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allgem. Erdk. vom Jahre 1859 Bd. VII. p. 308 ff. '). Es war im Frühling 1861, als Fuâd Pascha, der gegenwärtige Grofsvezir, damals in Folge des Damascener Blutbads aufserordentlicher Pfortencommissär in Syrien, den Scheich Muhammed zu sehen wünschte. Aber zu jener Zeit war in Damask der Galgen aufgerichtet, und ein Beduine wäre um alle Schätze der Welt nicht ohne eine starke Garantie dahin gekommen; daher wurde es nöthig, ihn auch von meiner Seite einzuladen. Er kam, stieg im Consulate ab und hatte bei dem türkischen Dignitär die ehrenvollste Aufnahme. Ein goldgestickter Mantel wurde ihm umgehängt und ein persischer Schâl um seine Schläfe gewunden. Als er so angethan zurückkam und in der besten Laune war giebt vielleicht kein Volk der Erde, welches empfindlicher für Ehre und Auszeichnung ist, als das arabische ersuchte ich ihn, mir eine Beschreibung seines Landes, der Ard er-Ruêsidât, zu geben, woraus schliesslich ein Bild des Ḥamâd wurde. Nachdem ich auf einem aufgespannten Bogen Papier den Lauf des Euphrat und ein Dutzend Punkte im Osten und Westen fixirt hatte, zeichnete er mit der linken Hand, denn die rechte hat er im Kriege verloren, den Höhenrücken der Steppe und den Lauf der Wadi's. Bei Bestimmung der Südgrenze des Ḥamâd gab er noch werthvolle Aufschlüsse über die anliegenden Enclaven des Nufûd-Landes.

es

3) Negm, ein Beduine, Secretär des vorgenannten Ibn Dûchî und Agent desselben bei wichtigeren Angelegenheiten. Er war im Auftrage seines Herrn öfters in der Stadt Hâil, und von ihm geben wir Mehreres über den Wâdî Sirḥân und das Agâ-Gebirg.

4) Şuêrân, im Herbste 1860 mein Reisegefährte und bald darauf durch den Tod seines Vaters Ober - Scheich der Mesâ'îd. Seine meisten Mittheilungen betreffen den südöstlichen Haurân und sind für mein Reisetagebuch bestimmt. Für diese Blätter liefsen sich seine Angaben über die Sabcha des Râgil, über das Land Sâma und die Umgebungen des Wâdî Mukât verwerthen.

5) Selâs, der Anführer (Akîd) der Benî Şachr. Als Geleitsmann und Kameel - Lieferant der Mekka-Karawane hatte er Forderungen an die Regierung von Damask und musste sich in dieser Stadt mehrere Wochen aufhalten, während welcher Zeit er mich öfters besuchte. Seine hier gegebenen Nachrichten betreffen das Land östlich vom Kastell Ezrak bis zur Haḍôdâ und dem Mismâ- Gebirge.

6) Ġâlib, Sohn des in dieser Schrift erwähnten Hattâb es-Ser

بن دوخی (1) محمد

(nicht, wie es in der angezogenen Stelle der Zeitschr. f. allgem. Erdk. heifst). Der Stammname, lautet im gemeinen Leben Wuld ‘Alî.

râḥ aus Dûma im Gôf, lebt mit mehreren seiner Landsleute als Flüchtling in der hauranischen Stadt Korêa, wo ich ihn sah und seine Mittheilungen über seine Heimath und deren Schicksale niederschrieb.

7) Id, der lê bî. Ich hatte nach Fuêrân, dem Ober-Scheich der westlichen $lêb, geschickt, der mir als gefeierter Dichter bekannt war; statt dessen kam den 13. August 1861 sein Bruder 'Îd mit fünf Männern des Stammes, um mir zu sagen, dafs Fuêrân durch übergrofse Gastfreiheit zu Grunde gerichtet, nach Mesopotamien zu 'Abd el-Kerîm, dem Phylarchen der Gerbâ, gereist sei, um sich von diesem eine Schafheerde schenken zu lassen. Von 'Îd und seinen Begleitern erhielt ich eine Terrainbeschreibung der Reviere dieses Jägervolks.

8) Fâris, Scheich von Karjatên zwischen Damask und Tedmor, kam im Frühling 1861 häufig zu mir im Interesse seines Schwiegersohnes Da âs el-Gêrûdî, welcher von der Landesregierung geächtet und flüchtig war. Von ihm erhielt ich Auskunft über den Norden des Hamâ d..

Neben den Genannten ist noch ein Scheich Hasan el-'Okêlî zu erwähnen, welcher aus der Gegend von Bagdâd gebürtig und, wie die meisten Häuptlinge der 'Okêl, Karawanenführer zwischen Damask und Bagdad ist. Von ihm erhielt ich die Stationen der Strafse zwischen den beiden Städten. Ein Landreiter im Dienste des erwähnten Aḥmed Bey erzählte mir von seiner Vaterstadt Têmâ, und dem türkischen Oberstlieutenant Muhammed Bey Egribos in Damask, einem mir lange Jahre sehr befreundeten Manne, verdanke ich mehr Nachrichten über die Hagg-Strafse, als mir die Grenzen dieser Schrift wiederzugeben gestatten. Als Anführer der Spahi's hatte er bis zum Jahre 1858, wo dieses Corps aufgelöst wurde, nicht weniger als 22mal die Pilger von Damask nach Mekka und zurück geführt.

Zu jeder wichtigeren Angabe wird der betreffende Gewährsmann namhaft gemacht werden.

Die Berliner Handschriften, welche daneben, wie erwähnt, benutzt wurden, sind:

1) Das geographische Lexicon des Jâķût '). Es ist eine alphabetische Zusammenstellung aller Arten geographischer Namen, verfasst um 1230 n. Chr. Das Buch ist von Wichtigkeit, weil es die gesammte Erdkunde, so weit ihre Nomenclatur dem Verfasser zugänglich war, umfafst, und weil es in der uns bekannten arabischen Literatur das gröfste Werk seiner Art ist; aber sein Gebrauch hat seine Schwierig

1) Arabische HSS. der Königl. Bibliothek in Berlin, Sect. Spreng. No. 7-10. Vier Folianten.

keiten, da es zu den einzelnen Notizen nur die Quelle angiebt, aus welcher sie stammen, nicht auch die Zeit, auf welche sie sich beziehen; denn häufig sind jene Quellen nicht die ursprünglichen. Ein anderer Uebelstand ist der, dafs es bei Bestimmung der Lage eines Ortes oft nur heisst, er liege im Lande des und des Stammes; denn in den sechs Jahrhunderten, welche zwischen der Entstehung des Islam und dem Zeitalter des Jâķût liegen, haben wiederholt grofse Dislocationen der Stämme stattgefunden. Dabei genügt es auch nicht immer, die Zeit zu wissen, aus welcher eine solche Ortsbestimmung stammt, da wir von Arabien und der syrischen Wüste noch keine historisch - ethnographischen Karten besitzen. Zum Verständnisse nicht allein des Jâkût, sondern aller älteren Geographen bedürfen wir deren drei, nämlich für die Zeiten 600, 900 und 1200 n. Chr. Sie lassen sich aus dem Jâķût mit grofser Sicherheit und Vollständigkeit herstellen und wir dürfen die Hoffnung aussprechen, dafs wir sie durch Professor Wüstenfeld erhalten werden, welcher im Auftrage der deutsch-morgenländischen Gesellschaft den Jâķût ediren wird, und während dieser Arbeit leichter als jeder Andere das Material für diese Karten sondern und zusammenstellen kann. Die Berliner Handschrift des Jâķût stammt aus ganz neuer Zeit und ist im Ganzen ziemlich correct, doch hat der Copist, der wahrscheinlich nicht bogenweise bezahlt wurde, hin und wieder gröfsere oder kleinere Stücke ausgelassen, augenscheinlich in der Absicht, eher fertig zu werden. Im Buchstaben N allein sind mir sechs solche Lücken aufgefallen.

2) Die Geographie des Makdisî 1), geschrieben um 975 n. Chr. Sie umfasst nur die muhammedanische Welt, welche sie in 14 „Klimas" eintheilt, nämlich in 6 arabische und 8 nichtarabische. Jedem Klima ist eine kleine, freilich sehr rohe Karte beigefügt. Die 6 ersteren sind: die Halbinsel Arabiens, 'Irak, Aķûr (= Aṭûr, Aturia), Syrien, Aegypten und das Abendland (Magrib); als Anhang derselben behandelt er in einem besonderen Abschnitt die syrische Wüste. Das Buch zeigt im Gegensatze zu den meisten geographischen Compendien der Araber, die eines aus dem anderen blindlings abgeschrieben sind, eine grofse Selbstständigkeit des Urtheils, und man findet in ihm Vieles, was man anderwärts vergeblich suchen würde. Da es alt ist, so nennt es noch manche antike Orte, die zur Zeit seiner Abfassung wenigstens als Ruinen noch vorhanden sein mochten, während sie in späteren Schriften gar nicht mehr genannt werden. Ueber Negd hat das Buch des Makdisî eben so dürftige Nachrichten, wie die übrigen, und der Abschnitt über die syrische Wüste ist, wenn nicht ur

') Arabische HSS. der Königl. Bibliothek in Berlin, Sect. Spreng. No. 5.

sprünglich, doch in der hier benutzten Copie lückenhaft; aber wir lernen aus ihm einige sonst völlig unbekannte Strafsen kennen. Die Berliner Handschrift ist gegen 500 Jahre alt und sehr fehlerhaft, da der Abschreiber wenig oder nichts von Geographie verstand; indefs läfst sich mit Hilfe des Jâkût das Meiste emendiren.

Neben diesen beiden Handschriften benutzten wir in einzelnen Fällen andere, von denen an Ort und Stelle das Nöthige gesagt werden wird. Eine derselben ist die Pilgerreise des Murtaḍâ ibn 'Olwân 1) im Jahre 1708 von Damask nach Mekka und von da über Negd, Ḥasâ und Kuêt nach Negef. Die kleine, nur 14 Blätter umfassende Schrift ist in der Hauptsache ein Stationenverzeichniss der syrischen Pilgerstrafse, mit Angabe der Entfernungen in Stunden; doch bringt es gelegentlich manche werthvolle Bemerkung.

Unter den gedruckten Hilfsmitteln dieser Arbeit ist das Merâşid 2) hervorzuheben. Obschon nur eine kürzere Fassung von Jâķût's Lexicon, ist es doch neben diesem keineswegs überflüssig, da es häufig wichtige Zusätze bringt, welche im Jâķût fehlen. Die Juynboll'sche Ausgabe, deren Mängel durch die berichtigenden Nachträge Fleischer's beseitigt worden sind, wäre eine wahre Fundgrube für die allgemeine Erdkunde geworden, wenn man den geographischen Commentar, wie er in Bd. IV und V angefangen wurde, nach dem Tode des Herausgebers fortgesetzt hätte. Der Bd. VI, wenngleich Unentbehrliches enthaltend, ist ein gewaltsamer Schlufs des Buches, und die Unterdrückung der Sammlungen und Vorarbeiten Juynboll's ist ein eben so grofser Verlust für die Wissenschaft, wie sie eine Verletzung der Pietät gegen den Verstorbenen ist.

Die Transscriptionsweise der arabischen Worte schliefst sich an diejenige an, welche die Zeitschrift der deutsch-morgenländischen Gesellschaft adoptirt hat, aufser dafs für den Buchstaben Gîm nicht g (dsch), sondern, der Aussprache eines sehr grofsen Theils der arabischen Nation gemäss, g gebraucht, und das deutsche ch für den entsprechenden arabischen Laut beibehalten wurde, da es keine Mifsdeutung zulässt, insofern der Buchstabe c für sich allein nicht vorkommt; dafs es für den Franzosen störend ist, sollte uns nicht kümmern: der richtet sich niemals nach uns. Das einfache Jod und Wau mit vorhergehendem A-Laute ist in der Regel durch ê und ô (nicht ei und au), und mit den entsprechenden homogenen Vocalen durch und u (nicht ij und uw) wiedergegeben; das verdoppelte Jod und Wau

1) Arab. HSS. der Königl. Bibliothek in Berlin, Sect. Wetzst. II. No. 1860 a. 2) Lexicon geographicum, cui titulus est Merâșid el-Ittila, edidit T. G. I. Juynboll. Lugd. Bat. 1850-1864. T. IVI,

mit dem A-Laute durch ei und au (nicht eij und auw) und mit den homogenen Vocalen durch und û (nicht ijj und uww). Die Transscription genügt wohl für gewöhnliche Fälle, aber dem Sprachkenner und Geographen wird es bei der Menge der üblichen Umschreibungsmethoden erwünscht sein, den häufig unbekannten Namen die arabischen Formen beigefügt zu sehen, die jedoch durchweg in die Noten gestellt sind; und wenn zuweilen ganze Verse gegeben werden, so mag sie der Nichtarabist ignoriren; für den Freund der semitischen Philologie werden sie als Proben des noch wenig bekannten Steppenidioms nicht ohne Interesse sein.

Die geographischen Namen haben, wenn sie aufser Annexion stehen, in der Umschreibung niemals den Artikel (el) erhalten, aber an der beigegebenen arabischen Form wird man immer erkennen, ob ein Wort ihn ursprünglich hat oder nicht.

I. Nordarabien.

Da die Mittheilungen Ḥameds über Negd, welche diesem Abschnitte unserer Schrift als Grundlage dienen, doppelter Art sind, indem sie einmal über den Lauf der Rumma, des heutigen Wâdî erRumem, sodann über die Strafsen in Negd berichten, so zerfällt auch dieser Abschnitt in zwei Theile: der erste spricht von dem WadiGebiete der Rumma und dem Stromsysteme des Negd-Landes überhaupt, der zweite von den Strafsen dieses Landes.

A. Das Wadi-Gebiet der Rumma.

Ich stelle den Bericht Hameds über die Rumma voran und lasse, gleichsam als erläuternden Commentar, folgen, was ich sonst über diesen Wadi, über seine Nebenflüsse und das Land, welches von ihnen durchzogen wird, gehört oder in den arabischen Geographen Wissenswerthes gefunden habe. Hamed sagt:

„Der Wâdî er-Rumem heifst bei seinem Ursprunge Wâdî elHamd, welcher nördlich vom Radwâ-Gebirge und eine kleine Tagereise im Osten des Meeres von Gidda (d. h. des rothen Meeres) liegt. Sobald er aus dem Gebirge tritt, wo sich mit ihm andere Wadi's vereinigen, wird er der Wadi von Negd (Wâdî Negd) genannt, weil er nach diesem Lande und durch dasselbe fliefst. Sein Lauf ist anfänglich SO. gegen Medîna hin, dann wendet er sich NO. gegen Şuêdira, einen Tränkort, der an seinem Bette liegt, und von da nach Ḥanâkîa, von wo er sich in östlicher Richtung gegen das AbânGebirg zieht. Bis dahin nimmt er alle Winterströme des Higâz

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