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völlig widersprechende Angaben gemacht hätten. Dafs unter dieser Gesellschaft solche Rivalität, solcher Hafs und Neid herrschen konnte, um, ohne Rücksicht auf Thatbestand, falsche derartige Angaben zu begründen, wie Dr. Baikie jetzt, sowohl in seinem, dem gesammten Publikum vorliegenden, Briefe an Dr. Petermann (Mittheilungen, 1862, S. 394), sowie in diesen, an den Earl Russell gerichteten, offiziellen Berichten behauptet, konnte ich nicht wissen.

Den Bénuē lernte ich überhaupt während seines höchsten Standes aus eigener Erfahrung gar nicht kennen, da ich ihn nur während der früheren Periode seines Steigens, das erste Mal am 18., das zweite Mal am 22. Juni (1851), an derselben Stelle passirte; ich kann hier also nicht mit voller Bestimmtheit sprechen. Leider hat sich die Kenntnifs dieses Flusses seit dem Jahre 1854 um nichts vermehrt, und um sich zu überzeugen, mit welcher Allgemeinheit und Unbestimmtheit Dr. Baikie in den hier besprochenen Berichten diesen Punkt abmacht, führe ich die Stelle seiner offiziellen Berichte hier ohne meine Uebersetzung, die möglicher Weise parteiisch ausfallen könnte, wiederum nur im Original an „I have during my stay at the Confluence had the opportunity of watching the rise and fall of the Binuwē at its junction with the Kwóra during two seasons, and after making full allowance for difference of locality, our observations of 1854 are sufficiently confirmed. A river remaining stationary for thirty days at any season of the year, and more especially at the very height of the rainy season, is quite at variance with my experience in this region".

Man sieht, wie unbestimmt sich Dr. Baikie ausdrückt; sufficiently confirmed sagt er von seinen Behauptungen, und das ganze Gewicht der Streitfrage beruht darauf, was man stationary nennt. Nun schliefst für mich ein solcher Stand des tropischen Hochwassers denn von den Tropen kann hier nur die Rede sein eines Flusses keineswegs leichte Schwankungen aus. Solche Schwankungen sind schon ganz natürlich bei einem und demselben gröfseren Flufsarm, der ja doch wieder seine Gewässer aus verschiedenen Unterarmen erhält, deren Lage in Bezug auf die Reichhaltigkeit des sie nährenden Regenfalles und deren ganze Beschaffenheit nicht dieselbe ist, die also in ungleichem Masse und ungleichen Zeitverhältnissen dem grösseren Strome ihre Wassermenge zugehn lassen; solche Schwankungen aber müssen natürlich in noch viel gröfserem Mafsstabe bei dem aus jenen Hauptarmen vereinigten Gesammtstrome eintreten. Wir haben schon oben das von Baikie sogenannte „zweite Steigen" des unteren Niger in Folge der anomalen Anschwellung des Hauptarmes betrachtet, das dieses ganze Sachverhältnifs beleuchtet; wir wollen nun aber den Nil Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. XIV,

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hier zur Vergleichung und Veranschaulichung dieser Verhältnisse heranziehn.

Zuvor will ich nur noch angeben, dafs in Bezug auf einen solchen, längere Zeit dauernden, ziemlich gleichmässigen, Stand eines tropischen Flusses ein grofser Unterschied, abgesehen von seinem gröfseren oder geringeren Gefälle, darin zu liegen scheint, ob er viel stehende Hinterwasser oder flache Seebecken hat oder nicht; solche Hinterwasser haben aber im Allgemeinen alle tropischen Flüsse, indem eben die ungeheuren, in einer bestimmten Jahreszeit erzeugten Wasserfluthen sich von Anfang an ein mehrere Meilen breites Bett gegraben haben, in dessen Hinterrinnen sich dann bei der Ueberschwemmung die Wasser ansammeln und lange Zeit halten; aber bei dem einen Fluss tritt diese Erscheinung in ausgedehnterer Weise hervor, als bei dem anderen. So hat der eigentliche Niger, wenigstens sein Mittellauf zwischen Sego und Bamba, entschieden mehr solche Bildung als der Bénue, der Weifse Nil ungleich mehr als der Blaue, und unter den aufsertropischen Flüssen der Euphrat mehr als der Tigris, der Ganges mehr als der Indus; die Erscheinung erklärt sich aber einfach dadurch, dass der Bénue, wie der Blaue Nil und der Tigris, der Gebirgslandschaft noch nicht lange entsprungen und in die flache Thalbildung eingetreten sind, wenn ihre selbstständige Natur schon in dem sie aufnehmenden Hauptstrome verloren geht.

Diese Betrachtung leitet uns nun also von selbst zum Nil hin. über, dessen Vergleich für diese Flufsverhältnisse von grofsem Interesse ist. Leider haben wir für die den eigentlichen Nil, d. h. den vereinigten Hauptstrom, bildenden verschiedenen Arme, welche den tropischen Einfluss der jedesmaligen Zone in direkter Beeinflussung zur Veranschaulichung bringen würden, wie den Blauen und Weifsen Flufs, den Bahr-el-Ghazal, den Sōbat und Atbāra, ausser einigen, mehr oder minder allgemeinen, Angaben von Reisenden, bisher keine genauen Beobachtungen und Messungen des jedesmaligen Steigens und Sinkens. Für den untersten Theil jenes Stromes aber haben wir gerade ganz kürzlich völlig zuverlässige Daten bekommen. Das in Aegypten unter dem Patronat des jetzt verstorbenen Vicekönigs Said Pascha gegründete Institut Egyptien nämlich theilt in dem so eben erschienenen ersten Quartobande seiner Memoiren 1), deren übrigen Inhalt, so weit er die

1) Mémoires ou Travaux Originaux presentés et lus à l'Institut Egyptien publiés sous les auspices de S. A. Mohammed Said, Vice-roi d'Egypte sous la direction de M. le Docteur B. Schnepp, Sécrétaire de l'Institut Egyptien, tome premier, Paris, Firmin Didot, 1862, 4°. Die übrigen hauptsächlichsten, die geographischen Wissenschaften interessirenden Aufsätze, dieses Bandes sind: La mer Rouge, par M. Paul Mouriez; Aperçu théorique de la géographie géognostique de l'Afrique Centrale, par Figari Bey mit Karten, ein ganz phantastisches, meist schon jetzt widerlegtes Ge

geographische Wissenschaft interessirt, ich unten in der Note angebe, auch vergleichende Tafeln über die Anschwellung der Nilwasser während 16 Jahre (1846 bis 1861 inclusive) mit (tableaux comparatifs de la crue des eaux du Nil pendant 16 années), einen allerdings nur vier Seiten langen, ganz unbedeutenden Text, aber veranschaulicht durch ein von 5 zu 5 Tagen durch den ganzen Lauf des Jahres hindurch, den Stand des Flusses darstellendes, Diagram, dafs wir in verkleinertem Mafsstabe auf Tafel II. dieser Zeitschrift wiedergeben. Diese Beobachtungen haben defshalb so grofsen Werth, weil sie von Europäischen Ingenieuren an dem grofsartigen, aber unvollendeten und wahrscheinlich mehr schädlichen, als förderlichen barrage, dem ungeheuren Nildamm, an der Spitze des Deltas angestellt sind, während, was man früher darüber hatte, weniger genaue Angaben nach dem Mekias oder Nilmesser auf der, etwa 24 d. Meilen oberhalb gelegenen, Insel Rhoda bei Kairo waren.

Diese reichhaltigen und zuverlässigen Beobachtungen, die einen ganz neuen, und viele alte, bisher in allen Büchern über Aegypten breitgetretene, Angaben umstofsenden oder berichtigenden Anhalt gewähren, habe ich, ausser der ihnen ausschliesslich gewidmeten Taf. II, auch noch in der am Schlusse dieses Aufsatzes folgenden tabellarischen Uebersicht zu einem vergleichenden Bilde des Zustandes des Nigers und Nils mit ihren verschiedenen Armen in den verschiedenen Jahreszeiten zu Grunde gelegt, und hoffe ich, dafs das so veranschaulichte Bild eben durch seine, hier zum ersten Male klar zu Tage tretende, Unvollständigkeit dazu beitragen werde, uns baldigst weitere Daten über diese Verhältnisse zu verschaffen. Der Tafel habe ich einige, specielle Fragen betreffende, Anmerkungen hinzugefügt. Hier will ich daher nur die, unsere be

mälde; Étude topographique des eaux thermales de Helouan par M. le professeur Gastinel; Mémoire sur les eaux salines froides d'Aïn Syra, von demselben; Analyses quantitatives de l'eau du Nil, pendant dix mois de l'année, von Mustapha Magdaly, Arabisch und Franz.; Études sur le climat de l'Egypte, von Dr. B. Schnepp, die umfangreichste, 200 Seiten lange Arbeit; du khamsin et de ses effets, du blé retrait par M. Grégoire; Rapport sur la constitution des principes immédiats des blés d'Egypte par M. Espinassy Bey; dann drei Abhandlungen über den Bau des Opiums in Ober- Aegypten, den Bau der Baumwolle, den Seidenwurm, die erstere von M. Gastinel, die zwei letzten von Grégoire; des maladies prédominantes dans la Colonie Grecque d'Alexandrie par M. le docteur Dikaios, Griech. und Franz.; de la medecine empirique parmi les Arabes de l'Egypte, par M. le docteur Chafey-Bey, Arab. und Franz.; considerations sur les mouvements de la population en Egypte par M. le docteur B. Schnepp, umfangreich 75 Seiten, aber meist vom ärztlichen Standpunkt; quelques notes sur le choléra qui sévit au Caire, en 1850 et 1855, par M. J. Colucci- Bey; dann einige verwandte ärztliche Abhandlungen und zuletzt mouvement biographique de Baken-khonsou, grand-prêtre d'Ammon et architecte principal de Thebes, contemporain de Moise, par M. Devéria.

sondere Betrachtung angehenden, allgemeinen Verhältnisse berücksichtigen. Dies betrifft besonders jene längere Dauer des höchsten Flufsstandes. Allerdings erkennen wir aus diesen Beobachtungen über den Stand des Nil am Barrage, dafs in den meisten Fällen der höchste Flufsstand sich nur wenige Tage erhält; ebenso deutlich aber ergiebt sich bei Betrachtung des Diagrams, dafs die Flufsschwelle neben und unter diesen höchsten Schwell spitzen den Wasser- Hörnern ganz wie Gebirgsketten einen höchsten Wasserka mm zeigen, und dieser Schwell- oder Culminationskamm nun zeigt eine ganz bedeutende Dauer, ja im Durchschnitt noch länger als vierzig Tage, und in vielen Fällen zu zwei und einem halben Monat. Von diesem durchschnittlichen höchsten Stande aber kann natürlich nur die Rede sein, wenn man im Allgemeinen, ohne Rücksicht auf besondere Jahre, die Perioden des Flufsstandes angiebt; und so bin ich also überzeugt, dass, wie am mittleren Niger ich mit meinen eigenen Augen mich von einem solchen ungefähr vierzigtägigen Stande des höchsten Wassers überzeugt habe, so auch der Bénuē eine annähernde Erscheinung darbietet, obgleich, wie schon oben angedeutet, dieser bei Weitem kürzere, seinem Gebirgsursprung näher liegende, reifsendere, und selbst im unteren Laufe mehr eingeengte, Flufs wahrscheinlich eine kürzere, und viel unregelmässigere Dauer seiner höchsten Wasserfluth zeigen wird, als sein westlicher grofser Nebenarm. Das Verhältnifs dieser beiden Flussarme gleicht in vielen Beziehungen demjenigen des Blauen zum Weissen Flufs. Denn, ganz in ähnlicher Weise wie der weisse Flufs, der Túbiri, dem Nil, so bewahrt diesem West-Afrikanischen Doppelstrom nur der Niger seine dauernde Bedeutung auch in der trockenen Jahreszeit, während dann der Bénuē ganz unbedeutend ist und in einzelnen Theilen einen fast unterbrochenen Lauf zeigt.

Höchst merkwürdig und ganz anomal ist nun das Faktum, dafs der Niger gar nicht einen höchsten Stand zu derjenigen Jahreszeit erreicht, wo die anderen tropischen Flüsse nördlich vom Aequator am meisten geschwollen sind; denn, wenn Dr. Baikie und seine Gefährten von einer zweiten Anschwellung sprechen, so betrifft die ganz ausschliesslich den untersten Lauf des Niger. Denn, obgleich ich kein volles Jahr an einer und derselben Stelle an diesem Flufs zubrachte, so überschritt ich ihn doch zum ersten Male bei Sai am 12. Juni (1853) und erreichte die äusseren Arme ungefähr in dem Meridian von Timbuktu schon am 17. August bei dem Städtchen Bámbara wieder und überzeugte mich da, dass, anstatt gleich dem Nil und Bénuē schon damals seinen höchsten Stand fast erreicht zu haben, vielmehr das dort anfangende Hinterwasser des Niger noch kaum im Steigen war, und erst in 20 Tagen, also gegen Mitte September, anfangen würde, schiffbar zu

werden. Von da an nun dauerte das Steigen gemach, aber ununterbrochen, bis zum Januar, und erst Anfang Februar fingen die ungeheuren Wassermassen an, allmählich sich zurückzuziehn. Bald folgte ich dem Ufer des sinkenden Stromes zuerst auf der nördlichen, dann auf der südlichen Seite bis zum Anfang August. Als ich nun da am 2. August (1854) den Niger bei Sai zum zweiten Male passirte, war er nicht mehr im Fallen, sondern schon wieder im Steigen, und zwar war er damals 5-6 Fufs höher als am 12. Juni des vorhergehenden Jahres, wo er auch schon im Steigen begriffen gewesen. Allerdings war es im Vorbeipassiren schwer, an den einzelnen Punkten oberhalb Sai zu entscheiden, ob der Hauptflufs noch im Sinken oder schon im Steigen war, obgleich die kleinen und spärlichen Zuströme vom Galindu abwärts durch die gelegentlich heftigen Regengüsse schon angeschwollen waren. So ist es denn auch wahrscheinlich, dafs das Steigen bei Sai ganz ausschliesslich durch die kleinen von den Regengüssen geschwollenen Nebenflüsse der Nachbarschaft veranlasst war; und das Sinken des Stromes hatte wahrscheinlich zwischen dem 15ten und 16ten Grad um Mitte Juli aufgehört.

Jedenfalls haben wir hier einen Thatbestand vor uns, der die Beschiffung dieses grofsen Stromes wunderbar erleichtern mufs; wenn man nur erst versteht, die Flufsschnelle bei Búsa zu umgehn oder, sobald man ein Dampfschiff oberhalb dieser Katarakten auf das Wasser gesetzt hat. Denn der Schiffer kann mit dem höchsten Wasser des unteren Niger im August und September hinaufgehn und käme dann gerade oberhalb Sai in den Anfang der Schwelle des eigentlichen Mittelstromes, die bis Januar fortwährend im Steigen begriffen ist und vermittelst der Menge von Hinterwasser und Seebecken ein ungeheures Netz schiffbarer Wasserwege eröffnet. Erst Ende Januar oder Anfang Februar fangen die Wasser dort an zu sinken, und vermittelst der Hochwasser die enge Felspassage bei Tinscherīfen mit nöthiger Vorsicht leicht bewältigend, würde der kühne Nigerfahrer beim Herabkommen im unteren Laufe wieder Hochwasser finden. Es ist, als ob die Natur durch diese Einrichtung den Nachtheil des halbmondförmig langgewundenen Laufes dieses Flusses habe wieder aufheben wollen.

Diese Streitfrage wegen eines, längere Zeit andauernden, Niveaus der Flufsschwellen des Niger und Bénuē zwischen mir und Dr. Baikie, möge nun aber, wie immer, entschieden werden, so ist das doch wahrlich kein Beweis von Geringschätzung und Verdammung seiner Arbeiten von meiner Seite, wenn ich meine Ansichten gegen die seinigen vertheidigt habe. Sonst aber hatte ich so gut wie gar keine Gelegenheit, auf Baikie's Arbeiten im Jahre 1854 in dem Berichte meiner, in der Zeit der Ausführung der seinigen vorangegangenen,

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