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Briefstelle zeigt, hatte ihr Wesen zuerst etwas Irritierendes für Keats, vielleicht die erste Regung seiner Liebe; bald aber gab er sich ihrer Anmut völlig gefangen -- the very first week I knew you I wrote myself your vassal, sagt er selbst. Severn erwähnt, daß sie der bekleideten Figur in Tizians Irdischer und Himmlischer Liebe gleich gesehen habe, auch ist von ihr eine vollständige Silhouette erhalten (wiedergegeben in Works ed. Forman, Library Edition IV 120-121), so daß wir uns ein Bild von ihrem Äußern machen können. Über ihren Charakter kann man nicht mit völliger Sicherheit urteilen. Sie scheint unerfahren, selbstbewußt, lebhaft und vergnügungssüchtig gewesen zu sein; wenn auch stets freundlich und treu gegen Keats, so ersparte sie ihm die Eifersucht nicht, weil zwischen beiden nicht das volle Vertrauen einer Seelengemeinschaft herrschte. Obwohl seine Zukunft äußerlich recht aussichtslos war, hat sie sich ihm gegenüber gebunden gefühlt, ihn besucht während seiner Krankheit, ihn gepflegt, ihm Briefe geschrieben. Seine Bitten, nicht in Gesellschaft zu gehen, während er krank daheim bleiben muß, hat sie freilich nicht verstehen mögen. Nach seinem Tode hat sie später einen Mr. Lindon geheiratet.

Für Keats war diese Leidenschaft die Hauptqual seiner letzten Lebensjahre, und er hält seine Trennung von Fanny für die Hauptursache, die seine Genesung hindert. Diese Qualen, die er sonst vor seinen Freunden zu verbergen sucht, läßt er nur einmal Brown gegenüber laut werden. Er hat England verlassen und befindet sich auf dem Schiffe, bei Yarmouth (Complete Works V 197): „Land and sea, weakness and decline, are great separators, but death is the great divorcer for ever. When the pang of this thought has passed through my mind, I may say the bitterness of death is passed. . . . I think without my mentioning it for my sake you would be a friend to Miss Brawne when I am dead. (Es ist

ergreifend, daß er seine Braut gerade demjenigen unter seinen Freunden empfiehlt, der ihm eine Zeitlang die entsetzlichsten Qualen bereitet hatte, indem Keats ihn in dem Verdachte eines Flirts mit Fanny hatte.) You think she has many faults but for my sake, think she has not one. If there is anything you can do for her by word or deed I know you will do it. I am in a state at present in which woman merely as woman can have no more power over me than stocks and stones, and yet the difference of my sensations with respect to Miss Brawne and my sister is amazing. The one seems to absorb the other to a degree incredible. I seldom think of my brother and sister in America. The thought of leaving Miss Brawne is beyond anything horrible the sense of darkness coming over me I eternally see her figure eternally vanishing. Some of the phrases she was in the habit of using during my last nursing at Wentworth Place ring in my ears."

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Schließlich ist der Schmerz der Erinnerung an sie zu groß für seine reizbare Schwäche. Er mag ihren Namen nicht mehr genannt haben, kann ihre Briefe nicht mehr lesen; uneröffnet legt man den letzten in seinen Sarg.

Seine Briefe an Fanny sind von H. B. Forman sowohl in seiner Library Edition als in den fünfbändigen Complete Works herausgegeben. Sie spiegeln getreulich die Widersprüche und Qualen seiner Leidenschaft wieder und ermöglichen es uns zusammen mit einigen seiner Sonette und Gedichte, die wir noch betrachten werden, uns eine Vorstellung von seinen Gemütszuständen zu machen.

Er selbst spricht von einer Liebe beim ersten Blick (Libr. Edition IV 134): „I have, believe me, not been an age in letting you take possession of me; the very first week I knew you I wrote myself your vassal, but burnt the Letter; as the very next time I saw you I thought you manifested some dislike to me. If you should ever feel

for Man at the first sight what I did for you, I am lost“ er denkt nicht einmal daran, daß die Liebe, die Fanny fühlen könnte und die der seinen an Heftigkeit gleich käme, ihm gelten könnte. Die Ursache einer solchen Liebe kann nur Schönheit sein (p. 129): „I cannot conceive any beginning of such love as I have for you but Beauty." Nicht hübsche Frauen beurteilt er sehr streng bis auf die Ausnahmen, die er nicht sehr wahrscheinlich findet: they are trash to me unless I should find one among them with a fire in her heart like the one that burns in mine". So kann er auch Fannys Gegenliebe nicht recht begreifen, wie er ja überhaupt nie sich darauf verlassen hat (p. 153): Your love is as much a wonder to me as a delight"; er weiß, daß er nicht schön ist (I cannot be admired [p. 134]), und wenn sie einen andern liebt, will er sie nicht schelten ,,only I should burst

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if the thing were not as fine as a Man as you are as a woman". Dann wieder siegt die Leidenschaft über alle Überlegung: „I cannot exist without you" (p. 145), „you must come and see me frequently" (p. 151); dann kämpft er wieder gegen die Übermacht des Gefühls, dessen Intensität er nicht zu ertragen vermag: "I cannot bear the pain of being happy" (p. 143) und: „It is certainly better that I should see you seldom" (p. 159).

Er umfaßt sie ganz, er könnte sie mit seinen Blicken verschlingen mangiare cogli occhi, wie die heißblütigen Italiener sagen (p. 178): „You could not stop or move an eyelid but it would shoot to my heart. I am greedy of you." Wenn er in Modern Love (And what is love? It is a doll dressed up) die Romeos seiner Zeit verspottet hatte, denn:

...

if some passions high have moved the world,
If Queens and Soldiers have played deep for hearts,
It is no reason why such agonies

Should be more common than the growth of weeds,

so mußte er es jetzt selbst empfinden, daß auch noch im bürgerlichen Leben der Gegenwart verzehrende Leidenschaften möglich seien, Leidenschaften, die ihn ausrufen lassen (p. 189): "I long to believe in immortality. I shall never be able to bid you an entire farewell" und (p. 188): „The last two years taste like brass upon my palate.

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Da er an Fanny nur die Schönheit liebt er selbst erwähnt einmal eine Klage ihrerseits darüber (p. 164): "You uttered a half complaint once that I only loved your beauty" und antwortet darauf nur flüchtig: „Have I nothing else to love then in you? Do I not see a heart naturally furnished with wings imprison itself with me?" - so ist er nie beruhigt, daß sie ihm allein angehört; er wünscht, sie möge es kennen, the Tenderness, with which I continually brood over your different aspects of countenance, action and dress" (p. 183). Selbst sein Freund Brown entgeht nicht seinem Verdacht (p. 167): „I think you had better not make a long stay with me when Mr. Brown is at home." Ein elementarer Schrei ist das Sonett:

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aye love

all,

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That shape, that fairness, that sweet minor zest Of love, your kiss, those hands, those eyes divine, That warm, white, lucent, million-pleasured breast, Yourself your soul in pity give me all . . . wo das unwiderstehliche Verlangen, die Freude an den ästhetisch-sinnlichen Reizen sich mit Naturgewalt äußert. Wohl mag diese Liebe ihm, der sein Leben einem höheren Ziel gewidmet hat, eine Qual sein; wohl mag er eilen, seinen Durst zu stillen, um wieder frei zu sein für seine ideale Muse:

Withhold no atom's atom or I die,

Or living on, perhaps, your wretched thrall,

Forget, in the mist of idle misery,

Life's purposes the palate of my mind
Losing its gust and my ambition blind.

Ähnlich klingt ein Brief vom Sommer 1820:

Do not think of anything but me. Do not live as

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Yesterday and this morning

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if I was not existing I have been haunted by a sweet vision I have seen you the whole time in your shepherdess dress. How my senses have ached at it! How my heart has been devoted to it! How my eyes have been full of tears at it. Indeed, I think, a real love is enough to occupy the widest heart. Your going to town alone, when I heard of it, was a shock to me, yet I expected it promise me you will not for some time till I get better. Promise me this and fill the paper full of the most endearing names. If you cannot do so with good will, do my love tell me — say what you think confess if your heart is too much fastened on the world. Perhaps then I may see you at a greater distance, I may not be able to appropriate you so closely to myself. When you loose a favourite bird from the cage, how would your eyes ache after it as long as it was in sight; when out of sight, you would recover a little... If you would really what is called enjoy yourself at a party if you can smile in people's faces, and wish them to admire you пого you never love or ever will love me."

So zerstört ihn auch hier die Heftigkeit seiner Empfindung, und der Schmerz macht ihn schwach und selbstsüchtig. Er fühlt, daß sie nicht im Innersten seines Wesens mit ihm verschmolzen ist, daß sie gleichsam nur in den suburbs of his affection wohnt, wo er, von ihrem Reiz gezogen, jetzt auch eine Weile leben muß, es ist ein Krampf seiner Natur, während dessen sein cor cordium die Dichtung zwar gehemmt, erstarrt ist, aber doch noch in seinem Bewußtsein bleibt als etwas nie Aufzugebendes, als die eigentliche, dauernde Grund

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