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genüber; es gäbe daselbst 'Âdische1), in einen weichen Fels gegrabene Brunnen mit vorzüglichem klarem Wasser. Von Lîna aus gelange man zur Sandstrecke Chall. Darauf bringt er einige auf Lîna bezügliche Verse mit der Bemerkung, er habe in einem Commentar derselben gelesen, dafs die Brunnen bei Lîna von den Teufeln des Königs Salomo gegraben worden seien. Als dieser nämlich auf einer Reise an Lîna vorüber gekommen, und seine Leute dort wegen Wassermangels grofsen Durst gelitten, hätte einer der ihn begleitenden Satane gelacht und auf die Frage nach der Ursache seines Gelächters geantwortet, er lache über den Durst der Leute, während sie über den Wogen des Meeres ständen; darauf habe Salomo die Brunnen durch seine Satane herstellen lassen. Die Sandstrecke Chall, welche man öfters erwähnt findet, ist entweder ein schmaler Sandstreif, welcher sich zwischen Lîna und Ta'labîa durch die Berge des Hazn hindurchzieht (was das Wort Chall 2) sprachlich wohl bedeuten kann), oder es ist derjenige Theil des Nufûd-Landes, welcher zwischen dem Ḥazn und Selmâ-Gebirge liegt und das Âlig mit der syrischen Sandwüste

verbindet.

Die Geographen geben über diese untere Partie der Rumma wenig Auskunft. Jâkût sagt nur, dafs sie durch die Dahănâ fliesse und, was dasselbe ist, dass sie durch das Land der Benî Asad gehe, denn die Gegend von Ta'labîa, Bițân, Šukûk und Lîna war das Herz der Niederlassungen dieses Volkes '); aber eine Angabe des Nasr, die wir zum Theil schon oben citirt haben, schliefst mit den Worten: „die untere Rumma gehört den Asad und sie endigt in den Sandfeldern von 'Iûn". Diese Localität 4), nicht verschieden von dem vorerwähnten 'Iûn an der W âsit-Strafse, war höchst wahrscheinlich das erste Nachtlager des Hagg im Westen des Euphrat, in welchem Falle es nicht über 10 Stunden von diesem Flusse abliegen würde.

im Jahre 312 der Higra die Karawane von Kûfa plünderten und die Pilger theils tödteten, theils gefangen wegführten.

') 'Adisch (), eigentlich von dem lange vor dem Islâm untergegangenen Aramäer-Volke 'Ad herstammend, bezeichnet, von Bauten gesagt, alles Uralte und Grofsartige.

2) Das Wort Chall (J) bedeutet eine gassenähnliche Niederung zwischen

Bergwänden.

3) Istachri (ed. Möller p. 7) sagt, dafs zwischen dem nördlichen Negd und einer von 'Abâdân nach Anbâr gezogenen Linie das Land der Asad, Tai, Temîm und der übrigen Moḍar-Stämme gelegen habe.

nach der Vocalisation der alten Schriftsprache el-'Ujûn gesprochen, bedeutet die „Quellen - (Station)".

Genaueres lässt sich über 'Iûn nicht beibringen; Jâkût nennt es den bekanntesten der vielen Orte dieses Namens.

Die Angabe des Nasr stimmt mit derjenigen Hamed's, dafs die Rumma gegen Sûk es-Siûch hin fliefse, überein, stellt aber in Abrede, dafs sie in den Euphrat selbst münde. Der Ausdruck „sie endet"') kann bedeuten, dafs nur ihr Winterstrom im Sande von 'Iûn absorbirt werde, das Thal aber bis zum Euphrat reiche, oder dass das Thal selber dort vom Flugsande völlig angefüllt und von der umliegenden Gegend nicht mehr unterscheidbar sei. Meint Nasr das Erstere, so würden die Angaben Beider im Wesentlichen wenig differiren, meint er das Letztere, so läfst sich gegen die Zuverlässigkeit seiner Relation, neben der bestimmten Versicherung Hamed's, dafs der Wadi bis zum Euphrat reiche, noch insofern ein Bedenken geltend machen, als man sich bei der gewaltigen Grösse des untern Rumma-Thales nach Jâķût (unter dem Worte) erreicht es die Breite einer Tagereise schwer vorstellen kann, dass es noch in der Nähe des Euphrat vom Flugsande verwischt werde. Und sehen wir auch die beiden Behauptungen zur Zeit als gleichberechtigt an, so wird in unsern Tagen, wo die Entdeckung auf dem Gebiete der Erdkunde in allen Zonen thätig ist, der Schiedsrichter nicht lange auf sich warten lassen. Gegenwärtig genügt es häufig schon, den Punkt zu bezeichnen, wo noch eine geographische Aufgabe zu lösen ist, um auch der baldigen Lösung sicher zu sein. Ueberdies ist Sûk es-Siûch kein abgelegener Ort; es ist von Başra und Baġdâd aus bequem erreichbar und in Begleitung eines einzigen Sklaven des Ibn Sa'dûn kann Jemand seine Umgebungen ungefährdet Tagereisen weit bereisen. Auch lassen sich in Basra, wo Consulate und Europäer sind, von Beduinen, die fortwährend aus der Gegend von Sûk eś-Śiûch dorthin kommen, mit Leichtigkeit Erkundigungen einziehen.

So viel zur Zeit über dieses grofse Flufsthal Nordarabiens. Zwar fand ich noch die Namen einiger Quellen, Auen und Hügel im oder am Bette der Rumma, da sich aber ihre Lage nicht bestimmen liess, blieben sie hier unerwähnt. Gewifs findet sich in Jâķût's Lexicon noch manche für die Geographie des Thales wichtige Kunde, aber bei einem vier Folianten starken Buche, in welchem die Namen nicht nach den Ländern zusammengestellt sind, sondern eine fortlaufende alphabetische Reihe bilden, ist ein gewünschter Fund sehr häufig die Sache eines glücklichen Zufalls.

Die Nomadenstämme, welche in Hamed's Berichte (s. oben

') ¿bäi wörtlich sie schneidet ab, sie hört auf.

p. 11) zwischen Negd und dem Euphrat namhaft gemacht werden, bilden drei Gruppen: 'Aneza im Süden, Munte fik im Norden und Dafîr zwischen beiden. Die ersteren sind, als Ueberreste des uralten, bei Beginn des Islâm in Jemâma zahlreich und mächtig gewesenen Volkes der Rebî'a (ibn Nizâr), wahrscheinlich dauernd im Besitze der Wohnsitze ihrer Ahnen geblieben, während die 'Aneza des Higâz, desgleichen die grofsen gleichnamigen Wanderstämme in der syrischen Wüste als aus jener ursprünglichen Heimath ausgewandert angesehen werden müssen; einige der letzteren haben sich jedoch in ziemlich später Zeit erweisslich von den 'Aneza des Ḥigâz abgezweigt. In den älteren Schriften der Araber sind die Nachrichten über dieses jetzt so weitverbreitete Volk spärlich; Neśwân (II, 146a) sagt nur, die 'Aneza seien ein Stamm der Rebî'a '); doch findet man schon in früher Zeit da, wohin Ḥamed seine 'Aneza von Negd setzt, Stämme dieses Volkes, wie (nach Jâķût) die Benî Ġabar, einen Zweig der Jeskur, als die Besitzer der Ortschaft Dakala im nördlichsten Jemâma. Der Stamm der Dafîr, richtiger Zafir genannt *), wurde uns erst durch die Wahhâbi-Kriege bekannt. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts waren sie zahlreich und mächtig, aber in den folgenden 80 Jahren wurden sie durch ihre unaufhörlichen Kriege allmälig sehr geschwächt. Zuerst kämpften sie gegen die Vergröfserung des Wahhâbi-Staats, später, als sie sich dem Heerbanne ibrer Unterdrücker nicht mehr entziehen konnten, theilten sie das Schicksal derselben in dem blutigen und unglücklichen Kriege des Ibn Sa'ûd gegen Ibrahim Pascha. Gegenwärtig zählen sie nicht über 45,000 Seelen und wenn Ḥamed von der Menge ihrer Niederlassungen spricht, so werden diese die schwachen Trümmer der vielen Zweige sein, aus denen der Stamm besteht; denn in Friedenszeiten pflegt jeder Zweig (ḥamûla) für sich zu lagern, um auf den Weideplätzen und an den Tränkstellen nicht beengt zu sein. Die Muntefik ) endlich,

عنزة حى من ربيعة (1

Das ersteist nicht eine vulgare Aussprache, sondern الظفير and الصفير (2)

eine dialectisch verschiedene Form des zweiten, denn der Laut wird von Stämmen ₫ gesprochen, welche sonst die reinste Aussprache der Consonanten bewahrt haben. Schon in den altsemitischen Sprachen findet sich diese Erscheinung. C. Ritter (XIII, 479, 524 u. ö.) nennt den Stamm nach verschiedenen Quellen gleichfalls Defir und Zafyr. Auch el-Zefir (XIII, 480) ist keine verschiedene Völkerschaft.

3)Muntefitsch gesprochen nach der Regel des Steppenidioms, dass der Buchstabe k mit vorhergehendem oder nachfolgendem i Laute immer wie das italienische c in città ausgesprochen wird.

deren Niederlassungen vom persischen Meerbusen bis nördlich an die Sümpfe von Negef reichen, sind bekanntlich der volkreichste Stamm in der syrischen Wüste. Sie betrachten sich als die Nachkommen des alten gleichnamigen Zweigs der 'Amir-Stämme, dessen Ursitze das südliche Negd-Plateau waren. In diesem Falle wären sie, wenn nicht das einzige in der Nähe der alten Heimath übriggebliebene Glied einer ehemals sehr grofsen Völkerfamilie (auch die 'Okêl bei Bagdad nennen sich Ķeisiten und im Ġôr des Higâz soll es nach Burckhardt noch Reste der Benî 'Abs geben), so doch das einzige grofs und mächtig gebliebene. Ueber das Volk, sein Land und seine Lebensweise ist auf Chesney's Werk über seine Euphrat- und TigrisExpedition zu verweisen, über den Antheil der Munte fik an den Wahhabi-Kriegen auf Felix Mengin's Geschichte von Aegypten (II, 450 ff.). Die Herrschaft über dieses Volk ist in der Familie Sadûn erblich, weshalb der Phylarch, nach semitischer Weise mit Unterdrückung seines Eigennamens, gewöhnlich nur Ibn Sa'dûn heifst; die Dichter nennen ihn auch Ibn Sebîb, weil auf einen Ahnherrn Śebîb derjenige Zweig der Munte fik zurückgeführt wird, welchem die Familie Sa dûn angehört. Die Residenz des Ibn Sa'dûn ist der bedeutende Flecken Sûk es-Siûch am westlichen Euphratufer und sein gastliches Haus ist der Nomaden -Sitte gemäss ein grofses, schwarzes, härenes Zelt. Seine reichen Einkünfte aus den nach Chesney's Berichte ungeheuern Palmenpflanzungen am Euphrat gestatten ihm einen grofsen Aufwand und jene Cardinaltugend der Araber, die Freigebigkeit, gilt in der Familie Sa'dûn für erblich. In der Sitzung der geographischen Gesellschaft vom 4. April 1863 ) sprach ich von der Dichterfahrt des hauranischen Sängers Kâsim el-Chinn nach Sûk eś-Śiûch und theilte die Uebersetzung seines Gedichts auf Bender ibn Sa'dûn mit, wofür er, aufser dem üblichen Feierkleide, einem Säbel und kostbaren Pferde, noch ein Geldgeschenk von 1000 damascener Thalern (über 600 preufsische) erhalten hatte. Ueber einen Besuch, welchen Herr Prof. Julius Petermann im Jahre 1854 dem Phylarchen Manşûr ibn Sa'dûn in Sûk es-Siûch abstattete, wohin er gekommen war, um die dort angesiedelten Mandäer oder Johannesjünger und ihre religiösen Satzungen kennen zu lernen, vergleiche man dessen „Reisen im Orient" Bd. II. p. 90 ff.

1) Vergl. Zeitschr. f. allgem. Erdkunde vom Jahre 1863, Bd. XIV, p. 285.

(Fortsetzung folgt.)

283

XIII.

Reise an der Küste des Rothen Meeres von Kossēr

bis Suakin.

März bis August 1864.

Von Dr. G. Schweinfurth.

(Fortsetzung von S. 150).

(Hierzu eine Karte, Taf. IV.

Keneh, Januar 1865.

1. April. Als ich vor Sonnenaufgang erwachte, hatte ein starker Thau alle Gegenstände benetzt und der Himmel war mit fremdartigem Aschgrau überzogen. Die Gebirge erschienen wie bei herbstlichem Nebelwetter in unseren Alpen. Um eine günstige Drehung des Windes abzuwarten, welche gewöhnlich eine Stunde nach Sonnenaufgang einzutreten pflegte, blieben wir noch einige Zeit in Hafen und gelangten alsdann mit dem reinsten Nordwinde im Nu durch die Korallenbänke hinaus in die offene See, wo unser Schifflein lustig zwischen den grofsen Wogen hin- und hertanzte.

Der Wind kam uns, obgleich das Thermometer noch + 20° R. zeigte, doch sehr kühl vor. Bei Elphinstone Reef fuhren wir zwischen dem Ufer und der demselben zunächst gelegenen Bank hindurch. Das gegen 500 Schritt lange Riff glitt schnell an unseren Blicken vorüber. Die bewegte See begrenzte seine seichten Gestade mit einem weifsen weithin sichtbaren Schaumstreifen.

Wenige Stunden nach Mittag hatten wir Mirsa Sebara erreicht, eine kleine aber tief in's Land hineingehende Bai, welche durch pittoreske Nagelfluh- und Korallenfelsen begrenzt und an ihrer Einfahrt von den Bänken und Riffen derartig eingeschlossen wird, dass sie für kleinere Fahrzeuge einen äusserst sicheren Hafen bildet. Die benachbarten hohen Gebirge mit dem gegen 4000 Fufs hohen Gebel Russass (d. h. Bleiberg) fallen mit ihren steilen Abstürzen 2-3 Stunden von der Küste entfernt ab, in ungemein malerischer Weise zu terrassenartig einander überragenden Reihen vertheilt, und verlaufen in niedere Vorhügel, welche sich aus der von ihrem Fufse aus zum Meere geneigten Ebene erheben, mit zahllosen gewundenen breiten und schmalen Thälern oder Rinnsalen, die in letztere einschneiden. Sie verschmelzen in der Nähe der Küste zu einer weiten Kiesfläche, welche

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