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gelangten wir zwischen den Inseln und Inselchen und dem Festlande bis Zanzibar hindurch bis nach Khombi, 5 englische Meilen von der Stadt; wir warfen hier Anker und waren am andern Morgen sehr zeitig in der Stadt. Der Wind in Monsunrichtung stellte sich eigenthümlicher Weise erst bei Grofscomoro ein; am Kap hatten wir ungewöhnlicher Weise einige Tage Windstille. Hohe Grade von Wind waren nur am Kap. Gewitter waren südlich vom 35-40sten Grad öfter. In den letzten Tagen der Seereise beobachteten wir mehrere Wasserhosen in ziemlicher Entfernung. Einige habe ich leicht skizzirt.

Sehr angenehm war es mir, zu finden, dass der Herr Baron gewandt und bewandert in astronomischen und geodätetischen Messungen ist. Seine Reise nach dem Kilimandscharo ist in wirklich musterhafter Weise festgelegt durch Triangulation von der Küste bis zum Berge und durch astronomische Beobachtungen dazwischen, allerdings in einem Terrain, das für Triangulation wie geschaffen ist; überall einzelne Berge, wie Feldmefsbecken. Alle Messungen sind mit einem guten engl. Theodoliten gemacht.

Wanga, den 8. Oktober 1862. Eine lange Zeit liegt wieder

an,

in

zwischen den letzten Zeilen und diesen. In Mombas machten wir die Vorbereitungen zur Reise und dann unterwegs machte mir die Reise selbst das Schreiben unmöglich. Nach einer leidlich schnellen Seereise (von Zanzibar) kamen wir am 20. August in Mombās vollem Regen. Das Ausschiffen der Effekten nahm noch den folgenden Tag in Anspruch. Am 21. August machte der Herr Baron mit mir Besuch beim Gouverneur der Stadt, beim Kommandanten der Festung und bei Herrn Rebmann. Herrn Dr. Krapf lernte ich später kennen. In Mombas ist das Leben noch recht bequem und Europäisch in dem Hause, das der Herr Baron inne hat. Es ist ein ziemlich stattliches, weisses, zweistöckiges Gebäude, mit schöner Aussicht nach der See, dem Hafen, Festland und der Stadt mit der Festung. Das Klima ist recht gesund und gleichmässig (20-24 R.), die Vegetation reich, und die Umgegend voll Abwechselung. Aus den Glaçéhandschuhen Europa's und der feinen weifsen Wäsche Zanzibar's sind wir hierher gelangt, wo Jeder die Visite in den Kleidern macht, die er gerade auf dem Leibe hat. Die Zeit vergeht mit Ausflügen und Sammeln, mit astronomischen, meteorologischen und magnetischen Beobachtungen sehr schnell. Früh Morgens kamen gewöhnlich die Patienten, die ich behandelte, meist mit grofsen Wunden. Der Herr Baron besitzt vortreffliche Eigenschaften und hat eine recht gute, feste Stellung zu den hiesigen Leuten eingenommen. Es ist endlich, mit Besiegung der vielen Listen und Dummheiten der Eingeborenen und Araber, gelungen, einen Schauri oder Vertrag mit einem Führer abzuschliefsen; die Reise

geht allerdings nicht ganz dahin, wohin wir erst wollten, weil dort Hungersnoth ist. Wir halten vielmehr vorerst eine westliche Richtung ein, mit etwas südlicher Abweichung nach dem See Yipe und von da weiter, wie es die Umstände erlauben.

Am Freitag den 3. Oktober brachen wir von Mombas auf. Am Tage vorher wurden zwei Ochsen geschlachtet und unter die Träger vertheilt, die sich wie die Aasgeier gesammelt hatten. Schon lange

vorher war sehr viel zu thun mit den Instrumenten und dem Einpacken, so dass ich in Mombas an's Briefschreiben so gut wie gar nicht gekommen bin. Die letzten Tage bin ich erst um 1 Uhr zu Bett gegangen und um 5 Uhr wieder aufgestanden. Der Marsch ging erst eine Stunde weit zum andern Ende der Insel, dann war Ueberfahrt in vier kleinen Schiffen nach dem 20 bis 30 Minuten entfernten Festlande. Nach kurzer Rast ging es bei ziemlicher Hitze weiter bis 1 Uhr, wo wir an einem fast ausgetrockneten, kleinen See unter einem herrlichen Baume lagerten. Bald brannten die Feuer, und nach einer Stunde war ein kräftiges Essen bereit. Ich sammelte, jagte und zeichnete ein wenig, bis es finster wurde. Zur nächtlichen Ruhe werden lange amerikanische Baumwollenpackete von 50 Pfund Schwere auf die Erde gelegt und oben ein anderes quer vor, darauf eine wollene Decke und dann legt man sich in die Einsenkungen zwischen zwei Ballen und schläft unter einer wollenen Decke recht bequem. Fliegen hält man durch Rauch ab und vor Regen schützt man sich, nachdem man sich erst einmal hat recht ordentlich einweichen lassen, durch seine Gummidecken. Früh vor Sonnenaufgang ist Aufbruch nach einem Frühstück, bestehend in einer Tasse Thee und einem kleinen Stück Brod. Dann wird marschirt in 1-2 stündigen Märschen, mit je Stunde Zwischenpause, bis 3 oder 4 Uhr, wo Lager und Mittagsessen ist. Bisweilen, wenn man Abends kein Wasser finden wird, ist auch Mittags Rast zum Kochen und Essen und darauf Abends noch einige Stunden Marsch. Das Nachtlager am Sonnabend war an einem halbtrockenen Teiche, am Sonntag in einem verlassenen Flufsbett. Dies Lager war wirklich prächtig und fast romantisch zu nennen; man lag in einer langen, von Bäumen gebildeten Halle, ringsum die Feuer und die Waarenballen und die schwarzen Träger. Am Montag wurde Mittag gekocht in einem Dorfe unter einem herrlichen Mangobaume, und Abends war das Lager auf Meeresboden, der aber nur zur Zeit der Springfluthen bedeckt ist. Der ziemlich volle Mond gofs sein bläuliches Licht überflüssig reichlich aus und Mars mischte sein röthliches Licht darein; Hyänen winselten und Flufspferde grunzten und winzige Mücken belästigten uns in unausstehlicher Weise. Unsere Senkgruben bestanden in Flufspferdspuren, die Fufs tief in dem weichen Boden eingedrückt waren. Frühzeitig

brachen wir auf und gelangten um 12 Uhr hier her. Ich befinde mich vortrefflich; die kleinen Strapazen der Reise bekommen mir ganz gut. Der Weg ist oft wie unsere Wiesenwege, oft durch Flüsse und Sümpfe und nasses Meeresbett; und dann gehe ich baarfufs. Aber die Hitze war manchmal etwas stark. Der Sand, auf dem wir gingen, war circa 48 Grad R. warm, und das Wasser in einigen Pfützen, die wir durchwaten mussten, war so warm, dass ich meine nackten Füsse nur mit Schmerz darin erhalten konnte.

III.

Ueber die Einwanderung der Deutschen in die Nordamerikanischen Freistaaten und ihre geographische Verbreitung.

Von Herrn Prof. Th. Spiller.

Das Herz Europa's führt seine mächtigen Pulsschläge über die ganze Erde hin. Kaum irgend ein Land auf ihr zeigte von jeher eine gröfsere Menschenfruchtbarkeit, als Deutschland. Schon im Anfange des fünften Jahrhunderts ergossen sich Ströme germanischer Stämme nach dem westlichen Europa; seit 445 vorzüglich nach Britannien.

In früherer Zeit folgten die Germanen der allgemeinen europäischen Völkerströmung nach Westen, um dort die Kulturvölker auszubeuten und dort zu verdrängen. Nachdem aber in neuerer Zeit die staatlichen Verhältnisse Europa's eine gröfsere Stabilität erlangt hatten, wendete der friedliche Blick der Deutschen sich auf die weitesten Länder aufserhalb Europa, und es ist jetzt wohl kaum ein bedeutenderes Land auf der Erde, in welchem es nicht Deutsche gäbe.

Was führt aber gerade den Deutschen zu diesem Weltbürgerthume? Die Gründe sind, glaube ich, innere und äussere. Für's erste wird in den deutschen Schulen mehr, als in anderen, schon in dem Knaben durch die gröfsere Sorgfalt, mit welcher die geographischen und naturhistorischen Studien gepflegt werden, der Drang, die weite Welt näher kennen zu lernen, rege gemacht; sodann liefs die Bevölkerungszunahme in Deutschland bei Vielen, besonders nach der Entdeckung des herrlichen Amerika's, den Wunsch rege werden, ohne so bedeutende Mühen, wie in der Heimath, eine gemächlichere Existenz zu finden; dazu kam noch, dafs die früheren Grundbesitzverhältnisse und zum Theil sogar noch die heutigen (ich erinnere z. B. an Meklenburg) viele kräftige

Arme völlig ausschlossen, sich einen eigenen Heerd zu gründen. Eine Zeit lang nach der Reformation waren es auch Verfolgungen wegen religiöser Ueberzeugungen, die eine Menge Deutsche bewogen, sich dem Gewissenszwange zu entziehen; ferner waren die erweiterten Handelsbeziehungen ein mächtiger Antrieb auch für die Deutschen, theilzunehmen an dem Gewinne des Verkehrs, und endlich Unzufriedenheit mit den socialen und politischen Zuständen im Vaterlande. Die Zahl derjenigen, welche wegen gemeiner Verbrechen Deutschland den Rücken kehrten, ist verhältnifsmäfsig sehr gering.

Der Deutsche ist aber auch vor Allen körperlich und geistig geeignet, auf der ganzen Erde eine dauernde Wohnstätte sich zu gründen. Die klimatischen Verhältnisse seiner Heimath befähigen ihn, bedeutendere Temperaturdifferenzen ohne Nachtheil zu ertragen; er kann hier meist nur durch eisernen Fleifs und eine anspruchslose, geregelte Lebensweise sich und die Seinigen erhalten und daher überwindet er auch mehr, als alle anderen Nationen, die natürlichen Schwierigkeiten einer Kolonisation. Wir können aber auch ferner ohne Ueberschätzung behaupten, dass das deutsche Volk seit dem Untergange der klassischen Völker das bedeutsamste in geistiger Beziehung ist.

Ernst, Tiefe des Gemüthes, Biederkeit, Treue, reges Pflichtgefühl, Festigkeit des Charakters und gediegene Kenntnisse trägt der Deutsche mit sich über Land und Meer.

Ich will hier von den deutschen Einwanderungen nur über die in die nordamerikanischen Freistaaten nach ihrer historischen Entwickelung, ihrer geographischen Verbreitung und ihren Einflüssen in socialer und politischer Beziehung einiges Wenige anführen.

Man kann die gegenwärtige deutsche Bevölkerung in den Vereinigten Staaten nach der Zeit der Einwanderung in drei Klassen eintheilen und zwar:

1) in die von 1680 bis 1735,

2) von da bis zum Jahre 1848 und

3) in die der letzten 14 Jahre.

Die erste Klasse enthält die, welche in geschlossenen Gesellschaften, von ihren Geistlichen geführt, in die Staaten (Kolonieen) Pennsylvanien, New-York und Georgien sich ansiedelten. Sie bestand nur aus Protestanten und ihre zahlreichen Nachkommen haben in kompakten Massen über folgende Landgebiete sich verbreitet.

In ganz Ostpennsylvanien bis zu dem Hauptrücken der Alleghanis enthalten nur die Städte eine aus Deutschen und Angloamerikanern zu etwa gleichen Theilen gemischte Bevölkerung; das flache Land aber ist rein deutsch. Es sind somit dreifsig und einige und zwar die reichsten und volkreichsten Grafschaften fafst rein deutch, und das

Deutsche ist die Mutter-, Kirchen- und seit sechs Jahren auch neben dem Englischen die gleichberechtigte Schulsprache.

Diese Countys enthalten eine Gesammtbevölkerung von 1,500,000 Deutschen oder die Hälfte von der Einwohnerzahl des Staates. Ueber eine Million sind nur deutschredende Deutsche, während noch über Million zwar von deutscher Abstammung sind, das Deutsche aber mehr oder weniger verlernt haben.

In den meisten übrigen Countys dieses Staates leben Deutsche dieser Klasse, deutsch redend, gewöhnlich nur auf dem Lande in kompakten Massen, zerstreut aber in den Städten und angloamerikanischen Ansiedelungen und bringen so die deutsch redende Bevölkerung auf nahe an zwei Millionen, während, wenn man die blos englisch redenden Deutschen mitzählt, an 2,510,000 Deutsche in Pennsylvanien wohnen, also der Einwohnerzahl.

Im Staate New-York waren es folgende Distrikte, welche zwischen 1690 und 1720 von geschlossenen Gesellschaften kompakt besiedelt wurden: das ganze Mohawk- und das ganze Susquehannathal, die Umgegend der Catskillgebirge und der Alleghanis bis Pennsylvanien hin. Auch zwischen den Holländern am Hudsonflusse liefsen sich deutsche Kolonieen nieder. So sind die Countys Shaharie, Albany, Greene, Ulster u. s. w., kurz fast alles Land zwischen dem Hudson und Susquehannah theils von Holländern, theils von deutschen Bauern auf dem flachen Lande bevölkert. Da sie aber ihre Muttersprache gröfstentheils verlernt haben, so kann man von ihnen nur etwa 250,000 noch als Deutsche ansetzen.

In Georgia siedelten sich 1735 etwa 8000 vertriebene Salzburger an und ihre Kolonieen blühen bis heute noch, aber sie alle haben das Deutsche verlernt.

Von den oben erwähnten ersten Kolonien der Deutschen wurden wieder andere Kolonien gegründet, nämlich von Pennsylvanien aus im östlichen Theile des Staates Ohio, der sogenannte Ohio-Reseror, etwa

Million kompakt wohnender Deutscher, von denen wohl die Hälfte noch ihre Muttersprache verstehen mag. Ferner der westliche Theil der Staaten Maryland und Virginien, wo an 100,000 von ihnen wohnen mögen, die aber sämmtlich das Deutsche kaum noch verstehen.

Von den alten deutschen Kolonien im Staate New-York aus wurden seit 1817 der westliche Theil des Staates reichlich besiedelt, besonders in der Nähe des Eriesees. Diese Deutschen verstehen zum grofsen Theile nur dürftig ihre Muttersprache. Ganz dasselbe gilt übrigens von den Holländern, die hier zahlreich angesiedelt sind.

Einzelne deutsche Kolonien, von Pennsylvaniern u. a. gegründet,

Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. XIV.

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