit leicht veränderten Namen bestehend oder in Urkunden vorkommend nachzuweisen, so leuchtet ein, dafs damit der vergleichenden Geographie von Spanien ein höchst werthvolles Document wieder gewonnen ist. Die Frage nach dem Alter desselben ist eine secundäre: gesetzt auch es stamme aus maurischer Zeit '), oder es sei erst kurz vor Pelagius aufgezeichnet worden (worüber das Alter der von Herrn Guerra verzeichneten Handschriften Aufschlufs geben wird), immer behält es grofsen Werth, da die Diöcesengrenzen in der That bis in noch weit spätere Zeit, in den meisten Fällen die alten den conventus iuridici entsprechenden geblieben zu sein scheinen.

Erst nach der kritischen Ausgabe Guerra's wird es auch möglich sein, Alter und Werth einiger ähnlichen Verzeichnisse 2) zu bestimmen. In der vorliegenden Rede zeigt Herr Guerra die Richtigkeit der Angaben des Verzeichnisses nur an ein Paar Beispielen, unter anderen an den genannten von Segobriga und Ercavica, für die ich die so gewonnene geographische Bestimmung schon in den Monatsberichten der Berliner Akademie (1861 S. 542 f.) mittheilen konnte, und im allgemeinen sind sie auf die der Rede beigegebenen Karte des Herrn Saavedra eingetragen. Den Nachweis der Grenzen für sämmtliche Diöcesen wird er jedoch erst bei der Herausgabe der hitacion bringen. Freilich bleibt auch so noch viel für die vergleichende Geographie von Spanien, die kaum erst versucht worden ist, zu thun übrig. Für die römische Zeit ist durch die kritische Benutzung der alten Geographen und durch die Inschriften eine sichere Grundlage gewonnen. Aber für die nun folgende westgothische Epoche fehlt es noch durchaus an methodisch gearbeiteten Ausgaben der Concilien mit ihren zahlreichen

1) Wie schon Antonius Augustinus in den beiden Briefen an den Bischof von Segorbe Juan Bautista Perez vermuthete, die hinter Nicolas Antonio's censura de historias fabulosus, Valencia 1742, S. 683 und 685 stehen.

2) Wie z. B. der von Florez 4, 253-270 zůsammengestellten, eines von mir in der alten Miscellanhandschrift der Escorialbibliothek R II 18, welche das Itinerar, den Aethicus und anderes enthält, f. 66 v. gefundenen und einiger in Sirmonds Pariser Scheden erhaltenen, cod. Latin. 11479 f. 120 ff.

Unterschriften von Prälaten und der spanischen Chroniken. Für die arabische Zeit haben Dozys Forschungen interessantes Material geliefert; Herr Gayangos in Madrid ist im Auftrage der Akademie seit längerer Zeit mit einem Wörterbuch der arabischen Geographie der Halbinsel beschäftigt. Für das Mittelalter ist vieles zerstreut in den verschiedenen kirchlichen und profanen Urkunden bei Florez und Villanueva; zu einer kritischen Sammlung ist erst der Anfang gemacht worden ').

Was aber die andere, ältere Eintheilung in Völkerschaften anlangt, so glaubt der Verfasser auch für sie ein ganz neues monumentales Kriterium gefunden zu haben. Dafs die Grenze zwischen privatem Besitz in alter Zeit bei den meisten Völkern, je nachdem sich die rechtlichen Verhältnisse des Eigenthums mehr oder weniger entwickelt hatten, durch sichtbare Zeichen, Gräben, Bäume, Grenzsteine, auch wohl kleine Heiligthümer und Götterbilder bezeichnet zu werden pflegte, ist bekannt. Ob eine ähnliche Grenzbestimmung auch zwischen den Sitzen der Völkerschaften in einiger Ausdehnung angenommen werden darf, wird jedesmal erst eine ganz ins Einzelne gehende Untersuchung feststellen müssen. Fest begrenztes Privat-Eigenthum setzt zwar schon einen ziemlichen Grad staatlicher Ordnung voraus, aber doch noch einen weit geringeren als feste Landesgrenzen. Denn der jedem Volksstamm innewohnende Trieb der Ausdehnung macht Grenzen für ältere Zeiten unmöglich; gewöhnlich finden sie sich erst bei vollständig entwickelten Staatensystemen, wie in Griechenland, oder von der Hand des Eroberers gesetzt. Noch fehlt es übrigens meines Wissens an einer umfassenden Untersuchung über diesen interessanten Punkt vergleichender Alterthumskunde; seit den Bemerkungen Zoëgas 2) und Rudorffs) ist er wohl nicht im Zusammenhang behandelt worden. Da wo die grofsen Heerstrafsen von einer Provinz in die andere treten scheinen allerdings gerade in Spanien, wie auch in anderen römischen Provinzen, Grenzzeichen irgend welcher Art vorhanden gewesen zu sein. Der Art war z. B. der Janusbogen an der Grenze zwischen der Tarraconensis und Baetica '); wohl auch das berühmte Tropaeum des Pompeius auf dem Pyrenäenpass zwischen Gallien und Hispanien.

1) Durch Tomás Muñoz coleccion de fueros municipales, Madrid 1847, und die von demselben Verfasser im Auftrage der Madrider Akademie besorgte Ausgabe der cortes de los antiguos reinos de Leon y de Castilla, Madrid 1863, welche die cortes aus den Jahren 1020 bis 1349. umfasst.

2) De obeliscis S. 577; vergl. Franz elem. epigr. Graecae S. 338.

3) Gromatische Institutionen S. 236 ff.

4) Vergl. Monatsber. der Berliner Akademie von 1861 S. 63.

Nun finden sich aber in einer ganzen Reihe von spanischen Ortschaften eigenthümliche rohe und ziemlich grofse, aufrecht stehende Thierbilder aus Granit, die man für Elephanten, Stiere, Pferde, Widder oder Eber gehalten hat, so roh pflegen sie ausgeführt oder so arg verstümmelt zu sein. Die bekanntesten unter ihnen sind die sogenannten toros de Guisando, fünf Stiere, wie es scheint, von denen noch vier aufrecht stehen, in der Nähe des früheren Hieronymitenklosters Guisando, nordwestlich von Talavera de la Reyna in Altcastilien im oberen Tajothal, zwischen den Orten Cebreros und Cadahalso. Inschriften, auf bekannte geschichtliche Ereignisse bezüglich, die auf ihnen zu sehen sein sollten, gehören zu den ältesten spanischen Fälschungen '). Es steht nur auf einem derselben, und zwar auf dem Bauch des Thiers an der einen Seite, eine unzweifelhaft ächte Inschrift; aber sie ist nur eine einfache Grabschrift: Longinus | Prisco Cala etio patri f(aciendum) c(uravit); den Schriftzügen nach gehört sie wohl in das erste Jahrhundert 2). Aehnliche Thierbilder finden sich in vielen Ortschaften des ganzen nördlichen Spaniens, meist ohne Schrift; einige wenige enthalten Reste wiederum von Grabschriften. So steht auf einem früher in Avila vorhandenen kleinen Stier die nur von Gil Gonzalez Dávila 3) erhaltene, etwa so zu ergänzende Inschrift: [Re]burr[us] Ma[e]llonis filius. Diese einheimischen Namen kommen auch sonst vor. Auf einem dritten in Torralva bei Talavera de la Reyna sind in der unvollkommenen Abschrift, welche Herr Delgado in Madrid mir mittheilte, wenigstens der Name Tancinus und die Formel p(onendum) c(uravit) zu erkennen. Die Inschriften stehen überall, wie bei dem Stier von Guisando, auf dem Bauch der Thiere an der einen Seite. Die angeführten Beispiele deuten zugleich die geographische Verbreitung dieser Denkmäler an. Sie sind besonders häufig im oberen Tajothal von Toledo abwärts bis über Talavera hinaus; aber auch am Nordabhang des Guadarramagebirges. Ferner kommen sie in einigen Orten der baskischen Provinzen vor; besonders bekannt ist daselbst unter dem Namen el idolo de Miqueldi das Thierbild von Durango in Vizcaya, auf welchem ebenfalls eine Inschrift früher kenntlich war 4). Ganz vereinzelt aber und sehr

1) Sie stehen bei Gruter 225, 2.

2) Mir liegt eine sorgfältige Zeichnung dieses Stiers von Herrn Guerra vor, welche in dem Semanario pintoreso von 1853, S. 309 veröffentlicht worden ist. Ich führe danach, um eine deutlichere Vorstellung zu geben, die Hauptmaafse an. Die ganze Länge des Thiers beträgt 11 Fufs 3 Zoll, die Höhe ohne den etwas verschütteten Sockel 6 Fufs.

3) In seiner seltenen kleinen Schrift über das Thierbild von Salamanca, den sogenannten toro de Salamanca f. 15.

4) Es ist von Florez in seiner Cantabria S. 125 wiederholt aus einer sehr selenen, von mir bisher vergeblich gesuchten Schrift über Durango.

der Bestätigung bedürftig sind die Nachrichten über ähnliche Thierbilder in Evora und Beja in Portugal, in Linares bei Jaen am Südabhang der Sierra Morena und Segorbe im Königreich Valencia. Diese Thiermale stellen sich danach als am nächsten verwandt zu den eigenthümlichen Statuen galläkischer Krieger von roher Arbeit, ebenfalls zum Theil mit lateinischen Grabschriften, welche ich an anderem Orte 1) besprochen habe. Wie bei den Galläkern die reicheren und hervorragenden Männer solche Statuen als Grabdenkmäler erhielten, gewiss nach uraltem einheimischen Brauch, der sich bis in die ersten Zeiten der römischen Herrschaft forterhielt, so scheinen bei den Vettonen, Carpetanern, Arevakern und den übrigen Stämmen jener Gegenden, sowie bei den Vardulern am cantabrischen Meer, Thiermale auf den Gräbern üblich gewesen zu sein. Man lernt durch inschriftliche Studien manchen eigenthümlichen Gebrauch der Art kennen. So haben z. B. die Grabsteine der Colonie Pax Julia im südlichen Portugal und der umliegenden Ortschaften im Alemtejo nicht selten die Form eines auf einem Sockel liegenden, mit Reifen beschlagenen Fasses, auf dessen Bauch oben die Inschrift steht. Wahrscheinlich ward in jenen jetzt verödeten Gegenden einst viel Wein gebaut und man benutzte hölzerne Fässer statt der sonst üblichen Urnen von Thon oder Stein zum Beisetzen der Asche. Die Orte, in welchen sich jene Thierbilder einst befanden oder noch befinden, hat zuerst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts der Akademiker José Cornide zusammengestellt (in einer von mir aufgefundenen handschriftlichen Abhandlung in der Bibliothek der Madrider Akademie); Herr Guerra zählt (S. 48) etwa 50 Orte mit solchen Denkmälern auf. In ihnen nun glaubt er jenes monumentale Kriterium für die Sitze der iberischen Stämme gefunden zu haben: er hält sie nämlich für Grenzsteine und zwar für Grenzsteine der alten Völkerschaften. Denn er glaubt beobachtet zu haben, dass beinahe alle die Ortschaften, in welchen sie vorkommen (casi todos S. 48, und dies beinahe ist bedeutungsvoll), gerade auf der Grenze zwischen zwei Volksstämmen liegen. Aber mehr noch: er durchmustert die geographischen Wörterbücher von Spanien und Portugal und notirt daraus alle die Ortsnamen, welchen die Begriffe Grenze, Thor, Ende irgendwie zu Grunde liegen (wie z. B. die Namen Termino, Mota, Frontera, Porta, Portilla, Fines, Fiñana, Estremóz), ferner diejenigen, welche an Grenzbefestigung und Grenzfreiheit erinnern (wie Tudela, Segura, Guardia, Salvatierra, Villafranca u. a.) oder die von äusseren Grenzzeichen hergenommen sind (wie Piedra hita, Pilar u. s. w.). Ob alle diese Namen auf Grenzen und auf was für Grenzen sie zurück

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') In Gerhards Denkmälern und Forschungen, XIX 1861, S. 185 ff.

gehen, wer möchte es ergründen wollen? Und gesetzt auch, die angeführten Namenarten bezeichneten wirklich Spuren der alten Völkergrenzen, wie Herr Guerra wenigstens mit einem Schein von Möglichkeit annimmt, so berechtigen sie doch immer noch nicht zu dem nun folgenden Zirkelschlufs: weil diese Ortschaften Grenzbezeichnungen enthalten und weil jene Thiermale Grenzsteine sein sollen hält sich der Verfasser für berechtigt, auch die zahlreichen Ortsnamen, welche irgendwie mit Thiernamen zusammenhängen (wie z. B. Toro, Cabeza del Buey, la Sierpe, Cabra, Cerda, Puerca, Lobo, Caballo, Perro, Leon, Aguila, Ciervo und die hundert davon abgeleiteten oder mit ihnen zusammengesetzten) sämmtlich oder wenigstens beinahe sämmtlich (casi todos) auch auf alte Völkergrenzen zurückzuführen. Kein Wunder, dass er deren etwa 3500 zählt; denn in welchem Lande giebt es nicht zahlreiche von Thiernamen hergeleitete Ortsnamen 1)? Es soll nicht geläugnet werden, dafs möglicher Weise manche dieser Bezeichnungen nicht auf lebendige Thiere, sondern auf jene Thierbilder zurückgehen können, da in der That gerade einige von den Orten, in welchen Thierbilder erhalten sind, auf Thiere zurück zu führende Namen haben, z. B. Becerril, el Berraco, Toro. Aber erstens kommen ja, wie wir sahen, die Thierbilder nicht in ganz Spanien gleichmäfsig vor, und zweitens bleibt noch zu erweisen, dafs sie überhaupt Grenzsteine waren, wogegen die auf einigen erhaltenen, oben angeführten Inschriften sehr entschieden sprechen. Bei allem Respekt vor dem ernsten Bemühen des Verfassers, welcher seinen Landsleuten in wissenschaftlichem Eifer mit rühmlichem Beispiel vorangeht, müssen wir seine Idee über die Bedeutung der Thierbilder doch als eine verfehlte bezeichnen. Bei fortgesetzter näherer Prüfung wird sich ihm selbst wahrscheinlich das ganze kunstreiche Gebäude als auf den Sand gebaut erweisen. Es ist aber sehr zu wünschen, dafs er seinen Catalog jener Thierbilder, erhaltener wie verlorener, wo möglich mit Abbildungen, veröffentlicht. Man kann noch gar nicht absehn, welche Resultate sich daraus ergeben werden; aber auch wenn dieselben für die Theorie der Völkergrenzen ganz ungünstig ausfallen sollten (wie ich vermuthe), so würde damit doch voraussichtlich gröfsere Klarheit über eine eigenthümliche, wie es scheint, auf Spanien beschränkte Klasse von Denkmälern gewonnen werden.

Das Hauptgewicht legen wir auf Herrn Guerras Forschungen über die Grenzen der Bischofssitze; die kirchliche Geographie der Halbinsel wird dadurch zuerst festen Boden und eine vielfach von der bisherigen sehr verschiedene Gestalt gewinnen.

') Vergl. Potts Personennamen, Leipzig 1853, S. 531 ff.

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