In den Staaten Maine, New-Hampshire und Vermont leben die wenigen Deutschen sehr zerstreut; in Rhode Island und Connecticut bevölkern sie besonders die Städte und Fabrikdistricte, in Louisiana namentlich New-Orleans; in Indiana bilden sie der Bevölkerung. Im Einzelnen mögen die obigen Schätzungen, besonders zufolge des Krieges, nicht ganz zuverlässig sein; aber zu hoch gegriffen sind sie keinesfalls. Ich habe an nicht wenigen Orten von solchen, die es wissen konnten, höhere Zahlen angeben hören, z. B. in Newark 18000 statt 15000, in Buffalo sogar 34000 statt 10000. Es ist eine von Angloamerikanern selbst zugestandene und aus den Wahlstimmen berechnete zuverlässige Annahme, dafs die Deutschen in den Staaten des Nordwestens zwischen ein Drittel und ein Viertel Stimmen der Gesammtheit abgeben, was darauf schliefsen läfst, dafs unter den 8 Millionen starken Bevölkerung dieser Staaten wenigstens ein Drittel, also 2,660,000 deutsch redende Deutsche sind. Nimmt man gar die Deutschen, welche das Deutsche verlernt haben, hinzu, so müssen volle sechs Millionen Menschen deutscher Abstammung in den Nordamerikanischen Freistaaten sein. Die obige tabellarische Uebersicht zeigt für einige Staaten eine rapide Bevölkerungszunahme, aber auch das überraschende Resultat, dafs, wenn wir die indianischen Territorien und den Distrikt von Columbia ausnehmen, auf 3,024,535 englischen Quadratmejlen blos 31,470,468 Menschen wohnen, also auf die Quadratmeile noch nicht 11 Seelen kommen, so dafs die jetzige Gesetzgebung, welche jedem in das Militär freiwillig Eintretenden aufser dem bedeutenden Handgelde (jetzt 150 Dollar) nach Beendigung des Krieges 160 Acre Land zum freien Eigenthume (oder dafür 100 Dollar) zugesagt hat, wohl wegen Mangel an Land nicht in Verlegenheit kommen dürfte. In den freien Staaten mit 973,099 Meilen und 18,951,814 Einwohnern kommen auf die Quadratmeile 19,5 und in den Negerstaaten mit 888,310 Meilen und 12,443,333 Einwohnern nur 14 Menschen. Die Deutschen vertheilen sich so, dafs auf die Quadratmeile in den freien Staaten 4, in den Negerstaaten nur 0,4 und in der Gesammtsumme 1,4 Menschen kommen. Die Sklavenstaaten haben die Deutschen also bisher in auffallender Weise gemieden, obwohl die klimatischen Verhältnisse und die Bodenbeschaffenheit für sie in vielen recht günstig ist. Die grofse Masse der Deutschen ist prinzipiell gegen die Sklavenstaaten und die dortige Wirthschaft. Abgesehen von der Schmach des Prinzips, was freilich in Europa bei dem jetzigen Kriege fast eine thätige Unterstützung gefunden hätte, darf man nur auf den Erfolg für die Bodenkultur sehen, um den auffallendsten Kontrast zu erkennen, namentlich da, wo ein freier an einen Sklaven - Staat gränzt oder durch einen Flufs getrennt ist. Selbst das herrliche Virginien ist durch den andauernden Tabacksbau, besonders da, wo er gesät wird, schon auffallend ausgesogen. In Beziehung auf die Dichtigkeit der Bevölkerung überhaupt gilt folgende Skala: Das, wie wir kennen gelernt haben, so mächtige deutsche Element, ist für die socialen, wissenschaftlichen und politischen Verhältnisse der Freistaaten von der tiefgreifendsten Bedeutung geworden. Wohin der Deutsche, dieses wandernde Kulturvolk, seinen flüchtigen Fufs auch setzte, dort führte er den Sinn für Geselligkeit, seine Volksfeste, das Turnen und namentlich seine Liebe zum Gesange mit sich. Wo auch nur wenige Deutsche vorhanden sind, bildet sich ein Gesangverein. Diese Vereine veranstalten jährlich wiederholt öffentliche Ausflüge, an denen jeder Fremde theilnehmen kann. Ausserdem aber bestehen noch grofsartige Versammlungen der Sängerbunde mehrerer oder aller Unionsstaaten. In Buffalo z. B. fand ich, nachdem kurz vorher zu Wheeling in West-Virginien und anderwärts nicht unbedeutende Feste gewesen waren, 24 Sängervereine zu einem fünftägigen Wettkampfe versammelt, bei welchen nur klassische Musik mit einer oft tadellosen Präzision aufgeführt wurden. Das Haupt-Conzert fand auf dem New-York-Erie Miscellen. Ueber das Silphium der alten Griechen. In den „Medizinischen Jahrbüchern. Zeitschrift der K. K. Gesellschaft der Aerzte in Wien." 1862. S. 27 ff. und 71 ff. stellt Herr Prof. Dr. Schroff eine sehr eingehende Untersuchung über das Silphium der Alten an. Bei der Bedeutung, welche diese Pflanze im Alterthum gehabt hat, und den verschiedenen Versuchen, welche in der Neuzeit von Botanikern und Philologen gemacht worden sind, ihren Standort wieder aufzufinden, scheint es uns zweckmässig, die Resultate, zu welchen Herr Schroff gelangt ist, auch in nichtmedicinischen Kreisen zu verbreiten. Das Silphium war bekanntlich eine Pflanze, der im Alterthum eine fast allheilende Kraft zugeschrieben wurde. Nach dem übereinstimmenden Zeugnifs einer grofsen Anzahl alter Schriftsteller war ihr Vorkommen auf das Gebiet des nordafrikanischen Staates Kyrene beschränkt, und bildete dieselbe Jahrhunderte hindurch die Hauptquelle des Reichthums und der Macht dieses Landes. Mit dem Sinken des Kyrenaischen Reiches verschwand auch das Silphium aus dem Welthandel, und alle Forschungen nach der Mutterpflanze seit der Zeit des Verschwindens bis auf unsere Tage blieben resultatlos, wenngleich so mancher Reisende dieselbe im Kyrenaischen Gebiet wiedergefunden zu haben vermeinte. Der Namen Silphium, oilgiov, wurde von den Griechen einmal für eine gewisse Pflanze, dann aber auch für den aus ihr gewonnenen eingedickten Saft, von Einigen auch blofs für die Wurzel derselben gebraucht. Nach Salmasius nannten die Urbewohner von Kyrene die Planze σιρφι oder σιλφι, woraus die Griechen σίλφιον und die Lateiner sirpe gemacht haben, daher lac serpicium und daraus laser oder laserpicium. Die Pflanze aber und ihr Product waren verschieden, je nachdem sie dem Orient, oder der Landschaft Kyrene entnommen waren. Die in Medien, Armenien und Persien wachsende Silphiumpflanze lieferte einen Saft, der sich durch seinen höchst widerwärtigen knoblauchartigen Geruch zu erkennen gab, und der, wie man einstimmig annimmt, mit der Asa foetida identisch ist, während der aus Kyrene bezogene sich durch seinen Wohlgeruch auszeichnete. Der Standort des Kyrenäischen Silphium, Laser cyrenaicus, beschränkte sich nach Theophrast auf einen 4000 Stadien betragenden Raum zwischen Euesperiden und der grofsen Syrte, oder nach Herodots Angabe auf die Gegend zwischen der Insel Platea bis zur Bucht der grofsen Syrte, einen sehr sandigen, trocknen Landstrich, auf dem, der Sage nach, die Pflanze gleichzeitig mit einem Walde sieben Jahre vor der Gründung der Stadt Kyrene in ihrer Nähe in Folge eines sehr dichten pechartigen Regens entstanden sein soll; daher der lateinische Name Laserpitium. Die beiden Erzählungen im Theophrast, dafs einmal die Pflanze bebautes Land fliehe und mit der fortschreitenden Urbarmachung des Bodens zurückweiche, dann, gerade im Widerspruch mit jenem Bericht, dafs die Wurzel des Silphiums jährlich umgegraben werden müsse, indem sonst Samen, Stengel und Wurzel depravire, zeigen deutlich, dafs die Kyrenäer geflissentlich alle Nachrichten über die Eigenthümlichkeiten dieser Pflanze in ein gewisses Dunkel hüll ten. Wahrscheinlich theilte das Silphium mit so manchen in der Medicin gebräuchlichen Pflanzen die Eigenthümlichkeit, dafs dieselbe in wildem Zustande einen an wirksameren Bestandtheilen reicheren Stoff besitzen, als in cultivirtem. Was die Wirkungen, welche die Aerzte der Alten dem Gebrauch des Silphium zuschrieben, betrifft, so wetteifern dieselben vollkommen mit den von den Charlatanen der Neuzeit der Revalenta arabica, dem Apfelwein und dem Malzextract beigelegten Kräften. Man lese nur die darauf bezügliche Stelle im Dioskorides, in der es heifst, dafs das Silphium, entweder als Saft getrunken oder als äufseres Mittel zu Einreibungen benutzt, bald in einfachem Zustande, bald mit anderen Medicamenten vermischt, als Universalmittel gegen Kröpfe und Auswüchse, zur Entfernung brandiger Theile, von Hühneraugen und Schwielen, gegen Kurzsichtigkeit, Zahnschmerzen, gegen Bronchien, Pleuresien, als Gegengift gegen tödtliche Gifte, gegen den Bifs toller Hunde, gegen Verletzung aller giftigen Thiere etc. angewandt, und von den Hippokratikern der Gebrauch desselben vorzugsweise bei Weiberkrankheiten empfohlen wurde. In gleicher Weise war für die Feinschmecker in Italien und Griechenland das Silphium ein fast unentbehrliches Gewürz für gewisse Speisen, namentlich für Fische. Die Kyrenäer waren deshalb in vollem Recht, wenn sie eine in solchem Maafse von der ganzen cultivirten Welt geschätzte Pflanze, deren Ausfuhr sie allein in Händen hatten, und die der Grund für den Wohlstand des Staates bildete, gleichsam als Staatswappen für ihre Münzen wählten, wie ja in ähnlicher Weise Aehren, Getreidekörner, Weintrauben etc. von anderen griechischen Städten als Symbole für die Productivität ihres Bodens auf den von ihnen geprägten Münzen abgebildet wurden. Auf den ältesten Münzen Kyrene's nun erscheint zuerst die Frucht des Silphiums in herzförmiger mit einem schmalen flügelförmigen häutigen Saume umgeben, bisweilen oberhalb der eingezogenen Stelle mit einem Reste vom Kelch. Erst in neuester Zeit hat man in dieser herzförmigen Darstellung die Frucht des Silphium erkannt, während ältere Numismatiker die so bezeichneten Münzen der Thrakischen Stadt Kardia zugeschrieben haben. Aufserdem aber erblicken wir auf den Münzen der Pentapolis die Pflanze selbst, selten freilich mit der Wurzel, meistentheils als blühenden Stengel dargestellt, bald mit blattartigem Schmuck versehen, bald aber als höchst charakteristisch für die Bestimmung dieser Pflanze, mit Blattscheiden, welche die zwei bis vier Reihen von Stengeln umschliefsen. Diese verschiedenen Formen der Darstellung, welche der Verf. mit dem gröfsten Fleisse zusammengestellt hat, führt zu der bereits von allen Botanikern und Archaeologen adoptirten Ansicht, dass die auf den Kyrenäischen Münzen abgebildete Pflanze der natürlichen Ordnung der Umbellifer en angehört habe. Nach der Ansicht Sprengels, welche er mit vielen älteren Botanikern theilte, war das Silphium der Alten identisch mit der Asa. foetida, und der geringe Unterschied zwischen dem indischen und kyrenäischen sollte seinen Grund nur in dem klimatischen Verhalten beider Länder haben. Abgesehen jedoch von den grofsen Unterschieden, welche die Alten zwischen dem indischen und kyrenäischen Silphium aufstellten, genügt der Umstand, dafs man die Mutterpflanze der Asa foetida zwar in Persien, nie aber in der Landschaft Kyrene aufgefunden hat, um die Unhaltbarkeit dieser Ansicht darzuthun. Sprengels Annahme, dafs Ferula tingitana die Repräsentantin des Silphiums der Alten sei, wurde von Link |