Imatges de pàgina
PDF
EPUB

Licht diesen Erdhaufen gegenüber. Nicht weit von Nachitschewan liegt das Grab Noahs. Es befindet sich im Innern eines thurmartigen Rundbaues, im Innern mit einem kellerartigen Raum, dessen Bogenwölbungen, ziemlich roh und in modernem Style ausgeführt, von einer Säule in der Mitte getragen werden. Ein beschmutzter Altar steht in der Nähe derselben. Um das Grabmal herum liegt der altarmenische Kirchhof.

Am 11. April verliefs die Gesandtschaft Nachitschewan, um in einem Tagemarsche die persisch-russische Grenze zu erreichen. Die Gegend, von zerklüfteten, vegetationslosen Bergen eingeschlossen, macht einen trostlosen Eindruck. Jede Spur von Cultur verschwindet, sobald man sich dem Aras nähert. Der Aras selbst, so lebendig er der Kura zuströmt, verwischt in keiner Weise den traurigen Eindruck der vegetationslosen Oede. Dschulfa selbst enthält aufser dem steinernen Hause des Directors nur seitwärts liegend die elenden Hütten und Ställe der hier stationirten donischen Kosacken. Keine Spur von Vegetation; nur schwarze Scorpione, langhaarige Taranteln und giftige Tausendfüfse befinden sich in dieser traurigen Einöde wohl.

-

Der Anblick nach dem persischen Ufer des Aras war keineswegs einladend, — keine Spur von Vegetation auf dem dunkeln Plateau, das in mehrere Kettengebirge endet. Auch nicht die geringste Spur einer Kunststrafse liefs sich erkennen, nur weisse Linien, die sich in Bogenwindungen hinzogen, bezeichneten den Weg für die Karawanen und Reisenden nach Taebriz.

Auf dem persischen Ufer wurde die Gesandtschaft von zwei Mehmendaren wörtlich: Gasthalter empfangen. Es sind dies vom Schah officiell ernannte Personen, welche Gesandte und Gesandtschaften auf persischem Boden empfangen und geleiten müssen, Pferde und sonst Nothwendiges herbeischaffen und auf die von Seite der passirten Städte und Dörfer nöthigen Ehrenbezeugungen achten müssen. Hier empfingen ein persischer Oberst oder Serhenk aus Taebriz und der Gouverneur von Marand die Gesandtschaft, letzterer ein Schahzadeh oder Prinz aus der Kadscharenfamilie.

Der Empfang hier war in der den Persern eignen blumenreichen Weise, Reden folgten auf Reden nur durch Dragomane verständlich. Schon hier machte sich die höchst difficile Rangbeobachtung sehr bemerklich, die den Persern in allen Kleinigkeiten eigen ist.

Der Zug der Gesandtschaft war nach strengen Gesetzen geregelt. Voran die Dschelandare oder Stallmeister mit den Jedäk oder Luxuspferden mit schönen Decken (Zinpusch) behangen. Dann kamen in zwei Reihen acht Serbazen oder Soldaten mit Stöcken statt der Gewehre dann der Gesandte und die Mehmendare, das übrige

[ocr errors]

Gesandtschaftspersonal —, dahinter die Diener, von denen der Kaliundâr oder Pfeifenmann und der Abdâr oder Wassermann am meisten in Anspruch genommen wurden.

Br. giebt nun eine sehr anziehende Schilderung der persischen Tracht, von denen wir nur Einiges hervorheben können. Wie bei uns Mütze und Hut, unterscheiden sich dort die braune, eng anliegende Kappe und die hohe, oben abgeschrägte Pelzmütze, am feinsten aus Lammfellen von Bokhara. Ausser von den Derwischen wird das Haupthaar rasirt, über den Ohren bleiben zwei herabhängende, lange Haarlocken stehen. Der Bart bleibt stehn und wird rabenschwarz gefärbt. Be· sonders eigenthümlich ist, dafs an den Schuhen und den auf Reisen getragenen Stiefeln die Sohlen mit einem Klebestoff befestigt sind, so dass man sie bei feuchtem Wetter verliert. Als Putzgegenstand gilt Silber höher wie Gold, wie bei allen Mohammedanern, da das Gold beim Beten vom Körper entfernt werden muss.

Unter Gesprächen über Persien mit den Mehmendaren zogen die Reisenden den unendlich traurigen Weg, kein Hälmchen am Boden, an einzelnen Stellen eine weifse krystallinische Salzkruste. Die Messung des Weges geschieht nach Fersach für kleine Entfernungen, für grössere nach Karawanseraien oder Tschaparkanehs. Die Fersach beträgt 18000 Fufs deutsche Meilen.

=

In dem Dorf Eirandebil begegneten die Reisenden einer eigenthümlichen Sitte. Ein alter Mann hatte, als der Zug nahte, ein Lamm unter dem Arme. Mit einem Ruck trennte er den Hals vom Kopf und liefs zwischen Kopf und Körper den Zug auf dem blutbespritzten Boden durchpassiren. Diese Sitte ist uralt, schon Xerxes beobachtete dieselbe, als er auf der Schiffbrücke nach Europa übersetzte.

Die Reisenden machten hier auch zum erstenmale mit dem persischen Pischkesch oder Gastgeschenk Bekanntschaft, was sie später unendlich oft erhielten. Dies Gastgeschenk bestand in zehn grofsen Zuckerhüten, vier Packeten Thee oder Tschai, zwölf Kästchen mit ächt persischem Zuckerwerk und vier grofsen Glasflaschen mit Citronensaft. Den Dienern muss für diese Geschenke, die immer wie für einen Conditor berechnet sind, ein goldenes Enâm oder Gegengeschenk gemacht werden.

Eigenthümlich ist die Berechnung der Einwohnerzahl der Orte. Die Perser schätzen dieselbe nach Familien oder Khanewâr, was, da jedes Haus nur von einer Familie bewohnt wird, der Anzahl der Häuser entspricht. Man rechnet annähernd 6-7 Personen auf eine Familie.

Ueberall in Persien begegnet man den Trümmern von Bauwerken aus der Regierung des Schah Abbas (1586-1628), daher Abbassi

jeh ein Fürst, der in Persien einen Ruf wie Friedrich der Grofse bei uns hat. Dieser Fürst legte auch Karawansereien an, deren prächtige Trümmer jetzt noch die Reisenden überall finden. Es geschieht nichts, um diese Reste zu restauriren. Dafür hat der Perser das Sprüchwort: die Welt mag nach meinem Tode ein Meer oder leerer Wüstenschein werden. Die heutigen Tscharpakanehs oder Khans stehen zu den alten Werken in auffallendem Widerspruch.

[ocr errors]

Der weitere Weg führte über Marand, einen von Schmarotzerinsekten wimmelnden Ort, über einen quellenreichen Höhenzug, über den die Strafse hinübergeht. Ueberhaupt steigt der Weg, bis Taebriz fortwährend; Dschulfa am Araxes liegt 2500 F. über dem Meeresspiegel; Taebriz 4600 F.; bei 16 deutchen Meilen Entfernung ergiebt dies pro Meile 1314 F. Steigung. Ueber den erwähnten Höhenzug führt ein sehr steiler Pfad hinüber.

Am 15. April langte die Gesandtschaft in Taebriz an, wo sie im feierlichen Istakbal empfangen wurden. Der Anblick dieser Stadt ist niederschlagend, da alle Arten der Zerstörung einen grofsen Theil der Stadt in einen Trümmerhaufen verwandelt haben; dazwischen orientalisch asiatische Lüderlichkeit in abschreckendster Form. Taebriz hat sich in der letzten Zeit jedoch durch den Handel mit Russland wieder mehr erholt, und die kaufmännischen Geschäfte sind in den Händen von Persern, Armeniern und Europäern. Die von der Regierung verpach tete Douane bringt jährlich 20,0000 pers. Dukaten ein. Seinen jetzigen Wohlstand verdankt Taebriz dem Schahzadeh Abbas - Mirza; einem Abkommen des Feth-Ali-Khan, der bei seinem Tode im Jahre 1834 nicht weniger als 784 Söhne, Enkel etc. hinterliefs. Alle diese Personen wollen fürstlich leben und daher ist diese zahlreiche Kadjarendynastie ein Hauptgrund der jetzigen Verarmung Persiens.

Am 22. verliefs die Gesandtschaft Taebriz, um sich nach Teheran zu begeben. Der Weg führte wieder durch eintönige, mit vegetationsleeren, vulkanischen Felsen eingefasste Hochebenen. Unterwegs in Karatschemen trafen sie mit Jahija - Khan, einem Adjutanten des Schahs zusammen. Weiter passirten sie die Stadt Mianeh, das Paradies der Wanzen, die hier von der Gröfse eines Sechsers, mit einem weissen Ringe um den Leib vorkommen. Die Stiche dieser Wanzenart sollen bei grösserer Menge den Tod herbeiführen können; die einheimischen Aerzte setzen den Gestochenen in ein warmes Bad und hüllen ihn hernach in eine frische Ochsenhaut, dann sollen die Schmerzen aufhören. Hinter Mianeh stieg die Gesandtschaft den Weg zum Kaflan Kuh in die Höhe, der sich 1500 F. über Mianhé erhebt. Die Ueberschreitung dieses Höhenzugs, der noch eine verfallne Feste, das Jungfernschlofs, trägt, wird als sehr malerisch geschildert.. Hinter Mianeh

---

beginnen die eigentlichen, persisch sprechenden Iranier, während noch in Mianeh türkisch gesprochen wird. Der nächste, bedeutende Ort war Zendschan; auf dem Wege trafen sie den Prinzen Ali-GuliMirza, beschäftigt, den electrischen Telegraphen zwischen Taebriz und Teheran einzurichten und in den verworrensten Anschauungen über diese Erfindung. Zendschan war früher ein bedeutender Ort, hatte jedoch in dem Aufstande der Bâbi die Waffen gegen die Truppen NasrEddins ergriffen und war nach einer tapfern Vertheidigung von 8 Monaten genommen und zum gröfsten Theil zerstört worden. Die Trümmer liegen noch jetzt danieder. Die Stadt liegt sehr hoch und hat daher ein sehr kaltes Klima. Die Reisenden wurden hier in einem verwitterten Kiosk des Feth-Ali-Schah untergebracht, in dem sie eine entsetzliche Nacht zubrachten. Am 30. April erreichte man man Sultanijeh eine elende, verfallne Stadt, von einer prächtigen Ruine überragt, die berühmte Moschee des mongolischen Sultans OtschaituMohammed - Kudabendeh. Der massiv sechseckige Unterbau wird von einer prachtvollen Kuppel überragt. Die äussern Verzierungen bis zu den verfallenen Minarets an den Ecken der Seitenmauern sind in mustergültigem Geschmack, die innern Wände reich mit Arabesken in bunten und glasirten Steinen verziert. Das herrliche Gebäude wird bei gänzlicher Vernachlässigung bald einstürzen.

Ueber Quazwin, einer Stadt, die 70000 Einwohner zählen soll, jedoch zum grössten Theil in Trümmern liegt und die entsetzlichste Armuth der Bevölkerung zur Schau trägt, erreichten die Reisenden am 5. Mai Suleimanijeh. Hier trat die riesige Mauer des Elburs immer näher; im Südosten öffnete sich die Ebene von Teheran. In Suleimanijeh erhielten die Reisenden ihr Quartier in einem Lustschlofs des Schah, das mit prächtigen Gärten inmitten einer ganz öden und todten Ebene lag. Das Schlofs in ächt persischem Geschmack war mit Spiegelwerk und Blumen überladen. Eine ebenfalls sehr schöne Vegetation fanden die Reisenden in der unmittelbaren Nähe von Kent, einem andern Lustschlofs des Schah, bei dem namentlich prachtvolle Rosengärten lagen. Am 7. Mai langte die Gesandtschaft endlich in Teheran an, nachdem sie einen sehr angreifenden, festlichen Empfang durch die persische Etikette zu überstehen gehabt hatte, und fand in einem vorstädtischen Gartenschlosse des Schah ihr Quartier bereitet. An demselben Tage wurde die Gesandtschaft vom Schah empfangen. Der Schah wird als ein schöner Mann, anfangender Dreissiger mit klugen, durchdringenden Augen und grofsem, schwarzen Schnurrbart geschildert. Seine Kleidung war, bis auf den hellleuchtenden, goldbrokatenen Kaftan, von einer Edelsteinagraffe zusammengehalten, und die persische, hohe, schwarze Pelzmütze, die ein Büschel Glasfedern

zierte, europäisch. Der Schah schien nach seinen Fragen über Sanssouci mit der Geschichte Friedrich des Grofsen vertraut zu sein.

-

In Teheran hatten die Reisenden reichliche Gelegenheit, besonders noch unterstützt durch die Lage ihrer Wohnung, das Leben und Treiben der Perser zu beobachten. Mit den buntfarbigsten Gewändern bekleidet, meist in hellgrünen Röcken und purpurrothen Beinkleidern, die schwarze Pelzmütze hintenüber gesetzt, Rosensträusse in den Händen, dabei die silberne oder goldene Uhr so oft wie möglich zeigend, schlenderten die Teheraner Dandys in den Gulistâns oder Rosengärten umher, dabei raucht man, trinkt, musicirt, singt und scheint von dem trägen Leben entzückt, ab und zu mischen sich lautschreiende Esel und Rinder in die lustwandelnden Gruppen. Die Gesandtschaft hatte in ihrer in solchem Rosengarten gelegenen Wohnung unendliche Besuche zu überstehen, deren jeder einen ganzen Dienertrofs mit sich brachte. Br. schildert diese Baedscheh oder Diener als unverschämt, betrügerisch, lügenhaft; sie rühmen sich beständig der Gröfse ihrer Herren und gerathen darüber unter sich in blutige Conflicte, an denen sich die Herren betheiligen. Die vornehme Welt wird nur nach Kleidertracht und Dienerzahl, rein nach Aeufserlichkeiten beurtheilt.

Teheran, mit dem heiligen Namen Dâr-el-Khelâfeh liegt unter dem 35° 40′ N. Br. und 49° 2' 35" östl. Länge. Die Stadt liegt 1500 Mètres über dem Meeresspiegel. Der längste Tag dauert 14 Stunden 25 Min. 14 Sec., der kürzeste 9 Stunden 34 Min. 46 Sec. Die Stadt ist in der Gestalt eines Trapez angelegt, dessen längsten Seiten die nördliche und südliche Mauer bilden. Umschlossen ist die Stadt von einem 20 F. breiten Graben, über den schlechte Holzbrücken führen. Dicht hinter dem Graben erheben sich graue Erdwälle mit Schiefslöchern, Mauerrosen und runden Zinnen, alle funfzig bis sechzig Schritt kommt ein Thurm. Die Thore liegen zwischen Doppelthürmen, die meist aus buntglasirten Steinen mit hübschen Mustern aufgeführt sind und im innern Thorraume zu einem Hofe führen, auf dem allerlei Wandmalereien aus dem Heldengedicht Firdusis: Schah-nameh in modern persicher Auffassung angebracht sind.

Die Stadt hat 6 Thore, die meist ihre Namen nach der Stadt oder Gegend tragen, nach deren Richtung sie liegen.

Die Stadt hat einen Umfang von deutschen Meilen und 80000 bis 120000 Einwohner, je nachdem es Sommer oder Winter ist. Teheran hat 27000 Khanewâr oder Haushaltungen. Die Stadt ist in 4 Mehalleh oder Quartiere getheilt: Awladschân im Osten der Burg, Sengeledsch im Westen, Mehalleh-i-Bazar im Süden, wo die Bazare oder Karawansereien liegen und Tschal-i-Meidân im Südosten. Das

« AnteriorContinua »