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سلیم

Selîm im östlichen Kordufân. Einige Familien streifen auch am Óstufer des Baḥr-el-abjaḍ, also in der Ġezîreh, unfern der Makhâḍat-Abû-Zêd, umher. Noch andere haben sich zu Bârah, 'Obêd, Turah, Qaqah, Sennâr und Rosêres niedergelassen, woselbst sie sich durch etwas Ackerbau und durch Vermiethen von Pferden und Lastochsen ernähren.

Die Baqara haben den nun schon mehrfach geschilderten Gesichtstypus der hellfarbenen äthiopischen Nomadenvölker. Ihre Weiber gelten als die schönsten in Ost-Sudân, stehen jedoch, wie Kenner berichten, immer noch hinter den lieblichen Töchtern der Berûn von den Bergen zurück. Das Hautkolorit dieser Beduinen ist dunkler als dasjenige der Besarîn und Śukurîeh; auch findet man nirgend soviel Mischlinge mit Negerblut, als gerade unter ihnen. In der Tracht weichen sie von den übrigen Nomadenvölkern etwas ab. Männer und Weiber der Baqâra nämlich flechten ihr Haupthaar nach egyptischer Art in viele feine gleichlange Zöpfe und schmücken dasselbe mit Glasperlen, Bernsteinkugeln u. dgl.; die Männer tragen nur ein weites, weisses Baumwollenhemd, sehr selten eine Ferdah, welche letztere dagegen, nebst einem schmalen Zeuglappen um die Hüften, bei verheiratheten Weibern stets in Gebrauch ist. Diese tragen auch Nasenringe und tätuiren die Lippen blau. Als Waffen dienen ein Dolch am Ellenbogen und eine Lanze mit langer Spitze und Bambusschaft von 8 Fufs Länge, seltener ein Schwert. Sie sprechen ein mit fremden Wörtern so reich gemischtes Arabisch, dafs man im Verkehr mit ihnen, selbst bei noch so guter Kenntnifs des Arabischen, häufig eines Dolmetschers bedarf.

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Die Baqara züchten sehr viel schöne Rinder, welche besonders gut in der ostkordufânischen Steppe, weniger gut in der Nähe des weifses Flusses, gedeihen. Viele von ihnen sind beritten. Ihre westlichen Stämme nehmen Pferde von kordufânischer (fûrischer) Zucht. Die Selîm beziehen ihre meisten Pferde aus Maqâdah d. h. im Allgemeinen: „Südabyssinien". Krankheiten und Strapazen reiben diese Thiere schnell auf und müssen sie immer wieder durch frischen Nachschub ergänzt werden. Daher begeben sich alljährlich einige Selîm durch die Makhâḍah-Abû-Zêd und über Sennâr-Abû-Harâs behufs des Pferdekaufes nach Qedâref und kehren auf demselben Wege wieder zurück. Man bedient sich des abyssinischen, hölzernen Bocksattels mit ledernen Bauschen und der engen Steigbügel, in deren jeden nur die grofse Zehe gesteckt werden kann. Kameele kommen hier nicht gut mehr fort. Ochsen werden von den Baqâra zum Reiten und Lasttragen benutzt.

Die Geschicklichkeit der Baqâra in der Jagd auf Elephanten, Giraffen und Straufse ist merkwürdig. Die Selim sind sehr kühne

Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. XIV.

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und gefürchtete Krieger. Diese überfallen häufig ihre Nachbarn, die Sillûk und Nôbah, gehen aber auch über den Flufs und greifen die Ghazwât Denqa an. Hauptzweck solcher Ueberfälle ist Erbeutung von Sklaven, welche von den Beduinen theils zur Bestellung ihrer Durrah- und Dokhn - Felder benutzt, theils auf den Märkten von Obêd und Kharțûm (bis vor Kurzem auch zu Hellet-Qaqah) verschachert werden. Die Baqâra ziehen oft tageweit durch Steppen und dornreichen Urwald, erspähen irgend ein Dorf der Sillûk oder dergl., sprengen bei Nacht hinein, stechen und hauen die Wehrhaften nieder und legen die Gefangenen in die Śêbah - Sklavengabel, ein schwerfälliges Marterinstrument.

Seit Kordufâns Eroberung durch die Türken zahlen die Selîm zwar an diese Tribut, verweigerten denselben jedoch schon öfter und zogen sich dadurch häufige bewaffnete Exekutionen über den Hals. Am furchtbarsten wurden sie deshalb von Mûsâ - Bey, jetzigem General - Gouverneur des Beled-Sudân, heimgesucht. Noch heut erzählen sie mit Entsetzen vom wilden Ġezzâr dem Henker, wie sie den Mûsâ-Bey nennen. Seit der vielgenannte Mohammed - Khêr GrossŚêkh der Baqara - Selîm, ist deren Land, „Dâr-el-Baqâra“, enger mit dem Diwân zu Obêd verbunden worden.

Die Hasanieh

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, welche schon früher aufgeführt

worden sind '), bewohnen sowohl den Unterlauf des weifsen Flusses, bis nach Mangerah, als auch die Bejûdah-Steppe. Sie treiben Viehzucht.

برابرة

Sing. Berberî

بربری

Ausser den oben genannten, hellfarbenen, äthiopischen Nomaden nun trifft man in Sennâr noch sefshafte, jenen zwar physisch nahestehende, jedoch eine besondere Sprache redende Ureingeborne. Es sind dies Berâbra d. h. Bewohner des nubischen Nilthales, welche sich in der Gezîreh theilweise als Grundbesitzer und Kaufleute angesiedelt haben, theilweise dort als Schiffer, Diener, Handarbeiter und Jäger ihren Unterhalt gewinnen. Diese Berâbra, welche von vielen Reisenden fälschlich Nôbah genannt, also mit den ihnen theilweise wohl sprachverwandten, jedoch immer noch national verschiedenen Urbewohnern Kordufâns zusammengewürfelt werden 2), bilden die Hauptbevölkerung

نوبة

') Jahrgang 1862. S. 204.

2) Die Koldâgî in Kordufân sprechen ein dem Berberi nahe verwandtes Idiom. Es frägt sich jedoch sehr, ob diese Koldâgî eingewanderte Berâbra, oder ob sie die Stammeltern der letzteren seien. Auch die übrigen Nôbah scheinen, nach mehreren Indicien, Sprachverwandtschaft mit den Berâbra zu besitzen, wie die Besarîn und Fung; trotzdem ist es keineswegs statthaft, die Berâbra mit den Nôbah zu verwechseln. Die Nubier nennen sich mit Stolz: „Berâbra", niemals „Nôbah". *

von Assuân bis zur Südgrenze der Provinz Donqolah. Ueber ihre Herstammung hat man die allerverschiedensten Conjekturen gemacht; die Annahme Einiger, sie seien aus Kordufân eingewanderte Neger, ist ebenso willkürlich, wie diejenige des amerikanischen Craniologen Morton, welcher in den Berâbra keine Verwandte der monumentalen Egypter, sondern aus der Fremde stammende Mischlinge, womöglich aus Araber- und Negerblut, sehen will 1). Sicherlich aber sind diese Berâbra Ureingeborne des Bodens, den sie noch heut inne haben; ihre Existenz im Nilthal datirt wohl schon von den Zeiten des alten Reiches und ist ihr Nationalname Berâbra nur eine Corruption des hieroglyphischen Bera-berata" der Völkerlisten von Karnaq. Mit den Ret.u, den alten Egyptern, haben die Berâbra jedenfalls in nationaler Verwandtschaft gestanden; hierauf ist schon durch Champollion - Figeac mit Recht hingewiesen worden. Vergleichende Sprachstudien, deren demnächstiger Veröffentlichung wir entgegensehen, werden die verwandtschaftlichen Beziehungen der heutigen Berâbra mit den pharaonischen Bewohnern des egyptischen Nilthales noch evidenter darthun.

Die Berâbra sind schlichthaarige, bald mehr, bald minder dunkel bronzefarbene, häufig chokoladenbraune, Menschen mit angenehmen, an die der alten Egypter erinnernden Gesichtszügen, einer hohen, leicht gewölbten Stirn, sanft gebogener oder gerader, an den Flügeln etwas verbreiterter Nase, üppigen, jedoch nicht aufgewulsteten Lippen und grofsen, sprechenden Augen. Ihr Körperbau ist proportionirt, aber von eigenthümlicher Schlankheit. Die Frauenzimmer sind wohlgebildet, altern jedoch, wie alle Bewohnerinnen der Nilländer, frühzeitig. Die Männer scheeren das Haupthaar und bedecken es mit einer weifsen, gesteppten Baumwollenkappe Tâqîeh; ihre sonstige Tracht besteht in einem weiten Hemde, in ziemlich engen Kniehosen und einer Ferdah (erstes Heft S. 29), Alles von weifser Farbe. Wohlhabendere umhüllen die Tâqîeh turbanartig mit einem weifsen Shawl - Sukkah und werfen noch ein Hemde von lichtblauem Baumwollenstoff über das weifse. Jedermann befestigt ein gerades Dolchmesser am linken Oberarm und fast nie sieht man einen Berberi ohne Salâm, d. h. den an einem Ende hakenförmig gebogenen Stock von Akazienholz. Die altnubische Sitte, schwer bewaffnet zu gehen, ist jetzt auf Reisende und Kameeltreiber beschränkt.

فردة

شكة

Die Weiber flechten ihr Haar in viele parallele Zöpfchen und schmücken dasselbe mit Glasperlen u. s. w. In Unternubien bedienen sie sich karirter Kopfshawls Melâjeh, weiter, bis zu den Knö

1) Wieder ein neuer Beweis von der Unzulänglichkeit einseitiger, osteologischer Methoden in der Ethnologie.

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قنبار

cheln herabreichender Beinkleider und eines sehr faltenreichen, an den Seiten offenen Ueberwurfes von blauer oder weisser Farbe, welcher, im Winde flatternd, der Gestalt etwas Imponirendes, man möchte sagen Klassisch-antikes, verleiht. In Donqolah dagegen schlagen Verheirathete meist nur einen Zeuglappen Qumbâr um die Lenden und eine Ferdah über die Schultern. Junge Mädchen tragen den Ra'ad und, beim Ausgehen, wohl noch eine Ferdah. Das Einfügen veranstaltender Nasenringe, Blautätuiren der Lippen und Schwärzen der Augenliedränder mit Kohl ist häufig in Gebrauch. Bei dem heutigen Verarmtsein der Berâbra sieht man meist nur Zierrathen von Glas, Achat, Bernstein, Horn oder Silberblech, selten von massivem Silber und von Gold. Sandalen werden häufig getragen; rothe türkische Schuhe dagegen sind nur ein Luxusartikel für Begütertere.

Die Berâbra wohnen in viereckigen Lehmhütten mit plattem Dach. In Unternubien, z. B. zu Dêr und Qorosqo, sind dieselben klein und erinnern an die elenden Schlammwohnungen egyptischer Fellahîn. Weiter nilaufwärts werden sie dagegen stattlicher. Die Häuptlinge in Dâr-Maḥhâç z. B. besitzen nicht selten mehrere niedrige, von einer Hofmauer umschlossene Gebäude. In den Ecken wird die Mauer von ein oder mehreren vierseitigen, thurmähnlichen Bauten mit pylonartig geneigten Fronten flankirt, durch welche der ganze Complex das Aussehen einer Burg erhält. Man findet von Dêr bis Śendi häufig die Ruinen solcher nubischen Lehmpaläste, welche in früheren Zeiten theils von den Berâbra-Häuptlingen als Zwingburgen zur Unterdrückung der Landleute benutzt wurden, theils zum Schutz gegen die Ueberfälle räuberischer Stämme, namentlich der Besarîn und Śêqîeh, dienten. In Süd-Donqolah, Dâr-Śêqîeh, zu Berber, Śendi u. s. w. findet man stattliche Lehmhäuser, deren Dach nicht selten durch Pfeiler und Halbpfeiler von Lehm getragen wird. Das Dach ruht auf rohzugehauenen Querbalken von Nilakazienholz; über diese legt man kreuzweise zerspaltene Blattstiele der Dôm - Palme, darüber grobe Palmblattmatten, schüttet Lehm und zerkleinertes Stroh hinauf und stampft das Ganze fest. Man verleiht den Dächern einige Neigung und fügt an ihren Firsten rohe Holzrinnen ein, um dem Regenwasser Abflufs zu gestatten. Trotz solcher Vorkehrungen weichen die Dächer bei starken Regengüssen dennoch leicht auf und lassen Wasser hindurch oder brechen gänzlich zusammen. Höchst selten haben diese Häuser mehr als ein Stockwerk; das Dach bildet gewöhnlich die Decke jedes Zimmers; aber die innern Räumlichkeiten sind hoch und luftig, oft mehrere Fuls über dem Boden erhaben und dann nur auf einer aufsen befindlichen Freitreppe zugänglich. Von dieser aus gelangt man zunächst in die Rekûbah oder vorn offene Vorhalle, den kühlsten, Nachts nicht selten

zum Schlafen dienenden Raum des Hauses. Die Rekûbah steht mit den übrigen Zimmern direkt in Verbindung. An den Wänden der letzteren laufen Lehmdiwane, welche bei Reichern wohl mit Kissen und Teppichen belegt werden. Uebrigens bildet der Anqarêb fast das einzige Möbel eines solchen nubischen Zimmers. Oft umgiebt bei Reichen eine gemeinschaftliche Mauer mehrere mit ihrer einen Fronte in die erstere hineingebaute Häuser, deren eines dann als Diwân Geschäftslokal des Mannes das andere als Harîm, d. h. Aufenthalt für die Familie, dient. So findet man die Wohnungen der Begüterten von Urdu-Donqolah bis nach Sennâr. Auch die im Sudân angesiedelten Europäer bedienen sich ähnlicher Häuser. Diejenigen des Volkes sind freilich kleiner und liegen deren Zimmer zu ebener Erde.

Das arme Volk der Distrikte Sukkôt, Maḥḥac und Donqolah wohnt in niedrigen Strohhütten. Diese werden aus Stangenwerk und überDurrah-Stroh geflochtenem Qaçab erbaut und aufsen mit Dornzweigen gegen Benagen durch das liebe Vieh gesichert. Südlich von Śendi trifft man auch Toqûle.

Hausgeräthe, Sitten und Gewohnheiten der Berâbra gleichen denen der Fung. Das Volk ist im Allgemeinen mild, gutmüthig und ehrlich. Bei der grofsen Armuth mancher nubischer Distrikte, in denen der ohnehin geringe kulturfähige Boden durch die Erpressungen des Gouvernements vollends ausgesogen, werden viele Berâbra gezwungen, nach Egypten und Sennâr auszuwandern und diese bewähren als Dienstboten, Jäger und Matrosen grofse Treue. Die bereits in den Verkehr mit europäischen Touristen gezogenen Berâbra Unternubiens dagegen verderben, ganz wie die Fellâḥîn von Egypten, im höchsten Grade; sie ziehen schon seit Jahren vor, fremde Reisende durch Betteln zu belästigen und zu beschwindeln, anstatt ihren Unterhalt auf würdigere Weise zu verdienen. Diejenigen aber, welche als Schiffer und Jäger am weilsen Flusse Dienste nehmen, unterliegen hier der tiefen moralischen Depravation, welche durch die ruchlosen Unternehmungen der khartûmer Menschenräuber mit sich gebracht wird. Der Kern des nubischen Volkes ist jedoch trotzdem ein guter und wird es hoffentlich noch lange Zeit hindurch bleiben. Jene grofse Biederkeit der Fung und mancher südlicher Nomadenstämme darf freilich bei den Berâbra nicht vorausgesetzt werden.

christlichen Be

Die früher bis etwa zum 14. Jahrhundert râbra zeigen in religiösen Dingen womöglich noch weniger Fanatismus als ihre südlichen Nachbarn. Kaum dafs Häuptlinge und Priester die vorgeschriebenen Gebete und Waschungen einigermafsen pünktlich verrichten. Ja der Skepticismus dieser Leute geht so weit, dafs sie nicht selten sich ihrer religiösen Indifferenz sogar offen rühmen,

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