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was ein Funqi und Beduine denn doch nicht so leicht thun würde. Daher hat auch das in Egypten circulirende Sprichwörtlein:

Il Berberino
mangia porco
beve vino

seine praktische Bedeutung. Ungebundenheit in den Sitten und Hang zur Völlerei sind eine nothwendige Folge der Vernachlässigung so vieler weiser Vorschriften des Qur'ân, welche dem gläubigen Moslem Zwang auferlegen und zwar in Gegenden, in denen sich, wie in den meisten des Morgenlandes, physische Ausschreitungen so leicht und so furchtbar rächen. Daher sind Excesse in Baccho et Venere in manchen nubischen Distrikten zum Glück bis jetzt nur in manchen

recht sehr an der Tagesordnung.

Die Berâbra reden eine wohlklingende, vokalreiche Sprache, welche in zwei Hauptdialekte, in das Kensî und Mahhâçî, zerfällt. Jenes wird rein in den zwischen Assuân und der Gegend von Solib gelegenen Distrikten gesprochen und zeichnet sich durch häufige Anwendung das Nominalaffixum ġi1) aus. Im Batn-el-Hagar und Dâr-Sukkôt wird eine Mischung von Kensî und Mahhâçî gesprochen.

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Beim Mahhâçî findet dagegen das Nominalaffixum ga qâ γά häufige Anwendung; wir sehen von noch anderen Verschiedenheiten ab, welche diesen Dialekt vor dem Kensî charakterisiren. Ersterer wird rein in Dâr-Maḥhâç gesprochen. Im Dâr - Donqolah herrscht, der Annahme mehrerer Reisenden zufolge, das Kensî. Indessen glaube ich, dafs man es hier mit einem, wenn auch mannigfach veränderten, Maḥhâçî zu thun habe. Hierauf nämlich führt mich besonders das so sehr häufige Vorkommen des Affixum qd in donqolanischen Ortsnamen wie Mará-qâ, Mahará-qâ, Dôl- qâ u. s. w. und in dortigen Bezeichnungen für Gegenstände zum täglichen Gebrauche, z. B. Taba-qâ Deckel Dô-gâ Brodpfanne, Nâ-qâ — Haus

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u. S. W.

Die Berâbra theilen sich in eine Anzahl von Stämmen, unter denen jedoch die Kenûs

çîn

محاصين

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Sukkôtîn

كنوس

دناقل

Mahha, سكوتين

und Danâqla ölis den Vorrang behaupten, Es haben sich in ihrer Mitte einige Araber (z. B. Ġowabereh), Fellâhîn, Bosniaken und Neger niedergelassen und theilweise auch mit ihnen vermischt. Der Nationaltypus der Berâbra ist jedoch, wie dies manche Reisende fälschlich anzunehmen scheinen, durch diese Mischungen auch nicht im Geringsten verändert worden.

1) Viele umschreiben dies, meiner Ansicht nach weniger richtig, mit ki. Wir hörten das Affixum in Wadi - Kenûs mehr wie gi, in Sukkôt mehr wie dji und ji aussprechen.

شيقية qieh

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Südlich von Donqolah wohnt, längs des Niles, das Volk der ŚêBisher haben sich die Reisenden fast ohne Ausnahme abgemüht, diese sesshafte Nation als echte Nachkommen der arabischen, von Higâz her eingedrungenen Beni-Qurêś darzustellen. Der Bezeichnung: „Schaigië-Araber“ u. s. w. begegnet man daher fast in jeder älteren und neueren Reisebeschreibung Nubiens. Kaum aber verdient ein Volk die Herleitung aus der arabischen Halbinsel weniger, als gerade die Śêqîeh. Der Angabe mancher Reisebeschreiber, dafs schriftliche Dokumente die Abkunft der Śêqîeh aus Asien unzweifelhaft darthäten, muss ich dieselben Gründe entgegensetzen, mit denen ich schon früher die Zuverlässigkeit solcher arabischer Völker-Genealogien (d. Zeitschr. N. F. Bd. XII. S. 198) bekämpft. Ein alter, intelligenter Śêkh der Śêqîeh sagte uns, er halte jene Dokumente, deren es wirklich zu Merawî gebe, für gefälscht und seien seine Landsleute alte Insassen des von ihnen noch heute bewohnten Landes.

Die Sêqîeh sind ein wohlgebautes, physisch sehr tüchtiges Volk, mit gut geschnittenen, intelligenten Zügen von echt nubischem Typus, freier, hoher Stirn, meist grader Nase, ziemlich fleischigem Munde und grofsen, lebhaften Augen. Ihre Haut ist mehr und weniger dunkel bronzefarben. Sie schliefsen sich in Tracht wie Sitten völlig den Berâbra an. Ihre Sprache ist grofsentheils arabisch; jedoch sprechen und verstehen sie, gleich den Bewohnern von Dâr-Monâçir und DârRobatât, auch ein Berberi, welches sich zunächst an den Dialekt von Donqolah (Mahḥâç) anzuschliefsen scheint. Die Behauptung einiger Reisender, die Śêqîeh verständen nur arabisch, ist gänzlich grundlos. Die Śêqîeh treiben Ackerbau und einige Viehzucht.

Als Ismâ îl-Basa im Jahre 1821 seinen berühmten Zug nilaufwärts nach Sennâr unternahm, waren jene der einzige Stamm, welcher die türkische Invasion, die Waffe in der Hand, abzuwehren versuchte. Sie mufsten jedoch, trotz alles kriegerischen Muthes, der überlegenen Kriegskunst ihrer Gegner weichen und Dâr-Seqîeh wurde egyptische Provinz. Die Unterjochung der kühnen, stolzen Sêqîeh befreite die umliegenden nubischen Distrikte von jahrzehnte langem, schwerem Druck. Denn Jene, im Besitze trefflicher Pferde '), fielen Jahr aus Jahr ein abtheilungsweise in die ihnen benachbarten Provinzen, plünderten, legten Contributionen auf und erzeugten eine Unsicherheit der Zustände, welche ganz Nubien in Angst und Schrecken hielt, durch den Feldzug der Türken nach Sennâr aber freilich, wohl für immer, besei

1) Besonders der schönen Race von Donqolah, welche gegenwärtig so gut wie ausgestorben ist. Man trifft jedoch in Nubien noch immer viele gute Pferde von donqolanischer und egyptischer (arabischer) Halbzucht.

جعلين

tigt wurde. Der schlaue Mohammed -'Ali wufste Vortheil aus den bewährten, kriegerischen Eigenschaften der Sêqîeh zu ziehen und schuf aus ihnen eine irreguläre Reiterei, welche alljährlich durch Ausgehobene und Freiwillige vervollständigt, auch gegenwärtig noch in einer Anzahl von Schwadronen erhalten ist. Dieser tapferen und ausdauernden Reiterei verdankt das egyptische Gouvernement einen grofsen Theil seiner Erfolge in den von ewigen Grenzfehden und häufiger bewaffneter Steuerverweigerung heimgesuchten, sudânesischen Distrikten. Den Sêqîeh sind die Ġa alîn verwandt, welches äthiopische Urvolk die Hauptbevölkerung der Nilufer zwischen 15 und 17° N. Br. bildet. Die Ġa alîn, welche in unseren Zeiten meist arabisch (z. Th. jedoch auch berberinisch) reden, ähneln schon sehr den ihnen benachbarten Hasanieh und den Begah-Stämmen. Sie bilden ein Verbindungsglied in der Kette äthiopischer Völkerstämme von Assuân bis tief nach Sennâr und in die centralen Gegenden des cisäquatorialen Afrika hinein. Auch sie haben sich vielfach mit Begah, Fung, eingeschleppten Negersklaven u. s. w. vermischt. Die Ġa'alîn treiben grofsentheils Ackerbau; nicht Wenige von ihnen ziehen mit Specereien, Arzneimitteln, kurzen Waaren u. s. w. in ganz Sennâr umher und zeichnen sich beim Verkehr durch grofses Schachertalent aus. Nur wenige Ġa alîn - Familien führen in der südlichen Bejûdah-Steppe, in den Steppen von Nâqâ, am unteren blauen Flusse und unteren Atbarah, ein Nomadenleben und gewinnen durch Bereitung von Butter und Käse, durch Vermiethen von Kameelen u. s. w. Unterhalt.

Aufser den hier aufgezählten Völkerstämmen findet man in Sennâr noch Abyssinier, Gâlâ, Sklaven und Pilgrimme aus Fûr, Wadâî, Baghirmi und anderen Gegenden West-Sudâns, ferner Türken, egyptische Fellâhîn, Griechen, Armenier, Kopten, Juden und einige Franken. Die Abyssinier schliefsen sich, ebenso wie die ihnen verwandten Agow (nebst Falaśa's), Danakil und Somali's, physisch an die hellfarbenen Aethiopenstämme Nubiens und Sennârs an. Es sind dort ähnliche Physiognomien, Trachten, Sitten und Gebräuche, wie hier; nur die Religion der Abyssinier ist eine andere; ihre Sprache, obwohl semitisch, hat wieder viele Wörter an die sudânesischen Sprachen abgegeben und andere von diesen entnommen. Die Sprachen der Danakil und Somali's sind auf ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu Nachbarsprachen leider noch zu wenig untersucht worden.

Die Gâlâ dagegen, auch im Besitz einer eigenen Sprache, erstrecken sich allem Anscheine nach tief nach Ost-Central - Afrika hinein. Sie sind theils Moslemîn, theils Heiden; etliche ihrer Stämme sind jedoch durch die Statthalter von Amhâra und die Könige von Schoa zum Christenthume bekehrt worden. Diejenigen Gâlâ, welche

das Thal des mittleren und oberen Jebûs und die angrenzenden Steppen bewohnen, sind Mohammedaner, züchten vieles Vieh, u. A. auch gute Pferde und sehr langhörnige Buckelrinder. Sie unterhalten mit den Bertât, Fung und Beduinen Ober-Sennârs durch farbige Zwischenhändler einen ziemlich lebhaften Verkehr. Ueber die Sitten und Gebräuche dieser Gâlâ - Völker weils man noch sehr wenig. Ein Gelehrter, 'Abd-el-Kerîm, erzählte uns in Fezoghlu, die Gâlâ des Jebûs wohnten in gutgebauten Toqûl-Dörfern, bauten mehrere Durrah-Sorten, kleideten sich ganz nach Art der Berûn am Ġ.-Ghûle, führten als Waffen runde, mit Goldblech (?) beschlagene Schilder, Lanzen und krumme Messer 1), verhielten sich zwar gegen die nördlichen Berțât friedlich, überfielen aber desto häufiger die südlich von BeniŚonqôlo gelegenen Distrikte der Schwarzen, um dort zu plündern und zu rauben. Zwei junge, angeblich von Fadâçî stammende Gâlâ, welche sich unter der Soldatenbesatzung von Famakâ befanden, waren mittelgrofs, schlank, von ziemlich dunkler Bronzefarbe, hatten ein wenig krauses, aber ziemlich weiches Haar, niedrige Stirnen, kleine Stutznasen, ein rundliches Antlitz mit breiten Jochbeinen, breiten, von dünnen Lippen eingefafsten Mund und sehr grofse, kluge Augen, welche durch ihren eigenthümlichen Glanz an diejenigen der Seehunde erinnerten. Solche Seehundsaugen haben wir öfter an abyssinischen und Gâlâ- Sklaven gesehen. Auch Sklaven aus Kâfâ, Enâryâ und Guragwe kommen zuweilen nach Sennâr. Letztere waren ziemlich hellbronzebraun, beinahe wie die Abû-Rôf u. s. w. gefärbt, hatten ähnliche Züge wie die oben beschriebenen der Gâlâ, immer jedoch feinere Nasen und etwas dickere Lippen, wie diese, und eigenthümlich schwermüthigen Gesichtsausdruck. Die Formen zweier von uns beobachteter Guragwe-Mädchen waren aufserordentlich weich und anmuthig.

Die in Sennâr lebenden Türken sind gröfstentheils Offiziere, Beamte und Soldaten der weifsen, irregulären Reiterei, der Basî-Bozûq. Meist den kriegerischeren Stämmen des osmanischen Reiches, als Tscherkessen, Albanesen, Griechen und Kurden, angehörend, thun sie sich durch Tapferkeit und zähe Ausdauer hervor. Leider wurde in neuerer Zeit durch die Regierungsmaximen Śa'îd - Basa's, welcher viele Türken ihrer Aemter enthob und dieselben durch schlaffe Fellahîn und durch Eingeborne von zweideutiger Treue zu ersetzen suchte, die Energie der alten, türkischen Kriegerkaste, die ja unter Mohammed'Ali den Sudân solange in Zaum gehalten, zum grofsen Theile lahm gelegt. Mit den Türken theilen jetzt die Fellâhîn die Regierungs

1) Deren wir mehrere von den egyptischen Soldaten zu Famakâ als Seitengewehre brauchen sahen.

stellen im Sudân; andere Bewohner von gemischt arabischem Blute, darunter Syrer, Leute aus Maghreb und Higâz, treiben Handel, dienen als Unteroffiziere im regulären Militär, als Hausoffizianten bei den Vornehmen u. s. w. Die hier lebenden Armenier und Griechen sind fast ohne Ausnahme Händler, die Kopten, wie im ganzen Nilthale, die schreibseligen Regierungs-Sekretäre. Hiesige Europäer zeichnen sich, wenige Ehrenmänner ausgenommen, durch Geschicklichkeit in der Menschenjagd aus.

Würdigt ein Reisender, welcher Gelegenheit findet, das Nilthal von Cairo bis nach Fezoghlu zu durchwandern, die Wandskulpturen und Wandmalereien, die Bildsäulen und Schriftrollen der alten Egypter einiger Aufmerksamkeit, so wird demselben sofort die merkwürdige Uebereinstimmung auffallen, welche zwischen den alten und den heutigen Bewohnern der Nilländer nicht nur hinsichtlich ihrer physischen Eigenschaften, sondern auch hinsichtlich ihrer Sitten und Gebräuche sich erhalten. Wenig genug hat sich da im Laufe der Jahrtausende geändert. Der Reisige des Pharaonen zeigt dieselbe charakteristische Physiognomie, wie, der Mehrzahl nach, der Fellâh, Kopte und Berberî; da sind dieselbe Haartracht, die eigenthümliche Schlankheit der Glieder, dieselbe Art und Weise, die einfache Kleidung zu drapiren, wie sonst, so noch heut. Dieselben Regeln der Häuser - Architektur, dieselben Acker- und Hausgeräthe, als der Śadûf und die Sâqiêh zur Bewässerung, die Kühlflasche - Qulleh von porösem Thone, die schweren Wassertöpfe Bardâq und Burmah das Ruhebett oder 'Anqarêb, der überflochtene Schemel und noch so vieles, vieles Andere, dessen Herzählung allein einen halben Band füllen könnte, es ist den alten und den jetzigen Bewohnern des Nilthales (mit sehr geringen Aenderungen) gemeinschaftlich. Das morgenländische Wesen mit seiner sarazenischen Architektur, seiner Kleiderpracht und seinen vielen Eigenthümkeiten, welches in einigen grösseren egyptischen Städten, wie Cairo, Esneh und Qeneh, prädominirt, hat die Landschaften südlich von der ersten Katarakte noch wenig genug beeinflufst, hat diesen von ihrem specifisch äthiopischen Charakter wenig genug geraubt. Wandert der Reisende durch die engen Gassen von Urdu (Neu-Donqolah), von Ḥandâq oder Sennâr, so tritt er Bildern des alltäglichen Lebens entgegen, wie sie etwa ein altgriechischer Reisender empfangen haben mag, wenn er Memphis', der pharaonischen Königsstadt, Strassen und Plätze durchzog. Mag hier auch heut zu Tage Alles ärmlicher aussehen, wie ehedem, fehlen jetzt auch die Kolossalstatuen an den Eingängen hoher Tempelpylone, der Eindruck im Allgemeinen muss

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