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Erfahrungen gute Aussicht habe, sein Ziel zu erreichen, in schönster Weise erfüllt. Denn schon gleich nach Ankunft jener Hülfe (Ende September 1861) waren die Reisenden in den Stand gesetzt, Kazeh in Unianyembe, den Knotenpunkt der westlich und nördlich führenden Karawanenstrafsen, zu verlassen und nun direkt dem nördlichen Seebecken entgegenzurücken. Denn es war der, wie ihr Erfolg und die von dem Herrn von der Decken gemachte traurige Erfahrung beweist, wohlbegründete Plan der Reisenden, die wild kriegerischen und abgeschlossenen Stämme der Masai und Wakuāfi (the country of the warlike Masai race, through which no traveller can now make way), die auf dem geraden Wege von Zanzibar nach dem Ukerewe sitzen, zwischen letzterem und dem Kilimandjāro, zu umgehn, und defshalb nahmen sie den grofsen südwestlichen Umweg. Ihr Plan erlaubte ihnen diese Umgehung, währned des Herrn von der Decken Absicht, eben jenen unvergleichlich interessanten Gebirgsknoten des Kenia und Kilimandjāro in seiner Gesammtheit zu erforschen, ihm gebot, Alles zu versuchen, sich Zugang eben in das Gebiet jener Stämme zu verschaffen; und, wenn ihn diese wilden Horden zum ersten Male sehr unfreundlich, ja entschieden feindlich mit gewaffneter Hand zurückgewiesen haben, so ist die Frage, ob sie, wenn es ihm möglich wäre, besser sekundirt, einen zweiten Versuch zu machen, ihm nicht Zutritt gewähren würden.

Doch zurück zu den Herren Speke und Grant! Genug, nach einer höchst günstigen Aufnahme ) bei Rumanika S. Ndagara's, dem Herrscher von Karágue, und mit trefflichen Empfehlungen von demselben an seinen mächtigen Nachbar und Lehnsherrn, Mtesa, den Herrscher von Uganda, versehen, verliefsen sie am 1. Januar 1862 die Residenz des Ersteren und wandten sich in nicht grofser Entfernung vom Westufer des Sees (Nyanza) Ukerewe, nach N., oder vielmehr NNO. Ueber die genaue Lage von Kibuga, der Hauptstadt von Uganda, sind wir noch nicht unterrichtet (sie wurde nach den Erkundigungen der ersten Reise in 0° 10' S. Br. angesetzt), auch nicht über das Einzelne ihres Aufenthaltes daselbst; nur das wissen wir, dafs sie den Despotismus erträglicher fanden, als ihn Speke sich (nach den auf seiner ersten Reise eingezogenen Erkundigungen) gedacht hatte. Die Aufnahme war in so fern jedenfalls glänzend, als sie, wenn auch ungleich länger als angenehm zurückgehalten, doch ihren Hauptzweck erreichten und besonders so weit ostwärts am nördlichen Ufer des Sees vordringen konnten, dafs sie sich überzeugten, es entfliefse dem See nach N., neben vielen kleineren Nebenarmen ein ansehnlicher Strom, hier Ki-vira

1) Eine solche war nach den auf der ersten Reise eingezogenen Erkundigungen den Reisenden auf das Bestimmteste von den Arabern vorausgesagt (Report p. 288).

genannt, von 450 F. Breite, der eben die östliche Grenze des Königreichs Uganda bildet. So war also schon ein bedeutender Schritt gewonnen und der Zusammenhang dieses See's mit dem Nil mehr als wahrscheinlich gemacht. Der See selbst aber, fanden sie, reiche nur bis zum Equator, während Speke bei seinem ersten flüchtigen Besuche des Südufers gewähnt hatte, die ungeheure Wasserfläche erstrecke sich fast bis zum dritten Grade N. Br. '). Er hat also eine Ausdehnung von ungefähr 150 engl. Meilen von Norden nach Süden und eben so grofs, wenn nicht gröfser, soll seine Ausdehnung von Westen nach Osten sein; sein Areal mag also vielleicht demjenigen des Aral-Sees nahe kommen. Die Erhebung dieses grofsen Equatorialen Wasserbeckens über dem Meeresniveau fanden sie ähnlich wie früher von Speke bestimmt (3750 Fufs) oder wenig geringer; denn Murchison's Adresse spricht nur von 3500 Fufs. Sie fanden aber, dafs es keineswegs ein tiefer Bergsee, sondern vielmehr ein seichtes Gewässer sei (it appears to have no great depth). Allerdings meint Speke, dafs er sich früher viel weiter nach. Norden erstreckt und jenes Gebiet ausgefüllt habe, das jetzt nur noch von zahlreichen halbentwickelten Hinterwassern oder, wie Speke sie nennt, rush-drains, durchzogen wird, welche den unteren Theil des aus dem See ablaufenden Flufslaufes, des hier Ki-vira genannten Nilarmes, auf weite Distanz (selbst 120 Miles Entfernung) noch mit ersterem verbinden, also ein ungeheures, sumpfiges Deltaland bilden. Vielleicht wird diese Landschaft auch jetzt noch zu Zeiten ganz seeartig unter Wasser gesetzt, so dafs der See dann wirklich stellenweise eine viel nördlichere Ausdehnung hätte. Allerdings scheint das nicht überall möglich zu sein, da bald nördlich, am Flufs entlang, ein felsiges, stark abfallendes Terrain aufzutreten scheint; wenigstens bildet der Flufs bald nach seinem Ausflufs aus dem See einen Fall von 12 Fufs, dem die Reisenden nach dem früheren Präsidenten der Londoner Geographischen Gesellschaft (Earl of Ripon) den Namen Ripon -falls gaben. Zwischen den halbsumpfigen Queerarmen des Seeabzuges und noch weiter westwärts und nordwestwärts wohnen die Oniōro. Bei diesem Stamm, und besonders ihrem heimtückischen Häuptling, Kaunasi hatten die Reisenden einige ernstere Plackereien und Speke rettete nur mit Mühe seinen letzten Chronometer; aber doch erreichten sie ihren Zweck und konnten den Flufs ununterbrochen abwärts verfolgen bis zum zweiten Grad N. Br. Hier macht der Flufs eine sehr bedeutende westliche Biegung und sie konnten ihm,

') Allerdings heifst es in dem oben erwähnten wissenschaftlichen Bericht der ersten Reise p. 296 „there is no credible eye-witness to the prolongation of the lake north of the Equator", und p. 297 „but whether the Nyanza Lake extends N. of the Equator is a question still to be decided".

der hier anfangenden kriegerischen Völkerschaften wegen, deren Sprachen sie nicht mehr verstanden, nicht folgen und erreichten, queer durch das Land hindurchschneidend, den Flufs erst wieder in 3° 45' N. Br., nahe bei de Bono's Elfenbeinstation, in der Landschaft Madi, deren Insassen sie freundlich aufnahmen und sie nun ohne Schwierigkeit nach Gondókoro, der früheren schon wohlbekannten Station der Oesterreichischen Mission, geleiteten. Hier begegneten sie zu unaussprechlicher Freude dem nicht genug zu rühmenden Ingenieur Baker, der auf eigene Hand eine grofse Expedition zur Erforschung der Nilquellen ausgerüstet hatte und ihnen mit reichen Hülfsmitteln entgegen kam. Petherick nämlich, der von der Londoner Geographischen Gesellschaft, die eine Subscription veranlasst hatte, mit 2000 £ eigens und ausschliefslich zu diesem Zweck ausgerüstet worden war, den Reisenden vom Norden her entgegen zu gehn und ihnen Hülfe zu bringen, hatte sein Elfenbein zu sehr am Herzen gelegen, um seiner Pflicht nachzukommen und auf den dadurch veranlassten Beiwegen hatte er seine ganze Ausrüstung eingebüfst. Erst weiter abwärts am Fluss trafen sie mit ihm, hülflos wie er selbst war, zusammen.

So haben Speke und Grant, obgleich sie den dem See enteilenden Strom nicht in seinem ganzen Laufe ununterbrochen haben verfolgen können, und obgleich somit der Einwurf offen steht, es sei noch immer möglich, dafs jener erstere Flufs nach Westen abflösse und der bei 3° 45' erreichte Strom ein anderer, sei, doch im Zusammenhang mit ihrer genauen Erkundigung, für jeden Vorurtheilsfreien die allgemeine Frage wegen des Zusammenhanges des Bahr el Abiad oder Tubiri mit dem Ki-wira und somit dem Ukerewe entschieden 1); doch im Einzelnen bleiben noch viele Fragen ungelöst. So hat Capt. Speke selbst das Vorhandensein zweier anderer, mit dem Quellgebiet eben dieses Nilarmes eng zusammenhängender, Seebecken erkundet. Erstlich nämlich erfuhr er, dafs der Fluss auf seiner grofsen westlichen Ausbiegung mit einem anderen See im Zusammenhang stehe, ihn durchfliefse und, wie Speke selbst zu glauben geneigt zu sein scheint, einen Theil seiner Wassermenge in ihm zurücklasse, so dafs er möglicher

1) Die Reclamation des Venetianischen Reisenden Miani vom 7. Juni, die in diesen Tagen durch die Zeitungen geht, können wir nicht gelten lassen. Nach den bestimmtesten Anzeichen ist dieser Herr genauer Beobachtungen völlig unfähig und die Beschreibung seiner Reise oberhalb der Katarakten von Makedo so confus, dafs sie gegen präcise Angaben gar nicht stichhaltig sind. So setzt er den östlichen Nebenflufs des oberen Nils Acioa oder Asaa oberhalb oder südlich des 3. Grades N. Br., während Speke und Grant, die erst in 3° 45' den Nilarm wieder erreichten, bestimmt angeben, dafs er erst zwischen diesem Punkt und Gondókoro sich mit dem Nil vereine und zwar ganz nahe an letzterem Punkt. Miani hat nicht einmal erfahren, dafs der Nil aus einem See käme; er hat also höchst wenig geleistet.

rem ursprünglichen Zwecke dient und uns zu unserem Mahle ein klares und wohlschmeckendes Wasser darbot.

Ganz unbeachtet von den Reisenden ist eine andere Trümmerstätte, wenige Minuten weiter östlich am Rande des Plateaus geblieben, welche in ihrer Bauart mit der Kirchenruine an der Dirweh-Quelle übereinstimmt und von einem, derselben Epoche angehörenden und dem gleichen Zweck gewidmeten, architektonischen Werke herrühren mufs. Diese Ruine, ein ziemlich wüstes Durcheinander von Bogenansätzen und Wölbungen über festen Quadermauern, hat in ihrer Erscheinung nichts Auffallendes, und man würde sich, wie bei der viel bedeutendern zerstörten Kirche von Beit-Anûn, eine Stunde weiter östlich, begnügen müssen, einfach ihre Existenz zu constatiren, wenn nicht die zufällige Erhaltung eines traditionellen Namens uns einen Blick in die ehemalige Bedeutung der Stelle eröffnete. Ein sich östlich unter der Kirchenruine und dem Rande der Hochebene hinziehendes flaches und jetzt völlig baumloses Thal führt, wie ich im Jahre 1855 an Ort und Stelle erfragte, bei den Bewohnern noch jetzt den Namen Challet-el-Butmeh, der Platz der Terebinthe, offenbar nach einem längst nicht mehr vorhandenem Individuum der Pflanzenwelt, bei welchem, wie bei der Abrahams-Eiche, bei der Charube von Kufin, dem Maulbeerbaum von Halhul u. s. w. der Gattungs- zum Eigennamen geworden war. Ein solcher Baum nun wird in der Umgegend Hebrons angeführt freilich in so grauem Alterthum, dafs es wunderbar scheinen könnte, wie er sich in der Erinnerung einer so späten Nachwelt erhalten; wenn man aber die Zähigkeit der Orientalen in Bewahrung derartiger Traditionen und die besondere Bedeutung des Baumes bei den Umwohnern berücksichtigt, wenn man sieht, dafs hier durchaus kein vereinzeltes Beispiel eines Rückklanges aus längst geschwundener Zeit vorliegt, so kann man nicht bezweifeln, dafs es derselbe Baum ist, der in dem Namen der Stätte noch fortlebt, die er vor 1500 Jahren aufhörte zu beschatten.

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Zuerst finden wir seiner bei Flavius Josephus gedacht. Nachdem dieser Schriftsteller von den Merkwürdigkeiten Hebrons gesprochen, fügt er hinzu, dafs im Norden der Stadt in einer Entfernung von 6 wahrscheinlich verschrieben für 16 Stadien eine sehr grofse Terebinthe gezeigt werde, die vom Anfang der Welt auf dieser Stelle gestanden. Da diese Mittheilung ohne besondere Veranlassung geschieht, so lässt sich abnehmen, dafs der Baum eines überwiegenden Ansehens bei der damaligen Bevölkerung des Landes, den Idumäern, genossen, und dieses Ansehen lässt sich kaum anders erklären, als dafs sie ihn schon damals für den Baum Mamre hielten, unter welchem Gott seinen Freund, ihren Vorfahren, besuchte. Allerdings giebt Josephus darüber

keine Andeutung; doch ist es wohl nicht ganz zufällig, dafs gerade vorher von dem Grabe der Erzväter die Rede ist, welches eine natürliche Ideenanknüpfung zu der Legende von der Zeltstätte, wenn sie auch nicht als gültig angesehen wurde, darbot. Später erfahren wir von der Terebinthe Mehreres. Nach ihr war ein Markt, mercatum terebinthi, benannt, der, vermuthlich mit einer religiösen Gedächtnifsfeier für Abraham verbunden, zu gewissen Zeiten gehalten wurde und zu dem das Volk von nah und fern zusammenströmte; Tausend kriegsgefangener Juden wurden, nachdem unter Hadrian die letzte nationale Erhebung des unglücklichen Volks niedergeworfen worden war, auf diesem Markte als Sklaven verkauft u. s. w. Wie wir aus dem Onomasticon ersehen, hatte sich bis gegen Ende des 4. Jahrhunderts die irrthümliche Ansicht, dafs die Terebinthe den Hain Mamre vorstelle, vollständig Bahn gebrochen, auch die beiden Kirchenväter, die Verfasser des genannten Werks glaubten daran und haben viel zur Verbreitung der eigenthümlichen Confusion beigetragen, welche zunächst die Terebinthe zu der Eiche des Bibeltextes, dann aber die später allgemein mit Mamre identificirte, gegenwärtig sogenannte Abrahams-Eiche zu einer Terebinthe gemacht hat. Hieronymus spricht sein Erstaunen aus über den abergläubischen Eifer, mit dem die Heiden den terebinthi lodas heutige Challet-el-Butmeh verehrten; offenbar war die Stelle ein idumäisches National-Heiligthum und galt demzufolge als ein Haupthindernifs gegen die Ausbreitung des Christenthums im südlichen Palästina. Um diesem Treiben ein Ende zu machen, wurde Eusebius vom Kaiser Constantius beauftragt, einen dort befindlichen götzendienerischen Altar zu zerstören, und wahrscheinlich auch den alten Baum umzuhauen, nachdem schon vorher zur Zeit Constantins eine Kirche daneben erbaut worden war. Den Stamm dieser Terebinthe, die er Eiche nennt, scheint noch im Jahre 700, als die Christianisirung des Landes sich längst vollzogen, der Bischof Artulfus gesehen zu haben; nachher unter muhammedanischer Herrschaft ist nicht weiter die Rede davon, wie denn überhaupt dieser Theil des Gebirges vermuthlich rasch der Verwilderung entgegen ging.

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Wenn nun das Plateau von Ramet-el-Chalil durch seine Lage und den weiten ebenen Raum, den es darbietet, vortrefflich den Erwartungen entspricht, welche man von der Stätte grosser Volkszusammenkünfte zu Religions- und Verkehrszwecken hegen möchte, wenn das Andenken der Terebinthe sich in dem heutigen Namen bewahrt hat, und die an der Stelle wiederholt erwähnte Kirche noch jetzt durch die byzantinischen Baureste repräsentirt wird, wenn man die vielen, zum Theil durch ihre Maafse staunenswerthen, in den Felsen ausgehauenen Cisternen am Nordrande und am Südrande der Hochebene

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