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Inhalt.

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Taf. III.

Guarmani's Reise nach dem nördlichen Central-Arabien im Jahre 1864 nach seinem durch G. Rosen mitgetheilten Tagebuche construirt von H. Kiepert.

- IV. Reise des Dr. G. Schweinfurth an der Westküste des Rothen Meeres

im Herbst 1864. Gezeichnet von H. Kiepert.

I.

Nordarabien und die syrische Wüste nach den Angaben der Eingebornen.

Von Dr. J. G. Wetzstein.

(Die zu diesem Aufsatze gehörende Karte von Arabien wird einem der nächsten Hefte dieser Zeitschrift beigegeben werden.)

Einleitung.

Während meines Aufenthalts in Damask und auf meinen Reisen im

östlichen Syrien bin ich häufig mit Männern zusammengekommen, bei denen sich über das Innere der Wüste und den nördlichen Theil der arabischen Halbinsel, Länder, welche selten von Europäern besucht worden und uns nur dürftig bekannt sind, Nachrichten einziehen liefsen. Zwar galten hier in erster Reihe meine Erkundigungen nicht der Scholle, sondern dem Menschen, denn noch ist uns Vieles räthselhaft im Leben des arabischen Volkes, eines der merkwürdigsten der Erde, welches als der letzte Erbe des Gebiets und der Traditionen aller Stämme semitischer Zunge auch der alleinige Träger des Geistes geblieben ist, der unter den Formen des Judenthums, Christenthums und Islams eine wunderbare weltgeschichtliche Mission erfüllt hat. Aber bei der Bevorzugung des Ethnologischen ging die Geographie nicht leer aus. Von unbekannten Gegenden suchte ich mir eine möglichst treue Vorstellung, von den Strafsen die Namen der Stationen, von der Lage eines Ortes ihre Beziehung zu bekannteren Punkten zu verschaffen. Für diesen Zweck habe ich unter Anleitung ortskundiger, meist sehr intelligenter Personen mehrere Kartenskizzen von Gegenden angefertigt, die, so roh sie auch begreiflicher Weise sein müssen, doch geeignet sind, von einem unbekannten Terrain eine nothdürftige Anschauung zu geben.

Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. XVIII.

1.

Alles Geographische, welches ich über die an Syrien angrenzenden und von mir nicht selbst gesehenen Länder gesammelt, sollte, wie dies in Burckhardt's und Anderer Reisen geschehen, meinen Itinerarien als Anhang beigegeben werden; als ich indefs fand, dafs sich aus den geographischen Schriften der Araber, vornehmlich aber aus einigen noch wenig oder nicht ausgebeuteten Handschriften der Königl. Bibliothek in Berlin Vieles zur Bestätigung oder Erweiterung meiner Aufzeichnungen beibringen liefs, sah ich von jenem Plane ab, weil durch die Benutzung dieser Schriften, auf welche im Interesse der Sache nicht verzichtet werden konnte, das Material einen Umfang erhielt, welcher eine selbstständige Behandlung des Gegenstandes nothwendig machte.

Dafs die vorliegenden Blätter, in welchen ich die Angaben meiner eigenen Gewährsmänner mit denen jener Schriften zusammenstelle, nicht eine vollständige Geographie von Negd und der syrischen Wüste sein können, erhellt aus dem Gesagten. Zunächst schliefsen sie die Ethnographie aus. Zwar werden die Namen der Völkerschaften zu den einzelnen Ländern genannt werden, aber für weitere Angaben über deren numerische Stärke und sociale Verhältnisse, über die Gruppirungen der Stämme und ihre Tagesgeschichte, so hochpoëtisch auch die letztere im Einzelnen ist, war kein Raum. Nur in wenigen Fällen konnten kurze geschichtliche Data gegeben werden. Sodann beschränkt sich auch das rein Geographische auf diejenigen Gegenden, über welche sich aus meinen Aufzeichnungen oder aus den arabischen Geographen Neues oder frühere Angaben Berichtigendes beibringen liefs, daher zuweilen über kleinere Partien viel, über grössere wenig gesagt wird. Demungeachtet werden diese Mittheilungen in ihrer Gesammtheit von den genannten Ländern ein Bild geben, welches, wenn auch nicht durch seine Vollständigkeit oder durch ebenmässige Behandlung seiner einzelnen Theile, doch im Gegensatze zu früherer Unsicherheit oder Ermangelung aller geographischen Kunde billigen Ansprüchen genügen, jedenfalls und dies ist der Zweck dieser Schrift einer späteren Bearbeitung der Geographie jener Länder in wesentlichen Dingen zu Gute kommen wird. So lernen wir von dem Ariḍ, den wir uns als einen mässigen Gebirgszug bei den Städten Der'îa und Menfûḥa dachten, Fortsetzungen kennen, welche ihn zu einer durch sechs Breitengrade sich ziehenden Kette, also zum östlichen Gürtel des Binnenlandes machen und in welchen wir Landschaften und Stämme finden, die man bisher am Fußse der Sarawât gesucht hat. In der nördlichen Hälfte der syrischen Wüste und in dem Hochlande der arabischen Halbinsel erscheint zum ersten Male ein ausgebildetes und vollständig erkennbares Wadi-System.

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-Rumem

Namentlich wird den Geographen die Existenz des Wâdî erinteressiren, welcher die Wasser des centralen Arabiens dem Euphrat zuführt. Er ist nicht, um eine arabische Redeweise zu brauchen, „Einer von Vielen“, sondern der bedeutendste Wadi der Halbinsel, derjenige, mit welchem das Innere derselben aufhört, eine chaotische Sandwüste zu sein, und nach Analogie anderer Länder ein Stromsystem erkennen lässt, welches dort bis jetzt völlig vermifst wurde, wenn auch sein Vorhandensein von der geographischen Wissenschaft in thesi und ohne Vorstellung seiner möglichen Form vorausgesetzt werden konnte. So sagt Carl Ritter (XIII, 233): „Es wäre allerdings eine der auffallendsten Erscheinungen auf dem Erdenrunde, ein Halbinselland wie Arabien vergleichen wir es nur mit den beiden indischen Halbinseln oder selbst der kleinasiatischen ohne alles Stromsystem zu finden, an dessen Enden erst gegen Aegypten und Syrien der Jordan und Euphrat als die Repräsentanten dieser beglückenden, sefshaft machenden Naturformen erscheinen." Dabei kann der Umstand, dafs das Wasser dieses Wadis unter jener heifsen Zone und in einer über hundert geographische Meilen langen Sandgegend während des gröfsten Theiles des Jahres unterbrochen wird, als auf zufälligen Ursachen beruhend, nur für etwas Unwesentliches gelten.

Auf die antike Geographie konnte hier nur beiläufig Rücksicht genommen werden. Die Nomenclatur des Claudius Ptolemaeus in der heutigen wiederzuerkennen, ist bekanntlich sehr schwierig, und ich habe dies seltener versucht, als es vielleicht hätte geschehen können. Manche alte Orte mögen in Ruinen liegen, deren Vorhandensein und Namen erst der vorübergehende Reisende erfahren wird, aber die meisten haben ohne Zweifel ihre Namen gewechselt. So fand ich sechs Stunden östlich von Damask zwischen den Fluren einiger Ruinenorte einen riesigen Basaltblock, welchen seine Inschrift als Grenzstein μɛταξὺ Ἰσολέλων καὶ Δρασαρμέλων bezeichnet und welcher bei seiner Gröfse und sonstigen Unbrauchbarkeit, denn er ist roh, seinen Platz gewifs niemals verändert hat. Ich bin in jener Gegend häufig gewesen und kenne dort den Namen jeder Ruine, aber keiner hat Aehnlichkeit mit den beiden griechischen '). Durch die Südaraber, deren wiederholte Wanderzüge nach Norden in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung die meisten Völkerstämme des Semmar-Gebirgs und der Südhälfte der syrischen Wüste aus ihren Sitzen verdrängten, haben Ortschaften, Berge und Wadis neue Namen erhalten. Konnte sich selbst die Stadt Damask diesem Schicksale nicht entziehen, so

1) Vergl. über diese Inschrift: Abhandl. der Berliner Akademie der Wissenschaften, 1863. p. 315.

konnten dies noch weniger kleinere oder abgelegene Orte. Was das Geographische anlangt, welches wir über Arabien in der Bibel finden, so sind dies meistens Völkernamen, auf deren Wiederauffindung man verzichten muss. Von sehr wenigen der heutigen Stammnamen lässt sich mit einiger Sicherheit behaupten, dass sie schon vor unserer Zeitrechnung existirt haben, und diese wenigen kennt die Bibel nicht. Anders ist es mit den Ortsnamen. Ein Reisender, welcher, mit dem Rüstzeuge eines Edward Robinson ausgestattet, einmal das peträische Arabien bis Muêliḥ im Süden und zum Agâ-Gebirge im Osten durchwandert, wird dort manche für die biblische Geographie werthvolle Entdeckung machen. Auch in diesen Blättern werden hin und wieder biblische Ortsnamen verglichen, doch meistens nur da, wo die Combinationen der früheren Exegeten als misslungen angesehen werden müssen.

Die Männer, auf deren mündliche Angaben der wichtigste Theil dieser Mittheilungen basirt ist, waren folgende:

1) Der Scheich Hamed aus der Stadt Rass im Lande Kaşîm. Er gehört einer angesehenen Semmar-Familie an, welche während des Krieges zwischen Ibrâhîm Pascha und Ibn Sa'ûd auf Seite der Aegypter stand, diente selbst in der ägyptischen Armee und kämpfte in der Schlacht von Wâdî Ḥalwa mit, in welcher Isma'îl Pascha von den Wahhâbi's geschlagen wurde. Seit der Restauration des Wahhâbi-Staates lebt Ḥamed fern von seiner Heimath und als ich ihn im Januar 1861 in Damask kennen lernte, stand er in türkischen Diensten und war in Ma'ân wohnhaft, in welcher Stadt vom Jahre 1859 bis 1862 ein türkisches Reiterregiment zum Schutze der Pilgerstrasse und zur Beobachtung der damals mit den Stämmen der Ḥarb kämpfenden Wahhâbi's stationirt war; mit dem Obersten dieses Regiments, dem Kurden Aḥmed Bey el-Jûsef war Ḥamed nach Damask gekommen, und ich habe ihn öfters zu mir eingeladen, da ich durch ihn eine Sammlung von Śemmar-Gedichten, deren er viele wusste, vermehren wollte. Dabei zeigte sich, dafs der Mann die Geographie seines Vaterlandes genau kannte, und dies veranlasste mich, mit seiner Hilfe eine Skizze des nördlichen Negd anzufertigen. Diese Skizze zusammen mit den erläuternden Diktaten Ḥamed's bildet die Grundlage der hier gegebenen Nachrichten über den Wâdî er-Rumem und die Strafsen von Negd und Jemâma. Leider war es nur die Arbeit eines einzigen Nachmittags: am anderen Morgen kam Ḥamed zu mir, um Abschied zu nehmen; denn er hatte Befehl erhalten, nach Ma'ân zurückzukehren.

2) Muhammed ibn Dûchî, Phylarch der Weld Ali. Nachrichten über diesen 'Aneza-Scheich finden sich in der Zeitschr. f.

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