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aus nicht fernem Binnenlande kommenden, und mit breitem Aestuar in's Meer ausmündenden Flüssen hingelagert ist, nach dem südlicheren derselben den bezeichnungslosen Namen Kamerun, während der einheimische, der Dualla-Sprache angehörende, Name Maongo ma Lōba „der Himmels-" oder „Gottesberg" so schön und bezeichnend ist. Jedoch, in so unmittelbarer Nähe auch dieser Berg der Küste liegt und so oft jene beiden Flüsse besucht wurden, machte man doch keine nähere Bekanntschaft mit ihm selbst, aufser dafs man bald seine vulkanische Natur erkannte, die, nach dem gelegentlich aufsteigenden Rauch zu schliefsen, sogar noch nicht ganz erstorben zu sein und noch fortzuwirken schien. Man sah sich also veranlafst, diesen Berg mit der durch die Inseln Principe, S. Tomé und Annobom gehenden vulkanischen Spalte in Verbindung zu setzen '), auf der sogar noch der Mindif zu ruhen scheinen möchte, jene zuerst von Denham, dann von mir erblickte zweigehörnte Bergspitze, die scheinbar höchste Erhebung der von allen Seiten vereinzelten Berggruppe von Mándara oder Wándalā im Süden des Tsad-Beckens. Bei solcher Annahme mufste man die, nicht von SW. nach NO., sondern von S.-N. gerichtete Achse der Kuppen des Kamerūn als eine Seitenspalte betrachten.

Am meisten Aufmerksamkeit aus früherer Zeit scheint der Kapitain William Allen diesem Berge gewidmet zu haben, und machte er einen kleinen Ausflug an seinem Fulse; nach ihm hatte der Vulkan noch im Jahre 1838 einen Ausbruch. Aber erst im Jahre 1860 machte der Botaniker Gustav Mann, derselbe, der den Clarence Peak auf Fernando Po bestiegen, einen Versuch, auch diesen Berg zu besteigen, und er war es auch, der diese endliche, wirkliche Ersteigung Ende 1861 veranlafste, indem Captain Burton sich ihm eigentlich nur anschlofs.

Burton nun hatte den Vortheil seiner Stellung als Consul an dieser Küste, mit allen Mitteln zu seinem Gebote, die eine grofse See-Nation, die gerade seit vielen Jahren ihr Augenmerk auf diese Gegend gerichtet hat, gewähren konnte, und dazu den sicheren Rückhalt des Meeres hart hinter sich. So brachte er denn eine zahlreiche Gesellschaft zusammen, in der neben dem Botaniker Mann der Missionar Saker, der dort schon viele Jahre stationirt ist und 1855 eine kleine Grammatik und ein Vokabular der Dualla - Sprache veröffentlicht hat, die Hauptperson war. Auch fehlte ihm zu seiner Bergreise nicht eine mannichfache Ausrüstung, zu deren materieller Seite auch ein von der Madame Saker zum Weihnachtsfest gebackener Plummpudding gehörte.

') Gumprecht, Die vulkanische Thätigkeit auf dem Festlande von Afrika, 1849 S. 18. Humboldt, Kosmos, Th. IV. S. 377.

So traten sie am 19. December 1861 ihre Bergreise an, von der wir hier nach dem in den Proceedings der Londoner Geogr. Gesellschaft (Proceedings of the R. Geogr. Soc. 1862 p. 238ff.) veröffentlichten Bericht, mit Ergänzungen aus Mann's, an Sir William Hooker gerichteten, brieflichen Mittheilung (Journal of the Proceedings of the Linnean Society No. 25, 1863 Botany, p. 1-13), die mir leider erst während des Druckes zugekommen ist, eine kurze Beschreibung geben wollen. Ein längerer Bericht Burton's mit Einschlufs seines Besuches der Stadt Abbeakúta in Yoruba wird binnen Kurzem in London herauskommen, wird aber wohl, aufser einigen Illustrationen, in wissenschaftlicher Beziehung wenig Neues bringen.

Ausgangspunkt der Bergbesteigung war die so schön und gesund gelegene Missionsstation Victoria am Südfulse der ungeheuren Bergmasse, dieser Masse, die, wie Burton gleich im Eingange sagt, ein Glied in einer langen Reihe basaltischer Kuppen bildet, mit einem Durchmesser von 28 Engl. Meilen bei 24, also einem Areal von 600 Engl. Meilen, wie Burton meint, während er nach Capt. Owen's Schätzung nur 314 betragen würde.

Zuerst ging es durch Waldung mit Bäumen von oft 100 Fufs Höhe, Palmen und Akazien, einer Mannigfaltigkeit von Feigen und Kardamomen, dem Kola-Baum (Sterculea acuminata nach Burton, tragacantha nach Mann); daneben vortrefflichen werthvollen Holzarten, der Afrikanischen Eiche (Oldfieldia Africana); der ZwergEiche von Sierra Leone (Lophira alata) und dem Gelbholz (Mormida lucida).

Dies ist auch die Region ungeheurer Gräser, die bis in eine Höhe von 4000 Fufs hinaufsteigen, wo kleinerer Wuchs sie verdrängt. Nach Burton ist diese untere Gebirgslandschaft trefflich geeignet für Cacao (Theobroma cacao), Kaffee und Zucker, und er hält es für einen Verlust, dafs sie zu Bananen und Koko (Colocasia esculenta) verwandt wird.

Man passirte zwei Mal den kleinen hellen Bergstrom, der Victoria das reinste Wasser liefert, und hielt sich westlich an einer von den Engländern Mount Henry genannten Höhe hin, die Burton sogleich zu einem vorläufigen Sanitarium bestimmte, bis die grofse projektirte derartige Anstalt auf dem Gipfel des Berges eingerichtet werden könne.

So erstieg man denn einige steile Anhöhen (some tough heights), und erreichte nach 4 Stunden, d. h. nach 2 Stunden 20 Minuten wirklichen Marschirens die Ansiedlung des Häuptlings Miyombi und machte Halt zum Frühstück in Bosumbo oder Basumba, dem Hauptdorfe, in Entfernung von 23420 Fufs von Victoria (nach einer Leine gemessen).

In Bosumbo zeigte ein französisches Aneroid
Herrn Mann's Koch-Apparat.

bei einer Temperatur von 67.5 F.;

29.6,

210.5°,

nach Mann's approximativer Berechnung 1492 Fufs absoluter Höhe.

Der Pfad, nichts als eine leichte Spur (a mere rut), führte die Gesellschaft durch dichte Gebüsche und Gras, im Allgemeinen N. etwas W. Zuerst ging es durch wohlbevölkerte Bezirke, dann betrat man eine beschwerliche Reihe felsiger Rücken, durch Schluchten von einander getrennt und während der Regen unpassirbar.

Um 4 Uhr 30 Min. N. M. (die Zeit des Aufbruches ist nicht angegeben) erreichte die Gesellschaft Mapanya, den Distrikt des Häuptlings Botani, und das höchste Dorf in diesem Theil des Gebirgsknotens, 17300 Fufs an der Leine von Bosumbo entfernt.

Hier zeigte das Aneroid 28.23°; das Koch - Instrument 207.5 °, bei einer Temperatur von 72.5° nach Mann 3146 Fufs Höhe.

Mapanya ist das gewöhnliche Dorf der Ba-kuirí, scheint jedoch nur aus 6 Hütten zu bestehen, in einer kleinen, mit Bananen bestandenen Wald-Lichtung und von einer herrlichen Lehne bewaldeter Höhen im Rücken begrenzt. Die Hütten sind oblong, mit Hängedach; die Dächer mit Palmblättern gedeckt. Die Wände bestehen aus Flechtwerk, gestützt von Pfosten der starken und faserigen Baumfarn, und mit Tafeln von Baumrinde versehen, um den Wind auszuschliessen. Der innere Raum zerfällt in drei Abtheilungen, und an einem Ende der langen Wände ist eine abgetrennte Kammer. Der Mitteltheil, wo die einzige Thür sich befindet, stellt die Halle dar; dagegen ist das andere Drittheil für den Heerd bestimmt mit einer Plattform darüber, um Holz wegzulegen und zu trocknen. Die innere Seite des Daches ist vom Rauch geschwärzt, und wie das in allen diesen Gegenden der Fall ist, Alles in Einem, Wohnung und Stallung für Mann, Frau und Kind, Ziege, Schaf, Schwein und Huhn.

Der erwähnte Stamm des Ba-kuírí, dem dieser Theil des Berges gehört, wird auf früheren Karten (mit übrigens sehr geringer Abweichung, dar und ja beständig mit einander verwechselt werden), Bakuileh genannt. Der Name kommt von kuiri Dickicht (jungle), und ba- ') (in der Singularform mo-) kuiri heilst also Leute aus dem Busch". Diese Ba-kuírí sind ihrer Sprache nach den Isúbu oder den Bewohnern von

1) Dieses ba für das Individuum kommt selbst in den nördlicheren, von mir durchreisten Gegenden nicht allein im Hausa, in den Volksnamen ba-Hause, ba-Fellantsi, ba-Bérbere, sondern auch im Wándala vor, als stäter Zusatz der einfachen Pronominalformen ba-ya, ba-ka u. s. w., wie es in der Sprache der Ba-ti sogar den Zahlwörtern vorgesetzt wird; es charakterisirt die von Dr. Bleek Bā-ntu genannten Sprachen.

Bimbia verwandt und ihr Dialect ist ein Zweig der grofsen Süd-Afrikanischen Familie, dessen Typus die Sprache der Kafirn ist. Die Ba-kuiri sind ein hellfarbiger Stamm '), ähnlich den Bubis von Fernando Po und haben, wie das bei Bergbewohnern gewöhnlich der Fall ist, gut gebaute Beine. Sie stehen in schlechtem Ruf, und können nur desshalb nicht viel Schaden anrichten, weil jedes kleinste Dorf von fünf Hütten im Streit mit seinen Nachbarn steht, und weil die Giftgerichte diese Hauptpest des heidnischen Afrika neben den Sklavenjagden ihre Anzahl auf erschreckliche Weise lichten. Nur mit Mühe kann man sie überreden, ihre Heerden zu verkaufen, selbst nur ihr Geflügel, aufser wenn man sie mit Rum, oder mit einem hohen Hut oder einem Englischen Hemd besticht. Mehr als Alles jedoch erregte das rothe Bettlaken des Herrn Mann die äusserste Bewunderung dieser Leute, und sie boten nach einander für ein Stück erst ein Schwein und eine Ziege, dann einen kleinen Knaben und endlich ein erwachsenes Mädchen.

Capt. Burton rastete in Mapanya am 20. December, nachdem er die Krūleute, die ihn begleiteten, um neuen Mundvorrath zu holen, nach Victoria gesandt hatte. Während dessen entdeckte Mann die höher gelegene Quelle und erstieg einen über 9000 Fufs hohen Kegel. Burton erzählt dann eine Scene, die bei der Betrunkenheit des mit seinen Geschenken unzufriedenen Häuptlings sehr ernst zu werden drohte und fast zu Thätlichkeiten führte. Am nächsten Tage nahm der Streit einen neuen Charakter an, indem in Gesellschaft der nach Victoria geschickten Krūleute Miyombi, der oben erwähnte Häuptling des unteren Dorfes Bosumbo, ankam, gleichfalls viehisch betrunken [die ewige Folge des christlich civilisatorischen Schnapses!], und nun seinen Kollegen überredete, 500 Pf. St. von den Reisenden zu fordern, für seine gnädige Erlaubnifs, den Berg zu ersteigen. So hatten sie denn Mühe eine hinreichende Anzahl von Trägern zu erhalten, da sie 25 bedurften und da nur vierzehn zu haben waren. Man musste also die Gesellschaft theilen und die Träger zweimal schicken.

Am 21. December brach Burton etwas nach 5 Uhr N. M. von Mapanya auf. Die Entfernung von diesem Dorf nach dem von den Vorausgeschickten gewählten Lagerplatz, Ridge Camp" genannt, beträgt 6000 Fufs mit fünf sehr steilen Absätzen. Der Pfad gleicht

1) Als hellfarbigen Stamm hatte ich nach meinen, im Jahre 1851 vom Binnenlande aus gemachten Erkundigungen jene Ba-ti (Sing. Mo-ti), einen nahe verwandten, hart hinter diesen Küstenbergzügen, nach dem Inneren zu, wohnenden Stamm bezeichnet und erhielt defshalb unbegründeter Weise von Dr. Baikie eine Zurechtweisung (Baikie's Exploring Voyage p. 425).

hohe Felsspitzen

vollkommen dem bis Mapanya zurückgelegten (pitches), natürliche Leitern aus Fels und Wurzeln, hohe Gräser, Felsrücken, Löcher, Nesseln und dazu Legionen beifsender Ameisen.

Schon kurz vor Mapanya war die Oel-Palme verschwunden und jetzt sah man die letzte Banane und den ersten anmuthsvollen Farnbaum.

In diesem Lager, Ridge Camp, zeigte das Aneroid 27.2°; der Thermometerstand ist nicht angegeben. Von korrespondirenden Beobachtungen ist nie die Rede.

Die Nacht im Walde war sehr ungemüthlich. Man hatte in Folge der Ungastlichkeit der Ba-kuírí kein Wasser, der Boden, auf dem man lagerte, war uneben; kurz, es war eine schlechte Vorbereitung zu einem schwierigen Tagemarsch.

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Als man dann am 22sten Ridge Camp verliefs, betrat man nun die wirkliche Zone der Farn. Alles ringsumher war mit Farn bedeckt. The characteristic of the scenery now was the fern, fern, fern everywhere. Einige derselben, 10-20 Fufs hoch, glichen in ihrem schlanken Wuchs fast Palmbäumen, und gewährten einen unübertrefflich schönen Anblick (surpassingly fair to look at); andere dagegen waren zwergartige Epiphyten, mosartige Sprossen ihren älterlichen Bäumen entwachsen. Da gab es ganze Lager Farn auf dem Boden sich hinziehend und andere (vom Genus Trichomanes), die, gleich Schlinggewächsen, an den Baumstämmen hinaufliefen. Niemals hatte Burton einen schöneren Farnwald gesehen (a more beautiful fernery), und um so schöner war er, je mehr er durch den umher sich lagernden, ungeheuren tropischen Wuchs gehoben wurde.

Der Pfad dabei war schlecht. Um 8 Uhr war man wirklich aufgebrochen, nachdem man zu früher Stunde zu rüsten angefangen hatte, und man legte 2510 Fufs in einer guten Stunde zurück. Da passirte

unter einem natürlichen Bogen gefallener Bäume hindurch und nannte es das Farn-Thor" (fern gate). (Hier zeigte das Koch-Instrument 120.4, die Temperatur 66 °.)

Das war nun wieder eine Vegetationsscheide, und jenseit dieses natürlichen Baum - Thores lag eine ganz neue Landschaft. Plötzlich, als wie mit der Axt gefällt, hörte Busch und Wald, auf und, welche Freude! man hatte die Zone der so schwierig zu passirenden hohen Gräser hinter sich. Das Auge sah nichts als einen breiten grünen Abhang von kleinem Moos und gröfseren Farn, insgesammt von der Art der Ferula nephrolepis, aufgelagert auf einem rauhen Bett alter verwitterter Lava. Diesen Lavastrom nannte man Lava-Bett No. 1, und Proben hiervon und von den anderen, längst erloschenen, Feuerflüssen hat Consul Burton an Sir Roderick Murchison eingesandt.

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