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besonderer Schutzmittel zu bedienen (ich trug meist nur den Fez), so erschien diesen Anstrengungen dennoch mein Körper nicht gewachsen zu sein und ich musste in Keneh mit einem geschwollenen Fufs, aufgeplatzten blasigen Lippen und einigem Kopfweh für ein Paar Tage der Mufse pflegen. Was Grün und ein grofser Strom süssen Wassers heifst, das empfindet man erst nach Entbehrungen, wie sie von mir überstanden waren. Der starke Nordwind hemmte gewaltig das Treiben der Nilbarke und ich bedurfte 15 Tage, um wieder nach Cairo zurückzugelangen. Allein der prächtige Strom, der unvergleichliche Schatten von lieblichen Acacienhainen und der in ihrer Fruchtfülle strotzenden Palmen, der Reichthum an Lebensmitteln, das Alles wurde mir zu einer unergründlichen Quelle des Genusses, und nie werde ich den Eindruck vergessen, welchen der Contrast zwischen dem Nilthale und den Küsten des Rothen Meeres auf mich hervorbrachte.

Gesegnet sei der 18. August, welcher mich nach so langen Mühen und Entbehrungen aller Art wieder gesund und wohlbehalten in den Hafen von Cairo zurückführte. Als ich mit Sonnenaufgang auf leichtfüfsigem Eselein durch die herrlichen, tiefbeschatteten Alleen dahinflog, welche sich zwischen der Stadt der Kalifen und Alt-Cairo ausdehnen, wie schlug mir da das Herz vor Freude, und nie wird diese erquickende Morgenkühle nebst dem balsamischen Hauche der in ihrer Sommerpracht strotzenden Gärten, dann das betäubende Gewirre der grofsen Stadt, die dahinsausenden Carossen, wie der Anblick hunderter in den Strafsen sich tummelnder Europäer dem Gedächtnisse des Ankömmlings entschwinden, welcher ein halbes Jahr in enger Barke das Rothe Meer beschiffte und dessen Fufs so lange an seinen öden, menschenleeren Gestaden geweilt hatte. Fürwahr, wenn irgend etwas auf Erden, so ist wohl der Nil des Namens einer Gottheit werth. Volk und Land sind anders geworden, nur der Geist des Nilgottes bleibt unwandelbar. Gepriesen sei der Nil, das Land der alten Pharaonen und seine Götter dazu!

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XV.

Zustände und Vorfälle in Niederländisch - Indien im Jahre 1861.

Von Dr. Friedmann in München.

Wenn wir die ausführlichen Berichte und statistischen Nachweise des unter der Herrschaft der Niederländer stehenden Theils des indischen Archipels durchgehen, so entfaltet sich vor uns ein Bild des erfreulichen Fortschritts und der innern kräftigen Entwicklung. Wir begegnen hier nicht dem Kampfe der eingeborenen Bevölkerung gegen den Andrang einer ihr verhafsten Cultur, nicht dem Widerstande gegen drohende Vernichtung der Nationalität, der Sitte und des Glaubens der Väter, sondern wir finden hier eine auf historischer Basis ruhende und daher naturgemässe Entwicklung. Die niederländische Regierung befolgt in ihrem Verwaltungssystem seit langer Zeit die Grundregel, den Völkern nicht gewaltsam ihre hergebrachten Sitten und socialen Einrichtungen zu rauben, insoweit es sich nicht um einzelne, die Humanität direkt verletzende Gewohnheiten handelt; hingegen suchen die Leiter der Staatsgewalt und ihre Beamten den Geist und den Charakter der ihnen anvertrauten Völker zu erforschen, um dann auf dem entdeckten Standpunkt den von der Geschichte vorgezeichneten Culturgang weiter fortzubauen. Nur in solcher Weise kann man ein Volk einer höheren Culturstufe zuführen, ohne seiner Nationalität, seiner Denkweise und religiösen Ueberzeugung Gewalt anzuthun. Jedes Volk liefert schon dadurch, dass es einen gewissen wenn auch noch niedrigen Culturgrad erreicht hat, den Beweis, dafs es überhaupt culturfähig ist, und man hat keinen Grund zu zweifeln, dafs auf dem bereits betretenen Wege durch wahrhaft günstige Einflüsse und weise Leitung dieser Culturgang gefördert und beschleunigt werden kann.

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Die Niederländer waren bisher durch sorgfältige Wahrung und Pflege der nationalen Geistesrichtung der ihnen untergebenen Völker glücklich, so dass sie durch ein kleines Häuflein von europäischen Soldaten etwa 11,000 Mann eine Bevölkerung von wenigstens 18 Millionen Seelen zu überwachen im Stande sind. Man wird freilich in den niederländischen Colonien weniger einzelne Einrichtungen von moderner europäischer Erfindung sehen, es sind dort weniger Eisenbahnen und elektrische Telegraphen vorhanden; aber die ganze VerZeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. XVIII.

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waltung ist auf den ohne dafs man den Auge verliert.

nationalen Charakter der Eingeborenen basirt, Fortschritt in Cultur und Humanität aus dem

Die von Jahr zu Jahr zunehmende Zahl der Bevölkerung, wenigstens in den unter unmittelbarer Verwaltung der Niederländer stehenden Provinzen, kann als erstes Zeugnifs einer vernünftigen Verwaltung angesehen werden.

Die Bevölkerung des niederländischen Theils des Archipels war im Monat Dezember 1861 folgende: Java und Madura, Gesammtbevölkerung mit Ausschlufs der Militairpersonen 13,019,108 Seelen. Dieselben vertheilen sich bezüglich der Racen und Völkerschaften in folgender Weise: Europäer 24,143, Chinesen 151,825, Araber 6366, andere Asiaten 25,570, Eingeborene 12,810,204, zusammen 13,019,108. Im Jahre 1860 belief sich die Bevölkerung auf 12,718,717 Seelen; Vermehrung 300,391 Seelen. Nach der vom englischen Gouverneur Raffles im Jahre 1812 vorgenommenen Zählung belief sich dieselbe auf etwa 4,800,000 Seelen, so dafs die Einwohnerzahl Java's innerhalb eines halben Jahrhunderts die ungeheure Vermehrung der dreifachen Seelenzahl erfuhr.

Bemerkenswerth ist das Uebergewicht der weiblichen Bevölkerung über die männliche im Gegensatz zu den in der gemässigten Zone beobachteten Verhältnissen. Von der genannten Gesammtbevölkerung Java's und Madura's waren 3,394,904 Männer, 3,839,645 Frauen, 5,784,559 Kinder unter 10 Jahren.

Die Bevölkerung der niederländischen Besitzungen im Archipel aufser Java und Madura betreffend, so ergab die Zählung vom Jahre 1861 die folgenden Ziffern:

Distr. Padang (Sumatra) 880,062 Seelen | Celebes (Niederl. Gebiet) 275,968 Seelen

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Hierzu kommen jene niederländischen Provinzen und Distrikte, deren Einwohnerzahl nicht nach genauer Zählung, sondern nach Schätzung angegeben ist, und zwar:

Nias und die Mantawi-Inseln

Sumatra's Ostküste

230,000 Seelen

117,000

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Die Einwohnerschaft der von der holländischen Regierung verwalteten Länder des Archipels beträgt daher:

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Das Militair besteht in Niederländisch-Indien aus 30,063 Mann, von welchen 11,466 Europäer, 330 Afrikaner und 18,267 Eingeborene sind.

Das Gebiet der unmittelbaren Herrschaft der Niederländer in Indien hat sich im Jahre 1861 nur durch die bisher unabhängige Landschaft Lebong auf Sumatra vergröfsert, und war die Einverleibung dieser Provinz durch die Nothwendigkeit geboten. Als nämlich im Jahre 1858 die Regierung beschlofs, die Verbindung der Westküste Sumatra's mit der Ostküste durch Besetzung der zwischen Benkulen und Palembang gelegenen Distrikte Ampat-Lawang und Ampat-Petulai herzustellen, waren sowohl Grenzregulirungen zwischen dem niederländischen Gebiet und dem angrenzenden Lebong nöthig, als auch durch einen Vertrag festgesetzt werden musste, dafs die Einwohner Lebongs für die Sicherheit der Landstrafsen zu sorgen haben. Anstatt aber ihren eingegangenen Verpflichtungen nachzukommen, überfielen Lebong'sche Räuber zu wiederholten Malen holländische Beamte, und die Häuptlinge erklärten, nicht genugsame Macht zu besitzen, allenthalben in ihrem Gebiete die Sicherheit aufrecht zu erhalten. Durch einen Beschlufs des General - Gouverneurs vom 9. Juni 1861 wurde daher die Provinz Lebong dem niederländischen Gebiete einverleibt und dieselbe mit Truppen besetzt. Lebong hat von Norden nach Süden etwa eine Ausdehnung von 10 deutschen Meilen, von West nach Ost beträgt sie 6 Meilen. Die Provinz wird südlich vom Distrikte Redjang, westlich von Benkulen (Ulu Ketuhan), gegen Norden von Korentje und östlich von Simun und Rupit (Palembang) begrenzt.

Das Barissan-Gebirge scheidet das Gebiet von Benkulen von Lebong. In demselben Jahre legte der General-Gouverneur Ch. F. Pahud seine Würde nieder und zwar unter Dankbezeugung von Seiten des Königs für seine während der fünf Jahre seiner Verwaltung dem Lande geleisteten Dienste, und wurde an seine Stelle der Baron Sloet van de Beele ernannt. Pahud wufste in seinem Amte Energie mit Milde zu verbinden und lag ihm das Wohl der Völker des Archipels eben so sehr als das Interesse des Mutterlandes am Herzen. Wenige Monate vor der Niederlegung seines Amtes kehrte er von einer Reise von den Molucken und Menado zurück, die er in der Absicht unternommen hatte, um Mittel zur Förderung des Wohlstandes jener Provinzen zu finden, welche kurz zuvor durch Erdbeben und Ueberschwemmungen sehr gelitten hatten. Ihm zu Ehren belegten die Botaniker Java's eine auf Java verpflanzte Chinaart, die frühere Cinchona lancifolia, mit dem Namen Cinchora Pahudiana.

Bedeutende Ueberschwemmungen, besonders in den am meisten cultivirten Provinzen haben in Niederländisch-Indien in neuerer Zeit häufig stattgefunden. Die Berichte vom Jahre 1861 machen uns mit einer furchtbaren Katastrophe solcher Art bekannt, die in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar, insbesondere durch das Austreten des Flusses Seraju aus seinen Ufern, stattfand und wodurch in den Residentschaften Bajumas, Bagelen, Kadu, Djokjokarta, Surakarta und Patjitan gegen 2400 Menschen das Leben verloren, zahllose Viehheerden zu Grunde gingen und viele Tausend Familien ihre Habe und die Ernte ihrer Felder verloren haben. In der Residentschaft Djokjokarta allein wurden 109 Dörfer von der mit Pfeilschnelle andringenden Fluth hinweggeschwemmt, und nur ein Theil der Bewohner kam mit dem nackten Leben davon. Zur Milderung des Unglücks der verarmten Familien wurden Sammlungen sowohl in Niederländisch-Indien, als in Holland veranstaltet, welche über eine halbe Million Gulden in kurzer Zeit aufbrachten. Als Ursache der in neuerer Zeit so häufig vorkommenden Ueberschwemmungen mag wohl das mehr und mehr auf Kosten der Wälder sich ausbreitende Culturland angesehen werden, welches den heftigen Regengüssen des Westmusson gestattet, raschen Laufes von den Höhen nach den Flufsthälern zu strömen und den Bewohnern der Niederungen Tod und Verderben bringt. Anders verhält es sich, wenn die Höhen der Hügel und Berge, wie es früher der Fall war, weit und breit mit dichten Waldungen besetzt sind. Bedeutende Wasserquantitäten des fallenden Regens werden schon von dem ungeheuren Flächenraum der Blätter und Zweige aufgehalten und absorbirt, ein Theil des Wassers dringt in den lockeren Boden des Waldes, während die durch die Wurzeln und Stämme gebildeten

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