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1,000,000 Dollars herbeigeschafft und von der Legislatur in Nebraska ihren Freibrief erhalten habe, die Linie von Utah bis zur Verbindung mit dem östlichen Telegraphennetze übernehmen. Die Einigung der Telegraphen-Gesellschaften in Kalifornien war (März 1861), unter den gewünschten Bedingungen, zu Stande gekommen und alle Betheiligten gingen raschen Schrittes an die grofse folgenreiche Unternehmung. Der Krieg der Sklavenhalter, die Gefahren für die Union waren in vollem Anzuge begriffen; das patriotische Werk sollte so schnell wie nur immer möglich zu Stande kommen.

Ungeachtet der grofsen Schwierigkeit längs der baumlosen Prairien und der während der Wintermonate mit zehn bis elf Schuh Schnee bedeckten Gebirge wurde doch beschlossen, die Drähte oberhalb der Erde zu ziehen. Die nachtheiligen Erfahrungen, welche man mit den unterirdischen Telegraphen in Europa gemacht hatte, schreckten ab, solche Versuche zu erneuern. Ueber die Weglinie konnte, unter den bestehenden Verhältnissen, kaum ein Zweifel obwalten. Die südlichen Rebellenstaaten kamen nicht mehr in Betracht; der Telegraph musste in nördlicher Richtung laufen. Von dem Orte Omaha im NebraskaGebiete beginnend, geht er längs der Forts Laramie und Bridger, durchschneidet die Felsengebirge im Southpass und wendet sich nach der Salt-Lake-Stadt. Von hier erheben sich die Stangen längs der Strafse zum Carson-Valley, dann auf der Sierra Nevada in der Richtung nach Placerville und San Francisko. Waren die Krümmungen nicht zu bedeutend, so hat man den Fahrweg der Eilpost eingehalten und wo dies immer anging, deren Stationshäuser mit den Telegraphistenhäuschen in Verbindung gebracht.

Die Rebellion in Missouri ist der Unternehmung gleich beim ersten Schritt hindernd und verzögernd entgegengetreten. Der Verkehr auf den Eisenbahnen dieses Staates war unterbrochen, was zur Weiterführung vielen Materials nach Omaha auf Umwegen und mittels Ochsengespanns nöthigte. Die erste Stange zum Weltmeere verbindenden Telegraphen wurde am 1. Juli 1861 aufgesteckt und, ohne irgend eine Unterbrechung, im Durchschnitt täglich die Strecke von zehn englischen Meilen zurückgelegt. Der galvanisirte, mittels sogenannten Wade-Insulat isolirte Draht wiegt 350 Pfd. auf die Meile, so dafs das Gewicht der ganzen 2000 Meilen langen Linie vom Dorfe Brownsville in Missouri nach San Francisko 70,000 Pfd. beträgt. Die Stangen, es sind deren dreifsig für die Meile, hat man theils von rothem Ceder-, theils vom Fichtenholz genommen.

Der gröfsere Theil des Landes von Nebraska nach Utah ist baumlos. Man musste das Holz aus der Ferne herbeibringen; einige Male selbst auf einer Strecke von 240 englischen Meilen. In den reissenden

Flüssen und auf den hohen Bergen, wo sich die Schneemassen gewaltig emporthürmen, gebrauchte man anstatt der gewöhnlichen Stangen sehr dicke und lange Mastbäume, welche dem Andrange der Bergwasser und Wirbelwinde Widerstand leisten und unter allen Umständen über die Schneehaufen hervorragen können. Den längs des Weges zerstreuten Indianerstämmen wurde mit geringer Mühe die Bedeutung des Werkes begreiflich gemacht und mittels guter Bezahlung ihre Mitwirkung gewonnen. Die Häuptlinge versprachen, sie würden Sorge tragen, jede Beschädigung zu verhindern und die böswilligen Frevler zu züchtigen. Seit seinem Bestande hat der Telegraph auch nicht die geringste Beschädigung erlitten. So leicht ist es, wenn man die Menschen menschlich behandelt, mögen sie nun zu dieser oder jener Race gehören, sie zu civilisirten gesetzlichen Wesen heranzuziehen. Die Pacifische Telegraphen-Gesellschaft hatte ihre Aufgabe in der Salt-LakeStadt zu Utah am 18. October 1861 gelöst; sechs Tage später sind auch die von Kalifornien kommenden Arbeiter eingetroffen. Am 24. October konnte die erste telegraphische Depesche von Sakramento nach Washington abgehen, welche dem Präsidenten versicherte: „Kalifornien werde unverrückt bei der Union verbleiben und sie im Kampfe gegen die Rebellion der Sklavenhalter unterstützen."

Einige Tage später ist ein Schiff von San Francisko mit den letzten telegraphischen Depeschen nach Japan und China abgegangen. Die Nachrichten aus Neu-York und dem übrigen Amerika waren 10 bis 16 Tage neuer als diejenigen, welche man mittels der letzten Ueberlandpost erhalten hatte. Und so ist es fortgegangen, die Fahrzeuge vom Stillen Ocean brachten immer neuere Nachrichten. Amerika ist, wie man sieht, auch ohne regelmässige Postdampfer, allein mittels des Telegraphen auf der westlichen Strafse Ost-Asien bedeutend näher gerückt als auf der östlichen Route über England und Aepypten. In der letzten Kongrefssitzung (2. Juli 1864) wurde die Telegraphen-Kompagnie der Vereinigten Staaten ermächtigt, vom Missouriflufs nach San Francisko, auf welchem Wege sie immer will, dann von San Franzisko nach Portland in Oregon, sowie nach Bannock und Virginia City im Gebiete Idaho Telegraphen zu errichten ').

Die Kosten des Telegraphen betrugen durchschnittlich 250 Dollars auf die Meile, im Ganzen gegen eine halbe Million, wovon die nationale Regierung innerhalb zehn Jahren 400,000 und Kalifornien 60,000 Dollars bezahlt, so dafs, nach Abzug der Betriebskosten, der reine Gewinn beinahe vollständig den beiden Gesellschaften verbleibt. Er wird nicht unbedeutend sein. Gleich in der ersten Zeit sind täglich, poli

') Statutes at large a. a. O. 374.

Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. XVIII.

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tische Neuigkeiten und, die zahlreichen Regierungs-Depeschen nicht mitgerechnet, an sechzig Botschaften über die Drähte gegangen. Die jetzt ununterbrochen fortlaufende Telegraphenlinie vom Cap Race im Osten nach San Francisko im Westen beträgt 5000 englische Meilen, 70 Längengrade mit einem Zeitunterschiede von etwas mehr als 4 Stunden. Entsenden die Beamten zu Cap Race gegen Sonnenuntergang eine Botschaft, so erreicht sie noch San Francisko bei hellem Tage. Eine von Neu-York ununterbrochen über die ganze Linie gesandte Botschaft kommt, nach der Zeit im Osten gerechnet, 3 Stunden 15 Minuten früher nach San Francisko als sie abgegangen. Und so äussern nun, an einem und demselben Tage, die politischen und Handelsverhältnisse der Welt ihren gleichen Einfluss auf die Märkte am Atlantischen und am Stillen Ocean. London, Paris und Petersburg sind blos 8 bis 10 Tage von Kalifornien entfernt.

Die Gesellschaften hatten anfänglich beschlossen, St. Louis in Missouri zum Mittelpunkt zu machen, wovon die Nachrichten nach Osten und nach Westen abgehen sollten. Die Rebellion veranlasste sie, eine andere Richtung zu nehmen. Die Drähte laufen jetzt von Omaha durch Jowa und Ober-Illinois nach Chicago, dann weiter entweder über Pittsburg in Pennsylvania oder über Cleveland und Buffalo nach NeuYork.

Die Telegraphenlinien in Kalifornien betrugen vor einigen Monaten über 3000 Meilen und nehmen zu in starkem Mafse. Sie durchziehen jetzt bereits ganz Oregon und am 5. September 1864 ist die Telegraphen-Station zu Olympia, der Hauptstadt im Territorium Washington, eröffnet worden. Früher schon war die britische Besitzung Vancouver mittels eines unterseeischen Taues durch die del Fucastrasse mit dem Territorium Washington in Verbindung gebracht. Perry Mac Donough Collins, welcher vor einigen Jahren Handelsagent der Vereinigten Staaten am Amur war und mehrmals Sibirien durchreiste, steht an der Spitze einer Aktien - Gesellschaft, deren Aufgabe es ist von Vancouver die Linie längs der Nordwestküste Amerikas zu ziehen, dann durch die bloss 40 Meilen lange Behringsstrafse hinüber zum Ostufer Asiens, wo sich die Drähte dem von Sibirien herkommenden Telegraphen anschliefsen sollen. Herr Collins hat das Privilegium biezu von Russland erhalten und mittels einer Kongrefsakte (1. Juli 1864) auch von der Regierung der Vereinigten Staaten. Der Unternehmer und seine Genossenschaft erhalten das für den Aufbau des Telegraphen nothwendige Land ohne Bezahlung. Holz und Steine werden ihnen unentgeltlich gegeben. Auch die nothwendigen Fahrzeuge zu Wasser und zu Land werden ihnen zur Verfügung gestellt. Bis Ende 1865 soll die Telegraphen-Verbindung zwischen Amerika und Europa

über den Amur und Sibirien vollendet sein'). Ende October 1864 wurde der Telegraph bis Kiachta eröffnet. Man hat nun noch 7000 Werst nach Peking.

Miscellen.

Noch ein Wort über die „zwölf Fragmente über Geologie" des Herrn Grafen v. Marenzi.

Herr Graf von Marenzi in Triest hat sich in einem unter d. 13. December 1864 an uns gerichteten Schreiben über die von dem Herrn Dr. Söchting im XVII. Bd. S. 402 geübte Kritik seiner „zwölf Fragmente über Geologie 2. Aufl. Triest 1864" bitter beklagt. So gern wir auch den Streit auf sich beruhen lassen möchten, da wir vollkommen von der Unhaltbarkeit der geogenetischen Theorien des Herrn Grafen von Marenzi überzeugt sind, so hielten wir es doch für unsere Pflicht, dem Herrn Söchting das gegen ihn gerichtete Schreiben zu übersenden und denselben zu einer Rechtfertigung seiner Kritik zu veranlassen. Indem wir die Widerlegung des Herrn Söchting hiermit veröffentlichen, erlauben wir uns gleichzeitig zu bemerken, dafs wir unsererseits die Sache hiermit als erledigt betrachten werden. Wir müssen es der KK. Geologischen Reichsanstalt oder einer anderen wissenschaftlichen Corporation in Oesterreich überlassen, den Streit auszufechten, welchen Herr v. Marenzi, wenn anders die durch die Tagesblätter gehende Notiz richtig ist, im Interesse der religiösen Anschauung provocirt hat. Die Redaction.

Wir lassen hier den an uns gerichteten Brief des Herrn Dr. Söchting folgen:

Berlin, d. 22. Januar 1865.

Der Brief des Herrn v. Marenzi beginnt: „Dem Rezensenten meiner 12 Fragmente über Geologie hat es gefallen, in selben die Behauptung ausgesprochen zu finden: „dafs bei der Abnahme der Wärme auf der Erde die inneren Schichten mehr zusammengezogen werden, als die äufseren, und dafs aus dieser Ursache Trennungen zwischen denselben entstehen mussten." Nachdem jedoch hiervon in meinen Fragmenten Nichts enthalten ist, und das von mir vertretene Gesetz der Auskühlung einen ganz anderen, und wie ich hoffe viel korrecteren Wortlaut hat, als obige Darstellung. . . . .*

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So Herr v. Marenzi im Briefe. In seiner Schrift heifst es S. 42: „Wir wissen nämlich", (S. 25), „dass die Ablagerung der verschiedenen Materialien, aus welchen die Erde gebildet wurde, nach Verhältnifs ihrer specifischen Schwere näher

1) Statutes at large 1863-1864. Boston 1864. XIII. 340.

oder entfernter vom Mittelpunkt derselben erfolgte. Es lagerten sich ursprünglich die Metalle in gröfseren Tiefen der Erde, als die Fels- und Erdarten, und so lagen unter jenen Schichten der Erde, welche eine geringe Ausdehnbarkeit in der Wärme besitzen, andere Schichten, deren Ausdehnbarkeit, unter gleichen Verhältnissen, eine viel bedeutendere ist. Es war die natürliche Folge dieser sogestalteten ungleichartigen Ablagerung der Schichten, dafs bei der Wärme-Abnahme auf der Erde die unteren Schichten mehr zusammengezogen werden, als die oberen, und dafs demnach Trennungen zwischen denselben entstehen mussten, so wie wir sie täglich beobachten können, wenn z. B. Metall in Glas zu einem Körper zusammengeschmolzen wird. Diese Trennungen der sich überlagernden Schichten konnten bei gröfserer Ausdehnung derselben sich nicht erhalten, und es mussten die oberen entweder allmälig auf die tieferen sich herabsenken, oder jene stürzen plötzlich auf diese herab, im Augenblicke nämlich, wenn die Trennung gröfser als die Tragfähigkeit der oberen Schichten werde."

Die plutonische Schule nimmt an, dafs durch den Druck des flüssigen Erdinnern auf die sich zusammenziehende Schale letztere gesprengt sei, so dass Theile der ersteren in die Höhe zu dringen vermochten. Wenn dies nun wahr ist, so ist weiter nicht zu vergessen, dafs das zu verschiedenen Zeiten erfolgte Eindringen neuer Eruptionsmassen auf Wegen zu erfolgen pflegte, welche sich den älteren Spalten im grofsen Ganzen anschlossen. Es trat dabei eine Verschiebung der bereits vorhandenen Gebilde nach oben sowohl unmittelbar ein, als mittelbar durch Erfüllung der Spalten mit fremder Masse, wie dies auch an den heutigen Vulcanen zu sehen ist. Dafs durch den Austritt geschmolzen gewesener Massen Hohlräume entstehen, und dafs darauf ein Nachsinken der über diesen lagernden statthaben könne: das wird niemand als unmöglich ansehen wollen. Solche Aushöhlungen können aber auch durch Mitwirkung des Wassers gebildet werden, und lässt sich sogar ein grofser Theil der Erdbeben auf Zusammenrutschungen von unten her freigewaschener Massen zurückführen. Mir will es aber scheinen, als wenn man sich bei der Beantwortung solcher Fragen gar zu leicht in das Ungemessene verliere, indem man diese Aufsteilung der Gebirge, wie grofs sie uns immerhin an und für sich erscheinen mag, mit der ganzen Erdmasse so wichtig in Verhältnifs zu setzen sich bemüht. Okens, sowie Goethe's Spöttereien über die Heberei kenne ich wohl, uud es wäre in der That gut, mit der Anwendung des Gedankens einer Hebung vorsichtiger zu sein; aber man soll doch das Kind nicht mit dem Bade verschütten.

Herr v. Marenzi ist im Irrthume, wenn er aus meinen Worten eine Vorliebe für den französischen Laplace unserm deutschen Kant gegenüber herausgelesen hat. Im Gegentheil war es mir angenehm, auf Kant's Lehre hingewiesen zu sehen.

Herr v. Marenzi will „die Marotte“, ihm das Laienhafte seiner Schrift vorzuwerfen, nachdem er sich selbst als Laien bekannt, entschuldigen. Ich weifs nicht, ob Herr v. Marenzi den Anspruch macht, dafs jeder Leser der Zeitschrift für Erdkunde ihn als einen Laien kenne. Jeder Leser hätte es sich allerdings selbst sagen können, welchen Standpunkt der Verfasser einnimmt, indem er z. B. der Petrefactenkunde die Befähigung abspricht, mittelst einer Alterskette der Petrefacten

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